Hitlers Macht

Dreiteilige ZDFzeit-Dokumentation

90 Jahre nach einem der folgenschwersten Momente des vergangenen Jahrhunderts, Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933, bietet das ZDF ab Mitte Januar einen Schwerpunkt zum Thema Nationalsozialismus an. Den Kern bildet die dreiteilige Dokumentation "Hitlers Macht". Zusätzlich gibt es weitere Angebote speziell für die ZDFmediathek, die sozialen Netzwerke und den Schulunterricht.

  • ZDF, dienstags, 17. Januar 2023, 20.35 Uhr, 24. und 31. Januar 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, NEU: voraussichtlich alle Folgen ab Sonntag, 15. Januar 2023, 10.00 Uhr, zehn Jahre lang

Texte

Über das multimediale Angebot zum Thema Nationalsozialismus

Der TV-Doku-Dreiteiler "Hitlers Macht" gibt den Überblick, liefert quellengestützte Bestandsaufnahmen und Analysen. Er wird flankiert von Beiträgen für die ZDFmediathek und die Social-Media-Kanäle des Terra X-Web, die das Thema gezielt für eine junge Zielgruppe aufbereiten und weiterführen.

Auf der Grundlage jüngerer Forschungsergebnisse stellt der Dreiteiler "Hitlers Macht" bisherige Einschätzungen auf den Prüfstand und liefert Antworten auf Fragen, die immer noch bewegen: Wie konnte ein "Niemand" binnen weniger Jahre eine solche Machtfülle erlangen? Was brachte die Menschen dazu, sich bedingungslos in die von Hitler propagierte "Volksgemeinschaft" einzureihen? Warum konnte sich der NS-Führer bis Kriegsende der Gefolgschaft der Mehrheit der Deutschen sicher sein? Warum folgten sie dem Diktator im Vernichtungskrieg auch dann noch, als dieser selbstzerstörerisch wurde? Wie war es möglich, dass von Deutschland das schlimmste Menschheitsverbrechen ausging, der Holocaust?

Historische Filmaufnahmen, Fotos, Dokumente, Grafiken, persönliche Zeugnisse und Analysen renommierter Expertinnen und Experten führen das System des "Führerstaates" vor Augen, richten dabei den Blick auf das Verhältnis von Herrscher und Volk. Namhafte Historikerinnen und Historiker kommen zu Wort – wie Ute Frevert, Mary Fulbrook, Robert Gerwarth, Heike Görtemaker, Benjamin Carter Hett, Johannes Hürter, Wolfram Pyta, Stephan Malinowski, Alexandra Richie, Brendan Simms, Timothy Snyder, Johannes Tuchel, Thomas Weber und Michael Wildt.
Graphic Novels stellen Schlüsselmomente hinter den Kulissen dar, illustrieren politische Wendepunkte. Neu entdeckte Privatfilmaufnahmen geben einen ungewohnten, bislang häufig von den Trugbildern der Propaganda verstellten Einblick in die Wirklichkeit der NS-Gesellschaft in Zeiten von Frieden und Krieg.

In der zweiteiligen Mediatheksdoku #HitlersMacht reist Mirko Drotschmann, MrWissen2go, virtuell ins Berlin der 1920er- und 1930er-Jahre. Dort geht er der Frage nach, warum Hitler vermutlich Social Media geliebt hätte und was die Psychologie von Mitläufern kennzeichnet. Die Terra Xplore-Wissenschaftsjournalistin Jasmina Neudecker geht in den beiden Beiträgen der Anfälligkeit für Fake News und dem Hang zu gruppenkonformem Verhalten auf den Grund.

Ein eigenes Tool, ein Online-Frage-Antwort-Spiel unter dem Titel "Deine Insel", ist in Zusammenarbeit mit der Bildungsstätte Anne Frank (Frankfurt/Main) entstanden. Hier geht es darum, Verhaltensformen transparent zu machen, die freie Gesellschaften in Gefahr bringen können.

Für den Programmschwerpunkt erstellte Unterrichtsmaterialien runden das multimediale Angebot ab.

"Hitlers Macht": Sendetitel, Sendetermine und Stab

ZDF: Dienstag, 17. Januar 2023, 20.35 Uhr
ZDFmediathek: ab Sonntag, 15. Januar 2023, 10.00 Uhr, zehn Jahre lang
Hitlers Macht: Der Aufsteiger (1/3)
ZDFzeit-Dokumentation

Ein Film von Stefan Gierer und Rudolf Peter

Kamera                       Thomas Frischhut, Tiemo Fenner
Schnitt                        Patrick Pardella
Grafik                          ZDF Digital
Produktionsleitung      Carola Ulrich, Philipp Müller
Produzent                   ZDF Digital
Redaktion                   Stefan Mausbach
Leitung                        Stefan Brauburger

 

ZDF: Dienstag, 24. Januar 2023, 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Sonntag, 22. Januar 2023, 10.00 Uhr, zehn Jahre lang
Hitlers Macht: Der Herrscher (2/3)
ZDFzeit-Dokumentation

Ein Film von Dagmar Gallenmüller und Karl Alexander Weck

Kamera                       Ion Casado, Oliver Priller
Schnitt                         Christian Bobsien
Grafik                          ZDF Digital
Produktionsleitung      Carola Ulrich, Philipp Müller
Redaktion                   Stefan Mausbach
Leitung                        Stefan Brauburger

 

ZDF: Dienstag, 31. Januar 2023, 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Sonntag, 29. Januar 2023, 10.00 Uhr, zehn Jahre lang
Hitlers Macht: Der Zerstörer (3/3)
ZDFzeit-Dokumentation

Ein Film von Jörg Müllner

Kamera                       Dirk Heuer, Klaus Sturm, Konrad Waldmann
Schnitt:                       Ute Aichele
Grafik                          ZDF Digital
Produktionsleitung      Carola Ulrich, Philipp Müller
Redaktion                   Stefan Mausbach
Leitung                        Stefan Brauburger

"Hitlers Macht": Inhalt

"Hitlers Macht: Der Aufsteiger" (1/3)
Wie konnte aus einem "Niemand" in wenigen Jahren ein Machtmensch werden, der eine Demokratie zu Fall bringt? Wo liegen die Momente, die Hitler zu Geltung und Einfluss verhalfen? Wer waren seine Unterstützer? Welche Stimmungen in der Bevölkerung kamen ihm entgegen?
Die NS-Propaganda stilisierte ihn zum Erfüller einer "deutschen Mission". Hitler selbst verstieg sich in dem Wahn von der eigenen "Vorsehung". Tatsächlich war er nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein bedeutungsloser Niemand. Der Gefreite des Krieges entschied sich nicht aus eigenem Antrieb für die Politik, vielmehr wirkte er wie ein vagabundierender Opportunist, ein Suchender, der nach der deutschen Niederlage zwischen linken und rechten Extremen lavierte. Es war die Reichswehr, die Hitler 1919 in München zum Propagandisten ausbildete, die Militärs unterstützten gezielt rechtsextreme Gruppierungen. Hitlers Talent als fanatischer Redner machte ihn zwei Jahre später zur unumstrittenen Führungsfigur in der NSDAP. Die deutsche Misere gehe allein auf innere und äußere Feinde zurück, hämmerte er seinem Publikum ein, fand dabei dankbare Gläubige. Der Antisemitismus, den er schon in Wien erlebt hatte, rückte vom Rand ins Zentrum seines Weltbildes. Damit einher ging die Behauptung von einem ewigen Kampf der Völker um Lebensraum, in dem sich die "höherwertige Rasse" durchsetzen würde. Im November 1923 griff Hitler zum ersten Mal nach der Macht – und scheiterte. Der sogenannte Marsch auf die Feldherrnhalle, der zum Sturz der Berliner Regierung führen sollte, endete im Kugelhagel der Münchner Polizei. Hitler wurde verhaftet. Die Richter hatten es in der Hand, seine Karriere zu beenden und einen weiteren Aufstieg zu verhindern. Doch die Justiz zeigte sich erstaunlich nachsichtig. Hitler konnte den Gerichtssaal als Propagandabühne nutzen und nach vorzeitiger Entlassung einen neuen politischen Anlauf wagen – unterstützt von nationalkonservativen Kultur- und Wirtschaftskreisen, die ihn regelrecht aufbauten. Als Ende der 1920er-Jahre heftige Krisen Deutschlands Wirtschaft und Politik erschütterten, sah Hitler seine Stunde gekommen. Mit gezieltem Terror und zügellosen Versprechungen schlug er Kapital aus der Unsicherheit. Die Weimarer Republik galt als glücklos und chaotisch, Hitler verhieß vermeintlich neue Größe und das Ende allen Übels. Gleichschritt statt Vielfalt, Volksgemeinschaft statt Parteien, Ordnung statt Freiheit, Führerwille statt Demokratie, solche Parolen verfingen bei vielen Deutschen. Bei den Reichstagswahlen 1930 erlangte Hitler zwar einen erstaunlichen Sieg, aber auch danach nie die absolute Mehrheit. Durch Intrige, Irrtümer und die Initiative demokratiefeindlicher Kräfte gelang es ihm schließlich, an die Macht zu kommen. Die Steigbügelhalter unter den Nationalkonservativen hofften, ihn zu zähmen und für eigene Zwecke einspannen zu können – bis zu dem Zeitpunkt, als er sie entmachtete.

"Hitlers Macht: Der Herrscher" (2/3)
Wie gelang es Hitler, in kurzer Zeit eine Republik in einen "Führerstaat" umzuformen? Wie vollzog sich die "Gleichschaltung" der Gesellschaft? Wie bereitwillig reihten die Deutschen sich ein? Wie weit reichte der Gleichklang von "Führer und Volk"?
Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 ins Amt des Reichskanzlers gehoben worden war, begann er mit der endgültigen Zerstörung der Demokratie und der Errichtung einer totalitären Diktatur. "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" lautete die zentrale NS-Parole – mit dem Anspruch, dass nur eine Macht und eine Meinung in Staat und Gesellschaft herrschen sollten. Es folgte die "Gleichschaltung" der Länder, von Parteien, Medien, Gewerkschaften, vielen weiteren Organisationen und der Kultur, was oft auch "Ausschaltung" bedeutete. Auch das Militär schwor Hitler auf sich ein, den "Führer und Reichskanzler". Politische Gegner, innerparteiliche Rivalen, Andersdenkende wurden beseitigt, angebliche "Volksschädlinge" wie die Juden ausgegrenzt und verfolgt. Gewalt war Hitlers Credo, Teil seines Denkens, seines Weltbildes. Es ging dem Diktator nicht nur um Macht. Er gehörte zu den Herrschern, die sich geradezu wahnhaft in eine Ideologie verstiegen, um sie ohne Skrupel in die Tat umzusetzen, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Ohne Hitler war das "Dritte Reich" nicht denkbar, doch er umgab sich mit Helfern, die sich ganz in seine Dienste stellten, um die Gunst ihres "Führers" buhlten. Sie waren Garanten seiner Macht. Angesichts der Rivalität von NS-Institutionen und Behörden konnte der Diktator nach dem Prinzip "teile und herrsche" taktieren und regieren.
Helfershelfer und -helferinnen fanden sich in allen Schichten der Bevölkerung. Viele versprachen sich nach Jahren der Unsicherheit durch den Beitritt zur NSDAP Vorteile. Hitlers Volk setzte sich in seiner Mehrheit nicht aus durch Gewaltandrohung verängstigten Untertanen zusammen. Es war eine Diktatur, die während der Vorkriegsjahre die Zustimmung der Massen suchte und auch fand. Terror und Zwang waren dosiert und auf bestimmte Gruppen konzentriert. Unerschütterlich war auch das Trugbild vom wirtschaftlichen Aufschwung der NS-Zeit, der in Wirklichkeit auf hemmungsloser Verschuldung und später auf Ausbeutung anderer Völker gründete. Viele Zeitgenossen fühlten sich gut aufgehoben in der Illusion einer vermeintlich unterschiedslosen Volksgemeinschaft. Nie zuvor in der Geschichte hat eine derart – auch technisch – perfektionierte Propagandamaschinerie ein totalitäres Regime so weitreichend befördert. Nach den Schritten, die dazu dienten, die NS-Herrschaft um jeden Preis zu sichern, geriet die Außen-, Rassen-, und Kriegspolitik immer mehr ins Zentrum von Hitlers Streben nach uneingeschränkter Macht.
Hitler ließ die Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland einmarschieren, schloss Österreich an das Deutsche Reich an, holte das Sudetenland "heim ins Reich", brach Versailler Vertragsbestimmungen, rüstete auf, ohne nennenswerten internationalen Widerstand. Führende Mächte Europas versuchten zu beschwichtigen, fielen auf die Propaganda herein, Deutschland wolle keinen Krieg. Hitlers Popularität im eigenen Land stieg mit jedem "Sieg" ohne Blutvergießen. Doch längst plante er hinter den Kulissen einen vernichtenden Angriff im Osten Europas.

"Hitlers Macht: Der Zerstörer" (3/3)
Wie hat Hitler "sein" Volk in einen mörderischen Eroberungskrieg führen können? Warum funktionierte die Maschinerie des Vernichtungskrieges und des Judenmordes so reibungslos? Wie sicherte sich der NS-Führer die Gefolgschaft – bis zum bitteren Ende?
Hitler betonte nach außen den Friedenswillen, doch hinter den Kulissen schwor er die führenden Militärs seit seiner Machtübernahme auf einen Vernichtungskrieg ein, der dem Deutschen Reich die Vorherrschaft in Europa und "Lebensraum" im Osten sichern sollte. Das Sterben der Bevölkerung in den eroberten Gebieten war Teil des mörderischen Plans. Verträge wie der Nichtangriffspakt mit Stalin dienten neben den verschwiegenen kriegerischen Absichten vor allem der Täuschung. Der Überfall auf Polen wurde zur Abwehr eines Angriffs durch den Nachbarn erklärt. So wie jeder künftige Feldzug von der Lüge begleitet war, man sei dem Feind nur zuvorgekommen, wodurch Hitler Zustimmung erlangte. Durch die sogenannten "Blitzsiege" 1939/40 brachte der angeblich "Größte Feldherr aller Zeiten" (Generalfeldmarschall Keitel) Kritiker im eigenen Land zum Verstummen und frenetisch jubelnde Massen hinter sich. "Führer befiehl, wir folgen", lautete die Parole, die auch in der Wehrmachtsführung galt. Auch in der Zeit der Niederlagen und Entbehrungen durch Kriegseinwirkung konnte er weiterhin auf Loyalität setzen. Systematisch ließ die nationalsozialistische Führung die besetzten Gebiete, vor allem im Osten, ausplündern, um die Versorgung an der Heimatfront zu sichern. Selbst unter den Bedingungen des Bombenkriegs funktionierte die Verwaltung und Kontrolle. Im größenwahnsinnigen Glauben an die eigene Unfehlbarkeit riss Hitler mehr und mehr die militärische Planung an sich und diktierte vom Kartentisch aus Weisungen bis auf Bataillonsebene. Dennoch blieb er auf den Sachverstand hoher Militärs angewiesen und lenkte ein, wenn sie geschlossen eine andere Meinung vertraten, sodass sie nicht, wie nach dem Krieg oft behauptet, von Hitler aus der Verantwortung genommen wurden. Fehlentscheidungen führte Hitler auf mangelnden Gehorsam der Befehlsempfänger zurück, versammelte zunehmend Ja-Sager und devote Generäle um sich, bis er in der Endphase jeglichen Realitätssinn verlor. Das Überleben des Attentats am 20. Juli 1944 gab seinem Glauben an die "Vorsehung" neue Nahrung, viele Volksgenossen ließen sich beeindrucken von der scheinbaren "Unverwundbarkeit" ihres "Führers".
Hauptschuldige an allem, was Deutschland schadet, waren aus der Sicht Hitlers ohnedies die Juden. Er machte sie schon im Voraus verantwortlich für den kommenden Weltenbrand, den er selbst entfesselte. Die Dimension des millionenfachen Mordens überschritt jede Grenze des bislang Vorstellbaren, auch die aufwendige, nahezu reibungslose Logistik des Verbrechens. Die arbeitsteilige Durchführung und Berufung auf den "Führerwillen" erleichterte es den Ausführenden, sich nicht für die Tat verantwortlich zu fühlen, zudem handelten viele aus Überzeugung. Die Ahnung, dass angesichts der von Deutschen verübten Verbrechen die Folgen einer Niederlage verheerend sein würden, bestärkte das militärische Durchhalten und die Gefolgschaft gegenüber dem NS-Regime bis in die letzten Kriegstage. Erst Hitlers Tod setzte dem Spuk ein Ende, wobei es noch Jahrzehnte dauern sollte, bis die Niederlage von der Mehrheit der Besiegten als Befreiung begriffen wurde.

"Hitlers Macht": Zitate von Expertinnen und Experten

Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter "Gedenkstätte Deutscher Widerstand"

…. über das "System Hitler":
"Hitlers politisches Handeln ist auf Lüge und Täuschung ausgerichtet. Er hat ein politisches Ziel oder er hat mehrere politische Ziele und Täuschung und Lüge, Versprechen, die nicht gehalten werden – da haben Sie das System Hitler."

… über die lange währende Zustimmung der Deutschen für Hitler:
"Wir fassen uns heute an den Kopf und sagen: Wie kann es tatsächlich möglich sein, dass diese Zustimmung so lange anhielt? Und dann sehen wir, wie tief auch rassistisches Denken, rassistische Ideologie, antisemitische Ideologie in vielen Deutschen verankert waren. Dass sie eben auch bereit waren, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu dulden. Dass sie klaglos zugesehen hatten, wie ihre Nachbarn in Deutschland deportiert wurden. Das heißt also, sie haben die Bereitschaft, ob des eigenen Vorteils wegzuschauen. Und es gibt dann auch irgendwann bei vielen Deutschen tatsächlich eine Komplizenschaft.

 

Dr. Stephan Malinowski, Historiker, Universität Edinburgh

… über Hitlers frühe Reden:
"Diese Bierhallen muss man sich vorstellen wie Konzertbesuche. Die Leute zahlen ja Eintritt dafür, die sind nicht zufällig da und dann redet da jemand, sondern die stehen an und die gehen dahin. Und das wird auf Plakaten angekündigt: Hitler spricht!"

 

Prof. Dr. Thomas Weber, Universität Aberdeen

…. über Hitlers Redetalent:
"Er konnte schreien. Er konnte weich, er konnte hart klingen. Er hat sehr bildreich gesprochen. Und so hat er einfach die Leute mitgenommen. Sie grölen, sie jubeln, sie rufen etwas rein, und das liegt Hitler sehr."

 

Prof. Dr. Michael Wildt, Humboldt Universität zu Berlin

… über den Wahlkampf der NSDAP:
"Die NSDAP hat ganz massiv auf Redner gesetzt. In den kleinen Orten haben sich die Leute auch deshalb ernst genommen gefühlt, weil auf einmal Vertreter einer Partei, die ihre Stimmen haben will, zu ihnen kommen und persönlich ihr Programm vorstellen. Und all das kann man, glaube ich, nicht unterschätzen in der Wirkung, dass Menschen nicht unbedingt von der NSDAP überzeugt waren, aber schon beeindruckt waren, was diese Partei auf die Beine stellt."

 

Dr. Heike Görtemaker, Historikerin

…. über den Kreis derer, die Hitler nach dem gescheiterten Putsch 1923 und nach der anschließenden Inhaftierung in Landsberg unterstützen:

"In diesem Moment tut sich ein Kreis von Mäzenen zusammen, pilgert auch zu ihm nach Landsberg, besucht ihn ständig und redet ihm ja fast ein, er habe die Begabung zum Herrscher. Und hier muss man sich fragen: Ist nicht eigentlich Hitler, der zur Macht verführte?"

… über Hitlers "soziale Intelligenz":
"Hitler hatte eine sehr hohe soziale Intelligenz. Er war in der Lage, Freundschaften zu schließen und diese auch zu pflegen. Man kann Gefolgschaft nicht befehlen. Das heißt, die Menschen kamen zu ihm und folgten ihm."

… über Hitlers Hofstaat:
"Eva Braun ist für Hitler eine seelische Stütze. Alle anderen im Inner Circle sind es auch. Er braucht diesen Zirkel als Resonanzraum. Hitler zieht sich immer vor wichtigen Entscheidungen dorthin zurück, im Kreise seiner engsten Vertrauten, seines sozialen Zirkels. Ein Mensch, der permanent von anderen Menschen umgeben ist, trifft keine einsamen Entscheidungen. Er ist immer begleitet worden. Hitler lebt im Grunde ein betreutes Leben."

 

Prof. Dr. Alexandra Richie, Universität Warschau

… über Hitlers Aufstieg zur Macht:
"Hitlers Aufstieg zur Macht wurde möglich durch die äußeren Umstände: die tragische Kriegsniederlage, den Zerfall und die Krisen der Weimarer Republik. Er wurde aber auch möglich durch einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, sein Redetalent und seine Fähigkeit, die Deutschen zu manipulieren."

 

Prof. Dr. Ute Frevert, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin

… über Hitlers Volk in Kriegszeiten:
"Worauf Hitler sich schon verlassen konnte, war: In dem Moment, in dem ein Krieg ausbricht, schart sich das Volk um den Führer, und es gilt als absolut illoyal und unpatriotisch, dann noch Kritik zu äußern."

… über Hitlers Reaktion auf die zunehmende Bombardierung deutscher Städte:
"Hitler zieht sich zurück, um die Verantwortung für diese massiven Zerstörungen und das Leid nicht selber auf sich zu ziehen. Es sind immer andere, die versagt haben, die nicht genug getan haben, um die Städte zu schützen."

 

Prof. Dr. Brendan Simms, Universität Cambridge

… über Hitlers Sicht auf die Sowjetunion
"Hitler sieht die Sowjetunion nicht als massive militärische Bedrohung an. Im Gegenteil, er hält die Sowjetunion für geschwächt, da sie von den Juden geführt wird, geschwächt durch ein paar Jahrzehnte Bolschewismus. Er greift die Sowjetunion vor allem deshalb an, weil sie schwach ist und weil er den Lebensraum und die Ressourcen in der Sowjetunion sichern muss."

 

Prof. Dr. Benjamin Carter Hett, Universität New York

… über Hitlers Verantwortung für den Holocaust
"Die Verbrechen des Holocausts sind ohne Hitler nicht denkbar. Hitlers Rolle ist absolut entscheidend. Es gibt eine Fülle von Beweisen für seine Befehlsverfahren. Es gibt genügend Beweise für die Rolle, die er gespielt hat. Es gibt genügend Beweise für die Dominanz seines eigenen Denkens und seiner eigenen Vorstellung davon, was der Holocaust sein sollte."

Mediatheksdoku "#HitlersMacht"

#HitlersMacht
Zweiteilige Mediatheksdoku
ab Sonntag, 15. Januar 2023, 12.00 Uhr unter
Hitlers Macht - ZDFmediathek bzw. https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/plus-schule-themenpaket-hitlers-macht-100.html

Moderation                             Mirko Drotschmann, Jasmina Neudecker
Buch und Regie                     Episode 1: Nina Dürr und Barbara Radl; Episode 2: Marlene Mogk und Barbara Radl
Virtual Production                   Mario Hill, Dominic Ladendorf, Dennis Wetzel
Kamera                                   Stefan Göppert, Jarek Presnück, Christian Weber
Schnitt                                    Daniel Mackensen
Grafik                                      Mario Hill, Christian Michelmann, Susan Schäfer
Dokumentation                       Daniel Schmedeshagen
Produktion                              Philipp Müller (ZDF), Florian Kutzner (ZDF Digital)
Producerin                              Nina Dürr (ZDF Digital)
Head of Content                     Jörg Hartema (ZDF Digital)
Wissenschaftliche Beratung  Prof. Dr. Christian Bunnenberg
Redaktion                               Stefan Gierer, Bernd Mütter
Leitung                                   Stefan Brauburger

Eine Produktion der ZDF Digital Medienproduktion GmbH

 

Inhalt

In der zweiteiligen Mediatheksdoku "#HitlersMacht" reist Mirko Drotschmann virtuell ins Berlin der 1920er- und 1930er-Jahre. Dort geht er der Frage nach, warum Hitler vermutlich Social Media geliebt hätte: Dieses Gedankenexperiment erlaubt es, einem Social Media-orientierten Publikum zu zeigen, wie Hitler zu einer Art "analogem Influencer" wurde und wie die Psychologie von Mitläufern funktioniert.

Berlin als virtuelle Studiokulisse erlaubt Mirko Drotschmann, der in seiner Community mit dem YouTube-Kanal "MrWissen2go Geschichte" bekannt ist, seine Erläuterungen mit historischen Plakaten, Fotos und Filmmaterial zu illustrieren und dadurch dokumentarische Passagen einzuordnen. Diese analysieren die Selbstinszenierung der Nazis und ihre Propagandastrategien und zeigen, wie geschickt sie die Krisen der Zeit für sich ausnutzten. Wie sie auf Massenpsychologie, Mitläufertum und modernste Medientechnik setzten, um die Macht in Deutschland zu erringen und zu festigen. Schon die NSDAP entwickelte "zielgruppenspezifischen Content": gezielte Propaganda für Arbeiter, Bauern, Frauen, junge Menschen. Auch Emotionalisierung, Polarisierung und "Fake News" waren in der Nazi-Propaganda an der Tagesordnung. Und die strenge Fokussierung auf visuelle Reize wie auch die Identifikation der Partei mit ihrem "Führer" Hitler waren Strategien, mit denen die Nazis die politische Beeinflussung der Bevölkerung revolutionierten.

"#HitlersMacht" blickt nicht nur in die Vergangenheit: Die Terra Xplore-Wissenschafts­journalistin Jasmina Neudecker bezieht den Medienwissenschaftler Olaf Hoffjann, Professor an der Universität Bamberg, und Juliane Degener, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg, mit ein, führt Experimente durch, die generelle Anfälligkeit für Fake News und den Drang zu gruppenkonformem Verhalten greifbar machen.

 

Stefan Gierer und Bernd Mütter (Redaktion Zeitgeschichte) über "#HitlersMacht":
"Auch wenn jungen Menschen das historische Geschehen in Deutschland vor 90 Jahren fern erscheinen mag – gegen die Funktionsweisen und Mechanismen, die einst Hitlers Macht ermöglichten, sind auch aufgeklärte Menschen von heute nicht automatisch immun. Durch "#HitlersMacht" sollen die Userinnen und User nicht nur das historische Geschehen verstehen, sondern befähigt werden, sich vor ähnlichen Strategien heute zu schützen. Am Ende eröffnen Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker Handlungsperspektiven: Wie verhalte ich mich, wenn ich mit meiner Meinung allein gegen eine Gruppe stehe? Wie schütze ich mich vor Manipulation?"

Internet-Spiel "Deine Insel"

Deine Insel
Online-Spiel
ab Sonntag, 15. Januar 2023, 12.00 Uhr unter
Hitlers Macht - ZDFmediathek bzw. https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/plus-schule-themenpaket-hitlers-macht-100.html und
https://deine-insel.zdf.de/

Konzept und Text       Bildungsstätte Anne Frank e.V.
Umsetzung                 ZDF Digital Medienproduktion GmbH / Sophia Beus, Nina Dürr, Jörg            Hartema, Stefanie Jellen, Patrick Jeremic, Franz-Aliu Okunega, Eva Witte
Technische Umsetzung         in Kooperation mit NWON GmbH / Felix Buchmüller, Dr. Reik Stiebeling
Technische Betreuung           Marc Hoffrichter (ZDF)
Produktion                              Philipp Müller (ZDF)
Redaktion                               Stefan Gierer, Bernd Mütter (ZDF)

 

"Deine Insel" ist ein Frage-Antwort-Spiel, das auf den ersten Blick keinen Zusammenhang zu 1933 zu haben scheint. Es entstand in Zusammenarbeit mit der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main und bietet den Userinnen und Usern die Möglichkeit, eine kleine Inselgesellschaft nach ihren eigenen Vorstellungen, Werten und Regeln aufzubauen.

Ein Chatbot bittet um Antworten auf etwa ein Dutzend Fragen. Dabei müssen die Userinnen und User auswählen, welche Werte für das Inselleben handlungsleitend sein sollen: Wie sollen Entscheidungen fallen, Fehlverhalten sanktioniert oder Ressourcen verteilt werden? Wie wird mit Herausforderungen umgegangen, zum Beispiel mit Besuchern von außen. Die Auswahl fällt unter Zeitdruck und der Chatbot und die Inselbewohnerinnen und -bewohner geben Rückmeldungen dazu.

Was sich als einfaches "Spiel" gibt, kann helfen, Mechanismen transparent zu machen, die freie Gesellschaften herausfordern oder gar in Gefahr bringen können. In den Fokus rückt die Frage: Wie konnte 1933 in Deutschland aus einer Demokratie eine Diktatur werden, und was bleibt 90 Jahre nach der Machtübernahme Hitlers als zeitlose Erfahrung und Mahnung?

Unterrichtsmaterial zu "Hitlers Macht"

Zum Thema "Hitlers Macht" hat der Historiker und Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Christian Bunnenberg von der Ruhr-Universität Bochum ein innovatives didaktisches Konzept entwickelt, das den Lehrenden mithilfe der Inhalte des ZDF-Programmschwerpunkts Anregungen zur Gestaltung des Unterrichts gibt.

Die Unterrichtsmaterialien orientieren sich an den Leitfragen der Dokumentationen sowie den Lehrplänen. Neben der Arbeit mit den Filmen und dem Begleitangebot werden weiterführende Quellen und ein Modul miteinbezogen, in dem es auch um Gestaltungsfragen zeithistorischer TV-Dokumentationen und Auseinandersetzungen darüber geht, was den Schülerinnen und Schülern die quellenkritische Einordnung entsprechender Programme ermöglichen soll.

Die Unterrichtsmaterialien werden ab Sonntag, 15. Januar 2023, 12.00 Uhr unter folgendem Link abrufbar sein:
 Hitlers Macht - ZDFmediathek bzw. https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/plus-schule-themenpaket-hitlers-macht-100.html

Wie mächtig war Hitler? / Statement von Stefan Brauburger, Leiter der ZDF-Zeitgeschichte

Über 25 Jahre ist es her, dass sich das ZDF mit dem Mehrteiler "Hitler – eine Bilanz" (1995) in einem groß angelegten Projekt der Person des "NS-Führers" genähert hat. Und immer noch dauert die Diskussion an, wie absolut und eigenständig der ehemalige Weltkriegsgefreite seine Macht ausübte, mit welchem Ausmaß von Unterwerfung und Gewalt, ob als starker oder "schwacher Diktator" (Mommsen). Arbeiteten ihm zahllose Helfer und Helfershelfer entgegen und nahmen selbst erheblichen Einfluss oder war Hitler letztlich der alles Bestimmende, der omnipotente Herrscher? Stützte sich seine Diktatur vor allem auf Repression, Kontrolle und Terror oder konnte er auf kollektive Zustimmung setzen – mit willigen Vollstreckern auf allen Ebenen? Fühlte sich die Gesellschaft eher unterdrückt oder fügten sich große Teile der Deutschen bereitwillig in den NS-Staat ein, im Geiste der propagierten Volksgemeinschaft?

Jüngere Forschungen rücken den NS-Diktator wieder mehr in den Mittelpunkt, sehen ihn mehr im Zentrum eines zentralistischen, personalistischen und auch charismatischen Herrschaftssystems, mit enormer Machtfülle als Politiker und Feldherr. Das meint keineswegs, Hitler als eine Figur dastehen zu lassen, dessen "Allmacht" und Bann in einer Art und Weise auf die Deutschen wirkten, dass sie sich dem gar nicht entziehen konnten und deshalb weniger Verantwortung tragen. Vielmehr geht es um die Prämisse, dass das "Dritte Reich" mit seinen Strukturen und Menschen eindeutig auf Hitler zulief und auf ihn ausgerichtet war. Dass einem unangefochtenen Herrscher ein Volk gegenüberstand, das sich in seiner großen Mehrheit von ihm als – berufenen "Führer" – beherrschen ließ. Auf dieser Grundlage konnten wechselseitige Bestätigung, Bestärkung und auch Radikalisierung wirksam werden. Der NS-Staat fand Stützen in allen Schichten der Bevölkerung, bei vielen "kleinen Führern", denen es auch nicht schwerfiel, Menschen zu denunzieren, zu verfolgen, die Vernichtung ihrer Existenz in Kauf zu nehmen oder gar zu betreiben, denn sie teilten und verfochten das nationalsozialistische Welt- und Menschenbild.

In diesem Kontext bleibt die Frage virulent: Wie war Hitlers Machtfülle beschaffen? Wie entwickelte sie sich? Wie stand es um die Ursprünge, die Mittel, ihre Reichweite und Wirkungen? Dies führt auch zu den klassischen Machtindikatoren von totalitären Diktaturen: eine Ideologie, die in der Gesellschaft vorhandene Stimmungen und Vorurteile zuspitzt und instrumentalisiert; ein omnipräsenter und moderner Propagandaapparat; Repression und Terror gegen tatsächliche oder vermeintliche Gegner, Begünstigung von Anhängern, ein absolutes Gewaltmonopol und die Herrschaft einer Massenpartei. Entscheidend für den Aufstieg sind Krisen, soziale Nöte großer Teile der Bevölkerung, auch kollektiv empfundene Demütigungen, klare Feindbilder im In- und Ausland. Diktatorische Macht versucht alle Lebensbereiche zu durchdringen; oft steht am Ende die Radikalisierung durch Verbrechen und Krieg.

Es geht in der dreiteiligen Dokumentation "Hitlers Macht" sowie im Angebot der ZDFmediathek und Social-Media-Kanäle darum, Antworten zu geben, mithilfe renommierter Expertinnen und Experten. Ziel ist dabei auch, einem jüngeren Publikum vor Augen zu führen, wie das dunkelste Kapitel unserer Geschichte von einem Herrscher geprägt wurde, der in nahezu allen Teilen der Bevölkerung bis zum "bitteren Ende" – auch noch angesichts von Vernichtungskrieg und Verbrechen – Rückhalt fand. Es gilt aber auch, zeitlose Mechanismen von Diktaturen darzustellen, die noch heute Wirkung entfalten, die Bedrohung von Freiheit und Frieden, auch mit militärischer Gewalt. Und es geht darum, einschneidende historische Erfahrungen zu vermitteln, um jenen Kräften in unserer Gegenwart entgegenzutreten, die unsere Demokratie aushöhlen oder zerstören wollen. Extremismus, Antisemitismus, Staatsverachtung, Fake News-Kampagnen, aber auch politisch oder rassistisch motivierte Anschläge und Morde sind Phänomene unserer Zeit. Die Gefahr, diejenigen zu unterschätzen, die sich außerhalb der Rechtsordnung sehen, Terror und Gewalt gegen Menschen planen oder verüben, die Gesellschaft gegen den demokratischen Staat mobilisieren und den Umsturz wollen, bleibt.

Chronologie 1918 - 1945

9. November 1918 Abdankung Kaiser Wilhelm II / Ausrufung der Republik.
Hitler ist zu diesem Zeitpunkt im pommerschen Pasewalk und kuriert dort eine Gasverletzung aus. Im Verlauf des Monats reist er nach München.

21. Februar 1919 Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.
Unter den Teilnehmern des Trauerzugs fünf Tage später befindet sich auch der einstige Gefreite Adolf Hitler.

10. Januar 1920 Der Versailler Vertrag, der am 28. Juni 1919 unterzeichnet worden war, tritt in Kraft. Die dort festgeschriebenen Bedingungen für Deutschland – vor allem die Zuweisung der alleinigen Kriegsschuld und hohe Reparationen – werden in erster Linie von rechten Kräften für ihre Propaganda gegen die Republik missbraucht.

24. Februar 1920 In München geht die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) aus der DAP hervor. Hauptpunkte ihres Parteiprogramms: "Aufhebung des Versailler Friedensvertrages", "Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft von Juden" und "Stärkung der Volksgemeinschaft". Am 29. Juli 1921 wird Mitbegründer Adolf Hitler zu ihrem neuen Parteivorsitzenden gewählt.

8./9. November 1923 Hitler-Putsch in München. Nachdem im Herbst 1923 die Hyperinflation immer neue Rekordwerte erreicht, kommt es im Oktober zu Protesten von links und rechts des demokratischen Spektrums. Der von Hitler initiierte Versuch, von München aus die "Nationale Revolution" gegen die verhasste Weimarer Republik auszurufen und mit Tausenden Anhängern den Marsch gen Berlin anzutreten, endet im Kugelhagel der Polizei bereits an der Feldherrnhalle.

25. Oktober 1929 New Yorker Börsenkrach. Es ist der Beginn der Weltwirtschaftskrise, in dessen Folge die Arbeitslosigkeit in Deutschland binnen drei Jahren von drei Millionen auf über sechs Millionen anstieg. Profiteure dieser Entwicklung sind die Parteien an den äußeren Rändern des politischen Spektrums.

14. September 1930 Die NSDAP wird bei den Reichstagswahlen zweitstärkste Fraktion nach der SPD. Im Vergleich zu den Wahlen 1928 wächst die Partei um 15,5 Prozent auf 18,3 Prozent an. Sie verfügt nun über 107 der 577 Sitze im Parlament.

31. Juli 1932 Vorgezogene Reichstagswahlen. Die NSDAP wird erstmals stärkste politische Kraft. Sie kann ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln und landet bei 37,3 Prozent. Mit nunmehr 230 Sitzen erreicht sie zusammen mit der anderen radikalen Partei KPD (89 Sitze) eine dezidiert antidemokratische Mehrheit im Reichstag.

6. November 1932 Bei den erneuten Reichstagswahlen verliert die NSDAP gut 4 Prozent und kommt nur noch auf 196 Abgeordnete. Einen Monat später, am 3. Dezember 1932, ernennt Hindenburg General Kurt von Schleicher zum Reichskanzler.

30. Januar 1933 Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er übernimmt die Führung einer Koalitionsregierung von NSDAP und nationalkonservativen Bündnispartnern.

27. Februar 1933 Der Reichstagsbrand führt bereits am darauffolgenden Tag zur Verabschiedung der Notverordnung "Zum Schutz von Volk und Staat" durch das Reichskabinett. Damit werden wesentliche Grundrechte außer Kraft gesetzt.

23. März 1933 Mit den Stimmen der noch anwesenden Parteien im Reichstag – mit Ausnahme der SPD – wird das sogenannte Ermächtigungsgesetz beschlossen. Danach kann die Regierung unter anderem am Parlament vorbei Gesetze beschließen. Das Gesetz ist nach der Reichstagsbrandverordnung der zweite Schritt auf dem Weg zur sogenannten Gleichschaltung von Staat und Gesellschaft. Am 2. Mai 1933 folgt die Auflösung der Gewerkschaften, am 22. Juni 1933 ergeht das Verbot der SPD.

30. Juni 1934 Dem sogenannten Röhm-Putsch fallen bis zum 2. Juli 1934 etwa 200 Menschen zum Opfer. Hauptstoßrichtung der von Hitler befohlenen Mordaktion ist die Spitze der SA mit ihrem Chef Ernst Röhm. Aber auch der vormalige Reichskanzler Kurt von Schleicher und interne Parteirivalen wie Gregor Strasser werden liquidiert.

2. August 1934 Hitler wird Staatsoberhaupt, als "Führer und Reichskanzler": An diesem Tag war der inzwischen 86-jährige Reichspräsident Paul von Hindenburg verstorben. Bereits am Vortag hatte das Reichskabinett ein Gesetz über die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten beschlossen.

16. März 1935 Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Aufbau der Wehrmacht. Anderthalb Jahre nach dem Austritt aus dem Völkerbund betreibt Deutschland fortan offiziell eine massive Aufrüstung der Armee.

15. September 1935 Beschluss der "Nürnberger Gesetze", die zu einer Entrechtung der jüdischen Bevölkerung führen.

7. März 1936 Besetzung der entmilitarisierten Zone des Rheinlands. Damit wird der Versailler Vertrag von 1919 gebrochen.

12. März 1938 Deutsche Truppen marschieren in Österreich ein. Hitler hatte am Tag zuvor das "Unternehmen Otto" befohlen. Rund 65.000 Soldaten und Polizisten sind an der Aktion beteiligt. Am 15. März 1938 verkündete Hitler auf dem Heldenplatz in Wien unter dem Jubel von ca. 250.000 Menschen "den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich".

29. September 1938 Treffen des italienischen, französischen, englischen und deutschen Staatschefs. In der Folge des "Münchner Abkommens" musste die Tschechoslowakei das Sudetenland abtreten. Bereits am 1. Oktober 1938 rücken Teile der Wehrmacht in die sudetendeutschen Gebiete ein. Ein Zugeständnis der Partner, mit dem der Frieden in Europa gewahrt bleiben sollte. Am 15. März 1939 erfolgte zudem der nicht verabredete Einmarsch deutscher Truppen in die restliche Tschechoslowakei.

9. November 1938 Überall im Deutschen Reich werden Synagogen angezündet, jüdische Geschäfte geplündert und ab dem 10. November 1938 folgen Deportationen jüdischer Menschen in Konzentrationslager. Mindestens 30.000 werden inhaftiert, Hunderte sterben durch die Haftbedingungen oder Hinrichtungen. Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden ab 1933 hin zu ihrer systematischen Vertreibung und Unterdrückung.

1. September 1939 Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Vorausgegangen war ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt vom 23. August 1939, dessen geheimes Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens zwischen Stalin und Hitler vorsah. Am 3. September 1939 ergeht die britische und französische Kriegserklärung an das Deutsche Reich.

10. Mai 1940 Beginn des Westfeldzugs gegen Frankreich, der bereits am 22. Juni 1940 siegreich endet. In den sogenannten "Blitzkriegen" war zuvor schon Polen unterworfen worden. Am 9. April 1940 waren zudem Dänemark und Norwegen besetzt worden.

22. Juni 1941 Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion. Zuvor waren am 6. April 1941 bereits Jugoslawien und Griechenland angegriffen worden, ein halbes Jahr später, am 11. Dezember 1941, erklärt Hitler den Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg, nachdem Bündnispartner Japan kurz zuvor die Amerikaner in Pearl Harbour attackiert hatten.

20. Januar 1942 Auf der sogenannten "Wannseekonferenz" wird die "Endlösung der Judenfrage" eingeleitet, in deren Folge etwa sechs Millionen Menschen im Holocaust ermordet werden. Am 26. März 1942 kommen im Lager Auschwitz die ersten Deportationszüge mit zur Vernichtung bestimmten Juden an.

30. Mai 1942 Die gesamte Innenstadt Kölns wird durch 1000 britische Bomber zerstört.

19. November 1942 Beginn der sowjetischen Gegenoffensive bei Stalingrad, in deren Verlauf die 6. Armee unter General Paulus eingekesselt wird. Die Schlacht endet am 2. Februar 1943 mit der Kapitulation. Über 100.000 deutsche Soldaten gehen in Gefangenschaft, nur etwa 6000 kehren Jahre später zurück. Ein Wendepunkt des Krieges. Am 18. Februar 1943 verkündet Propagandaminister Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast den "totalen Krieg".

6. Juni 1944 Beginn der alliierten Invasion in der Normandie. Am 25. August 1944 ist Paris befreit.

20. Juli 1944 Das Attentat auf Hitler im Hauptquartier Wolfschanze scheitert. Ein Großteil der beteiligten Verschwörer wird in den folgenden Wochen und Monaten hingerichtet. Der Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg wird bereits am 21. Juli 1944 erschossen.

12. Januar 1945 Die Rote Armee beginnt bei Warschau mit ihrer Winteroffensive gegen die deutsche Wehrmacht.

30. April 1945 Adolf Hitler begeht in der Berliner Reichskanzlei Selbstmord. Am 7./8. Mai 1945 erfolgt die Kapitulation der Wehrmacht in Reims und Berlin-Karlshorst. 

Zusammenstellung: Stefan Mausbach

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