Die Jägerin - Gegen die Wut

Staatsanwältin Judith Schrader soll eine komplizierte Ermittlung führen - eine kurdischstämmige Politikerin wurde in ihrer Wohnung attackiert? Judith Schrader zögert, den Ermittlungsauftrag anzunehmen, denn sie weiß, dass sie sich auf politisch vermintes Gelände begibt und sie möchte einen Generalverdacht gegen die Polizei nicht unterstützen. Doch Oberstaatsanwalt Ronny Paschke stellt Judith für den Erfolgsfall die Rückkehr zum Dezernat „Organisierte Kriminalität“ in Aussicht. So beginnt Judith mit den Ermittlungen. Zusammen mit Hauptkommissar Jochen Montag und seinen Kollegen versucht sie herauszufinden, wer die Politikerin attackiert hat.

  • ZDF Mediathek, ad ut ab Samstag, 25. Januar 2025, für ein Jahr
  • ZDF, ad ut Montag, 3. Februar 2025, 20.15 Uhr

Texte

Besetzung

Judith Schrader – Nadja Uhl
Jochen Montag –Dirk Borchardt
Jana Bloch – Sarah Mahita
Sven Temme – Nicholas Reinke
Patrick Odonkor – Malick Bauer
Tayfun Bastürk – Şirin Doğan
Ronny Paschke – Davie Ruhland
Oktay Arslan – Adam Bay
Zafer Arslan – Timur Işık
Sandra Kurz – Marie Schöneburg
Tom Jensen – Maxim Agné
Mike Schmidt – Robert Nickisch
Christiane Thieme – Ulrike Hübschmann
Thorsten Schänzle – Joris van Uffelen
Victor Obasi – Michael Ifeandu
Jens Neumann – Simon Rusch
Iris Jahn – Marlene Goksch
und andere

Stab

Buch: Robert Hummel, Peter Dommaschk
Regie: İsmail Şahin
Schnitt: Mona Bräuer
Kamera: Jana Lämmerer
Ton: David Kammerer
Szenenbild: Justyna Jaszcuk
Kostüm: Francesca Merz
Musik: Christopher Bremus
Produktion: Real Film
Producerinnen: Lisa-Marie Eigenbrod, Marie Ebenhan
Redaktion: Esther Hechenberger

Inhalt

Staatsanwältin Judith Schrader soll eine komplizierte Ermittlung führen: Eine Politikerin wurde in ihrer Wohnung attackiert – doch von wem, und was ist der Hintergrund? 

Judith Schrader zögert, den Ermittlungsauftrag anzunehmen, denn sie weiß, dass sie sich auf politisch vermintes Gelände begibt, und sie möchte einen Generalverdacht gegen die Polizei nicht unterstützen. 
Doch Oberstaatsanwalt Ronny Paschke stellt Judith Schrader für den Erfolgsfall ihre Rückkehr zum Dezernat "Organisierte Kriminalität" in Aussicht. Judith beginnt mit den Ermittlungen. Zusammen mit Hauptkommissar Jochen Montag und seinen Kollegen versucht sie herauszufinden, wer die kurdischstämmige Politikerin Şirin Doğan attackiert hat. Die meinungsstarke Politikerin hat sich sowohl deutsche Rechtsextreme als auch türkische Nationalisten zum Feind gemacht, und als zukünftige Polizeibeauftragte ist sie auch bei Berliner Polizisten unbeliebt. Die Spur führt einerseits zu einem Polizeiabschnitt in einem Berliner Brennpunktkiez, andererseits zu dem Ex-Polizisten Sven Temme. Die Frage ist, ob einer der Polizisten vom Abschnitt die geheime Adresse von Şirin Doğan weitergegeben hat. Die junge Beamtin Jana Bloch gerät in Verdacht, weil Sven Temme ihr Lebensgefährte ist. Doch auch der Polizist Oktay Arslan, der zu den türkischen Rechtsextremen "Verteidiger der Nation" gehört, hat ein Motiv. Als von einem Sprengplatz der Polizei dreieinhalb Kilo Sprengstoff gestohlen werden, verschärft sich die Lage, ein Anschlag droht. Judith Schrader gelingt es trotz Jochen Montags Bedenken, die Polizistin Jana Bloch als Informantin gegen ihren Freund Sven Temme zu gewinnen. Ein riskantes Doppelspiel beginnt. Doch den Ermittlern läuft die Zeit davon. 

"In den eigenen Reihen" – Statement der Redaktion

Das Format "Die Jägerin" mit Nadja Uhl als Staatsanwältin Judith Schrader schöpft immer aus der Wirklichkeit und möchte innerhalb der Fiktion gesellschaftlich aktuelle Themen aufgreifen. So auch dieses Mal: Im April 2024 gab es über 400 angezeigte, bekannte Fälle von Polizeibeamtinnen und -beamten, die in Chats rechtsextreme, menschenverachtende und rassistische Inhalte geteilt hatten. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher, denn bei dieser Zahl fehlten die Angaben mehrerer Bundesländer.  

Das Thema Rechtsextreme in der Polizei wurde von dem versierten Autorenduo Robert Hummel und Peter Dommaschk in "Gegen die Wut" vielschichtig aufgegriffen. So beschäftigt sich Staatsanwältin Judith Schrader diesmal mit einer bedrohten Politikerin. Die Spur führt in einen rechten Polizeichat mit demokratiefeindlichen und populistischen Inhalten. Die Regie von Ismail Sahin bedient einerseits die Spannung des Genres – hervorzuheben ist hier auch die Kameraarbeit von Jana Lämmerer – aber sie schaut auch sehr genau hin, wie Judiths Ermittlerteam auf den Fall reagiert. Das Drehbuch gibt ihnen eine routinierte und professionelle Haltung mit, auch wenn es um Kollegen geht, die wie sie den Eid geschworen haben, das Grundgesetz zu schützen und die nun im Verdacht stehen, einen Anschlag zu planen. Erneut muss die Figur Judith Schrader als Staatsanwältin die Grenzen und die Möglichkeiten des Rechtsstaates ausloten.  

"Ursachen der Wut" – Fragen an die Drehbuchautoren Robert Hummel & Peter Dommaschk

In den ersten drei Filmen kämpfte "Die Jägerin" Judith Schrader gegen Clans und Banden der Organisierten Kriminalität. Im vierten Fall ist zunächst völlig unklar, wer der Feind ist – eine bewusst neue Richtung? 

Robert Hummel: Keine neue Richtung, sondern die Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie kann Judith Schrader nach ihrer Zwangsversetzung am Ende des dritten Teils auf möglichst herausfordernde und spannende Weise wieder zurückkehren ins Dezernat Organisierte Kriminalität? Indem sie eine Chance bekommt, die ausgesprochen heikel und gefährlich ist. Sie muss gegen die eigenen Leute ermitteln. Aber stimmen die Vorwürfe überhaupt? Es ist wie ein Weg über brüchiges Eis. Will ich wirklich diesen Weg gehen, um ans andere Ufer zu gelangen?  

Peter Dommaschk: Uns interessieren Situationen, die sich anders entwickeln als es zunächst den Anschein hat – und vor allem: ambivalente Figuren. Niemand ist nur böse, nur gut, die Welt ist kompliziert. Wer sagt die Wahrheit? Die bedrohte Politikerin, die überall rechte Polizisten vermutet? Die Beamten, die Tag für Tag ihr Leben auf der Straße riskieren? Kann Judith der jungen Polizistin vertrauen oder macht sie einen schrecklichen Fehler? Nichts ist sicher – so wie im wahren Leben. 

"Gegen die Wut" – die Wut in unserer Gesellschaft? 

Peter Dommaschk: Das wäre zu pauschal. Wut hat viele Ursachen, viele Geschichten. Uns interessierte der menschliche Konflikt. Was tut man, wenn ein Mensch, den man liebt, einem so sehr entgleitet, dass man ihn verliert? Kämpfen? Aufgeben? Selbst mit untergehen?  

Robert Hummel: Wut kann berechtigt sein und ein Motor, um Probleme anzugehen. Aber was sind die Ursachen für Wut? Wut entsteht, wenn Konflikte nicht benannt werden und darum nicht bearbeitet werden. Die Frage ist: Welchen Weg nimmt diese Wut und wann kann man sie noch stoppen und wie? 

Die Filme der Reihe "Die Jägerin"“ hatten stets hohe Einschaltquoten und ernteten in den sozialen Netzwerken große Zustimmung beim Publikum. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg, trotz der harten Themen? 

Peter Dommaschk: Meine Vermutung: Diese Reihe thematisiert ohne Beschönigung verstörende kriminelle Strukturen, aber sie zeigt Menschen, die trotz begrenzter Mittel und mangelndem politischen Willen nicht aufhören, gegen die Organisierte Kriminalität zu kämpfen.  

Robert Hummel: Offenbar ist die Realität dem Zuschauer zumutbar. Wir zeigen, welch schweren Stand Polizei und Justiz haben – aber dass unsere Figuren nie aufgeben und sich mit grimmigem Humor immer wieder selbst motivieren. Doch das Wichtigste sind die großartigen Schauspieler, Nadja Uhl und Dirk Borchardt und all die anderen, die diese Figuren erst zu einem glaubwürdigen Leben erwecken. Schön, dass wir diese Reihe machen dürfen! 

"Im Dienst einer guten Sache" – Fragen an Nadja Uhl

Für Staatsanwältin Judith Schrader ist es der vierte große Fall, für Sie ist es der vierte Film in ihrer Rolle. Was hat Judith Schrader in Ihren Augen für eine Entwicklung durchgemacht, vom ersten bis zum vierten Film?  

Das Schicksal hat es privat und beruflich nicht immer gut mit ihr gemeint, wie die Handlungsstränge in vier Folgen zeigen. Judith ist sich aber treu geblieben und ruht in sich selbst. In einer immer widersprüchlicher werdenden Welt scheint sie recht einsam, aber unbeirrt, ihre Kreise zu ziehen. Oder, wenn alles stagniert, ist sie wie ein Fels in der Brandung. Sie verkörpert konstant ein Ideal von Unbeirrbarkeit und kritischem Abstand allem und jedem, vor allem sich selbst gegenüber. Anweisungen von Vorgesetzten empfängt sie naturgemäß kritisch, wenn ihr diese nicht plausibel oder unseriös motiviert erscheinen. Bei allem bewahrt sie eine gewisse Klasse und, was ich für eine reife kluge Frau auch sehr wichtig finde, sie bewahrt den Humor. 

Judith Schrader ist für ihre Grenzgänge bekannt, doch zum ersten Mal begibt sie sich für die Anliegen der Öffentlichkeit in akute Lebensgefahr. Hätten Sie das von ihr erwartet? Was treibt sie an?  

Ich mag diese filmischen Grenzüberschreitungen der Figur sehr. Denn akkurates Verhalten, brav nach Vorschrift, interessiert doch am Bildschirm niemanden. Ich glaube, es nervt die Zuschauer eher. Die Momente, wenn eine Hauptfigur mal gegen den Strom schwimmt und Normen auf interessante Art sprengt, sind doch immer unterhaltsam. Es darf nur nicht selbstgerecht werden. Dass es in unserem Fall schon beinahe Kamikaze-Züge annimmt, ist eine dramaturgische Entscheidung. Ich konnte damit leben, aber sicher gäbe es noch fünf weitere Varianten, so etwas zu spielen. Ich fand die Motivation der Einsamkeit bei Judith sehr interessant. Wenn man nichts und niemanden hat, agiert man vielleicht in einem entscheidenden Moment so. Mit einer Familie und all den Lieben im Leben, würde sie sich so vielleicht nicht verhalten. 

"Gegen die Wut" trägt eine besondere Brisanz in sich, denn der Film reflektiert in neuem Maße ganz aktuelles und viel diskutiertes gesellschaftspolitisches Geschehen. Wie sind Sie mit diesem heiklen Stoff umgegangen, persönlich und professionell; wie war ihre erste Reaktion?  

Grundsätzlich versuche ich seit 30 Jahren die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit menschlicher Existenz in allem zu reflektieren, was ich künstlerisch betrachte. Das habe ich so in Leipzig an der Schauspielschule von großartigen Dozenten gelernt. Es passt zu meiner Liebe zu den Menschen und zu unserem täglichen Siegen und Scheitern. Ich verteidige auch inhaltlich jede Figur in meinem Buch. Es geht um Motive, nicht um Wertung. Die darf und soll der Zuschauer treffen. Das aktuelle gesellschaftspolitische Bedürfnis nach zweifelsfreier Eindeutigkeit steht dem natürlich vollkommen unkünstlerisch konträr gegenüber. So ist es derzeit täglich am Set eine Herausforderung, plumpe Definitionen von Gut und Böse zu vermeiden und Fragen und Konflikte zu transportieren, die einem humanistischen Menschenbild entspringen. Ich möchte, dass meine Zuschauer selbst mitdenken und mitfühlen. So habe ich sie zumindest immer erlebt. 

Judith Schrader verkörpert auch das Ideal, entschlossen und selbstlos für die Allgemeinheit zu kämpfen – was können wir uns von ihr abschauen, was haben Sie sich vielleicht abgeschaut?  

Ach, ganz so heroisch würde ich es nicht formulieren, aber ich danke Ihnen für die edle Einschätzung der Figur. Wir haben und brauchen solche Menschen. Es gibt so viele großartige gute Menschen. Wenn die gesellschaftlichen Umstände dieses Wesen zulassen. Welche Skills sollen unser Miteinander prägen? "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut"? Warum nicht? Bei allem steht meinem Empfinden nach eine ureigene persönliche, vielleicht sogar zwangsläufige, vom Schmerz, vom Schicksal getriebene Entscheidung dahinter. Judith macht einfach, was sie für richtig hält. Dass sie sich damit in den Dienst einer guten Sache stellt, entspricht vielleicht ihrem ureigenen inneren Ideal. Und da kann man viel von ihr lernen. Vielleicht gilt aber in Wirklichkeit auch alles nur ihrer persönlichen Schmerzvermeidung. Man weiß es nicht. Auch Heldinnen dürfen ambivalent sein. 

"Achtsam und genau" – Fragen an Dirk Borchardt

Sie sind als Kommissar Jochen Montag seit Beginn der Reihe "Die Jägerin" dabei. Wie haben er und seine Beziehung zu Judith Schrader sich während dieser Filme entwickelt?  

Kommissar Jochen Montag ist ein Felsen im stürmischen Berliner Polizeiapparat und wird das auch bleiben. Natürlich haben Schrader und er sich durch Extremsituationen schon das eine oder andere Mal in die Seele gucken dürfen. Aber er bleibt pragmatisch und sachlich. Oder ist er emotionaler geworden? Mit Sicherheit hat sich ein großes Vertrauen und Verständnis zwischen den beiden entwickelt. Er ist jedenfalls noch immer in sie verliebt und weiß gleichzeitig: das wird nichts.  Sie leben beide eine Einsamkeit – das ist wohl ihre große Gemeinsamkeit. Die Arbeit ist das wofür beide vornehmlich Leben. Und das wird wohl erstmal so bleiben, denke ich.  

Jochen Montag ist jemand, der das Herz auf der Zunge trägt und mit seiner ungekünstelten Berliner Schnauze auffällt – wie viel davon ist Drehbuch, und was haben Sie persönlich zu seiner Figur beigetragen?  

Wir haben das Glück, mit Robert Hummel einen waschechten Berliner als Autor zu haben. Viele Berliner Begriffe und Redewendungen, gepaart mit Berliner Denke und Grammatik, sowie einer Prise Teltower "Kanaldeutsch" aus der ureigenen Berliner Muttermilch – sind also schon im Buch. Außerdem haben wir auch noch das Glück, einen echten Berliner als Kommissar zu haben – mich. Vieles für Herrn Montag hab ich sicher auch von meinem Vater abgeguckt, der ja Berliner Polizist war. Also ick würde sagen: fifty-fifty! 

"Gegen die Wut" trägt eine besondere Brisanz in sich, denn der Film reflektiert in neuem Maße ganz aktuelles und viel diskutiertes gesellschaftspolitisches Geschehen. Wie sind Sie mit diesem heiklen Stoff umgegangen, persönlich und professionell; wie war ihre erste Reaktion?  

Ich denke, alle wussten, dass wir mit einer großen Achtsamkeit und Genauigkeit mit diesen Themen umgehen müssen. Rechte Polizeichats, rechtsradikale Türken und Gewalt gegen Menschen in politischen Ämtern sind aktuelle, thematische Schwergewichte. Zumal gemeinsam verpackt in einem Neunzigminüter – wir wollten uns dabei nicht verheben. Es wurde viel diskutiert im Vorfeld. Kontroverse und brisante Themen sorgen ja auch immer wieder für Diskussionsstoff, zuerst bei uns und später bei den Zuschauern. Da bin ich dann doppelt gern Schauspieler und Filmemacher! 

Der Entstehungsprozess des Films war ein sehr streitbarer: Wir haben immer gespürt, es ging um etwas und um schwierige Themen. Wir haben etwas zu erzählen. Dass Menschen im Netz zu Gewalt gegen Politiker aufrufen oder diese sogar verwirklichen wollen. Sie dadurch hindern wollen, ihr Mandat wahrzunehmen und unsere Demokratie gefährden, sollte benannt werden. Zumal das bei uns im Film brisanter Weise aktive und ehemalige Polizeibeamte sind. Dass die größte rechtsradikale Vereinigung in Deutschland die türkischen "grauen Wölfe" sind, mit zirka 12.500 Mitgliedern, ist vielen Menschen gar nicht bewusst, fürchte ich. In unserem Film heißen sie "Befreier der Nation". Dass diese Vereinigung nicht verboten ist, obwohl sie eine ultranationalistische, rassistische und gewalttätige Bewegung ist, will doch mal wieder benannt werden. Das haben wir gemacht.  

"Fingerspitzengefühl und Genauigkeit" – Fragen an İsmail Şahin

Nach "Die Jägerin – Riskante Sicherheit" ist dies nun der zweite Film der Reihe, bei dem Sie Regie führen. Was hat Sie an diesem Teil besonders gereizt, was hat sich im Vergleich zum letzten Teil verändert? 

Die Möglichkeit, erneut mit dem ZDF, der Redakteurin Esther Hechenberger, dem großartigen Team von Real Film, meiner Produzentin Heike Streich, den Drehbuchautoren Robert Hummel und Peter Dommaschk sowie mit Nadja Uhl, Dirk Borchardt, Malick Bauer und Altamasch Noar zusammenzuarbeiten, war für mich Grund genug. Hinzu kam die Herausforderung, ein brisantes Thema wie rechtsextreme Tendenzen in der Polizei aufzugreifen und daraus einen emotionalen und spannenden Film zu machen – ohne belehrend zu wirken. Im Vergleich zum letzten Teil, der sich hauptsächlich auf Organisierte Kriminalität konzentrierte, öffnet sich dieser Film den aktuellen gesellschaftlichen Debatten und rückt unsere Staatsanwältin in ein moralisch und emotional noch komplexeres Umfeld. Das macht diese Folge besonders. 

"Gegen die Wut" behandelt das brisante Thema rechtsextremer Tendenzen in öffentlichen Strukturen. Wie ist ihr Bezug zu diesem Thema, wie war ihre erste Reaktion auf diesen Stoff? Gab es auch Bedenken?

 Schon in der frühen Entwicklungsphase des Projekts war ich an Bord und konnte daher von Anfang an meine Perspektive einbringen. Natürlich hatte ich zunächst Bedenken – vor allem die Sorge, das Thema falsch zu behandeln oder bei den Zuschauenden den Eindruck eines erhobenen Zeigefingers zu erzeugen. Solche Themen erfordern Fingerspitzengefühl und Genauigkeit. Glücklicherweise hatte ich großartige Berater an meiner Seite, wie meine Frau und meinen Agenten, die mir viele Zweifel nehmen und mich ermutigen konnten. Außerdem konnte ich meine Bedenken konstruktiv in die Drehbucharbeit einbringen, so dass wir gemeinsam Lösungen gefunden haben, um das Thema differenziert und sensibel anzugehen. 

Persönlich habe ich keine Erfahrungen mit rechtsextremen Strukturen gemacht – auch in meiner Jugend nicht. Ich bin in Süddeutschland am Bodensee aufgewachsen und hatte dort nie das Gefühl, anders zu sein. Für mich war es selbstverständlich, Deutscher zu sein – das war nie ein Thema. Doch durch die aktuellen gesellschaftlichen Debatten wird mir zunehmend bewusst, dass ich für andere anscheinend doch "anders" bin. Diese neue Perspektive zeigt mir, wie tief Vorurteile und gesellschaftliche Strukturen verwurzelt sein können. 

Diskriminierung habe ich allerdings auf andere Weise erlebt – nicht aufgrund meiner türkischen Herkunft, sondern meines alevitischen, nicht muslimischen Hintergrunds. Innerhalb der türkischen Community gab es in meiner Kindheit Anfeindungen, die mich und meine Familie prägten. Unsere Eltern lehrten uns, vorsichtig zu sein und nicht offen über unsere Identität zu sprechen. Diese Erfahrungen haben mich sensibel dafür gemacht, wie Diskriminierung entsteht und wirkt. Heute bin ich froh, offen über meine Herkunft und meine Erfahrungen sprechen zu können – auch, weil es mir ermöglicht, solchen Themen in meiner Arbeit besondere Aufmerksamkeit zu widmen. 

Was können die Zuschauer aus "Gegen die Wut" mitnehmen?   

Mit "Die Jägerin – Gegen die Wut" zeigen wir, wie rechtsextreme Einstellungen und diskriminierende Haltungen Einzelne zu gefährlichen Taten treiben können. Der Film regt dazu an, über Respekt und den Wert von Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft nachzudenken. Trotz seiner thematischen Brisanz wird der Film die Zuschauenden auf eine emotionale und spannende Reise mitnehmen. 

Impressum

Fotos über ZDF-Kommunikation

Telefon: (06131) 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/diejaegerin

 

ZDF-Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2024 ZDF

Kontakt

Name: Sabine Dreher
E-Mail: dreher.s@zdf.de
Telefon: (030) 2099 1098