A Pure Place
Drama aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel
Das ZDF zeigt "A Pure Place", ein dystopisches Drama über die Geschwister Irina (Greta Bohacek) und Paul (Claude Albert Heinrich), die als Kleinkinder entführt und in eine Sektengemeinschaft eingegliedert wurden. Zehn Jahre später versuchen sie diese abgeschottete Welt zum Einsturz zu bringen, als der Sektenführer Fust (Sam Louwyck) sie voneinander trennen will.
- ZDF Mediathek, Ab Freitag, 20. Januar 2023, bis Freitag, 3. Februar 2023, in der ZDFmediathek
- ZDF, Montag, 23. Januar 2023, 23.55 Uhr
Texte
Stab und Besetzung
A Pure Place
Drama, Deutschland/Griechenland 2020
Montag, 23. Januar 2023, 23.55 Uhr, im ZDF
Ab Freitag, 20. Januar, bis Freitag, 3. Februar 2023, in der ZDFmediathek
Stab
Regie Nikias Chryssos
Buch Nikias Chryssos, Lars Henning Jung
Kamera Yoshi Heimrath
Ton Oliver Achatz, Marc Parisotto
Szenenbild Marcel Beranek
Schnitt Stephan Bechinger, Carsten Eder
Musik John Gürtler, Jan Miserre
Produktionsleitung Rainer Jeskulke, Thanassis Christopoulos
Produzent Alexis von Wittgenstein
Produktion Violet Pictures in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel,
gefördert durch BKM, FFF Bayern, Medienboard Berlin
Brandenburg, MFG Baden-Württemberg, Kuratorium junger
deutscher Film, DFFF, EKOME S.A.
Redaktion Burkhard Althoff (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Länge circa 85 Minuten
Besetzung
Fust Sam Louwyck
Irina Greta Bohacek
Paul Claude Albert Heinrich
Siegfried Daniel Sträßer
Albricht Daniel Fripan
Maria Lena Lauzemis
Lehder Wolfgang Czeczor
Ulca Mariella Aumann
Wimmerl David Gorelik
Sepi Segej Iwanaga
Inhalt
Schon als Kleinkinder wurden die Geschwister Paul und Irina auf die griechische Insel des geheimnisvollen und undurchschaubaren Sektenführers Fust verschleppt, wo sie in abgeschiedener Umgebung aufwuchsen.
Das Leben in der Sekte folgt einem streng hierarchischen System: Es ist in "oben" und "unten", "gut" und "böse", "schmutzig" und "rein" eingeteilt. Unter Anweisung ihres charismatischen Anführers streben die Mitglieder der Gemeinde danach, "rein" zu werden: An der Oberfläche durch eine besondere Seife, die im Keller der Sekte hergestellt wird und es ihnen erlaubt, sich von der als verschmutzt angesehenen Außenwelt "rein” zu waschen; im Inneren durch die Anbetung ihres Gurus Fust, der ihnen den wahren Weg weist.
Fust ist der Sohn eines deutschen Industriellen, der zur Zeit der NS-Besetzung eine griechische Seifenfabrik geleitet hat, und einer griechischen Zwangsarbeiterin. Der Sektenführer sieht sich als den wahren Nachfolger antiker Priester, der einem längst vergessenen griechischen Kult huldigt: der Legende von Hygeia, der Göttin der Reinheit und der Gesundheit. Seinen Anhängern und Anhängerinnen verheißt er den Übergang zu fortgeschrittenen, erleuchteten Wesen – ein Zustand, der ausschließlich denjenigen vorbehalten bleibt, deren gereinigte Seelen ihre menschlichen Hüllen verlassen können.
Das Leben der Geschwister verläuft in dieser kruden Umgebung halbwegs harmonisch, bis Irina in der Hierarchie aufsteigt und von Fust an die Oberwelt der Sekte geholt wird. Zum ersten Mal sind die Geschwister voneinander getrennt. Paul verliert seine wichtigste Bezugsperson und somit den letzten Halt. Aus seiner kindlichen Eifersucht wächst ein zerstörerischer Hass gegen die Gemeinschaft und den Guru, der ihm seine geliebte Schwester genommen hat. Als er zudem erkennt, dass Irina Fust in der Oberwelt hilflos ausgeliefert und in höchster Gefahr ist, will er sie befreien, bevor es zu spät ist. Mit anderen unterdrückten Kindern aus der Unterwelt bildet er eine Gegengruppe zum totalitären Regime der Sekte. Die Dinge nehmen einen gewaltsamen Lauf.
Statement des Regisseurs Nikias Chryssos
Ein Sommertag vor einigen Jahren. Ich sitze in einem großen Zelt an der slowenischen Küste. Hunderte Menschen aus ganz Europa haben sich versammelt, um auf die Ankunft ihres Gurus Rael zu warten, dem Gründer der gleichnamigen UFO-Sekte. Vor mir das Logo der Gruppe, eine merkwürdige Verbindung aus Davidstern und Hakenkreuz. Die Menschen tanzen, klatschen. Dann betritt ein weißgekleideter Mann den Saal. Pferdeschwanz, Unterhemd. Er begrüßt seine Anhänger*innen. Sie lachen. Rael macht sich absichtlich klein, spricht davon, dass seine Gruppe die Vorhut der gesellschaftlichen Entwicklungen bildet. Er spricht auch davon, dass man sich nicht zu viel waschen sollte, keine Deodorants benutzen solle – wer wüsste schon, welche Stoffe da drin seien.
Das war nur eine der interessanten Begegnungen und Situationen, in denen mich meine Recherche zu "A Pure Place" führte, die bereits 2006 begann. Die Mischung aus echter Begeisterung auf Seiten der Anhänger*innen, fast erotischer Aufladung und Albernheit fand ich faszinierend. Und was von außen vor allem skurril wirkte, erwies sich bei einem Blick hinter die Kulissen doch als Mischung aus falschen Versprechungen, Lügen und Formen von Missbrauch.
Gemeinsam mit meinem Ko-Autor hatte ich damals bereits viel recherchiert. Wir hatten über Jonestown, die Sonnentempler, Heaven's Gate und Colonia Dignidad gelesen, waren bei der Hare-Krishna-Bewegung und bei (einer) Zen-Meditation(en) gewesen, hatten bei Scientology und evangelikalen Christen vorbeigeschaut und hatten ehemalige Mitglieder der Children of God getroffen. Letztendlich haben wir uns dazu entschlossen, einen Film über eine von uns erfundene Gemeinschaft zu erzählen, da wir immer wieder auf ähnliche Strukturen gestoßen sind und eine "eigene" Gruppe uns eine größere Freiheit bei der Gestaltung geben würde. Waschrituale fanden wir dabei bei vielen Religionsgemeinschaften. Überhaupt war der Reinheitswahn in unterschiedlichster Form ein interessanter pathologischer Teil zahlreicher Utopien und ihrem Streben nach Perfektion. Auch Fust, die Gurufigur in meinem Film, scheint geradezu besessen davon, sich "reinzuwaschen" – und verfällt mit seiner Gruppe am Ende doch in die gleichen, zerstörerischen Muster.
"A Pure Place" schildert den Terror einer Sekte zumindest in dieser Hinsicht als Horrorszenario. Meine Recherche gab mir aber auch einen Eindruck davon, was Menschen in Gemeinschaften wie diese zieht: Antworten auf die großen, existenziellen Fragen zu erhalten; ein Gefühl von Intimität, Zusammenhalt und Innerlichkeit; die Angst vor unsicheren Zeiten; die Überzeugung, gemeinsam mit anderen "das Richtige" zu tun und ein kollektives Ziel zu verfolgen. Die Zukunft der Geschwister in meinem Film bleibt am Ende in vielerlei Hinsicht offen. Vielleicht legen sie ihre Vergangenheit und den religiösen "Schutzmantel" der Sekte ab. Vielleicht bilden sie eine neue, weniger destruktive Form von Gemeinschaft.
In "A Pure Place" verbinde ich Sektenmotive mit Versatzstücken griechischer Mythologie, auf teilweise krude Weise – so wie ich das bei vielen neu entstandenen "Religionsgemeinschaften" erlebt hatte. Als Deutsch-Grieche war es für mich dazu besonders schön, einen Film in Griechenland drehen zu können und zwischen Deutschland und Griechenland sowohl in der Entwicklung der Mythologie als auch der Produktion des Films eine Verbindung herstellen zu können.
Inspiriert wurde ich unter anderem von Filmen der 70er wie "The Wicker Man", dem griechischen Theater und den Märchen der Gebrüder Grimm. Überhaupt war der Begriff "Märchen" bei der Entwicklung immer wichtig – Märchen im klassischen Sinne einer düsteren Parabelhaftigkeit und etwas Spielerischem. Das Ziel war, aus diesen Elementen einen Film zu machen, der von seinen Bildern, der Musik und der Atmosphäre lebt – also, nicht unähnlich wie ein Sektenguru, einen eigenen Mikrokosmos zu erstellen.
Nominierungen, Preise und Festivals – eine Auswahl
Filmfest München 2021
Förderpreis Neues Deutsches Kino, Beste Regie
Preis der Deutschen Filmkritik 2021
Beste Filmmusik, John Gürtler und Jan Miserre
Preis der Deutschen Filmkritik 2022
Nominierung Bester Schauspieler, Sam Louwyck
Biografie Nikias Chryssos (Buch/Regie)
Nikias Chryssos wurde 1978 bei Heidelberg geboren. Nach dem Abitur und seinem Zivildienst arbeitete er für Film- und TV-Produktionen in München. Anschließend studierte er Film- und Videoproduktion in England und Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Während des Studiums wurde er als einer von sechs internationalen Filmemachern für die Résidence du Festival de Cannes in Paris ausgewählt. Seine Kurzfilme "Down", "Hochhaus" und "Der Großvater" liefen auf Festivals wie Berlinale, Tribeca, Rotterdam, Tokio, Los Angeles und Oberhausen und erhielten zahlreiche internationale Auszeichnungen.
2012 gründete er die Kataskop Filmproduktion und produzierte mit Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion KG (Berberian Sound Studio, Uncle Bonmee) seinen ersten Kinospielfilm "Der Bunker". Der Film feierte auf der Berlinale Premiere, lief auf über 40 Festivals weltweit und erhielt Auszeichnungen in den USA, Brasilien, Frankreich und Schweden. Nikias ist ein Alumnus der Berlinale Talents, der Masterclass "The Hollywood Perspective" an der UCLA in Kalifornien, des Karl-Steinbuch-Stipendiums der MFG-Stiftung sowie des Saatchi & Saatchi New German Directors Showcase. Nach "A Pure Place" drehte Nikias Chryssos zuletzt für die ARD den Tatort "Leben Tod Ekstase".
Weitere Informationen
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