Holocaust-Gedenktag 2024 in ZDFinfo

Dokus- und Dokureihen zum Thema

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. Der Ort gilt heute als Synonym für den Holocaust. ZDFinfo zeigt am Holocaust-Gedenktag 2024 Dokus und Dokureihen die sich mit Judenhass und mit der NS-Diktatur beschäftigen. Darunter sind zwei Filme, die erstmals ausgestrahlt werden: "Warum Judenhass?" beobachtet jüdisches Leben in Deutschland vor und nach dem 7. Oktober und spricht mit Betroffenen, Aktivisten und Experten. "Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur" beleuchtet die erschütternden Schicksale von drei Personen, die wegen ihrer Identität und Sexualität verfolgt wurden.

  • ZDF Mediathek, Themenseite ab Montag, 22. Januar 2024, 5.00 Uhr
  • ZDF info, Samstag, 27. Januar 2024, ganztags

Texte

Überblick: ZDFinfo-Dokuangebot am Holocaust-Gedenktag 2024

Das gesamte ZDFinfo-Dokuangebot am 27. Januar 2024 finden Sie <<HIER>>

Kurzinhalt der Dokus und Dokureihen (chronologisch)

Ab 5.30 Uhr (zwei Folgen): "Geheime Unterwelten der SS"
"Wunderwaffen und Verstecke":
Kein anderes Bundesland wird mehr mit Geheimnissen des "Dritten Reiches" in Verbindung gebracht als Thüringen – im Zweiten Weltkrieg ein Zentrum der unterirdischen Rüstungsindustrie.
"Das Rätsel der Zittwerke": Die Zittwerke, eine ehemalige Kaserne und Rüstungsfabrik aus dem Zweiten Weltkrieg bei Zittau (Sachsen), geben noch immer Rätsel auf.

 

7.00 Uhr: "ZDF-History: Freude am Töten? Streitfall Wehrmacht"
Systematisch wurden deutsche Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg abgehört. Die Alliierten hofften, auf diese Weise kriegswichtige Geheimnisse zu erfahren. Was gaben die Wehmachtsoldaten preis?

 

7.30 Uhr: "Flucht vor den Nazis. Wie der Leica-Fabrikant Juden rettete"
Die zwei Gesichter des Fabrikanten Ernst Leitz II: Er war Mitglied in Hitlers NSDAP und rettete jüdische Freunde und Familien vor dem Tod. Diesen Antagonismus deckt Fotograf und Rabbi Frank Dabba Smith auf.

 

Ab 8.15 Uhr (drei Folgen): "Hitlers Sklaven – Die Geschichte der NS-Zwangsarbeit"
Die Dokureihe erzählt die Geschichte der Zwangsarbeiter und zeigt das System der NS-Zwangsarbeit an Einzelschicksalen. Die Filme vereinen wissenschaftliche Analysen mit persönlichen Erlebnissen von ehemaligen Zwangsarbeitskräften oder ihren Nachkommen.

 

10.30 Uhr: "Die Deutschen und der Holocaust"
Die Erinnerungskultur der Deutschen galt lange als vorbildlich. Aber dennoch: Rechte Kräfte sind wieder auf dem Vormarsch. Rückt das Gedenken an den Holocaust in den Hintergrund?

 

Ab 11.15 Uhr (acht Folgen): "Die Wahrheit über den Holocaust"
Die Reihe richtet sich dabei besonders an junge Menschen, die heute mehr über die historischen Hintergründe des Mordes an den europäischen Juden erfahren wollen. Sie lässt 61 international renommierte Historiker, Autoren, Journalisten und Künstler aus den USA, Israel und Europa zu Wort kommen, unter ihnen Ian Kershaw, Saul Friedländer, Amos Oz und Georg Stefan Troller.

 

17.15 Uhr: "Flucht vor den Nazis. Wie der Leica-Fabrikant Juden rettete"
Die zwei Gesichter des Fabrikanten Ernst Leitz II: Er war Mitglied in Hitlers NSDAP und rettete jüdische Freunde und Familien vor dem Tod. Diesen Antagonismus deckt Fotograf und Rabbi Frank Dabba Smith auf.

 

18.00 Uhr: "Ein Tag in Auschwitz"
Die Dokumentation fokussiert einen "typischen" Tag in Auschwitz, Ende Mai 1944. Doch sie beleuchtet auch verschiedene Wege, die Opfer, aber auch Täter nahmen, bevor sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager kamen. Authentische Fotos, Zeichnungen von KZ-Häftlingen, aber auch Selbstzeugnisse der Lager-SS werden filmisch und grafisch in die 90-minütige Dokumentation eingefügt, Schauplätze auf den Fotografien mit Orten der Gedenk-Anlage heute abgeglichen, der Weg durch den Tag vor Ort rekonstruiert - in den geschichtlichen Kontext gestellt und durch Zeitzeugen und Historiker gedeutet.

 

19.30 Uhr: "Schindlers Liste – Eine wahre Geschichte"
Der Film besucht zwei Menschen, die Vorlage für Figuren in Steven Spielberg Film "Schindlers Liste" waren. Einer von ihnen ist Mietek Pemper, dessen Leben als Vorlage für den jüdischen Sekretär Itzhak Stern diente.

 

20.15 Uhr: "Warum Judenhass? Antisemitismus in Deutschland" / ERSTAUSSTRAHLUNG
Die Doku beobachtet jüdisches Leben in Deutschland vor und nach dem 7. Oktober, spricht mit Betroffenen, Aktivisten und Experten und geht der Frage nach: Woher kommt der Hass und wie groß ist das Problem?

 

21.00 Uhr: "Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur" / ERSTAUSSTRAHLUNG
Drei ergreifende Schicksale zeigen, wie Homosexuelle in der NS-Zeit unterdrückt wurden, aber auch, wie sie lebten und überlebten. Ihren Geschichten gehen der Schauspieler Jannik Schümann und die Aktivistinnen Kerstin Thost und Julia Monro nach.

 

Ab 21.45 Uhr (zehn Folgen): "Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund"
Die zehnteilige Dokureihe erzählt aus internationaler Perspektive vom Aufstieg und Untergang des Nationalsozialismus und untersucht die Ursachen für den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch, der aus einer krisenhaften Demokratie in Krieg und Völkermord führt. Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse steht neben den Motiven der Täter auch die Verantwortung eines erheblichen Teils der damaligen deutschen Bevölkerung im Fokus der Reihe. Was hat den Aufstieg der Nazis begünstigt, was den Weg zum Völkermord an den Juden ermöglicht?

"Warum Judenhass? Antisemitismus in Deutschland": Sendedaten, Stab (Auswahl) und Inhalt

ZDFinfo: Samstag, 27. Januar 2023, 20.15 Uhr / ERSTAUSSTRAHLUNG
ZDFmediathek: ab Montag, 22. Januar 2023, 5.00 Uhr, zwei Jahre lang
Warum Judenhass? Antisemitismus in Deutschland
Ein Film von Svaantje Schröder

Buch und Regie:         Svaantje Schröder
Kamera:                      Leonard Bendix, Robinson Krause
Schnitt:                       Robinson Krause
Ton:                            Konstantin Riedel
Produzent:                  Tim Gorbauch, Bewegte Zeiten Filmproduktion
Redaktion:                  Christian Deick, Imke Meier
Sendelänge:               circa 45 Minuten

"Für Juden gibt es ein Leben vor und ein Leben nach dem 7. Oktober", sagt der deutsch-jüdische Rapper Ben Salomo. Als Terroristen der Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfallen, ist die Welt geschockt und voller Anteilnahme. Israel reagiert mit massiven militärischen Gegenangriffen. Das Thema Antisemitismus wird wieder zu einem offen diskutiertes Problem in Deutschland, emotional aufgeladen wie lange nicht – doch ist es wirklich schlimmer geworden?

Die ZDFinfo Doku "Warum Judenhass?" beobachtet jüdisches Leben in Deutschland vor und nach dem 7. Oktober, spricht mit Betroffenen, Aktivisten und Experten und geht der Frage nach: Woher kommt der Hass und wie groß ist das Problem? Antisemitisch motivierte Gewalt gerät im Herbst 2023 fast täglich in die Schlagzeilen, Jüdinnen und Juden berichten von offenem Hass und Diskriminierung. Doch gleichzeitig gibt es in Deutschland viel Solidarität und Anteilnahme mit Israel, gestützt durch ein klares Bekenntnis der Politik.

Fakt ist, auch schon vor dem 7. Oktober 2023 war Antisemitismus in Deutschland allgegenwärtig. Statistiken zeigen: Die Anzahl antisemitischer Vorfälle sind in den vergangenen Jahren auf erschreckend hohem Niveau. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 war nur die Spitze eines Eisbergs. Fast täglich werden Stolpersteine, jüdische Friedhöfe und Gebäude beschmiert, jüdische Menschen beschimpft oder in den Sozialen Medien beleidigt. Antisemitismus wird häufig dem rechten Rand der Gesellschaft zugeschrieben, es gibt ihn aber auch von links und aus der Mitte. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und den Gegenschlägen des israelischen Militärs kommen antisemitische Anfeindungen zunehmend auch von Muslimen – "migrantischer Antisemitismus" beherrscht die Diskussion.

Das beobachten auch Saba-Nur Cheema und Meron Mendel. Er ist Jude, sie Muslima. Das Ehepaar ist schockiert über die aufgeheizte Situation. Trotzdem warnen sie vor Pauschalisierungen. Nicht alle Palästina-Solidaritätskundgebungen sind Pro-Hamas-Demonstrationen, nicht alle Pro-Palästina-Rufe sind Antisemitismus.

Judenhass gibt es seit Jahrhunderten. Antisemitismus war schon häufig die einfache Antwort auf komplexe Fragen. Für die Dokumentation "Warum Judenhass?" spricht die Autorin Svaantje Schröder mit Experten und Betroffenen aus Deutschland und Israel über die unterschiedlichen Formen von Antisemitismus. Die in Tel Aviv lebende Psychologin und Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen erzählt über die Ursprünge des Hasses, Rapper und Aktivist Ben Salomo zeigt auf, mit welcher Wucht Antisemitismus in den sozialen Medien auf ihn einprasselt und der in Israel lebende Historiker Mosche Zimmermann analysiert die aktuelle Situation und leitet daraus Forderungen an Politik und Zivilgesellschaft ab.

O-Töne aus "Warum Judenhass?"

Rosa Jellinek, Gründungsmitglied "Keshet Deutschland", über ihr Lebensgefühl als Jüdin in Deutschland:
"Ich fühle mich als Jüdin in Deutschland nicht sicher. Ich trage immer einen Davidstern als Kette und es ist krass, dass ich auf einmal nachts auf dem Heimweg die Kette nach hinten drehe oder ab mache."

Prof. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, über die lange unterschätzte antisemitische Gefahr von rechts:
"Rückblickend auf den Anschlag in Halle ist festzustellen, dass wirklich diese antisemitische Gefahr von rechts deutlich in der Gesamtgesellschaft, aber auch in der Politik unterschätzt wurde."

Ben Salomo, ehemaliger Rapper und Aktivist gegen Antisemitismus, über den Einschnitt den der 7. Oktober 2023 bedeutet:
"Es gibt für uns Jüdinnen und Juden ein Leben vor dem 7. Oktober 2023 und ein Leben danach. Seitdem fühlt man sich wie in einem totalen Belagerungszustand."

Prof. Samuel Salzborn, Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin, über die Entnazifizierung:
"Die Entnazifizierung ist ein Phänomen gewesen, das nur die oberste Führungselite des Regimes betroffen hat, also die absoluten Spitzen. Aber eine Aufarbeitung in Bezug auf Familiengeschichten hat es überhaupt nicht gegeben. Und insofern prägen diese Menschen auch die Gesellschaft weiter. Das antisemitische Weltbild, das sie aus dem Nationalsozialismus mitgebracht haben, war dadurch nicht verschwunden."

Ayelet Gundar-Goshen, Psychologin und Autorin, über Vorurteile durch Sozialisation:
"Ich glaube, man wird Antisemitismus niemals bekämpfen, wenn man nicht bereit ist zu erkennen, dass er in uns allen steckt. Bei Sexismus und Rassismus ist es genauso: Man wird in eine bestimmte Gesellschaft hineingeboren und entsprechend sozialisiert. Wir atmen die Einflüsse ein, nehmen sie auf – auch wenn du nicht willst, dass es in dir ist. Und wenn man sich das nicht eingesteht, dass Vorurteile uns beeinflussen, dann wird man sie auch niemals bekämpfen können."

"Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur": Sendedaten, Stab (Auswahl) und Inhalt

ZDFinfo: Samstag, 27. Januar 2024, 21.00 Uhr / ERSTAUSSTRAHLUNG
ZDFmediathek: ab Dienstag, 16. Januar 2024, 5.00 Uhr, fünf Jahre lang
Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur
Film von Sebastian Scherrer

Buch und Regie:         Sebastian Scherrer
Kamera:                      Michael Khano, Patrick Meyer-Clement (Inszenierungen)
Producer:                    Fabio Mauro
Ton:                            Luca Schliefer
Ausstattung:                Judith Prollius
Kostüm:                      Laura Schäffler
Produzent:                  Florian Hartung, Februar Film
Redaktion:                  Annette Harlfinger, Silvia Menzel
Sendelänge:               circa 45 Minuten

Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Rudolf Brazda            Leon Rüttinger
Liddy Bacroff              Olivia Purka
Elli Smula                   Marion Hillebrandt
und andere

Außerdem:
Jannik Schümann, Kerstin Thost und Julia Monro als Pate und Patinnen der drei historischen Personen

 

Warum wurden Schwule, Lesben und Transpersonen im Nationalsozialismus verfolgt? Die Dokumentation zeigt, wie die Nazis Strafen verschärften und queere Menschen terrorisierten. Sexuelle Minderheiten wurden von den Nazis unterdrückt, eingesperrt und ermordet. Der Paragraf 175 kriminalisierte in der NS-Zeit homosexuelle Männer – doch die Nazis diskriminierten auch Lesben und Transpersonen. Sie sollten aus der "Volksgemeinschaft" ausgeschlossen werden. Mehr als 50.000 queere Menschen wurden nachweislich verfolgt.

Die Dokumentation beleuchtet drei ergreifende Schicksale im Kontext des NS-Terrors: Elli Smula wurde als lesbische Frau verfolgt, Liddy Bacroff als "Transvestit" von den Behörden schikaniert und Rudolf Brazda wegen seiner Homosexualität im KZ Buchenwald inhaftiert. Um ihre Geschichten zu erzählen, gehen der Schauspieler Jannik Schümann und die Aktivistinnen Julia Monro und Kerstin Thost auf Spurensuche in Archiven und sprechen mit Historikerinnen und Historikern. Sie erfahren, wie manche es trotz widrigster Umstände schafften, ihre Identität auszuleben und sich als queerer Mensch in der NS-Zeit zu behaupten.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete die liberale Ära der 1920er-Jahre abrupt. Die "Seuche der homosexuellen Liebe" sollte laut Naziideologie ausgerottet werden. SS-Chef Heinrich Himmler gründete die "Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung" und erklärte Homosexuelle zu Staatsfeinden.

Schon ab 1934 wurden nahezu alle Treffpunkte für queere Menschen durch die Nationalsozialisten zerstört. Razzien und Verhöre mit Folter gehörten zum Repertoire der Verfolger. Neben Polizei und Gestapo beteiligten sich auch Juristen und Mediziner an der Verfolgung sexueller Minderheiten. Die Akten zeigen: Etwa 50.000 homosexuelle Männer wurden zwischen 1933 und 1945 wegen Verstößen gegen Paragraf 175 verurteilt. Ihr Weg führte nicht nur in die Zuchthäuser, sondern oft auch in die Konzentrationslager.

Die Verfolgung von Lesben und Transpersonen ist schwieriger nachzuzeichnen, da die Strafverfolgung in der NS-Justiz für sie keine eigene Kategorie vorsah. Doch auch für sie fand das Regime eigene Methoden der Verfolgung. Mit dem Ende des Nationalsozialismus blieb das Unrecht, das man homosexuellen Menschen und Transpersonen angetan hatte, lange ungesühnt. Denn sie blieben auch nach 1945 gesellschaftlich unerwünscht. Erst am 27.1.2023 wurde ihnen im Bundestag offiziell gedacht. Eine Entschädigung haben die meisten für das erlittene Unrecht nie erhalten.

O-Töne aus "Verbotene Liebe"

Rudolf Brazda war wegen seiner Homosexualität im KZ Buchenwald inhaftiert. In einem bisher unveröffentlichten Interview sagt er über seine Jugend in der thüringischen Provinz:
 "Wir haben uns nicht versteckt vor den anderen Leute. Was sie gedacht haben, ist uns egal gewesen. Warum? Man ist eben so geboren worden und in so eine Gesellschaft geraten. Da kann man nichts dagegen machen."

Liddy Bacroff wurde als "Transvestit" von den Behörden schikaniert. Sie schreibt schon 1930 in Gefängnishaft ganz persönliche Texte über ihr Lebensgefühl :
"Dann aber mögen diese Träume ein Zeugnis dafür sein, wie sehr, das rein weibliche Gefühlsleben meiner Natur eigen ist, – und dem reellen Weib an Sinnlichkeit und Liebesleben dem Manne gegenüber mit aller Bestimmtheit – überlegen ist! gez. Liddy Bacroff, Transvestit"
"[...] ich atme Jugend, Jugend und Liebe die Enttäuschungen ertragen kann, selbst wenn ein Schicksal wie das meinige von so tragischer Bedeutung ist! Ich lebe, werde geliebt und gebe mich ganz meiner vielseitigen Liebe und Eigenschaft als Transvestit, einem jeden Manne!"

Prof. Dr. Philipp Osten, Medizinhistoriker, über die Praxis der "freiwilligen Kastration", die für manche ein Ausweg aus der Verfolgung zu sein schien:
"Freiwillig kann man ja eigentlich nicht sagen. Das sind Personen, gewesen, die im Gefängnis saßen, die verurteilt worden waren und die durch diese sogenannte 'freiwillige Entmannung', durch die Kastrationsoperation, hofften früher aus dem Gefängnis freigelassen zu werden. Das heißt, sie wurden dann im besten Fall begnadigt, weil sie nach der damaligen Vorstellung keine Gefahr mehr für die öffentliche Ordnung darstellten, weil ihr Triebleben erloschen sei."

Kerstin Thost, Aktivistin und "Patin" im Film, über ihre Gefühle in der Gedenkstätte Ravensbrück im alten Krematorium:
"Ich bin einfach vollkommen überwältigt hier zu sein. Mir vorzustellen, dass nicht nur Elli Smula, sondern auch 30.000 Opfer des NS hier gestorben sind und die aus so absurden Grünen wie der eigenen Sexualität hier inhaftiert wurden. Da fehlen einem wirklich die Worte."

Dr. Alexander Zinn, Historiker, über die Prozesswelle gegen Homosexuelle, in deren Zuge auch Rudolf Brazda verhört wurde:
"
Die haben das im Turbo-Tempo gemacht, was sonst auch nicht üblich war. Das war politisch motiviert. Die wollten halt ein Exempel statuieren."

Ricarda Rogalla, Expertin von der Gedenkstätte Ravensbrück, über lesbische Frauen im KZ Ravensbrück:
"Offiziell trugen sie kein Zeichen, kein rosa Winkel, weil das Lesbischsein nicht kriminalisiert war und es war offiziell aus SS-Sicht kein Haftgrund. Aber wir wissen, dass lesbische Sexualität hier im Lager verboten war, und zwar über die 'Vorläufige Dienstvorschrift' 1939."

Socialmedia-Aktivitäten von ZDFinfo

Am Freitag den 26. Januar 2024 gibt es um 17 Uhr ein bei ZDFinfo Instagram ein Live zum Thema "Queere Liebe in der NS-Zeit" mit Schauspieler Jannik Schümann. Er folgt in der Dokumentation den Spuren von Rudolf Brazda, der wegen seiner Sexualität im KZ Buchenwald inhaftiert war. Die User können bereits in den Tagen davor per Instagram Fragen an Jannik Schümann stellen.

 

Am 27. Januar 2024 erzählt ZDFinfo bei Instagram in einer Kooperation mit den Arolsen Archives außerdem exemplarisch die Geschichte von August Haucke. Weil er homosexuell war wurde er schon in den 30er Jahren inhaftiert und kam später in das Konzentrationslager Neuengamme. Die Arolsen Archives konnten hier Quellen zur Verfügung stellen. Außerdem ruft ZDFinfo in diesem Zusammenhang dazu auf, sich am Aufbau des digitalen Denkmals der Arolsen Archives, #everynamecounts, zu beteiligen.

Des Weiteren wird sich ZDFinfo am Holocaust Gedenktag auch bei Instagram anlässlich der Doku "Warum Judenhass" mit antisemitischen Codes beschäftigen.

Bei ZDFinfo TikTok wird erklärt was die Deutschen vom Holocaust wussten. Die Erinnerungskultur galt lange als vorbildlich. Doch wie steht es tatsächlich um das Wissen ?

PROGRAMMANGEBOT im ZDF

ZDF: Mittwoch, 24. Januar 2024, 0.45 Uhr
ZDFmediathek: schon jetzt verfügbar
Judenhass und das Feindbild Israel: Islamischer Antisemitismus in Deutschland (WH)
Film von Beate Frenkel und Michael Haselrieder

Hass gegen Juden wird in Deutschland wieder offen gezeigt: bei Demonstrationen, vor Synagogen und im Netz. Die Zahl antisemitischer Straftaten erreicht aktuell einen neuen Höchststand.
Die Dokumentation von Beate Frenkel und Michael Haselrieder zeigt, wie durch die Hetze im Netz der Hass auch auf die Straße getragen wird. Islamisten nutzen den Nahostkonflikt und heizen die Stimmung auf Instagram, Twitter oder Telegram an.
2021 wird ein Bombenanschlag auf die Synagoge in Hagen vereitelt – geplant von einem syrischen Flüchtling. Die Dokumentation begibt sich auf die Spuren des damals 16-Jährigen. Er hatte sich im Internet radikalisiert und folgte dort islamistischen Predigern.
Die Autoren begleiten Noam Petri aus Frankfurt am Main. Der 18-Jährige spielt Fußball beim Sportverband Makkabi. Schon als Kind wurde er auf dem Platz beleidigt, weil er Jude ist. Seitdem er sich gegen Antisemitismus einsetzt, erhält er immer wieder Hassbotschaften und wird auf Twitter beschimpft. Das Klima in Deutschland habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt Noam Petri.
Für die Dokumentation waren die Autoren in Deutschland, in den USA und in Israel unterwegs. Sie zeigen, wie Judenhass auch weltweit wieder zunimmt.

 

ZDF: Mittwoch, 24. Januar 2024, 1.15 Uhr
ZDFmediathek: N.N.
Hey, ich bin Jude! Jung. Jüdisch. Deutsch. (WH)
Film von Jan Tenhaven

"Wir sind keine Aliens!", sagen sie und wollen als ganz normale junge Menschen gesehen werden. In dieser Dokumentation erzählen junge Juden, was sie bewegt.
Das bedeutet es, die einzige Jüdin oder der einzige Jude auf der ganzen Schule zu sein? Sich mit Klischees oder Stereotypen rumschlagen zu müssen? Ein Film über den Alltag zwischen Sportplatz und Synagoge, Thora und Instagram, Schabbat und Party.
Auf deutschen Schulhöfen ist "Du Jude!" ein gängiges Schimpfwort. Antisemitische Sprüche, geschmacklose Witze und nervige Vorurteile gehören für junge Jüdinnen und Juden in Deutschland zum Alltag. Für sie ist es eine traurige Selbstverständlichkeit, dass sie ihre Kippa oder ihre Davidstern-Kette nicht überall offen tragen können – aus Angst vor Pöbeleien und Übergriffen.
Andererseits wollen sie raus aus der Opferrolle. Ilan (20) sagt: "Für viele sind wir eine Randgruppe, die einfach immer nur erniedrigt wird. Aber es ist falsch, dass wir nur darauf reduziert werden." Und Paula (12) ergänzt: "Ja, das wünsche ich mir, dass man nicht ständig komisch angeguckt wird."
Der Film zeigt, dass es ein lebendiges, junges jüdisches Leben in Deutschland gibt. So verschieden die jüdischen Jugendlichen sind – religiös, atheistisch, musikalisch, sportlich oder technisch interessiert: Sie alle eint, dass sie nicht nur als "Museumsstück" (Roman, 19) wahrgenommen werden wollen, sondern als aktive junge Menschen, die im Hier und Jetzt leben.
Die Dokumentation verzichtet auf einen Kommentar und besteht ausschließlich aus einfühlsamen Gesprächen mit jüdischen Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren, die der Filmemacher Jan Tenhaven in Berlin, Frankfurt am Main, Osnabrück, Essen, München und Weßling geführt hat. Ergänzt werden diese Gespräche von nüchternen Protokollen antisemitischer Vorfälle, vorgelesen von Iris Berben.

 

ZDF: Freitag, 26. Januar 2024, 23.30 Uhr
Mediathek ab 21.00 Uhr
aspekte: Ist unsere Erinnerungskultur gescheitert?

Deutschland hat eine umfassende Erinnerungskultur an den Holocaust entwickelt. Und doch nimmt der Antisemitismus zu. Was läuft da schief?
27. Januar, Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Schon immer nimmt, zu Recht, das Gedenken an den Holocaust eine besondere Rolle ein. Die deutsche Erinnerungskultur ist vielfältig, aber lässt sich damit der Antisemitismus überhaupt bekämpfen? Was haben wir falsch gemacht mit unserer viel gelobten Erinnerungskultur? Was müsste man, was könnte man verändern? Oder hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun?

Katty Salié besucht ein ehemaliges KZ, die Gedenkstätte Ravensbrück, spricht dort mit Matthias Heyl, dem Leiter der Bildungsstätte über die Möglichkeiten, dem Erstarken des Antisemitismus an einem solchen Ort entgegen zu treten. Sie trifft dort eine Schulklasse und ihren Geschichtslehrer und fragt, was der Besuch der Gedenkstätte bewirkt. Aus dem Besuch einer Überlebenden aus dem Lager hat sich die Zusammenarbeit mit der Comiczeichnerin Barbara Yelin ergeben. Ihre Graphic Novel "Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung" ist gerade erschienen. Welche Möglichkeiten der Erinnerung bietet ein Comic? Ist es ein gutes Medium, um dem Holocaust zu gedenken?
Am Berliner Holocaust-Mahnmal trifft Katty Salié Michel Friedman zum Gespräch über sein neues Buch "Judenhass". Angesichts des zunehmenden Antisemitismus sagt Friedman: die Erinnerungskultur ist gescheitert. Darüber reden Katty Salié und Michel Friedman auch mit Hetty Berg, der Direktorin des Jüdischen Museums in Berlin.
Der Künstler und Fotograf Luigi Toscano porträtiert, im Rahmen seines preisgekrönten Projekts "Gegen das Vergessen", seit 2014 weltweit Überlebende des Holocaust. Katty Salié trifft Toscano in Leipzig bei den Vorbereitungen einer aktuellen Ausstellung, die am 27.01.2024 eröffnet, und begleitet den Fotografen bei einem Treffen mit einer weiteren Überlebenden, die er für die Leipziger Ausstellung fotografiert.
Vielleicht liegt gerade in der Kultur ein Schlüssel zum Verständnis und damit gegen den Antisemitismus - zumindest müsste die Kenntnis der jüdischen Kultur hierzulande viel größer sein. Denn das Judentum ist nicht nur eine Religion, sondern auch ein Kulturschatz. Was verlieren wir als Gesellschaft, wenn wir diesen Schatz nicht sehen? Das fragt Mirna Funk in ihrem demnächst erscheinenden Buch "Von Juden lernen". Sie kommt gerade aus Israel zurück und berichtet über die Auswirkungen des, am 07. Oktober 2023 in eine neue Dimension getretenen, israelisch-palestinensischen Konflikts. Wie beeinflusst dieser Krieg unsere Erinnerungskultur? Und wie kann das Erinnern überhaupt helfen, dem  Antisemitismus wirksam entgegenzutreten?

 

ZDF: Montag, 29. Januar 2024, 0.20 Uhr
ZDFmediathek: ab Samstag, 27. Januar 2024, 10.00 Uhr
Displaced - verschoben, verdrängt, vertrieben (WH)

Buch und Regie:         Sharon Ryba-Kahn
Schnitt:                        Evelyn Rack
Kamera:                      Omri Aloni
Ton:                             Kai Ziarkowski, Jerome Huber
Produktion:                 Tondowski Films in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel, Filmuniversität Babelsberg und mit Förderung des mbb (Medienboard Berlin-Brandenburg)
Redaktion:                  Jörg Schneider (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)

Protagonist*innen:
Sharon Ryba-Kahn und Moritz Ryba, Chaim Ryba, Lounis Boudaa, Lukas Welz, Vivian Kanner, Romina Wiegemann, Benji Kaminski, Christiane Lehrer, Thomas Wiegemann, Ricarda Ruetz, Mara Hirschmüller, Veronika Rauch, Dr. Fred Frenkel, Piotr Jakoweńko, Dipl.-Psych. Maximilian Teicher, Robert Gollwitzer, Dr. Andreas Heusler, Chana Kaminski, Jankiel Bregman, Dr. Charlotte Knobloch, u.a.

Mit den Augen der dritten Generation nach der Shoah blickt die in München geborene Filmemacherin Sharon Ryba-Kahn auf sich selbst, auf ihre Familie und ihr deutsches Umfeld. Der Blick in ihre Familiengeschichte führt Sharon dazu, sich mit ihrem eigenen Leben auseinanderzusetzen und die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit an ihr nicht-jüdisches Umfeld zu stellen. Die Suche zeigt langsam die Kluft zwischen beiden Welten. Sharon Ryba-Kahn artikuliert in diesem Film das, was sie lange nur gedacht und gefühlt hat. Gleichzeitig bezieht sie ihre deutschen nicht-jüdischen Freunde in die Gespräche mit ein und stellt fest, dass der Wunsch danach, die Vergangenheit ruhen zu lassen, vor allem das Privileg der Tätergesellschaft ist.

PROGRAMMANGEBOT in 3sat

In 3sat sind von Freitag, 26.Januar bis Dienstag, 30. Januar 2024, u.a. die Spielfilme "Die Kinder von Windermere" (Großbritannien/Deutschland 2019), "Ein Tag - Bericht aus einem Konzentrationslager 1939" (BRD 1965), "Das Unwort" (Deutschland 2020), der Dokumentarfilm "Blinden Schrittes" (Frankreich/Deutschland 2020) sowie Dokumentationen zu sehen.

In Erstausstrahlung zeigt 3sat am Samstag, 27. Januar 2024, 19.20 Uhr, die Kulturdokumentation "Dr. Wenigers Auftrag – Das verspätete Erbe jüdischer Familien."
Der Kunsthistoriker und Provinienzforscher Dr. Matthias Weniger bringt jüdischen Familien Silber zurück, dass ihre Vorfahren während der NS-Zeit abgeben mussten.
Weniger arbeitet am Bayrischen Nationalmuseum in München. Wie viele andere deutsche Museen hatte auch dieses Museum Silber aus den jüdischen Zwangsabgaben von 1939 erworben. 84 Jahre lang lagerte es in einem Exponatenschrank. Weniger begann mit der Forschung: Wer hat damals welche Gegenstände abgegeben, wer sind die Nachkommen, wer ist erbberechtigt? Das Silber nicht einfach zu verschicken, sondern den Erben persönlich zurückzugeben, betrachtet er als seinen Auftrag. Im Sommer 2023 reist er nach Israel. Manche Erben reagieren distanziert, doch einige Familien haben ihn persönlich eingeladen.
Die Dokumentation von Liv Thamsen begleitet die Rückkehr des Silbers und taucht durch bewegende Zeitdokumente und Erzählungen tief in Familiengeschichten und persönlichen Schicksale der jüdischen Erben ein.

Das gesamte Angebot von 3sat, dem Programm von ZDF, ORF, SRG und ARD, zum Holocaust-Gedenktag finden Sie im 3sat-Pressetreff unter: https://pressetreff.3sat.de/programm/dossier/das-3sat-programm-zum-holocaust-gedenktag-mit-dem-dokumentarfilm-blinden-schrittes

Weitere Informationen

Fotos über ZDF-Kommunikation:
Telefon: 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/gedenktagholocaust

Ab Montag, 22. Januar 2024, 5.00 Uhr, ist in der ZDFmediathek die ZDFinfo-Themenseite zum Holocaustgedenktag 2024 verfügbar und folgender Link aktiv: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/holocaust-gedenktag--100.html

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