Ein Taxi zur Bescherung
Herzkino
Sie gehen auf einen weihnachtlichen Roadtrip: Taxifahrer Axel Parschke (Dietmar Bär) der IT-Spezialist Jan Olsmer (Max Riemelt) und die Abiturientin Linh Nguyen (Nhung Hong), von links.
- ZDF Mediathek, Ab Freitag, 2. Dezember 2022, 10.00 Uhr
- ZDF, Am Sonntag, 18. Dezember 2022 (4. Advent), 20.15 Uhr
Texte
Stab
Buch Claudia Matschulla & Arnd Mayer
Regie Dirk Kummer
Kamera Felix von Muralt
Ton Torsten Többen
Schnitt Simon Quack, Jens Müller
Musik Mathias Rehfeldt
Szenenbild Andrea Steinlandt
Kostümbild Anna Brandt
Produktionsleitung Peter Nawrotzki
Producerin Rieke Bubert
Produzentin Heike Wiehle-Timm
Redaktion Berit Teschner
Eine ZDF-Auftragsproduktion der Relevant Film Produktion GmbH
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Axel Parschke Dietmar Bär
Jan Olsmer Max Riemelt
Sofia Lieberwirth Gabriele Völsch
Jenny Feller Marlene Tanczik
Linh Nguyen Nhung Hong
Maik Grimmer Sebastian Reusse
Carsten Christoph Kottenkamp
Eddy Clemens Kersten
Anja Katja Preuß
Paul Oliver Törner
Theo Feller Yvon Moltzen
und andere
Inhalt
Taxifahrer Axel Parschke hatte eigentlich geplant, wie jedes Jahr an Weihnachten durchzuarbeiten. Da macht ihm am Bahnhof Hamburg-Dammtor der IT-Analyst Jan Olsmer ein lukratives Angebot. Dessen Zug ist ausgefallen, und er muss unbedingt in das Hunderte Kilometer entfernte Erzgebirgs-Städtchen Bergroda. 850 € schlägt selbst Axel so schnell nicht aus, trotz der Entfernung.
Nach einem Skiunfall vor zwei Jahren hat Jan sein Augenlicht verloren. Jetzt ist er erleichtert, dass er trotz des vorweihnachtlichen Reise-Chaos seine Verabredung mit der Mathematiklehrerin Jenny Feller, die er über eine Dating-App kennen gelernt hat und endlich persönlich treffen will, auch einhalten kann.
Auf der Autobahn bei Magdeburg werden sie allerdings erst einmal durch einen Stau ausgebremst und pausieren in einem abgelegenen Gasthof. Die Abiturientin Linh Ngyuen jobbt dort als Kellnerin und warnt die beiden eindringlich vor dem Essen des Kochs. Axel und Jan kommen an diesem Tag nicht weiter. Aus dem mehrstündigen Stau ist eine Vollsperrung geworden. Beide müssen sich unfreiwillig ein Zimmer mit Doppelbett teilen. Axel bekommt mit, dass Jan gegenüber Jenny verschwiegen hat, nicht mehr zu können. Doch als er seinen Fahrgast darauf anspricht, verschließt der sich: Das geht Axel nichts an!
Bei der Abreise am nächsten Morgen ist Axels Stimmung auf dem Tiefpunkt: Schlecht geschlafen, nicht gefrühstückt, und dann will sich auch noch Linh der Taxifahrt nach Bergroda anschließen. Ihr Vater wohnt dort, und sie möchte ihn über die Feiertage besuchen. Weiter geht es also zu dritt.
Endlich angekommen trifft die Fahrgemeinschaft unvermittelt auf Jenny, die in der Stadt Besorgungen gemacht hat. Axels abruptes Bremsmanöver führt fast zu einem Zusammenstoß mit einer Unbekannten, die sich furchtbar aufregt und dann ebenso temperamentvoll wieder davonfährt.
Jenny fällt aus allen Wolken, als Jan seinen Taststock zückt, nachdem er Axel sein restliches Geld ausgezahlt hat. Nachdem auch Linh sich verabschiedet hat, frohlockt Axel: Endlich alle abgesetzt und auf, zurück nach Hamburg. Dann schießt plötzlich ein Wagen vor ihm auf die Straße, und Axel donnert das Taxi gegen den Bordstein. Die temperamentvolle Unbekannte stellt sich als KFZ-Mechanikerin Sofia Lieberwirth heraus. Eddy, der bei ihr arbeitet und gerade Vater von Zwillingen geworden ist, entschuldigt sich aufrichtig für sein risikoreiches Fahrverhalten, aber Fakt bleibt: Axels Taxi ist nicht mehr fahrbereit. Das Relais ist hin und muss bestellt werden.
Sofia bietet Axel an, dass er bei ihr kostenlos übernachten kann. Sehr zum Argwohn von Maik Grimmer, dem ortsansässigen Apotheker, der schon lange ein Auge auf Sofia geworfen hat, hängt plötzlich der wortkarge Hamburger stets in ihrer Nähe herum. Obwohl Axel missmutig eine Verschwörung vermutet: So besorgt sie sich also ihre Kunden!
Heiligabend rückt unaufhaltsam näher – und Hamburg für Axel in immer weitere Ferne. Leider läuft es auch für Jan und Linh in Bergroda anders als geplant, und alle finden sich zu den Weihnachtsfeiertagen bei Sofia in der Wohnung wieder. Nach der Feier der Mettenschicht und ihrem gemeinsamen Weihnachten wider Willen erwächst für alle die Chance, ihrem Leben noch einmal eine entscheidende Wendung zu geben.
Statement von Regisseur Dirk Kummer
Weihnachtsfilme müssen sein! Besonders in Zeiten wie diesen.
Heiligabend nicht allein verbringen zu müssen, ist der Motor vieler Entscheidungen: Familienkonflikte ruhen, alte Kontakte werden aufgefrischt, neuen Beziehungen wird eine Chance gegeben. Weihnachten kommt immer alles zusammen…
Von diesen feiertäglichen Begegnungen mit emotionaler Sprengkraft erzählt "Ein Taxi zur Bescherung". Genauer gesagt: von erzgebirgischer Sprengkraft. Denn als die Gefühle zu explodieren drohen, wird in einem Bergstollen in Bergroda die traditionelle Mettenschicht gefeiert. Tief im Berg sind unsere Hauptfiguren mit ihrem Partner-Wirrwarr überfordert.
Diese schöne Weihnachtsgeschichte von Claudia Matschulla und Arnd Meyer mit einem herzhaft unterschiedlichen Ensemble zu gestalten, war ein Fest! Im traditionsmächtigen Erzgebirgsort Bergroda trifft Schwibbogen auf hanseatische Gleichmütigkeit. Knisternde Augenblicke ordnen sich privaten Sehnsüchten unter: der Heilige Abend.
Ein Taxi fährt von Nord nach Südost. Die Weihnachtsbotschaft macht nicht Halt vor allgemeiner Untergangsstimmung. Im Gegenteil. Weihnachts-Stress, Weihnachts-Geschenke, Weihnachts-Umarmungen, Weihnachts- Essen, Weihnachts-Filme… "Ein Taxi zur Bescherung" kann man als Geschenk sehen. Kein anderes Filmgenre ist so klar definiert, denn ist gibt nur EIN Thema in Weihnachtsgeschichten.
Und trotzdem kann man sich mit diesem thematischen Korsett alles erlauben. Unser "Taxi" spielt neben anderen Autos eine gewichtige Rolle. Auch ein Liebhaberstück aus DDR-Zeiten, ein generalüberholter Barkas, musste für die Filmarbeiten besorgt werden. Im Drehbuch stand eine mehr oder weniger rasante Verfolgungsjagd durch eine hügelige Landschaft. Ausgerechnet an dem Drehtag der Autoverfolgung schneite es. Ein originalgetreu restaurierter Barkas hat aber keine Winterreifen und ist nicht wirklich geeignet für hohe Geschwindigkeiten. Und so drehten wir die langsamste, aber auch charmanteste Auto-Verfolgungsjagd, die es wohl jemals gab.
Überhaupt überträgt sich unsere feierlich tradierte Grundhaltung gegenüber Weihnachten auch auf Dreharbeiten. Wenn morgens von der Requisite der Baum angezündet, das Festessen auf Vorrat und vorsorglich für viele Einstellungen gebraten wurde, gab es im Team eine versöhnlich heimelige Stimmung bei der Arbeit. Die Weihnachtszeit steht eben doch für das, was uns verbindet. Auch wenn es oft bis zum 24. Dezember hektisch und voller Hindernisse zugeht. Das ist in unserer Weihnachtsgeschichte nicht anders…
Interview mit Dietmar Bär
Ihre Figur Parschke hat seine Ehe in den Sand gesetzt und seine Firma verloren. Wie schafft man es trotz solcher Schicksalsschläge, den Lebensmut nicht zu verlieren?
Ich habe da kein Universalrezept. Aber Axels Motto gefällt mir: "Nicht unterkriegen lassen!" Und ich glaube, es ist wichtig, dass der Wunsch nach Veränderung aus einem selbst kommen muss!
Axel Parschke blickt ohne Illusionen in die Zukunft. Seine Arbeit ersetzt ihm eine Therapie – kann das gut gehen?
Ja, auch weil Axel nicht krampfhaft auf der Suche ist – die Liebe findet IHN.
Im Alter einen Neuanfang wagen – was halten Sie davon?
Es gibt KEIN ALTER, das einen Neuanfang ausschließt.
Vier völlig fremde und sehr unterschiedliche Menschen werden zusammengewürfelt und verbringen eine emotionale Zeit miteinander. Haben Sie schon einmal Ähnliches erlebt?
Natürlich ist das eine herrliche Vorlage für eine Filmkomödie mit "Adventshintergrund"; eine Jahreszeit, in der die Herzen weicher, offener und empfänglicher sind.
Ich mag es, wenn man zum Beispiel auf Zugreisen mit fremden Menschen zusammensitzt und gute, manchmal auch tiefe Gespräche führt, da sich alle in einer Art Zwischenraum, eben auf einer Reise, befinden, und dadurch vielleicht gerade zugänglicher werden können; so etwas habe ich in der guten, alten Zeit der Abteilwagen des Öfteren erleben dürfen.
Wie waren die Dreharbeiten für einen Weihnachtsfilm im Frühjahr? Kam Weihnachtsstimmung auf?
Na ja, das benötigte "Weihnachten-im-Schnee-Wetter" wollte sich nicht einstellen. Aber wir hatten alle sooo einen Spaß an und bei der Arbeit. Dirk Kummer hat mit seiner Regie dem Team und dem Ensemble die Arbeitsatmosphäre geschaffen, die es braucht, um gemeinsam diese schöne Geschichte um verschiedene verlorene Seelen zu erzählen.
UND für das richtige "Fest-Feeling" hat unsere großartige Ausstattung gesorgt – nebst der Unterstützung in dem Drehort, wo für unsere Dreharbeiten im Februar die Weihnachtsbeleuchtung hängen gelassen wurde.
Als TV-Kommissar haben Sie ja schon die eine oder andere Verfolgungsjagd gedreht, aber gab es in Ihrer TV-Karriere schon eine mit einem Weihnachtsbaum im Gepäck?
Nein.
Sie sind in Dortmund geboren – gab es in Ihrer Kindheit dort besondere (lokale) Weihnachtstraditionen?
Dazu fällt mir ein spezielles, gebackenes Männchen mit Rosinenaugen und -knöpfen sowie einer Tonpfeife im Arm ein. Bei uns im Ruhrpott heißt diese Hefeteig-Spezialität STUTENKERL, in Köln WECKMANN.
Im Erzgebirge heißt er womöglich noch anders.
Wo werden Sie in diesem Jahr Weihnachten feiern?
Da ich in Berlin und in Köln lebe, ist das, gerade in diesem arbeitsintensiven Jahr mit noch einer TATORT-Produktion und verschiedenen Lesungen in der Adventszeit, eine interessante Frage, die ich schnellstens mit meiner Frau besprechen sollte... Allen ein frohes Fest!
Audio-Interview mit Dietmar Bär (mp3-Datei zum Download*)
Die O-Töne als *mp3-Datei, auch auszugsweise, sind kostenlos veröffentlichbar im Zusammenhang mit der Ausstrahlung.
Transkription
(Anmoderation:
Das Erzgebirge – Weihnachtsland Nummer 1 in Deutschland. Es wird sogar gemunkelt, dass nirgendwo sonst auf der Welt Weihnachten so schön ist. Das Erzgebirge gilt als Heimat der Lichter, der lebendigen Bräuche und Traditionen, als Geburtsstätte von Holzengel und Pyramiden. Kein Wunder also, dass genau dort der neue ZDF-Weihnachtsfilm "Ein Taxi zur Bescherung" spielt. Dietmar Bär übernimmt als Taxifahrer Axel Parschke kurz vor Heiligabend eine lukrative Fahrt von Hamburg ins über 500 Kilometer entfernte Erzgebirge. Sein blinder Fahrgast Jan möchte dort endlich seine Internet-Bekanntschaft treffen. Der kuriose Road-Trip wird für alle Beteiligten zu einer emotionalen Reise in ein neues Leben. "Ein Taxi zur Bescherung" wurde beim Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein für den Rheingold Publikumspreis nominiert und geht mit einem heiter-humorvollen Erzählton garantiert mitten ins Herz. Wir haben uns mit Hauptdarsteller Dietmar Bär über den Film und über das Erzgebirge unterhalten und ihn natürlich auch gefragt, wie er Heiligabend verbringt.)
1. Herr Bär, die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer kennen Sie als Tatort-Kommissar Freddy Schenk. Sie sind darüber hinaus aber in vielen anderen Genres tätig. Was hat Sie an diesem Projekt gereizt?
Ich habe mich natürlich über dieses Angebot sehr gefreut. Wie ich mich über jedes Angebot, sei es ein Hörbuch, eine Lesung oder das Rilke-Projekt, eine Tournee mit vertonten Rilke-Gedichten, das ich dieses Jahr gemacht habe, gefreut habe. Und das war einfach ein wunderbares, gutes Drehbuch mit einer sehr schönen Geschichte. (0:16)
2. Der Filmtitel verrät schon: Es ist ein Weihnachtsfilm. Welche Zutaten braucht es für so einen Weihnachtsfilm aus Ihrer Sicht?
Also Gott sei Dank keinen Schnee. Weil den hatten wir leider nicht bei den Dreharbeiten. Aber der Hintergrund der Geschichte, dass diese verlorenen Seelen, die Sie in dem Film kennenlernen, natürlich genau zu einem Zeitpunkt stranden, wo keiner gerne strandet – nämlich an Heiligabend, gibt dem Film nochmal eine extra Rundung. Also der lässt sich vor dem Hintergrund "Weihnachten", wo die Herzen aufgehen, wo keiner gerne alleine ist, sicherlich nochmal besser platzieren. Und ganz wichtig für mich war neben meinen tollen Kollegen Dirk Kummer, den ich da zum ersten Mal als Regisseur kennengelernt habe. Der das mit einer unheimlich schönen Sicht auf die Dinge, auf die Menschen erzählt. Und das, glaube ich, braucht es, dass man ein Auge dafür hat zu wissen: Ich habe hier Schauspielerinnen und Schauspieler, die zusammen mit mir eine schöne Geschichte erzählen, die dann der Zuschauer genauso empfinden soll. Und das war alles in allem aus einem Guss. (0:53)
3. Weil sein Taxi in der Werkstatt ist, darf Axel mit dem heißgeliebten Oldtimer-Bus der Werkstattbetreiberin fahren: einem Original Barkas. Für Sie als Oldtimer-Fan – jeder Tatort-Zuschauer kennt das von Ihnen – ein besonderes Highlight, oder?
Ja, das ist es immer! Ich bekomme ja immer tolle Autos hingestellt – manche funktionieren gar nicht, die sehen besser aus als sie fahren, und dann hat man seine liebe Not. Aber so einen Barkas mal zu bewegen – das war ja sozusagen das Pendant zu unserem westdeutschen VW Bulli. Und das war ein sehr treues Gefährt, da gibt es auch eine sehr große Liebhabergemeinde, die sich um solche Autos kümmert. Und natürlich macht das Spaß dann mit so einem Auto durch den Film zu gondeln. Klar! (0:24)
4. Die Geschichte spielt hauptsächlich im Erzgebirge – gedreht wurde aber im Harz, in Wernigerode. Wie hat es Ihnen dort gefallen?
Wernigerode kannte ich noch aus meiner Kindheit. Weil ich mit meinen Eltern immer meine Verwandtschaft in der DDR besucht habe in den Sommerferien. Und da haben wir mal einen Ausflug nach Wernigerode gemacht. Das war damals schon ein entzückendes kleines Städtchen. Wir haben dort – weil das anders technisch nicht ging – das Erzgebirge erzählt. Und in der Nähe von Goslar haben wir die Szenen gedreht, die in dem Bergstollen spielen, also die Mettenschicht. Wie gesagt, das Wetter war leider nicht dafür geeignet, einen Weihnachtsfilm zu zeigen, aber die Menschen drum herum, auch die Leute in Wernigerode, haben sich gefreut. Die Weihnachtsbeleuchtung ist noch hängen geblieben für unsere Kulissen – das war alles sehr erbaulich dort! (0:36)
5. Die Mettenschicht der Bergmänner, die Sie gerade angesprochen haben, ist ein traditioneller weihnachtlicher Brauch aus dem Erzgebirge. Da wird im Film mit regionalen Köstlichkeiten und Glühwein unter Tage zusammen gefeiert. Wie kam es zu dieser Tradition an Weihnachten?
Das ist ein Ritual, das ich vorher nicht kannte, das zum Erzgebirge gehört: das Weihnachtsfest an der letzten Schicht an Heiligabend. Das kommt aus einer Zeit, in der die Menschen wirklich am Heiligabend noch arbeiten gingen. Wo es noch eine Sieben-Tage-Woche gab. Das hat großen Spaß gemacht. (0:15)
6. Gab es denn in Ihrer Kindheit besondere Rituale an Weihnachten?
Man wurde immer in die Badewanne gesteckt. Damit man in Ruhe das Bescherungszimmer vorbereiten konnte. Das war ein Ritual, das ich leider lange Zeit erleiden musste, weil da musste man sich danach immer seine schönen Sachen anziehen, und die kratzten meistens im Winter immer ein bisschen. (0:13)
7. Und wie verbringen Sie heute Heiligabend?
Ich feiere das Weihnachtsfest wahrscheinlich viel profaner. Weil ich das ja in dem Sinne nicht familiär feiere, sondern eher mit meiner Frau die letzten Jahre sehr verstärkt und sehr bewusst das Weihnachtsfest alleine gefeiert habe. Weil man ja oft – das werden viele, viele Zuschauer und Zuhörer kennen – immer in diesen Weihnachtsreise-Zirkus kommt. Dass man eben versucht, natürlich alle Familienmitglieder, alle Elternteile irgendwie zufriedenzustellen. Und dann kommt man immer in so ein Fahrwasser, dass man ab Heiligabend bis zum Ende des zweiten Weihnachtsfeiertages mit hängender Zunge auf den deutschen Autobahnen unterwegs ist. Und wir haben das so ein bisschen eingedämmt auf, ja, eigentlich nur gutes Essen, gutes Trinken und gute Stimmung. (0:35)
(Abmoderation:
Dietmar Bär im Interview zum neuen ZDF-Herzkino „Ein Taxi zur Bescherung“. Ein Weihnachtsfilm voller Witz, Emotionen und vor allem Nächstenliebe. Das ZDF zeigt den Film am vierten Advent, 18. Dezember, um 20 Uhr 15. In der ZDFmediathek ist er schon ab Samstag, 10. Dezember verfügbar. )
Interview mit Gabriele Völsch
Sofia schlägt sich als patente, selbstbewusste Frau in einem Männerberuf durch. Sind Sie auch eine solche Kämpferin?
Ich bin in der DDR sozialisiert worden. Dort war es ganz normal, dass Frauen auch Kranfahrerinnen waren oder Schaufelradbagger gefahren sind. Andererseits war eine Kfz-Mechanikerin eher selten, doch so außergewöhnlich wie offensichtlich heute nun auch wieder nicht. Darum kann ich mit dem Begriff "Kämpferin im Beruf" nichts anfangen.
Wenn mir etwas nicht passt, dann sage ich das. Ich versuche, meine Bedürfnisse durchzusetzen, und es fällt mir im Traum nicht ein, dies nicht zu tun, weil ich eine Frau bin. Ich gehorche nicht. Ganz im Gegenteil. Außerdem bin ich Mutter, und der Großteil von uns ist ständig im Kampfmodus – ob als Beschützerin oder um den Alltag hinzukriegen.
Sofia hat ein großes Herz und nimmt die Gestrandeten bei sich auf. Sind Sie vielleicht auch schon einmal auf eine solche Gastfreundschaft gestoßen?
Ein Reiseerlebnis passend zu Weihnachten: Wir waren tatsächlich in Bethlehem, und es war sehr ungewöhnlich, als Familie nicht in einer Reisegruppe zu sein, um diese Stadt zu besuchen. Wir suchten ewig nach dem Kloster, in dem wir übernachten sollten. Unterwegs fragten wir ein paar palästinensische Kinder nach dem Weg. Die holten das Familienoberhaupt, einen stattlichen, autoritär wirkenden Mann. Er lud uns ein, bei seiner Familie zu übernachten, wenn wir den Weg nicht finden.
Haben Sie dieses überaus großzügige Angebot dann auch angenommen?
Nein, denn schließlich fanden wir doch noch unser Kloster "Sisters of mercy". Natürlich waren wir für die Nonnen dort sehr exotisch, sie konnten kein Englisch und wir kein Hebräisch oder Spanisch oder Französisch. Sie luden uns erst mal zum Eis essen im Besucherraum ein. Hinzu kam, dass wir nichts für die Übernachtung bezahlen brauchten. Nur für das Frühstück. Die Frühstückstafel bog sich ob der Anzahl der Speisen. So eine Gastfreundschaft hatten wir noch nicht erlebt.
Die Figuren dieses Filmes einen Verlust und Einsamkeit. Haben Sie einen Tipp, wie man diese Emotionen bekämpfen kann?
Eine Freundin sagte mal: Irgendwo geht immer ein Türchen auf. Ich kann da nur für mich sprechen, ich glaube, Gespräche sind wichtig. Auch Selbstgespräche. Und man sollte versuchen, nicht in Selbstmitleid zu ertrinken. Verlust, Trauer, Einsamkeit und Angst gehören zum Leben dazu. Es kann nicht immer alles schön sein.
Sofia träumt von Reisen. Sie auch?
Ich reise sehr gerne und bin auch schon viel rumgekommen. Nach Australien will ich nochmal, meine Traumziele sind auch Mexico, Norwegen und Bali sowie eine Nordseehallig.
Sie sind in Berlin geboren – gab es in Ihrer Kindheit dort besondere (lokale) Weihnachtstraditionen?
Nein, eigentlich nicht. Also meine Eltern haben jeden Heiligabend versucht, etwas Besonderes zu kochen, und am 25. Dezember gab es immer mittags die Gans.
Abends wurde oft Grüne Wiese getrunken. Ein sehr typisches 80er-Jahre-Getränk. Orangensaft und Curaçao.
Wie halten Sie es heute mit dem Weihnachtsfest?
Wir feiern ganz traditionell, vormittags schmücken mein Mann und mein Sohn den Baum, meine Tochter und ich bereiten das Menü für abends vor. Dann geht es in die Kirche, Krippenspiel oder Christmette, je nach dem wo wir sind, abends die Gans essen, dann Bescherung und anschließend feiern wir, manchmal mit dem Nachbarn.
Vier völlig fremde und sehr unterschiedliche Menschen werden zusammengewürfelt und verbringen eine emotionale Zeit miteinander. Ist das reine Fiktion? Haben Sie schon einmal Ähnliches erlebt?
Ja, ich hatte mal für drei Monate eine Untermieterin aus Italien bei uns in der Wohnung. Ich wusste, dass sie noch einen Kollegen hat, der ganz alleine Weihnachten verbringen wird, und da hab ich beide eingeladen, Heiligabend mit uns zu verbringen.
Wenn Freunde Fremde mit zu uns bringen, ist das selbstverständlich, und ich bekoche andere sehr gerne und lade gerne ein.
Unsere Tür steht eigentlich jedem offen. Wir mögen es sehr, Menschen um uns zu haben.
Es gibt aber so viele Menschen, die noch viel weiter gehen mit ihrer Gastfreundschaft. Denken Sie an 2015, als so unglaublich viele Leute Geflüchtete aufgenommen haben. Oder auch dieses Jahr, so viele Menschen teilen ihr zu Hause mit den Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine. Denen gebührt mein höchster Respekt. Das ist echt mutig. Bisher fehlt mir dieser Mut.
Wo werden Sie in diesem Jahr Weihnachten feiern?
In unserem Haus in der Uckermark. Oder in Berlin.
Interview mit Max Riemelt
Sie spielen einen jungen Single-Mann, der erblindet ist. Können Sie sich vorstellen, wie Sie mit einem solchen Schicksalsschlag umgingen?
Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde. Ich versuche mich immer so intensiv wie möglich einer Rollenproblematik zu nähern. Dabei mache ich mir natürlich viele Gedanken zum Alltag, auch über die Gefühle der Figur. Im Zuge der Rollenvorbereitung habe ich einen "Blindenkurs" bei einer Mitarbeiterin einer Sehbehindertenschule gemacht, mich so mit der Dunkelheit und den besonderen Kommunikationstechniken vertraut gemacht. Daraus lässt sich aber nur teilweise erahnen, was es bedeuten muss, mit so einem Schicksal konfrontiert zu sein.
Die Figuren dieses Filmes einen Verlusterlebnisse und Einsamkeit. Haben Sie einen Tipp dagegen?
Wenn ich mich öffne und auf Menschen, die mir helfen wollen, zugehe, besteht eine größere Chance, aus diesen Umständen herauszufinden. Die Lösung ist oft die eigene Einstellung zum Leben und den Mitmenschen.
Bei seinem Online-Date verschweigt Jan seine Blindheit. Auch Jenny verschweigt ihm, dass sie einen Sohn hat. Was halten Sie von solchen Geheimnissen?
Weil es hier um ein erstes Date geht, finde ich es schlau, die intimen und privaten Details seines Lebens so lange für sich zu behalten, bis man weiß, ob man diesem Menschen vertrauen kann und will. Man schützt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Kind damit.
Nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten entwickelt sich das Verhältnis von Axel Parschke und Jan Olsmer mehr und mehr. Ist das der Beginn einer echten "Männerfreundschaft"?
Das überlasse ich dem jeweiligen Zuschauer und seiner Fantasie und Lesart der Geschichte.
Und was verstehen Sie darunter?
Ich finde den Begriff Männerfreundschaft sehr reduzierend und nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht sollte man das Wort Männer am Anfang wegnehmen.
Unter Freundschaft verstehe ich, wenn zwei Charaktere sich in ihren Gemeinsamkeiten, aber auch in ihren Unterschiedlichkeiten kennenlernen und den anderen so annehmen wie er ist. Respekt und Empathie für die Lage und Ansichten des Gegenübers sind eine wichtige Basis für Freundschaft.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Regisseur Dirk Kummer erlebt?
Ich schätze sowohl seine Arbeit als auch ihn als Menschen. Der Umgang war sehr angenehm, weil er ein Mensch ist, der nicht nur die Arbeit genießt, sondern auch großes Interesse an seinen Mitmenschen generell mitbringt. Er hat ein Talent für eine harmonische Arbeitsatmosphäre und bringt viel Verständnis mit, vielleicht weil er selbst Schauspieler war. Darüber hinaus verbindet uns unsere Herkunft.
Interview mit Marlene Tanczik
Bei dem Online-Date verschweigt Jan, dass er blind ist. Jenny, die Sie spielen, findet das nicht gut.
Im Film sagt sie, dass sie es lieber vorher gewusst hätte, um sich gedanklich darauf vorzubereiten. Jenny fühlt sich zuerst überrumpelt, aber die beiden genießen dann die gemeinsame Zeit doch sehr. Bis Jenny übereifrig wird, alles richtig machen will und Jan damit verletzt.
Ich persönlich glaube, dass größere Geheimnisse in Beziehungen immer irgendwann zu Problemen führen und Ehrlichkeit und Vertrauen sehr wichtig sind.
Was halten Sie von Fernbeziehungen?
Natürlich bringen sie einige Herausforderungen mit sich. Aber es gibt ja auch positive Seiten daran. Zum Beispiel die Vorfreude, die andere Person wieder zu sehen. Und ich denke, wenn man sich liebt, kann man so einiges schaffen.
Vier völlig fremde und sehr unterschiedliche Menschen werden zusammengewürfelt und verbringen eine emotionale Zeit miteinander. Haben Sie schon einmal Ähnliches erlebt?
Ich bin mal wegen eines gestrichenen Fluges am Flughafen gestrandet. Dort hat sich eine Gruppe verschiedenster Menschen zusammengefunden, die alle das gleiche Problem mit dem Flieger hatten. Wir hatten dann ja sehr viel Zeit und haben uns über alles Mögliche unterhalten. Am Ende gab es ein Gruppenfoto, und Nummern wurden ausgetauscht.
Ich glaube, wenn man offen für andere Menschen ist, und für das, was um einen herum passiert, sind solche schönen Erlebnisse möglich.
Gibt es in Ihrer Familie Weihnachtstraditionen und -bräuche?
Bei uns wird zu Weihnachten tatsächlich das ganze Orchester an Grünhainicher Holzengeln aus dem Erzgebirge aufgebaut.
Wo werden Sie dieses Jahr die Feiertage verbringen?
Ich werde mit meiner Familie in Dresden feiern. Ich bin ein großer Weihnachtsfan und freue mich schon sehr auf diese Zeit!
Interview mit Nhung Hong
Linh hat nach dem Abitur keine konkrete Vorstellung, was sie beruflich machen möchte. Wie war das bei Ihnen?
Einen konkreten Wunsch hatte ich nie. Mein Notfallplan war es, Physikmedizin zu studieren. Nach dem Abitur wollte ich, so wie viele es mittlerweile tun, wenn sie die Kapazitäten haben, für ein halbes Jahr nach Südostasien fliegen. Dort sollte ich so etwas wie eine Antwort für meine Zukunft finden. Zeitgleich wurde ich für meine erste Hauptrolle als "Kieu My" der neuen "DRUCK"- Generation gecastet und stand nun vor einer Entscheidung. Das Schicksal aber empfand mich wohl als unfähig, eine Entscheidung zu fällen und schickte die Covid-19-Pandemie. Diese nahm mir, wie so vielen anderen, die Möglichkeit zu reisen. Seitdem bin ich als Schauspielerin tätig und bereue es keinen einzigen Tag.
Fünf völlig fremde und sehr unterschiedliche Menschen werden zusammengewürfelt und verbringen eine emotionale Zeit miteinander. Haben Sie schon einmal Ähnliches erlebt?
Das passiert recht häufig, wenn man so menscheninteressiert ist wie ich. Tatsächlich habe ich in Goslar eine Gruppe von jungen Erwachsenen in der Hotelbar getroffen, die sich davor auch noch nicht kannten. Es war ein wundervoller Abend, und der Barkeeper bemerkte, dass der Altersdurchschnitt in dieser Bar wohl noch nie so niedrig war. Wir einigten uns darauf, am darauffolgenden Tag gemeinsam auf meinen 20. Geburtstag anzustoßen. So wurde meine Befürchtung, dass ich diesen Meilenstein allein in meinem Hotelzimmer verbringen müsse, zum Glück nicht wahr.
Wurden in Ihrer Familie Weihnachtstraditionen gepflegt?
Meine eingewanderten Eltern haben zu Weihnachten keinen besinnlichen Bezug. Ich erinnere mich, mit sechs Jahren ganz aufgeregt aus der Schule zu kommen und von einem komischen Mann zu erzählen, der Kinder beobachtet und nachts durch einen Schornstein kommt (wir hatten zum Glück keinen Schornstein). Da die Weihnachtsfeiertage einer der wenigen Tage sind, an denen meine Eltern Urlaub machen können, sind wir jedes Jahr weggefahren. Mal war es Paris, Stockholm oder auch Dresden. Das einzige Jahr, in dem wir diese Tradition brachen war 2020. Verständlicherweise.
Wo werden Sie dieses Jahr Weihnachten feiern?
Das steht noch nicht ganz fest, eine Idee wäre Bergroda (lachend).
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