Hallo Spencer - Der Film
Eine wahre Geschichte nach der fantastischen Welt von Winfried Debertin
Jakob Sesam, einstmals erfolgreicher Erfinder und das Mastermind hinter den Geschichten der Puppenserie "Hallo Spencer", lebt zwanzig Jahre später in einer alten Disco. Als diese verkauft werden soll, und er und seine Puppen kurz davor stehen, ihre Heimat zu verlieren, muss dringend eine Lösung her.
- ZDF Mediathek, Ab Freitag, 13. Dezember 2024, 10.00 Uhr
- ZDF, Am Freitag, 27. Dezember 2024, um 23.45 Uhr
- ZDF neo, Am Mittwoch, 25. Dezember 2024, um 20.15 Uhr
Produzent und Drehbuchautor Jan Böhmermann im Interview
Download VideoHauptdarsteller Rainer Bock (Jakob Sesam) im Interview
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Stab, Besetzung und Inhalt
Stab
Buch | Jan Böhmermann, Elias Hauck, Tim Wolff | |
Regie | Timo Schierhorn | |
Bildgestaltung | Jutta Pohlmann | |
Musik | Albrecht Schrader | |
Montage | Nikolai Hartmann | |
Szenenbild | Vicky von Minckwitz | |
Kostümbild | Yvonne Lehmann | |
Puppenberatung | Winfried Debertin, Henning Plückebaum | |
Produktion | Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld GmbH mit Studio Zentral | |
Produzenten | Jan Böhmermann, Alexander Hesse, Lasse Scharpen | |
Producerinnen | Julia Brand, Julia Michel | |
Redaktion | Lucia Haslauer | |
Länge | 86 Minuten |
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Jakob Sesam | Rainer Bock | |
Peggy | Victoria Trauttmansdorff | |
Luise | Margarita Broich | |
Wolf Bosch | Achim Hall | |
Magnus Wilde | Jens Harzer | |
Jette Wilde | Marina Galic | |
Ilknur | Aybi Era | |
Friederich | Hendrik von Bültzingslöwen | |
Blauer Arbeiter | Jan Böhmermann | |
Orangener Arbeiter | Carsten Meyer | |
Dirk von Lowtzow | Dirk von Lowtzow | |
und andere |
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Puppenspielerinnen und -spieler: Andrea Bongers, Susi Claus, Winfried Debertin, Maik Evers, Andreas Förster, Benno Lehmann, Martin Leßmann, Klaus Naeve, Henning Plückebaum, Eike Schmidt, Friedrich Wollweber
Inhalt
Innovativ, nahbar und lehrreich: Das war "Hallo Spencer" – die norddeutsche Kinderfernsehserie der Jahre 1979 bis 2001. Nach dem Riesenerfolg, einem Bundesverdienstkreuz und viel medialer Aufmerksamkeit wurde es aber zunehmend ruhiger um die Show, den Macher und seine Puppen Spencer, Elvis, Lulu, Poldi und Co.
Jakob Sesam, einstmals erfolgreicher Erfinder und das Mastermind hinter den Spencer-Geschichten, lebt und arbeitet nun zwanzig Jahre später in einer alten Disco, dem Coconut Cave. Liebevoll kümmert er sich noch immer um seine Puppen und tritt mit ihnen bei Kindergeburtstagen und Familienfesten auf.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Peggy, die Besitzerin der alten Disco, die Jakob eigentlich noch nie richtig riechen konnte. Peggy hat ein Angebot für ebenjenes Grundstück, das sie unmöglich abschlagen kann: Disco weg, Altenheim drauf, Millionengewinn. Dafür muss Jakob Sesam raus und die Puppen müssen weg.
Gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin Luise schmiedet Jakob einen Plan. Sie müssen zehn Millionen auftreiben, um die Abrissbagger zu stoppen. Sie beschließen: Wir machen einen Film!
"Je tiefer es in die Recherche ging, desto mehr hat uns die echte Geschichte gepackt." - Statement der Produzenten Alexander Hesse & Lasse Scharpen
Wenn Jan Böhmermann ein Drehbuch initiiert und schreibt, dann wird es wohl heikel. Wahrscheinlich politisch. Auf jeden Fall lustig. Dann trat “Hallo Spencer” in unser Leben, die rührende Geschichte vom Puppenspieler und seiner liebsten Klappmaulfigur. Natürlich kannten wir den ewig neugierigen NDR-Spencer, aber für die große Liebe passte bei uns weder Alter noch die geographische Fernseh-Verortung oder der Kontext. Dennoch haben wir uns auf das Abenteuer eingelassen und je tiefer es in die Recherche ging, desto mehr hat uns die echte Geschichte gepackt. Denn sie war noch drastischer als unsere aufgeschriebene. Viele Drehbuch-Fassungen von Jan, Tim Wolff und Elias Hauck später war dann nicht klar, ob die Originale einiger Figuren uns am Ende nicht an den Kragen gehen würden und ob die Sendermenschen und Streamerleute mit uns mitlachen würden. Am Ende hat sich niemand dem zauberhaften Märchen über den Medienwandel verwehren können. Aber ja, heikel war es dann doch zwischendrin, politisch sowieso und sehr, sehr lustig. Viel Vergnügen damit!
Alexander Hesse & Lasse Scharpen
"Das Runddorf, die Figuren, die Musik und der besondere Vibe von 'Hallo Spencer' haben mich als Kind gepackt" - Kurzinterview mit Produzent und Drehbuchautor Jan Böhmermann
Wie nah ist der Film an der wahren Geschichte?
Wie jedes Märchen ist auch unseres vollkommen wahr.
Warum wollten Sie "Hallo Spencer" wieder ins Fernsehen bringen?
Wir wollen und vor allem können "Hallo Spencer" gar nicht wieder ins Fernsehen bringen. Uns geht es vor allem darum, "Hallo Spencer" vor dem Ende zu retten und die Geschichte von Winfried Debertin und seiner zauberhaften Welt zu erzählen. Ohne unseren Film wären Kasis Baumhaus, Lexis Pilz, Poldis Vulkanwelt und der Eisenbahnwaggon von Elvis und Lulu in der Sperrmüllpresse der Kulturgeschichte gelandet.
Was verbinden Sie mit "Hallo Spencer"? Inwiefern hat "Hallo Spencer" Sie geprägt?
Das Runddorf, die Figuren, die Musik und der besondere Vibe von "Hallo Spencer" haben mich als Kind offenbar so gepackt, dass ich in den letzten zweieinhalb Jahren einen großen Teil meiner Energie und meiner Zeit darauf verwendet habe, gemeinsam mit einem tollen Team die Geschichte dieser verrückten Welt zu erzählen.
Wie ist die Idee zur Geschichte entstanden? Inwiefern haben Sie sich im Entstehungsprozess mit Winfried Debertin ausgetauscht?
Tim Wolff und ich haben Winfried Debertin 2021 bei einer Aufzeichnung des "ZDF Magazin Royale" kennengelernt und uns lange mit ihm unterhalten. Er hat uns vom bedauernswerten Zustand berichtet, in dem sich das Runddorf und die ganze "Hallo Spencer" Welt befunden hat. Tim und ich konnten es gar nicht glauben und haben Winfried dann gemeinsam mit unserem Co-Autor Elias Hauck und unserer Produzentin Julia Michel besucht. Und als wir da gemeinsam an diesem kalten Wintertag in der verfallenen Diskothek "MicMac" in Moisburg bei Hamburg zwischen all den Puppen, Aktenordnern, Kulissen und Requisiten aus vierzig Jahren "Hallo Spencer" standen, wusste wir: Wir müssen das festhalten und erzählen!
"Hallo Spencer" ist eine Mediensatire, weckt aber auch Kindheitserinnerungen und beinhaltet nostalgische Elemente. Würden Sie dem zustimmen oder wie ist die Gewichtung für Sie?
"Hallo Spencer - Der Film" ist ein Märchen.
In einer Szene sagt Jakob Sesam zu Dirk von Lowtzow: "Alles wird weggeworfen und vergessen. Menschen gehen, aber gute Ideen, die müssen doch bleiben, die müssen doch weiterleben." Da schwingt Wehmut mit. Geht alles mittlerweile zu schnell?
Vielleicht ja, vielleicht nein.
Dirk von Lowtzow singt im Film einen Song, ein Schlüsselmoment für Jakob Sesam. Inwiefern waren Sie an der Songentwicklung beteiligt?
"Das ist die Kunst", den Song, den Dirk zusammen mit den Quietschbeus singt, habe ich gemeinsam mit Albrecht Schrader geschrieben. Die Musik ist von Albrecht, der Text ist von mir. Aber ohne die Mitwirkung von Spencer-Schöpfer und Quietschbeus-Original-Texter Winfried Debertin konnten wir den Song natürlich nicht schreiben. Winfried Debertin hat persönlich die lyrischen Vorlagen für unser trauriges, verrücktes Lied geliefert und Dirk von Lowtzow hat unsere musikalische Geschichte sofort gefühlt und unglaublich gesungen.
Sie übernehmen in "Hallo Spencer" selbst eine Rolle. Sehen wir Sie jetzt öfter als Schauspieler?
Ich spiele im Film ein blaues Knetgummimännchen. Für mehr reicht es schauspielerisch nicht.
"Wir haben die Puppen in diesem Film in eine neue Dimension gebracht" - Kurzinterview mit Regisseur Timo Schierhorn
Was hat Sie an der Inszenierung von "Hallo Spencer – Der Film" besonders gereizt?
Als Musikvideoregisseur für Bands wie Deichkind und Tocotronic war es mir immer wichtig, einfache Bilder zu schaffen, die zugleich eine tiefere Bedeutung haben können. Mit "Hallo Spencer – Der Film" wollte ich im Fernsehfilmgenre neue Wege beschreiten. Die Puppen sind hier ein wesentlicher Bestandteil des Protagonisten Jakob Sesam und spiegeln seine Gefühle und Gedanken wider. Diese Verbindung zwischen der inneren Welt des Charakters und der äußeren Darstellung der heutigen Welt war für mich ein spannendes Setup für eine Mediensatire, die bewusst mehrschichtig und provokativ gestaltet ist.
Von der ersten Idee bis zur Ausstrahlung – wie verlief der Prozess?
Jan Böhmermann holte mich frühzeitig in sein Team. Gemeinsam besuchten wir die alte Diskothek, wo Winfried Debertin die originalen Requisiten von "Hallo Spencer" aufbewahrte. Ab diesem Punkt halfen mir die Kamerafrau Jutta Pohlmann und die Szenenbildnerin Vicky von Minckwitz, das Drehbuch von Jan und seinen Autoren in Bilder zu übersetzen. Wir machten uns auf die Suche nach Locations, die den passenden Rahmen boten, um Jakob Sesams Geschichte zu erzählen. Es war mir wichtig, ihm trotz der Vorlage eine eigene Identität zu verleihen. Ein großes Glück war, dass die Schauspiellegende Rainer Bock die Hauptrolle übernahm.
Was war die Schwierigkeit daran, Schauspieler und Puppen gemeinsam vor der Kamera agieren zu lassen?
Wir haben die Puppen in diesem Film in eine neue Dimension gebracht: in die Realwelt, in die Gegenwart und auf Augenhöhe mit Menschen. Die Herausforderung bestand darin, dass Schauspielerinnen frei im Raum agieren, während Puppenspielerinnen sich verstecken können müssen. Um den Puppen glaubhaft Leben einzuhauchen, mussten die Spielerinnen die Puppe auf einem Monitor sehen und haben Stimmen der Puppen live am Set gesprochen. Diese technischen Anforderungen unter einen Hut zu bringen, ohne dass die Bildgestaltung und das Schauspiel darunter leiden, war eine spannende Herausforderung für mich als Debütant im Fernsehfilmgenre.
Welche Rolle spielt die Musik für den Film?
Jakob Sesam lebt in einer alten Diskothek. Musik ist daher nicht nur akustische Untermalung, sondern integraler Bestandteil der Erzählung. Das gipfelt im musikalischen Gastauftritt von Dirk von Lowtzow, der zusammen mit den Quietschbeus genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort alles auf den Punkt bringt.
"Die Zusammenarbeit am Film hat mich wieder an die alten Zeiten der 'Hallo Spencer'-Produktion erinnert" - Kurzinterview mit Winfried Debertin, dem Erfinder des Originals
Wie ist der Kontakt zu Jan Böhmermann entstanden?
Irgendwann zum Start des "ZDF Magazins Royale" im Hauptprogramm des ZDF gab es eine etwas krude Story über eine gewisse Fernsehfigur Spencer aus der Serie "Hallo Spencer" und dessen seltsamen Niedergang nach vielen missglückten Beziehungen bis hin zur Tatsache, dass er jetzt zu abseitigen Nerds mit Aluhüten und merkwürdigen Theorien gehöre. Zu allem Überfluss war dies auch noch dargestellt mit einer von dem "ZDF Magazin Royale" hergestellten Spencer-Figur.
Daraufhin habe ich sofort reagiert und wir haben eine Gegenreaktion auf meinem "Spencer TV"-Youtube.-Kanal gestartet, unter anderem mit einem gefakten "Spiegel"-Titelbild und der Headline "Böhmermann irrt". Unsere Gegenreaktion, auch ein vom Spencer-Spieler Achim Hall selbst gesprochenes Dementi, hat die Redaktion bei UFE vernommen. Jedenfalls hatte ich einige Wochen später das Glück, ins "ZDF Magazin Royale" eingeladen zu werden, um die "Hallo Spencer"-Figur Elvis als Teilnehmer einer Diskussionsrunde im Playbackverfahren am 23.11.2021 in Köln spielen zu dürfen.
Wie ist die Idee zum "Hallo Spencer"-Film entstanden?
Nach Aufzeichnungsende des "ZDF Magazin Royale" habe ich erfahren, dass Jan Böhmermann "Hallo Spencer"-Fan ist – und ein Teil seines Teams ebenso. Bei weiteren Unterhaltungen konnte ich einen meiner größten Wünsche in Sachen "Hallo Spencer" zur Sprache bringen. Nachdem 275 Halbstunden-Episoden der "Hallo Spencer"-Serie fürs TV produziert worden sind, wollte ich gerne die Herausforderung annehmen, um mit Spencer und seiner Truppe einen Kinofilm zu drehen.
Genau das war der Grund, warum ich dafür nicht nur alle Figuren auch nach Beendigung der TV Ausstrahlung 2013 aufbewahrt hatte, sondern auch sämtliche Dekorationen des Spencerdorfs, einen Großteil des Kostümfundus, Requisiten – und natürlich die Hauptsache: meine Original-Spielfiguren an sich, angefangen bei Spencer, Elvis, Poldi bis zum Teufelchen Nero und Aegidius Fontanelle, den Fremden, zu pflegen und aufzubewahren. Jan Böhmermann besuchte mich im Atelier in Hollenstedt und in der einige Kilometer entfernten ehemaligen Großdisko "MicMac" in Moisburg, um sich mit seinen Mitarbeitern die TV-Original-Klappmaulpuppen und vieles mehr anzuschauen.
Letztlich waren meine Gründe, warum ich all das aufbewahrt habe erste Grundlage für die Idee und das Konzept zum Film. Denn zu diesem Zeitpunkt war meine größte Sorge: Wohin mit all dem dort gelagerten Material, quasi meinem Lebenswerk aus 45 Jahren Filmschaffen für Kinder? Der Mensch, der mir ursprünglich das "MicMac" vermietet hatte, war in der Zwischenzeit verstorben, das "MicMac" an eine Immobiliengesellschaft verkauft und sollte nun in absehbarer Zeit abgerissen werden. Anstelle des "MicMac" sollten Wohnungen und ein Altersheim entstehen.
Wie hat es sich für Sie angefühlt, wieder an einer "Hallo Spencer"-Produktion beteiligt zu sein?
Die Zusammenarbeit am Film und dass ich auch zum Beispiel für den Song von Dirk von Lowtzow mitwirken durfte, hat mich wieder an die alten Zeiten der "Hallo Spencer"-Produktion erinnert, in denen ich nicht nur Stichwortgeber oder selbst Autor für Spencer-Geschichten gewesen bin, sondern - neben meiner Figurengestaltung - auch Producer und Texter der Quietschbeu-Songs.
Im Film sagt Dirk von Lowtzow zu Jakob Sesam: "Sie wirken wie jemand, der seit Jahrzehnten in den Köpfen von Millionen groß gewordener Kinder lebt." Wie haben Sie den Satz empfunden?
Dieser Satz spricht mir aus dem Herzen – obwohl nicht ich, oder Jakob Sesam, in den Köpfen groß gewordener Kinder lebe, sondern dass, was mir erlaubt war – für Kinderköpfe und -herzen kreativ zu erfinden und zu schaffen. Diese "Familiengesellschaft" der "Hallo Spencer"-TV-Serie hat sich, wie ich nach einiger Zeit der Produktion und Ausstrahlung erleben durfte, in die Herzen der Zuschauerkinder geschlichen. Nicht nur, weil es für unterschiedliche Altersgruppen jeweils adäquate Identifikationsfiguren gegeben hat, sondern weil diese auch einen realitätsnahen Umgang miteinander pflegten, ihre Probleme gegenseitig ernst nahmen, ohne dabei das ungeschriebene Gesetz zu missachten: Wir achten einander und verletzen uns als Persönlichkeiten auf keinen Fall. Damit war eine gewisse Idealisierung des sozialen Mit- und Füreinander zur Basis der Serie geworden, ohne dabei aber den Anspruch zu verlassen, reale Probleme lösen zu wollen bzw. Kinder in ihrer Gedankenwelt abzuholen. Auch die Anordnung der Behausungen der Figuren und deren Miteinander, das nachbarschaftliche Leben im Spencer-Runddorf, ist nicht konfliktfrei, wird aber lösungsorientiert thematisiert. Kinder sollten durch das Geschehene wissen: es gibt irgendwie immer einen Weg! Ich könnte hier diverse Beispiele anführen, bei denen die nunmehr oft Eltern gewordenen Fans von damals sagen, "verrückt, wie aktuell die Sendungen von damals, Themen aufs Korn genommen haben, als würden sie heutige Probleme schildern".Letztlich gab es über diesen Realitätsanspruch hinaus aber auch jede Menge Ausflüge in die Phantasie, ob in Bezug auf Problemlösungen, Kunst, Sprache, Musik, sodass immer wieder Versuche auftauchten, nicht nur "alltäglich" sein zu wollen. Welche Sendung hat schon auf verständliche Art und Weise Mozarts Zauberflöte erst in einer Folge geprobt, um sie dann in der nächsten aufzuführen?
Wenn ich mir also auf so eine Weise Kinderherzen erobern darf, dann habe ich vielleicht das große Glück, zusammen mit allen Mitwirkenden etwas geschaffen zu haben, was den Tag überdauert – "um in den Köpfen groß gewordener Kinder" dauerhaft einen Platz zu finden!
Die Puppen sind viele Jahrzehnte alt und wirken "Hallo Spencer – Der Film" doch immer noch zeitlos. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Spiel- und Realfilme sind immer wieder modischen Einflüssen unterworfen, die es in einer Serie mit Klappmaulfiguren/-puppen so nicht gibt.
Neben dem Äußeren sind die Persönlichkeit durch Stimme, Verhalten, Inhalt des Gesagten, die Art des Puppenspiels, der Ductus der Sprache und kleine Macken mindestens genauso wichtig. All diese Elemente zusammen machen die Figuren und ihre Wirkung aus – den Figuren eingehaucht durch die wichtigen Puppenschauspielern.
Letztlich sind die Figuren Wesen ihrer Zeit – und werden nicht vom Äußeren, sondern vom Inhalt her interpretiert und damit werden sie zeitlos.
Und daran anschließend: Das Ehepaar Wilde versucht im Film ein Umstyling der Puppen, um mit Ihnen in der Gegenwart erfolgreich zu sein: Wie hat Ihnen der neue Style gefallen?
Die vielen zeitgeschichtlichen, technischen und sonstigen Veränderungen, die es seit 1977/78, also seit etwas mehr als 50 Jahren gegeben hat, haben andere Sehgewohnheiten, andere modische Vorlieben, anderen technischen Alltagsumgang von so großer Radikalität ergeben, dass dieses Umstyling nur ein hilfloser Versuch sein kann, die Figuren in unsere Tage aufgrund von Äußerlichkeiten zu befördern.
Da das aber in so einer kurzen Szene nur ganz bedingt thematisiert und damit gelingen kann, stellt sich diese Frage für mich nicht. Es waren überdies auch nur ein paar Äußerlichkeiten, die hier zur "Umdekoration" der Puppen geführt haben. Um die Figuren in die Jetztzeit zu katapultieren, hätte es gewiss anderer, auch inhaltlicher Mittel bedurft. So hat man sie schlicht nicht voll-inhaltlich in die Gegenwart hieven können.
Aber ganz abgesehen davon kommt das ja auch im Film in der Aussage von Frau Jette Wilde bestens zum Ausdruck: "Man kriegt die Puppen aus den Eighties, aber nicht die Eighties aus den Puppen."
Apropos: Influencer waren die Spencers schon damals – nur nicht in Sachen Kosmetik, Styling oder für irgendwelche halbseidenen Produkte – sondern Influencer in Sachen soziales Miteinander und Verständnis füreinander!
"Den Puppenspieler:innen bei ihrer Arbeit zusehen zu dürfen, war ein Hochvergnügen!" - Kurzinterview mit Rainer Bock (Jakob Sesam)
Warum wollten Sie in "Hallo Spencer" mitwirken?
Weil Jan Böhmermann schon beim Schreiben an mich gedacht hat für die Rolle. Das mochte ich natürlich und dass das Buch in seiner kruden Mischung aus naiven Märchen und Mediensatire in keine Schublade passt.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Serie "Hallo Spencer"?
Gar keine. Ich kannte sie schlicht nicht, obwohl ich im Norden aufgewachsen und bis zu meinem 34sten Lebensjahr dort ansässig war.
In einer Szene sagt Jakob Sesam zu Dirk von Lowtzow: "Alles wird weggeworfen und vergessen. Menschen gehen, aber gute Ideen, die müssen doch bleiben, die müssen doch weiterleben." Stimmen Sie dem zu? Wenn ja, warum?
Wer kann dem nicht zustimmen??!! Nicht alles Neue ist per se besser als das Alte, und "früher war alles besser" ist genauso so ein Quatsch. Alte und neue Ideen und Werte gehören immer auf den Prüfstand der Lebenstauglichkeit der jeweiligen Generationen.
Sind Sie selbst nostalgisch?
Nostalgisch im Sinne der Verklärung sicher nicht, aber warum sich nicht an schöne Dinge und Erlebnisse erinnern dürfen?!
Wie haben Sie das Zusammenspiel mit den Puppen erlebt?
Den Puppenspieler: innen bei ihrer Arbeit zusehen zu dürfen, ihrer Kreativität und Freude, dem Stofflichen eine solche Lebendigkeit zu geben, beizuwohnen, war ein Hochvergnügen!
War dies eine besondere Herausforderung?
Nein , es war pure Freude.
Statements von Dirk von Lowtzow, Margarita Broich und Victoria Trauttmansdorff
Statement von Dirk von Lowtzow
Der Regisseur des Films "Hallo Spencer", Timo Schierhorn, wusste früh von meiner Begeisterung für Klappmaulpuppen und hatte mich gefragt, ob ich eine Gastrolle in dem Film übernehmen möchte. Ich habe natürlich sofort zugesagt! Es war schon immer mein Traum gewesen, mit Klappmaulpuppen gemeinsam zu performen.
Der Song, den ich im Film singe, "Das ist die Kunst", eine Art Mutmach-Hymne gegen Neoliberale Zumutungen und für künstlerische Autonomie, wurde dann auch von den "Quietschbeus" kongenial begleitet. Die beste Band, die ich je hatte.
Statements von Margarita Broich (Luise)
Die Idee, diese klugen und lustigen Figuren wieder lebendig werden zu lassen, hat mich berührt. Sie haben eine ganze Generation begleitet. Und dann durfte ich auch noch mit ihnen spielen! Dabei konnte ich sehen, wie sie zum Leben erweckt werden. Hinter jeder Figur steckt ein großartiger Puppenspieler.
Dazu war das Drehbuch super. Es beobachtet unsere heutige Medienwelt genau, böse und trotzdem darf man lachen.
Die Besetzung: ein Traum. Meine Rolle als "lesbischer Geist" – mit meiner hochverehrten Partnerin Victoria Trauttmansdorff – war das reine Vergnügen.
Statement von Victoria Trauttmansdorff (Peggy)
Ein Film über längst Vergessene, über Träumer, über Urgesteine der deutschen Fernsehgeschichte. Das hat mich fasziniert und leicht wehmütig gestimmt! Die wunderbaren Puppenspieler bei der Arbeit zu beobachten war beglückend.
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