KATI - Eine Kür, die bleibt

Eventfilm

  • ZDF Mediathek, Ab Donnerstag, 26. September 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, Donnerstag, 3. Oktober 2024 (Tag der Deutschen Einheit), 20.15 Uhr

Texte

Stab, Besetzung und Inhalt

Stab:

 

Buch                                                        Dr. Andrea Stoll
Regie                                                      Michaela "Mimi" Kezele
Kamera                                                    Holly Fink
Schnitt                                                     Stine Sonne Munch
Musik                                                      Oli Biehler
Ton                                                          Mirka Krepsová
Szenenbild                                               Barbora Bucharová
Kostümbild                                               Monika Hinz, Gabriela Horská
Producer                                                  Vanessa Faber, Richard Lamprecht
Produzentin                                             Monika Raebel
Redaktion                                                Dr. Katharina Görtz, Beate Bramstedt

Eine ZDF-Koproduktion der Odeon Fiction GmbH, gefördert vom FFF Bayern


 

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

 

Kati Witt                                                   Lavinia Nowak
Jutta Müller                                              Dagmar Manzel
Oli Schmidtlein                                         Felix von Bredow
Vati Witt                                                   Jörg Sternberg
Mutti Witt                                                  Angela Hobrig
Binges Müller                                           Sylvester Groth
Jochen Grünwald                                     Norbert Stöss
Wolf-Dieter Montag                                  Michael Lerchenberg
Ingo Steuer                                              Lukas Amberger Baumeister
John                                                        Paul Cless
Egon Krenz                                              Alexander Schubert
Kioskfrau                                                 Anna Thalbach
und andere

 

 

 

Inhalt

 

Der 93-minütige Film fokussiert sich auf das sportliche Comeback sowie die emotionale Verstrickung zwischen Katharina Witt und Jutta Müller. Erzählt wird keine Sportlerbiografie, sondern der Kampf zweier starker Frauen aus unterschiedlichen Generationen, die mit dem Ende der DDR ihre Identität verloren haben und gezwungen sind, sich neu zu positionieren.

 

Nach ihrem Olympiasieg 1988 sucht Katarina Witt eine neue Perspektive, beendet den Leistungssport und geht in die USA. Dort ist sie ein Superstar und gilt als das "schönste Gesicht des Sozialismus".

In Deutschland wiederum steht sie nach dem Fall der Mauer auf einmal als SED-Musterschülerin am Pranger. Als das Olympische Komitee die Regularien für den Eiskunstlauf verändert, will Kati Witt noch einmal für das vereinte Deutschland an den Winterspielen in Lillehammer teilnehmen. Die inzwischen verrentete Trainerin Jutta Müller hält das anfangs für eine Schnapsidee, lässt sich aber von Witts eisernem Willen mitreißen. Jutta Müllers Ehemann Binges unterstützt seine Frau auch bei diesem wagemutigen Schritt.

Die Vergangenheit lässt den Eislaufstar nicht ruhen. Beim Studieren ihrer Stasi-Akte kann Kati Witt Schwarz auf Weiß nachlesen, welche Strippen Egon Krenz einst gezogen ‒ oder zumindest zu ziehen versucht ‒ hat. Empört stellt sie ihn zur Rede. Doch der Ex-Politiker sieht überhaupt keine Notwendigkeit, sich und seine Methoden zu verteidigen.

Statements der ZDF-Redaktion

"KATI – Eine Kür, die bleibt" erzählt Zeitgeschichte aus weiblicher, ostdeutscher Perspektive. Die Autorin Andrea Stoll erzählt keine Sportlerin-Biografie, sondern die Geschichte von Kati Witt als Geschichte einer ostdeutschen Frau, die nach der Wende um ihre Würde und ihre Identität ringt – und als Kampf zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen zwischen Katarina Witt und ihrer Trainerin Jutta Müller. Präzise und berührend setzen Dagmar Manzel und Lavinia Nowak diesen Kampf mit einer großartigen Präsenz um ‒ unter der Regie von Michaela Kezele.
Heike Hempel, Leitung Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II

 

Der Film "KATI – Eine Kür, die bleibt“ erzählt auf fiktionale Weise anhand der Geschichte zweier prominenter ostdeutscher Sportgrößen ein Stück kulturelle Erinnerungskultur eines geeinten Deutschlands. Der Tag der Deutschen Einheit ist der passende Sendeplatz dafür.
Katharina Görtz, Redaktionsleitung Fernsehfilm I in der HR Fernsehfilm/Serie II


Den Zeitgeist der damaligen Zeit einzufangen, war uns ein wichtiges Anliegen für den Film. Dafür stützt sich unsere Autorin Andrea Stoll nicht nur auf die Erinnerungen von Katarina Witt selbst, sondern hat in akribischer Recherchearbeit Archive durchkämmt und weitere Zeitzeugen konsultiert. Auch wenn es am Ende des Tages dennoch eine fiktionale Geschichte ist, so fußt sie auf einem authentischen Kern.

Beate Bramstedt, Redakteurin, HR Fernsehfilm/Serie II

Interview mit Hauptdarstellerin Lavinia Nowak

Sie sind 1995 geboren, ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Lillehammer und Katarina Witts Comeback. Wie haben Sie sich der Person Katarina Witt und den 1990er-Jahren genähert?

Rollenfindung ist Detektivarbeit. Ich habe erst mal versucht, wie eine Forensikerin ranzugehen, mich also in Katarina hineinzuversetzen. Ich habe jedes Video von ihr angesehen, das es im Internet gibt, Dokumentationen, Küren etc. Ich habe ihr Buch gelesen, auch Interviews, und viele Seiten geschrieben mit meinen Gedanken dazu. Und so konnte ich mir nach und nach alle Fragen, die ich hatte, beantworten: Warum sie bestimmte Entscheidungen getroffen hat, wie sie sich in den entscheidenden Situationen wirklich gefühlt haben muss und so weiter. Als ich dann das erste Mal mit Katarina telefonierte, konnte ich vorfühlen, ob meine gezogenen Schlüsse nah an der Wahrheit waren. Ich sag mal so: An mir könnte glatt eine Privatermittlerin verloren gegangen sein. (lacht)

 

Katarina Witt hat die Dreharbeiten besucht. Wie war Ihre Begegnung mit ihr?

Ich habe mich sehr gefreut, sie endlich persönlich kennenzulernen. Ich habe allen am Set erzählt: "Heute kommt sie! Heute ist es endlich soweit!" (lacht). Wir waren gerade mitten in einem Szenengespräch mit Regisseurin Mimi Kezele und Michael Lerchenberg, der Herrn Montag spielt, als plötzlich Katarina Witt um die Ecke kam. Als wir aufeinander zuliefen, haben wir beide gelacht. Als wir merkten, wie ähnlich unser Lachen klang, mussten wir noch mehr lachen. Das war sehr schön.

Katarina hat dann beim Drehen zugesehen. Das war tatsächlich eigenartig. Seit Drehbeginn war ich "Katarina Witt". Ich war schon so tief in der Arbeit, dass ich vergessen habe, dass ich eine reale Person spiele. Aber plötzlich steht da der echte Mensch hinter der Kamera und eine Nachahmerin davor. Ich war also plötzlich ein Mimikry – das Phänomen aus der Natur, bei dem zwei Tiere sich ähnlich sehen und zum eigenen Schutz das Verhalten des gefährlichen Vorbilds nachmachen. Ich habe mich noch nie mehr als Schauspielerin gefühlt als in diesem Moment. Zwei Katarina Witts in einem Raum ist einfach eine zu viel. (lacht)

 

Welche Tipps hat Ihnen Katarina Witt gegeben?

Katarinas erste Frage bei unserem ersten Telefonat war, ob ich bereits sächsisch übe. Sie lachte, dann wurde sie ernst und sagte: "Mach das nicht!"  Bei allem Weiteren hat sie mir sehr vertraut. Außerdem hat sie mir gezeigt, wie sie ihre Schlittschuhe gebunden hat, das macht nämlich jeder ein bisschen anders.

 

Ein Großteil des Lebens von Katarina Witt hat sich auf dem Eis abgespielt. Ähnlich ist es im Film. Wie sicher sind Sie auf den Kurven vor Beginn der Dreharbeiten unterwegs gewesen, und wie haben Sie für die Rolle trainiert?

Das letzte Mal auf dem Eis war ich mit 14. Ich konnte geradeausfahren. Gebremst habe ich, indem ich an die Bande knallte (lacht). Für den Film hatte ich zwei Monate Vorbereitungszeit fürs Eiskunstlaufen und ging vier Mal die Woche zum Training. Zunächst trainierte ich auf einer Freilichteisbahn. Bei strahlender Sonne, aber auch bei strömendem Regen. Da war die Eisbahn wie ein kleiner Teich. Das war super! Erstens ist das Fahrgefühl ein völlig anderes, weil das Eis ganz glatt ist, und zweitens kann man bei einem Sturz direkt loskraulen. Die Klamotten waren dann zwar pitschnass, aber das war es wert (lacht). Morgens um acht Uhr stand ich also erstmal drei Stunden auf dem Eis, musste dann direkt zur Theaterprobe und hatte abends Vorstellung, mit Muskelkater in den Beinen.

Das Training hat unheimlich viel Freude gemacht, und ich bin schnell vorangekommen. Trainiert hat mich Inge Strell-Herr, die selbst Olympionikin war. Trotz ihres stolzen Alters unterrichtet sie täglich, von morgens bis abends mit Leidenschaft. Dank ihr kann ich nun sehr gut rückwärtsfahren, Pirouetten drehen und sogar einen Sprung.

 

Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Ihrer Figur und Jutta Müller?  

Sowohl Katarina Witt als auch Jutta Müller sind zwei siegesorientierte, kampfbereite Frauen. Der Stellenwert des Sports in der DDR hat sie dazu gemacht. Die beiden arbeiten zusammen, seit Katarina neun Jahre alt war. Auf der einen Seite ist es also eine Arbeitsbeziehung, auf der anderen Seite eine fast schon familiäre. Frau Müller stellt für Katarina eine Mutterfigur dar. Und der Begriff "Eislauf-Mutter" kommt nicht von irgendwoher. So eine Leistung geht nur mit Disziplin und Drill. Aber trotzdem lieben sie sich und können nicht ohneeinander.

 

Ihre Ähnlichkeit mit Katarina Witt ist verblüffend. Aber auch Ihre Gestik, Mimik und Ihre Stimmen sind kaum zu unterscheiden. Was davon ist angeboren, und was ist antrainiert?

Auf den ersten Blick sind die junge Kati Witt und ich uns vielleicht ähnlich, aber sonst ist alles erlernt und abgeschaut. Ich habe fünf Monate nichts anderes gemacht als ihren Gang, ihre Weise zu sprechen, ihre Reaktionen zu studieren. Lavinia Nowak ist jemand ganz anderes.

 

Wenn Sie eine Zeitreise ins Berlin der 1990er machen würden: Wo würden Sie zuerst hingehen, und was würden Sie sich ins Jahr 2024 mitnehmen?

An den 90er-Jahren reizvoll finde ich, abgesehen von der Mode natürlich, die Handylosigkeit. Trotz der mannigfaltigen Möglichkeiten, die man mit Internet to Go hat, sehne ich mich in die Zeit zurück, in der man sich begegnete, sich in der U-Bahn gegenübersaß und angesehen hat. Ich erinnere mich nicht mehr, wie das war. Und ohne WhatsApp? Wie haben die Leute sich damals verabredet? (lacht)

 

Interview mit Hauptdarstellerin Dagmar Manzel

Der Film ist keine klassische Sportler-Biografie, sondern beleuchtet die unterschiedlichen Wege zwischen Katarina Witt und ihrer Trainerin, insbesondere nach dem Zusammenbruch der DDR. War es genau das, was Sie gereizt hat?

Ja. Der Film beginnt ja auf dem Höhepunkt der Karriere von Katarina Witt, der gleichzeitig das Ende der erfolgreichen Trainerin Jutta Müller ist. Nach der Wiedervereinigung wurde die eine gefeiert und die andere gedemütigt. Und genau an dieser Stelle treffen sich die beiden Frauen wieder. Was für ein dramatischer Einstieg in einen Film. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte sich niemand getraut, so etwas zu erfinden. Mich hat total gereizt zu zeigen, wie sich die beiden Frauen wieder annähern und es schaffen, sich der Herausforderung zu stellen. Es war eine tolle Herausforderung, dieses Spannungsverhältnis zwischen den beiden Frauen darzustellen, die so eng und so intensiv miteinander gearbeitet haben, die sich nach vielen Jahren wiedersehen und dann dennoch noch einmal neu durchstarten, einfach weil sie die große Leidenschaft für diesen Sport verbindet.

 

Sie spielen Jutta Müller, eine auf der einen Seite wegen Ihrer Strenge gefürchtete, auf der anderen aber höchst erfolgreiche Trainerin in der DDR. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Alles was man über Jutta Müller erfahren kann, habe ich mir angeschaut. Und außerdem war ich in engem Kontakt mit der Drehbuchautorin und der Regisseurin, und so konnten wir gemeinsam an der Figur arbeiten.

 

Was interessiert sie an dieser Frau und ihrer Geschichte?

Jutta Müller war auf der einen Seite die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin aller Zeiten – sie wurde 2004 in die World Figure Scating Hall of Fame aufgenommen. Als Trainerin habe ich Jutta Müller bei den Wettkämpfen und ihre großen internationalen Erfolge im Fernsehen erlebt. Alle sprachen über sie mit tiefstem Respekt, aber auch von ihrer unglaublichen Strenge und knallharten Disziplin. Und auf der anderen Seite wusste man nichts über ihr Privatleben. Und mich hat interessiert, was diese Leidenschaft für den Beruf mit ihrem Privatleben gemacht hat und ob sie den dafür notwendigen Rückhalt bekommen hat. Diese Seite wird eigentlich erst jetzt durch diesen Film offengelegt: Ihre lange Ehe mit dem Fußballspieler Bingfried Müller war offenkundig ihr großes Glück.

 

Der Film beleuchtet auch die Wiedervereinigung mit all den Licht- und Schattenseiten. Wie haben Sie ganz persönlich damals den Zusammenbruch der DDR und den gesamtdeutschen Neuanfang erlebt?

Für mich war das kein Zusammenbruch, der aus dem Nichts kam, sondern eine friedliche Revolution, die von den Bürger*innen ausgegangen ist. Und es war eine sehr prägende Zeit in meinem Leben, für die ich sehr dankbar bin.

 

War das auch im Beruflichen ein Neuanfang für sie?

Ich war ja noch sehr jung. Meine Heimat war das Deutsche Theater, und für mich öffnete sich mit der Mauer eine neue Welt. Ich hab Möglichkeit ergriffen, bei vielen Kino- und Fernsehfilmen herausfordernde Rolle zu spielen. Ich ging vom Deutschen Theater weg und habe wahnsinnig viel gedreht und mich noch einmal ganz anders ausprobiert. Dann kam das Engagement an der Komischen Oper Berlin, für mich noch ein großer künstlerischer Neuanfang.

 

Sie haben – ähnlich wie Katarina Witt – viele Auszeichnungen erhalten.

Ja, ich hab mich sehr gefreut, dass meine künstlerische Arbeit so anerkannt wurde.

 

Manch andere Kollegen, die ja auch sehr gut ausgebildet waren in der DDR, haben nicht so leicht wieder Fuß gefasst. Was hatten Sie ihnen voraus?

Ich hatte ihnen nichts voraus – außer dem großen Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

 

Katarina Witt hat Sie bei den Dreharbeiten besucht. Was ist Ihnen bei Ihrer persönlichen Begegnung im Gedächtnis geblieben?

Dass sie ganz offen und herzlich war und sich für unsere Filmarbeit begeistert hat. Sie war bereit, wirklich alle meine Fragen zu beantworten und hat mir Jutta Müller noch etwas näher gebracht. Und das war wirklich sehr schön.

 

Wie war Katarina Witt denn auf Jutta Müller zu sprechen?

Katarina Witt hat immer und ausschließlich mit großem Respekt von Jutta Müller gesprochen. Natürlich war sie auch streng, aber es ging immer um die gemeinsame Sache: den Eiskunstlauf. So wie es auch ein bekanntes Foto ausdrückt, auf dem ihre vier großen Eiskunstlauf-Weltstars sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen tragen. Das hätte keiner gemacht, wenn er nicht ein solches Vertrauensverhältnis zu seiner Trainerin gehabt hätte.

 

Lavinia Nowak spielt Katarina Witt, und die Ähnlichkeit, vor allem auch bei den Gesten, ist verblüffend. Was hat Sie an der jungen Filmpartnerin so beeindruckt?

Mit Lavinia zu spielen, hat wirklich unglaublich Spaß gemacht. Sie kommt auch vom Theater, ist sehr geerdet, und wir hatte eine große Freude daran, an der Begegnung dieser beiden Persönlichkeiten zu arbeiten.

 

Werden Sie mit ihr weiterhin in Kontakt bleiben?

Wenn ich mal in Wien bin und mir ein Stück von ihr anschaue, oder sie in Berlin ist, dann sehen wir uns bestimmt.

 

Haben Sie das erste Mal unter der Regie von Mimi Kezele vor der Kamera gestanden?

Ja, es ist mein erster Film mit ihr. Es war eine spannende, hochemotionale Erfahrung. Diese Regisseurin hat eine unglaublich wunderbare Art, alle mitzunehmen alle mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Begeisterung anzustecken.

 

Was nehmen Sie an Erfahrungen und Erkenntnissen aus diesem Filmprojekt mit?

Das war mal wieder ein Lehrstück in Sachen Demut und Neugierde. Wenn man sich mit Persönlichkeiten unserer Zeitgeschichte beschäftigt, dann bekommt man in der Regel nur einen oberflächlichen und holzschnitzartigen Eindruck. Und oft fällt die Öffentlichkeit und man selbst zu schnell ein Urteil. Film- oder Theaterprojekte sind für mich auch deshalb immer ein Geschenk, weil ich mir einen differenzierteren Blick auf das Leben der Protagonist*innen erarbeiten darf und kann.

Und am Ende habe ich einmal mehr großen Respekt vor anderen Lebensentwürfen und davor, wie andere die großen Aufgaben des Lebens und die vielen Umbrüche mit denen wir ständig leben, bewältigen oder meistern. Diese Demut und Offenheit wünsche ich mir von den Medienmacheri*nnen und meinen Mitbürger*innen immer häufiger, aber vielleicht ist das einfach eine typische Begleiterscheinung, wenn man älter wird (lacht).

 

Statement von Katarina Witt

Plötzlich am Set eines Filmes zu stehen, bei dem ein Teil deiner eigenen Lebensgeschichte erzählt wird, war zugegebenermaßen etwas eigenartig, aber auch eine große Ehre. Besonders schön war, dass ein Großteil derjenigen, die mit dem Film zu tun hatten, meine Zeit als Eiskunstläuferin noch live am TV sahen und nun auch filmisch erleben, was sich alles in Vorbereitung dessen abspielt, bevor du die Weltbühne des Sports betrittst. Die Zuschauenden bekommen in der Öffentlichkeit ja meist nur den austrainierten Athleten zu sehen. Selten sieht man den täglichen Trainingskampf und das Hadern des Athleten mit sich selbst, ebensowenig wie die sozialen Konflikte, mit denen man sich während und auch nach einem Wettkampf auseinandersetzen muss. Ich freue mich daher sehr, dass sich die Produktionsfirma "Odeon Fiction" diesen Themen angenommen hat und mit Lavinia Nowak als mein Alter Ego und Dagmar Manzel als Jutta Müller zwei so tolle Darstellerinnen für den Film gewinnen konnte.

Lavinia spielt ihre Rollen als Schauspielerin immer so, wie ich mich als Eiskunstläuferin empfunden habe. Wir hatten vor und während der Drehzeit emotionale und lustige Gespräche, immer voller Hingabe, Sehnsucht, Leidenschaft und Neugier. Sie stellt mich im Film unglaublich authentisch dar. Und ich bin mir sicher, dass sie eine hoffnungsvolle Zukunft als Schauspielerin vor sich hat. Und ich glaube, dass Frau Manzel durch ihre nuancierte Spielweise Frau Müller ein besonders schönes Denkmal setzt. Es spricht für Frau Manzels schauspielerische Verwandlungskunst, dass ich, als ich ihr als "Jutta Müller" begegnete, einen Schreck bekam und dachte, meine Trainerin steht leibhaftig vor mir.

Dass wir uns inhaltlich auf mein Comeback für die Olympischen Spiele 1994 konzentriert und das Vorbereitungsjahr dazu filmisch aufbereitet haben, freut mich ganz besonders. Der Film zeigt, dass es für mich nicht darum ging, Gold gewinnen zu wollen, sondern neben der immensen sportlichen Herausforderung auch um die Suche, in meinem neuen Land, dem nun wiedervereinten Deutschland, ein Stückchen Heimat wiederzufinden.

 

Hintergrund-Information über die Produktion

  • Lernen von der Besten: Katarina Witt hat am Set Hauptdarstellerin Lavinia Nowak persönlich beigebracht, wie sie immer ihre Schlittschuhe geschnürt hat.
     
  • Dreh in der Eishalle: Üblicherweise wird das Eis in den meisten Hallen über den Sommer abgetaut. Die Eislaufhalle in Prag hat das Eis extra für die Produktion verlängert, sodass auch noch im April und Mai gedreht werden konnte. Die Eisfläche musste zudem mit einer zweiten Eisschicht präpariert werden, damit die farbigen Eissportmarkierungen nicht mehr sichtbar waren. Gedreht wurde zweieinhalb Wochen lang ‒ während draußen die Sonne schien.
     
  • Der Film wurde in Prag gedreht, die "Odeon Fiction" hat dafür auch mit tschechischen Teamkollegen zusammengearbeitet, die fast alle großartige Eisläufer waren, da in Tschechien beinahe jedes Kind Eishockey oder Eiskunstlauf trainiert.
     
  • Olympischer Ausstattungsaufwand: Ein knappes Jahr dauerte die Recherche, die Auswahl und Vorbereitung der diversen, im Film verwendeten historischen Archivmaterialien. Um das Drehmaterial anschließend perfekt mit dem historischen Material zu kombinieren, mussten für die Übergänge Ausschnitte aus den Originalstadien nachgebaut werden, insbesondere Eisbanden mit identischen Markierungen sowie identischen Hintergründen. Auch Kommentatoren-Boxen wurden gebaut und historische TV-Übertragungskameras beschafft, die im Bild zu sehen sind.
     
  • Komparsen für Olympia-Feeling: Mit 150 Komparsen wurde ein ganzes Olympiapublikum erzählt. Immer wieder wurden die Komparsen auf andere Sitzplätze verteilt und verschoben, sodass im fertigen Film eine jubelnde Eiskunstlaufhalle zu sehen ist.
     
  • Lavinias Eiskunstlauftraining: Lavinia Nowak hat bereits Monate vor Drehbeginn mit dem Eiskunstlauftraining in Wien begonnen. Da Trainer an gewisse Eiszeiten gebunden und damit in den Trainingszeiten eingeschränkt sind, trainierte Lavinia in zwei verschiedenen Eishallen mit zwei Trainerinnen mehrmals wöchentlich, um am Ende die nötige Sicherheit auf dem Eis zu erlangen: zum einen mit der 76-jährigen, ehemaligen österreichischen Eiskunstläuferin Inge Strell, die selbst 1964 an den Olympischen Spielen im Paarlauf teilnahm, sowie mit Synchron-Eiskunstlauftrainerin Susanna Konrath.
     
  • Die Schlittschuhe: Genau wie Katarina Witt Anfang der 90er-Jahre, musste die Produktion für Lavinia Nowak hautfarbene "Nude"- Schlittschuhe finden. Lavinia Nowak trainierte und drehte auch in diesen. Für die beiden Doubles ebenfalls die gleichfarbigen Schuhe zu besorgen, war nicht möglich, da Eiskunstläuferinnen eine lange Zeit brauchen, um Schuhe richtig einzulaufen. Um im Film keinen optischen Unterschied zu sehen, wurden daher hautfarbene, enganliegende Schuh-Überzieher genutzt, die über die Schlittschuhe des Doubles gezogen wurden. In der Bewegung war kein Unterschied zu erkennen, und der Anschluss im fertigen Film damit gesichert.
     
  • Choreographie für die Toronto-Szene: Um Bewegungen und Choreographien mit Elementen aus der "Lillehammer-Kür" authentisch und glaubhaft abbilden zu können, wurde die Rolle der Choreographin Sandra Bezic mit der "echten" Tänzerin Nina Schmid besetzt. Sie spielte dabei nicht nur Sandra, sondern schuf zudem (nach Sichtung des Bildmaterials der echten Katarina-Witt-Kür von 1994) auch Lavinias Tanzkür im Film und trainierte diese mit ihr.
     
  • Verwechslungsgefahr! Regisseurin Mimi Kezele erzählt: "Die Rolle der strengen Frau Müller war so authentisch und echt von Dagmar Manzel gespielt worden, dass, als wir mal in einem viel zu engen Büro gedreht haben und das Team nach einem Take etwas lauter wurde, sie mit der Stimme der Trainerin sagte 'Ruhe jetzt', und alles still wurde, da die große Jutta Müller gesprochen hat."

 

Fotohinweis

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