Füxe

Vierteilige Miniserie aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel

In der Dramaserie "Füxe" verschleiert der junge Student Adem Kameri (Valon Krasniqi) seine kosovarische Herkunft, um in einer traditionellen Studentenverbindung ein günstiges Zimmer zu bekommen. Dort bietet sich ihm die Möglichkeit, gesellschaftlich aufzusteigen, doch der Preis dafür ist hoch.

  • ZDF, ut Montag, 16. Oktober 2023, 0.10 Uhr, und Montag, 23. Oktober 2023, 0.05 Uhr im ZDF, jeweils zwei Folgen hintereinander
  • ZDF Mediathek, ut Ab Donnerstag, 12. Oktober 2023, mindestens ein Jahr lang in der ZDFmediathek

Texte

Eine Frage von Herkunft und Verbindungen | Statement der Redakteure Christian Cloos und Jakob Zimmermann

Adem Kameri ist ein junger ehrgeiziger Mann mit Wurzeln im Kosovo. Er findet unter falschem Namen ein günstiges Zimmer in einem studentischen Corps, einer sogenannten schlagenden Verbindung. Von dieser Welt und ihren Möglichkeiten ist er fasziniert. Doch kann von dort aus ein gesellschaftlicher Aufstieg unter falschen Vorzeichen gelingen? Und wenn ja, was ist der Preis, den er dafür zahlen muss, irgendwann zu den Eliten zu gehören?

Die Welt der Studentenverbindungen ist den meisten Menschen in Deutschland ein Begriff und gleichzeitig ist sie im fiktionalen Bereich selten erzählt worden. Verbindungen werden meist dann in der Öffentlichkeit thematisiert, wenn es um ihre mögliche Scharnierfunktion zu rechtsextremem Gedankengut geht. Wofür sie aber auch stehen, ist die Macht von Netzwerken im Verborgenen. Für die Kraft der Verbindungen von "alten Herren", die in Hinterzimmern die Karrieren ihrer Schützlinge unterstützen. Je nachdem, wem Einlass in diese Zirkel gewährt wird, sichern sie entweder Macht und Wohlstand einer Elite oder sind Chance für einen Aufstieg. Auch innerhalb der Verbindungen geht es von Anfang an um den Aufstieg in der Hierarchie. Die jungen "Füxe" streben nach oben.

Die Fragen, die die Miniserie "Füxe" aufwirft, gelten nicht nur für die Welt der Studentenverbindungen. Die soziale Herkunft der Eltern ist in unserer Gesellschaft immer noch eine wichtige Voraussetzung oder auch Hypothek für den späteren gesellschaftlichen Erfolg. Ein sozialer Aufstieg in höhere Schichten ist durchaus möglich, aber er ist eben nicht die Regel. Die, die den Aufstieg schaffen, sprechen oft von einem Identitätskonflikt: dem Gefühl, im neuen Milieu nicht dazuzugehören, und gleichzeitig das Herkunftsmilieu zu verlieren.

Auch die Filmbranche ist Teil unserer Gesellschaft und für junge Filmschaffende oft eine schwer zugängliche Welt. Die Miniserie "Füxe" ist von neuen, vielversprechenden Talenten bei Schauspiel, Team, Buch und Regie gemacht worden und wird den beteiligten jungen Kreativen hoffentlich weitere Türen öffnen.

Stab und Besetzung

Füxe
Vierteilige Miniserie

Montag, 16. Oktober 2023, 0.10 Uhr, und Montag, 23. Oktober 2023, 0.05 Uhr im ZDF, jeweils zwei Folgen hintereinander
Ab Donnerstag, 12. Oktober 2023, mindestens ein Jahr lang in der ZDFmediathek

Stab
Serienidee                              Joe Hofer
Buch                                       Joe Hofer (1+2), David Clay Diaz (3+4)
Regie                                      David Clay Diaz (1+4), Susan Gordanshekan (2+3)
Kamera                                   Dino Osmanovic
Schnitt                                    Michael Timmers
Ton                                          Tobias Schinko
Musik                                      Sebastian Fillenberg
Szenenbild                              Holger S. Müller, Vico Brüggerhoff, Jakob Kleine
Kostüme                                  Stephanie Fürst, Ina Conrad
Producerin                              Yvonne Wassong
Produzentin/
Produzent                               Katrin Haase, Oliver Arnold
Produktion                              U5 Filmproduktion in Koproduktion mit
                                               ZDF/Das kleine Fernsehspiel
                                               gefördert von HessenFilm & Medien
Redaktion                               Christian Cloos, Jakob Zimmermann           
                                               ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Länge                                      4 x circa 45 Minuten

Besetzung
Adem                                       Valon Krasniqi
Mina                                        Roxana Samadi
Paul                                         Ferdinand Lehmann
Vincent                                    Vito Sack
Sven                                        Kasimir Pretzschner
Timo                                        Michael Schweisser
Jens                                        Clemens Bobke
Alfons                                      Richard van Weyden
Juli                                          Maria Wördemann
Ben                                          Matti Schmidt-Schaller   
Enis                                          Kasem Hoxha
Medina                                     Elda Sorra
Mutter Hasani                          Hanife Sylejmani
Luisa                                        Johanna Engel
Anisa                                       Juliana Koczulla
Gerald                                     Cornelius Schwalm
Professor Matuske                   Rainer Ewerrien
Magister Hermann                   Martin Plass
Herr Amthor                             Ulrich Cyran
Herr Süther                              Heiko Raulin
Assistentin Frau Ostwald         Sarah Grunert
und andere

Inhalt

Ein bezahlbares Zimmer zu finden, ist nicht leicht und schon gar nicht, wenn man Adem Kameri heißt. So ist Adem noch kurz vor Beginn seines BWL-Studiums ohne richtige Bleibe. Das günstige Angebot für ein Zimmer in einer Studentenverbindung, dem Corps "Gothia", ist seine letzte Chance, noch rechtzeitig unterzukommen. Obwohl da etwas von "weltoffen" steht, stellt er sich der Gruppe vorsichtshalber als Adam Kamer vor.
Und siehe da, nicht nur hat "Adam" plötzlich ein Zimmer, sondern es gefällt ihm wider Erwarten gut bei diesen kameradschaftlichen jungen Männern in der großen Villa mit regelmäßigem Fechttraining. Die Verbindung bietet ihm auch den Zugang zu dem "Alten Herrn" Alfons. Der scheint als Immobilieninvestor genau der richtige Mentor für Adems Aufstieg zu sein.

Nachdem sich Adem im Dienste des Corps bewährt, wird er als "Fux" aufgenommen. Doch als er seinem "Leibburschen" Vincent seine wahre Identität verrät, wird er in eine Intrige um die Macht im Corps hineingezogen. Adem muss Farbe bekennen. Was ist ihm sein Aufstieg wirklich wert, und ist er bereit, sich und andere zu verraten?

Die Mini-Serie "Füxe" führt in die Welt der Studentenverbindungen, die für die meisten Menschen verschlossen bleibt. Sie kann nicht nur Macht und Einfluss von Eliten sichern, sondern die Chance für einen sozialen Aufstieg bieten. Auch innerhalb der Verbindungen geht es von Anfang an um den Aufstieg in der Hierarchie. Die jungen "Füxe" streben nach oben.

Folgeninhalte

Folge 1: "Füxe – Wir sind eine Familie"
Die Anzeige für ein überraschend günstiges WG-Zimmer kommt Adem gerade recht. Die Änderung seines Namens öffnet ihm die Tür in die faszinierende Welt einer schlagenden Verbindung. Mit seinen albanisch-kosovarischen Wurzeln kannte Adem bisher nur Hürden. Nach seinem Einzug als deutscher "Adam" in die Corps-Villa wird alles anders. Er erlebt Zusammenhalt, Unterstützung und Kameradschaft. Besonders in seiner Freundschaft zu Paul und Vincent. Adem genießt fortan die Vorteile dieser Gemeinschaft. Auch auf das Fechten mit scharfer Klinge lässt er sich ein. Schnell wird er sogar zum "Fux" befördert. Aber sind hier wirklich alle so nett, wie es scheint? Als Adem sich in die Studentin Mina verliebt, verschweigt er ihr seine Mitgliedschaft im Corps. Sie hält nichts von den Verbindungen mit ihrem altertümlichen Gehabe. Aber was passiert, wenn Mina von seiner zweiten Identität erfährt? Wie lange kann Adem sein Doppelleben aufrechterhalten?

Folge 2: "Den Tüchtigen hilft das Glück"
Adem sucht die Chance zum beruflichen Aufstieg bei dem erfolgreichen Immobilieninvestor Alfons. Aber sein Doppelleben zwischen Freundin Mina und dem Corps droht ihn zu zerreißen. Auch ein Besuch bei seiner Familie bringt keine Flucht vor den Lügen. Den Eltern erzählt er von einer "ganz normalen WG". Als Mina von Adems falscher Identität erfährt, ist sie geschockt. Dennoch lässt sie sich auf den Besuch einer Party in der Corps-Villa ein. Adem will Mina klarmachen, welche Chancen ihm die Studentenverbindung bietet. Ihre Netzwerke durchziehen die gesamte Gesellschaft und bieten große Karrierechancen. Adem möchte nach oben, will nicht so enden wie sein Vater. Er stellt Mina seine neuen Freunde vor, die etwas schrullig wirken, aber doch ganz nett sind. Sie erleben miteinander einen schönen Abend. Beim Abschied verspricht Adem Mina, den Korpsbrüdern seine wahre Identität zu enthüllen. Nach dem Ende der Party vertraut er sich Vincent an. Endlich ist es raus. Aber Vincent reagiert ganz anders als erwartet.

Folge 3: "Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf"
Adem wird von Vincent erpresst und mit dessen rechter Gesinnung konfrontiert. Er muss sich entscheiden: Welchen Preis ist er bereit, für seinen Aufstieg zu bezahlen? Vincent, der im Schatten des charismatischen Paul steht, möchte dessen Führungsposition im Corps. Dafür müsste Paul verstoßen werden. Adem soll das einfädeln. Wird er seinen Freund verraten oder selbst aus dem Korps fliegen? Adem kämpft mit sich. Zu sehr ist ihm Paul ans Herz gewachsen. Zu falsch ist das, was Vincent von ihm verlangt. Adem und Mina nähern sich weiter an bei der Unterstützung einer wohnungssuchenden kosovarischen Familie. Als Adem sein Dilemma andeutet, nennt Mina ihm einen möglichen Ausweg: Er soll doch einfach einen normalen Studentenjob suchen, in eine normale WG ziehen. Es klingt so einfach, so richtig. Und Adem scheint endgültig zu wissen, was er tun muss. Einfach gehen und diese toxische Welt hinter sich lassen. Alles fühlt sich wieder gut an. Als er sich von Paul verabschieden will, lernt dieser gerade für die entscheidende Prüfung am nächsten Morgen. Wenn er sie nicht schafft, wird er exmatrikuliert. Diese Schande wäre auch das Ende für ihn im Corps. Adem bietet sich eine böse Gelegenheit. Wird er sie nutzen?

Folge 4: "Ich bin der, der ich bin"
Adems schlechtes Gewissen über seinen Verrat lässt ihm keine Ruhe. Doch als er vor seinem Mentor Alfons seine wahre Identität zu erkennen gibt, erhält er eine verblüffende Reaktion.  Als Mina von Adems Verrat erfährt, kann sie es nicht fassen. So kennt sie ihn nicht. Aber hat sie ihn je gekannt? Adem bemerkt seinen Fehler. Er möchte alles wieder gut machen und offenbart den Corpsbrüdern, was er und Vincent getan haben. Doch Vincent bezichtigt Adem der Lüge und fordert ihn zur Contrahage heraus, einem Fechtduell. Adem lehnt ab und zieht aus dem Corps aus. Er hat alles verloren: seine Wohnung, seine Karrierechancen, seine Freundin Mina. Völlig niedergeschlagen zieht er wieder Zuhause ein und schläft bei seiner kleinen Schwester im Zimmer – wie früher. Von seinem Scheitern enttäuscht, erzählt sie ihm, keine Lust mehr aufs Studieren zu haben. Das bewegt etwas in Adem. Am nächsten Morgen ist er weg. Er kehrt zum Corps zurück und fordert Vincent zum Fechtduell heraus. Adem will Vincent in die Schranken weisen. Es kommt zu einem blutigen Kampf.

Interview mit Joe Hofer (Serienidee und Autor), David Clay Diaz (Autor und Regie) und Susan Gordanshekan (Regie)

Corps, Burschenschaften oder Studentenverbindungen – was genau unterscheidet diese Männerbünde, was haben sie gemeinsam?

Joe Hofer: Der Begriff "Studentenverbindungen" ist ein Überbegriff für alle studentischen Gruppierungen, darunter Corps und Burschenschaften. Dabei treten Corps nach außen meist politisch neutral auf, Burschenschaften haben oft einen politischen Hintergrund. Während des Studiums wird in diesen Verbindungen das gemeinsame Leben, Feiern, Studieren und oft auch das Wohnen in einem Verbindungshaus miteinander geteilt. Selbst nach dem Studium bleibt man eng mit der jeweiligen Verbindung verbunden. Einige Corps und Burschenschaften praktizieren zudem das Mensurfechten, ein ritualisiertes Fechten.

Hauptfigur Adem muss seine Herkunft verleugnen und ein Doppelleben führen, um über eine elitäre Gruppe zu versuchen, den sozialen Aufstieg zu schaffen. Ist Eure Serie auch eine Kritik an Klassismus?

David Clay Diaz: Unsere Serie ist definitiv eine Kritik an Klassismus und Elitismus. Das war für mich immer der Kern, mein persönlicher Hauptantrieb als Autor und Regisseur. Klassismus ist das unsichtbarste aller Probleme. Ein Problem das, wie mir scheint, nicht ausreichend Aufmerksamkeit bekommt.

Wie ist die Idee entstanden, und warum erzählt ihr eine Geschichte über den Versuch eines sozialen Aufstiegs ausgerechnet in der Welt einer schlagenden Studentenverbindung?

Joe Hofer: "Füxe" ist ein besonderes und sehr persönliches Projekt für mich. Nicht nur, da ich in meiner alten Heimat Würzburg schon mit Studentenverbindungen in Kontakt gekommen bin, sondern auch, weil ich meine Herkunft aus einer nicht-akademischen Familie in dem Stoff verarbeiten konnte. Obwohl wir in einer offenen und demokratischen Gesellschaft leben, bestimmt unsere Herkunft weitgehend über unseren gesellschaftlichen Status. Die Welt der Studentenverbindungen ist dafür ein besonders anschauliches Beispiel. "Füxe" soll zeigen, was heutzutage noch immer den Reiz dieser altertümlichen Gemeinschaften ausmacht. Das wird vor allem durch die migrantische Hauptperson, die sich nach Zugehörigkeit und Chancen sehnt, ganz deutlich spürbar.

Inwiefern beeinflussen Adems kosovarisch-albanische Herkunft und Familie sowie seine Freundin Mina seine Träume und Entscheidungen?

Susan Gordanshekan: Adems Familie kommt aus der Arbeiterschicht. Seine Eltern haben den Krieg im Kosovo erlebt und sind nach Deutschland geflüchtet, wo sie lediglich die Chance hatten, sich mit einfachen Berufen über Wasser zu halten. Adem ist der erste in der Familie, der studiert, und er begreift die Studentenverbindung als Chance. Er träumt davon, sich ein Leben aufzubauen, das von Karriere und sozialem Aufstieg geprägt ist. Dieser Wunsch ist so stark, dass er im Laufe der Serie sowohl seine Herkunft leugnet als auch die Menschen belügt und von sich wegstößt, die ihm am meisten bedeuten. Mina und Adem teilen zwar die Erfahrung, was es bedeutet, aus Migrationsfamilien zu kommen, aber da sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen, gehen sie mit dem Thema "sozialer Aufstieg" unterschiedlich um. Während Adem das System für sich ausnutzt, geht Mina den geraden Weg. Sie steht für ehrliche Werte und Prinzipien, die Adem am Ende opfert, um beruflich in der Finanzwelt Fuß zu fassen.

Was fasziniert heute noch junge Männer an Studentenverbindungen, warum ordnen sie sich freiwillig einem hierarchischen System unter?

David Clay Diaz: Als 19-Jähriger war ich tatsächlich in einer ähnlichen Situation wie Adem und schaute mir ebenfalls ein Zimmer in einer schlagenden Verbindung an. Ich zog damals für das Regiestudium von Wien nach München, alles war unglaublich teuer, und da lockte dieses super-günstige Zimmer in einer Villa. Ich durfte dort sogar mehrere Tage übernachten, während ich andere WG-Zimmer suchte. Aber in dieser Zeit wollten die Jungs mich auch gerne in deren Welt einführen und alles zeigen. Ich wusste damals nicht viel mehr als "die sind konservativ, gar rechts ‒ also nichts für mich", aber ich spürte schnell die Reize am eigenen Leib. Die Kameraderie ist ansteckend, sie bilden ihren eigenen Kosmos mit ihren eigenen Regeln und bald gibt es nichts mehr als das. Sie binden jeden ein, jeder hat eine Stellung und eine Aufgabe, das gibt Ordnung und Struktur. Man fühlt sich als Teil von etwas Besonderem, Schönem, Historischem. Ich denke, dass das vor allem starken Reiz auf junge Menschen ausübt, die sich etwas haltlos fühlen und nach Zusammenhalt suchen. Wir haben versucht, den Reiz durch die Darstellung dieser Aspekte auch darzustellen, denn es ist wichtig zu verstehen, was junge Menschen in die Arme solcher Organisationen treibt, bevor man ein Generalurteil fällt.

Wie habt ihr recherchiert, um das Innenleben eines Corps möglichst authentisch wiederzugeben? Seid ihr in den direkten Kontakt mit Burschenschaftlern getreten?

Joe Hofer: Ziel unserer Recherche war es, diese für viele unbekannte Welt kennenzulernen, ernst zu nehmen und sie dann in einem realistischen Drama erzählen zu können. Interessiert hat uns insbesondere das Innenleben in deutschen Studentenverbindungen. Neben Literatur und Expertengesprächen waren unsere persönlichen Besuche in Corps besonders eindrücklich. In unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass bei den jungen und aktiven  Mitgliedern der schlagenden Studentenverbindungen eine zunehmende Rückbesinnung auf alte Traditionen und in Teilen auch eine Radikalisierung zu beobachten ist. Aufgefallen ist uns auch der Einfluss "alter Herren", der über ein Netzwerk für Praktika und Berufseinstiege weit hinaus geht.

Nach welchen Kriterien habt ihr gecastet? Wie wichtig war es euch, dass die Figuren Adem und Mina von Personen mit Migrationshintergrund besetzt werden? ()

Susan Gordanshekan: Die Figur Adem war im Drehbuch zunächst als Bosnier angelegt. Adem sollte ein Migrant sein, der äußerlich auch als Deutscher durchgehen würde, da die Geschichte, die wir erzählen wollten, sonst nicht aufgegangen wäre. Doch im Laufe des Casting-Prozesses haben wir nur wenige Bosnier gefunden, die zur Figur Adem passten und sind nach längerem Suchen mithilfe der Casterinnen schließlich auf Valon Krasniqi gestoßen, der kosovo-albanischer Herkunft ist. Valons Familie war damals wegen des Krieges nach Deutschland geflüchtet und somit brachte er für uns schon von Grund auf Erfahrungen mit, die uns wichtig waren. Die Figur Mina war im Drehbuch als junge schwarze Frau angelegt. Hier haben wir uns von der Vorlage entfernt, als wir Roxana Samadi gefunden hatten, die zwar ebenfalls Migrationshintergrund besitzt, doch eine ganz andere Gesellschaftsschicht verkörpern konnte und somit den Gegenpol zu der Figur Adem bildet.

Wie hast du dich dem Filmthema genähert? War es als weibliche Regisseurin eine besondere Herausforderung, ein von Männern dominiertes System zu inszenieren?

Susan Gordanshekan: Es hat mir sehr geholfen, in engem Austausch mit Joe Hofer und David Clay Diaz zu sein und mit ihnen zusammen im Vorfeld in Studentenverbindungen zu recherchieren. Vieles aus der Inszenierung speist sich aus den Erfahrungen, die ich dort machen konnte, aber auch aus der grundsätzlichen Beobachtung von Männern in ähnlichen Szenarien. Zusammen mit dem wunderbaren Ensemble von "Füxe" hat es sehr viel Spaß gemacht, diese "Männerwelten" abzubilden und zu inszenieren. 

Kamen Doubles bei den Mensur-Fecht-Szenen zum Einsatz, oder wie habt ihr sie gedreht?

David Clay Diaz: Ja, es kamen Doubles zum Einsatz. Ein Ehemaliger und ein Aktiver einer schlagenden Verbindung haben sich für uns einen möglichst realistischen Kampf geboten, den wir dann mit einem ebenfalls mit deren Hilfe vorbereiteten Fechtkampf unserer Darsteller unterschnitten haben. Unsere Darsteller hatten auch Fechttraining und im vorab eine Choreographie erlernt.

Schlagende Verbindungen wirken mit ihren Ritualen und Bräuchen wie aus der Zeit gefallen. Wird ihr tatsächlicher Einfluss in unserer Gesellschaft deines Erachtens unterschätzt? Und werden sie sich in einer immer diverser werden Gesellschaft halten können?

Susan Gordanshekan: Ich denke, dass Studentenverbindungen weiterhin Zulauf haben werden, da sie einen Gegenpol zu einer immer diverser und fortschrittlich werdenden Gesellschaft bilden. Es werden junge Menschen angesprochen, die sich gerade in der heutigen, schnelllebigen Welt nach den Werten und Ritualen einer solchen Institution sehnen und Gemeinschaft und Halt suchen. Durch die Kontakte zu den "alten Herren" und zur Arbeitswelt, können sie sich ein Netzwerk aufbauen, das ein Vehikel für Karriere und sozialem Aufstieg bildet und somit von hohem Wert ist.

Die Fragen stellte Britta Rohmert.

Weitere Informationen

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