Ab 10. März 2020 in der ZDFmediathek, am 15. April im ZDF: "Achtung, Essen!" Foto: ZDF/Cine Impuls

Achtung, Essen!

Drei "Frontal 21"-Dokus für die ZDFmediathek

Drei Dokus, die von der ZDF-Redaktion "Frontal 21" für die ZDFmediathek entwickelt wurden und gesellschaftliche Konflikte rund um das Thema Ernährung beleuchten: "Achtung, Essen!" ist seit dem 10. März 2020 in der ZDFmediathek präsent und geht unter anderem diesen Fragen nach: Warum werden in Deutschland immer noch Eier aus qualvollen Legebatterien verkauft? Weshalb sterben immer mehr Menschen an antibiotikaresistenten Keimen? Warum essen die Deutschen mehr als 33 Kilogramm Zucker pro Jahr? Hier geht es direkt zu den Dokus: https://achtungessen.zdf.de

  • ZDF Mediathek, seit 10. März 2020 verfügbar

Texte

"Achtung Essen!" in der ZDFmediathek verfügbar

Achtung, Essen! Keime

 

Achtung, Essen! Zucker

 

Achtung, Essen! Eier

Filme von Elena Kuch, Jörg Göbel und Felix Klauser 

Kamera: Michael Damm, Michael De Grande, Matthias Müller, Paul Kraneis
Schnitt: Stefan Egger
Musik: Moritz Denis, Eike Hosenfeld
Produktion: Cine-Impuls Leipzig
Redaktion: Christian Rohde (Redaktion "Frontal 21"), Marion Böhm (Hauptredaktion Neue Medien)
Länge: 3 x ca. 43 Minuten

Achtung, Essen! Dreiteilige Doku von "Frontal 21" für die ZDFmediathek

Die  dreiteilige Dokumentation "Achtung, Essen!" zeigt gesellschaftliche Konflikte rund um das Thema Ernährung: Warum essen die Deutschen mehr als 33 Kilogramm Zucker pro Jahr? Weshalb sterben immer mehr Menschen an antibiotikaresistenten Keimen? Und werden in Deutschland immer noch Eier aus qualvollen Legebatterien verkauft? Die Dokus wurden von der ZDF-Redaktion "Frontal 21" für die ZDFmediathek entwickelt und sind ab Dienstag, 10. März 2020, online abrufbar. In der Doku-Reihe stehen engagierte Menschen im Vordergrund, die oft schwer zu lösende Gegensätze aushalten müssen und für eine bessere Ernährung kämpfen. Im ZDF waren die drei Folgen am 22. und 29. April sowie am 6. Mai 2020 zu sehen. In ZDFinfo waren sie im Block am 21. Mai 2020 zu sehen.

Achtung, Essen! Keime

Die zweijährige Madita bekommt mehr als 40 Grad Fieber. Schnell wird klar: Es ist kein gewöhnlicher Infekt. Trotz Antibiotika bleibt das Fieber hartnäckig. Die Diagnose: Madita hat einen ESBL-Keim.

"Das reißt einem den Boden unter den Füßen weg. Man hat Angst", sagt Lissi Haselsteiner über die schwere Zeit im Krankenhaus. ESBL steht für "Extended-Spectrum Beta-Lactamasen". Laktamasen sind Enzyme, die Bakterien immun machen können gegen die Wirkung von Antibiotika.

So beklagen Mediziner, dass sich diese gefährlichen Keime immer weiter ausbreiten. In Europa sterben daran jährlich etwa 33.000 Menschen schätzen Experten. "Unsere Antibiotika werden knapp. Die Frage ist nicht: 'Wird das passieren?' Es passiert – schon heute. Das Problem ist vor unserer Haustür. Es sterben deswegen Menschen jeden Tag", warnt Prof. Hanan Balkhy, stellvertretende Generaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde WHO.  

Auch auf der Frühchenstation im Klinikum Bremen Mitte starben Ende 2011 drei Babys in Folge einer Infektion mit einem antibiotikaresistenten Keim. Weitere Frühchen überlebten nur knapp. Bis heute weiß Martin Eikenberg, Facharzt für Hygiene am Bremer Klinikum, nicht, woher der Keim kam. Die Suche nach der Ursache dauerte Monate. "Eigentlich hat man das gesamte Klinikum umgekrempelt", erinnert sich Eikenberg. Das unbefriedigende Ergebnis: "Es gibt Hinweise darauf, dass das Resistenzgen in Russland mal nachgewiesen wurde. Wir wissen aber nichts weiter über die Herkunft."

Antibiotika werden in zwei großen Bereichen eingesetzt. Einmal in der Humanmedizin, um Menschen zu helfen, aber auch in der Tierhaltung, um kranke Masttiere zu behandeln. Im Jahr 2018 wurden 722 Tonnen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt. 2011 waren es noch 1706 Tonnen. Diese Reduktion werten viele landwirtschaftliche Verbände als Erfolg, verweisen darauf, dass nur mit Absprache eines Tierarztes Antibiotika verabreicht werden. Doch die Kritik an der Landwirtschaft bleibt. Reinhild Benning, Agrarexpertin bei Germanwatch, sagt, dass vor allem in der Geflügelhaltung der Antibiotikaeinsatz nicht ausreichend reduziert worden sei. "Wir beobachten eine Zunahme von bestimmten Reserve-Antibiotika in Intensiv-Tierhaltungen." Eigentlich sollen diese Antibiotika laut WHO als "letzte Reserve" eingesetzt werden, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Doch ihr Einsatz in der Landwirtschaft ist Alltag. 

Für Lissi Haselsteiner ist die Zeit des Wartens vorbei. Tochter Madita konnte inzwischen operiert werden. Eine angeborene Fehlbildung an der Blase wurde korrigiert. Die antibiotikaresistenten Keime können so nicht mehr die Harnleiter hinaufwandern und keine Entzündungen mehr hervorrufen. Madita hat die Operation gut überstanden. Der Keim ist jedoch nach wie vor in ihrem Körper. Lissi Haselsteiner wünscht sich, "dass Madita den Keim los wird, dass sie wieder komplett gesund ist."  

Achtung, Essen! Zucker

Andreas Laufer hat Diabetes. Ihm fällt es schwer, auf Zucker zu verzichten: "Wenn es mir nicht gut geht und ich esse Süßigkeiten, dann werden Glückshormone freigesetzt. Und wer will das nicht?" 

Das Leben des 36-Jährigen hat sich verändert. Er hat Diabetes Typ 2, umgangssprachlich "Altersdiabetes", weil die Krankheit meistens im Alter auftritt. Doch dieser Verlauf scheint der Vergangenheit anzugehören. Die Zahl der  Diabeteskranken steigt kontinuierlich. 

Laut Zahlen des Deutschen Diabetes-Zentrums sind aktuell 8,2 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes Typ 2 erkrankt. "Eine besondere Zunahme sehe ich gerade bei den jüngeren Erwachsenen: 30-, 35-Jährige mit sehr hohen Blutzuckerwerten. Das ist beängstigend. Fast wie ein Tsunami, der auf uns zukommt", sagt Prof. Stephan Martin, Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums in Düsseldorf. Eher konservative Schätzungen rechnen mit zwölf Millionen Diabeteskranken im Jahr 2040.

Zucker macht krank – ein Satz, den die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker so nicht stehen lassen möchte. Die Lobby der Zuckerindustrie hält ihn für falsch. Auf ihrer Homepage heißt es: "Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass einzelne Nährstoffe wie zum Beispiel Zucker für die Entstehung von Übergewicht und nichtübertragbaren Krankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2 verantwortlich sind." Nicht Zucker mache krank, sondern die Folge eines Ungleichgewichts von Kalorienaufnahme und Kalorienverbrauch.

Michael Lessmann, kaufmännischer Leiter des Ketchup-Giganten Kraft-Heinz, glaubt nicht, dass die Politik den Verbraucher lenken könne. Freiwillige Reduktion von Zucker und Aufklärung der Verbraucher seien die richtige Strategie. Es komme eben nicht nur auf den Zuckerkonsum an, sondern grundsätzlich auf die Bewegung und den Lebensstil. Wenn der Einzelne Schuld hat, dann braucht die Industrie nicht zu handeln: keine Kennzeichnungspflichten, keine Steuererhöhungen, keine Eingriffe durch den Staat.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt hält dagegen und berichtet von seiner Diabeteserkrankung und wie schwierig sein Kampf gegen zu viel Zucker im Essen ist. Monstadt kommt zu einem klaren Fazit: "Ich halte Zucker für schädlicher für die Volksgesundheit – aber auch für den Einzelnen – als Rauchen." Der Politiker ist selbst an Diabetes Typ 2 erkrankt: "Mein persönliches Schicksal ist ausschlaggebend für mein politisches Engagement." Monstadt arbeitet seit Jahren an einer nationalen Diabetesstrategie. Er fordert höhere Steuern auf Zucker und mehr Transparenz auf der Verpackung sowie eine nationale Diabetesstrategie. Doch es hakt in der Koalition. Dabei bedeutet Diabetes nicht nur individuelles Leid. Er ist eine enorme Belastung für das deutsche Gesundheitssystem. Laut Schätzungen werden zehn Prozent der Gesundheitsausgaben für Diabetes und Folgeerkrankungen ausgegeben. Die gesetzlichen Krankenkassen sollen 2019 mehr als 245 Milliarden Euro dafür aufgewendet haben.

Achtung, Essen! Eier

Bittere Realität in der Eier-Industrie: Käfig-Eier sind zwar aus deutschen Supermärkten verschwunden. Und doch essen Verbraucher Eier aus Legebatterien in rauen Mengen, ohne es zu ahnen.

Die ukrainische Tierschützerin Katja Belkina berichtet über ihren Kampf gegen international agierende Eierkonzerne in ihrem Land. Dort werden nach wie vor Hennen in Legebatterien gehalten und die Eier aus der tierquälerischen Haltung werden in die EU – auch nach Deutschland – exportiert. 

So präsentiert Aktivistin Katja Belkina Videomaterial, das grausame Zustände enthüllt. Sie sagt mit Blick auf Deutschland: "Wir wollen bei den Menschen ein Bewusstsein schaffen, dass sie begreifen, wie Tiere industriell gehalten werden." Tatsächlich stammt fast jedes zweite Ei, das in die EU exportiert wird, aus ukrainischen Legebatterien. Hierzulande werden diese Käfig-Eier millionenfach weiterverarbeitet und landen zum Beispiel in Backwaren oder Nudeln. Für die Verbraucher sind diese versteckten Käfig-Eier nicht zu erkennen.

Normalerweise können Verbraucher im Supermarkt die Herkunft der Eier sehr gut nachvollziehen. Dafür gibt es auf den Eiern einen Stempel mit einem Zahlencode: 3 steht für Käfig, 2 für Bodenhaltung, 1 für Freilandhaltung, 0 für Bio. Doch diese Stempel sind nur auf den Schaleneiern zu finden. Sobald Eier verarbeitet und als Zutat in einem Fertigprodukt verwendet worden sind, gibt es so eine verpflichtende Kennzeichnung nicht mehr. "Wenn Sie in den Supermarkt gehen und es keine Zusatzdeklaration auf der Verpackung gibt und Sie wissen, dass es Ei enthält, würde ich davon ausgehen, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit das Eiprodukt aus Käfig-Eiern stammt", schätzt Nicolas Entrup von der Tierschutzorganisation Shifting Values.

Doch auch um Bio-Eier gibt es Streit. Tierschützer berichten von riesigen Anlagen mit bis zu 40.000 Legehennen in einem Stallkomplex. Videos, die Tierschutzvereine wie Animal Rights Watch veröffentlichen, dokumentieren, dass Bio nicht gleich Bio ist und die Idylle auf der Verpackung täuschen kann. Ungelöst ist nach wie vor, dass auch in den meisten Biobetrieben männliche Küken vergast oder geschreddert werden, denn sie legen keine Eier.

Doch es gibt Ausnahmen wie die Bio-Legehennenhalter Lukas und Anna Propp in Mecklenburg-Vorpommern. "Wir ziehen zu jeder Legehenne einen Bruder mit auf." Man könne die 50 Prozent männliche Küken nicht einfach töten. "Für uns war ganz klar, dass wir die nicht schreddern oder vergasen lassen wollen", sagen die Propps – auch wenn es sich ökonomisch nicht rechne. „Das glückliche Huhn ist so ein bisschen ausgelutscht als Begriff“, berichtet Anna Propp, die rund 6600 Hühner hält. "Wir liefern die Bilder, wie sich der Verbraucher das vorstellt. Und dann denkt er, wenn es bei denen so aussieht, dann wird es ja überall so aussehen." Natürlich sei das nicht fair, "aber das ist der Markt, in dem wir uns bewegen." 

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