Deutsche im Knast

ZDFinfo-Reportagereihe

Die Filme von Christian Bock geben Einblicke in das Leben deutscher Häftlinge im Ausland: Wie sieht ihr Alltag hinter Gittern aus? Was sind die Herausforderungen fern der Heimat? Die ersten beiden Folgen zeigen das Knastleben von Deutschen in Japan und Paraguay.

  • ZDF Mediathek, ab Donnerstag, 2. Januar 2025, 5.00 Uhr, drei Jahre lang
  • ZDF info, Freitag, 10. Januar 2025, 20.15 Uhr und 21.00 Uhr

Texte

Sendetitel, -termine und Stab (Auswahl)

ZDFmediathek: ab Donnerstag, 2. Januar 2025, 5.00 Uhr, drei Jahre lang
ZDFinfo: Freitag, 10. Januar 2025, 20.15 Uhr
Deutsche im Knast: Japan und die Disziplin

Buch und Regie                      Christian Bock
Kamera                                   Oliver Biebl
Schnitt                                    Florian Zimmermann
Produzentin                            Nikola Kohl
Executive Producerin              Natalia Lucic
Redaktion                               Natalie Zinkand (ZDFinfo)
Sendelänge                            2 x 45 Minuten

Eine Produktion von south&browse GmbH im Auftrag von ZDFinfo

 

ZDFmediathek: ab Donnerstag, 2. Januar 2025, 5.00 Uhr, drei Jahre lang
ZDFinfo: Freitag, 10. Januar 2025, 21.00 Uhr
Deutsche im Knast: Paraguay und die Korruption

Buch und Regie                     Christian Bock
Kamera                                  Césár Pérez
Schnitt                                   Florian Zimmermann
Produzentin                            Nikola Kohl
Executive Producerin              Natalia Lucic
Redaktion                               Natalie Zinkand (ZDFinfo)
Sendelänge                            2 x 45 Minuten

Eine Produktion von south&browse GmbH im Auftrag von ZDFinfo

 

Zur Information:
Eine Folge über "Deutsche im Knast" in Italien ist derzeit in Produktion.
Ein Sendetermin steht noch nicht fest.

Inhalt: "Deutsche im Knast: Japan und die Disziplin"

Japans Gefängnisse: ein unnachgiebiges System aus Vorschriften und Verboten. Auch Deutsche sitzen dort ihre Strafe ab und müssen sich den strikten Regeln unterwerfen. Meist haben sie versucht, Drogen zu schmuggeln, und erhielten die Standardstrafe für diese Vergehen: acht Jahre. Im Männergefängnis Fuchu und im Knast für Frauen in Tochigi leben sie nun einen eng begrenzten, immer von Strafen und Isolierung bedrohten Alltag. Eintönige Arbeit, kaum Heizung, kaum Kontakte.

Nur unter strengen Auflagen durfte das ZDF-Team in den beiden Gefängnissen, in denen auch Ausländer ihre Strafe absitzen, filmen. Und dennoch gibt der Film einen tiefen Einblick in den japanischen Strafvollzug, der in seinen Ursprüngen nach preußischem Vorbild gestaltet ist. Marschieren im Gleichschritt, reden nur mit Erlaubnis, nicht aus dem Fenster schauen, das sind nur einige Regeln, an die sich Gefangene zu halten haben. Tun sie es nicht, droht Einzelhaft, und das bedeutet: den ganzen Tag in nur einer Sitzposition verharren, nicht reden, nicht bewegen. Japans Strafvollzug setzt ganz und gar auf Disziplin, will durch Gehorsam und Arbeit die Straftäterinnen und Straftäter wieder zu respektablen Mitgliedern der Gesellschaft machen.
Resozialisierung findet manchmal auf skurrilem Wege statt: So ist die vorherrschende Farbe im Frauengefängnis rosa, vom Zellentrakt über Handtücher und Schuhe bis hin zu den Gittern der Unterkünfte. Ein Alptraum in Pink – das und der ewige Drill führt manche Gefangenen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Inhalt: "Deutsche im Knast: Paraguay und die Korruption"

Hinter Gittern in Paraguay: Enge, schlechtes Essen, ein undurchsichtiges Justizsystem. Auch deutsche Staatsbürger kämpfen mit den Verhältnissen und der allgegenwärtigen Korruption.
Yves S. und Remy N. kämpfen täglich für die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse. Während Yves immer knapp bei Kasse ist und sich nur eine Zelle mit vier Mann "leisten" kann, hat Remy das System im Griff. Als Boss einer Zellengang betreibt er lukrative Geschäfte.
Yves S. sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft, man wirft ihm vor, an der Ermordung eines Deutschen beteiligt gewesen zu sein. Er streitet alles ab und verzweifelt an dem Justizsystem, das ihn seit mittlerweile drei Jahren in Untersuchungshaft hält. Mithilfe eines illegalen Handys studiert er online Jura, um sich für seinen Prozess zu wappnen.

Remy N. hingegen fühlt sich in seinem Knast wohl, er hat dank seiner Einkünfte ein Leben fast wie in Freiheit: jederzeit Besuch von Frau und kleinem Sohn, Internet, gutes Essen, alle Bediensteten des Gefängnisses respektieren ihn als Anführer seines Zellentraktes. "Nur verreisen kann ich nicht, aber das mache ich nach meiner Entlassung", sagt er.

Paraguays Gefängnisse machen immer wieder Schlagzeilen: Rivalisierende Gangs tragen ihre Kriege aus, es kommt zu Übergriffen und sogar Geiselnahmen des Gefängnispersonals.
Resozialisierungsmaßnahmen finden oft nur durch kirchliche Träger statt. Ehemalige Häftlinge kümmern sich vor allem um die Ärmsten der Armen, die sich kein eigenes Essen leisten können und die wegen der grassierenden Drogenprobleme medizinische Versorgung brauchen, aber sich nichts leisten können.

Fragen an Filmemacher Christian Bock

Wie sind Sie auf das Thema Deutsche im Knast im Ausland aufmerksam geworden? Was war Auslöser für die Filmreihe?

Da Gefängnisse immer ein spannender Mikrokosmos sind und Gefängnisse im Ausland meistens doch sehr anders sind als in Deutschland, fanden wir die Idee eine Filmreihe über ausländische Gefängnisse zu machen, spannend. Mit den deutschen Häftlingen schaffen wir zudem einen Anknüpfpunkt für die Zuschauerinnen und Zuschauer in Deutschland.

Wie kam es zur Auswahl der Länder Japan, Paraguay und Italien?

Grundsätzlich geben nicht viele Länder Drehgenehmigungen für ihre Gefängnisse. Und wenn, müssen dort Deutsche sitzen, die auch zu Gesprächen bereit sind. Das schränkt die Auswahl sehr ein, letztendlich gab den Ausschlag, dass Japan, Paraguay und Italien kulturell und administrativ sehr unterschiedlich sind.

Welche Institutionen mussten zustimmen, dass in den jeweiligen Gefängnissen gedreht werden durfte? Warum, glauben Sie, dass es diese offizielle Zustimmung gab?

Es mussten immer die Justizministerien ihre Zustimmung geben, ebenso wie die Gefängnisdirektorinnen und -direktoren. Ich glaube, die offizielle Zustimmung gab es, weil unsere Anfragen seriös gestellt waren und weil wir von Anfang an klar kommuniziert haben, dass wir eine seriöse Reportagereihe produzieren.

Was waren in Japan die Herausforderungen bei Recherche und Organisation des Drehs? Wie waren die Drehbedingungen im Gefängnis?

Die bürokratischen Mühlen mahlen in Japan sehr langsam, und es ist alles strikt hierarchisch geordnet. Es dauert, bis ein Antrag im Justizministerium bearbeitet wird, und nochmal so lange, bis er an die ausführenden Stellen gelangt.
In Japan gibt es praktisch für alles eine Vorschrift. So durfte das Team im Männergefängnis ausschließlich die Ausländer filmen, etwas anderes sah die Genehmigung nicht vor. Und das komplett anonym, selbst wenn die Betroffenen mit einer Veröffentlichung ihrer Identität einverstanden waren. In der Praxis hieß das oft, dass das Team die Geräte niederzulegen hatte und mit dem Gesicht zur Wand warten musste, wenn eine Kolonne japanischer Gefangener vorbeimarschierte. Interessanterweise gibt es aber offenbar keine Vorschrift, ausländische Gäste zu überprüfen. So wurden vom Team weder Ausweise überprüft, noch wurde das Equipment durchsucht.

Und wie sah es in Paraguay und Italien aus?

Die Herausforderung bei Paraguay war, dass es nur mit besonderen Zugängen geklappt hat. Wir hatten einen sehr guten Fixer vor Ort, der den Strafvollzug und die Beamten vor Ort gut kennt. Und: Es musste in dem Fall schnell gehen, weil wir nur ein bestimmtes Zeitfenster für den Dreh bekommen haben.
In Italien war die Herausforderung, dass uns so gut wie alle Gefängnisse keine Drehgenehmigung erteilen wollten. Die Gefängnisse in Italien sind, was das angeht, sehr restriktiv.

Was war ihrer Einschätzung nach die Motivation der deutschen Gefangenen bei diesem Filmprojekt mitzumachen?

Oft fühlen sich Ausländer missverstanden, verstehen die Prozesse nicht, können sich keine Anwälte leisten, sind von der Außenwelt abgeschnitten. Sie nutzen die Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge im Interview darzulegen – die ist oft schwer überprüfbar und wird von uns entsprechend vorsichtig behandelt. Bei zwei deutschen Frauen, die in Japan im Gefängnis Tochigi einsitzen, ist aber offenkundig, dass die extrem strengen Regeln eine sehr große psychische Belastung darstellen – hierfür wird Japan international auch oft kritisiert.
Eine Auswahl von Beispielen: In der Zelle ist es nicht erlaubt, aus dem Fenster zu schauen. Es darf nicht mit Insassen anderer Zellen gesprochen werden. Aufsichtsbeamte dürfen grundsätzlich nicht angesprochen werden. Das Essen ist aufzuessen, darf nicht aufbewahrt oder getauscht werden. Viele Zellen sind kaum beheizt. Sämtliche Gegenstände müssen nach einem bestimmten Schema aufbewahrt werden. Während des Gangs zur Arbeit und bei der Arbeit selbst darf nicht gesprochen werden. Diese Liste ließe sich fortsetzen.

Was sind die Aspekte, die Sie im Laufe Ihrer Arbeit an diesem Doku-Projekt am meisten erstaunt/beeindruckt haben?

Japaner sortieren Dinge und Verhältnisse gerne in klare Kategorien. Weil im Frauengefängnis nur Frauen sind, und Frauen angeblich grundsätzlich Rosa mögen, ist das Gefängnis Tochigi – für den Reporter jedenfalls – ein rosa Alptraum. Gitter, Gänge, Vorhänge, Aktenmappen, Latschen, Handtücher, Kalender, Fassaden, Wäsche, Duschhocker – alles rosa.

Die Fragen stellte Birgit-Nicole Krebs

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