Karen Pirie – Echo einer Mordnacht

Serie nach dem Roman "Echo einer Winternacht" von Val McDermid

Nach Schauplätzen wie London ("The Chelsea Detective", "Luther"), Oxford ("Lewis"), Bath ("McDonald & Dodds"), der Grafschaft Yorkshire ("Inspector Banks") und fiktiven Orten wie "Midsomer" ("Inspector Barnaby") oder "Broadchurch" geht es auf dem Sendeplatz für internationale Krimiserien nun in die schottische Region Fife: Detective Sergeant "Karen Pirie" ermittelt an drei Sonntagen hintereinander rund um den beschaulichen Küstenort St. Andrews einen bisher nicht aufgeklärten Mordfall.

  • ZDF Mediathek, Alle Folgen nach der TV-Ausstrahlung vier Wochen lang
  • ZDF, Ab Sonntag, 23. Juli 2023, 22.15 Uhr

Texte

Taffe Ermittlerin im schottischen Fife

Eine junge Frau, die sich mit Intelligenz und Hartnäckigkeit in einer männerdominierten Berufswelt behaupten muss: Mit der taffen Ermittlerin Karen Pirie hat die schottische Bestseller-Autorin Val McDermid eine Polizistin erschaffen, die knifflige Cold Cases wieder aufrollt, welche für ihre Vorgänger bisher unlösbar schienen.

Beate Schaaf / Andrea Bette
Hauptredaktion Internationale Fiktion

Stab, Besetzung und Kurzinhalt

Drehbuch                           Emer Kenny

Regie                                 Gareth Bryn

Kamera                              Ryan Kernaghan

Schnitt                               Tim Hodges, Ben McKinstrie

Musik                                 Stephanie Taylor

Produktion                         ITV – Independent Television

Redaktion                           Andrea Bette

Länge                                3 x circa 85 Minuten

 

Die durchgehenden Rollen und ihre Darsteller*innen

DS Karen Pirie                    Lauren Lyle

DC Jason Murray                Chris Jenks

DS Phil Parhatka                Zack Wyatt

River Wilde                         Emer Kenny

DI Simon Lees                    Steve John Shepherd

Bel Richmond                     Rakhee Thakrar

Alex Gilby                           Ariyon Bakare

Alex Gilby (jung)                Buom Tihngang

Ziggy Malkiewicz                Alec Newman

Ziggy Malkiewicz (jung)      Jhon Lumsden

Weird Mackie                      Michael Shaeffer

Weird Mackie (jung)           Jack Hesketh

CSI Jimmy Lawson             Stuart Bowman

und andere

Kurzinhalt

In der auf dem Roman "Echo einer Winternacht" der schottischen Bestseller-Autorin Val McDermid basierenden Serie ermittelt Detective Sergeant Karen Pirie in einem ungeklärten Mordfall, der sich vor einem Vierteljahrhundert in dem Universitätsstädtchen St. Andrews ereignet hat. Nachdem eine populäre Podcasterin den mysteriösen Tod der Pub-Kellnerin Rosie Duff zum Thema gemacht hat, wird Karen Pirie damit beauftragt, den Cold Case noch einmal aufzurollen. Die junge Kriminalbeamtin stößt auf zahlreiche Ungereimtheiten.

Sendetermine und Inhalte der Folgen

Sonntag, 23. Juli 2023, 22.15 Uhr

Karen Pirie – Echo einer Mordnacht
Der Fall Rosie Duff

Die Pub-Kellnerin Rosie Duff wurde im Sommer 1996 in der kleinen schottischen Universitätsstadt St. Andrews ermordet. Rund 25 Jahre später macht die bekannte True Crime-Podcasterin Bel Richmond das Verbrechen wieder zum Thema. Sie erhebt schwere Vorwürfe, weil die Ermittlungen damals zu schnell eingestellt worden seien. Um in der Öffentlichkeit ein Zeichen zu setzen, beauftragt die Polizei eine junge Kriminalbeamtin mit der Wiederaufnahme des Falls: Detective Sergeant Karen Pirie soll die neuen Ermittlungen leiten. Doch schon bald wird deutlich, dass es sich eher um eine Alibi-Aktion handelt. Karen wird lediglich ein einziger Mitarbeiter, der unerfahrene Detective Constable Jason Murray, zur Seite gestellt. Das hält die engagierte Ermittlerin aber nicht davon ab, sich intensiv mit den Umständen von Rosies Tod zu befassen. Karen und Jason nehmen die drei Männer, die damals als Studenten das Opfer gefunden hatten, noch einmal unter die Lupe. Zudem stellt sich heraus, dass Rosie ein Kind hatte, das zur Adoption freigegeben wurde.

 

Sonntag, 30. Juli 2023, 22.15 Uhr

Karen Pirie – Echo einer Mordnacht
Das große Lügen

Die damaligen Studenten, die 1996 die tote Rosie gefunden hatten, geraten nun selbst ins Visier eines Mörders. Einer von ihnen, Ziggy Malkiewicz, wird von einem Auto angefahren und stirbt. Offenbar war es eine gezielte Aktion. Karen soll Ziggys Tod untersuchen. Dabei wird ihr ausgerechnet Detective Sergeant Phil Parhatka von der Mordkommission zur Seite gestellt, mit dem sie privat ein recht kompliziertes Verhältnis verbindet. Die beiden befragen Ziggys Ehemann, der Rosies gewalttätige Brüder im Verdacht hat. Allerdings gerät auch Ziggys Studienfreund Tom zunehmend in den Fokus der Ermittlungen. Karen und ihr Assistent Jason lassen ein dunkles Haar aus jenem Auto analysieren, das Tom in der Mordnacht vor 25 Jahren gefahren hatte. Zudem meldet sich Dorothy, die ihm damals ein Alibi gegeben hatte, und korrigiert einen Teil ihrer Aussage. Karen macht unterdessen Rosies leibliche Tochter Grace ausfindig. Wegen der Methoden, die sie dafür genutzt hat, bekommt die Polizistin allerdings Ärger mit ihren Vorgesetzten.

 

Sonntag, 6. August 2023, 22.15 Uhr

Karen Pirie – Echo einer Mordnacht
Späte Sühne

Nachdem Ziggy getötet wurde, kämpft nun auch Tom um sein Leben. Er ist nach einer Medikamentenüberdosis ins Koma gefallen. Karen vermutet, dass jemand ihn umbringen und einen Selbstmord vortäuschen wollte. Wer hat es auf die Studenten, die die tote Rosie entdeckten, abgesehen? Der Dritte im damaligen Bunde, Alex, wird allerdings plötzlich wieder zum Verdächtigen. Die vermeintlich verschollene Jacke, die Rosie in der Mordnacht trug, ist nun doch aufgetaucht. Darauf entdecken die Forensiker Spermaspuren von Alex. Bei Podcasterin Bel hat sich unterdessen ein Augenzeuge gemeldet, der 1996 in der Mordnacht als Taxifahrer unterwegs war. Er hat beobachtet, wie Rosie zu einem Mann in einen BMW gestiegen war. Der Polizist, mit dem er damals darüber gesprochen hatte, kam unglücklicherweise wenig später ums Leben. Karens heutiger Vorgesetzter, Chief Superintendent Jimmy Lawson, übernahm den Fall, konnte die Spur aber offenbar nicht mehr nachverfolgen. Als die aktuellen Ermittler einen zur Zeugenaussage passenden BMW ausfindig machen, wird klar, wer für Rosies Tod verantwortlich ist.

"Eine wundervolle Erfahrung, wie sich die Szenen entfalten"

Interview mit Autorin Val McDermid

Wie zufrieden sind Sie mit der Verfilmung Ihres Romans?

Ich war, ehrlich gesagt, begeistert, als ich die fertige Serie gesehen habe. Sie ist in vielerlei Hinsicht großartiges Fernsehen. Es geht spannend und aufregend zu, es gibt aber auch Momente voller Leidenschaft – die ganze Bandbreite an Emotionen. Zudem sieht meine Heimatregion Fife darin fantastisch aus (lacht). Das wiederum ist ein zweischneidiges Schwert. Eigentlich wollen wir gar nicht, dass es dem Publikum zu gut gefällt. Ansonsten sagt hinterher jeder: "Das ist ein schöner Ort, an dem ich meinen Urlaub verbringen möchte" oder sogar: "Ich möchte dorthin ziehen".

Sie kennen den ersten Fall von Karen Pirie natürlich in- und auswendig. Hat Sie die Serien-Adaption dennoch an der einen oder anderen Stelle überrascht?

Solche Überraschungen liegen in der Natur der Sache, weil ein Buch eben ganz anders erzählt wird als eine Serie. Mitunter lässt sich mit einem Kameraschwenk darstellen, was ich als Romanautorin auf vier oder fünf Seiten beschreiben muss. Es gibt in der Verfilmung einige sehr spannende Übergänge von einer Szene zur anderen, die ich überaus gelungen finde. Witzigerweise habe ich durch die Serie noch einmal einen völlig neuen Blick auf die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander bekommen. Wenn man etwas selbst kreiert hat, ist es erst einmal fest in der eigenen Vorstellungswelt verankert. Sieht man es dann in einem anderen Format, beginnt man an manchen Stellen zu grübeln: "Mmm, vielleicht hätte ich darüber noch einmal nachdenken sollen." (lacht) Es gibt also nicht immer nur positive Überraschungen. Aber für mich ist es eine wundervolle Erfahrung, jetzt von außen mitzuerleben, wie sich die Szenen entfalten. Dabei gibt es dann auch Dinge, die nur in der filmischen Aufbereitung möglich sind. Es kommt zum Beispiel ein abendlicher Lauf vor, der in St. Andrews beginnt und wenig später an einem Ort endet, der in Wirklichkeit 20 Meilen entfernt liegt. Die Magie des Fernsehens macht es möglich.

Was ist es für ein Gefühl, jene Charaktere und Schauplätze, die zunächst nur vor Ihrem geistigen Auge existiert haben, nun ganz konkret vor sich zu sehen?

Wenn ich etwas schreibe, habe ich eine sehr klare Vorstellung davon, wie die Charaktere aussehen, wie sie sich bewegen und wer sie sind. Kommt dann in der Verfilmung jemand vor, der gar nicht zu diesem Bild passt, muss ich erst einmal einen Schalter im Kopf umlegen. Ich stelle mir die Frage, ob das wirklich die Figur ist, die ich mir ausgedacht habe. Und die Antwort lautet dann: "Ja, natürlich ist sie das." Wenn es um Adaptionen meiner Bücher geht, muss ich mich immer wieder auf diesen Prozess einlassen und kleine Anpassungen in meiner Erwartungshaltung vornehmen. Das gilt auch für meine Leser. Sie machen sich oftmals ihr eigenes Bild von den Charakteren, die in meinen Büchern vorkommen – und das weicht mitunter von dem ab, was ich tatsächlich geschrieben habe. Wir alle lassen unsere eigenen Lebenserfahrungen und unsere Menschenkenntnis mit einfließen, wenn wir uns mit den Inhalten eines Buches oder eines Films beschäftigen. Man kann daher niemals allen Erwartungen gerecht werden. Es geht in erster Linie darum, ein Werk zu erstellen, das für einen selbst funktioniert.

Was zeichnet Lauren Lyle als Darstellerin der Karen besonders aus?

Sie spielt die Rolle mit viel Energie, Enthusiasmus und Vorstellungskraft. Und sie zieht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Lauren ist eine jener Schauspielerinnen, denen man sich nicht entziehen kann, wenn sie auf dem Bildschirm auftauchen. Das ist auch die Vorstellung, die ich von der Karen in meinen Büchern habe. Sie strahlt dieselbe Energie und auch eine gewisse Unberechenbarkeit aus. Zudem macht sie deutlich, dass man sie nicht unterschätzen sollte.

Das Unberechenbare der Figur auch in der Verfilmung angemessen zum Ausdruck zu bringen, war kein leichtes Unterfangen, oder?

Das denke ich auch. Es braucht schon eine intelligente Schauspielerin wie Lauren, um den Charakter so präzise zu zeichnen. Überhaupt scheint sie die Anforderungen, die durch die Drehbücher an sie gestellt werden, mit großer Leichtigkeit zu bewältigen. Das war auch mein Eindruck, als ich Lauren am Set beobachtet habe. Ich bin davon überzeugt, dass ihr Spiel in dieser Serie dem Publikum sehr gut gefallen wird.

Warum kommt die Figur der Karen Ihrer Meinung nach bei Ihren Lesern so gut an?

Das liegt daran, dass Karen als Charakter mit menschlichen Schwächen wahrgenommen wird. Sie ist nicht unfehlbar und trifft mitunter falsche Entscheidungen. Die Leser sehen sie als jemanden, dem sie nacheifern wollen oder den sie gerne als Freundin hätten. Karen ist kein Übermensch, der alles weiß und alles perfekt macht. Sie ist so wie die meisten von uns. Manchmal steht sie morgens auf und zieht noch einmal die Klamotten vom Vortag an, weil sie gerade nichts anderes findet, das ihr gefällt. Sie ist ein normaler Mensch. Das zeichnet sie in erster Linie aus.

"Jung, unverbraucht und auf dem besten Wege, beruflich richtig durchzustarten"

Interview mit Schauspielerin Lauren Lyle

Wie würden Sie Karen charakterisieren?

Sie ist eine zielstrebige junge Frau, die von manchen unterschätzt wird. Karen wird überraschend mit einer Aufgabe betraut, von der sie selbst weiß, dass sie sie bewältigen kann. Sie hat allerdings keine Unterstützung aus ihrem Umfeld. Es ist interessant, jemanden zu spielen, der sich in einer solchen Situation befindet. Karen weiß, dass sie die Fähigkeiten hat, um erfolgreich zu sein. Sie hat allerdings keine festgelegte Marschroute. Bei der Polizei ist es üblich, streng nach Vorschrift zu handeln. Karen orientiert sich aber vielmehr an dem, was aus ihrer Sicht gerade notwendig ist.

Würden Sie auch sagen, dass Karen zornig ist und sich von ihren Instinkten leiten lässt?

Sie ist nicht zornig. Ich denke vielmehr, dass es die Männer um sie herum ärgert, wie gut sie ihren Job beherrscht. Karen ist eine fähige Kriminalbeamtin, weil sie sich von dem leiten lässt, was sie für richtig hält. Die Kerle kommen damit nicht gut klar, weil sie selbst alles streng nach Vorschrift erledigen. Das kommt vor allem zwischen Karen und ihrem Mitarbeiter Mint zum Ausdruck. Er erscheint geschniegelt im Anzug zur Arbeit, während sie salopp gekleidet mit ihrer Bauchtasche herumläuft. Die beiden begegnen sich wie Außerirdische. Sie verstehen zunächst überhaupt nicht, wie der jeweils andere tickt. Für Karen ist klar, dass sie alles tun wird, was nötig ist, um den Fall zu lösen. Viele der männlichen Kollegen sehen das skeptisch, weil sie sich eben nicht immer im Rahmen des Erlaubten bewegt.

Sie haben bereits erwähnt, dass Karen ihren Job einfach gut beherrscht. Hat sie darüber hinaus noch weitere besondere Qualitäten?

Sie ist bisweilen kauzig (lacht). Sie geht durchs Leben und denkt nicht nach, bevor sie redet. Karen ist aber auch klug und zielstrebig, grundsätzlich ist sie ein optimistischer Mensch. Oft sind die Ermittler im Fernsehen ziemlich fertige Männer oder Frauen, in deren Leben Dinge passiert sind, an denen sie schwer zu tragen haben. Karen hingegen ist jung, unverbraucht und auf dem besten Wege, beruflich richtig durchzustarten. Einen solchen Charakter gibt es in Krimis eher selten zu sehen – ehrlich gesagt, fällt mir auf Anhieb gerade überhaupt keine andere TV-Polizistin ein, die noch unter 30 ist.

Hätten Sie sich jemals vorstellen können, dass Sie eine Polizistin spielen, noch dazu eine so junge?

Nein, überhaupt nicht. Es ist schon etwas ganz Besonderes, in einer britischen Krimiserie als Ermittlerin mitzuspielen. Ich hätte nie gedacht, dass ich dazu die Gelegenheit bekommen würde. Es kommt auch nicht oft vor, dass in solchen Serien eine nicht einmal 30-jährige Frau im Mittelpunkt steht. Und dann ist die Figur auch noch Schottin – so wie ich. Ich fand die Drehbücher sehr witzig und auch sehr ansprechend. Und die Geschichte ist absolut relevant. Val McDermids Roman bildet das Grundgerüst für eine Erzählung, in der viele Themen vorkommen, die die Menschen in unserer heutigen Gesellschaft beschäftigen. Für mich war die Arbeit an dieser Serie auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches. Sie fühlt sich sehr frisch an.

Haben Sie sich zur Vorbereitung auch in die Bücher von Val McDermid vertieft?

Ich habe mir das Hörbuch zum ersten Roman angehört, das erstaunlicherweise von einem älteren Mann gesprochen wird. Es war also eher ungewöhnlich, sich Karens Geschichte in dieser Form anzuhören. Sie taucht darin auch erst recht spät auf. Ich habe mich also mit der Romanvorlage beschäftigt, aber es war ebenso wichtig, sich davon lösen zu können. Die Serie ist in erster Linie Emers Interpretation der Geschichte. Val hat das vollkommen unterstützt.

"Karen ist eine Figur, die sich von anderen TV-Ermittlern abhebt"

Interview mit Drehbuchautorin Emer Kenny

Was hat Sie besonders an der Geschichte und an der Figur Karen gereizt?

Es gibt im TV viele Krimi-Protagonisten in den Dreißigern oder Vierzigern, die mit ihren Dämonen zu kämpfen haben – seien es Alkoholprobleme, die Nachwirkungen einer Scheidung, Spielsucht oder Ähnliches. Viele dieser Charaktere sind großartig, und ich sehe ihnen gerne zu. An Karen interessierte mich aber vor allem die Tatsache, dass sie so jung ist und noch gar keine Zeit hatte, all diese schlechten Erfahrungen zu machen. Allerdings hat sie es auf andere Weise schwer. Sie muss sich gegen die Männer in ihrem Umfeld behaupten, von denen sie massiv unterschätzt wird. Das kann ich gut nachvollziehen, und es ist sicherlich ein Thema, das viele Menschen, vor allem junge Frauen, beschäftigt. Karen ist somit eine Figur, die sich von anderen TV-Ermittlern abhebt. Ich genieße es zudem, etwas Humor in die Handlung einzubringen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Ich finde, dass das Leben an und für sich komisch ist. Menschen machen selbst in finsteren Situationen Witze, um irgendwie damit klarzukommen. Die Figur der Karen hat auch bei Val McDermid schon einen gewissen Sinn für Humor, auf dem ich gut aufbauen konnte. Ich habe zudem noch einige witzige Momente geschaffen, die durch das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere entstehen. Das gefällt mir sehr an dieser Serie.

In der Serie geht es auch um häusliche Gewalt, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. Warum war es Ihnen wichtig, diese Themen in die Drehbücher einzubringen?

Ich schreibe gerne fiktionale Stoffe, weil sich meine Meinung zu vielen Themen ständig verändert. In meinem Kopf habe ich tausende von Argumenten und Fragen, die ich verarbeiten muss. Drama ist eine gute Plattform, um sich damit zu beschäftigen. Man verteilt die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Charaktere und lässt sie dann die Konflikte untereinander austragen. Ich selbst muss dann gar nicht sagen, welche Figur recht hat und welche das Falsche tut. Das macht das Geschehen in der Serie reichhaltiger und interessanter. Ich kann zum Beispiel nachvollziehen, warum Detective Sergeant Phil Parhatka es gut findet, dass eine Frau mit dem Fall betraut wird. Ich habe selbst schon mal die Erfahrung gemacht, dass ich in einen Writers' Room aufgenommen wurde, weil noch eine weibliche Perspektive gebraucht wurde. Man freut sich einerseits, dass man dort mitarbeiten darf und kann die Begründung nachvollziehen, macht sich aber auch die ganze Zeit Gedanken darüber, wie einen die anderen sehen: "Wahrscheinlich denken sie alle, dass ich den Job nur bekommen habe, weil ich eine Frau bin." Von daher habe ich auch volles Verständnis dafür, wie Karen reagiert. Ich könnte wohl nicht schreiben, wenn ich nicht solche Bezüge einbringen könnte. Einige Themen, die mich interessieren, ließen sich zudem sehr gut mit der Buchvorlage verbinden. Ich erörtere sie dann mit Hilfe der unterschiedlichen Charaktere.

Was halten Sie von True Crime-Podcasts?

Ich höre mir viele davon an. Ich finde sie packend, faszinierend und geistreich. Aber es ist auf der anderen Seite auch eine seltsame Erfahrung, wenn man gerade das Abendessen zubereitet und sich dabei Details eines grauenvollen Mordfalls anhört. Ich kann nachvollziehen, warum die Podcasterin Bel in der Serie den Fall Rosie wiederaufrollen will. Ihr geht es darum, den Mörder ausfindig zu machen. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch Karen, die es befremdlich findet, dass Bel aus dem schlimmen Schicksal des Mädchens Profit schlägt. Ich habe den Podcast in die Handlung eingebracht, weil dieses Medium heutzutage ein sehr weit verbreitetes Phänomen ist und ständig darüber gesprochen wird. Es wäre ungewöhnlich, sich mit Cold Cases und True Crime zu befassen, ohne dabei Podcasts zu thematisieren.

Wie schwierig war es beim Schreiben, die unterschiedlichen Zeitebenen der Erzählung zu koordinieren?

Wenn es um solche Dinge geht, bin ich geradezu besessen. Ich habe die Romanvorlage acht Mal gelesen und habe insgesamt zwölf Entwürfe für die Serienhandlung geschrieben. Es ist also kein Zufall, dass die unterschiedlichen Zeitebenen jetzt fließend ineinander übergehen. Die beiden Handlungsstränge erzählen zwar eigenständige Geschichten, sind aber doch miteinander verknüpft. Mir persönlich gefällt es nicht, wenn ich eine Serie mit kurzen Rückblenden sehe, die aber nur halbherzig gestaltet sind: Es wird ein bisschen Sepia-Tönung draufgelegt, und alle tragen schlechte Perücken. Mir war es wichtig, dass auch die Ereignisse aus dem Jahr 1996 authentisch dargestellt werden. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dieser Zeitebene viel Raum zu geben. Eine Herausforderung waren dabei vor allem die drei Studenten, die in den 25 Jahre später spielenden Szenen von anderen Schauspielern dargestellt werden. Ich habe mit dem Regisseur Gareth Bryn lange darüber diskutiert, wie wir verdeutlichen können, dass es sich um dieselben Charaktere handelt. Ich denke, dass uns das gelungen ist.

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