Komödienstrecke im September

"Gäste zum Essen" / "Mit Harpunen schießt man nicht" / "Merz gegen Merz - Hochzeiten"

Im September präsentiert das ZDF donnerstags in der Primetime drei neue Komödien: Den Auftakt macht am 14. September 2023 "Gäste zum Essen", eine Woche später folgt "Mit Harpunen schießt man nicht". Den Abschluss der Komödienstrecke bildet am 28. September 2023 "Merz gegen Merz – Hochzeiten".

 

Diese Sendungen werden mit Untertiteln und  Audiodeskription (Hörfilm) angeboten.

  • ZDF, 14., 21. und 28. September 2023, jeweils donnerstags, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Alle drei Komödien ab Donnerstag, 7. September 2023, für ein Jahr

Texte

Redaktionelles Statement

Dieses Jahr laden wir Sie ein zu drei turbulenten, neuen Komödien, die alle ihren Ursprung haben am schrecklich schönsten Ort der Welt: der eigenen Familie!  

Den Auftakt macht "Gäste zum Essen" – hier prallen zwei Familien aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Welten beim Abendessen aufeinander. Ganz in der Tradition von "Das perfekte Geheimnis" und "Der Gott des Gemetzels" eskaliert eine alltägliche Kammerspiel-Situation auf katastrophale, aber höchst unterhaltsame Weise.

In "Mit Harpunen schießt man nicht" endet ein Streit zwischen Mutter und Tochter um den Verkauf des Elternhauses in einer neuen, ungewöhnlichen Familienkonstellation. Ein junger Taxifahrer, der den Hausschlüssel findet, sucht eine standesgemäße Bleibe und sieht in dem vermeintlich leer stehenden Haus die Lösung all seiner Probleme.

Den Abschluss der Komödienstrecke macht die Fortsetzung der beliebten Comedyserie "Merz gegen Merz – Hochzeiten". Endlich sind die Eheleute Merz geschieden, und jeder könnte in Ruhe seiner Wege gehen. Wäre da nicht der gemeinsame Sohn, der ausgerechnet jetzt heiraten möchte und eine Feier im großen Familienkreis wünscht. 

Wir wünschen viel Freude beim Schauen, am besten natürlich im Kreise der Familie!

Verena von Heereman, Sebastian Hünerfeld, Katharina Görtz und Corinna Marx, Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II 

Gäste zum Essen: Stab, Besetzung, Inhalt, Interviews

Stab

Buch und Regie                  Carolin Otterbach

Kamera                               Heinz Wehsling

Musik                                  Ingo Ludwig Frenzel, Felix Raffel

Schnitt                                Geraldine Sulima

Ton                                     Claudia Mattai Del Moro

Szenenbild                         Benjamin Speiswinkel

Kostümbild                         Gurli Thermann   

Food-Designer                    Florian Ballschuh 

Herstellungsleitung             Roger Daute

Produktionsleitung              Stefan Hoffmann

Produzentinnen                  Sabine Jaspers, Bernadette Schugg

Produktion                          Network Movie Film- und Fernsehproduktion, Hamburg

Redaktion                           Verena von Heereman

Länge                                 90 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Soraya Faber                     Neda Rahmanian

André Faber                       Matthias Koeberlin

Mila Faber                          Hannah Schiller

Monika Popov                    Josefine Preuß

Viktor Popov                       Maximilian Grill

Leon Popov                        Paul Sundheim

Roza                                   Anja Antonowicz

Conny                                Julia Nachtmann

und andere

 

Inhalt

Soraya und André Faber machen sich Sorgen um ihre sechzehnjährige Tochter Mila, die ihnen und der Schule zu entgleiten droht. Ihrer Meinung nach könne das nur am schlechten Einfluss ihres Freundes Leon liegen. Kurz entschlossen laden die Fabers Leons Eltern, Viktor und Monika Popov, in ihr großzügiges Zuhause zum festlichen Abendessen ein. Während die reichen Gastgeber noch über einen rücksichtsvollen Kleidungsstil im Understatement nachdenken, fahren die Popovs bereits auf dem Motorrad vor – aufgebrezelt und in Kampfstimmung: Sie werden sich von diesen Bonzen nicht unterbuttern lassen. Nach einer holprigen Begrüßung gibt es die ersten Überraschungen: Leon ist längst nicht der Loser, wie Milas Eltern gern glauben wollten, sondern der Klassenbeste. Die noch größere Überraschung ist jedoch, dass sich das Teenagerpaar gerade frisch getrennt hat, weil Mila ungewollt schwanger ist und keinen Abbruch will. Die beiden überrumpelten Großeltern in spe versuchen dem Mädchen die Konsequenzen vor Augen zu führen, doch dann fliegt eine heimliche Affäre auf und die sexuellen Probleme der Erwachsenen kochen hoch.

Der Abend nimmt mit sich steigernder Dynamik einen unvorhersehbaren Verlauf, und angesichts des pubertären Verhaltens seiner entfesselten Eltern sieht sich das junge Paar mit neuen Augen.

 

Interview mit Drehbuchautorin und Regisseurin Carolin Otterbach

Wie sind Sie auf die Idee zum Film gekommen?

Meine Tochter wollte, dass wir die Eltern ihres ersten Freundes kennenlernen, doch bevor es dazu kam, war die Beziehung schon wieder vorbei. Weil dieses Treffen nie Realität wurde, habe ich mir alles Mögliche ausgemalt und gemerkt, wie viel erzählerisches Potenzial darin steckt. Kombiniert habe ich das mit dem Super-GAU, der einer beruflich ambitionierten Teenager-Mutter passieren kann: plötzlich wieder für einen Säugling verantwortlich zu sein.

"Gäste zum Essen" wird als "Dramödie" bezeichnet. Worauf kommt es bei einer Drama-Komödie an?

Ich liebe dieses Genre, da sich Drama und Komik auch im wahren Leben oft begegnen, weshalb ich es natürlich finde, Geschichten vom Scheitern aus der komischen Perspektive zu erzählen. Das Erzeugen von Humor ist aber ein Balanceakt, bei dem es auf die richtige Haltung und Dosierung ankommt, der auch seine Risiken birgt. Wenn er in Zusammenarbeit mit den Gewerken gelingt, ist das ein tolles Erfolgserlebnis für alle Beteiligten.

Worin liegt der Humor dieses Films?

Mir gefällt, wie die Figuren sich in die beste Version ihrer selbst verwandeln, um andere zu beeindrucken, und ihre Fassaden unter Druck mit Karacho in sich zusammenfallen. Ebenso bietet das Aufeinanderprallen der gegensätzlichen Milieus viel Stoff für komische Situationen. Der Film widmet sich dem Scheitern von Figuren, die wir selbst sein könnten. Insofern greift hier im besten Fall die Formel: Humor = Tragik + Zeit. In etwa so, wie wenn wir uns vor anderen komplett zum Affen machen, was im Moment schmerzhaft peinlich ist, und erst im Nachhinein, mit genügend Abstand, Stoff für eine witzige Anekdote ergibt. Insofern ist der Humor im Film eine etwas komplexere Angelegenheit, weniger der Schenkelklopfer.

Worauf kam es Ihnen bei der Umsetzung an?

"Gäste zum Essen" ist ein Schauspielerfilm, da musste das Casting sitzen. Bei der Zusammenstellung des siebenköpfigen Ensembles kam es mir vor allem darauf an, dass die Figuren miteinander harmonieren und sich trotzdem klar voneinander unterscheiden. Ein besonderes Augenmerk habe ich auf die Glaubwürdigkeit der drei Paarkonstellationen und die Authentizität der polnischen Haushaltshilfe gelegt. Alle Figuren sollten ein gutes Humorpotenzial und Lust auf Komödie mitbringen. Ich hatte ein unglaubliches Glück, dass alle Kandidat*innen meiner Traumbesetzung zu unserem Drehzeitpunkt verfügbar waren.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Wir hatten schon früh ein Hauptmotiv gefunden, das alle unsere Ansprüche erfüllt hat. Als uns das zwei Wochen vor Drehbeginn geplatzt ist, glich das zunächst einer Katastrophe. Doch durch die intensive Zusammenarbeit aller Verantwortlichen und etwas Glück, hatten wir innerhalb von zwei Tagen ein neues Motiv, das in vielerlei Hinsicht sogar noch viel besser als das ursprüngliche war.

Ein psychologisches Kammerspiel hat seine eigenen Herausforderungen mit seiner Einheit von Raum und Zeit. Um es visuell interessant zu gestalten, obwohl wir uns die meiste Zeit in Innenräumen aufhalten, haben der Kameramann und ich auf einen kinematografischen Look mit geringer Schärfentiefe gesetzt. So wurden in dieser einen Location viele unterschiedliche Bildkompositionen möglich, wodurch der Film auch visuell spannend bleibt. 

Warum war es Maximilian Grill so wichtig, in seiner Rolle einen Schnauzbart zu tragen?

Maximilian Grill spielt Viktor, einen handfesten Kerl, Motorradfahrer, der mit körperlicher Arbeit sein Geld verdient und auf bürgerliche Konventionen pfeift. Um in diese Rolle zu schlüpfen, die fern seiner bisherigen Figuren liegt, brauchte er eine körperliche Veränderung, die ihm dabei half, Viktor zu werden. Das war ihm so wichtig, dass wir ein kleines Video aufgenommen haben, in dem er die Redakteurin von seiner Idee Schnauzbart überzeugen konnte.

Sie sind Autorin und Regisseurin des Films: Chance oder Risiko?

Für mich war es eine große Chance, Regie bei meinem eigenen Drehbuch zu führen. Da ich das Buch in- und auswendig kannte, musste ich es mir nicht erst aneignen und konnte meine Energie ganz auf die Umsetzung konzentrieren – was angenehm für mich und alle Beteiligten war. Auch konnte es durch die Personalunion nicht passieren, dass Feinheiten in der Übersetzung von Drehbuch zu Film verloren gingen, weil ich als Regisseurin jeden Satz genauso verstanden habe, wie ihn die Autorin gemeint hat.

 

Vier Fragen an Matthias Koeberlin

"Gäste zum Essen" ist Drama und Komödie zugleich. Welche Zutaten braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung? 

Eine Geschichte, die sowohl Drama als auch Komödie ist, ist immer reizvoll. Wie im wahren Leben liegt beides sehr nah beieinander. Die Möglichkeit, sowohl das Lachen als auch die Trauer anzusprechen, macht sehr viel Spaß. Ich denke, es erfordert Präzision für eine erfolgreiche Umsetzung sowie Mut und die Lust am Unerwarteten – gerade, wenn es ein Kammerspiel ist.

Welche Szene ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die Schlägerei zwischen André und Soraya im Pool ist mir aufgrund der Kälte des Wassers heftigst in Erinnerung geblieben. Die Hilferufe meinerseits waren nur zur Hälfte gespielt.

Ein Abendessen mit den Fabers oder den Popovs? Zu wem würden Sie lieber gehen?

Die Entscheidung würde mir extrem schwerfallen. Ich denke, ich würde den Abend bei den Fabers beginnen, und den Absacker lasse ich mir gern bei den Popovs servieren.

Sie werden in diesem Film als unglaublich guter Koch dargestellt. Trifft das auch im echten Leben auf Sie zu?

Ja, ich koche privat sehr gerne, allerdings nicht so ambitioniert, wie meine Figur André. Bei mir ist es eher ein Improvisieren mit unterschiedlichsten Zutaten – und unterschiedlichem Erfolg. Ich habe Spaß am Ausprobieren und Kombinieren. Für mich ist Kochen zugleich Entspannung. Und natürlich freut es mich, wenn es der Familie oder den Gästen schmeckt. Dabei kenne ich meine Grenzen sehr gut. Es gelingt nicht immer.

 

Vier Fragen an Neda Rahmanian

Inwiefern hat der Film Sie in ihre eigene Teenagerzeit zurückgeführt? Wie haben Sie Ihre Mutter erlebt?

Ich finde, der Kosmos, in dem man sich als Teenager befindet, ist ein ständiges Ausloten von Grenzen. Wirklich überfordert habe ich meine Mutter nicht erlebt, aber dass ich als jüngstes Mädchen nebst zwei älteren Brüdern meine Mutter anders gefordert habe, hat sie tatsächlich einmal zu Wort gebracht. Ich empfand das damals als Kompliment, was von ihr natürlich nicht so gemeint war.

Ihre Figur Soraya hat für die Erziehung ihrer Tochter die eigene Karriere zurückgestellt und will sich nun endlich beruflich selbst verwirklichen. Wie stehen Sie dazu?

Auch im Jahre 2023 stellt sich immer noch diese Frage – das spricht schon für sich. Ich denke, da ist immer noch einiges zu machen, um Frauen die faire Möglichkeit zu geben, Mutter sein zu können und gleichzeitig nicht aus ihrer Berufsbahn geworfen zu werden. Die 40-Stunden-Woche basiert immer noch auf einer männerorientierten Aufteilung, die nur funktioniert, wenn eine "Frau dem Mann den Rücken freihält, mit Familie und Haushalt". Das funktioniert schwerlich, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Meine Rolle der Soraya im Film arbeitet selbstständig und hat sich die vergangenen Jahre als Mutter für die Familie zu Verfügung gestellt. Nun will sie dran sein, doch wird ihr dann ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Wenn Sie in eine andere der vier Protagonistenrollen schlüpfen könnten, welche wäre es?

Ich wäre super gern meine Filmtochter Mila! Sie hat ihre Eltern im Griff, bekommt bestes Essen auf vegane Art und zieht, wenn auch nicht mühelos, ihr Ding durch. Das gefällt mir!

Sie engagieren sich für das Projekt "Sisters Network", in dem junge Frauen zwischen 16 und 26 Jahren Unterstützung für den Übergang von der Schule in den Beruf finden. Wovon brauchen junge Frauen in unserer Gesellschaft mehr, und wie kommen wir dahin?

Ich kann nicht für eine ganze Gesellschaft sprechen, aber ich denke, dass junge Menschen vor allem ernst genommen werden müssen. Sie erleben die Welt auf ihre jüngste Weise. Das mag jetzt vielleicht etwas philosophisch klingen, aber wir Erwachsenen sind geprägt von unseren Erfahrungen – das ist ja auch gut so. Aber, ob wir die Gegenwart und den Wandel der Zeit so klar wahrnehmen, wie es junge Menschen tun, bezweifele ich manchmal. Junge Menschen ernst nehmen, mit ihnen in Austausch kommen und am besten dafür offen sein, selbst an jungen Ansichten zu wachsen. Das ist die ehrlichste Haltung, die ich mir vorstellen kann.

 

Vier Fragen an Maximilian Grill

Der Film wurde überwiegend an einem Ort gedreht und erinnert an ein Kammerspiel. Inwiefern beeinflusst das die Dynamik beim Spiel?

Die große Herausforderung ist, dass wir, wie in jedem Projekt, nicht chronologisch gedreht haben, aber diese Geschichte ja fast in Echtzeit erzählt wird. So hat ein Großteil der Szenen einen sehr direkten Anschluss, und da muss man natürlich voll auf Zack sein. Was ist vorher passiert, was passiert gleich, wo sind wir und was machen wir während einer Szene in der Küche, im Wohnzimmer und so weiter! Ein bisschen wie ein Reigen.

Was mochten Sie an Ihrer Rolle des Viktor Popov besonders?

Viktor ist ein reiner Lustmensch und hat kaum Filter. Er trinkt, er futtert und sagt einfach alles, was er denkt. Auch seine Körperlichkeit war spannend zu finden – Bauch raus, stabiler Stand und alles mehr so aus der Körpermitte. Das war einfach eine neue Art von Figur für mich, und das macht natürlich Riesenspaß.

Ihrer Figur scheint nichts unangenehm zu sein. Finden Sie solche Typen persönlich sympathisch oder schreckt Sie das ab?

Einen Typen wie Viktor bei mir zum Essen zu haben, wäre schon eher eine Herausforderung für mich. Aber er gefällt mir auch, weil er so unverstellt ist, und das hat was Sympathisches. Ich selbst bin doch eher der abwartende Typ, fürchte ich.

Das Filmessen wurde von einem Food-Designer zubereitet. Durften Sie mal kosten?

Für Viktor fand ich's richtig, dass er bei allem reinhaut. Auch beim Essen. Und in unserem Film stopfe ich mir ja auch andauernd etwas in den Mund, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Die Küche kam kaum hinterher, ich habe durchgekostet, und das Essen war wirklich sehr gut.

 

Vier Fragen an Josefine Preuß

Sie verkörpern Ihre Figur Monika Popov mit einer Extraportion Humor. Warum?

In jedem Drama liegt Komödie, in jeder Komödie liegt Drama. Menschen zum Lachen zu bringen, ist eine hohe Unterhaltungsform, und gerade bei "Gäste zum Essen", wo durchaus ernstzunehmende Themen wie ungewollte Schwangerschaft, Vertrauensbruch und Untreue behandelt werden, tut ein Schmunzeln bis Lächeln auch mal sehr, sehr gut. 

Sie haben mit Maximilian Grill schon häufiger zusammengearbeitet. Erinnern Sie sich an Ihr "erstes Mal"?

Wir sind über Jahre hinweg Agenturkollegen, hatten aber erst 2022 die Möglichkeit, miteinander zu arbeiten – dafür dann gleich in vier Produktionen hintereinander. Es hat von Anfang an harmoniert. Die gemeinsame Spiellaune, ein ähnlicher Humor und wirkliche Sympathie machen jeden Drehtag mit Maximilian zu einem kleinen Highlight. 

Das Essen steht im Film im Fokus. "Schnell was auf die Hand" oder "alle am Tisch in großer Runde"? Welcher Typ sind Sie?

Ich bevorzuge eine lange, gut gedeckte Tafel, ausreichend Zeit mit lieben Menschen, bei guten Getränken und noch besserem Essen.

Bei welchem Gericht würden Sie bei einem Abendessen mit Freunden das Weite suchen?

Tatsächlich bei allem, was aus dem Meer kommt. Ich bin überhaupt keine Fisch- oder Meerestierfreundin und kann den Geruch nur schwer ertragen. Aber ich würde niemals bei einem Abendessen mit Freunden aufgrund dessen das Weite suchen, sondern mich stattdessen eher ans andere Ende des Tisches setzen.

 

Interview mit dem Food-Designer Florian Ballschuh

Was steht bei Ihrer Arbeit als Food-Stylist im Vordergrund?

Im Vordergrund steht das Essen als solches. Es sollte auf möglichst natürliche Weise ansprechend und appetitlich erscheinen – das heißt, im besten Falle noch essbar sein. Ich achte bei der Zutatenauswahl im Vorfeld auf hohe Qualität und besonders ansehnliche Lebensmittel.

Kochen Sie am Set alle Gerichte selbst?

Grundsätzlich koche ich alle Gerichte selbst. Abhängig von der Produktion bringt der Kunde eigene Produkte mit, die ich gegebenenfalls mit Zutaten des Kunden oder selbst erworbenen Zutaten nachbauen soll. Dies hat den Hintergrund, dass die echten Produkte vor der Kamera oft schnell unansehnlich werden, wie beispielsweise Eis, Milchschaum oder frische Zutaten. Durch Tricks und Kniffe werden solche Produkte für Film und Foto gestylt – aber die kann ich hier natürlich nicht verraten.

Worauf achten Sie, wenn Sie das Essen präparieren? Welche Rolle spielt dabei das Timing?

Beim Präpieren muss man zunächst beachten, ob das Essen essbar sein oder nur schön aussehen soll. Je nach Vorgabe muss das Essen entsprechend zubereitet werden. Im Vordergrund stehen das natürliche und appetitliche Aussehen und das Anrichten der Speisen und Getränke. Das Timing ist das A und O an einem Set. Ist man zu langsam, muss ein gesamtes Filmteam warten, was Verzögerungen und Kosten mit sich bringt. Ist man zu schnell, wird das Essen zu schnell unansehnlich und man muss erneut einen Teller "bauen".

Welches Lebensmittel lässt sich am einfachsten vorbereiten, so dass es in der Kamera appetitlich aussieht?

Rohes Obst und Gemüse sind am einfachsten vorzubereiten. Hier muss man lediglich beim Einkauf genau darauf achten, die schönsten Stücke auszuwählen und diesen einen schönen Anschnitt verpassen. Eventuell muss man das Obst und Gemüse noch betauen.

Was begeistert Sie an Ihrem Job am meisten?

Die Abwechslung begeistert mich am meisten. Jeder Auftrag ist anders. Meine Kreativität ist stets gefragt. Es wird also nie langweilig.

Bekommt man Hunger, wenn man die ganze Zeit von den unterschiedlichsten Gerüchen und Zutaten umgeben ist?

Das kommt darauf an, wie lange ein Dreh beziehungsweise Shooting angesetzt ist. Am ersten Tag freut man sich meist noch auf das Essen und die Gerüche. Ab dem zweiten Tag kann es – je nach Produkt – schon anders aussehen.

Bei "Gäste zum Essen" wurde auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. Welche Bedeutung hat das Thema Lebensmittelverschwendung am Set?

Das Thema Lebensmittelverschwendung hat bei mir generell einen hohen Stellenwert. In der Vorbereitung habe ich versucht, so wenig wie möglich einzukaufen, um im Vorfeld bereits sparsam mit Lebensmitteln zu haushalten. Am Ende eines Drehtages haben wir die übriggebliebenen und noch essbaren Lebensmittel im gesamten Team verteilt, sodass hier möglichst wenig entsorgt werden musste.

Mit Harpunen schießt man nicht: Stab, Besetzung, Inhalt, Interviews

Stab

Regie                                 Peter Gersina      

Buch                                  Stefan Kuhlmann nach einer Idee von Anna Tebbe

Kamera                             Jochen Stäblein   

Musik                                 Gert Wilden Jr.

Schnitt                               Moune Barius      

Ton                                    Udo Steinhauser

Szenenbild                        Valentina Freising

Kostümbild                        Mo Vorwerck 

Produktion                         all-in-production GmbH, München      

Produzenten                      Boris Jendreyko, Zeljko Karajica        

Herstellungs- und

Produktionsleitung             Marcus Boehnke  

Redaktion                          Sebastian Hünerfeld, Corinna Marx

Länge                                90 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Gerda Weinberger              Gerburg Jahnke

Simon Yeboah                    Eugene Boateng

Linda Weinberger               Isabell Polak

Dora                                   Giulia Goldammer

Feli                                     Muine Keune

und andere

 

Inhalt

Gerda flieht lieber aus der Klinik, als ihre letzten Monate in einem Pflegeheim zu verbringen. Und als Taxifahrer Simon in ihrem Haus steht, um es sich für ein Wochenende auszuleihen, fasst die Seniorin einen Plan: Er wird ihr Pfleger, und sie kann weiter in ihrem Haus wohnen.

Mit ihrer Tochter Linda hat Gerda kein gutes Verhältnis. So wundert es nicht, dass Linda versucht, sie in ein Heim abzuschieben und ihr Haus zu verkaufen. Doch mit Simon als Pfleger, kann Gerda sich gegen ihre Tochter durchsetzen. Schließlich muss Linda auch noch selbst in Gerdas Haus einziehen, da ihre eigene Wohnung eine Dauerbaustelle ist. Was die Situation noch komplizierter macht: Simon hat mit Lindas großer Liebe Dora ein gemeinsames Kind – und plötzlich zieht diese mit ihrer Tochter ebenfalls in das kleine Haus. Als herauskommt, dass Simon die Abschiebung in sein Heimatland Ghana droht, lässt das das Fass fast überlaufen.

Trotz des turbulenten Chaos' lernen sich diese unterschiedlichen Menschen schätzen, und am Ende hält die ungewöhnliche Familie fest zusammen.

 

"Humor unterscheidet uns vom Tier" - Interview mit Gerburg Jahnke

Sie sind hierzulande vor allem als Kabarettistin bekannt – im Film sieht man Sie selten. Warum eigentlich?

Das hat sich – leider – nur selten ergeben. Entweder hatte ich etwas anderes zu tun, oder die Rollen passten nicht. Trotzdem gab es im Laufe der Jahre Filme und Serien, wenn auch eher selten. Dass jetzt alles so gut gepasst hat, ist ein sehr glücklicher Zufall.

Als Gerda finden Sie sich plötzlich in Ihrem eigenen Haus in einer diversen Mehrgenerationen-WG wieder. Inwieweit wäre so ein Wohnkonzept auch etwas für Sie persönlich?

Ich fände das ganz wunderbar. Als kinderlose Frau mache ich mir eh Gedanken darüber, wie ich das Älterwerden gestalten will. Falls ich so kann, wie ich will. Je chaotischer, umso spannender.

Der Film zeigt uns auf entwaffnende Art: Zusammen ist man weniger allein – egal, ob es sich dabei um die biologische Familie handelt oder um eine selbst "zusammengestellte", wie in Gerdas Fall. Würden Sie dem zustimmen?

Unbedingt. Es ist ein Glück, wenn man Menschen hat, die einen begleiten. Der Partner, Freundinnen, Jüngere und Ältere. Alleinsein ist anstrengend und traurig.

Was macht Familie für Sie aus?

Ich genieße es, regelmäßig mit meinen – zahlreichen – Verwandten Kontakt zu haben. Das sind nun mal die ältesten Beziehungen. Und man teilt viele gemeinsame Erinnerungen. Freunde sucht man sich aus, Verwandte hat man. Optimal wäre es, wenn man mit allen super auskäme. Passiert allerdings eher selten.

Gerda begegnet Taxifahrer Simon anfangs ziemlich reserviert – dann schult sie ihn kurzerhand zu ihrem Pfleger um. Was ändert ihre Meinung?

Ich glaube, sie mag ihn auf Anhieb. Zumindest macht er sie neugierig. Er behandelt sie nicht wie eine "Alte", sondern auf Augenhöhe. Außerdem macht es Gerda Freude, ihn zu ärgern – behaupte ich jetzt mal kraft meines Amtes als ihre Darstellerin. Und was hat sie zu verlieren?

Gerda und Simon schaffen es schließlich, die fremdenfeindlichen Ressentiments, denen Simon sich bisweilen ausgesetzt sieht, clever zu ihrem Vorteil zu nutzen. Helfen Humor und Lachen in allen Lebenslagen?

Definitiv! Humor unterscheidet uns vom Tier. Und Lachen hat immer einen befreienden Effekt. Gemeinsam zu lachen, ist das Beste von allem.

Was bringt Sie jenseits der Kamera zum Lachen?

Abstruse, aber wahre Geschichten, Freud'sche Fehlleistungen. Und wenn ein Satz und eine Situation so punktgenau passen, dass man noch nicht mal erklären kann, warum das so schreiend komisch ist. Muss man beigewesen sein.

Ihre Schauspielkolleginnen und -kollegen äußern oft, dass die Komödie im Vergleich zu anderen Genres die schwierigste Disziplin sei. Wie sehen Sie das?

Ja. Komödie ist die Königsdisziplin (oder auch Königinnendisziplin): Präzision, Timing, Betonung, Pausen, Mimik und außerdem die ganzen filmischen Mittel – plus dieser unwägbare Moment der Wahrhaftigkeit. Man kann eine Menge Fehler machen.

 

"Ich lache gerne" - Interview mit Eugene Boateng

Simon wird auf unorthodoxe Weise Teil einer turbulenten Gemeinschaft. Haben Sie selbst schon einmal in einer WG gelebt?

Ich habe eine Art von WG-Zeit eigentlich nur bei meinen Eltern verbracht. Es war schön, mit vielen Geschwistern aufzuwachsen. Action war jeden Tag programmiert, und ich hatte ein soziales Umfeld, in dem ich alle möglichen Erfahrungen machen durfte, wie streiten, lachen, weinen und einfach laut sein.

Wie war die Zusammenarbeit mit Gerburg Jahnke?

Die Arbeit mit Gerburg war nicht nur lustig, sondern sehr angenehm. Ich habe das als eine sehr herzliche Zusammenarbeit erfahren. Sehr einfühlsam. Wir haben uns sofort gut verstanden.

Sie legen in einer Sequenz eine beeindruckende Tanzeinlage in einem Treppenhaus hin. Inwiefern waren Sie in die Ausgestaltung der Szene eingebunden?

Es freut mich, dass Ihnen die Szene gefallen hat. Peter, unser Regisseur, hat mir erzählt, dass er mich bei einer Szene tanzen lassen will. Natürlich habe ich mich darüber gefreut. Wir haben uns gemeinsam den Song ausgesucht, dann habe ich mir zu den Schritten was überlegt und los ging's. Tanzen ist mein Zuhause. Wenn ich das in einem Film einbringen darf, bin ich immer dankbar.

Beruflich haben Sie bereits viel erreicht, spielen von Krimi bis Komödie in verschiedensten Genres. Gibt es sie noch, die Filmrolle, von der Sie träumen?

Oh ja, es gibt so viele Dinge, von denen ich träume. Bei einem Action- oder Adventure-Film mitzuwirken. Ich würde gerne eine Liebeskomödie drehen. Eine Dramedy. Ich würde gerne einen Boxer spielen. Einen Tanz- und Musikfilm möchte ich gerne machen … und und und. Sie sehen, ich habe noch viel vor!

Was bringt Sie jenseits der Kamera zum Lachen?

Oh, fast alles. Ich lache gerne. Ich bin leider auch ein bisschen schadenfroh. Wenn ich mit meinen Jungs unterwegs bin und einer irgendwie ausrutscht und sich hinlegt, bin ich der Erste, der lacht und sich kaum zusammenreißen kann. Ebenso lache ich auch mit, wenn mir sowas passiert.

Die Komödie scheint im Vergleich zu anderen Genres die schwierigste Disziplin zu sei. Wie sehen Sie das?

Ja. Komödie ist die Königsdisziplin. Ich lerne da noch viel. Ich frage mich immer: "Ist das witzig? Würdest du darüber lachen?" Da will ich auf jeden Fall noch mehr Erfahrungen sammeln.

Merz gegen Merz - Hochzeiten: Stab, Besetzung, Inhalt, Interviews

Stab

Regie                                 Felix Stienz   

Buch                                  Ralf Husmann

Kamera                              Berta Valin Escofet        

Editor                                 Martin Mayntz      

Ton                                    Olav Gross

Szenenbild                        Stephanie Schulz 

Kostümbild                        Stephanie Fürst   

Produktion                         MadeFor Film GmbH, Berlin

Produzenten                      Ralf Husmann, Gunnar Juncken          

Producer                            Henning Wagner  

Produktionsleitung             Andreas Jupe

Redaktion                          Katharina Görtz, Corinna Marx

Länge                                90 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Erik                                    Christoph Maria Herbst

Anne                                  Annette Frier

Leon                                  Philip Noah Schwarz

Ludwig                               Michael Wittenborn

Maria                                 Claudia Rieschel

Günter                               Bernd Stegemann

Renate                              Carmen-Maja Antoni

Soraya                               Süheyla Ünlü

Dila                                    Shermin Bauer

Jonas                                 Nikolaus Benda

Laura                                 Yasemin Centinkaya

Silvia                                  Alexandra von Schwerin

Helmut                               Elmar Gutmann

Frau Gräfe                         Alexandra Schalaudek

und andere

 

Inhalt

Nach ihrer Scheidung kämpfen Anne und Erik leidenschaftlich um die Poleposition im Rennen um das glücklichere Leben. Anne legt gut vor, sie hat sich einen deutlich jüngeren Lover geangelt. Erik ist also im Zugzwang, zumal eine Doppelhochzeit in der Familie ansteht, auf der alle zusammenkommen.

Sohn Leon will heiraten und plant eine gemeinsame Feier mit Oma Renate und Oper Günter, die ihr Ehejubiläum begießen wollen. Tatort: Gartenlaube. Erik will an diesem großen Tag natürlich im besten Licht erscheinen und greift zu ungewöhnlichen Mitteln bei seiner Partnersuche.

Leon hat inzwischen erfolgreich sein Medizinstudium aufgenommen. Zwei Lügen in einem Satz, denn er ist bereits zwei Mal durchs Physikum gefallen – was er bislang weder seinen Eltern, die sein Studium finanzieren, noch seiner Verlobten erzählt hat. Annes Vater Ludwig mischt derweil das Pflegeheim immer wieder mit krassen Aktionen auf, und jedes Mal müssen die "Kinder" Anne und Erik anrücken für eine Standpauke bei der Pflegedienstleitung. Maria versucht sich im neuen Leben ohne Ludwig, das schlechte Gewissen immer im Gepäck. Auf der Hochzeitsfeier – zwischen Kartoffelsalat, Ludwigs musikalischer Einlage, einem Notarzteinsatz und einer ungeplanten Annäherung zwischen Anne und Erik – kommt es schließlich zum Showdown.

 

Statement von Autor und Produzent Ralf Husmann

Für mich hat Schreiben viel mit Musik zu tun, idealerweise treffen die Schauspieler*innen meinen Sound und ich ihren. Frier & Herbst sind für mich in dieser Hinsicht Cindy & Bert, nur mit besseren Songs, und die beiden Elternpaare sind mindestens ABBA. Deswegen ist die Leseprobe meine größte Freude, wenn ich die ganze Bande zum ersten Mal den Text sprechen höre. Nach drei Staffeln saß jeder bombenfest auf seiner Rolle, und weil es so gute Leute sind, konnte ich mir überlegen, was ich von denen gerne mal sehen würde. ABBA meets AC/DC, Cindy & Bert singen Brecht. So was in der Art. Und mit Felix Stienz gibt's einen Regisseur, der das alles mitgeht und selbst noch einen eigenen Ton drauflegt. So ein Film ist das geworden. Ich bin ganz stolz drauf.

 

Doppelinterview mit Annette Frier und Christoph Maria Herbst

Nach drei Staffeln "Merz gegen Merz" und zwei Jahren Bildschirm-pause kommt nun der 90-Minüter "Hochzeiten". Was hat Sie dazu bewogen, noch mal in die Rollen von Anne und Erik zu schlüpfen?

Christoph Maria Herbst: Die Gesamtsituation: dieses Ensemble, dieser Autor, dieser Sender. Zudem lockte die Möglichkeit, unsere seriell angelegten Figuren mal in einem 90-Minüter auszuweiden. Es funktionierte und war einmal mehr ein herrliches Wiedersehen.

Annette Frier: Neugier und Spielfreude, die schlimmste aller Kombinationen. Neugier, ob unsere Sitcom-Charaktere auch über 90 Minuten funktionieren. Spielfreude, weil ich es hier mit der tollsten Familienkonstellation zu tun bekomme, die ich mir nur vorstellen kann.

Anne und Erik führen nach der Scheidung einen scheinbar nie enden wollenden Wettstreit, wer besser in seinem neuen Leben angekommen ist. Wer gewinnt?

Annette Frier: Iiiihhhh, wer gewinnt? Ganz übel. Das ist ja schon am Rand eines Fußballfeldes kaum auszuhalten, diese engagierten, ehrgeizigen Eltern. Aber im Fall Anne und Erik ganz klar, ICH GEWINNE! (Ziehen Sie 49 Prozent dieser Aussage ab, es war ja Spaß!)

Christoph Maria Herbst: Anscheinend Anne. Aber ich halte es für einen Burgfrieden. Erik wird nie in seinem wie auch immer gearteten neuen Leben ankommen, wenn er es nicht schafft, loszulassen. Ich fürchte, das ist sein größtes Hindernis. Ansonsten stürzt er sich in die Arbeit und lenkt sich typisch männlich damit ab.

Anne arbeitet jetzt in einer Marketing-Agentur. Welche strategischen Maßnahmen würde sie sich selbst verordnen, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen?

Christoph Maria Herbst: Die Reset-Taste suchen, finden und drücken. Eben nicht in alte Muster zurückfallen, sondern alle Fenster öffnen und tüchtig lüften.

Annette Frier: Ach, die Anne. Ich liebe ihre Pullover – da steckt LOVE drin – Strategie. Sie macht ja die ganze Zeit Pläne, nur um sie dann wieder umzuschmeißen. Ich befürchte, da haben wir einiges gemeinsam. Also Anne und Annette. Nun ja. Nächste Frage?

Anne kommt früher in die Wechseljahre, als ihr recht ist. Menopause – nach wie vor ein Thema, das auch in der Gesellschaft oft noch tabuisiert wird?

Annette Frier: Komplett unter den Tisch gefallen das Thema im Patriarchat. Freue mich schon drauf, es in den kommenden Jahren zu bespielen.

Christoph Maria Herbst: Ja? Gibt es wirklich noch Tabuthemen? Das letzte große Tabu ist eventuell, dass der Mann auch in eine Art Klimakterium kommt. Redet da jemand drüber? Nein. Das männliche Geschlecht hat das Reden bekanntlich eh nicht erfunden und muss natürlich funktionieren. Wann ist ein Mann ein Mann? Dann.

Anne und Erik werfen sich fast 90 Minuten lang inhaltlich geschliffene, zynisch-überspitzte und gleichzeitig überaus emotionale Dialoge um die Ohren. Was macht Ralf Husmanns Projekte, der nach der Serie auch beim Fernsehfilm produziert und das Drehbuch geschrieben hat, so besonders?

Annette Frier: Ralf Husmann-Texte muss man vom Blatt spielen. Keine großen Interpretationen nötig, steht alles schon da. Wirklich. Es ist faszinierend. Man kann den Dialog schon versauen, wenn man ein Komma versetzt. Das soll übrigens ein Kompliment sein.

Christoph Maria Herbst: Dass man sich sowohl inhaltlich geschliffene als auch zynisch-überspitzte und gleichzeitig emotionale Dialoge um die Ohren hauen kann (lacht). Husmann steht für eine ganz eigene Farbe im deutschen Fernsehen. Die kann in einem Moment Pastell sein, im nächsten grell und dann fast durchsichtig. Er hat vielleicht den buntesten Tuschkasten überhaupt. Da ist man gern Leinwand.

Trotz aller grandioser Situationskomik, stellt der Film die nicht unbedeutende Frage "Was macht dich eigentlich glücklich?" Was macht Sie glücklich?

Christoph Maria Herbst: Wenn es allen gut geht und ich mit mir im Reinen bin.

Annette Frier: Drehbücher von Ralf Husmann zum Beispiel machen mich oft glücklich. Drehtage mit Christoph und der ganzen verlotterten Verwandtschaft dieses wunderbaren Ensembles. Das zu toppen schafft höchstens noch meine eigene echte, also Familie. Liebe macht glücklich, in jeder Beziehung. Was denn sonst?

Der Film trägt den Titel "Hochzeiten" – ein Tag, der wohl jedem Paar in spezieller Erinnerung bleibt. An welche besondere "Hoch-Zeit" in Ihrem Leben erinnern Sie sich gerne zurück?

Christoph Maria Herbst: Die jüngste Hoch-Zeit war sicher mein Aufenthalt in Australien, wo ich für eine Terra X-Folge der Presenter sein durfte. Ich tauchte mit australischen Seelöwen, sprach mit Aborigines und fütterte Kängurubabys. Aber das Größte war sicherlich, dass ich diese unvergessliche Zeit zusammen mit meiner Frau erleben konnte, die auf unsere Kosten mitgekommen war.

Annette Frier: Auch hier an meine eigene, Gott sei Dank.

Nach mehreren gemeinsamen Projekten im Laufe Ihrer Karrieren: Sind Sie selbst schon wie ein altes Ehepaar?

Annette Frier: Ich befürchte, wenn man sich diese Frage stellt und zu keiner rechten Antwort kommt, dann ist man's längst. Was meinst du Christoph?

Christoph Maria Herbst: Wir haben großen Respekt voreinander, jede Menge Spaß und sehen uns gerne. Klingt das nach altem Ehepaar? Das muss jeder selbst entscheiden.

 

Drei Fragen an Bernd Stegemann

Wie würden Sie Günter beschreiben?

Ach, der Günter! Günter meint, das Leben sei eigentlich schön, aber auch soooo schwer. Günter möchte so gern wichtig sein; helfen, alles richtig machen und macht doch soooo viel falsch. Das war immer so und gilt auch für heute und für morgen. Rentner sein ist halt nicht so einfach.

Wie würden Sie die Entwicklung Ihrer Rolle im Laufe des Films beschreiben?

Klar heraus: Günters Entwicklung ist gar keine. Es ist nur die tägliche Freude, ein Bierchen zu zischen, im Garten zu sein und selbst gemachte Frikadellchen von Renate zu futtern. Rund heraus, Günter möchte einfach nur geliebt werden.

Warum ist, Ihrer Meinung nach, "Merz gegen Merz" so erfolgreich?

Geschichten, die das Leben schreibt, werden einfach großartig erzählt (was für ein genialer Autor und was für ein toller Regisseur) und sie werden auch großartig und unverwechselbar gespielt. Tiefgründig witzig. Hut ab! Auf "Merz gegen Merz" im September und die nächsten 100 Filme darf die ganze Welt gespannt sein.

 

Drei Fragen an Carmen-Maya Antoni

Welche Rolle nimmt Renate in dem neuen Familiengefüge der Merzens ein?

Ich könnte mir vorstellen, dass Renate das ganze türkische Essen zukünftig auf Deutsch kocht. Auch wird sie die Schlichterin jeglicher Ehekonflikte sein, da sie wunderbare, falsche Ratschläge geben kann, die aber von Herzen kommen.

Was ist das Geheimnis von Renates und Günters Ehe?

Es gibt kaum Geheimnisse zwischen den beiden, nur unerfüllte Träume und die Hoffnung und plötzliche Einfälle. Sie sind ganz einfache Menschen und staunen über ihren klugen Sohn, über den Enkel. Sie haben diese Grundnaivität für das Leben "ach, das wird schon" und meistens wird es nichts. Zusammenhalten ist die Devise.

Anne und Erik halten nicht viel von ihren Eltern. Wird Renate missverstanden?

Renate kann man nicht missverstehen, aber Renate versteht "miss". Ihr Sohn ist ihr privates Wunder, und dieses Wunder verdient das Beste.

 

Drei Fragen an Michael Wittenborn

Das Komische liegt in Ihrer Figur in der Tragik, gleichzeitig macht sich der Film nie über die Krankheit lustig. Wie haben Sie es geschafft, dem Thema Demenz diese gewisse Leichtigkeit zu verschaffen?

Das war nicht ich – das war Ralf Husmann.

Im Film stellt Ihre Figur die Frage, was Glück mit Heiraten zu tun hat. Wie sehen Sie das?

Alles im Leben hat mit Glück zu tun – Beruf, Gesundheit, Beziehungen, alles. Heiraten ist eine Formalität, die nicht unbedingt ins Glück führt – das wollte Ludwig wohl damit sagen.

Was oder wen würden Sie niemals vergessen wollen?

Ich würde gern nichts und niemanden vergessen wollen – das Problem ist eher, mich an alle und alles zu erinnern.

 

Drei Fragen an Claudia Rieschel

Maria hat beschlossen, sich wieder mehr um sich selbst zu kümmern. Wie gelingt ihr das?

Maria hat die selbstbewusste Freundin Silvia an ihrer Seite, die sie aufbaut und ihr Selbstvertrauen stärkt. Dadurch fängt Maria an, mehr für sich zu tun (Yoga) und traut sich, in Familienangelegenheiten aktiv zu werden und dabei sogar Gehör zu finden.

Inwieweit ist Demenz eine Herausforderung nicht nur für Angehörige, sondern auch für die ganze Gesellschaft hinsichtlich Akzeptanz, Verständnis und Unterstützung?

Die Krankheit Demenz hat viele verschiedene Symptome und Formen, bis hin zur Veränderung der gesamten Persönlichkeit. Besonders schwierig ist es für Angehörige, wenn der vertraute Mensch sogar auf Zuwendung bösartig reagiert. So schwer es fällt: Der Gesunde darf das nicht persönlich nehmen, er muss akzeptieren, dass von der Krankheit betroffene Menschen ihr Verhalten nicht ändern können. Diese Herausforderung muss auch die Gesellschaft annehmen und – wie bei anderen Krankheiten – professionelle Hilfen bereitstellen.           

Was zeichnet Ihrer Meinung nach das Format "Merz gegen Merz" aus?

Exzellente, liebevolle Drehbücher, eine kongeniale Regie und herausragende Kollegen, die es auf sehr subtile Weise verstehen, eigentlich bittere Themen in einer Familie – wie Trennung, Demenz, Unselbstständigkeit und Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden –äußerst komödiantisch, aber gleichzeitig sehr berührend zu präsentieren. Die Szenen sind bei aller Überhöhung nie platt, sondern von großer Wahrhaftigkeit und Tiefe. Deshalb bleibt einem bei aller Komik das Lachen auch des Öfteren im Halse stecken. Und ich bin einfach überglücklich, bei so einem tollen Format dabei sein zu dürfen.

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