Greenwashed?

"Der Schuh aus Meeresplastik"

Dreiteilige Dokureihe mit ZDF-Umweltreporter Andreas Stamm

 

  • ZDF Mediathek, Ab Donnerstag, 4. April 2024, 09.00 Uhr, fünf Jahre lang
  • ZDF, Sonntag, 7. April 2024, 15.45 Uhr

Texte

Stab

Buch: Farah M’haimdat und Leonie Sontheimer         

Produktionsfirma: Bewegte Zeiten Filmproduktion GmbH

Produzent: Tim Gorbauch

Reporter ZDF: Andreas Stamm

Redaktion ZDF: Carsten Meyer und Andreas Stamm

Leitung ZDF-Redaktion Umwelt: Cathérine Kipp

Inhalt allgemein

Was ist eine gute Idee und was ist Greenwashing? Die Dokureihe "Greenwashed?" begleitet Umweltreporter Andreas Stamm auf einer Recherchereise durch die Konsumwelt. Die Reihe liefert Hintergründe zur Klimakrise und daraus folgenden Umweltproblemen. Sie bietet Orientierung und zeigt Lösungen auf. Die Pilotfolge heißt der "Der Schuh aus Meeresplastik". 

Inhalt Folge 1

Plastik ist überall, auch in den Ozeanen. Adidas bewirbt einen teilweise aus Meeresplastik gefertigten Schuh. Das neue große Ding in Sachen Nachhaltigkeit oder nur Greenwashing? 

Unsere Konsumwelt quillt über vor lauter Plastik: Handy, Kopfhörer, T-Shirt, Schuhe, E-Bike, Trinkflasche. Wir nutzen es, tragen es, verbrauchen es. Mit einem Schluck aus der PET-Flasche trinken wir es. Plastik ist heute überall, selbst in uns drin. 

Zwar macht Meeresplastik nicht den Löwenanteil der globalen Kunststoffflut aus, die sich in der Umwelt anreichert, doch es birgt besonderes Empörungspotential. Das haben viele Firmen erkannt und werben offensiv damit, zum Schutz der Ozeane Verpackungen oder Textilien aus recyceltem Meeresplastik zu produzieren. So auch Adidas: mit einem Sneaker, dem Modell NMD R1, das der Sportartikelhersteller mit dem Versprechen vermarktet, teilweise aus "Ocean Plastic" gefertigt zu sein. Adidas will damit einen Beitrag im Kampf gegen das weltweite Plastikproblem leisten. 

Doch macht das alles überhaupt Sinn? Umweltreporter Andreas Stamm will es genau wissen. Hält der NMD R1, was Adidas verspricht? Oder ist die Produktion des Schuhs eine Variante von Greenwashing? 

Andreas trifft eine Meeresbiologin am Strand von Cuxhaven, die alles über Mikroplastik im Ozean weiß. Er zerschneidet zusammen mit einer Textilexpertin den Sneaker in ihrem Labor an der Hochschule Niederrhein und spricht in Hamburg mit einem Journalisten, der 2022 an Enthüllungen zur Lieferkette des Adidas-Nationaltrikots beteiligt war. Andreas versucht, alles über das Nachhaltigkeits-Konzept von Adidas in Erfahrung zu bringen. Dabei erfährt er zum Beispiel, dass der Konzern ab 2024 komplett auf Polyester aus Erdöl verzichten und nur noch recyceltes Plastik verwenden möchte. 

Am Ende landet Andreas – tatsächlich! – auf den Malediven. An den Stränden des Urlaubsparadieses wird unter der Ägide der Umweltorganisation "Parley for the Oceans" jenes Plastik gesammelt, das später bei Adidas Verwendung findet. 

Welches Fazit zieht Andreas Stamm aus seiner Recherchereise? Ist das Nachhaltigkeitsversprechen des Adidas-Schuhs haltbar? Leistet er einen Beitrag zur Eindämmung der Plastikflut? Ist er "green" oder "greenwashed"? 

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Folge 2 und 3

Themen und Sendedaten stehen aktuell noch nicht fest.

Drei Fragen an Andreas Stamm

1. Du bist ZDF-Umweltreporter. Was genau ist Deine Aufgabe in dieser Funktion? 

Mit mir bekommt die Umwelt- und Klimaberichterstattung des ZDF ein Gesicht. Ich bin der erfahrende, lernende, staunende Reporter. Einer, der sich seine Expertise in diesem weiten Themenfeld dort aneignet, wo er recherchiert und von wo er berichtet. In meiner Rolle möchte ich ganz nah dran sein und einer Fragestellung anpackend auf den Grund gehen. Dabei bündeln wir im gesamten Team der Umweltredaktion die aktuelle und hintergründige Berichterstattung linear in unterschiedlichen ZDF-Formaten, in der ZDFmediathek und in den sozialen Medien. 

Ich führe Hintergrundgespräche mit Expertinnen und Experten, Politikerinnen und Politikern, Vertreterinnen und Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen. Ich treffe Personen aus unterschiedlichen Fachgebieten, die mir dabei helfen, komplexe Themen wie den Klimawandel verständlich zu machen und auf den Punkt zu bringen.   

Du bist unter anderem für die neue Dokureihe "Greenwashed? unterwegs. Was war die wichtigste Erkenntnis, die Du vom Dreh der ersten Folge "Der Schuh aus Meeresplastik" mitgenommen hast? 

Dass sich eine Recherche, die Arbeit des gesamten Teams, in einem einzigen Moment, in einer einzigen Sekunde, verdichten kann. "The story in a nutshell", wie man in England sagt. Für die erste Folge von "Greenwashed?" sind wir auf die künstliche Insel Thilafushi gereist, die als Mülldeponie geplant wurde. Wir standen vor einem circa 20 Meter in den Himmel ragenden, aufgeschütteten Müllberg. Überall lag Plastik herum, der ganze Strand war voller Abfall – dahinter leuchtete das türkisblaue Meer wie aus dem Urlaubsprospekt. "Man muss optimistisch bleiben, ein Teil des Plastikmülls wird jetzt recycelt, neue Kleidung und Schuhe werden daraus gemacht", erklärte uns die Umweltaktivistin Shaahina Ali, eine Ikone des Inselstaats, im Interview. "Ist das eine Lösung, ist das genug?", fragte ich sie. Sie zeigte nur auf meine Wasserflasche in der Hand …, die aus Plastik war. Da war sie, "the story in a nutshell". 

 

2. Gibt es beim Thema Greenwashing oder Nicht-Greenwashing überhaupt die eine Antwort? 

Das zu beurteilen, ist oft sehr schwierig, das wurde mir durch diesen Film klar. Es gibt Unternehmen, die ihre Produkte mit ökologischen Vorteilen deklarieren, obwohl sie keinerlei Vorteile haben – und dabei die juristischen Grenzen ganz geschickt einhalten. Aber meistens ist die Welt nicht schwarz oder weiß, sondern grau. Dass sich ein Weltkonzern wie Adidas mit dem Thema Umweltschutz befasst, etwas in Bewegung setzen und verändern möchte, mit Umweltaktivistinnen und -aktivisten zusammenarbeitet, ist gut und wichtig. Ja, der von uns gecheckte Sneaker besteht zu einem gewissen Teil aus Meeresplastik, das bewirbt Adidas auch großflächig. Dahinter steckt auch eine gute Absicht, aber Millionen Schuhe, werden auch von Adidas weiterhin konventionell produziert und landen als Konsum- und Luxusprodukt, teilweise ungetragen, auf Müllhalden. Daran ist zu erkennen, wie weit der Weg noch ist. 

Materialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten intensiv an plastikfreien Innovationen, aber noch gibt es keine Alternativen, die das Plastikproblem lösen können. Die Zeit drängt! 

 

3. Was hat Dich beim Dreh besonders beeindruckt? 

Am Strand von Cuxhaven war ich mit der Meeresbiologin Dr. Melanie Bergmann unterwegs. Ihr Spezialgebiet ist die Tiefseeökologie. Wir sammelten Makro- und Mikroplastik am Strand, redeten darüber, wie sehr das Ökosystem Meer unter dem Plastik leidet, wie sie auf ihren Fahrten in die Arktis, in die entlegensten Weltmeere und -regionen, kiloweise Plastikabfälle sammelt. Melanie Bergmann erklärte mir, fast abgeklärt, dass ihr nicht nur das Meeresplastik Sorgen mache. Sie erzählte mir, dass wir mittlerweile in großen Mengen Nanoplastik einatmen und, dass das möglicherweise viel bedrohlicher sei als Meeresplastik. 

Bemerkenswert war auch das Gespräch mit Eric Liedtke, dem ehemaligen Adidas-Vorstand. Er gehörte zu denen, die die Entwicklung des Sneakers aus Meeresplastik vor einigen Jahren angeschoben haben. Mittlerweile hat er das Unternehmen verlassen und möchte noch einen Schritt weiter gehen: Liedtke hat einen komplett kompostierbaren Sneaker entwickelt, der zu einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt kommen könnte. Er erklärte mir, dass es vielleicht nicht möglich sei, einen Milliardenkonzern im Handumdrehen grün zu machen, dass es aber der ganzen Branche, mittel- bis langfristig, gelingen könnte, ganz ohne Plastik auszukommen. 

Und nicht zuletzt sind da die Menschen auf den Malediven, die mich beeindruckt haben – die sich freuen, dass endlich etwas getan wird und, dass sie selbst etwas tun können. 

 

Biografie Andreas Stamm

Andreas Stamm wurde 1976 in Diez geboren. Er studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Jura in Mainz. Während des Studiums arbeitete er als freier Mitarbeiter für diverse Radiosender, die Mainzer Rhein-Zeitung sowie ab 2001 in der Hauptredaktion Außenpolitik des ZDF (später Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen). Dort war er unter anderem ab 2011 als Reporter in der Rubrik "außendienst" für das "auslandsjournal" und "außendienst-XXL"-Dokumentationen in aller Welt unterwegs. Von Februar 2016 bis Juli 2023 war er Korrespondent in London. Seit Juli 2023 arbeitet er als Redakteur für die Schwerpunktthemen Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeits-Berichterstattung in der ZDF-Hauptredaktion "Wirtschaft, Recht, Service, Soziales und Umwelt" und ist seit 2023 als ZDF-Umweltreporter im Einsatz. 

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