Der Russe ist einer, der Birken liebt

Spielfilm aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel

Mascha (Aylin Tezel) ist wild und laut, kompromisslos und schlagfertig. Sie jobbt neben ihrem Studium als Simultanübersetzerin und ist gerade in die erste gemeinsame Wohnung mit ihrem Freund Elias (Slavko Popadić) gezogen. Als dieser plötzlich stirbt, gerät Maschas Leben aus den Fugen.

  • ZDF Mediathek, ad ut Ab Freitag, 4. Oktober 2024, 90 Tage lang in der ZDFmediathek
  • ZDF, ad ut Montag, 7. Oktober 2024, 0.55 Uhr im ZDF

Texte

Stab und Besetzung

Der Russe ist einer, der Birken liebt

Spielfilm, Deutschland 2022, aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel
Ab Freitag, 4. Oktober 2024, 90 Tage lang in der ZDFmediathek
Montag, 7. Oktober 2024, 0.55 Uhr im ZDF

Stab
Drehbuch                                Burkhardt Wunderlich
Autorin                                   Olga Grjasnowa
Regie                                      Pola Beck
Kamera                                   Juan Sarmiento G.
Ton                                         Andreas Hildebrandt
Schnitt                                    Philipp Thomas
Szenenbild                              Utta Hagen
Kostümbild                             Nicole Hutmacher
Maskenbild                             Christina Neuss
Musik                                     Johannes Repka
Produzenten                           Maximilian Leo, Jonas Katzenstein
Produktion                              Eine "augenschein" Filmproduktion in Koproduktion mit
                                               ZDF/Das kleine Fernsehspiel; mit Unterstützung durch
                                               die Film- und Medienstiftung NRW, das Medienboard
                                               Berlin-Brandenburg, die Deutscher Film Förderfonds,
                                               das Creative Europe Programme
Redaktion:                              Burkhard Althoff (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
                                               Olaf Grunert (ZDF/ARTE)
                                               Daniela Muck (ARTE)                                      

Besetzung

Mascha                                  Aylin Tezel
Cem                                       Sohel Altan Gol
Elias                                       Slavko Popadić
Tal                                          Yuval Scharf
Sami                                       Bardo Böhlefeld
Prof. Windmühle                     Marc Fischer
Krankenschwester Irina          Zeljka Preksavec
Dr. Weber                                Aleksandar Jovanovic
Mann im Club                         Dennis "Koone" Kuhnert
und viele weitere

Inhalt

Mascha ist eine junge jüdische Frau, die Mitte der 90er-Jahre mit ihren Eltern aus dem aserbaidschanischen Bürgerkrieg nach Deutschland kam. Die angehende Dolmetscherin spricht fünf Sprachen fließend, nur über ihre eigene Geschichte, über die Geflüchtete in ihr, spricht sie nie. Ihr Freundeskreis ist multikulturell, feiert regelmäßig ausgelassen und kontert den allgegenwärtigen Alltagsrassismus mit böser Ironie. Mascha liebt ohne Rücksicht auf Verluste – ihre Sprachen, ihre Freunde – und vor allem ihren Freund Elias. Gerade erst ist sie mit ihm zusammengezogen, als Elias durch eine zunächst harmlos erscheinende Fußballverletzung zum Pflegefall wird und plötzlich stirbt. Elias' unerwarteter Tod stürzt Mascha in eine tiefe Lebenskrise. Sie tritt die Flucht nach vorne an und setzt sich mit nichts als ihrem Reisepass in ein Flugzeug nach Israel. Dort angekommen tut sie das, was sie am besten kann: Sie beginnt mit voller Wucht ein neues Leben in Tel Aviv, findet eine neue Liebe und lässt sich durch die "weiße Stadt" am Mittelmeer treiben. Doch schließlich wird sie von ihren Kindheitstraumata des aserbaidschanischen Bürgerkriegs in Baku und von ihrem fluchtartig zurückgelassenen Leben in Deutschland eingeholt, und Mascha muss erkennen, dass man nicht für immer vor sich selbst und seiner Vergangenheit davonrennen kann.

Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von Olga Grjasnowa erzählt von Maschas Suchen und Finden von Heimat. Sie zeichnet das Bild eines bunten Deutschlands, in dem die komplexen Identitätserfahrungen junger Menschen mit nicht-deutschen Wurzeln nach wie vor viel zu selten beleuchtet werden.

Interview mit Pola Beck und Olga Grjasnowa

Warum wolltest Du "Der Russe ist einer, der Birken liebt" verfilmen? Was hat Dich an der Geschichte gereizt?

Pola Beck: Vor mittlerweile mehr als zehn Jahren hat mein Agent mir das Buch in die Hand gedrückt und meinte, das könne was für mich sein. Es gibt Geschichten, die sich nach dem Lesen anfühlen, als hätte man eine Reise gemacht. Man ist dann völlig erledigt und gleichzeitig total erfüllt. So ging es mir mit Olga Grjasnowas Buch. Mascha, die Hauptfigur, hat mich sehr berührt. Ihre Suche nach einem Platz im Leben, die Art, wie sie sich nimmt, was sie will und die Kämpfe, die sie aussteht, haben mich mitgenommen. Einerseits wollte ich also von dieser Frau erzählen. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass Mascha uns etwas über das Leben mitgibt und darüber, wie man mit Verlust und traumatischen Erlebnissen umgehen kann. Diese Lebenskraft wollte ich in einen Film übertragen.

Was mich an dem Buch außerdem gereizt hat, ist Olgas Humor, ihr feiner Witz und diese teilweise absurden Szenarien in den traurigsten Momenten. Ich hoffe, dass das auch im Film spürbar wird. Es gibt da lustige und auch 'strange' Situationen, bei denen man schmunzeln darf, obwohl es todtraurig ist.

Du hast gesagt, dein Agent hat dich auf das Buch aufmerksam gemacht. Habt ihr das Projekt erst angestoßen, oder gab es die Idee, den Stoff zu verfilmen, schon früher?

Pola Beck: Ich weiß, dass damals noch zwei andere Regisseur*innen Interesse an der Verfilmung hatten. Ich habe mich dann mehrmals mit Olga getroffen, ihr meine Vision vorgestellt und erzählt, mit wem ich das Projekt machen will. Zwischen uns hat sich damals schnell ein Vertrauensgefühl entwickelt. Ich glaube, Olga, du mochtest auch die Idee, dass Aylin Tezel die Rolle der Mascha spielt, weil du meinen Abschlussfilm "Am Himmel der Tag" (2012) gesehen hattest.

Olga Grjasnowa: Ich mochte "Am Himmel der Tag" sehr gerne. Als wir 2012 zum ersten Mal miteinander gesprochen haben, stand die Verfilmung noch ganz am Anfang, da gab es noch nicht einmal ein Drehbuch. Mich hat damals vor allem überzeugt, wie sehr Pola für das Projekt gebrannt hat. Sie hat das jahrelang durchgeboxt, selbst als es zwischendurch kaum Hoffnung gab, dass der Film zustande kommen würde. Das war ziemlich beeindruckend, ich hätte da schon längst aufgegeben.

Weshalb war Aylin Tezel in euren Augen die Richtige für die Rolle der Mascha?

Olga Grjasnowa: Weil Aylin eine fantastische Schauspielerin ist.

Pola Beck: Es war eine große Frage, wie man den Film besetzt. Mascha spricht fünf Sprachen und ist eine richtige Kosmopolitin. Sie hat nicht nur eine russische Identität oder eine jüdische oder eine deutsche Identität, sondern sie hat diese verschiedenen Identitäten gleichzeitig, je nachdem, mit wem sie gerade zusammen ist. Mir war es sehr wichtig, für die Rolle jemanden zu besetzen, die das selbst als Person lebt und ausstrahlt. Aylin hat sowohl deutsche als auch türkische Wurzeln, sie ist ständig unterwegs und nirgendwo so richtig zu Hause. Aylin hat diese Kraft von Mascha in sich und dieses Kosmopolitische, dieses Rastlose.

Außerdem bringt Aylin eine unglaubliche emotionale Bandbreite mit. Sie kann einen tief berühren, aber sie hat auch diese Wucht, die Mascha hat. Als Privatperson ist Aylin eine Naturgewalt, sie hat eine Power und einen Willen, den manche Menschen gar nicht von ihr erwarten, weil ihre Erscheinung sehr zart ist. Diese Kombi ist total faszinierend. Außerdem hat sie die Gabe, dass man als Zuschauer*in emotional an sie herankommt, selbst in Momenten, wo Mascha sich extrem verhält. Es ist Aylin zu verdanken, dass man dann trotzdem bei ihr sein möchte und sie am liebsten in den Arm nehmen würde.

Olga Grjasnowa: Grundsätzlich hat der Film einfach einen wahnsinnig guten, sehr diversen Cast. Jede Rolle ist gut besetzt.

Weshalb war es dir wichtig, dass der Film nicht zu brav wird?

Pola Beck: Als Filmemacherin weigere ich mich, Geschichten zu erzählen, die nur in meinem eigenen Dunstkreis herum dümpeln. Gerade der deutsche Film, vor allem im Fernsehen, konzentriert sich gern auf schöne Geschichten aus der gutbürgerlichen Mitte. Das langweilt mich beim Zuschauen. Ich möchte etwas erzählen, das universeller ist, das vibriert. Ich möchte Filme mit Figuren machen, die sich zeitgemäß anfühlen und sich in einer Vielfalt zeigen, die nicht kleingeistig oder brav ist. Mit "Der Russe ist einer, der Birken liebt", wollte ich einen sinnlichen Film drehen, der aber nicht jedem gefallen muss, der herausfordert und an dem man sich reiben kann. Es war mir wichtig, große Emotionen zu zeigen, nicht immer alles zu unterdrücken oder ordentlich-chronologisch aufzubereiten.

Das Interview führte Theresa Rodewald.

Festivals und Preise (eine Auswahl)

Nominierungen

Filmfest München 2022:

- Förderpreis Neues Deutsches Kino – Drehbuch (Burkhardt Wunderlich)

- Förderpreis Neues Deutsches Kino – Regie (Pola Beck)

- Förderpreis Neues Deutsches Kino – Schauspiel (Bardo Böhlefeld, Sohel Altan Gol, Slavko Popadic)

Film Festival Cologne 2022:

- NRW-Wettbewerb

Filmkunstfest MV 2022:
- Spielfilm-Wettbewerb

Biografie Pola Beck (Regie)

Pola Beck wurde 1982 in Berlin geboren. Nach diversen Jobs und Praktika in der Filmbranche folgte 2003 ein einjähriger Aufenthalt in Dänemark am European Film College. Von 2005 bis 2011 absolvierte sie ihr Regiestudium an der Filmuniversität Babelsberg. Pola Becks Langfilmdebüt "Am Himmel der Tag" wurde mehrfach preisgekrönt. Mit der Erfolgsserie "Druck" (funk) begann sie, ihren Fokus auf Serienarbeit zu legen. Es folgten unter anderem "Das letzte Wort", "Liebe jetzt" (ZDFneo), die Sci-Fi-Serie "Tender Hearts" und der Kinofilm "Der Russe ist einer, der Birken liebt". Pola Beck lebt und arbeitet in Berlin.

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