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Das Verhör in der Nacht

Der Fernsehfilm der Woche

Der Film basiert auf dem Theaterstück "Heilig Abend" von Daniel Kehlmann, der auch das Drehbuch geschrieben hat: An Heiligabend wird Philosophiedozentin Judith (Sophie von Kessel) von Polizist Thomas (Charly Hübner) aufgehalten, weil sie verdächtigt wird, einen Terroranschlag geplant zu haben. Er muss die Wahrheit herausfinden.

  • ZDF, Montag, 30. November 2020, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Montag, 23. November 2020, 10.00 Uhr
  • ARTE, Freitag, 27. November 2020, 20.15 Uhr

Texte

Ein besonderes Stück Fernsehen

Daniel Kehlmann ist ein literarischer Weltstar. Sein umfangreiches Werk geht weit über die besonders bekannten Romane wie zum Beispiel "Die Vermessung der Welt" oder "Tyll" hinaus. Speziell für das ZDF hat er nun sein Theaterstück "Heilig Abend" für die Realisierung als Fernsehfilm umgearbeitet, in enger Tuchfühlung mit Regisseur Matti Geschonneck. Entstanden ist ein besonderes Stück Fernsehen, auf das das ZDF stolz ist. Denn Sophie von Kessel und Charly Hübner brillieren in einem kammerspielartigen Zwei-Personen-Krimidrama, dessen Spannung ausgewachsenen Fernsehspielen in nichts nachsteht. Scheinbares Wortgeplänkel und Töne scharfen Verhörs wechseln sich ab. Wer ist im Recht, wer im Unrecht? Der verhörende Beamte oder die Philosophie-Professorin? In den meisterhaften Dialogen offenbart sich Stück für Stück der Grund für "Das Verhör in der Nacht". Es ist ein Kampf gegen die Uhr mit großer Tragweite.

Günther van Endert
Redakteur

Stab, Besetzung und Inhalt

Regie    Matti Geschonneck
Buch   Daniel Kehlmann nach seinem Theaterstück "Heilig Abend"
Kamera   Judith Kaufmann
Musik   Nikolaus Glowna
Schnitt   Dirk Grau
Szenenbild   Silke Buhr
Ton   Max Meindl
Kostümbild   Anneke Troost
Produktion   Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, Hamburg
Produzenten   Silke Pützer, Reinhold Elschot
Herstellungsleitung   Roger Daute
Produktionsleitung   Vanessa Eggers
Redaktion   Günther van Endert
Länge   89 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller

Judith    Sophie von Kessel
Thomas   Charly Hübner
Rezeptionistin   Michèle Fichtner

 

Inhalt

Der Film basiert auf dem Theaterstück "Heilig Abend" von Daniel Kehlmann, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Hauptfigur Judith wird von Sophie von Kessel gespielt, welche die Rolle bereits auf der Bühne im Münchner Residenztheater verkörperte: An Heiligabend wird Philosophiedozentin Judith von Polizist Thomas aufgehalten, weil sie verdächtigt wird, einen Terroranschlag geplant zu haben. Er muss die Wahrheit herausfinden.

Judith will ihre Eltern besuchen, als sie in ihrem Hotelzimmer festgesetzt wird. Thomas soll herausfinden, ob sie zusammen mit ihrem Ex-Mann Julian an diesem Abend eine Bombe hochgehen lassen will und falls ja, wo sich diese befindet. Judith beteuert ihre Unschuld.

Thomas bleibt nur wenig Zeit, die Wahrheit herauszufinden, und je mehr Zeit vergeht, desto härter werden seine Befragungsmethoden. Dabei offenbart er Judith, dass er aufgrund der vorausgegangenen Observierung viel über ihr Leben weiß: Beziehungen, politische Ansichten, ihre Vergangenheit. Sie bleibt dabei, unschuldig zu sein, und verwickelt Thomas immer wieder in eine Diskussion über das Dilemma von Freiheit und Sicherheit. Wird sie gestehen oder Thomas von ihrer Unschuld überzeugen?

"Die Spannung und die Kraft Kehlmannscher Dialoge"
Produktionsnotizen von Reinhold Elschot

1. Manchmal laufen die Dinge einfach gut – wenn man Glück hat. In unserem Fall beginnt das Glück mit einem Anruf von Sophie von Kessel: Ich spiele in München ein Stück von Daniel Kehlmann, solltest Du Dir anschauen, da geht es um was. Gesagt, getan, geschaut, gesprochen, gemeinsam mit Matti Geschonneck. Der noch am selben Abend sagte: "Das könnte ich mir vorstellen". Ein Glück.

2. Wir waren wohl nicht die einzigen, die sich vorstellen konnten, dieses Theaterstück, dieses Kehlmann-Werk ins Fernsehen zu bringen – also schlossen sich lange Gespräche an, mit der Theater-Agentin Maria Teuchmann und Daniel Kehlmann selbst. Man weiß bei diesen Begegnungen ja nicht, was die anderen machen wollen und würden – und kann eigentlich nur beim Wesen des Stoffs und bei sich selbst bleiben.

3. Für Matti hieß das: dieses Theaterstück in seinem Fortgang, seiner Dramaturgie und vor allem seinen Texten erhalten, es wirklich als durcherzähltes neunzigminütiges Stück ins Fernsehen zu bringen – im Theater hat es auch eine Länge von eineinhalb Stunden, bei einigen Aufführungen läuft eine Uhr sichtbar mit, ein Countdown. Wir wollten nicht der Versuchung erliegen, die Einheit von Ort und Zeit zu verlassen, indem wir etwa die Erkenntnisse des Verhörers und die Schilderungen der Verhörten zu filmischen Rückblenden machten: das wäre möglich gewesen, natürlich, hätte aber einen anderen Film ergeben.

4. Wir wollten ganz auf das setzen, was uns beim Besuch des Münchner Residenztheaters – es blieb nicht bei diesem einen Besuch, wir sahen das Stück auch andernorts in anderen Aufführungen – fasziniert hatte: die Spannung und die Kraft der Kehlmannschen Dialoge. Klingt leicht, ist schwer. Und Kraft und Charisma der Schauspieler: Für Matti sollten es Charly Hübner und Sophie von Kessel werden.

5. Gleichwohl wurde ein Fernseh-Drehbuch benötigt: eines, das die Qualität des Theaterstücks erhält und ihr entspricht. Und wer könnte dies besser gewährleisten als der Autor selbst? Nach kurzem, ich darf das sagen, Zögern war Daniel Kehlmann bereit, das Buch zu schreiben, mit dann viel Freude, auch das darf ich sagen, und in ständigem Austausch mit Matti Geschonneck.

6. Ein Zwei-Personen-Stück ins Fernsehen zu bringen, überhaupt und dann auch noch zur Primetime, ist gewagt, dazu werden Verbündete benötigt: das ZDF und Frank Zervos, Günther van Endert, dann kam Olaf Grunert mit ARTE dazu. Und natürlich war meine geschätzte Kollegin und Ko-Produzentin Silke Pützer von Beginn an dabei.

7. Parallel stellte Matti sein Team zusammen: an der Kamera Judith Kaufmann (zuletzt unter anderem bei Caroline Links "Der Junge muss an die frische Luft" und Sherry Hormanns "Nur eine Frau" tätig), Filmarchitektin Silke Buhr (zuletzt bei "Bad Banks" und "Werk ohne Autor"), Schnittmeister Dirk Grau (zuletzt unter anderem "Charité" und "In Zeiten des abnehmenden Lichts"). Und all die anderen, die es einige Wochen in einer in den Berliner Unionfilm-Ateliers gebauten Kulisse, einer Hotel-Suite, aushalten mussten. Unser "Hotel außen", wie man so sagt, steht bei Frankfurt, den weihnachtlichen Marktplatz zu Beginn des Films fanden wir in Braunschweig.

8. Zum Glück der Produzentin und des Produzenten gehört schließlich, dass Daniel Kehlmann mit Mattis, mit unserem Film, um das Mindeste zu sagen, sehr einverstanden ist – und dass das "Verhör" gleich zweimal zur Hauptsendezeit ins lineare Fernsehen kommt, einmal bei ARTE, dann im ZDF. Denn diese Plätze sind ja Statements – und das, was das lineare dem gestreamten Fernsehen – noch voraus hat. Und jetzt: Vorhang auf für Theater, und was für eines, im Fernsehen.

Reinhold Elschot hat den Film gemeinsam mit seiner Kollegin Silke Pützer produziert.

Eigenständige Welten treffen aufeinander
Statement des Regisseurs Matti Geschonneck

Da treffen zwei eigenständige Welten aufeinander, die sich dennoch gut vertragen – das Theater und der Film, anders als unsere beiden Protagonisten.

Unser Film benötigte eine annähernd realistische Verortung. Natürlich können wir uns filmspezifischer Mittel bedienen, wie beispielsweise der Großaufnahme. Dennoch gilt es, die Abstraktion des Theaterstückes zu bewahren – bei respektvollem Umgang mit der Vorlage. Eine große Herausforderung, aber auch Verantwortung gegenüber dem Stoff und der Leistung des Autors.

Daniel Kehlmann war von Anfang an unserem Vorhaben gegenüber neugierig, zugewandt, engagiert. Ich war sehr froh über sein Vertrauen unserer Arbeit gegenüber. Letztlich muss eine spannende Geschichte erzählt werden, die diesem außergewöhnlichen Duell filmisch gerecht wird. Und folgen müssen wir – wie immer – den Schauspielern!

"Selten kann man ein Theaterstück eins zu eins verfilmen"
Interview mit Sophie von Kessel

"Das Verhör in der Nacht" basiert auf dem Theaterstück "Heilig Abend", für das Sie im Münchner Residenztheater schon auf der Bühne standen. Was mögen Sie an dem Stück?

Das Stück ist ein genialer Machtkampf zwischen Mann und Frau, zwischen zwei intellektuell sehr unterschiedlichen Personen, zwischen zwei verschiedenen Weltbildern und Überzeugungen. Dabei verschiebt sich das Machtverhältnis immer wieder. Mal ist sie die Stärkere, mal er, und nie weiß man so genau, auf was das Gespräch hinausläuft. Kehlmann schafft es dabei, sehr viele wichtige Themen zu berühren, die mit unser aller Leben zu tun haben. Es ist psychologisch so fein durchdacht und so klug erzählt, dass es für mich als Schauspielerin eine sehr reizvolle Herausforderung war.

Wodurch unterscheiden sich das Theaterstück und die Verfilmung?

Im Theater braucht man ganz andere Mittel, um über die Rampe an den Zuschauer zu kommen. Im Film kann man viel feinere und reduziertere Ausdrucksmittel benutzen. Generell wurde aber an dem Stück für die Verfilmung nicht sehr viel geändert – lediglich der Anfang und das Ende wurden etwas filmogener gemacht. Das war wichtig, um den Ort zu etablieren, wo das Ganze stattfindet. Im Stück spielt zum Beispiel eine Uhr eine wichtige Rolle, die der Zuschauer während der anderthalb Stunden Spielzeit immer sehen soll. Die Bombe, um die es geht, soll ja angeblich in anderthalb Stunden irgendwo explodieren. Dieses Element wurde für den Film rausgenommen. Die Spannung im Film entsteht eher über die Nahaufnahmen, die Augen und den Gesichtsausdruck. Das ist auf einer Theaterbühne natürlich so nicht möglich.

Das Drehbuch hat Daniel Kehlmann selbst verfasst, die Regie führte Matti Geschonneck. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Autor und Regisseur erlebt? 

Extrem fruchtbar! Die Beiden haben sich lange vor den Dreharbeiten schon zusammengesetzt und eine Filmfassung aus dem Theaterstück entwickelt. Das war sehr wichtig, weil man – wie gesagt – selten ein Theaterstück eins zu eins verfilmen kann. Man muss darauf achten, dass die Qualitäten, die der Film hat, auch genutzt werden können. Schon die ganze Dramaturgie entsteht durch die Bilder und Einstellungen bei einem Film, die genau vorbereitet werden müssen. Das gibt es in dem Sinne bei einem Theaterstück nicht. 

"Das Verhör in der Nacht" ist ein Zwei-Personen-Stück, das an einem einzigen Motiv gedreht wurde. Was macht so ein Set mit Ihnen? Welche Herausforderungen bringt es mit sich?

Es barg natürlich die Gefahr, dass man einen Lagerkoller bekommt. Jeden Tag dasselbe Set, jeden Tag derselbe Kollege, immer in demselben Raum. Aber, ehrlich gesagt, war die Arbeit dadurch wahnsinnig intensiv und konzentriert. Es gab kaum Irritationsmomente oder Störungen, wie beispielsweise ein Lichtwechsel oder Außengeräusche. Wie anstrengend das wirklich war, habe ich immer erst nach dem täglichen Drehschluss gemerkt, wenn ich quasi vom Set in mein Bett gefallen bin, unfähig noch irgendetwas anderes zu tun oder gar zu unternehmen. Die Hauptkonzentration lag hier auf dem Text und dem Denken und weniger auf irgendeiner äußerlichen Handlung. Man unterschätzt, wie anstrengend das sein kann.

"Das Verhör in der Nacht" tragen Sie gemeinsam mit Charly Hübner. Wie haben Sie das Spiel mit ihm erlebt? Hatten Sie schon zuvor einmal miteinander gearbeitet?

Es war meine erste persönliche Begegnung mit Charly. Ich kannte ihn natürlich schon vorher als Schauspieler und schätze seine Arbeit sehr. Zu erleben, wie seriös und professionell er an diese Rolle und den Stoff herangegangen ist, war sehr beeindruckend für mich. Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, zusammen Text zu machen. Das war die große Herausforderung bei diesem Film, dass es mehr um Text und Inhalte ging. Und die Tatsache, dass Charly auch vom Theater kommt, hat uns sehr verbunden. Diese Arbeit mit ihm habe ich als sehr intensiv in Erinnerung.

Kammerspiel, Verhör-Thriller, Wortgefecht: Wie würden Sie "Das Verhör in der Nacht" beschreiben? Was steht für Sie im Vordergrund?

Eigentlich ist es die schrittweise psychologische Enthüllung zweier starker Persönlichkeiten. Die Art des Wortspiels miteinander. Die immer wieder neuen und überraschenden Wendungen in der Argumentation. Und die Intelligenz dieser beiden Figuren im Umgang miteinander. Das ist bis zum Ende hin unerwartet und unberechenbar. Ich habe mich bei der Rolle immer wieder dabei ertappt, mich persönlich geehrt zu fühlen, eine so kluge, überzeugte, kämpferische und hochkomplexe Figur spielen zu dürfen. Leider darf man das nicht so oft erleben.

"Staat packt Individuum"
Interview mit Charly Hübner

"Das Verhör in der Nacht" basiert auf dem Theaterstück "Heilig Abend" von Daniel Kehlmann, der auch das Drehbuch verfasst hat. Kannten Sie bereits Werke von ihm? Was hat Sie von dem Projekt überzeugt?

Natürlich kenne auch ich "Die Vermessung der Welt", die Brüder "F" und "Tyll". Hier war die Neugier entfacht durch die Grundsituation: Staat packt Individuum, um Staat und Individuum zu "retten".

Matti Geschonneck hat "Das Verhör in der Nacht" inszeniert. Kurz zuvor hatten Sie mit ihm "Unterleuten" gedreht. Wie ist Ihre Zusammenarbeit?

Mit Matti erlebe ich enormes Vertrauen und fiebrige Suche. Er setzt sich sehr in die Not der Erzählung und trägt mich durch das Chaos, weil er es ähnlich erlebt wie ich und Freude hat, es zu sortieren, ohne es zu ordnen.

"Das Verhör in der der Nacht" ist ein Zwei-Personen-Stück, ein 90 Minuten andauerndes Verhör in einem Hotelzimmer. Was waren die besonderen Herausforderungen?

Um 5.30 Uhr aufstehen, Text lernen. Um 7.30 Uhr Abholung, 9.30 Uhr Drehbeginn – Text, Text, Text. Um 18.30 Uhr Drehschluss – nach Hause. Spaziergang. 20.00 Uhr bis 22.30 Uhr Text lernen. Und dazwischen mit Sophie von Kessel die Szenen spielen.

Thomas ist Polizist und Verhörprofi. Er steht unter großem Zeitdruck, um Judith zu einem Geständnis zu bringen. Was ist Thomas für ein Mensch? Wie haben Sie die Figur angelegt?

Man legt sowas nicht an, das ist kein Garten. Man lernt eine Idee kennen, was wir dann Rolle nennen. Aber es ist hier die Idee des Staatsschutzes. Des Mannes, der die Idee des offenen Staates schützen will. Er ist sehr schnell in Kopf und Herz, sehr erfahren im Umgang mit mutigen Menschen, sehr radikal im Erkennen von Ausweichungen und sehr einsam im inneren Feld.

Den Film tragen Sie über 90 Minuten gemeinsam mit Sophie von Kessel. Hatten Sie zuvor schon einmal miteinander gedreht? Wie haben Sie das gemeinsame Spiel erlebt?

Sophie war durch die Theaterumsetzung in München sehr vertraut mit dem Stoff. Das half enorm bei der Verfilmung, da sie die Dynamik des Textes kannte. Sie wusste, wo wir drosseln, speeden oder midi spielen mussten. Wir haben uns herrlich verstanden, und die Fremde der Figuren war unsere Fremde. Das war für das Sujet ein Geschenk. Merci, Sophie!

Audio-Interview mit Sophie von Kessel

Audio-Interview mit Charly Hübner

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