Against All Gods - Die Glaubens-WG

Sechsteilige Reihe

Ein Experiment
Ein Jude, ein Muslim, eine Katholikin, eine Hinduistin, ein Buddhist und eine Nichtgläubige zusammen unter einem Dach – kann das gutgehen? Eine Wohngemeinschaft mit neuen Perspektiven und Gegensätzen, die zunächst nicht vereinbar scheinen.

 

  • ZDF Mediathek, Ab Freitag, 13. September 2024, 08.00 Uhr
  • ZDF, Ab Sonntag, 15. September 2024, 09.03 Uhr

Texte

Stab, Protagonistinnen und Protagonisten

Autorinnen: Aurelia Kanetzky, Katharina Reinartz

Regie: Aurelia Kanetzky

Kamera: Johannes Obermaier, Philip Henze

Ton: Dennis Gross, Bianka Schulze

Schnitt: Dominik Schulz, Kenneth McDonnell

Licht: Andreas Schwab-Riewer, Dominic Heim, Michael Schmitz, Ilan Sprafke

Ausstattung: Kasia Bell, Trinka Lat

Producer: Katharina Reinartz, Thomas Elstner

Produktion ZDF: Christian Stachel

Redaktion ZDF: Lena Baumann, Dirk Heihoff

Leitung ZDF: Jürgen Erbacher, Simone Grabs

 

Protagonisten und Protagonistinnen

Dharmasara

Gloria

Josimelonie

Lars

Omar

Sagitha

Online First - alle Folgen

Online First

Ab Freitag, 13. September 2024, 8.00 Uhr, bereits vor Start der TV-Erstausstrahlung, sind alle Folgen in der ZDFmediathek abrufbar.

Ausstrahlung im TV

Im linearen Programm werden die ersten drei Episoden an den aufeinanderfolgenden Sonntagen, 15., 22. und 29. September 2024, jeweils um 9.03 Uhr ausgestrahlt. Die Episoden vier und fünf sind an den Sonntagen, 17. und 24. November 2024, die finale Episode ist am Sonntag, 1. Dezember 2024, jeweils um 9.03 Uhr zu sehen.

Zur Formatidee: Sechs Tage. Sechs Themen. Sechs Perspektiven

In sechs Folgen soll "Against All Gods - Die Glaubens-WG" die wichtige und drängende Frage beantworten:

Ist eine Welt möglich, in der alle Religionen in Frieden miteinander leben?

 

Sie sind jung, divers, bis auf eine Person streng gläubig, und sie wagen einen längst überfälligen Versuch: Sechs Personen ziehen in eine WG, um in sechs Tagen herauszufinden, was sie trennt und eint – und um mal gründlich aufzuräumen mit (falschen) Klischees und Vorurteilen. So verschieden wie die WG-Bewohnerinnen und WG-Bewohner sind, so vielfältig ist auch ihr Zusammenleben. Währenddessen werden sie mit konkreten Themen konfrontiert – hier im Überblick:

 

Folge 1  Check-in und Kennenlernen

Folge 2  Thema: Sünde, Reue, Vergebung

Folge 3  Thema: Wie viel Alman steckt in Dir?

Folge 4  Thema: Liebe, Sex und Partnerschaft

Folge 5  Thema: Leben und Tod

Folge 6  Thema: Religion zwischen Krieg und Frieden
              Fazit und Check-out

 

Mal sind die sechs Mitbewohnerinnen und Mitbewohner im Loft unter sich, mal in Berlin oder im Umland der Hauptstadt unterwegs, mal laden sie interessante Gäste ein. Die Kamera ist stets dabei. Gemeinsam verfolgen sie ein Ziel: Barrieren abbauen, miteinander reden und zeigen, dass Religion im 21. Jahrhundert alles andere als altbacken und weltfremd ist.

Die Folgen im Überblick

Folge 1

"Alle unter (s)einem Dach"

Der Tag des Einzugs: Omar kommt als Erster an und erklärt Gloria, Saghita und Josi bei deren Ankunft, warum er ihnen nicht die Hand geben möchte. Die Aufregung und Angst, etwas Falsches zu sagen, missverständlich zu gestikulieren, ist spürbar. Besonders, als zuletzt Atheistin Josi einzieht. Während des so genannten "Check-ins" werden den Protagonistinnen und Protagonisten "Ja/Nein-Fragen" zu ihrem Glauben,beziehungsweise Nicht-Glauben gestellt. Sie antworten, in dem sie sich auf Couchen setzen, auf denen Ja- und Nein-Kissen liegen, und positionieren sich dadurch. Die Fronten werden schnell deutlich: Josi hat klare Meinungen, die sich meist von denen der anderen unterscheiden, und sitzt häufig allein auf einer Couch. Dadurch hängt der Haussegen schon zu Beginn des Experiments etwas schief. Können die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner durch Josis Äußerungen und Haltungen ahnen, dass sie eine Transfrau ist? Offenbaren wird sie sich erst später. Während des Abendessens werfen sie einen Blick in die "Böse Box". Sie steht im Loft und ist gefüllt mit Hass-Kommentaren aus den sozialen Netzwerken, die besonders die Bewohner und Bewohnerinnen der monotheistischen Religionen betreffen. Josi ist sich nicht sicher, ob sie die kommende Woche durchhalten wird. Mit so viel Gegenwind von den Mitbewohnerinnen und -bewohnern hat sie nicht gerechnet.

 

Folge 2

"Und führe uns nicht in Haram"

An Tag zwei dreht sich in der WG alles um die christlich geprägte Vorstellung von Sünde, Reue und Vergebung. Die WG ist sich schnell einig, welches das schlimmste Vergehen ist: Mord. Am Morgen kommt eine Expertin auf diesem Gebiet zu Besuch: Sabine Rückert, Journalistin und True-Crime-Podcasterin. Sie stellt der Gruppe einen bedeutsamen Fall vor, den sie diskutieren – nicht nur unter dem Aspekt "Glaube und Religion", sondern auch mit Blick auf patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft. Am Nachmittag geht es für Omar und Lars in einen türkischen und einen jüdischen Supermarkt. Der Gruppe wurde aufgetragen, für das Abendessen einzukaufen und den Tisch mit Speisen aus ihren unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen zu decken. Zur allgemeinen Belustigung finden sich darauf vor allem – Kartoffeln. Zu späterer Stunde diskutiert die Gruppe über vermeintlich sündiges Verhalten. Außerdem kommen Neuigkeiten zutage ...

 

Folge 3

"Alles Alman?"

Am frühen Morgen wird es laut in der WG. Die deutsche Nationalhymne wird abgespielt. Während sich die einen schon neugierig in der Küche versammeln, schaltet Dharmasara auf Durchzug: Er meditiert und möchte das in Ruhe beenden, bevor er mit den anderen das Thema des Tages lüftet: "Wie viel Alman steckt in dir?" Ist Deutschland für die Protagonistinnen und Protagonisten Heimat? Wie empfinden sie das Erstarken der AfD, wie gehen sie mit Ablehnung von Links und Rechts um? Beim Besuch am Berliner Bebelplatz diskutieren sie über Islamophobie und Antisemitismus. Omar fühlt sich missverstanden; er mag es nicht, wenn man von der "einen muslimischen Community" spricht, denn die gibt es in seinen Augen nicht. Das Gespräch streift den Nahostkonflikt, oder wie Lars sagt: "den rosa Elefanten im Raum". Ein Thema, das den Protagonistinnen und Protagonisten in den nächsten Tagen wieder begegnen wird. Während eines Ausflugs fließen Tränen: Die Protagonistinnen und Protagonisten erzählen von Momenten der Ausgrenzung, die sie aufgrund ihrer Identität oder ihres Glaubens erleben mussten. Am Abend wird im Schrebergarten von Dharmasaras Eltern gegrillt, einem typisch ostdeutschen Wohlfühlort. Die Stimmung ist hervorragend, nur Omar ist ungewöhnlich still. Er ist in Gedanken noch bei den Gesprächen des Tages.

 

Folge 4

"Let's talk about Sex, Baby!"

Am Morgen lädt Dharmasara die Runde zu einer geführten Meditation ein, und fast alle lassen sich auf das Experiment ein. Unerwartet taucht die Moderatorin Maria Popov auf, in der Hand hält sie sechs rote Herzluftballons. Sie stehen für das Thema des Tages "Liebe, Sex und Partnerschaft". Einigen Protagonistinnen und Protagonisten ist anzumerken, dass sie sich unwohl fühlen, über diese Themen sprechen zu müssen. Omar bekommt Unterstützung von seiner Frau Julia. Weil der Islam, vor allem bei Partnerschaftsthemen, häufig in der Kritik steht, möchte Maria Popov auch eine weibliche Perspektive hören.

Für Josi ist klar, dass sie heute noch einmal über die Themen sprechen möchte, die bereits an Tag eins für verhärtete Fronten gesorgt haben. "Holy Shit!" heißt es wenig später, als Maria Popov Zitate aus den unterschiedlichen heiligen Schriften vorträgt. Kommt die WG darauf, aus welchen Schriften sie stammen? Wie zeitgemäß sind die Passagen zu Homosexualität, Kleidungsvorschriften und dem Verhältnis von Mann und Frau? Am Nachmittag werden die Sechs mit weiteren herausfordernden Themen konfrontiert: Sex vor der Ehe, gleichgeschlechtliche Liebe, Dating.

 

Folge 5

Endstation Tod?

An Tag fünf dreht sich alles um das Leben und den Tod. Bevor sich die Protagonistinnen und Protagonisten Tod und Trauer zuwenden, sollen sie sich noch einmal richtig lebendig fühlen. Auf dem Programm steht Fallschirmspringen aus 4000 Metern Höhe. Wer wagt es?

Am Nachmittag, als sich die Emotionen einigermaßen gelegt haben, kommt die WG auf einem Friedhof zusammen. Ein schaurig-schöner Ort, um über das zu sprechen, was nach dem irdischen Leben auf den Menschen wartet – oder auch nicht. Glauben die Protagonistinnen und Protagonisten an die menschliche Seele, Wiedergeburt oder Himmel und Hölle? Glauben sie, dass etwas Göttliches über alle Nichtgläubigen richten wird? An ihrem letzten Abend in der Glaubens-WG lädt Lars die Runde ein, mit ihm den Shabbat, den wöchentlichen Ruhetag, zu feiern. Der Rückblick auf die vergangenen Tage macht die Gruppe feinfühlig und emotional. Josi erhebt am Ende des Tages ihr Glas und sagt: "Das ist der schönste religiöse Tag meines Lebens!"

 

Folge 6

Shalom, Namasté, Peace out

Der letzte Tag in der WG bricht an. Zeit für den Check-out. Haben sich Meinungen, Haltungen, Einstellungen geändert? Die Sechs diskutieren wieder heftig, reichen sich Hände, trösten sich und trocknen gegenseitig Tränen. Das Experiment scheint etwas bewegt zu haben: Einige von ihnen sitzen nicht mehr auf der Couch, auf der sie beim Check-in Platz genommen haben. Abschiedsstimmung macht sich breit. Doch dann klingelt es noch einmal an der Tür: Jürgen Trittin kommt zu Besuch und möchte mit der WG über "Religion zwischen Krieg und Frieden" diskutieren. Wieder kommt das Thema "Nahostkonflikt" auf. Omar ist der Erste, der aufsteht und den Raum verlässt. Zur allgemeinen Überraschung ist es Josi, die in dieser Situation die passenden Worte findet, um die Gruppe wieder zusammenbringen und in dem hitzigen Gespräch einen Moment des Friedens zu schaffen.

Am Nachmittag heißt es Abschied nehmen: Die Protagonistinnen und Protagonisten tauschen sich darüber aus, was sie voneinander gelernt haben. Es wird gelacht und geweint, und alle sind sich einig, dass ihnen das Experiment geglückt ist: Sie haben gemeinsam unter einem Dach gelebt und ein Zeichen gegen Hass und für eine friedlichere Welt gesetzt.

Die Protagonistinnen und Protagonisten

Dharmasara, 30

Dharmasara wächst in Ostberlin in einem atheistischen Umfeld auf. Nach seinem Abitur geht er für ein Praktikum nach Japan, wo er in eine Sinnkrise gerät: Wer ist er? Wo ist sein Platz? Was und wo ist der Sinn in seinem Leben?

Antworten findet er im Buddhismus, dem er fortan sein Leben widmet: Er studiert Japanologie, legt seinen bürgerlichen Namen ab und schafft es in der religiösen Einrichtung "Buddhistisches Tor" in Berlin bis in die Leitungsebene.

Dharmasara lebt in einer buddhistischen WG und in Partnerschaft mit einem Buddhisten. Mittlerweile haben sich auch seine Eltern und alte Freunde an seinen neuen Namen gewöhnt.

 

 

Sagitha, 29

Sagitha ist in ihrem Alter eine Ausnahme im Murugan-Tempel, dem 1991 errichteten Hindu-Tempel in Berlin-Neukölln, in dem sie mit Gläubigen zusammenkommt. Denn viele junge Hindus, so kritisiert sie, wenden sich von ihrer Religion ab. Sagitha nicht, sie kommt wöchentlich und hilft, wo sie kann.

Dass sie als ledige Frau alleine und nicht mehr bei ihren Eltern lebt, ist ungewöhnlich, aber das Frauenbild des Hinduismus sei im Wandel, sagt sie. Inzwischen hat sie über Instagram ihre Liebe gefunden und sich verlobt. Im kommenden Jahr wird sie nach hinduistischem Glauben heiraten.

Sagitha arbeitet als Finanzbuchhalterin, tanzt in ihrer Freizeit in einem tamilischen Verein und ist im Vorstand der Deutsch-Tamilischen Gesellschaft e.V.

 

 

Omar, 24

Omar lebt in Berlin-Moabit und ist eng verbunden mit seinem Kiez: Er ist dort aufgewachsen, hat dort Abitur gemacht und ist auch dort zum gewissenhaft praktizierenden Muslim geworden. Wann immer er Zeit hat, besucht er die Moschee und betet jeden Tag fünf Mal. 

Seine Frau Julia, für Omar sein "Highschool-Sweetheart", ist vom Christentum zum Islam konvertiert und gemeinsam haben sie den Weg in die religiöse Praxis gefunden. Auf diesem Weg sind sie auch einigen schweren Herausforderungen begegnet, insbesondere im eigenen engen Umfeld, doch dies sehen sie als Prüfungen von Allah, um dadurch bessere Menschen zu werden. 

Omar ist Erzieher und arbeitet in einer Unterkunft für Geflüchtete. Er liebt es, Fußball zu spielen, und trainiert Kampfsport.

 

Lars, 27

Lars stammt aus der Ukraine und ist in Unna aufgewachsen. Er studiert Jura in Berlin. Die jüdischen Feiertage zelebriert er klassisch mit seinen Freunden; er trägt täglich den Davidstern, überlegt mittlerweile jedoch, wann er ihn besser versteckt. Obwohl er eher säkular aufgewachsen ist, spielt das Judentum als Teil seiner Identität eine große Rolle in seinem Leben.

Lars war Vizevorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschland und setzt sich dafür ein, den Blick auf das Judentum zu weiten: "Wir sind mehr als nur Shoa und Nahostkonflikt."

Am 7. Oktober 2023 war Lars in Tel Aviv.

In seiner Freizeit spielt er Klavier und singt.

 

Gloria, 25

Als Tochter sorbischer, mit dem katholischen Glauben eng verbundener Eltern ist Gloria im Osten Deutschlands, in der Oberlausitz, aufgewachsen. Mit ihrem Mann lebt sie in Dresden und studiert dort Lehramt für berufsbildende Schulen. Heimat ist für sie der Glaube, "bei Jesus zu sein". Für sie ist das, was in der Bibel steht, die Wahrheit. Sie hält und orientiert sich daran. Traditionen sind ihr heilig, auch wenn der Zeitgeist sie einiges in ihrer Religion hinterfragen lässt.

Mit ihrem katholischen Ehemann ist sie standesamtlich verheiratet. Im Sommer werden sie sich kirchlich trauen lassen. Auf ihre Ehe haben sie sich in einem christlichen Eheseminar vorbereitet. 

Gloria liebt Worship-Musik und Bibel-Apps.

 

Josimelonie, 30

Josi alias Josimelonie leitet eine Künstleragentur, ist Influencerin und trägt in guter Kölner Manier ihr Herz auf der Zunge: "Religionen sind für mich moderne Sekten!"

Sie ist überzeugte Atheistin, und seitdem sie volljährig ist, kein Mitglied der katholischen Kirche mehr – Josi kann sich mit den Werten der Glaubensgemeinschaft nicht identifizieren. Als Transperson fühlt sie sich von der Kirche nicht akzeptiert und sieht ihre Rechte und Bedürfnisse im katholischen Glauben nicht vertreten. Josi ist der Meinung, dass der Glaube eine bestimmte Gruppe Menschen anspricht und so für Ausgrenzung sorgt.

Sie ist gespannt, wie die religiösen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auf kritische Fragen antworten: "Mit Schwafeleien gebe ich mich nicht zufrieden."

Zitate der Protagonistinnen und Protagonisten

Dharmasara 30, Buddhist

"Ich glaube, am Anfang verstehen wir den Buddhismus alle falsch, weil er nicht zur Kultur oder Gesellschaft hier in Deutschland gehört. Man findet Buddhas in Gartencentern und im Baumarkt, aber was ist eigentlich dieses ganz große System, das dahinter steckt? Man muss sich von Ansichten zur Religion trennen, weil viele von uns eher monotheistische Religionen kennen. Man muss erstmal durchschauen, dass es keinen Schöpfergott gibt, aber etwas Transzendentes da ist."

Über das Experiment: "Ich habe voll Bock auf dieses Experiment, auf dieses Zusammenkommen mit den anderen fünf. Was bedeutet Religion, was sind die Unterschiede? Was sind die Gemeinsamkeiten? Wie können wir uns verstehen? Wie können wir auch miteinander in Schwingung geraten, obwohl wir vielleicht nicht die gleichen Begriffe oder Konzepte haben? Gibt es da irgendwas, wo wir zusammenkommen? Gibt es aber vielleicht auch etwas, das uns so komplett trennt?"

 

Saghita, 29, Hinduistin

"Wenn ich das Wort Hinduismus höre, dann muss ich an unseren Hauptgott Shiva denken und daran, wie bunt es bei uns ist. Unser Tempel, die Klamotten, die Menschen. Wir sind nicht so schwarz-weiß, nicht so grau. Einfach kunterbunt. Und so drücken wir das Glücksgefühl aus. Im Hinduismus machst du das, was dich glücklich macht. Wenn ich in den Tempel gehe, ist es das Vollkommene. Ich vergesse dann meine ganzen Probleme. Es ist, als würde ich bei meinen liebsten Menschen sein. Dann genieße ich nur den Moment. Dann hast du nur dich und Gott."

Über das Experiment: "Wir sind alle erwachsen, aber da sind so viele Fragen, und ich möchte niemandem zu nahe treten. Bei uns wird jede Religion akzeptiert, und ich mag es nicht, wenn jemand sagt: Meine Religion ist besser als deine Religion."

 

Omar, 24, Muslim

"Das Gebet ist ein Wunder. Ich habe wirklich gemerkt, wie es mein Leben zum Guten verbessert hat. Es beruhigt mich und gibt mir diesen Moment, wo ich einfach für mich bin. Zeit und Raum, nachzudenken. Was möchte ich an mir verbessern? Was möchte ich um mich herum verbessern? Wofür möchte ich dankbar sein?"

Über das Experiment: "Wir sind sechs Tage zusammen in einer Wohnung. Wir können nicht voreinander wegrennen. Ich kann von ihnen Wissen mitnehmen und hoffentlich auch selbst etwas mitgeben. Der Muslim dort zu sein, ist eine Ehre für mich. Natürlich kann ich nicht alle Muslime aus Deutschland vertreten, sondern stehe für mich. Aber ich denke, dass ich einen Islam lebe, mit dem die meisten Muslime in Deutschland oder allgemein auf der Welt d'accord gehen. Und das will ich gerne zeigen, denn der Islam wird in den Medien zum größten Teil sehr negativ dargestellt wird. Ich möchte ein bisschen Positivität zeigen."

 

Lars, 27, Jude

"Für mich ist das Judentum in erster Linie Tradition und Kultur, die meine Familie und ich in Deutschland nach mehreren Generationen wiederentdeckt haben. Die meisten Jüdinnen und Juden, die heute in Deutschland leben, kommen aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion, und die Traditionen, gerade im letzten Jahrhundert, sind stark verloren gegangen. In Deutschland haben wir die Möglichkeit bekommen, die Religion für uns neu zu entdecken. Meine Familie und auch die jüdische Gemeinde kehrt zurück zu den Wurzeln."

Über das Experiment: "Ich bin unglaublich neugierig. Meine Freunde würden mich, glaube ich, als extrem neugierig und offen für Neues charakterisieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass nur Dialog, Begegnungsräume und der Austausch miteinander diese diverse und pluralistische Gesellschaft, die wir uns in Deutschland wünschen, bewirken können."

 

Gloria, 25, Katholikin

"Die Beziehung mit Gott ist eine der wichtigsten für mich, wenn nicht die wichtigste. Von dieser geht alles aus, und ich habe das Gefühl, dass ich eine sehr große Gnade erfahren habe, dass mein Leben sehr gesegnet ist. Das ist nicht selbstverständlich. Deswegen finde ich es auch sehr traurig, wenn junge Leute das Handtuch schmeißen. Ich versuche, als Beispiel voranzugehen und zu sagen: Okay, ich finde auch nicht alles super, was die Kirche macht. Sie ist durch Menschen geführt, und Menschen sind fehlbar. Aber nicht zuletzt sollte die Gemeinschaft über allem stehen, und worauf man sich eigentlich ausrichtet, nämlich den Herrn Jesus Christus zu bezeugen. Ich finde, das kann man in einer Gemeinschaft viel besser als als einzelne Person."

Über das Experiment: "Als Katholikin vertrete ich eine konservative Glaubensrichtung. Ich glaube, das kann bei vielen erst mal auf Unverständnis treffen. Also, ich bin sehr gespannt. Ich habe richtig Bock auf die Glaubens-WG. Einfach schauen, wo es bei den Weltreligionen Gemeinsamkeiten gibt? Ich hoffe, dass man sich verträgt, obwohl man unterschiedliche Glaubenshintergründe hat – ich finde, das ist ein sehr wichtiges Zeichen in der heutigen Gesellschaft. Es geht nicht darum, dass alle gleich sein sollen, sondern dass Vielfalt ein gutes Miteinander hervorbringen kann."

 

Josimelonie, 30, Atheistin

"Ich glaube, dass viele Menschen in Religionen eine Antwort suchen, die sie im wahren Leben nicht finden – dass der liebe Gott das schon irgendwie regeln wird. Ich glaube, wir sind alle für uns selbst zuständig, wir schreiben unsere eigene Geschichte. Und ich glaube, dass Religion oft ein Problem war. Viele Kriege sind durch religiöse Ansichten entstanden. Wenn du dich in der Religion wiederfindest, dann ist es vielleicht etwas Gutes für dich, aber Religion grenzt Menschen auch aus. Religionen sind für mich moderne Sekten."

Über das Experiment: "Dass ich als nichtgläubige Person an einem interreligiösen Austausch teilnehme, hätte ich nie gedacht. Ich finde es super spannend, weil ich, auch als Atheistin, viel zur Religion zu sagen habe. Ich bin nicht grundlos Atheistin und habe meine Gründe, warum ich Religion für mich nicht vertreten kann. Alle anderen können das Glauben der anderen vielleicht verstehen, doch da hört es bei mir schon auf. Ich bin sehr gespannt, wie die anderen auf mich reagieren. Häufig sagen Leute zu mir: 'Das kannst du doch nicht sagen!' Es wird schon wild, das an so einem Tisch einfach mal auszusprechen."

Ist das Big Brother mit Religionen?

Nein, denn die Glaubens-WG ist kein Wettbewerb und es wird nicht rund um die Uhr gefilmt. Im Einsatz sind ausschließlich "bemannte" Kameras – für alle in der WG sichtbar. Es gibt kein Voting und keine Herauswahl der Teilnehmenden. Es geht um Authentizität bei gleichzeitiger Rücksichtnahme.

Die Confession Cam

Die Bewohner und Bewohnerinnen sprechen täglich in die so genannte "Confession Cam". In diesen Momenten sind sie alleine vor der Kamera, die in einem separaten Raum platziert ist. Dort können sie über ihr Erlebtes, ihre Gedanken, Erfahrungen und über alles, was ihnen auf dem Herzen liegt, sprechen.

Eine Multikulti-WG mitten in Berlin

Wenn es einen Ort in Deutschland gibt, an dem eine solche WG Realität werden kann, dann ist das Berlin. Hotspot für Freiheit und Multikulturalität mit einer ausgeprägten LGBTQIA+-Szene und voll von unterschiedlichen Glaubenshäusern. In Berlin kommen Menschen aller Konfessionen und Kulturen zusammen, demonstrieren und überschreiten Grenzen unterschiedlicher Art.

Die Protagonistinnen und Protagonisten sind nicht alle Berlinerinnen und Berliner, sechs Tage lang leben sie aber gemeinsam in einem WG-Loft in Berlin-Pankow.

Jung, divers, streng (nicht-)gläubig

Der Glaube der Protagonistinnen und Protagonisten ist gelebter Glaube. Sie sind in ihrer Religion weder wissenschaftlich ausgebildet, noch erheben sie den Anspruch, eine gesamte Glaubensgemeinschaft zu repräsentieren. Sie stehen und sprechen nur für sich selbst. Wohlwissend, dass ihre eigene Glaubensgemeinschaft so vielfältig und divers ist wie die Glaubens-WG selbst.

Zu Besuch in der Glaubens-WG

Sabine Rückert, Journalistin, Autorin und Podcast-Moderatorin

Sie besucht in Folge zwei die Glaubens-WG, um einen ihrer spektakulärsten Fälle zu diskutieren. Darin geht es um einen Haustyrannenmord. Ihre Frage an die Gruppe: Ist Mord immer gleich Mord?

"Wenn es um ganz große Sünden und deren Begleichung geht, dann bin ich die Beste, die dazu Auskunft geben kann, weil ich mich mein ganzes Leben lang damit beschäftige, in religiöser, aber eben auch in kriminalistischer Hinsicht. Die Hoffnung ist, dass die vielen Dinge, die auf der Welt unausgeglichen bleiben, irgendwann geheilt werden – und das ist die Vorstellung religiöser Menschen von einem Weltgericht. Es geht um eine ausgleichende Gerechtigkeit, die irgendwann den gesamten Kosmos ins Gleichgewicht bringt."

 

Maria Popov, Journalistin und Moderatorin

In ihren Sendungen (u. a. "Auf Klo") behandelt Maria Popov Tabuthemen mit gesellschaftlicher Brisanz. Sie besucht die Glaubens-WG in Folge vier, um die Protagonistinnen und Protagonisten in der Diskussion um die Themen Liebe, Sex und Partnerschaft zu unterstützen.

"Mich interessieren Religionen, weil ich religiöse Familienmitglieder habe, die mit meiner Homosexualität teilweise nicht klarkommen. Mein Fazit meines Besuches in der Glaubens-WG: Einen Glauben zu haben, ist etwas Wunderschönes. Ich finde die Momente des Zusammenkommens viel schöner als die Frage, wann wir uns spalten. Trotzdem habe ich gelernt, dass es okay ist, das auch mal auszusprechen und auszuhalten."

 

Jürgen Trittin, Politiker und ehemaliger Bundestagsabgeordneter

Er besucht die Glaubens-WG in Folge sechs, um über "Religion zwischen Krieg und Frieden" zu diskutieren – ein Thema, das unter den Protagonistinnen und Protagonisten bereits in den vorherigen Tagen für Diskussionsstoff sorgte.

"Ich bin mir nicht sicher, ob die einfache Erklärung, dass es sich um religiöse Konflikte handelt, immer so zutreffend ist. Der Mechanismus ist: Ich versuche, einen Teil der Bevölkerung mit einem Identitätssymbol hinter mich zu bringen, und dafür wird die Religion genutzt. Man kann auch sagen: missbraucht. Die Grundhaltung, zu sagen: 'Was du glaubst, ist deine Sache. Du hast zu respektieren, was ich glaube oder nicht glaube', das ist der Umgang, den ich mir für eine moderne Gesellschaft wünsche."

Against All Gods? Über die Bedeutung des Titels

Der Titel der Sendung ist absichtlich provozierend zu verstehen – so, wie viele Aspekte dieser sechsteiligen Reihe. Das Zusammenleben der Protagonistinnen und Protagonisten war für jeden und jede von ihnen herausfordernd. Der Titel dieser Sendung spricht sich aber nicht gegen Religion aus, sondern spielt mit der Formulierung "Against All Odds" (dt.: "Entgegen aller Widrigkeiten") und ist so zu verstehen: Aller göttlichen Widrigkeiten zum Trotz, begegnen sich die Protagonistinnen und Protagonisten im Dialog.

Die Liebe aber, die ist immer erlaubt – Statement von Autorin und Regisseurin Aurelia Kanetzky

Menschen haben im Kern mehr gemeinsam, als ihnen bewusst ist. Wir leben in Zeiten von Hetze, Lagerspaltung und Polarisierung. Wir schauen auf das, was uns trennt, nicht auf das, was uns verbindet. Wir müssen mehr Räume schaffen für Begegnungen. Safe Spaces, in denen Menschen offen und neugierig in einen Dialog treten können, ohne Angst haben zu müssen, Hass und Ablehnung auf sich zu ziehen.

 

Nur im Miteinander kann es uns gelingen, neue Perspektiven zuzulassen und zu erkennen, dass unsere Gesellschaft, wie unsere Welt, bunt, die schönste und spannendste ist. "Against All Gods – Die Glaubens-WG" ist dieser bunte Safe Space. Wenn es Menschen in sechs Tagen gelingen kann, sich von einer Couch mit einem "Nein-Kissen" zu erheben und einen Schritt aufeinander zuzugehen, dann kann das überall gelingen. Dieses Format ist ein Anfang. Es ist auch ein Anfang, zu zeigen, dass Wertschätzung und Respekt füreinander herrlich unterhalten, ja, sogar Spaß machen kann. Menschen müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden, am Ende muss niemand gewinnen. Es liegt in unser aller Verantwortung, die Botschaft dieses Formats weiterzutragen. Egal, an welche Religion oder Überzeugung wir uns klammern, Hass, Krieg und Ablehnung sind kein Teil davon. Die Liebe aber, die ist immer erlaubt.

Mehr Menschlichkeit wagen – Statement von Produzentin und Autorin Katharina Reinartz

Ich kann den Glauben als etwas Schönes begreifen, ohne ihn selbst zu teilen. Gleichzeitig erleben wir, wie eine zunehmende Spaltung innerhalb unserer Gesellschaft sich auch entlang religiöser Trennlinien manifestiert. Ich blicke mit Schrecken auf zunehmende Islamophobie und grassierenden Antisemitismus in Deutschland, auf ein Erstarken der AfD. Sehe, wie sich Menschen in unserem Land abgrenzen gegenüber denen, die anders aussehen, anders lieben, anders sprechen, anders glauben. Deshalb haben wir "Against All Gods – Die Glaubens-WG" gemacht. Angetreten sind wir mit der Idee eines Experiments, aber auch mit einem konkreten Ziel: zu zeigen, dass Menschen unterschiedlicher – in unserem Fall religiöser – Hintergründe in der Lage sind, Gemeinsamkeiten zu finden anstatt Unterschiede zu betonen.

 

"Against All Gods – Die Glaubens-WG" ist ein Zeichen für 'Mehr Menschlichkeit wagen'. Wir haben während dieser Produktion ebenso viel gelacht wie geweint, und ich war tief berührt von unseren Protagonistinnen und Protagonisten. Ich hoffe, dass sich Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Überzeugungen in unserem Format wiederfinden, in ihren Gefühlen, Gedanken und auch in ihren Widersprüchen. Klar ist für mich: Wenn wir die Bereitschaft haben, Andersartigkeit in all ihren Facetten auszuhalten, dann können wir in einem besseren, in einem friedlicheren Land leben.

Die Produktionsfirma ZOO PRODUCTIONS

Wir glauben an die Macht einer wirklich guten Geschichte. Sie verbindet Menschen, lässt sie lange Geglaubtes hinterfragen und lädt ein, neu zu denken.

Wir sind überzeugt davon, dass eine gut erzählte Geschichte die Kraft hat, die Welt zu verändern. Deshalb geben wir alles für Projekte, die Barrieren und Vorurteile abbauen. Projekte, die inspirieren, herausfordern, überraschen und bilden.

Zoo Productions ist eine unabhängige Produktionsfirma von Produzent Thomas Elstner und seinem Team.

Fotos

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/37gradleben  

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