Blindspot

Psychothriller

Als seine Frau Anara bei einem Unfall ins Koma fällt, entdeckt der beruflich erfolgreiche Max van Veeren ihr Doppelleben und meint sich plötzlich selbst im Visier eines Unbekannten.

  • ZDF Mediathek, ad ut Ab Samstag, 13. April 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, ad ut Montag, 22. April 2024, 20.15 Uhr

Texte

Ein wendungsreicher Thriller vor Frankfurter Kulisse – Statement von Redakteurin Ronja Reitzig

Wir alle glauben, unsere Liebsten bestens zu kennen – bis uns das Leben zwingt, genauer hinzuschauen. Als seine Frau Anara (Marlene Tanczik) ins Koma fällt, sieht Max (Klaus Steinbacher) sich mit einem Doppelleben konfrontiert. Die Suche nach der Wahrheit wird ihn alles kosten.

Der Großstadt-Thriller "Blindspot" erzählt die Handlung emotional, temporeich, mit Tiefgang und mit einer drastischen Enthüllung am Ende, welche den Film völlig auf den Kopf stellt.

Regisseur Hannu Salonen hat Marc O. Sengs Drehbuch in Frankfurt in düstere und atmosphärische Bilder gekleidet. Hier treffen Reichtum und Armut, Ruhm und Absturz aufeinander. "Blindspot" verhandelt dort die Sollbruchstelle zwischen Kränkung und krankhaftem Narzissmus. Wollen wir der Wahrheit ins Auge schauen?

Stab, Besetzung, Inhalt

Buch                                  Marc O. Seng

Regie                                 Hannu Salonen

Kamera                              Andreas Zickgraf

Schnitt                               Günter Schultens

Ton                                    Jan Geiling

Szenenbild                         Gernot Thöndel

Kostüme                            Minsun Kim, Marita Hoffjann

Musik                                 Iva Zabkar

Junior-Producerin              Sarah Bundschu

Produzenten                      Susanne Flor, Wolfgang Cimera

Produktion                         Network Movie Köln

Redaktion                          Ronja Reitzig

Länge                                89 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Max van Veeren                 Klaus Steinbacher

Anara van Veeren               Marlene Tanczik

Saskia Blankenstein           Felicitas Woll

Patrick Reitwald                 Marcus Mittermeier

Said                                   Tariq Al-Saies

Scheich                              David A. Hamade

Assistent des Scheichs      Said Waly

Veronika                            Anke Sevenich

Polizist                               Stefan Graf

Polizistin                            Kathrin-Marén Enders

Dr. Rebecca Williams         Dalila Abdallah

Anwältin                             Christina Geiße

und andere

Regisseur Hannu Salonen inszenierte einen neuen Fernsehfilm mit dem Titel "Blindspot" für das ZDF. Gedreht wurde von 21. Februar 2023 bis 23. März 2023 in Frankfurt am Main und Umgebung.

Nach dem schweren Autounfall seiner Frau Anara sucht Max hinter den Hochglanzfassaden Frankfurts nach Antworten und gerät in eine Abwärtsspirale aus Intrigen.

Anara ist komatös, aber am Leben. Die Polizei vermutet, dass ihr Wagen manipuliert wurde. Max verdächtigt seinen Kollegen und Konkurrenten Patrick, involviert zu sein. Mit ihm und seiner Kollegin Saskia pitcht er gerade erfolgreich Software an einen mächtigen Scheich.

Max wird von allen Seiten in die Enge getrieben – sogar der Scheich könnte Teil der Verschwörung sein. Saskia ist seine letzte Verbündete, aber sie muss Schadensbegrenzung betreiben, damit der Deal nicht auseinanderfällt.

Alle Fäden scheinen in einem mysteriösen Club zusammenzulaufen, und Max muss zu drastischen Maßnahmen greifen, um sein perfektes Leben zurückzugewinnen.

"Ansatz der Doppelbödigkeit" – Statement von Regisseur Hannu Salonen

Als ich zum ersten Mal Marc O. Sengs wunderbares Drehbuch in den Händen hielt, wurde mir augenblicklich klar, dass ich diesen Fernsehfilm machen musste. Es erinnerte mich in einer fast magischen Art und Weise an die großartigen Thriller der 90er-Jahre.

Hinzu gesellte sich ein warmes, wohltuendes Gefühl, das jeden Film-Entertainer ereilt, wenn ihm eine solche Geschichte präsentiert wird: diesen Thriller kann man ohne Probleme bis zur 75. Minute "melken", ohne dass der Zuschauer wirklich weiß, was los ist. Er wird rätseln, er wähnt sich auf einem fliegenden Teppich, in einer Achterbahn, er wähnt sich auf dünnem Eis. Als großer Hitchcock-Verehrer wurde mir klar, dass der doppelte Boden in diesem Film neben unseren Hauptfiguren die größte Rolle spielen würde. Eine starke Erzählperspektive war der Schlüssel zur Umsetzung – durch Max' Augen würden wir die Welt wahrnehmen. Zumindest bis zur 75. Minute.

Paranoia spielt insgesamt eine große Rolle im Film. Die visuelle Sprache orientiert sich ebenso am Ansatz der Doppelbödigkeit. Nichts ist, wie es scheint. Schein oder Sein ist nicht nur eine reine wahrnehmungsphilosophische Frage, sondern bildet die Grundlage dieses, wie ich finde, außerordentlich clever strukturierten Buches von Marc und damit die des gesamten Films.

Eine durchaus als herausfordernd zu beschreibende Eigenschaft wohnte dem Buch allerdings inne: Um der Geschichte gerecht zu werden, musste das Ensemble insgesamt verstehen, wie ihre Figuren als jeweils unterschiedliche Projektionsflächen wirken würden und zwar aus der Perspektive von Max. Dies unterscheidet sich im Film sogar von Szene zu Szene. Die Figuren um Max herum haben dadurch viele Gesichter, die sich teilweise komplett unterscheiden. Das großartige Ensemble hat sich dieser Aufgabe eifrig und voller Freude angenommen – es gibt eher selten Filme, in denen diese Art von "Spielwiese" vorhanden ist, alleine bedingt durch die Tatsache, dass in Deutschland sehr viele Krimis gedreht werden, aber kaum Thriller. Die 90er-Jahre lassen also freudig grüßen.

"Der Film spielt mit unterschiedlichen Wirklichkeiten" – Interview mit Schauspieler Klaus Steinbach

Als Sie das Drehbuch gelesen haben, was hat Sie an dem Charakter Max van Veeren interessiert?

Die Figur Max van Veeren definiert sich über seine perfekte Beziehung zu seiner wunderbaren Ehefrau Anara und über seine berufliche Karriere, die immer steiler bergauf geht. Er ist ein Getriebener, der vorankommen will. Und er ist es gewohnt, dass seine Strategien funktionieren.

Doch zu Beginn der Geschichte passiert etwas, das ihn aus dem Tritt bringt. Damit kann Max nicht umgehen, und er versucht verzweifelt, an seinem perfekten Leben festzuhalten beziehungsweise es wieder in die gewünschte Spur zu bringen. Er gibt dabei alles und geht über Grenzen, das fand ich von Anfang an spannend. Ich wollte herausfinden, wie so jemand tickt.

 

Wie haben Sie zu dieser Figur gefunden? Hatten Sie bei der Vorbereitung auf Ihre Rolle Unterstützung?

Mit Marc O. Seng und unserem Regisseur Hannu Salonen habe ich im Vorhinein natürlich ausführlich über die Figur gesprochen. Zudem bereite ich mich auf all meine Projekte mit einem Schauspielcoach vor. Und ich habe mich zum ersten Mal in meiner Vorbereitung mit einem Verhaltenstherapeuten und einer Psychoanalytikerin über die Figur, ihr Handeln und ihre möglichen Motive unterhalten. Aufgrund der komplexen Psyche von Max schien mir das in diesem Fall wichtig.

Als seine Frau bei einem Unfall ins Koma fällt, entdeckt Max, dass sie offensichtlich ein Doppelleben geführt hat. Was geht da in ihm vor?

Max geht zum Zeitpunkt des Unfalls davon aus, dass Anara und er die perfekte Ehe führen. Er ist dementsprechend sehr schockiert, dass seine Frau im Koma liegt. Doch dann findet er ein paar merkwürdige Dinge über Anara heraus und will unbedingt wissen, was ihr wirklich zugestoßen ist, und wer für den Unfall verantwortlich ist. Je mehr er dabei über das angebliche Doppelleben seiner Frau erfährt, desto mehr zeigt sich der Getriebene in Max, der mit aller Macht die ganze Wahrheit herausfinden muss.

Es gibt eine Szene im Privatclub bei einem Special Diner für den Scheich, in der Max eindrucksvoll komplett die Kontrolle verliert. Wie schwierig war es, diese Szene zu spielen und abzudrehen?

Ehrlich gesagt, liebe ich meinen Beruf für solche Momente. Wenn die Geschichte ins Nicht-Alltägliche abgleitet, und die Figuren überraschend schräge Dinge tun. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, diese Szene zu spielen.

Was macht den Film "Blindspot" für Sie besonders?

Der Film spielt mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Wirklichkeiten. Einige Figuren der Geschichte sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Das hält die Spannung bis zum Ende, weil man bis zum Ende mit Max zusammen wissen will, was wirklich passiert ist.

"Vieles von Anaras Leben ist Fassade" – Interview mit Schauspielerin Marlene Tanczik

Ihre Figur Anara hat einen interessanten Beruf, einen erfolgreichen Mann, und zum Essen serviert sie eine Wirsing-Shiitake-Lasagne, vegan und low carb. Sieht so das perfekte Leben aus?

Von außen mag Anaras Leben erstmal perfekt aussehen, aber vieles davon ist Fassade. Sie ist in ernsthaften Schwierigkeiten, bei der ihr auch ein luxuriöses Apartment oder ihr erfolgreicher Mann nicht helfen können. Das ist weder für Anara, noch wäre es für mich eine Welt zum Wohlfühlen. Ihren Beruf als Galeristin, bei dem sie junge Künstlerinnen und Künstler entdeckt und unterstützt, finde ich allerdings ziemlich spannend.

Welche Facetten haben Sie am Charakter von Anara interessiert?

Ich hatte die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Facetten von Anara zu verkörpern. Sie hat eine sehr lebensfrohe und selbstbewusste Art. Aber gleichzeitig sind da große Zweifel und Angst. In den teils surrealen Szenen kommt noch eine ganz andere expressive Seite von Anara zum Vorschein.

Anara liegt nach dem Unfall reglos im Koma. Wie war das für Sie bei den Dreharbeiten, an den zahllosen Schläuchen zu hängen und sich nicht bewegen zu dürfen?

Dort regungslos zu liegen, war schon ein seltsames Gefühl. Es war eine ganz neue Erfahrung, die Szenen, die um mich herum gespielt wurden mitzubekommen, ohne etwas tun zu können. Ich musste in meinem Leben zum Glück noch nie länger im Krankenhaus bleiben. Dafür war ich in dem Moment sehr dankbar.

Was macht den Film "Blindspot" für Sie besonders?

Der Film erzählt eine komplexe Beziehung zwischen zwei Menschen – mit all ihren Abgründen. Man weiß zwischendurch nicht genau, was Realität und was Illusion ist. Es wird mit Erwartungen und Vorurteilen gespielt, die immer wieder gebrochen werden. So bleibt die Handlung auf jeden Fall bis zum Schluss spannend.

"Wird es je eine Gleichstellung geben?" – Drei Fragen an Schauspielerin Felicitas Woll

Frau Woll, welches Frauenbild vermittelt Ihre Figur Saskia? Welche Charakterzüge mögen Sie an ihr, welche sind Ihnen völlig fremd?

Saskia vermittelt das Bild einer selbstbewussten Frau. Einer selbstbestimmten Frau. Die klar und sehr direkt, aber trotzdem emphatisch und mütterlich ist. Ich kann mich in ihr gut wiederfinden. Oft werde ich als stark und kühl, aber auch als nahbar empfunden.

Als die Frau von Max verunglückt, kümmert sich Ihre Figur rührend um ihren Kollegen und unterstützt ihn. Was verbindet die beiden?

Was die beiden verbindet, ist ein bisschen nebulös. Saskia schätzt Max, seine Zielstrebigkeit und sein Auftreten. Er hat wie sie etwas Undurchsichtiges, aber auch Sensibles. Saskia steht Max auch über das Berufliche hinaus zur Seite, vergisst aber auch nicht, dass sie selbst für sich an erster Stelle steht.

 

Wenn Saskia länger arbeiten muss, liest sie ihren beiden Kindern per Videoschalte Gute-Nacht-Geschichten vor. Ist das der Preis, den eine Frau zahlen muss, wenn sie Karriere in einer von Männern dominierten Branche machen möchte?

Ich mache das auch manchmal so, wenn ich länger arbeite. Aber ich sehe auch Männer, die abends ihre Kinder anrufen, um Gute-Nacht-Geschichten zu lesen, um mehr Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen. Ich denke, dass es der Druck ist, dem man ausgesetzt ist. Ich muss dann immer an die grauen Herren aus Momo denken, die an ihren Zigarren hängen und die Stunden zählen – die die Zeit stehlen. Das hat mich immer erschrocken, aber so ist es doch.

Wie ist Ihre Wahrnehmung in Bezug auf die Gleichstellung von Frau und Männern? Wie weit sind wir tatsächlich im Alltag und im Beruf?

Wird es je eine Gleichstellung geben? Wir sind nicht gleich. Was aber wichtig ist, ist der Respekt – Respekt für Frauen, die ihre Leidenschaft im Beruflichen ausleben und trotzdem Mutter sein wollen. Man sollte aufhören, immer die Frauen zu fragen, wie sie das alles unter einen Hut bekommen mit Kind und Karriere.

Ich kenne einige Frauen, die erstmal versucht haben, sich beruflich zu verwirklichen und dann schmerzlich feststellten, dass die Zeit zu knapp ist, noch ein Kind zu bekommen. Wir Frauen haben den größeren Druck. Wir müssen uns entscheiden. Männer müssen das nicht. Wir Frauen kümmern uns auch um die Kinder, wohl immer noch in den meisten Fällen. Und wenn die Familie nicht funktioniert, wächst die nächste Generation heran, die immer mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat.

Dadurch, dass wir sehr unter Druck stehen, kann sich ein gesundes Gleichgewicht nicht einstellen. Wir müssen arbeiten, um uns ein Leben leisten zu können. Dann hat man ein paar Tage Urlaub, in denen man Familie sein kann. Kinder sind bis 17 Uhr in Schule oder Hort und Eltern arbeiten jahrelang, um irgendwann ein bisschen Rente zu bekommen und hoffentlich, noch halbwegs gut den Rest des Lebens genießen zu können. Wenn man doch mehr Zeit zum Leben hätte, mehr Ruhe und Zeit für Familie und nicht so einen hohen Druck, dann könnten wir vielleicht mehr in einen respektvollen Umgang kommen, in dem jeder Mensch auch sich selbst verwirklichen kann.

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