Die zweite Welle

Sechsteilige Event-Miniserie

Anwalt Harry Reuter und seine Tochter Noa sind fassungslos, als Alexandra Voss, die tot geglaubte Schwester von Harrys 2004 beim Tsunami in Khao Lak ertrunkener Frau, plötzlich vor der Haustür steht. Sie hat die letzten Jahre in einem thailändischen Gefängnis verbracht und ist in desolatem Zustand. Harry und seine Freunde Britta, ihr Mann Matthias, Brittas Bruder Heiko und seine Ex-Frau Maren scheinen durch Alexandras Erscheinen in Alarmstimmung versetzt zu sein und sehen sich mit einer lang verdrängten Wahrheit konfrontiert. Dem Tsunami sind sie entkommen, nicht aber ihren Lügen.

  • ZDF, ad ut Mittwoch, 27. und Donnerstag, 28. Dezember 2023, jeweils ab 22.15 Uhr, drei Folgen
  • ZDF Mediathek, ad ut Ab Samstag, 4. November 2023, 10.00 Uhr, alle Folgen, ein Jahr lang

Texte

Statements der Redaktion

Autorin und Creative Producerin Sarah Schnier erzählt in "Die zweite Welle" von einer Gruppe von Freund*innen Mitte 40, die 2004 zusammen den Tsunami überlebt haben und 15 Jahre später unerwarteten Besuch aus der Vergangenheit bekommen. "Die zweite Welle" ist eine emotionale und hoch spannende Dramaserie über die Frage, was im Leben wirklich zählt, und ist damit gleichermaßen zeitlos und hochaktuell angesichts der Naturkatastrophen, die wir zurzeit erleben. Die klare Autorinnenhandschrift, der starke Cast und das hohe Production Value machen "Die zweite Welle" für uns zu einer besonderen Miniserie.

Heike Hempel, Hauptredaktionsleiterin Fernsehfilm/Serie II

 

Die Highend-Serie "Die zweite Welle“ punktet als multiperspektivisch erzähltes Ensemble-Drama, für das die Produzent*innen Ivo-Alexander Beck und Sabine de Mardt und Autorin und Creative Producerin Sarah Schnier zusammen mit der Regie – André Erkau und Friederike Heß – ein bestechendes Ensemble fanden: Karoline Schuch gelingt es meisterlich, die zentrale Figur der Alexandra mit ihrer Versehrtheit und Gewaltbereitschaft geradezu zart und durchlässig scheinen zu lassen. Auch alle anderen Charaktere, dargestellt von Johann von Bülow, Ursula Strauss, Tim Bergmann, Katrin Röver, Özgür Karadeniz, Meira Durand und Alessandro Schuster, deren Lebenslügen in minutiös angelegten Eskalationsstufen frei gelegt werden, sind nie bloßgestellt, sondern jeder für sich und in seinem System berührend. Das Kaleidoskop der unschuldig-schuldigen, allesamt unter den Folgen des Tsunamis leidenden Menschen hat fast Parabelcharakter: An einem überraschenden Zeitpunkt springt die traumatische Vergangenheit, der niemand entkommen kann, die Gegenwart an. "Die zweite Welle" erzählt das kurz vor dem 20. Jahrestag der Tsunami-Katastrophe von 2004 in hochwertiger Machart und mitreißend.  

Verena von Heereman und Johannes Frick-Königsmann, Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II

Stab und Besetzung

Buch                                Sarah Schnier

Regie                               André Erkau, Friederike Heß

Kamera                            Friederike Heß

Schnitt                              Antonia Fenn

Ton                                   Max-Thomas Meindl

Szenenbild                      Julien Dubourg, Sutham Viravandaj

Kostüme                          Filiz Ertas, Alice Eyssartier, Dammaros Sukhaboon

Maske                              Evie Hamels, Wattana Garum

Musik                               Karim Sebastian Elias

Produktionsleitung           Jutta Bürsgens, Maxime Maisin, Aey Anaman

Herstellungsleitung          Fabian Glubrecht, Hélène Lambotte

Creative Producerin         Sarah Schnier

Produzent/Produzentin     Ivo-Alexander Beck, Sabine de Mardt

Produktion                        Gaumont GmbH, Köln, in Zusammenarbeit mit der Ninety-Minute Film, Berlin. Supported by the Tax Shelter of the federal government of Belgium and the Tax Shelter investors. Tax Shelter Belgian Government in association with uFund

Redaktion                         Verena von Heereman, Johannes Frick-Königsmann

Länge                               6 x ca. 44 Minuten

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Alexandra Voss                      Karoline Schuch

Harry Reuter                          Johann von Bülow

Maren May                             Ursula Strauss

Heiko May                              Tim Bergmann

Britta Michaelis                       Katrin Röver

Matthias Michaelis                 Özgür Karadeniz

Noa Reuter                             Meira Durand

Levin Michaelis                      Alessandro Schuster

Julia Reuter                            Luise Bähr

Sofia Silva                              Banafshe Hourmazdi

Lenny Michaelis                     Jacob Speidel

Laetitia Kastner                      Lara Aylin Winkler

Rangsan Parnthep                 Wikran Meesaeng

Chai Sutham                          Jiraphat Vongrouempiboon

Roel Willems                          Filip Peeters

Kind Lucy Voss                       Mia Minoret

Kind Levin Michaelis              Nanthapat Wiriyasombat

Kind Julia Voss                       Maya Vanderbecque

Kind Alexandra Voss              Juliette Authom

Junge Erika Voss                   Laetitia Chambon

und andere

Kurzinhalt

26. Dezember 2004. Auf einer Anhöhe in Khao Lak, Thailand, muss Harry Reuter hilflos zusehen, wie eine gigantische Flutwelle die Hotelanlage verwüstet, in der er mit seinen engsten Freunden und seiner Familie Weihnachten verbringt. Während Tochter Noa dem Inferno entkommt, fällt ihm Harrys Frau Julia zum Opfer.

15 Jahre später steht sie unangekündigt vor seiner Tür: Alexandra Voss. Der Witwer ist zutiefst geschockt – und das nicht nur, weil sie lebt, die Schwägerin, die mitsamt Mann und Kind als im Tsunami verschollen galt. Alexandra ist von den langen Jahren, die sie in einem thailändischen Gefängnis verbracht hat, gezeichnet. Auch Harrys Freunde Heiko May, dessen Ex-Frau Maren, Britta und ihr Mann Matthias reagieren mit mühsam unterdrückter Panik auf Alexandras Erscheinen. Nichtsahnend bittet Alexandra Harry um finanzielle Unterstützung – ein Drogendeal, mit dem sie und ihre ehemalige Mitinsassin Sofia sich eine neue Existenz aufbauen wollten, ist misslungen. Doch das Ausmaß von Harrys Erleichterung, als er begreift, dass sie lediglich Geld von ihm möchte, weckt jäh Alexandras Misstrauen. Sie beginnt nachzuforschen. Während sich eine erste, zarte Liebe zwischen Noa und ihrem besten Freund entspinnt, reift in Harry und seinen Freunden die Erkenntnis, dass sie dem Tsunami entkommen sein mögen, nicht aber ihren Lügen. Denn Alexandras Wut und ihr Schmerz über 15 verlorene Jahre rollt wie eine zweite Welle auf sie zu. 

Inhalte und Sendetermine der einzelnen Folgen

Folge 1 "Tsunami": Mittwoch, 27. Dezember 2023, 22.15 Uhr

Khao Lak, 2004: Um sich ihrer Schwester Alexandra, die nach Thailand ausgewandert ist, nach langer Zeit ohne Kontakt wieder anzunähern, reist Julia mit ihrem Mann Harry, ihrer kleinen Tochter Noa und gemeinsamen Freunden Weihnachten 2004 nach Thailand. In Khao Lak feiern sie gemeinsam mit Alexandra und ihrem Freund Joe Heiligabend unter Palmen. Die Wiedersehensfreude der Schwestern währt nur kurz. Es kommt zum Eklat, und Alexandra will den Kontakt zu ihrer Schwester Julia wieder beenden. Zu einem klärenden Gespräch wird es nicht mehr kommen. Die Flutwelle naht und Julias Mann Harry, der gerade an einer geführten Dschungelwanderung teilnimmt, muss mit ansehen, wie das Urlaubsresort überschwemmt wird.

Bonn, 2019: Als die tot geglaubte Alexandra Voss 15 Jahre später vor der Tür von Anwalt Harry Reuter und seiner Tochter Noa steht, sind diese mehr als überrascht. Alexandra lebt? Was ist ihr nach dem Tsunami widerfahren, und was will sie jetzt von der Familie ihrer verstorbenen Schwester? Während Noa begeistert ist, nach dem Tod ihrer Mutter endlich eine Verwandte mütterlicherseits kennenzulernen, wittern ihr Vater Harry und seine Freunde Britta, Matthias, Heiko und Maren Gefahr. Werden sie nun von der Vergangenheit und ihren Lügen eingeholt?

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

Zollbeamtin                      Tanja Schleiff

Dalika Chumtong             Chatcha Patumthip

Chalong Amphai               Kumron Jivachat

Joe Smith                         Adam Earnshaw

Direktor                            André Erkau

Diakon                             Folker Banik

Kind Noa Reuter              Summer Morgan

 

Folge 2 "Das Geheimnis": Mittwoch, 27. Dezember 2023, 23.00 Uhr

Khao Lak, 2004: Julia starb bei der Flutkatastrophe. Ihre Schwester Alexandra verletzte sich bei dem vergeblichen Versuch, ihre Tochter Lucy zu retten, schwer.

Bonn, 2019: Harrys Freundeskreis wurde von Alexandras überraschender Rückkehr Jahre nach dem Tsunami eiskalt erwischt. Der Anwalt Harry, seine Kanzlei-Partnerin Maren, deren Ex-Mann Heiko sowie Heikos Schwester Britta und deren Mann Matthias, die die Flutkatastrophe 2004 selbst miterlebt haben, fragen sich, warum Alexandra 15 Jahre später plötzlich bei ihnen auftaucht. Harry wird durch Alexandras Forderung nach Geld in Alarmstimmung versetzt und bittet seine Kollegin Maren May in Brüssel bei Roel Willems, dem Anwalt der Familie Voss, mehr über sie herauszufinden. Alexandra versichert Harry, bald mit ihrer Freundin Sofia nach Portugal verschwinden zu wollen. Vorher möchte sie die Tochter ihrer verstorbenen Schwester Julia näher kennenlernen. Dabei erfährt sie, dass Noa sich für einen Schwimmkurs angemeldet hat, um ihre Angst vor Wasser, die durch das traumatische Erlebnis in Thailand entstanden ist, endlich zu überwinden. Alexandra unterstützt sie bei dieser Aktion, von der Harry nichts weiß, und begleitet Noa zum Schwimmbad. Der Schwimmkurs wird für beide zu einer einschneidenden Erfahrung: Alexandra macht eine alles auf den Kopf stellende Entdeckung, und Noa wird im Wasser von den Bildern der Flutkatastrophe wieder eingeholt. Sie verlässt fluchtartig das Schwimmbad und beschließt, sich in der Nacht erneut ihrem Trauma im Schwimmbad zu stellen. Dieses Mal ist sie jedoch ganz allein.

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

Dalika Chumtong               Chatcha Patumthip

Schwimmlehrerin               Annika Serong

Kind Noa Reuter                Summer Morgan

Empfangsdame                 Vanessa Daniels

 

Folge 3 "Untiefen": Mittwoch, 27. Dezember 2023, 23.45 Uhr

Nachdem Alexandra herausgefunden hat, wie sie all die Jahre nach der Tsunami-Katastrophe hintergangen wurde, schwört sie Harry und seinen Freunden Rache. Während Harry verzweifelt versucht, Noa von Alexandra fernzuhalten, sorgt diese bei der Lehrerin Britta und dem Bauunternehmer Matthias Michaelis für eine heftige Ehekrise.

Alexandra, die nach dem Zerwürfnis mit Harry bei den beiden untergekommen ist, erzählt Britta von der heimlichen Affäre, die ihr Ehemann damals mit Harrys mittlerweile verstorbener Ehefrau Julia geführt hat. Britta verletzt das zutiefst. Seit dem Auftauchen von Alexandra beschäftigt Britta der Tag des Tsunamis wieder sehr. Sie war am 26. Dezember 2004 mit ihrem Sohn Levin auf einem Tauchausflug und hat bis heute die Bilder der Leichen und der Verwüstung vor Augen. Als sie eine Panikattacke bekommt, ist Alexandra da, um sie zu beruhigen – und zu verführen.

Später erzählt Alexandra Matthias von dem Vorfall, wodurch die Situation eskaliert. Matthias, der als "Held von Khao Lak" damals viele Menschen rettete, fühlt sich schon lange nicht mehr als Held. Gemeinsam mit seinem Freund Harry und Brittas Bruder Heiko überlegt er, wie sie Alexandra schnellstmöglich wieder loswerden können. Von Schuldgefühlen geplagt, möchte der Arzt Heiko sein Gewissen erleichtern, indem er Alexandras Amputation, unter der sie bis heute stark leidet, kostenfrei nachoperiert. Zusätzlich erhofft er sich, dass Alexandra aus Dankbarkeit die Freundesgruppe im Anschluss an die OP in Ruhe lässt. Heiko nimmt nach dem Vorfall mit Matthias Alexandra mit in seine Wohnung. Wird sie sich auf den Deal einlassen? Oder wird Alexandra mit ihren manipulativen Spielchen weitere Beziehungen gefährden?

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

David Kellermann              Christoph Schechinger

Fernsehmoderator             Mitri Sirin

Arun Darawan                   Pavaputanont Na Mahasarakham

Pfarrer                               Stefan Sattler

Yoga-Lehrerin                   Anna Fischer

Direktor                             André Erkau

 

Folge 4 "Niemals vergangen": Donnerstag, 28. Dezember 2023, 22.15 Uhr

Die Flutkatastrophe hat auch Heikos Leben grundlegend verändert. Um seine Schuld von damals zu begleichen, möchte er Alexandra helfen und macht sich mit ihrem medizinischen Fall vertraut: Er hat immer noch vor, sie kostenfrei zu operieren, um die Versäumnisse des thailändischen Krankenhauses wettzumachen.

Levin versucht sich Noa wieder anzunähern, die nach anfänglichem Zögern froh darüber ist, ihren besten Freund zurückzuhaben. Derweil wächst die Beunruhigung ihres Vaters Harry über Alexandras Aufenthalt in Bonn. Harry ahnt, dass Alexandra mehr über die Vergangenheit weiß, als ihm lieb ist. Überraschend besucht Alexandra ihre Mutter Erika Voss in Brüssel – die erste Begegnung nach langer Zeit. Die traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit holen Alexandra ein. Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung.

Alexandras Freundin Sofia sucht Alexandra in Heikos Wohnung auf und setzt sich einen Schuss. Als Heiko heimkommt, findet er die zugedröhnte Sofia auf seiner Couch und tritt auf die herumliegende Heroinspritze. Er muss ins Krankenhaus, um einen HIV-Test zu machen. Dort hört Alexandra zufällig ein Gespräch zwischen Heiko und seiner Ex-Frau Maren, in dem es um die Flutwelle geht. Sie erfährt, was wirklich vor 15 Jahren geschehen ist.

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

Erika Voss                         Hilde van Mieghem

Dr. Christoph Falk             Serkan Kaya

Dr. Lalana Petcharatt         Apasiri Kulthanan

Empfangsdame                 Vanessa Daniels

Regula Weber                   Caroline Stas

 

Folge 5 "Eine schlechte Tat": Donnerstag, 28. Dezember 2023, 23.00 Uhr

Alexandra erfährt zufällig, was 2004 nach dem Tsunami wirklich geschehen ist: Harry und seine Freunde haben Alexandra zum Sterben zurückgelassen und ihr Lucy weggenommen. Außer sich vor Wut und Schmerz will Alexandra die Freundesgruppe für ihr damaliges Verhalten büßen lassen. Auch sie sollen wissen, wie es sich anfühlt, wenn man alles verliert: Familie, Freundschaften, Ansehen, den Beruf und die eigenen Moralvorstellungen.

Der dramatische Konflikt um Alexandra verschärft sich innerhalb der Freundesgruppe, die zunehmend ihren moralischen Kompass verliert. Maren steigt aus. Die Anwältin trennt sich zudem von der gemeinsamen Kanzlei mit Harry und entscheidet sich, ihre Chance bei einer Großkanzlei zu nutzen. Ihre anfängliche Freude über den Karriereschub wird jedoch bald von Alexandras Racheplan gefährdet, der auch Heikos Ansehen als Arzt ruiniert.

Die Lage spitzt sich weiter zu: Harry ist versucht, Alexandra mit dem Auto zu überfahren, bremst im letzten Moment jedoch ab. Alexandra rächt sich an Harry auf ihre Weise: Sie erzählt ihm, dass seine verstorbene Frau Julia eine Affäre mit seinem Freund Matthias hatte. Während Harry nun endgültig die Beherrschung verliert und zu drastischen Maßnahmen greift, möchte Alexandra, dass Noa endlich erfährt, wer wirklich ihre Mutter ist.

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

David Kellermann              Christoph Schechinger

Dr. Christoph Falk             Serkan Kaya

Sabrina Hartmann             Melodie Wakivuamina

Eva Winkler                       Stella Mancini

 

Folge 6 "Bis auf den Grund": Donnerstag, 28. Dezember 2023, 23.45 Uhr

Wie ein Trümmerhaufen liegt Noas Leben vor ihr, alles fühlt sich an wie eine einzige Lüge. Stimmt das, was Alexandra gesagt hat? Ist Noa tatsächlich Alexandras Tochter Lucy?

Sie konfrontiert Harry mit Alexandras Enthüllung und bestellt alle Beteiligten zu sich ins Haus, um zu erfahren, was nach der Flutkatastrophe 2004 genau passiert ist. Auch Levin ist fassungslos und wütend, dass er sein Leben lang belogen wurde. Harry und Matthias versuchen ihre Handlungsweise zu rechtfertigen: Alexandra sei drogenabhängig gewesen und habe ihr Kind vernachlässigt. Lucy, die von den Ereignissen völlig überfordert ist, macht Harry Vorwürfe, wie er damals seine eigene Tochter Noa aufgeben und durch sie ersetzen konnte. In der Nacht flüchtet Lucy heimlich mit Alexandra, die ihrer Tochter zeigen will, wer sie wirklich ist. Nach einem Besuch bei ihrer Mutter Erika Voss im Seniorenstift bringt Alexandra Lucy nach Belgien an den Nordseestrand. Hier haben Alexandra und ihre Schwester Julia als Kinder ihre glücklichsten Tage verbracht. Ein Glück, das sie nun mit ihrer Tochter teilen will. Als der völlig verzweifelte Harry die beiden nach langer Suche endlich findet, kommt es zu einem Streit mit dramatischen Folgen.

Die Episodenrollen und ihre Darsteller*innen

Erika Voss                        Hilde van Mieghem

Kai Wenzel                       Jochen Schropp

Eva Winkler                      Stella Mancini

Polizistin                           Katrin Lohmann

Regula Weber                  Caroline Stas

Interview mit Sarah Schnier (Autorin und Creative Producerin) und Ivo-Alexander Beck (Produzent)

"Die zweite Welle" nimmt die Tsunami-Flutkatastrophe von 2004 als Kristallisationspunkt für eine Geschichte über die traumatischen Auswirkungen auf eine Gruppe von Freunden und deren Familien. Wie entstand die Idee?

Ivo-Alexander Beck: Sarah hatte die Idee, den Tsunami 2004 als Ausgangspunkt für das Schicksal von drei Paaren zu verwenden, die alle mit sehr unterschiedlichen Schicksalsschlägen aus dieser schrecklichen Katastrophe konfrontiert wurden.

Sarah Schnier: Der Tsunami von 2004 wird als erste "globale Naturkatastrophe" bezeichnet, weil sie die erste war, der Menschen aus der ganzen Welt zum Opfer fielen – Touristen, aber vor allem natürlich die südostasiatische Bevölkerung selbst. Beinahe jeder hat Bekannte, Kollegen und Freunde, die betroffen waren; die meisten wissen –  ähnlich wie bei 9/11 – noch ganz genau zu sagen, wo sie waren, als sie von diesem unfassbaren Unglück erfahren haben. Das Trauma, wage ich zu behaupten, ist uns noch heute präsent, und als solches vereint es uns auch ein Stück weit. Es gibt ein Vor dem Tsunami und ein Danach. Auch für meine Figuren ist das so, umso mehr, als sie in den Wirren der Tage nach der Flut eine Schuld auf sich geladen haben, die sie nicht mehr ungeschehen machen können. Was mich interessiert, ist das Narrativ, das wir entwickeln, um mit Schuld leben zu können: Du stehst morgens auf im Vertrauen darauf, ein guter, rechtschaffener Mensch zu sein und einen einzigen Fehler später bist du ein Mensch, der zu Bösem fähig ist. Wie lebe ich mit diesem Wissen?

Wie herausfordernd war es im Laufe des Schreibprozesses, die reale Katastrophe in Thailand mit der fiktionalen Erzählebene zu vereinen?

Sarah Schnier: In der Tat hat der Schreibprozess viel Zeit in Anspruch genommen, insbesondere, da ich all sechs Bücher alleine geschrieben und zusätzlich als Creative Producerin fungiert habe. Die Doppelfunktion bedeutete aber auch, dass ich auf meine ursprüngliche Recherche auch noch Recherche vor Ort folgen lassen konnte und Feedback der tollen thailändischen Kollegen bekam. Gerne hätte ich meinen thailändischen Figuren noch mehr Spielzeit eingeräumt, das ließ mein umfangreiches Ensemble nicht zu. Aber ich war während des Großteils des Drehs am Set, konnte mich mit Regie, Schauspielerinnen und Schauspielern austauschen und Anpassungen an die Drehbücher vornehmen. Bis hin zur Musik von Karim Sebastian Elias, dem Schnitt von Antonia Fenn und der Mischung von Jörg Klaußner war ich stets beteiligt: eine unschätzbare Erfahrung.

Gedreht wurde 2021/22 an verschiedenen Schauplätzen unter erschwerten Pandemiebedingungen. Was waren die besonderen Herausforderungen während des Drehs?

Ivo-Alexander Beck: Die Serie entstand in Belgien, Deutschland und Thailand während der Coronapandemie und brachte viele Einschränkungen mit sich. In Thailand einzureisen war zu dieser Zeit kaum möglich. Das Land stand unter einem strengen Lockdown, und nur in Phuket war ein Dreh überhaupt zu realisieren.

Sarah Schnier: Ich war sehr beeindruckt davon, wie bravourös die coronabedingten Herausforderungen von den Crews sowohl in Belgien als auch in Thailand gemeistert wurden. In Thailand hat mich jedoch auch betroffen gemacht, welche Auswirkungen der äußerst streng durchgesetzte thailändische Lockdown auf die Bevölkerung hatte. Dort gab es finanziell weder Netz noch doppelten Boden – als der Tourismus als wichtige Einnahmequelle entfiel, waren die Menschen vollkommen auf sich gestellt, mit zum Teil tragischen Folgen. Ihre Resilienz und die Würde, die sie sich dabei bewahrt haben, haben mich tief berührt und ich hoffe, daraus fürs Leben gelernt zu haben.

Wie entstanden die Szenen rund um die Flut in Thailand?

Ivo-Alexander Beck: Die Tsunamiszenen waren eine besondere Herausforderung, die eine detaillierte Vorbereitung in Anspruch nahm. Alle Szenen in einem Studio zu drehen, konnten wir budgetär nicht realisieren. Deshalb mussten wir kreativ vorgehen und haben uns dann nach vielen Überlegungen entschieden, ein eigenes Bassin in Bangkok zu graben, in dem wir die meisten der Tsunamiszenen gedreht haben. Das Auftreffen der Welle an Land in Verbindung mit unseren Schauspielerinnen wurde durch unsere Regisseurin und DoP Friederike Heß in jedem einzelnen Schritt per Storyboard geplant, dann mit großen Wasserrutschen vor Ort gebaut und teilweise vor Green Screen gedreht. Anschließend haben dann die VFX-Spezialisten diese Szenen am Computer weiter bearbeitet, damit sie so realistisch wie möglich aussehen. 

Sarah Schnier: Bei jeglichen Drehs dürften die Arbeit im Wasser und mit kleinen Kindern zu den schwierigsten Aufgaben zählen: Beides hatten wir reichlich. Zu den Stunts in unserem selbst angelegten Wasserbassin kamen noch Unterwasserszenen im olympischen Schwimmbecken der Universität Bangkok sowie ein Open-Water-Dreh in der Andamanensee vor Phuket dazu – alles von der großartigen DOP und Regisseurin Frederike Heß selbst durchgeführt. Dazu haben wir in zwei Ländern (und drei Sprachen) mit insgesamt fünf kleinen Kindern gedreht, davon zwei Mädchen, die gerade mal zwei Jahre alt waren. Bis alles im Kasten war, hielt schon mal das ganze Set die Luft an.

"Die zweite Welle" besticht als Ensemblefilm. Wie gestaltete sich die Entwicklung der verschiedenen Charaktere?

Sarah Schnier: Auf gewisse Weise ist die Familie doch das Ur-Ensemble eines jeden Menschen. Auch mein Ensemble besteht aus Verwandten und Wahlverwandten, ich habe es um den Nukleus Harry Reuter gebildet, ein leidenschaftlicher Familienmensch, loyaler Freund und unverbesserlicher Egoist zugleich. Seine ältesten Freunde sind Heiko und Maren, die zwischenzeitlich verheiratet waren und sich seit Heikos Outing in Hassliebe verbunden sind. Auch Heikos empfindsame Schwester Britta hat sich zu der Freundesgruppe gesellt und ihren provokanten Alpha-Gatten Matthias mit eingebracht; zusammen mit ihrem Sohn Levin, der von klein auf heimlich in Harrys Tochter Noa verliebt ist, bilden sie eine "Framily" (= friends + family) wie so viele, die über die Jahre entstanden sind und sich verbunden fühlen, ohne noch so recht zu wissen, weshalb. Um ihre Lebenslügen offenzulegen und ihre Gefühle füreinander wiederzubeleben, braucht es einen Katalysator wie Alexandra. Eine vom Leben gezeichnete, gewaltbereite und hochsensible Frau, die die Freunde mit einer Wahrheit konfrontiert, die diese nicht wahrhaben wollen.

Welches waren die anspruchsvollsten Szenen und mit welchen Darstellerinnen und Darstellern – neben Karoline Schuch in einer sehr physischen und psychisch herausfordernden Rolle – haben Sie am intensivsten gearbeitet?

Ivo-Alexander Beck: Hier fallen mir viele Szenen ein. Die Bücher hatten eine Vielzahl von physisch und psychisch herausfordernden Szenen. Da sind sicher die Szenen zu nennen, in denen Karoline Schuch ihr Kind verliert. Man muss sich vorstellen, dass diese Szene mit einem gewaltigen technischen Aufwand gedreht wurde. Es war laut, ständig wurden Kommandos gerufen und Karoline spielte in diesem ganzen Wirrwarr eine Mutter, deren Kind ihr unter den Händen in den Tsunami entgleitet. Aber auch Özgür Karadeniz als Matthias ging bei seiner Szene, in der er verzweifelt versucht, Menschen aus den Fluten zu retten, bis an seine Grenzen. Versuchen sie einmal jemanden auf sicheres Terrain zu ziehen, der mit großer Geschwindigkeit an ihnen vorbei treibt. Auf der anderen Seite fallen mir die Szenen mit Johann von Bülow ein, als er nach seinem Kind sucht. Auch Katrin Röver hat in ihrer Rolle eine große Range an Gefühlen zu spielen, die uns sehr beeindruckt hat. Genauso wie Meira Durand und Alessandro Schuster, die nuanciert und mit großer Professionalität agieren. Besonders sind mir ebenfalls Ursula Strauss und Tim Bergmann in Erinnerung, die ein Ex-Paar spielen, das uns zu Tränen gerührt hat.

Sarah Schnier: Ich hatte das große Glück, an den Probentagen der Schauspielerinnen und Schauspieler teilzuhaben. Das erste Mal, als alle zusammenkamen und begleitet von Regisseur André Erkau, improvisierten, war unfassbar emotional. Die Nähe, die sich augenblicklich einstellte, hat uns alle – das glaube ich so sagen zu können – durch die gesamte, anstrengende Drehzeit hindurch getragen. Dabei empfand ich die großen Szenen, in denen das ganze Ensemble zusammenkam, als besonders anspruchsvoll.

"Die zweite Welle" ist eine multiperspektivisch erzählte Drama-serie mit Psychothriller-Elementen. Welche Reaktion erhoffen Sie sich vom Publikum? Welche Serienfans möchten Sie ansprechen?

Sarah Schnier: Ich wünsche mir natürlich erst mal, dass das Publikum uns entdeckt, bei der Vielzahl an Angeboten, die es inzwischen gibt. Und dann hoffe ich, dass sie sich die Zeit nehmen, diese Figuren kennenzulernen und ihnen auf eine Reise folgen, die sie, glaube ich, belohnen wird, sowohl mit Spannung als auch mit großer Emotion. Vergleichen möchte ich mich keinesfalls, aber wer "Big Little Lies", "Little Fires Everywhere" oder "Bloodline" mochte, dem könnte auch "Die zweite Welle" gefallen.

Ivo-Alexander Beck: Wenn das Publikum die Serie zum ersten Mal sieht und nach Folge eins unbedingt die Folge zwei sehen möchte und dann noch die Folge drei dranhängt, obwohl es schon spät ist und man eigentlich ins Bett muss, dann haben wir alles richtig gemacht. Großartig wäre es, wenn dann viele am nächsten Tag seiner Kollegin oder seinem Kollegen auf der Arbeit "Die zweite Welle" als Must-See empfehlen würde. Und ich hoffe, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer sich emotional mit den Figuren auf eine Reise begeben, die sie nachhaltig beeindruckt. 

Statement von Sabine de Mardt (Produzentin)

Der Tsunami 2004, der die Vorgeschichte unserer Erzählung bildet, hat innerhalb von Minuten tausende Leben gekostet, Familien, Freunde auseinandergerissen und Biografien radikal verändert. Die Folgen und Traumata sind bis heute in den Menschen präsent. Wir sind unseren Senderpartnern sehr dankbar für die Möglichkeit, diese komplexe Geschichte für ein breites Publikum erzählen zu dürfen.

In unserer Geschichte scheint an der Oberfläche im Hier und Jetzt zunächst alles perfekt zu sein. Aber die Ordnung wird durcheinandergebracht, als Alexandra, die totgeglaubte Schwägerin Harrys, plötzlich in sein und das Leben seiner Tochter Noa tritt. Nach und nach entblättert sich ein tragisches Familiengeheimnis, denn in den Wirrungen unmittelbar nach der Katastrophe des Tsunamis traf Harry eine weitreichende Entscheidung. Sein enger Freundeskreis unterstützte ihn, wurde so zum schweigenden Komplizen. Doch die wahren Ereignisse und Konflikte lassen sich nicht länger verschweigen. Von da an entwickelt sich ein psychologischer Thriller und ein emotional fesselndes Drama, das die Hintergründe der Entscheidung und deren Konsequenzen für alle Beteiligten ausleuchtet. Sukzessive werden die Loyalitäten der Freunde auf die Probe gestellt, Allianzen werden gebrochen und neue Verbindungen entstehen. Das macht "Die zweite Welle" zu einer Geschichte über die Komplexität und Ambivalenz menschlicher Beziehungen. Und ebenso erzählt die Serie von Lebenslügen und radikaler Verdrängung. Denn ins Zentrum rücken Fragen, wie wir mit persönlicher Schuld und Verantwortung umgehen, wie wir Fehler rechtfertigen und uns der schwierigen Erkenntnis stellen, im Leben häufig auch feige, bequem und egoistisch zu handeln. In jeder der sechs Folgen wird eine weitere Schicht der (Selbst-)Täuschung aufgedeckt, während sich die Figuren immer klarer der moralischen Schwere ihrer Handlungen stellen müssen. Dem sensiblen und präzisem Blick unserer Autorin und Creative Producerin Sarah Schnier ist es zu verdanken, dass wir eine vielschichtige Geschichte verfilmen konnten, die bei allen Abgründen dennoch immer einen differenzierten und zuneigungsvollen Blick auf die Figuren und ihre Schwächen wirft.

"Alexandra war eine besonders harte Nuss" - Interview mit Karoline Schuch

In ihrer Rolle der Alexandra begeistern Sie mit einer schauspielerischen Tour de Force. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Mich hat alles an der Rolle der Alexandra gereizt. Am stärksten habe ich mich auf die Wut und den Wunsch nach Rache gefreut, mit denen sie durchs Leben zieht. All die Jahre, die an ihr vorübergezogen sind, all die schöne Zeit, die sie hätte haben können: unwiederbringlich vorbei. Ihr körperlicher und seelischer Schmerz darüber ist in jeder Szene spürbar und dieses Grundgefühl hat mir viel abverlangt, aber auch große Freude bereitet. Gefühle wie Wut und Rachegelüste sind zutiefst menschlich und ergo auch weiblich, sie werden in dieser Form aber eher an Männerfiguren erzählt. Für Frauen sind Rollen wie Alexandra nach wie vor ausgesprochen selten. An dieser Stelle gilt mein ganzer Dank Sarah Schnier, unserer Autorin, die sich eine solche Figur ausgedacht hat.

Wie haben Sie sich auf diese körperlich und mental herausfordernde Rolle vorbereitet? 

Ich habe circa zwei Monate vor Drehstart mit einer Ernährungsumstellung und mit Fitnesstraining begonnen, beides Dinge die mich vorher nicht besonders stark interessiert haben. Ich war überrascht und dankbar, wie sehr dieses Programm aber auch dazu beigetragen hat, kraftvoll durch den langen Dreh zu kommen. Einiges davon habe ich mir beibehalten, weil es so hilfreich ist. Außerdem arbeite ich seit Jahren mit meinem Schauspielcoach Frank Betzelt, um meine Rollen zu durchdringen und spielen zu können. Alexandra war eine besonders harte Nuss, denn es war auch wichtig, eine gute Technik zu finden, um sie nach einem Drehtag hinter mir zu lassen und abzuschalten. Das ist zum Glück auch durch meine fantastischen Kollegen geglückt, gemeinsam hatten wir trotz anstrengender Dreharbeiten während des Lockdowns und der Schwere des Themas eine herrliche Zeit. 

Sie haben ein Diplomstudium in Psychologie absolviert. Inwieweit half Ihnen dieser Background dabei, die Rolle für sich zu entwickeln?

Die Schauspielerei und die Psychologie sind sich dahingehend sehr ähnlich, als dass sich beide intensiv mit menschlichen Realitäten und Vorgängen beschäftigen. Beide Disziplinen bedingen und beeinflussen sich in meinem Leben permanent und meistens macht das Spaß. Ich "fachsimple" mich nicht an meine Figuren heran, ich fühle mich eher hinein. 

Mutter-Tochter- beziehungsweise generell Eltern-Kind-Beziehungen sind ein starkes Thema in "Die zweite Welle". Sie sind selbst Mutter zweier Kinder – was ist für Sie der Grundstein einer vertrauensvollen familiären Bindung?

Alexandra hat in ihrem Leben keine vertrauensvollen kindlichen Erfahrungen machen können, der Grundstein für ein sicher gebundenes und friedliches erwachsenes Leben. Ihr Versuch, sich den eigenen elterlichen Strukturen zu entziehen, ist ihr am anderen Ende der Welt geglückt und dann doch auf tragische Weise zerstört worden. Alexandra weiß nicht, was eine gute Mutter ausmacht – woher auch? Dieser Dualismus aus einerseits dem unbedingten Willen, das eigene Kind zurückzubekommen und andererseits aber gar nicht zu wissen, wie sie diesem ja mittlerweile fast erwachsenen Kind begegnen soll, ist das schmerzvolle Lebensthema von Alexandra. 

Was ist Ihnen vom Dreh am intensivsten in Erinnerung?

Ich erinnere mich voller Freude besonders gerne an unsere Zeit in Thailand zurück. In einer Zeit, in der niemand wirklich reisen durfte, sind wir mit vielen Auflagen und Hindernissen nach Bangkok gereist – eine Klassenfahrt mit lieb gewonnenen Kolleg*innen als krönender Abschluss einer insgesamt viermonatigen Drehzeit. Besonders intensiv erinnere ich mich an die Szenen unter Wasser, die in extra tiefen Becken gedreht wurden für den Vorspann und die dramatischen Tsunami-Szenen. Für die Stuntszenen mit meiner Tochter wurde extra ein Becken am Rande Bangkoks ausgehoben, die Strömung wurde durch fünf Jetskis erzeugt, deren Lautstärke bei Vollbetrieb kaum aushaltbar war. Diese gewaltigen Szenen mit einem zweieinhalbjährigen Mädchen zu spielen, das kein Wort Deutsch verstand und mich kaum kannte, war für mich einer der intensivsten und aufreibendsten Momente meiner bisherigen schauspielerischen Arbeit.

"Wegen solcher Rollen bin ich Schauspieler geworden" - Interview mit Johann von Bülow

Harry trägt über viele Jahre ein sehr dunkles Geheimnis mit sich. Ein traumatischer Auslöser treibt ihn zu fragwürdigen Taten, gleichzeitig würde er sein Leben für seine Tochter geben. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt, wie haben Sie sich ihr genähert?

Harry ist jemand, bei dem die Zuschauer und Zuschauerinnen ständig hin und hergerissen sein werden, ob sie sein Handeln verurteilen oder Verständnis für ihn empfinden sollen. Solche Figuren sind rar, aber genau wegen solcher Rollen bin ich Schauspieler geworden. Als die Anfrage von unserem Produzenten Ivo Beck kam, der zu mir sagte, sie hätten lange nach jemandem gesucht, der diese Figur verkörpern könne und glaubten, in mir nun endlich den Richtigen dafür gefunden zu haben, habe ich sofort zugesagt. Ich finde, als Schauspieler nähert man sich solchen Rollen am besten, indem man sie so nah wie möglich an sich heranholt. Wir alle sind vieles gleichzeitig. Menschen sind niemals ausschließlich gut oder ausschließlich böse, Menschen sind Menschen. Sie können einmal moralisch integer und im nächsten Moment moralisch verwerflich handeln, aber wir können Handlungen anderer immer nur von Fall zu Fall bewerten, niemals generell.

Harry hat bei dem furchtbaren Tsunami vor vielen Jahren seine Frau und sein Kind verloren. Und er hat damals etwas getan, was sicher falsch war. Er hat Alexandra ihr Kind geraubt und diese Tat damit gerechtfertigt, es sei zu Lucys Bestem, sie als Noa bei sich aufwachsen zu lassen. Und er war dem Mädchen jahrelang ein liebender und fürsorglicher Vater. Wenn man selbst Kinder hat, weiß man, es gibt keine stärkere Kraft, als den Drang, sein Kind zu beschützen. Das hat etwas Archaisches. Da muss man als Schauspieler den Mut aufbringen, sich wirklich hineinzuversetzen. Wenn das gelingt, spielt sich der Charakter von selbst.

Gleichzeitig ist Harry aber auch Opfer all der Lügen, die er sich selbst in diesem Zusammenhang Jahre lang erzählt hat. All die Abspaltungen und Realitätsverweigerungen, dienen nur einem Zweck: Die Lüge gegenüber seiner Tochter nicht auffliegen zu lassen und Alexandra daran zu hindern, ihm diese Tochter wieder wegzunehmen. Das ist zwar moralisch zutiefst falsch, aber eben auch allzu menschlich. Für diese menschliche Seite um Verständnis beim Betrachter zu werben und sie nicht zugunsten eines eindeutigen Gut-Böse-Schemas zu verraten, war eine der reizvollsten Aufgaben, denen ich mich – ermöglicht durch das wirklich fantastische Drehbuch von Sarah Schnier – in den letzten Jahren widmen durfte.

Welche Gebote stehen für Sie an oberster Stelle, wenn es um Freundschaft und Familie geht?

Ich bin jemand, dem Verlässlichkeit wichtig ist. Was meine Arbeits- und meine privaten Beziehungen angeht, bin ich in langjährigen Verbindungen. Ich habe eine Hand voll Freunde, die meisten davon seit vielen Jahren, manche seit der Kindheit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, aneinander festzuhalten und nicht beim ersten Sturm alles zu Bruch gehen zu lassen. In Freundschaften ist es meines Erachtens aber auch immens wichtig, den oder die andere(n) sein zu lassen, Andersartigkeit und auch entgegengesetzte Meinungen zu akzeptieren. Dann kann man einander auch besser verzeihen, wenn man sich mal verrannt hat oder zumindest Verständnis für die Fehler, die der andere sicher auch mal macht, zu entwickeln. Toleranz ist mir also mindestens so wichtig wie Verlässlichkeit.

Sie spielen mit einem großartigen Ensemble an Ihrer Seite – erzählen Sie ein wenig von der schauspielerischen Zusammenarbeit mit Ihren Co-Darstellerinnen und -Darstellern.

Es kommt nicht oft vor, dass die inzwischen allgegenwärtigen WhatsApp-Gruppen, die bei einer so langen Drehzeit natürlich immer eingerichtet werden, auch anderthalb Jahre nach Abschluss des Drehs noch aktiv genutzt werden. Vielleicht veranschaulicht das am besten, wie gut sich dieses wirklich außergewöhnliche Ensemble verstanden hat. Es sind Freundschaften entstanden. Das habe ich in der Form selten erlebt. Jeder hat sich in den Dienst der Geschichte gestellt, und ich finde, das merkt man dem Endergebnis auch an. Man sieht, dass diese Gruppe von Schauspielern und Schauspielerinnen neben der Story das größte Pfund der "Zweiten Welle" ist. Wir hängen aber auch stark voneinander ab, in dieser Serie, die ein wirkliches Ensemble-Stück ist. So ein Dreh im Ausland hat den Vorteil, dass man sich auch menschlich noch mal viel näherkommt. Wir haben einfach eine fantastische Zeit miteinander verbracht. Mit Tim Bergmann, der mit mir gemeinsam an der Falckenberg-Schule studiert hat, war es eine Wiederbegegnung nach vielen Jahren. Mit Alessandro Schuster hatte ich gerade bei "Das Boot" gearbeitet. Andere kannte und bewunderte ich schon lange, wie Ursula Strauss oder Katrin Röver. Und wieder andere habe ich neu kennenlernen dürfen, wie Özgür Karadeniz, Luise Bähr oder Meira Durand. Und natürlich die überragende Karoline Schuch. Eine bessere Gegenspielerin hätte ich mir nicht wünschen können.

Was ist Ihnen vom Dreh am intensivsten in Erinnerung?

Als wir nach zweijähriger Schließung der Grenzen aufgrund der Pandemie im Januar 2022 mit als erste nach Thailand kamen, fanden wir das Land so ruhig und so wenig überfüllt vor, wie es jetzt bereits schon nicht mehr vorstellbar scheint. Wir haben uns fast gefühlt, wie unsere Figuren, als sie zum ersten Mal im Ferienressort angekommen waren. Es war beinahe unwirklich schön. Besonders gerne denke ich an einen Tag zurück, an dem wir alle frei hatten und gemeinsam einen Ausflug mit dem Segelboot zu einer nahe gelegen Insel gemacht haben. Die körperlich wie emotional anstrengenden Dreharbeiten erhielten in dieser paradiesischen Umgebung eine willkommene Unterbrechung, die uns allen unvergesslich bleiben wird. Es gab nämlich auch wirklich schwierige Momente, besonders für Karoline und mich, wenn wir mit den kleinen Kindern diese nicht einfachen Szenen im Wasser oder in der Verwüstung nach dem Unglück am Strand drehen mussten. Wir haben beide viel Zeit mit den Familien der Kinder verbracht, um sie an uns zu gewöhnen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Daher rate ich an dieser Stelle allen Drehbuchautoren: Schreibt keine Geschichten, in denen Zweijährige in Katastrophen verwickelt werden, wenn Euer Filmteam nicht über ein äußerst stabiles Nervenkostüm verfügt.

"Viele bereichernde Begegnungen auf Augenhöhe" - Vier Fragen an Meira Durand

Noa erleidet als Kleinkind ein Trauma und hat noch 15 Jahre später damit zu kämpfen. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Was mich an Noa so neugierig gemacht hat und mir gefällt, ist die unzertrennliche Verwobenheit mit den anderen Figuren und die Verworrenheit ihrer Lebenswelt. Zum Zeitpunkt unserer Erzählung versucht sie gerade ihren Platz in dieser Welt zu finden. Sie durchlebt ihre Jugendzeit, die ein inneres Relief von Vergangenheit und Zukunfts-Ich aufspannt. Die Entwicklung der Ereignisse wirkt dabei wie ein Katalysator auf ihre Identitätsfindung. Eine Qualität zeichnet Noa für mich besonders aus: Sie hat ein sehr reines Wesen und eine zugewandte Perspektive auf ihre Welt. Viele Menschen kennen sicher das Gefühl, ohne es begründen oder benennen zu können, dass irgendwas nicht an seinem Platz ist. Dies zuzulassen kann sehr konfrontativ und schmerzvoll sein, weil es dazu zwingt, der Angst vor Ungewissheit ins Auge zu schauen. Noa ist so mutig, ihren Weg zu gehen. Dieser Drang schlummert am Anfang noch in ihr und entwickelt im Laufe der Geschichte eine starke Richtung und Kraft, die nicht mehr aufzuhalten ist. Diese intrinsische Emanzipation zu spielen, war ein großes Geschenk für mich.

Noa und Levin, gespielt von Alessandro Schuster, kennen sich von Kindheit an und sind sehr eng befreundet. Wie würden Sie ihre Beziehung beschreiben?

Levin ist der einzige Gleichaltrige, der in einer ähnlichen Position ist wie Noa. Er muss auch aufwachsen mit dem Wissen um die lebensprägenden Erfahrungen durch den Tsunami in Khao Lak 2004. Beide können beobachten, wie unterschiedlich ihre erwachsenen Bezugspersonen und deren Freundeskreis mit dieser Vergangenheit umgehen. Sie spüren aber auch eine gewisse Distanz dazu, weil sie sich nicht wirklich daran erinnern. Diese Tatsache schafft ein Band zwischen beiden. Sie fühlen sich füreinander verantwortlich und würden sich ohne den anderen selbst auch nicht so verstehen. Dass diese Liebe sich plötzlich in Form von körperlicher Nähe manifestiert, wirft die eingespielte Ordnung durcheinander und dadurch auch erstmalig die Angst auf, diese Sicherheit zu verlieren. Beide müssen diese neue Ebene erst mal verstehen und wieder Vertrauen gewinnen.

Welche Gebote stehen für Sie an oberster Stelle, wenn es um Familie und Freundschaft geht?

Freundschaft heißt für mich, sich sowohl tief zu vertrauen als auch sich verpflichtet zu fühlen, aus der Komfortzone zu gehen und ehrlich zueinander zu sein. Auch wenn‘s mal unbequem wird. Ehrlichkeit ist für mich wie ein moralischer Kompass. Mir ist es wichtig, mich mit Freunden oder meiner Familie zusammen auf den Moment und auf Veränderungen einzulassen, sich gegenseitig zu überraschen. Dazu gehört für mich auch, mich den verschiedenen Perspektiven zu stellen und die Konsequenzen zuzulassen. Gemeinsame Erfahrungen verbinden – besonders in Extremsituationen wie bei Noa und Levin – und können ein Sprungbrett für eine tief verwurzelte Freundschaft werden.

Was ist Ihnen vom Dreh am intensivsten in Erinnerung?

Insgesamt gab es viele bereichernde Begegnungen auf Augenhöhe, die ich in mein Herz geschlossen habe. Die Zeit in Thailand war mir wichtig, um nochmal einen privateren Bezug zur gesamten Geschichte zu entwickeln. Das Herzstück der Arbeit war für mich die Drehzeit in Brüssel. Viele Szenen haben mir eine sinnliche Komponente geboten, zum Beispiel das Wasser im Schwimmbad, kalter Wind bei Fahrradfahrten. Das waren die Momente, die mir zusätzlich den Raum eröffnet haben für entscheidende Details in Noas Erlebnissen. Ich spüre immer wieder gerne Eindrücken wie Klangfetzen, Gerüchen, dem Kontrast der winterlichen Temperaturen in Belgien und Thailand nach.

Vier Fragen an Ursula Strauss und Tim Bergmann

Maren und Heiko sind sich im Herzen noch nahe, auch wenn ihre Ehe nach einem großen Vertrauensbruch vor längerer Zeit geschieden wurde. Wie würden Sie Ihre Rolle und die Beziehung der beiden Charaktere zueinander beschreiben?

Ursula Strauss: Maren ist eine sehr kluge, gerechtigkeitsliebende und genauso ehrgeizige und zielstrebige Frau. Sie hat in der Vergangenheit große Schuld auf sich geladen und kann mit dieser Last nur sehr schwer leben. Deshalb und auch weil ihre Ehe mit Heiko scheitert, beginnt sie zu trinken und schlittert in eine starke Alkoholabhängigkeit. Ein sinnloser Versuch ihre Schmerzen zu ertränken. Sie ist mit Heiko noch immer stark verbunden und hat es nie ganz geschafft, das Band zwischen ihnen beiden zu zerschneiden. Sie fühlt sich nach wie vor für Heiko verantwortlich, fast wie für ein Kind, und in der Tiefe liebt sie ihn immer noch. An der Oberfläche zynisch und scheinbar kontrolliert mit scharfer Zunge und wachem Geist, ist sie doch verwundet in der Tiefe und sehnt sich nach Liebe und einem Zuhause. Kurzfristig schafft sie es, den Schmerz über ihre Verluste und Vergehen zu verdrängen und bekommt ihre Sucht in den Griff. Doch dann holt die Vergangenheit sie und ihre Freunde wieder ein, und sie muss sich, genau wie ihre Freunde, ihren Fehlern stellen.

Tim Bergmann: Tatsächlich war uns im Vorfeld sehr schnell klar, dass es gerade interessant ist, zu erzählen, dass trotz der Trennung wirklich noch eine große Zuneigung, wenn nicht sogar Liebe zwischen den beiden vorhanden ist. Für Heiko kann ich das auf jeden Fall sagen. Nach dem Tsunami gab es für ihn keine andere Möglichkeit als eine Trennung – trotz allem. Das war auch für ihn schmerzhaft. Erschwerend für ihre Beziehung ist sicherlich der Punkt, dass Heiko den Tsunami wirklich erlebt hat und Maren eben nur aus der Ferne, beziehungsweise vor Ort erst danach. Für beide ist das Ganze traumatisch, aber natürlich auf sehr unterschiedliche Weise. Und entscheidender als der Vertrauensbruch ist für Heiko, und somit auch Maren, dass er durch das Überleben dieser Katastrophe und der nachfolgenden Erlebnisse an den Punkt kommt, an dem er realisiert, dass er sein Leben grundlegend ändern muss.

Wie haben Sie sich Ihren Rollen genähert?

Tim Bergmann: Ein Teil der Vorbereitung war natürlich die Auseinandersetzung mit dem Tsunami an sich. Ich habe einen autobiographischen Roman, unzählige Interviews dazu gelesen und auch viele Videos von Betroffenen gesehen, die noch einmal meine Erinnerung an die, damals von mir wahrgenommene, sehr intensive Berichterstattung, hat aufleben lassen. Mein Zusammentreffen mit Michael Tsokos, als ich mich für die Verfilmung seiner True-Crime Reihe vorbereitet habe, war auch sehr hilfreich. Er war 2004 als Rechtsmediziner in Thailand vor Ort und konnte mir somit sehr viel erzählen und Bildmaterial zeigen. Aber natürlich ist dann eine sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Drehbuch und dem Charakter der Figur im Beziehungsgeflecht mit allen anderen Rollen entscheidend. Dabei hat auch sehr geholfen, dass wir uns vor Drehbeginn zu Proben getroffen haben.

Ursula Strauss: Ich erinnere mich sehr gerne und intensiv an eine Improvisation, die Tim und ich miteinander erlebt haben. Ich sage bewusst erlebt, weil in dieser Improvisation die ganze Welt zwischen Maren und Heiko aufgegangen ist und wir plötzlich wussten, wer diese beiden Figuren sind. Es war fast ein bisschen magisch. Das Menschsein ist so einfach und so unendlich schwer zugleich. In der Theorie wissen wir, was es bedeutet, gut zu sein, Gutes zu tun, für andere da zu sein. Die Umsetzung ist das, was es schwierig macht. Das Ego, das uns im Weg steht und immer wieder laut schreit. In schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen, bringt uns immer wieder an unsere Grenzen und Fehler passieren. Fehler sind menschlich, heißt es doch so schön beruhigend und entschuldigend zu gleich. Fehler passieren immer und immer wieder. Die Frage ist nur, wie geht man mit ihnen um, wenn man sie erkannt hat.

Welche Gebote stehen für Sie an oberster Stelle, wenn es um Freundschaft und Familie geht?

Ursula Strauss: Ich bin ein absoluter Familienmensch und verbringe sehr viel Zeit mit meinen Lieben. Ich hatte und habe Glück und darf Familie als einen Ort der Liebe und des Rückhaltes erleben – und das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Das Wichtigste in dieser Welt, auf die wir alleine kommen und von der wir alleine wieder gehen, sind die Menschen, die uns in der Zwischenzeit begegnen. Ohne das Gegenüber wäre so ein Leben ziemlich langweilig und schal. Es ist die Familie, es sind die Freunde und die wahrhaftigen Begegnungen, die wirklich zählen. Ohne die anderen kein Austausch, und ohne Austausch herrscht Stillstand und Einsamkeit.

Tim Bergmann: Gebote möchte ich es nicht nennen, aber natürlich ist es hilfreich, wenn man es schafft, offen und ohne Angst miteinander zu kommunizieren. Ohne Angst vor allem vor dem Hintergrund, dass es zwischen Menschen natürlich immer zu Missverständnissen, Enttäuschungen und Verletzungen kommen kann und kommen wird. Und dann stellt sich die Frage, wie egoistisch gehe ich damit um. Kann ich verzeihen? Bleibt meine Zuneigung in einer Freundschaft oder meine Liebe in einer Beziehung davon unangetastet? So viele Freundschaften und Beziehungen zerbrechen darüber, dass an der Verletzung und dem Schmerz festgehalten wird. Wie schade.

Was ist Ihnen vom Dreh am intensivsten in Erinnerung?

Ursula Strauss: Ich bin sehr dankbar, Teil dieses besonderen Projektes sein zu dürfen. Die Drehzeit in Thailand war ein besonderes Highlight, aber das eigentlich Besondere war der Zusammenhalt des Casts. Was für eine schöne Zusammenarbeit und was für ein lustiges und tolles Ensemble. Danke!

Tim Bergmann: Es gibt natürlich viele Erlebnisse. Erst einmal muss ich unser Ensemble erwähnen. Uns allen wurde sofort bewusst, dass es etwas ganz Besonderes ist. Einfach nur großartig, da wir alle sofort für das Projekt gebrannt und unsere Herzen geöffnet haben. Diese "Welle" hat uns von Anfang an über die gesamte Drehzeit bis nach Thailand getragen, und sie ist immer noch spürbar, sobald wir uns treffen. Eigentlich müsste man sofort mit uns eine zweite Staffel drehen, oder auch eine ganz andere Geschichte erzählen. Diese Chemie zwischen Kolleg*innen passiert in dieser Form nicht oft. Es wird vielleicht öfter behauptet, aber es kommt nur wirklich selten vor. Ein Moment bleibt sicher unvergessen, eine Improvisation mit Ursula während der Proben, wie ich sie in mehr als 30 Jahren Berufserfahrung selten erlebt habe. Wir haben den Moment der Trennung improvisiert. Diese zwanzig Minuten waren so real, so unmittelbar, so schmerzhaft, voller Tränen, dass wir alle hinterher sprachlos, aber vor allem zutiefst dankbar waren. Wir konnten in jedem kleinsten gemeinsamen Moment vor der Kamera davon profitieren. Unglaublich erfüllend war dann noch eine gemeinsame Szene mit Ursula und Karo im Krankenhaus. Dieses Gespräch mit Alexandra, die Dimension der Schuld, des Traumas, des Schmerzes, der Scham, die wir da miteinander erlebt haben, war unfassbar. Was für ein Geschenk! Und dann noch eine Szene in Thailand, und zwar der Moment, in dem wir zeigen, wie und wo Heiko sozusagen nach dem Tsunami erwacht. Das war durch das ganze Set, was da erbaut wurde, aber vor allem auch durch jeden einzelnen Beteiligten, so realistisch, dass es kein Spiel mehr war. Es hat mich wirklich vollkommen überwältigt.

Vier Fragen an Katrin Röver und Özgür Karadeniz

Britta und Matthias sind seit vielen Jahren verheiratet, doch ihre Ehe ist von Misstrauen und Geheimnissen geprägt. Wie würden Sie Ihre jeweiligen Rollen und die Beziehung der beiden Charaktere zueinander beschreiben?

Katrin Röver: Britta ist an einem Punkt in ihrem Leben, den man als Sackgasse bezeichnen könnte. Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, sie kommt im Job nicht voran, ihre Ehe steht unausgesprochen still. Eine Sehnsucht, dass da noch etwas kommen muss, wächst in ihr. Ihr Mann und sie haben sich nichts zu sagen, sie waren zu lange mit der Organisation rund um die Kinder beschäftigt, ansonsten ging jeder seiner Wege. Irgendwie haben sie den Punkt verpasst, einander zu sagen, dass sie sich auseinandergelebt haben. Dennoch funktioniert das Leben ganz gut – man mag sich, warum sollte man etwas ändern. Da kommt Alexandra zurück und bringt Vergangenes in ihre eingeschlafene Gegenwart. Plötzlich wird die eigene Beziehung wieder sichtbar, und darin liegt eine Chance.

Özgür Karadeniz: Matthias ist ein durchaus konservativer pragmatischer "Machertyp", der beispielsweise mit Yoga, vegan/vegetarisch oder gendern nicht viel anfangen kann. Er ist Unternehmer durch und durch, hat sich seinen Wohlstand selbst aufgebaut und kann mit sozialer Gerechtigkeit nicht viel anfangen, nach dem Motto "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied", "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht". Mit seiner eigenen Familie geht er durchaus liebevoll um und würde sie um jeden Preis, auch ohne Rücksicht auf Verluste, schützen. Er liebt Britta. Zumindest glaubt er das. Sein Pragmatismus hat dazu geführt, dass er die Affäre, die er mit Julia hatte, weitgehend verdrängt hat, was nicht bedeutet, dass er nicht empfänglich für weitere Seitensprünge wäre. Denn er ist sich selbst am nächsten. Über das traumatische Erlebnis in Khao Lak redet er nicht. Überhaupt reden die beiden wenig. Insofern sind sie sich nicht wirklich nahe. Beide sind tief traumatisiert, versuchen aber alles, um ihre gutbürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten, die ihrem Weltbild entspricht. Das Trauma von Khao Lak bringt allerdings noch eine andere Seite in Matthias zum Vorschein. Ein kaum für möglich gehaltenes Empathievermögen für die Menschen, die er dort gerettet hat. Als einer von ihnen stirbt, sehen wir, dass es ihm sehr nahe geht.

Wie haben Sie sich Ihren Rollen genähert?

Katrin Röver: Wir hatten anfangs ein paar kurze Probentage. Immer enorm hilfreich, um die Kollegen kennenzulernen und zu erleben, wie die Begegnungen der Figuren sind. In diesem Miteinander habe ich viel über meine Figur und die Beziehung zu den anderen gelernt. Und ich habe viel mit unserer Autorin Sarah Schnier über die Szenen gesprochen. Da sind uns beiden viele Aspekte der Figur klar geworden. Später dann auch mit Özgür und unseren Regisseuren Friederike Heß und André Erkau. Es wurde dann auch beim Dreh immer klarer und klarer, worum es im Kern für die Figur geht, um welchen Weg.

Özgür Karadeniz: Matthias zu verstehen war nicht wirklich einfach, da er als Person sehr weit weg von mir ist. Da ich aber genug Leute kenne, die ähnlich ticken, wie er, habe ich mich viel mit ihnen unterhalten, um ihre Sichtweisen, Ansichten, Weltbilder zu begreifen. Durchaus bewusst kontrovers. Aber auch im "Code Switcher"-Modus ihnen nach dem Mund redend. Letztlich habe ich mich entschieden, ein sehr eindeutiges Bild von ihm zu zeichnen, um die Geschichte voranzutreiben und die Figur im Schauspielerensemble klar zu positionieren.

Welche Gebote stehen für Sie an oberster Stelle, wenn es um Freundschaft und Familie geht?

Katrin Röver: Ehrlichkeit. Loyalität. Dass man sich auf den Nächsten verlassen kann.

Özgür Karadeniz: Freundschaft und Familie haben große Schnittmengen, aber auch eigene Gesetzmäßigkeiten. In beiden ist Vertrauen wichtig. Teilen von Positivem wie Negativem ist ebenso elementar. Humor ist wichtig. Und eine gemeinsame Geschichte stärkt die Bindung. Nur mit der Zeit kann man erkennen, auf wen ich mich wirklich verlassen kann und auch, wer sich wirklich auf mich verlassen kann.

Was ist Ihnen vom Dreh am intensivsten in Erinnerung?

Katrin Röver: Natürlich unsere gemeinsame Zeit in Thailand, wo wir den Rückblick gedreht haben. Wir haben als Ensemble so gut harmoniert und zusammengearbeitet. Wir waren in einem wunderschönen Resort untergebracht, in dem wir auch einige Szenen gedreht haben. Es war mitten in der Coronazeit, wo das Reisen sehr erschwert war und das Land außergewöhnlich touristenarm. Für uns war es ein ungewöhnlich persönliches Erlebnis mit Land und Leuten. Für mich persönlich waren die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Thailänder überwältigend. Die Proben am Abend unter freiem Himmel im Sommerkleid nach dem gemeinsamen Abendessen. Das war etwas ganz besonderes. Wir sind seit diesem gemeinsamen Erlebnis alle miteinander nach wie vor sehr verbunden.

Özgür Karadeniz: Der Dreh war eine in jeder Hinsicht einzigartige Erfahrung. Eine wahnsinnig intensive Drehzeit. Durchaus mit Kontroversen inhaltlicher Natur, die aber vor allem die Bindung des Ensembles untereinander sehr verstärkt haben. Die Drehzeit in Belgien und vor allem natürlich die gemeinsame Zeit in Thailand waren absolute Highlights. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie viel Liebe es gab, wie eng das Ensemble zusammengerückt ist. Sämtliche Kollegen werden mir für immer in großartiger Erinnerung bleiben. Beste Ensemblezeit ever!

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