Die großen Crashs

Dreiteilige Dokureihe von Laura Hohmann und Julia Schmidt

Sie haben für Elend und Verzweiflung gesorgt, die drei größten Wirtschaftscrashs. Der Börsencrash 1929, der Ölpreis-Schock 1973 und die Lehman-Pleite 2008. Spekulationen, Verschuldung oder falsche Geldpolitik – die Ursachen für Wirtschaftskrisen sind oft ähnlich und die Auswirkungen dramatisch. Die Dokureihe fragt: Wie kam es zu den großen Crashs? Wer waren die Verlierer der Krise – und wer die Gewinner? Wurde etwas aus diesen Crashs gelernt?

  • ZDF Mediathek, Ab Dienstag, 28. Mai 2024, 5.00 Uhr
  • ZDF info, Montag, 3. Juni 2024, ab 20.15 Uhr

Texte

Sendetermine, Stab und Experten

ZDFinfo: Montag, 3. Juni 2024, ab 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 28. Mai 2024, 5.00 Uhr, zwei Jahre lang
Die großen Crashs
Dreiteilige Dokureihe von Laura Hohmann und Julia Schmidt

20.15 Uhr: Weltwirtschaftskrise 1929
21.00 Uhr: Ölkrise 1973
21.45 Uhr: Finanzkrise 2008

Stab
Autorinnen                  Laura Hohmann, Julia Schmidt
Kamera                       Tiemo Fenner, Marc Francke, Ralf Gemmecke, Edward Wright
Schnitt                        Julia Wolf
Grafik                         Sophie Lochau, Awesta Rogh
Fachberatung             Prof. Dr. Werner Plumpe
Produzentin                Miriam Weinandi, Kelvinfilm
Produktion ZDFinfo    Anne Westermann
Redaktion ZDFinfo     Michael Scheuch, Christian Deick
Sendelänge                3x circa 45 Minuten

Expertinnen und Experten
Jörg Asmussen, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium 2008 bis 2011
Hans Friderichs, Bundesminister für Wirtschaft 1972 bis 1977
Prof. Harold James, Wirtschaftshistoriker, Princeton University
Prof. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker, Universität Frankfurt
Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen 2009 bis 2017
Prof. Catherine Schenk, Wirtschaftshistorikerin, University of Oxford
Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen 2005 bis 2009
Prof. Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker, Columbia University

Eine Produktion von KELVINFILM im Auftrag von ZDFinfo

Inhalt

Die Dokureihe fragt: Wie kam es zu den drei großen Crashs in der Wirtschaft – zum Börsencrash 1929, zum Ölpreis-Schock 1973 und zur Lehman-Pleite 2008. Der Börsencrash 1929 löste eine wirtschaftliche Tragödie aus. In der Weltwirtschaftskrise verloren Millionen von Menschen weltweit ihren Job und kämpften buchstäblich ums Überleben.
Rund vierzig Jahre später entfachte ein Krieg im Nahen Osten die Ölkrise. Es folgte die schwerste Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg und das dramatische Ende des deutschen Wirtschaftswunders.
Und bei der Finanzkrise 2008 sorgten Immobilien-Spekulationen für Milliardenverluste. Banken weltweit standen am Abgrund – und zahlreiche Immobilienbesitzer vor dem Nichts. Die Politik geriet in Zugzwang.
Wer waren die großen Verlierer der Krise – und wer die Gewinner? Wurde etwas aus diesen Crashs gelernt?

 

Weltwirtschaftskrise 1929 (1/3)
Nach dem Zusammenbruch der New Yorker Börse im Oktober 1929 stürzte die Welt ins Chaos. Unternehmen gingen pleite, Millionen von Menschen verloren ihren Job. Wie konnte es so weit kommen?
Nach dem Börsencrash lag die Wirtschaft am Boden, vor allem in der noch jungen Weimarer Republik. Die Arbeitslosenquote stieg auf 30 Prozent an. Für viele wurde das Leben zu einem täglichen Überlebenskampf. Not und Verzweiflung machten sich breit – bis die Stimmung kippte.
Nur wenige Jahre zuvor florierte die internationale Wirtschaft noch. In den 1920er-Jahren drängten in den USA viele Unternehmen an die Börse. Der Handel mit Aktien boomte. Durch die hohe Nachfrage gingen die Aktienkurse durch die Decke. Doch die Aktienkäufe wurden vielfach durch Kredite finanziert, die wiederum mit Aktien abgesichert wurden. Es entstand eine riesige Spekulationsblase. Eine tragische Kettenreaktion nahm ihren Lauf.

 

Ölkrise 1973 (2/3)
Die arabischen Länder drosselten wegen des Jom-Kippur-Krieges 1973 die Erdölproduktion, der Ölpreis stieg. Es folgte die schwerste Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die westlichen Industrienationen versuchten, den Benzin- und Ölverbrauch zu reduzieren. Auch in der BRD gab es autofreie Sonntage, ein Tempolimit und die Aufforderung, weniger zu heizen. Doch die Krise nahm ihren Lauf – mit Inflation und Massenarbeitslosigkeit.
Öl war seit den 1950er-Jahren immer wichtiger geworden und der Westen abhängiger vom Import des schwarzen Goldes aus dem Nahen Osten. Immer mehr Menschen fuhren Auto, und viele Alltagsprodukte wurden aus Plastik gefertigt, dessen Grundlage Erdöl ist In der Krise brachen die Absatzmärkte ein, viele Unternehmen gingen pleite. Die schmerzlich vor Augen geführte Abhängigkeit hat auch etwas Gutes: Es begann ein Umdenken.

 

Finanzkrise 2008 (3/3)
2008 erschütterte eine Nachricht die Wall Street: Lehman Brothers, die viertgrößte Investmentbank der Welt, war pleite. Die globale Wirtschaft schlitterte in eine Finanzkrise.
Lehman Brothers war nicht das einzige Geldhaus, das mit hochspekulativen Papieren Milliardenverluste machte. Viele Banken handelten mit riskanten Krediten, um immer höhere Gewinne zu erzielen. Als die US-Immobilienblase platzte, wurden alle in diesen Sog hineingezogen.
Nach der Insolvenz von Lehman Brothers überschlugen sich die Ereignisse. Die Aktienkurse sanken rapide. Die Kreditausfälle brachten nun auch europäische Banken in Bedrängnis, die lange an den risikoreichen Immobiliengeschäften mitverdient hatten. In Deutschland griff der Staat ein: Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher seien. Im Oktober 2008 spannte die Regierung einen Rettungsschirm von fast 500 Milliarden Euro für die Banken auf.
Auch in anderen Staaten sprangen Regierungen für Banken und Finanzkonzerne in die Bresche. Doch all die Rettungspakete verhinderten nicht, dass Deutschland, die USA und viele andere Industrieländer in die größte Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg rutschten.

Experten-O-Töne aus "Die Weltwirtschaftskrise 1929" (1/3)

Ursachenforschung:

Prof. Harold James, Wirtschaftshistoriker, Princeton University:
"Die Frage, warum es zu dem Crash im Oktober 1929 gekommen ist, ist eins von den großen Rätseln in der Wirtschaftsgeschichte. Es gibt keine klare Erklärung. In dem Sinne sind die meisten Analysten der Annahme, dass die Blase und auch das Platzen der Blase nur mit psychologischen Umständen erklärbar ist."

Prof. Catherine Schenk, Wirtschaftshistorikerin, University of Oxford:
"Wenn man genauer darüber nachdenkt, kann man sagen, dass diese wirtschaftlichen Schwächen auch Teil der Schwäche der politischen Systeme in diesen Ländern waren."

 

Mögliche Lehren:

Prof. Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker Columbia University:
"Man muss schnell den Anfängen wehren. Man muss energisch auf einen Nachfragekollaps reagieren. Man darf die Banken nicht kollabieren lassen und man darf sich nicht durch ein externes Währungssystem, das nur ein Mittel zum Zweck ist, strangulieren lassen, sondern man muss im entscheidenden Moment das System lockern, vollkommen damit brechen, das System umorganisieren."

 

Fazit

Prof. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker Universität Frankfurt
"Die Weltwirtschaftskrise war ein historisches Ereignis, in dem sehr viele Dinge zusammengekommen sind. Da waren die Folgen des ersten Weltkrieges, da war das internationale Schuldenkarussell, da war die nicht funktionierende weltwirtschaftliche Arbeitsteilung. Aber zu sagen, es gibt eine Ursache der Weltwirtschaftskrise, wenn man die verhindert hätte, wäre das nicht passiert, ist historisch nicht angemessen."

Experten-O-Töne aus "Die Ölkrise 1973" (2/3)

Besonderheit der Ölkrise:

Prof. Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker Columbia University:
"Die Ölpreiskrise ist anders als die große Depression 29 oder die Situation 2008, denn es geht hier um einen Preisschock, das heißt eine Verschiebung der Preise nach oben für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Ware, die ungeheuer wichtig geworden war während der Wachstumsepoche der 50er- und 60er-Jahre. Also kein depressionsartiger Kollaps des Wirtschaftskreislaufs, sondern die bewusste Forderung der Öl-Lieferanten: 'Wir wollen mehr vom Kuchen'."

 

Einordnung der Ölkrise durch den damaligen Wirtschaftsminister:

Hans Friderichs, Bundesminister für Wirtschaft 1972 bis 1977:
"Meine Hauptsorge war mittelfristiger Natur, weil die Bevorratung in dem Augenblick, in dem die Energiekrise ausbrach, für uns relativ günstig war. Aber wie schnell sind die sechs Monate rum? Also für ein Unternehmen ist das keine Perspektive. Das heißt, wir mussten sofort handeln, aber wir standen nicht unter dem akuten Druck. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es richtig war, Sonntagsfahrverbot und ähnliche Dinge zu machen."

 

Über den Sinn des Sonntagsfahrverbots:

Prof. Harold James, Wirtschaftshistoriker, Princeton University:
"Die automobilfreien Sonntage sind wichtig gewesen, um die Mentalität der Verbraucher neu einzustellen: dass Sparen wichtig ist. Es hat meines Erachtens zu dem Erfolg geführt, dass man mehr auf die Sparsamkeit beim Benzinverbrauch schaut."

 

Massenarbeitslosigkeit:

Prof. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker Universität Frankfurt:
"Die Folge der Wirtschaftskrise 1973 bis 75 waren im Anstieg der Massenarbeitslosigkeit ganz eindeutig. Und hier müssen wir sagen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland vor allen Dingen eine Gruppe am Arbeitsmarkt getroffen hat, nämlich die, die in den älteren Industrien mit relativ geringer Qualifikation beschäftigt sind. Das ist ein Problem, das wir in Deutschland seither haben, dass die Arbeitslosigkeit gar nicht generell trifft, sondern vor allen Dingen die gering Qualifizierten mit sogenannten Arbeitsmarktbarrieren davon betroffen sind."

 

Internationale politische Folgen:

Prof. Catherine Schenk, Wirtschaftshistorikerin University of Oxford:
"Das Ende des Kalten Krieges, wie wir ihn kennen, zeichnet sich ab. Insbesondere die Annäherung an China in den 1970er-Jahren, die meiner Meinung nach ein wichtiger Teil dieser Geschichte ist, führte zur Öffnung Chinas ab 1978. Dies hat letztendlich die Weltwirtschaft in den folgenden Jahrzehnten wirklich verändert."

Experten-O-Töne aus "Die Finanzkrise 2008" (3/3)

Komplexe Finanzinnovationen seit 2000:

Prof. Catherine Schenk, Wirtschaftshistorikerin University of Oxford:
"In der Tat war die Finanzinnovation, die wir seit dem Jahr 2000 erlebt haben, sogar für viele Banker zu kompliziert, um sie zu verstehen. Die rechtliche und vertragliche Komplexität der Geschäfte, in die die Banken involviert waren, sowie die Komplexität der Produkte selbst machten es meiner Meinung nach schwierig, sie der Öffentlichkeit zu vermitteln."

 

US-amerikanische Krise oder globale Krise?:

Prof. Harold James, Wirtschaftshistoriker Princeton University:
"Es war schon eine globale Krise, 2007, aber durch diese Diskussion, wie es über den Subprime-Markt zustande kommt, haben viele geglaubt, dass das vor allem eine amerikanische Krise ist und dass die deutschen Banken oder französischen Banken oder britischen Bank und irischen Banken unschuldig sind."

 

Verlierer der Finanzkrise:

Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen 2005 bis 2009:
"Verlierer sind gewiss die staatlichen Haushalte, die das Geld nicht investieren konnten in das, was notwendig gewesen wäre. Forschung, Entwicklung, Bildung, Integrationsaufgaben, physische Infrastruktur, all das, wo wir heute Defizite haben, da wäre dieses Geld natürlich sehr viel besser angelegt gewesen."

Prof. Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker Columbia University:
"Es ist die schwerste Krise der amerikanischen Wirtschaft seit den 30er-Jahren und die Krise, die am meisten Angst gemacht hat seit den 30er-Jahren. Es ist die größte erzwungene Bevölkerungsbewegung Amerikas seit den 30er-Jahren. Das heißt, so viele Familien verlieren ihren Immobilienbesitz und sind zum Umzug gezwungen. Wo es weh tut, ist am unteren Ende. Und es sind die kleinen Immobilienbesitzer. Es sind die Minderheitsbevölkerung, schwarze Minderheit und Latinominderheit, die in den 2000er-Jahren angefangen haben, Vermögen zu akkumulieren, ein bisschen Immobilien zusammenzubauen für sich. Das wird in diesem Moment wirklich zerstört."

 

Vergleich des Verdiensts von Vorstand und Arbeitnehmer:

Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen 2009 bis 2017:
"Früher hat ein Vorstand einer großen Aktiengesellschaft vielleicht das Hundertfache eines Arbeitnehmers verdient. Aber das war dann schon viel. Heute sind die Abstände viel, viel größer. Deswegen kann man, muss man wirklich sehen, es ist auch richtig, dass diese extremen Abstände wieder zurückgeführt werden."

 

Konsequenzen bis in die Gegenwart:

Prof. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker Universität Frankfurt:
"Die Weltfinanzkrise ist sicher einer der Faktoren, der dazu geführt hat, dass man die Weltwirtschaft wieder viel kompetitiver sieht, als das vorher der Fall gewesen ist, also viel mehr im Wettbewerb. Aber das ist ganz eindeutig, dass man sich in den USA im Moment von einer Konfrontation mit China mehr Vorteile erwartet als von einer Kooperation. Das finde ich persönlich eher das eigentlich bedrohliche Ergebnis."

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