plan b: Da geht was, Deutschland!

Staffel Drei mit drei Filmen

Drei Dokus über Müll, Digitalisierung und Bildung

Mit Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek

  • ZDF, Ab Samstag, 5. August 2023, 17.35 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Dienstag, 1. August 2023, 10.00 Uhr, alle drei Filme verfügbar

Texte

1. Da geht was, Deutschland! – Wer sorgt für weniger Müll?

Ab Dienstag, 1. August 2023, 10.00 Uhr, zwei Jahre lang in der ZDFmediathek
Am Samstag, 5. August, 17.35 Uhr, im ZDF

Plastikschalen im Supermarkt oder Verpackungen beim Onlineshopping. Ständig entsteht neuer Abfall. Mit ein paar smarten Ideen können die steigenden Müllberge vielleicht verringert werden.

Für "plan b" stellen die Hosts Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek Visionärinnen und Visionären vor, deren Ziel es ist, ressourcenbewusster zu leben und weniger Abfall zu verursachen. 

Marc Engelmann aus Hamburg ist so einer, der viele Ideen hat, manchmal sogar in seinem Müllkeller. Der 31-Jährige war gerade dabei, die Kartons seiner letzten Online-Bestellung zu entsorgen, als es Klick machte. Der Container war randvoll und Marc ärgerte sich sehr darüber. Ihm fiel auf, nicht der Behälter ist das Problem, sondern das Verpackungssystem an sich. Mit seinem Start-up will er den Verpackungsmüll im Onlinehandel senken. Das Konzept ist simpel, hat aber ein riesiges Potential: Bestellungen werden nicht mehr in einem herkömmlichen Karton verschickt, sondern in einer Mehrwegtasche.

Nachhaltigkeit ist oft mit Verzicht verbunden, und daran scheitern viele Ideen. Wenn man unterwegs ist, greift man schnell zum Coffee to go. Aber die wenigsten haben eine eigene Thermotasse dabei. Deswegen entwickeln die beiden Freundinnen Sarah Schulte (26) und Lara Wagemann (24) aus Münster einen neuartigen essbaren Einwegbecher als Alternative. Denn Lara findet: "Wenn wir Produkte erschaffen, die gut in den Lebensalltag integriert werden können, kann man viel leichter Nachhaltigkeit erzielen."

Mit Mehrwegverpackungen oder essbaren Kaffeebechern, können wir unsere Müllberge reduzieren. Wenn wir aber das Müllproblem an der Wurzel anpacken wollen, brauchen wir einen nachhaltigen Kreislauf für Kunststoff. Genau das hat der Biochemiker Dr. Christian Sonnendecker aus Leipzig vor. In seiner Forschung ist der 37-Jährige auf "biologisches Gold" gestoßen: ein Enzym, das PET-Plastik auf natürlichem Wege zerlegt. Und damit will er nun unser Recyclingsystem revolutionieren.

 

Kurzbios der Visionärinnen und Visionäre

Kurzbios der Visionärinnen und Visionäre von „Da geht was, Deutschland! – Wer sorgt für weniger Müll?"

Lara Wagemann (24) und Sarah Schulte (26)
Wirtschaftspsychologinnen und Gründerinnen von "AllCup"

Lara Wagemann und Sarah Schulte lernen sich während des Studiums kennen und wohnten zwischenzeitlich sogar zusammen. Während ihrer Uni-Zeit holen sich die beiden zwischen den Vorlesungen immer wieder einen Coffee to go, aber eigentlich wollen sie keine Einweg-Becher benutzen. Von den Alternativen sind sie genervt: Thermobecher laufen ständig aus und auch sonstige Mehrwegbecher finden sie meist unpraktisch. Ihre stehen längst wieder zuhause im Regal. Die beiden denken sich, dass es eine bequeme und nachhaltige Lösung für den Einwegbecher geben müsste und kommen auf die Idee: „Warum nicht einfach den Becher aufessen, um gar keinen Müll zu produzieren?“ Die beiden Frauen holen sich Martin Nauen ins Team, einen studierten Ökotrophologen und Konditor, der sich mit Lebensmitteln und Wirtschaft auskennt. Zu dritt entwickeln sie einen neuartigen essbaren Kaffeebecher.

Für Lara Wagemann und Sarah Schulte ist es schon immer ein Traum, ein gemeinsames Start-up zu gründen. Sie suchen nur nach der richtigen Idee. Ein Waffel-Kaffeebecher macht für sie am meisten Sinn. Lara Wagemann stammt aus einer Bäckerfamilie, Sarah Schulte arbeitete schon im Bereich Produktinnovation – der essbare Kaffeebecher ist also naheliegend. Aber zunächst glaubt keiner aus ihrem Umfeld an die Idee. Freunde und Familie halten die beiden für zu waghalsig und naiv. Doch was niemand ahnt, zusammen mit Martin Nauen entwickeln sie nicht nur einen nachhaltigen und essbaren Kaffeebecher, sondern eine nachhaltige Beschichtung, die universell anwendbar ist und das Potential hat, an zahlreichen Produkten der Lebensmittelindustrie zum Einsatz zu kommen. Und nun lautet ihre neue Vision: Sämtliche Plastikbeschichtungen zu ersetzen. Der Einweg-Becher ist erst der Anfang

 

Dr. Christian Sonnendecker (37), Biochemiker an der Uni Leipzig

In seiner Freizeit beschäftigt sich Christian Sonnendecker mit den großen Zusammenhängen in unserer Welt, mit der Astronomie und anderen Naturwissenschaften. Dabei fragt er sich immer wieder: Wie lässt sich die Evolution des Menschen mit der Natur in Einklang bringen? Aus diesem Grund ist er Biochemiker geworden. An der Uni Leipzig forscht Christian Sonnendecker zu Enzymen, natürlichen Katalysatoren, die viele Prozesse in unserem Organismus und unser Leben maßgeblich beschleunigen können.

Zehn Jahre lang sucht Christian Sonnendecker nach einem Enzym, dass unser Recyclingsystem revolutionieren könnte. Doch ein durchschlagender Erfolg bleibt aus. Bis Christian Sonnendecker und sein Team die so genannte Nadel im Heuhaufen finden. In einem Komposthaufen auf dem Leipziger Friedhof stoßen sie auf ein Super-Enzym mit dem Namen PLH7. Das Enzym ist in der Lage PET-Plastik auf natürliche Weise zu zerlegen. Das heißt, PET-Verpackungen können abgebaut und aus der verbleibenden Substanz kann neues PET ohne Qualitätsverlust hergestellt werden. Christian Sonnendecker sagt: "Der Fund von PLH7 war wie ein Quantensprung." Aktuell lässt sich reines PET mit dem Enzym schon in unter 24 Stunden komplett zersetzen. Mit einer Vorbehandlung sogar schon in unter einer Stunde. Dass sie ausgerechnet ein Enzym finden, das so leistungsstark ist, damit hatten sie nicht gerechnet. Für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen eine große Chance, etwas Maßgebliches zu bewegen.

 

Marc Engelmann (31), Journalist und Gründer von "Boomerang"

Marc Engelmanns Gedanken drehen sich immer um die Zukunft: Wie werden wir leben und was braucht unsere Gesellschaft? Seine Vision ist schon immer, eine zukunftsweisende Idee zu entwickeln und dafür ein eigenes Start-up zu gründen. 2019 kündigt er seinen Job und startet eine Restaurant Flatrate-App. Doch in der Pandemie mit geschlossenen Restaurants scheitert die Idee und Marc muss sein Start-up aufgeben. Zurück in seinen alten Job gehen und die Vision vom eigenen Start-up aufgeben, kommt für ihn aber nicht in Frage. 

Der Geistesblitz kommt ihm im eigenen Müllkeller. Beim Entsorgen seiner Kartons ärgert er sich über den immer wieder überfüllten Container. Er überlegt, wie man, statt ständig Platz für neuen Müll zu schaffen, die Müllberge reduzieren könnte. Aus diesem Gedanken wird die Vision, den Versandhandel nachhaltiger zu machen.

Für die Gründung seines neuen Start-ups "Boomerang" sucht sich Marc Engelmann einen Geschäftspartner und eine Geschäftspartnerin. Zusammen mit Katharina Kreutzer und Christian Putz entwickelt er ein Mehrweg-Versandsystem für den Onlinehandel. Die Idee: Onlineshops verschicken ihre Bestellungen in Mehrwegtaschen. Die Taschen können bis zu 50-mal wiederverwendet werden und ersetzen somit den Einwegkarton.

Aha-Erlebnis der Filmautorin Mariska Lief

Ein persönliches Aha-Erlebnis von Autorin Mariska Lief zum Film "Da geht was, Deutschland! – Wer sorgt für weniger Müll?"

Ich bin ehrlich, mein Leben ist nicht besonders nachhaltig. Durch meine Arbeit bin ich ständig unterwegs, reise von Dreh zu Dreh, esse und trinke unterwegs. Einen Kaffee to Go-Becher habe ich häufig in der Hand, jedes Mal mit schlechtem Gewissen. Denn der Deckel ist aus Plastik und der Pappbecher hat eine Plastikbeschichtung. Das lässt sich nicht gut recyceln. Die Idee eines essbaren Kaffeebechers, liegt total auf der Hand. Aber dass so ein Becher auch funktioniert und wirklich schmeckt, davon mussten mich die zwei jungen, coolen Visionärinnen erst mal überzeugen. Ich hoffe sehr, dass es bald bei jedem Bäcker und an jeder Tankstelle essbare Kaffeebecher gibt.

Das Team vor und hinter der Kamera

Film von Mariska Lief 

Moderation: Antonia Lilly Schanze, Refiye Ellek       

Kamera: Ilhan Coskun, Sebastian Woithe           

Ton: Christoph Dziallas, Mareike Eckert, Maximilian Pellnitz     

Schnitt: Steven  Breden

Grafik: Superblak: Laura Will          

Tonmischung: Eike Bartsch

Produktion sendefähig GmbH: Christoph Dohne            

Produktion ZDF: Petra Stumpf, Petra Pecher     

Redaktionelle Mitarbeit: Anna Engelmann, Anna Mollik, Emma Knapp, Olga Thomashoff            

Redaktion sendefähig GmbH: Anika Knudsen  

Redaktion ZDF: Grit Cross, Steffen Bayer    

Leitung der Sendung: Christian Dezer 

Eine Produktion der sendefähig GmbH im Auftrag des ZDF 

2. Da geht was, Deutschland! – Wer bringt uns digital voran?

Ab Dienstag, 1. August 2023, 10.00 Uhr, zwei Jahre lang in der ZDFmediathek
Am Samstag, 12. August 2023, 17.35 Uhr, im ZDF

Deutschland liegt bei der Digitalisierung im europaweiten Vergleich auf Platz 13 und damit nur im Mittelfeld. Dabei könnte sie unser Leben erleichtern und der Wirtschaft einen Schub geben.

Für "plan b" treffen die Hosts Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek Macherinnen und Macher, die Deutschland in die digitale Zukunft führen möchten. Sie schauen aber auch nach Estland, wo viele Visionen heute schon umgesetzt werden.

Stundenlang Schlange stehen oder wochenlanges Warten auf Termine: Jeder kennt das bei deutschen Behörden. In Estland kommt so etwas nicht mehr vor. Das nordeuropäische Land zählt zu den Pionieren der Digitalisierung im Bereich der Bürgerdienste. Nahezu alle Behördengänge können online erledigt werden. Linnar Viik hat diesen Prozess seit den 1990er Jahren mitgestaltet. Der 58-Jährige glaubt daran, dass Digitalisierung ein Menschenrecht ist und wir lieber mehr Zeit mit schönen Dingen verbringen sollten, anstatt auf dem Amt zu sitzen. "Die Menschen in Estland sind wohl die einzigen auf der Welt, die ihre Steuererklärung ausfüllen und lächeln: einfach, weil es so schnell geht."

Endlich mehr Zeit für die Kranken und Pflegegebedürftigen: Das ist das Anliegen der Hamburgerin Laila Wahle. "Fast ein Drittel ihrer Zeit verbringen Pflegekräfte und Ärzte mit der Dokumentation, und das muss sich ändern."  Die chronische Krankheit ihrer Mutter brachte sie dazu, sich für Krankenhäuser mit weniger Bürokratie zu engagieren. Als studierte Medizintechnikerin bekam die 53-Jährige vor einigen Jahren die Chance, ein Krankenhaus bei Hamburg digital zu modernisieren. Ein steiniger, aber am Ende sehr erfolgreicher Weg.

Roboter gehören in vielen Fabriken mittlerweile zum Standard. Doch bis jetzt mussten sie aufwendig programmiert werden und konnten nur genauen Anweisungen folgen. Das wollte Ronnie Vuine aus Hessen ändern. In seiner Kindheit ließen ihn Science-Fiction-Romane nicht los, als Informatiker und Philosoph lässt er Science-Fiction Wirklichkeit werden. Der 44-Jährige hat eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Roboterarme in Echtzeit reagieren lässt. Das Potential ist riesig: Viele Fabriken können mit der neuen digitalen Technologie viel schneller auf die Anforderungen des Marktes reagieren.
 

Kurz-Bios der Visionärinnen und Visionäre

Kurzbios der Visionärinnen und Visionäre von „Da geht was Deutschland! – Wer bringt uns digital voran?"

Ronnie Vuine (44) studierte Informatik und Philosophie in Berlin und hat mit "Micropsi" sein eigenes KI-Unternehmen gegründet.

Ronnie Vuine begeistert sich schon als Teenager für Science-Fiction-Romane. Er programmiert als Jugendlicher eigene Computerprogramme und studiert Informatik und Philosophie. Eine ungewöhnliche Kombination, die ihn mit Gleichgesinnten zusammenbringt. Die Frage, ob Maschinen denken können, treibt sie an und sie starten erste Versuche eine Künstliche Intelligenz zu entwickeln. Damals steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Nach dem Studium arbeitet die Gruppe um Ronnie weiter zusammen, sie gründen sogar ein Unternehmen. Sie entwickeln E-Books, werden aber von Amazon um Längen überholt und scheitern. Ronnie wechselt in die Beratung für eine Bank. Doch der Traum, eine KI zu entwickeln, bleibt bestehen. Deshalb trommelt er Jahre später seine Kommilitonen wieder zusammen. Gemeinsam überlegen sie, wo sie mit ihrem KI-Wissen helfen können. In Fabriken gibt es viel zu viele monotone und auch gefährliche Jobs. Um diese Bereiche zu ersetzen, müssten Roboter in Echtzeit reagieren können und flexibler werden. Die Gruppe hat ihren Auftrag gefunden. Auch ein Investor steigt ein, obwohl die Aufgabe erstmal kaum lösbar scheint. Sechs Jahre Forschung liegt hinter Ronnies Team, als sie zusammen eine Software auf den Markt bringen, die Roboter mit Hilfe kleiner Kameras sofort reagieren lassen. Für die Industrie ist das eine kleine Revolution und für Ronnie geht sein Kindheitstraum in Erfüllung – er hat die Technologie der Zukunft erfunden.

 

Leila Wahle (53) studierte Medizintechnik und begleitet Krankenhäuser bei der digitalen Transformation

Leila Wahle ist eine wahre Krankenhauskennerin. Schon als Kind begleitet sie ihre chronisch kranke Mutter häufig in verschiedene Kliniken. Damals entschließt sie sich, einen Beruf im Gesundheitswesen zu ergreifen, um einiges besser zu machen. Sie studiert Medizintechnik und arbeitet bei einem Hersteller für Prothetik. Ein Job mit 80-prozentiger Reisetätigkeit. Als sie Mutter wird, wechselt sie deshalb den Job und die Seiten. Fortan arbeitet sie im Krankenhaus, als Schnittstelle zwischen IT und der Personalabteilung. Dort ist sie sechs Jahre tätig. Immer wieder fällt ihr auf, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen scheitert – an Geld, Zeit und Kommunikation.  Ein erneuter Jobwechsel führt sie ins Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift. Der Geschäftsführer vertraut ihr und ist von ihren Ideen, wie Digitalisierung im Krankenhaus funktionieren könnte, begeistert. Er gibt ihr die Chance, das Krankenhaus bei der digitalen Transformation zu begleiten. Nicht alle Beschäftigten sind begeistert. Doch Leila Wahle schafft es, durch die Einbeziehung aller Beteiligten, von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt, das Personal zu überzeugen. In kleinen Schritten wird die Digitalisierung vollzogen. Und heute profitieren alle von dem digitalen System. Der Mensch steht hier wieder im Fokus, denn durch Digitalisierung wird Zeit gespart, die in der Versorgung der Patienten sonst fehlen würde. Inzwischen hat Leila Wahle ihr eigenes Unternehmen, "Lacanja", gegründet, um ihr Know-how weiteren Krankenhäusern zur Verfügung zu stellen. Genau diese Schnittstelle fehlt häufig bei der Einführung neuer digitalen Techniken im Gesundheitswesen.

 

Linnar Viik (58), Informatiker, Berater des estnischen Ministerpräsidenten Mart Laar (a.D.), der ihn beauftragte, den digitalen Wandel in Estland voranzutreiben

Linnar Viik ist ein Visionär auf vielen Gebieten, aber vor allem wenn es darum geht, ein ganzes Land zu digitalisieren. 1991, er ist Anfang 20, erlangt sein Heimatland Estland die Unabhängigkeit. Linnar Viik ergreift die Chance und sucht sich einen Platz im gerade neu gegründeten Parlament. Er wird der digitale Berater des Ministerpräsidenten. In dieser Position treibt er die Digitalisierung seines Landes maßgeblich mit voran. Schon damals ist er überzeugt, dass die Digitalisierung eine große Chance für einen Staat bietet. Bereits in den 1990er Jahren setzt er sich dafür ein, dass es frei zugängliches Internet in Estland gibt. Zudem führt die estnische Regierung in allen Schulen das digitale Lernen ein. Schon im Jahr 2000 sind alle Schulen mit digitalen Lernmedien ausgestattet. Im gleichen Jahr führt Estland den "Digitales Personalausweis" ein, mit dem jeder estnische Bürger inzwischen fast alle Behördengänge online erledigen kann. Ein Vorreiter ist Linnar Viik auch in Bezug auf die Elternzeit. Trotz seiner Position nimmt er Anfang 2000 eine Auszeit im Job, um sich Vollzeit um sein Kind zu kümmern – und sorgt damit für  Schlagzeilen. Linnar Viik traut sich, Dinge anders zu machen. 2023 eröffnet der Politiker sein eigenes Pop-Art Museum und stellt dort auch seine eigene Kunstsammlung aus.

Aha-Erlebnis der Filmautorin Lara Bauerkamp

Ein persönliches Aha-Erlebnis von Autorin Lara Bauerkamp zum Film "Da geht was, Deutschland! – Wer bringt uns digital voran?"

Ich komme aus Berlin und hier nur einen Termin beim Bürgeramt zu bekommen, ist schier unmöglich. Jedes Mal, wenn man zum Amt muss, ist man allein beim Gedanken daran genervt. Umso begeisterter war ich, als ich in Estland erfuhr, wie einfach dort Behördengänge sind. Es geht tatsächlich fast alles Online und das auch noch rasend schnell. Selbst die Steuererklärung. Der Trick ist, dass fast alle Behörden, Unternehmen und Bürger zusammenarbeiten und es eine gemeinsame Online Plattform gibt. Die dazu auch noch sicher ist. Die Umsetzung hat mich wirklich begeistert. Zudem ist das kleine Land in Bezug auf Digitalisierung mutig. Autonome Busse, kleine Roboter, die Lebensmittel liefern oder Getränke ausschenken. Man merkt hier gibt es kaum Angst vorm digitalen Wandel.

Das Team vor und hinter der Kamera

Film von Lara Bauerkamp

Moderation: Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek

Kamera: Ilhan Coskun, André Stahl, Sebastian Woithe           

Ton: Christoph Dziallas, Boris Joens, Maximilian Pellnitz         

Schnitt: Steffen Bartneck             

Grafik: Superblak , Laura Will          

Tonmischung: Eike Bartsch

Produktion sendefähig GmbH: Christoph Dohne            

Produktion ZDF: Petra Stumpf, Delia Gruber      

Redaktionelle Mitarbeit: Anna Engelmann, Anna Mollik, Emma Knapp, Olga Thomashoff            

Redaktion sendefähig GmbH: Anika Knudsen  

Redaktion ZDF: Steffen Bayer, Grit Cross          

Leitung der Sendung: Christian Dezer 

Eine Produktion der sendefähig GmbH im Auftrag des ZDF

3. Da geht was, Deutschland! – Wer wappnet unsere Kinder für die Zukunft?

Ab Dienstag, 1. August 2023, 10.00 Uhr, zwei Jahre lang in der ZDFmediathek
Am Samstag, 26. August 2023, 17.35 Uhr, im ZDF

Immer mehr Kinder können nach dem Ende der Grundschule nicht richtig lesen, rechnen oder schreiben. Unser Schulsystem braucht dringend eine Verjüngungskur. Dann könnte Lernen wieder Spaß machen.

Die "plan b"-Hosts Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek besuchen Visionärinnen und Visionäre, die das Lernen bereits revolutioniert haben, egal ob im Schulalltag oder digital als Youtuber.

"Man muss sich davon verabschieden, dass man Kinder wie eine Glühbirne nach 45 Minuten ein- und ausschaltet. Jetzt Mathe, dann Deutsch und so weiter", sagt Gaby Plachy, die frühere Leiterin der Havelmüller-Grundschule in Berlin. Die Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt. Etwa die Hälfte der Kinder kommt aus Familien, die Sozialleistungen empfangen, jedes zehnte Kind weist einen sonderpädagogischen Förderbedarf auf. Zusammen mit ihrer Nachfolgerin Julie Neumann hat sie neue Lernmethoden eingeführt. In so genannten Lernhäusern unterrichten die Lehrer jahrgangsübergreifend, fördern Demokratieerziehung und stellen soziale Kompetenzen in den Vordergrund. Mit Erfolg, am Ende hat fast die Hälfte der Schülerschaft eine Gymnasialempfehlung.

Mathe fällt einem doch viel leichter, wenn es in Häppchen vermittelt wird, dachte sich der Kölner Mathe-YouTuber Daniel Jung. Schon während seines Mathematik-Studiums produzierte er erste Erklärvideos. Mittlerweile werden seine Videos millionenfach geklickt – und sie sind nicht nur informativ, sondern auch inspirierend. Der 41-Jährige schafft es, komplexe mathematische Konzepte verständlich zu erklären. Fans erzählen ihm immer wieder, dass er ihnen mit seinen Videos durch die Prüfungen geholfen hat.  Inzwischen setzt er sich mit Podcasts und als Keynotespeaker für eine bessere Bildung ein, die mehr digitalen Input braucht.

"Lernen geht auch ganz anders. Und auch im staatlichen Schulsystem!" Davon war Stefan Ruppaner, Rektor der Alemannenschule in Wutöschingen, schon immer überzeugt. Als seine Schule 2009, wegen zu geringer Anmeldungen, kurz von der Schließung stand, sah er den Zeitpunkt gekommen, seine Vision in die Tat umzusetzen. Mit viel Leidenschaft hat er mit seinem Team einen neuen Lernort geschaffen – ohne Klassenräume, Schulbücher oder Klassenarbeiten. Mit Lernbegleitern und Lernbegleiterinnen und vielen Projekten wird die Schülerschaft an das selbständige Lernen herangeführt. Ein Vorbild für andere Schulen?

 

Kurzbios der Visionärinnen und Visionäre

Kurzbios der Visionärinnen und Visionäre von „Da geht was Deutschland! – Wer wappnet unsere Kinder für die Zukunft?"

Gaby Plachy (68), ehemalige Schulleiterin Havelmüller-Grundschule in Berlin
Julie Neumann (36), seit 2022 Schulleiterin Havelmüller-Grundschule in Berlin

Gaby Plachy arbeitet zunächst als Kriminalbeamtin, doch dann entdeckt sie, dass ihre eigentliche Leidenschaft der Arbeit mit Kindern gilt. Sie wechselt daher mit Mitte 30 ihren Beruf und arbeitet zwölf Jahre als Lehrerin, bevor sie 2004 die Schulleitung der Havelmüller-Grundschule in Berlin-Tegel übernimmt.

Julie Neumann wird während ihres Referendariats zufällig dieser Schule zugeteilt. Sie bemerkt sofort, dass hier alles etwas anders abläuft. Seitdem kann sie sich keinen anderen Arbeitsplatz mehr vorstellen. Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hat Gaby Plachy daran gearbeitet, die staatliche Grundschule, die sich in einem sozialen Brennpunkt in Berlin befindet, grundlegend umzugestalten.  Julie, die mittlerweile die Schulleitung übernommen hat, führt Gabys Arbeit nun weiter.

Beide Lehrerinnen haben in ihrer eigenen Schulzeit erfahren, was es bedeutet, aus der Gruppe "herauszufallen", denn auch wenn beide das Glück hatten, gut in dem System mitzukommen, wurden sie oft als Streber bloßgestellt und vorgeführt. Dieses traditionelle System von Schule, das auf Konformität ausgelegt ist und in dem meist die Schwachen auf der Strecke bleiben, erlebten beide als ungerecht. 

An ihrer inklusiven Schule haben Gaby und Julie sich daher von vielen Traditionen verabschiedet und vieles verändert. An der Havelmüller-Grundschule kann heute jeder in seinem eigenen Tempo lernen und erfährt die Förderung die er/sie individuell braucht. Die Klassen sind jahrgangsübergreifend gemischt, so dass sich auch keiner mehr vergleichen kann oder muss, hier ist es ganz normal, verschieden zu sein.

Gaby Plachy und Julie Neumann sind überzeugt, jeder kann etwas gut und es ist die Aufgabe von Schule, eine Umgebung zu schaffen, in der diese Fähigkeiten zu Tage treten können.

 

Daniel Jung (41) aus Köln, studierte Mathe auf Lehramt, kein Abschluss, erfolgreicher Mathe-Youtuber

Daniel zählt heute zu den renommiertesten Mathe-Youtubern Deutschlands. Seine Erklärvideos zu Themen wie Wahrscheinlichkeitsrechnung, Geometrie oder Algebra wurden bereits über 250 Millionen Mal aufgerufen. Zusätzlich betreibt er eine Internetplattform, auf der Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig bei Matheaufgaben unterstützen können.

Schon in der Schule erkennt Daniel seine Begeisterung für Mathematik, und bis heute versucht er, viele Menschen für dieses Fach zu begeistern. Inspiriert von amerikanischen Professoren, die ihre Vorlesungen kostenlos online zur Verfügung stellten und von denen Daniel selbst profitierte, kommt ihm die Idee, eigene Mathe-Erklärvideos zu produzieren. Obwohl seine erste Online-Plattform scheitert, erhält er auf Youtube so viel positive Resonanz, dass er weitermacht. Er bricht sein Lehramtsstudium ab und erreicht über seine Social-Media-Kanäle mittlerweile Millionen von Menschen.

Daniel schafft es, komplizierte mathematische Inhalte für jeden und zu jederzeit kostenlos verständlich zu machen und setzt sich gleichzeitig für die Digitalisierung von Schulen ein.

 

Stefan Ruppaner (64), Rektor der Gemeinschaftsschule Alemannenschule in Wutöschingen

Als junger Student will Stefan Ruppaner hauptberuflich Musiker werden, und nebenberuflich Lehrer. Als er merkt, wie ihn die Arbeit mit Kindern begeistert, kommt es dann aber doch anders. 2005 wird Stefan Ruppaner Schulleiter an der Gemeinschaftsschule Alemannenschule in Wutöschingen. Inspiriert durch einen Dokumentarfilm, der das Konzept des individuellen Lernwegs vorstellte, beginnt er an seiner Schule alles umzubauen.

Stefan muss sich dafür viel mit den Behörden auseinandersetzen und teilweise einen harten Kampf kämpfen, aber dennoch verliert er niemals den Mut. Heute ist alles, was man traditionell mit Schule und Unterricht verbindet, in der Alemannenschule nicht mehr zu finden. Es gibt keine Klassenräume, keine Schulbücher, Lehrer und Lehrerinnen heißen Lernbegleiter und statt Unterrichtsstunden gibt es 20-minütige Lern-Inputs. Die Schülerschaft lernt hier ganz individuell mit Hilfe von i-Pads und einer schuleigenen Lernplattform und in Räumen, die mehr nach Wohnzimmer anmuten als nach Schule.

Stefan ist überzeugt, dass die Haltung "Inspirieren, Ermutigen und Einladen zum Lernen", das ist, was die Kinder und Jugendlichen brauchen, anstatt eines Lehrers, der in 45-Minuten-Einheiten den Lehrplan "vorbröselt". Vielmehr ist es wichtig, dass sie früh darin gestärkt werden, Verantwortung für ihren eigenen Lern- und Lebensweg zu übernehmen und dass sie erfahren, dass, wenn sie Verantwortung übernehmen, sie dafür auch Freiheiten bekommen. Genau diese Fähigkeit ist es, die uns als Gesellschaft zukunftsfähig macht.

Aha-Erlebnis der Filmautorin Juliane Tutein

Ein persönliches Aha-Erlebnis von Autorin Juliane Tutein zum Film "Da geht was, Deutschland! – Wer wappnet unsere Kinder für die Zukunft?"

Ich habe für den Dreh dieser Folge den Schulalltag der Havelmüller-Grundschule in Berlin und der Alemannenschule in Wutöschingen für ein paar Tage kennenlernen dürfen, und ich war überwältigt von dem, was ich hier miterleben konnte. Ich hatte es mir vorher nicht vorstellen können, dass Kinder und Jugendliche morgens einfach in die Schule kommen und sich eigenständig ihre Materialien holen oder ihr IPad einschalten, um dann konzentriert und selbstständig zu lernen. Und das schon von der 1. Klasse an! Diese Tatsache sowie die ruhige und entspannte Atmosphäre an beiden Schulen, hat mich unglaublich beeindruckt. Ich hoffe daher, dass bei den vielen Diskussion, wie Schule besser gemacht werden kann, sich viele von den Visionärinnen und Visionären dieser Schulen inspirieren lassen.

Das Team vor und hinter der Kamera

Film von Juliane Tutein 

Moderation: Antonia Lilly Schanze, Refiye Ellek       

Kamera: Ilhan Coskun, Dennis Drechsler, Martin Sündermann, Christian Weihe, Sebastian Woithe           

Ton: Christoph Dziallas, Ole Schmidt, Henning Faber, Maximilian Pellnitz         

Schnitt: Eike Bartsch      

Grafik: Superblak, Laura Will         

Tonmischung: Eike Bartsch

Produktion sendefähig GmbH: Christoph Dohne            

Produktion ZDF: Petra Stumpf, Petra Pecher     

Redaktionelle Mitarbeit: Anna Engelmann, Anna Mollik, Emma Knapp, Olga Thomashoff            

Redaktion sendefähig GmbH: Anika Knudsen  

Redaktion ZDF: Grit Cross, Steffen Bayer    

Leitung der Sendung: Christian Dezer 

Eine Produktion der sendefähig GmbH im Auftrag des ZDF 

Die Hosts

Antonia Lilly Schanze, Osteuropa-DDR-Mix, aufgewachsen in Berlin, ohne klassische Kernfamilie, aber mit Liebe und unter Lebenskünstlerinnen und Lebenskünstlern. Fragen stellen, wenn’s unlogisch wird sowie eine große Liebe für Worte. Medienwissenschaften, Visuelle Kommunikation/Film und Journalismus studiert. Seit dem Volontariat an der electronic media school steht sie hinter und vor der Kamera. Reporterin, Videojournalistin und Host. Ihre Filme laufen auf Festivals sowie im rbb, bei FUNK, im ZDF, bei arte und dem WDR. Lieblingsthemen dabei: Wie zur Hölle lässt sich dieser Planet noch retten? Liebe und Solidarität. Utopien und Brandenburg.

 

Refiye Ellek ist, neben ihrer redaktionellen Arbeit in verschiedenen Projekten, vor allem bekannt durch den Podcast "CHAI SOCIETY" von Bremen NEXT, den sie mit aufgebaut hat und für den sie in den ersten beiden Staffeln als Host gemeinsam mit Soraya Jamal vor dem Mikro stand. Mittlerweile betreut sie den Podcast redaktionell und ist unter anderem als Moderatorin von Veranstaltungen wie "#unerhört" von der Körber Stiftung und als Reporterin für Cosmo und Bremen NEXT tätig. Die Bremerin mit türkischen Wurzeln interessiert sich besonders für feministische und gesellschaftliche Themen wie Antidiskriminierung, Chancengleichheit und Zukunftsthemen.

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