"Don’t Stop the Music" mit Bülent Ceylan und den Kindern der Gemeinschaftsschule "Campus Efeuweg" © ZDF/[F] Christoph Assmann; [M] Vielfein

Don't Stop the Music

Vierteilige Langzeitdoku mit Comedian und Musiker Bülent Ceylan und den Kindern der Gemeinschaftsschule "Campus Efeuweg"

Kinder aus benachteiligten Familien erlernen ein Musikinstrument oder singen in einem Chor. Ihr gemeinsames Ziel: ein großes Abschlusskonzert. Auf ihrem Weg dorthin werden sie über Monate von Bülent Ceylan begleitet. Kann Musik und das gemeinsame Musizieren einen positiven Einfluss auf die soziale Kompetenz, das Selbstbewusstsein und das Lernverhalten haben?

  • ZDF, Dienstag, 12. April 2022, 22.15 Uhr, Mittwoch, 13. April 2022, 22.15 Uhr, Donnerstag, 14. April 2022, 22.15 und 23.00 Uhr: "Don’t Stop the Music"
  • ZDF Mediathek, ab Dienstag, 12. April 2022, 10.00 Uhr, alle Folgen "Don't Stop the Music"
  • ZDF neo, Freitag, 15. April 2022, 19.30 Uhr: "Don't Stop the Music – Das Abschlusskonzert"
  • KIKA, Mittwoch, 11. Mai 2022, Folge 1 und 2, Donnerstag, 12. Mai 2022, Folge 3 und 4, Montag, 16. Mai 2022, Folge 5 und 6, und Dienstag, 17. Mai 2022, Folge 7 und 8 jeweils ab 20.10 Uhr: "Don’t Stop the Music Kids"

Texte

Stab

Moderation: Bülent Ceylan

Produktion: RedSeven Entertainment im Auftrag von ZDF

Produzent: Uwe Heinemann

Executive Producerin: Anna-Lena Zwez

Redaktion ZDF: Thorsten Haas, Damaris Sánchez Parellada und Livia Reidt

Länge: 4 x 45 Minuten für das ZDF, 1 x 45 Minuten für ZDFneo und 8 x 25 Minuten für KiKA

Inhalt

Das Social Factual, unter der Patenschaft von Bülent Ceylan, begleitet 50 Schülerinnen und Schüler einer Berliner Schule (Gemeinschaftsschule "Campus Efeuweg" in Gropiusstadt) dabei, wie sie ein Musikinstrument erlernen oder in einem Chor singen.  

Die Kinder, zwischen 6 und 10 Jahren alt, kommen größtenteils aus bildungsferneren und finanziell schwächeren Familien. Privater Musikunterricht ist für sie nicht möglich.  

An deutschen Schulen fehlen zudem mehr als 23 000 Musiklehrerinnen und -lehrer, sodass Musikunterricht häufig ganz ausfällt oder von Fachfremden mitunterrichtet wird.  

Gleichzeitig sind gerade diese Kinder von der Coronapandemie besonders betroffen, weil die Pandemie die soziale Schere noch weiter geöffnet und zudem Musikunterricht an den Schulen fast vollständig verhindert hat.  

In wöchentlichen Instrumenten- und Chorklassen bereiten sich die Kinder über acht Monate auf das große Abschlusskonzert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt vor. Dort werden die jungen Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit Profis auf der Bühne stehen. Für die Kinder bietet diese Langzeitprojekt die Möglichkeit, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, ihre Konzentration zu steigern, Erfolge zu feiern und Hürden gemeinsam zu meistern. Eine Chance, die auch Teil einer gelingenden Integration sein kann. 

Pate der Sendung ist Musiker, Autor und Comedian Bülent Ceylan, der den Kindern während des gesamten Projekts zur Seite steht und sie auf ihrem durchaus beschwerlichen Weg begleitet. Seine eigene Biografie hilft ihm dabei, den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe zu begegnen und über die Monate hinweg zu einer Vertrauensperson zu werden. 

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Mirjam Boggasch und Prof. Dr. Eckart Altenmüller. Prof. Boggasch ist Professorin für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, während Prof. Dr. Eckart Altenmüller das Projekt als Facharzt für Neurologie, studierter Musiker und führender Forscher auf dem Gebiet der Neuropsychologie von Musikern unterstützt. 

Die Folgen im Überblick

Teil 1

Dienstag, 12. April 2022, ab 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek, um 22.15 Uhr im ZDF

Bülent Ceylan hat Großes vor: Als Pate von "Don't Stop the Music" möchte er benachteiligte Kinder dabei unterstützen, einen Chor sowie ein Orchester zu gründen. Ziel ist ein großes Abschlusskonzert – und der Weg dorthin. Schließlich könnten Musik und ein gemeinsames Projekt ein Schlüssel zur Integration, sowie einem stabileren Sozialverhalten und gesteigerter Konzentrationsfähigkeit sein. 

Dafür müssen zunächst Instrumente angeschafft und eine große Bandbreite an Musiklehrerinnen und -lehrer organisiert werden. Für 50 Kinder des Campus Efeuweg heißt es nun also: Die Musik für sich entdecken und vor allem dranbleiben! Und das kann schnell schwieriger werden als gedacht.  

 

Teil 2

Dienstag, 12. April 2022, ab 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek, Mittwoch, 13. April 2022, um 22.15 Uhr im ZDF

Die Euphorie der Kinder, der Lehrerinnen, der Lehrer und Bülent Ceylans ist noch immer riesig. Gleichzeitig geraten auch erste Stolpersteine in den Weg zum großen Ziel: das Abschlusskonzert am Gendarmenmarkt. 

Zoey darf zu Hause nicht Trompete üben, während Lucas sich kaum konzentrieren kann und Tabea immer wieder den Musikunterricht verlässt. Das Projekt muss sich vielen Herausforderungen stellen.  

Um die Motivation aufrecht zu erhalten, besucht Bülent Ceylan die Kinder und hat die ein oder andere Überraschung mit im Gepäck. Zum Beispiel begleitet er den Chor zur Generalprobe von Hänsel und Gretel in die Deutsche Oper. Dort dürfen die Kinder nicht nur zuhören, sondern auch zusammen mit dem Kinderchor der Deutschen Oper singen. Ein aufregender Tag für die Kinder vom Campus Efeuweg, die noch nie eine Oper gesehen haben und auch sonst mit klassischer Musik kaum in Berührung kamen.   

 

Teil 3 + Teil 4

Dienstag, 12. April 2022, ab 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek, Donnerstag, 14. April 2022, um 22.15 und 23.00 Uhr im ZDF

Teil 3: Einige Hürden der letzten Wochen sind überwunden. Jetzt heißt es umso mehr: Den Fokus nicht verlieren und vor allem nicht aufgeben! Eine Erfahrung, die den Kindern auch in ihrem Schulalltag helfen könnte. 

Bis zum Konzert müssen insbesondere die Instrumentalklassen noch fleißig üben – das führt schon mal zu Unzufriedenheit und Frust. Deshalb sollen prominente Gäste die Kinder unterstützten: Tom Neuwirth und Nadja Benaissa. In einer Intensivwoche proben alle gemeinsam und wachsen auch als Gemeinschaft durch Spiele und Vorbereitungen enger zusammen. Außerdem verpasst Nadja Benaissa der Chorgruppe durch eine eigene Choreografie noch den letzten Feinschliff. Für die Kinder eine Chance, ein gutes Körpergefühl zu bekommen und ihr Selbstbewusstsein zu trainieren. 

Doch die Uhr tickt. Reichen die restlichen Proben aus, um das Abschlusskonzert sicher über die Bühne zu kriegen?  

 

Teil 4: Endlich ist es so weit: Das große Abschlusskonzert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt steht bevor. Die Kinder, die Lehrerinnen, die Lehrer und Bülent Ceylan könnten nicht aufgeregter sein. Schließlich werden sie in einem großen Konzerthaus vor Publikum spielen und haben dafür so viele Monate geprobt. 

Werden die Kinder am Ende alle auf der Bühne stehen? Und was hat das gemeinsame Projekt, das kontinuierliche Musizieren und ein klares Ziel vor Augen mit ihnen gemacht?  

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin lässt es sich nicht nehmen das Konzert zu eröffnen und sich von der Entwicklung der Kinder zu überzeugen. Musikalisch werden die Kinder vom Berliner Kammerorchester unterstützt.

 

+ "Don't Stop the Music – Das Abschlusskonzert" in ZDFneo

Freitag, 15. April 2022, 19.30 Uhr

 

+ "Don’t Stop the Music Kids" im KiKA 

acht Folgen ab Mittwoch, 11. Mai 2022, 20.10 Uhr

Bülent Ceylan

"Ich habe mich unheimlich gefreut, bei diesem besonderen Fernsehprojekt dabei sein zu können. Es ist mein Herzenswunsch, benachteiligten Kindern Musik näher zu bringen und sie gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit zu motivieren, ihr Kinderlachen zu sehen und gemeinsam mit ihnen etwas auf die Beine zu stellen." 

Bülent Ceylan ist seit über 20 Jahren erfolgreicher Comedian. Gleichzeitig kann er aber auch als Sänger überzeugen und ist Botschafter verschiedener Hilfsorganisationen, mit Fokus auf Kinder und Familien.

Die Kinder

Zoey, Trompete (2. Klasse): "Mein größter Traum ist es, Trompete zu spielen. Ich habe meine Trompete 'Goldene Lilli' genannt." 

 

Lilly-Annabelle, Trompete (2. Klasse): "Trompete ist mein allergrößter Wunsch. Mein Herz wurde von der Trompete verwickelt."

 

Juliano, E-Gitarre (4. Klasse): "Als ich von dem Musikprojekt gehört habe, habe ich vor Freude getanzt und gesungen. Mein Traum wurde wahr: Ich kann Gitarre lernen."

 

Tabea, Chor (4. Klasse): "Die Musik versteht mich, Musik ist immer da für mich. Wenn ich wütend bin, höre ich mir Musik an, und dann werde ich von 'sad' auf 'happy'." 

Zwei Lehrerinnen

Judith Francke, Grundstufenleiterin und seit 32 Jahren an der Schule Campus Efeuweg: "Manche Kinder hier haben es richtig schwer. Da ist so ein Projekt, bei dem sie ein Instrument spielen dürfen, sich präsentieren können, auf die Bühne dürfen, grandios." 

 

Agata Pontius, Geigenlehrerin: "Ich hoffe, dass die Kinder durch die Musik und durch das Instrument ihre Gefühle besser ausdrücken können – ohne etwas zu sagen." 

Expertin und Experte

"Musik machen, Musik erleben, Musik hören, gehört einfach zu uns als Menschen dazu. Und deswegen muss es möglich sein, dass jedes Kind die Chance erhält, auf seine Weise Musik erleben zu können und in Kontakt mit Musik zu kommen."

Prof. Dr. Mirjam Boggasch studierte Schulmusik und Erziehungswissenschaft an der Hochschule der Künste Berlin, Germanistik an der FU Berlin und Diplom-Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Violoncello an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin.  Gemeinsam mit Studierenden gestaltet sie regelmäßig vielfältige Konzert-, Unterrichts- und Musikvermittlungsprojekte für Kinder und Jugendliche.  

 

"Musizieren unterstützt und fördert das Sprachen lernen, weil es die Gedächtnisbildung von akustischen Mustern sehr stark trainiert. Für Kinder ist das ein unglaubliches Boosting-Instrument für das Gehirn."

Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller studierte Medizin in Tübingen, Paris und Freiburg und Musik an der Musikhochschule in Freiburg. Während seiner neurophysiologischen Ausbildung beschäftigte Prof. Dr. Altenmüller sich erstmals mit der Großhirnaktivierung bei Musikverarbeitung. Seit 1994 leitet Prof. Dr. Altenmüller das Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.  

"Musik hat mir im Leben wesentlich mehr geholfen als Rechenaufgaben": Bülent Ceylan im Interview

Bülent, im Internet liest man über das neue ZDF-Format "Don't Stop the Music" es sei ein "ungewöhnliches Factual-Entertainment-Projekt". Klingt spannend. Was verbirgt sich denn dahinter?

Das ist im Grunde genommen ein bisschen wie "School of Rock", aber als Doku. Als wirklich reale Doku. Das ZDF kam über das australische Format "Don't Stop the Music" auf die Idee – da geht es darum, Kindern, die nicht die Möglichkeit haben Musik zu machen oder zu musizieren, genau das möglich zu machen.

Geht es bei dem Format nur um das Musizieren – oder auch um die Kinder selbst?

Ein dreiviertel Jahr geht dieses "Don't Stop the Music"-Projekt, das ist ein Langzeitprojekt. Und dann gibt es eben Kinder, die auch viel zu erzählen haben, die Schicksale haben – also wirklich teilweise schlimme Sachen, wo man auch traurig wird, wo man sagt: Hey, das dürfte in Deutschland eigentlich gar nicht sein.

Du bist offizieller Pate von "Don't Stop the Music". Was sind deine Aufgaben?

Ich bin so ein bisschen wie der große Bruder oder Freund dieser Kinder, der immer wieder motiviert, der auch immer wieder Gespräche führt. Die Kinder kommen teilweise zu mir und sagen: Hey, wann kommst du mal in die Schlagzeug-Gruppe? Wann kommst du in die Geigen-Gruppe? Und dann freuen die sich auch richtig und merken halt, da ist anscheinend eine große Aufmerksamkeit da. Aber letzten Endes geht's um die Kinder und ich bin eigentlich einfach froh, dass ich dabei bin!

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und zwei Professoren sind Teil des Teams. Sie untersuchen die psychologischen Auswirkungen von Musik auf die Kinder. Was kam dabei heraus?

Es gibt soziale Empathie, der Horizont erweitert sich, die Integration – das ist echt krass. Diese Sendung zeigt endlich auf, wie wichtig diese kreativen Fächer für die Schulen und die Kinder sind und was das dann später im Leben ausmacht. Und das Schöne daran ist: Ich bin ja öfter in der Schule und die Kinder haben tatsächlich zu mir gesagt: Seit sie bei diesem Projekt mitmachen, sind sie in anderen Fächern besser geworden. Den meisten – so ist mein Eindruck – hilft das!

Was soll "Don't Stop the Music" bewirken, welches Ziel hat das Projekt?

Durch die ganze Recherche habe ich mitgekriegt, dass es in Deutschland fast 23.000 Musiklehrer zu wenig gibt. Das heißt: Da sieht man schon ganz klar, was für einen Stellenwert Musik oder Bildende Kunst in den Fächern oder in der Schule hat, nämlich unterste Stufe. Und ich hoffe halt, dass durch diese Sendung viele Kinder begeistert werden und das dann irgendwie auch weitertragen an die Lehrer. Und dass vor allem Politiker in jedem Bundesland sagen: Hey, wir müssen da was ändern. Aber ganz gewaltig. Ich würde sogar fast auf die Straße gehen, damit endlich Musik und Bildende Kunst als gleichwertige Fächer gelten – genauso wichtig wie Mathe oder Deutsch. So im Nachhinein im Erwachsenenleben merke ich das ja: Was hat Mathe für eine Funktion bei mir? Und was hat Musik für eine Funktion? Und da würde ich schon sagen, dass mir Musik wesentlich mehr geholfen hat in meinem Leben als gewisse Rechenaufgaben.

Hast Du eigentlich als Kind ein Instrument gelernt?

Ich hatte mal Geigenunterricht zwei, drei Jahre. Ich habe es zwar nur zu Weihnachtsliedern geschafft, aber immerhin! Ich habe ein bisschen Bezug! Aber ich habe viel gesungen.

Du machst den Kids also den Kinderchor schmackhaft …?

Es gibt manche, die im Kinderchor sind, die sagen: Ich bin nur im Kinderchor, ich wollte eigentlich ein Instrument lernen. Dann sage ich: Hey, aber wer ist denn später dann vorne? Der Sänger! Also, viele die im Chor waren, sind heute richtig gute Sänger! Und das motiviert die dann wieder. Ach, du warst auch im Chor? Ja, ich war auch im Chor!

Gibt es ein Erlebnis vom Dreh, das dir besonderes in Erinnerung geblieben ist?

Ja, da sind einige dabei. Aber natürlich die Deutsche Oper, wo wir mit einigen Kindern waren. Da gab es auch ein, zwei Überraschungen! Wir konnten dort einen professionellen Kinderchor erleben, und die Kinder vom Campus Efeuweg haben da mitgesungen und das ein oder andere Kind ist aufgefallen – im positiven Sinne. Mehr will ich jetzt gar nicht verraten. Aber das wird sehr emotional! Und das sind so Momente, das kann man nicht planen!

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie sehr hat es dir Spaß gemacht, mit 50 Schülerinnen und Schülern zu drehen?

Zehn, also brutal geil.

Hier geht es zur Audio-Datei.

Wie aus Kindern in nur acht Monaten leidenschaftliche Musikerinnen und Musiker werden: Mit O-Tönen u.a. von Tom Neuwirth 

Gemeinsames Musizieren in der Schule bringt mehr Spaß am Lernen, stärkt das Selbstbewusstsein und kann sogar die schulische Leistung verbessern. Und es fördert das Sozialverhalten, die Integration und die Chancengleichheit. Grund genug für das ZDF, mit "Don’t Stop the Music" ein TV-Projekt zu starten, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer hautnah erleben können, wie Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule "Campus Efeuweg" in Berlin in nur acht Monaten ein Instrument oder das Singen erlernt haben. Ein außergewöhnliches Langzeitprojekt für alle Beteiligten – auch für Grundstufenleiterin Judith Francke:

Grundstufenleiterin Judith Francke: Das waren wirklich aufregende und spannende acht Monate. Es gab auch durchaus einige Herausforderungen, die es zu überwinden galt. Aber ich bin total stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler. Ich hatte so ein bisschen die Befürchtung, dass die über so eine lange Zeit gar nicht durchhalten. Aber es hat echt geklappt. Und das ist so großartig!

Die Kinder, alle zwischen sechs und zehn Jahre alt, kommen größtenteils aus bildungsfernen und finanziell schwächeren Familien. Privaten Musikunterricht können sie sich in der Regel nicht leisten. "Don’t Stop the Music" bot ihnen also eine einmalige Chance. Mithilfe echter Profis von der Musikschule "Berliner Stadtmusikanten" lernten sie Gitarre, Geige, Trompete, Percussion und Gesang. Und das hat seine Wirkung nicht verfehlt, findet Musikschulleiter Jonathan Bucka:

Musikschulleiter Jonathan Bucka: Wenn man die ganze Spanne betrachtet, haben wir auf jeden Fall eine Entwicklung in jeglicher Hinsicht. Die Kinder haben auf den Instrumenten einfach Fortschritte gemacht, aber natürlich auch in den anderen Bereichen: im sozialen Miteinander und so. Da sind Freundschaften entstanden und auch tiefgründigere Dinge passiert: zuhören, aufeinander hören, miteinander agieren auf einer Ebene, die nicht Sprache ist. Also, im Endeffekt bin ich total stolz auf die Kinder.

Die Kids hatten jede Menge Spaß – egal ob beim Einzelunterricht oder bei den gemeinsamen Proben. Mariam, Emir und Mya haben durch das Projekt Zugang zur Musik gefunden …

O-Ton Mariam: Ich bin sehr stolz auf mich, seit ich so gut singen kann. Ich habe das sehr gut gelernt. Man kann mit Musik spielen, man kann sich dazu bewegen und die Lieder aus sich rauslassen! O-Ton Emir: Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht und macht es auch immer noch. Es fiel mir nicht schwer, weil mein Lehrer immer sehr genau mit uns geübt hat. O-Ton Mya: Musik kann Dinge erschaffen, zerstören und Gefühle in mir wecken. Ich habe hier viele Freundinnen und Freunde. Das ist toll und macht Spaß!

Gesicht der Sendung ist Comedian Bülent Ceylan. Er hat die Kinder als Projektpate regelmäßig besucht, ihnen über die Schulter geschaut und in Momenten des Zweifelns Mut zugesprochen. Auch Stars aus der Musikszene schauten vorbei – zum Beispiel Tom Neuwirth, besser bekannt als ESC-Sieger Conchita Wurst. Der Österreicher ist begeistert vom Konzept der Sendung:

O-Ton Tom Neuwirth: Kunst- und Musikunterricht ist ja aufgrund der Pandemie in einigen Ländern gekürzt worden. So ist es auch hier in Deutschland. Und ich finde, das ist fatal! Weil die Kreativität essenziell ist für die Individualität der Menschen. Und gerade, wenn man das in so jungen Jahren nicht beigebracht bekommt, ist das ein Riesen- Riesenverlust. Wenn die Kids nicht kreativ sein können, dann fehlt ihnen ein Teil von sich selbst. Deswegen wollte ich da unbedingt dabei sein und dieses Projekt unterstützen. Das bringt denen so viel für den weiteren Lebensweg.

Der Österreicher hat nicht nur mit den Kindern gesprochen, sondern auch mit dem Chor gesungen. Anfang März hatten die Schülerinnen und Schüler einen Live-Auftritt im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt. Gemeinsam mit Bülent, Tom und weiteren Stars. Und natürlich vor Publikum. Der Showprofi war hin und weg von den jungen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern … 

O-Ton Tom Neuwirth: Das sind alles Stars! Das ist unglaublich! Also, was die für Charakter an den Tag bringen… Die sind, also ich weiß nicht: Selbstzweifel kennen die nicht. Das ist wirklich bemerkenswert. Da kann man sich echt was abschauen. Und zudem sind sie auch noch extrem talentiert. Vom Beatboxing bis zu dem, dass die Mariam auf Kurdisch soliert… Ich weiß nicht, ob ich mich das getraut hätte in dem Alter! Und das ist mega beeindruckend. Man nimmt da auf jeden Fall auch für sich selbst was mit!

Hier geht es zur Audio-Datei.

"Ich finde das ein ganz großartiges Projekt": Neuropsychologe Prof. Eckart Altenmüller im Interview

Herr Prof. Dr. Altenmüller, Sie leiten das Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Was genau untersuchen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen?

Wir gucken, wie Musik auf das Gehirn, den Körper und auf die Stimmung wirkt. Und das eben nicht nur bei gesunden Menschen, sondern auch bei Menschen, die Einschränkungen haben. Menschen mit Schlaganfällen beispielsweise. Und dann untersuchen wir auch die negativen Auswirkungen des Musizierens bei Musikern. Wir haben hier eine Sprechstunde für berufskranke Musikerinnen und Musiker, die sich zum Beispiel überlastet haben oder die unter Angststörungen oder chronischen Schmerzen leiden.

Sie begleiten das ZDF-Social Factual "Don’t Stop the Music" als Experte. Welche Aufgabe hatten Sie?

Ich habe vor allem wissenschaftlich beraten. Also, ich bin im Vorfeld gefragt worden nach den Konzepten, was man am besten durchführen sollte, welche Instrumente man machen sollte. Ich bin gefragt worden, welche Effekte zu erwarten sind. Im Wesentlichen habe ich dann auf diese Neuroplastizität hingewiesen, dass eben das Gehirn sich verändert durch das Musizieren und dass das bei Kindern mit Einschränkungen oder bei Kindern, die in Krisensituationen sind, sehr gut und sehr nutzbringend eingesetzt werden kann. 

Was bringt es einem Kind aus neuropsychologischer Sicht, zu musizieren?

Zunächst einmal ist es so, dass es für ein Kind eine Freude ist. Es verbessert die Emotionen, das Kind erlangt Selbstvertrauen, es wird gehört, es hört auch die anderen, es verbessert seine soziale und seine emotionale Kompetenz. Und dann ist ganz interessant bei Kindern, dass diese Erfahrung, dass sie etwas lernen und in der Gruppe machen können, bei ihnen zu starken Motivationshormonausschüttungen führt, das Dopamin. Und das wiederum fördert dann die Hirnentwicklung und die synaptische Verknüpfung.

ZDF-Projektpate Bülent Ceylan hat erzählt, dass manche Kinder seit ihrer Teilnahme an "Don’t Stop the Music" in der Schule besser geworden sind. Hat das wirklich mit dem Musizieren zu tun?

Ja, absolut! Das ist ja in vielen Studien gezeigt worden, dass tatsächlich die Leistungen besser werden. Es ist vor allem dadurch bedingt, dass Musizieren diese sogenannten exekutiven Funktionen, die Handlungsfunktionen unseres Gehirns unterstützt. Die Steuerung der Aufmerksamkeit, die Konzentration, an einem bestimmten Punkt zu bleiben, die Fähigkeit, sich abzuschotten von Störstimuli, das wird alles durch das Musizieren gefördert und das kommt dann eben direkt dem Lernen zugute.

Was haben Sie während der Dreharbeiten bei den Schülerinnen und Schülern beobachtet?

Zunächst einmal hat man bei den Kindern gesehen, dass die sehr viel stärker aufeinander bezogen werden, das heißt: Die gegenseitige Akzeptanz wird größer. Das kommt durch dieses Gruppenerleben. Das zweite, was man gemerkt hat, ist, dass es den Kindern sehr viel besser gelingt, Strukturen einzuhalten und zu erlernen. Das war ein ganz deutlicher Effekt. Und wir konnten auch eine Art von emotionalem Selbstmanagement erzeugen, das heißt: Die Kinder konnten lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Man nennt sowas im Grunde genommen emotionale Balance. Das sind Dinge, die, ich glaube, ein großartiger Schatz sind. Und selbst, wenn es jetzt bei diesem halben Jahr bleiben würde, haben sie davon langfristig und nachhaltig profitiert.

Gab es auch Entwicklungen, die Sie überrascht haben?

Also, so richtig überrascht hat mich vor allem, wie das Ganze beiträgt zum gesamten Klima in einer Schule. Die Tatsache, dass ein Kind mit einem Geigenkasten oder mit einer Trompetentasche in die Schule kommt, verändert schon das gesamte System. Musik in einer Gemeinschaft hat eine Wirkung, die eben prosozial ist, die Freude verbreitet und die uns aufbaut. Das ist positiv emotional besetzt. Und das hatte ja die Schulleiterin gesagt: Alleine, wenn sie von den Fenstern ihres Zimmers gesehen hat, wie die Kinder mit den Instrumenten in die Schule sind, hat sie sich schon besser gefühlt.

Wie fällt Ihr Fazit zu "Don’t Stop the Music" aus?

Ich finde das ein ganz großartiges Projekt. Das sollte Schule machen, verstetigt werden und an vielen Schulen in vielen Städten stattfinden. Und ich habe mich unglaublich gefreut, dass der Trompetenlehrer gesagt hat, dass er es weiter nachhaltig anbieten will.

Zu guter Letzt: Sie waren beim Abschlusskonzert der Kinder dabei. Können Sie uns einen kleinen Spoiler geben? Wie war’s?

Mir hat es sehr, sehr gut gefallen. Ich fand es auch in der ganzen Struktur sehr gut. Und zum Schluss, da standen mir die Tränen in den Augen, als sie diese Ode an die Freude auf Türkisch, Russisch und Deutsch gesungen haben. Ich fand es sehr bewegend.

Hier geht es zur Audio-Datei.

Bildhinweis

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100,

und über https://presseportal.zdf.de/presse/dontstopthemusic

Impressum

ZDF Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de 
© 2022 ZDF

Kontakt

Name: Claudia Hustedt
E-Mail: hustedt.c@zdf.de
Telefon: 06131-7015952