Geständnisse eines Neonazis

Dokuserie von Dennis Leiffels

Über Jahrzehnte war "Michael" in der rechten Szene, hat umfassendes Wissen aus dieser Welt. In der Dokuserie packt er aus. Um seine Anonymität zu wahren, werden "Michael" und seine Erzählung virtuell animiert.
Selten zuvor ist es Journalisten gelungen, aus dem Zentrum dieser äußerst verschlossenen und konspirativ agierenden Szene zu berichten. Und das, was "Michael" über die Machenschaften und Strukturen der militanten Neonaziszene erzählt, ist besorgniserregend. Alle seine Aussagen wurden von einem Rechercheteam über Monate hinweg akribisch auf Belegbarkeit geprüft. Behördenvertreter und Kenner der Szene ordnen die Aussagen ein.

  • ZDF Mediathek, ab Montag, 8. Mai 2023, 15.00 Uhr
  • ZDF, Mittwoch, 10. Mai, 22.15 Uhr und Mittwoch, 17. Mai 2023, 22.45 Uhr

Texte

Folgentitel, Mediatheks- und TV-Sendetermine

Die Dokuserie ist in der Mediathek als Dreiteiler à 30 Minuten abrufbar und wird im TV in einer zweiteiligen, etwas kürzeren Fassung gezeigt.

 

Mediatheksfassung:

ZDFmediathek: ab Montag, 8. Mai 2023, 15.00 Uhr:
Geständnisse eines Neonazis: Radikalisiert von klein auf (1/3)
Geständnisse eines Neonazis: Waffenhandel für Rechtsextreme (2/3)
Geständnisse eines Neonazis: Sie sind bereit (3/3)

 

TV-Fassung:

ZDF: Mittwoch, 10. Mai 2023, 22.15 Uhr 
Geständnisse eines Neonazis (1/2)

ZDF: Mittwoch, 17. Mai 2023, 22.45 Uhr
Geständnisse eines Neonazis (2/2)

Stab (Auswahl)

Autor                                                  Dennis Leiffels
Recherche und Faktencheck               David Speier, Michael Trammer
Animationen                                       OnPoint Studios
Grafik                                                  Giraffentoast
Produktion                                           sendefähig GmbH, Martin Benedix
Redaktion                                             Nina Behlendorf, Lucas Eiler
Leitung der Sendung                            Malte Borowiack, Markus Wenniges
Sendelänge                                          3x30 Minuten (Mediathek); 45 und 30 Minuten (TV)

Die Dokuserie ist ein Highlightprojekt der Doku-Redaktion von "Die Spur" unter Mitarbeit von ZDFheute, frontal und HR Digitale Medien.

Inhalt

"Ich weiß von Straftaten. Ich weiß, wie die Szene an Waffen kommt. Ich weiß von Todeslisten. Ich weiß, wann, wo und wie für den Tag X trainiert wird." – "Woher wissen Sie das?" – "Ich war dabei."

Über Jahrzehnte war "Michael" in der rechten Szene, hat umfassendes Wissen aus dieser Welt. In der Dokuserie "Geständnisse eines Neonazis" packt "Michael" aus. Um seine Anonymität zu wahren, werden "Michael" und seine Erzählung virtuell animiert – eine Innovation.

"Michael" ist eine besondere Quelle: Er war nicht nur Teil einer Kameradschaft, sondern hatte Kontakt zu national und international vernetzten rechten Gruppierungen, die untereinander konkurrieren. Selten zuvor ist es Journalisten gelungen, aus dem Zentrum dieser äußerst verschlossenen und konspirativ agierenden Szene zu berichten. Und das, was "Michael" über die Machenschaften und Strukturen der militanten Neonaziszene erzählt, ist besorgniserregend: die Vorbereitungen auf den Tag des Systemzusammenbruchs, grenzübergreifender Waffenschmuggel, Rechtsrock als Finanzierungsquelle für rechten Terror. "Michael" legt auch offen, wie Rechte im europäischen In- und Ausland weitgehend unbeobachtet von den Sicherheitsbehörden planen und agieren können.

Alle Aussagen der Quelle wurden von einem Rechercheteam über Monate hinweg akribisch auf Belegbarkeit geprüft. Im Film ordnen darüber hinaus Behördenvertreter und Kenner der Szene die Aussagen der Quelle ein.

"Geständnisse eines Neonazis" ist dabei ein gestalterisches Leuchtturmprojekt: Mithilfe einer Gaming-Engine, die sonst nur aus Hollywoodfilmen und Videospielen bekannt ist, wird die Quelle in einen Avatar verwandelt und dank Motion-Tracking-Technik zum Leben erweckt – ein notwendiger Schritt, um die Quelle bestmöglich vor Vergeltung aus der rechtsterroristischen Szene zu schützen, denn Aussteiger landen häufig auf Todeslisten. Ein Schauspieler leiht dem Avatar seine Mimik, ein Synchronsprecher seine Stimme. Das Ergebnis: Der animierte Insider kann in einem nachgestellten Interviewsetting befragt werden und führt virtuell an die nachempfundenen Orte seiner Erlebnisse.

Fragen an die Redakteurin Nina Behlendorf und Redakteur Lucas Eiler

Worum geht es in "Geständnisse eines Neonazis"?

Über Jahrzehnte war "Michael" mittendrin in der rechten Szene, hat umfassendes Wissen und umfangreiche Zugänge in diese Welt, ihr aber inzwischen den Rücken gekehrt. In der dreiteiligen Highlight-Dokuserie "Geständnisse eines Neonazis" packt "Michael" aus. Er spricht über Strukturen, Organisation und illegale Geschäfte der rechtsmilitanten Szene, über Waffendeals und Schießtrainings mit Kriegswaffen, berichtet von konspirativen Planungstreffen, Todeslisten und Waffendeals. Er erzählt, wie sich Deutschlands Rechtsextreme auf den "Tag X" vorbereiten, wie sich die rechte Szene finanziert, wie eng sie national und international vernetzt ist, wie Nachwuchs rekrutiert und gesellschaftliche Strukturen unterwandert werden.

Was waren die Herausforderungen bei der Recherche und wie wurden die Aussagen der Quelle "Michael" verifiziert?

Kann man der Quelle wirklich trauen? Warum erzählt sie uns ihre Geschichte, warum ausgerechnet jetzt? Stimmt, was sie behauptet – wo schönt sie ihre eigene Rolle, wo werden Erinnerungen ausgeschmückt?
Im vergangenen halben Jahr hat ein Rechercheteam rund um Filmautor Dennis Leiffels die Interviews mit "Michael" akribisch ausgewertet und einem Faktencheck unterworfen: Die beiden versierten Journalisten und Faktenchecker Michael Trammer und David Speier haben das komplette Umfeld der Quelle ausgeleuchtet, alle genannten Organisationen, Orte und Zeitabläufe überprüft, Aussagen mit Akten, Fotos, Berichten, Fachpublikationen und Dokumenten abgeglichen. Eingebettet werden die Erzählungen des Informanten durch Hintergrund- und Rahmenrecherchen sowie Experten-Interviews: Autor Dennis Leiffels und sein Team interviewten unter anderem den thüringischen Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer, Polizisten und Szenekenner wie die Journalistin Andrea Röpke.

Warum hat sich die Quelle dem Autor anvertraut?

Über die genaue Motivation der Quelle können wir nur spekulieren. Aus den Gesprächen mit "Michael" wissen wir, dass er seine alten Kameraden und die neonazistische Szene in Deutschland für sehr gefährlich hält und Angst vor weiteren Anschlägen oder Attentaten hat. Der Staat würde die Gefahr, die von teilweise bewaffneten Rechten ausgeht, ignorieren und würde die Szene nicht ausreichend beobachten.

Welchen Einfluss hatte der Schutz der Quelle auf die Gestaltung der Dokuserie?

Um die Anonymität der Quelle zu wahren, werden "Michael" und seine Erzählung in der virtuellen Welt "nachgestellt": Motion-Artists der OnPoint Studios Berlin haben in monatelanger Arbeit eine in Bewegung, Gestik, Mimik und Sprache unfassbar realistisch anmutende Person kreiert. Mithilfe der Grafik-Engine "Unreal Engine 5" haben sie zudem virtuelle Welten geschaffen, sodass die Zuschauenden in Erlebnisse und Schilderungen der Quelle eintauchen können. Bislang war die “Unreal Engine“ vor allem in der Gaming-Industrie oder aber Hollywoodproduktionen eingesetzt – und nun erstmals umfassend für eine Doku-Serie des ZDF.

Die Fragen stellte Birgit-Nicole Krebs

Zitate aus der Dokumentation

"Michael", ehemaliger Rechtsextremist, Quelle in der Dokuserie "Geständnisse eines Neonazis":

"Ich weiß von Straftaten. Ich weiß, wie die Szene an Waffen kommt. Ich weiß von Todeslisten. Ich weiß, wann, wo und wie für den 'Tag X' trainiert wird." – "Woher wissen Sie das?" – "Ich war dabei.”

"24/7 habe ich nur Hass im Kopf gehabt. Damit bin ich aufgewachsen."

"Viele Leute, die eigentlich im Knast sitzen müssten, sind es noch nicht. Oder sind längst wieder raus und machen einfach weiter. Ich weiß, wie gefährlich diese Menschen sind."

"Die rechte Szene hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es wird gewaltvoller. Der Hass ist nicht mehr in den Köpfen. Er ist auf der Straße."

 

Über die Rechtsrockszene:

Thorsten Hindrichs, Musikwissenschaftler an der Uni Mainz:
"Die extreme Rechte ist die Rechtsrockszene und umgekehrt."

 

Über Waffen und Rechtsextremismus:

Stephan Kramer, Präsident des Amtes für Verfassungsschutz, Thüringen:
"Jeder einzelne Extremist (…), der im Besitz einer Waffe ist, ist gefährlich."

Dr. Axel Salheiser, Rechtsextremismusforscher am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, Jena:
"Die militante neonazistische und rechtsextremistische Szene ist in ihrer Gefährlichkeit überhaupt nicht zu überschätzen. Sie ist sehr ernst zu nehmen."

Uwe Sailer, Polizist a. D. aus Linz/Österreich:
"Illegaler Waffenbesitz ist weit verbreitet, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland."
"Wenn Rechtsextreme sich zusammenballen, dann sind Waffen im Spiel. Das ist ganz logisch."

Kurzinfo über Autor Dennis Leiffels

Der Journalist, Filmemacher und Produzent Dennis Leiffels hat sich als preisgekrönter Reporter und Produzent und ehemaliger Redaktionsleiter des "Y-Kollektivs" einen Namen gemacht und verfügt aufgrund jahrelanger Recherche über gute Kontakte in die rechte Szene. Ihm hat sich vor zwei Jahren die Quelle anvertraut, um über die rechtsmilitante Szene zu sprechen und exklusive Einblicke in Strukturen, Organisation und Geschäfte der Szene zu geben.

Weitere Informationen

Fotos: über 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/gestaendnisseeinesneonazis

Impressum

ZDF-Hauptabteilung Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2023 ZDF

Kontakt

Name: Dr. Birgit-Nicole Krebs
E-Mail: krebs.b@zdf.de
Telefon: (030) 2099 1096