Kiez & Knete - Unterwegs mit Aminata Belli

Neue ZDFinfo-Reihe

In Deutschland klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Um zu verstehen, was das bedeutet, reist Reporterin und Moderatorin Aminata Belli für jede Folge in eine andere Stadt und trifft dort Menschen aus beiden Welten – Armutsbetroffene und Reiche. Warum ist jemand arm oder reich? Was heißt das für das tägliche Leben?

Die neue ZDFinfo-Reihe startet mit "Armes, reiches Wiesbaden" und "Armes, reiches Hamburg".

  • ZDF Mediathek, Ab Dienstag, 14. November 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF info, Donnerstag, 23. Oktober 2023, 20.15 Uhr und 21.00 Uhr

Texte

Über das Format

Was heißt es in Deutschland arm oder reich zu sein? "Kiez & Knete – Unterwegs mit Aminata Belli" ist ein Reportageformat über Menschen, die aus verschiedeneren Welten nicht kommen könnten und doch mindestens eine Gemeinsamkeit haben: Sie wohnen alle in derselben Stadt oder Region.
Presenterin Aminata Belli begegnet Menschen aus reichen und armen Lebenswelten und begleitet sie in zentralen Momenten ihres Lebens. Sie ist das Bindeglied zwischen Zuschauenden und Protagonistinnen und Protagonisten. Neben den alltäglichen Problemen der Protagonisten lernt Aminata auch die jeweilige Stadt, in die sie reist, kennen.

Sendetermine und Stab

ZDFinfo: Donnerstag, 23. November 2023, 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 14. November 2023, 5.00 Uhr
Kiez & Knete - Unterwegs mit Aminata Belli: Armes, reiches Wiesbaden
Film von Svaantje Schröder und Farah M'haimdat

Autorinnen: Svaantje Schröder und Farah M'haimdat
Kamera: Leonard Bendix, Philip Flämig, Henrik Eichmann, Marvin Menné, Paul Ringhoffer
Schnitt: Jonathan Gaubatz
Ton: Ceylan Eraslan, Konstantin Riedel, Nestor Claveria
Grafik: Jennifer Kolbe, Achim Seeger
Produzent: Tim Gorbauch, Bewegte Zeiten Filmproduktion
Produktion: Sina Eckardt (ZDF), Dominik Wiedenmann, Michael Weger, Jörn Schüler (Bewegte Zeiten)
Redaktion: Helen Enste, Natalie Zinkand (ZDF), Robin Marco Cid Serwe, Lara Shehada, Kim Uhlich (Bewegte Zeiten)

 

ZDFinfo: Donnerstag, 23. November 2023, 21.00 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 14. November 2023, 5.00 Uhr
Kiez & Knete - Unterwegs mit Aminata Belli: Armes, reiches Hamburg
Film von Svaantje Schröder und Farah M'haimdat

Autorinnen: Farah M'haimdat und Svaantje Schröder
Kamera: Jonathan Gaubatz, Robinson Krause
Schnitt: Jonathan Gaubatz
Ton: Ceylan Eraslan
Grafik: Jennifer Kolbe, Achim Seeger
Produzent: Tim Gorbauch, Bewegte Zeiten Filmproduktion
Produktion: Sina Eckardt (ZDF), Dominik Wiedenmann, Michael Weger, Jörn Schüler (Bewegte Zeiten)
Redaktion: Helen Enste, Natalie Zinkand (ZDF), Robin Marco Cid Serwe, Lara Shehada, Kim Uhlich (Bewegte Zeiten)

 

Die Folge "Armes, reiches Leipzig" wird derzeit produziert. Ein Sendetermin steht noch nicht fest.

Inhalt "Armes, reiches Wiesbaden"

Wiesbaden - Nizza des Nordens. 12 Milliarden Euro Kaufkraft. Doch die Stadt kämpft mit Kinderarmut. Aminata Belli trifft Menschen mit mehr und mit weniger und spricht über Kiez und Knete. Wiesbaden hat dicht hinter Offenbach die höchste Kinderarmutsquote in Hessen. Im Inneren Westend ist jedes zweite Kind von Armut bedroht. Das viele Geld der Wiesbadener wird nicht verdient, es wird vererbt. Aminata Belli trifft armutsbetroffene Kinder und reiche Erbinnen.

Aminata ist das erste Mal in Wiesbaden. Schnell wird ihr klar, die Stadt riecht nach Geld. Ein riesiges Kasino, teure Sportwagen vor schmuckvollen Jugendstil-Fassaden, unzählige Luxusgeschäfte. Doch ein zweiter Blick offenbart auch große Armut. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Wiesbaden besonders groß.

Im inneren Westend trifft sich Aminata mit Ali. Er zeigt ihr sein Viertel, auch „Klein-Istanbul“ genannt, in dem er aufgewachsen ist. In diesem Viertel leben vor allem ärmere Menschen mit Migrationshintergrund. Jedes zweite Kind ist hier von Armut bedroht. Ali führt Aminata durch die berühmte Wellritzstraße und spricht über seine schwierige Jugend. Mittlerweile hilft er den Kindern, in dem er Sachspenden in Form von Spielzeugen und Kleidung für das Kinderzentrum Wellritzhof sammelt.

Die Kinder der Rothers sind auf solche Spenden nicht angewiesen. Christian und Stephanie Rother erben ein Vermögen von Christians Großeltern. Aber das Paar ruht sich nicht auf dem Erbe aus, sie führen die Galerie Rother in der Taunusstraße in zweiter Generation, wo ein Gemälde gerne mal so viel wie ein Auto kostet und Stephanie leitet außerdem noch ihre eigene kleine Firma. 2 Kinder, mehrere Businesses, dafür braucht die Familie Platz, sie leben in zwei miteinander verbundenen Wohnungen. Das Erbe von Christians Großeltern ist für ihn allerdings weniger Segen als Last. Das alte Geld bringt Verantwortung mit sich und den Druck es über weitere Generationen hinweg aufrecht zu erhalten. Die Rothers müssen das Erbe verwalten, möchten es natürlich für ihre Kinder und Kindeskinder aufrechterhalten und wollen auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Ist der Reichtum für der Rothers vielleicht eher Fluch als Segen? Aminata spürt das in den Gesprächen immer wieder. 

Andreas lebt eine ganz andere Realität. Er lebt seit mehreren Jahren auf der Straße. Momentan arbeitet er in der Teeküche in Wiesbaden, einer Aufenthalts- und Schlafmöglichkeit für Wohnungslose wie ihn. Er möchte helfen wo er kann und kritisiert die Politik dafür, dass sie das Thema Obdachlosigkeit gerne unterschätzt. Für Andreas beginnt in den nächsten Tagen ein neuer Lebensabschnitt. Er darf in das erste Holzhäuschen des Projekts „Dach überm Kopf“ des diakonischen Werkes Wiesbaden ziehen. Endlich die Türe hinter sich schließen können, darauf freut sich Andreas.

Aminata fährt rauf aufs Land, in den Rheingau. Hier lernt sie Sophie und Max Egert kennen, die beiden Geschwister haben das Weingut ihrer Eltern übernommen. Allein die knapp 10 Hektar Rebfläche haben einen Wert, der im niedrigen sechsstelligen Bereich liegt. Die jungen Winzer sagen, ohne Grund und Boden zu Erben,ist es kaum möglich ein Weingut zu führen. Max und Sophie sind sich ihres Privilegs bewusst, aber da sie nicht planen das Weingut zu verkaufen, bedeutet das Winzerdasein für sie eine Menge harter Arbeit und auch Risiken. Denn Weinanbau ist ein Knochenjob und das Geld, das sie verdienen, fließt zum Größtenteils in neue Maschinen und Geräte. Auch die steigenden Energiekosten und die Inflation bereiten den Egerts Sorgen. Eigentlich müssten sie ihre Verkaufspreise ordentlich anheben, aber macht der Kunde das mit? 

Zurück in Wiesbaden rechnet Aminata mit Patricia ihre monatlichen Fixkosten zusammen. Jeden Monat reicht das Geld entweder kaum oder gar nicht. Patricia ist alleinerziehend und studiert halbtags im Fernstudium. Der leibliche Vater ihres Kindes ist nicht bereit Unterhalt zu zahlen. Ihr Halbtags-Fernstudium ist nicht BaföG berechtigt, aber die einzige Möglichkeit wie Patricia sich um ihren Sohn kümmern kann. Patricia muss von Sozialhilfen leben, was sie und ihren Sohn psychisch belastet. Patricia fühlt sich als würde sie anderen Menschen auf der Tasche liegen und ihr Sohn lernt schon früh auf Dinge zu verzichten.

Wohlstand und Armut bleiben in Deutschland ein schwieriges Thema. Viele Menschen wollten nicht mit Aminata darüber sprechen oder sagten im späteren Verlauf der Produktion ab. Geld ist ein Tabuthema in Deutschland, aber gerade deshalb ist es wichtig darüber zu sprechen um etwas zu verändern. Aminata macht sich in der zweiten Folge von Kiez und Knete auf nach Hamburg, in die Stadt der Millionäre und der Wohnungsknappheit.

Inhalt "Armes, reiches Hamburg"

Hamburg – das Tor zur Welt platzt aus allen Nähten. Aminata Belli lernt, wie sich sieben Quadratmeter anfühlen, was Hamburgs Sound ausmacht und wie die Wohlhabenden in Hamburg leben. Hamburg hat den zweitgrößten Hafen Europas und die meisten Millionäre in Deutschland. Trotzdem herrschen auch hier Armut und große Wohnungsknappheit. Aminata Belli taucht in unterschiedliche Lebensrealitäten ein. Hamburg – mehr Kiez und Knete geht nicht. Reeperbahn, Elphi, Speicherstadt. Aminata erinnert sich noch gut an ihr Studium und das oft schlechte Wetter. Doch im Sommer ist Hamburg einfach nur schön. Der Wohnungsmarkt in der Stadt ist angespannt. Aminata weiß noch, wie schwer es damals war, eine Wohnung zu finden. Die Situation ist seitdem nicht besser geworden. In ganz Deutschland herrscht Wohnungsknappheit. Allein in Hamburg fehlen 50.000 Wohnungen. Zwischen Gänsemarkt und Billstedt sieht Aminata Wohnungen mit Stuck, und sie lernt, wie einem auf unter sieben Quadratmetern die eigene Decke nicht auf den Kopf fällt.

Maryam und Osman wohnen mit ihren beiden Töchtern am Gänsemarkt im Zentrum Hamburgs. Große Räume, schöne Fußböden, Stuck und teure Möbel. Als Maryam noch Medizin studierte, war Osman der Hauptverdiener, unterstützte seine Frau bei ihrem Studium. Mittlerweile leitet Maryam ihre eigene Zahnarztpraxis für Ästhetische Zahnmedizin und verpasst der Hamburger Schickeria ein strahlendes Lächeln. Gemeinsam haben sie viel durchgemacht und für ihr jetziges Leben gekämpft. Ihr Geheimnis für eine lange glückliche Ehe: viel Streit.

Tobias hört gerne Metal, Fußball ist sein Ein und Alles. Als Teenie trainierte er kurze Zeit sogar beim HSV, doch dann kam es zu einem Unfall, der seine Profiambitionen beendete. Mit seinem neuen Stiefvater verstand er sich gar nicht. Daher zog er mit 16 Jahren zu seiner damaligen Freundin, die ihn für jemand anderen verließ und ihn anschließend auch vor die Türe setzte. Tobias landete auf der Straße, traf die falschen Leute. Sein Alltag wurde bestimmt von Drogen. Heroin, Kokain, Gras, Crack: Tobias wurde jahrelang von der Sucht in Beschlag genommen. Aminata begleitet Tobias zum Drob Inn, einer Substitutionsstelle direkt am Hamburger Hauptbahnhof. Täglich holt er sich dort seine Ersatzdroge ab.

Lars studiert Sozialökonomie, wie er selbst sagt: "ein bisschen BWL, bisschen VWL und bisschen Soziologie". Vor dem Studium hatte er bereits drei Jahre Ausbildung und weitere drei Arbeitsjahre als Fluggerätmechaniker hinter sich gebracht. Lars ist gerade mal 23. Für das Studium trennte er sich von einem Vollzeitgehalt und lebt jetzt auf nur 6,8 Quadratmetern. Selbst dieses Zimmer musste Lars lange suchen. Er erzählt Aminata von der aufwendigen Wohnungssuche und den Absurditäten des Wohnungsmarktes in Hamburg.

Ansu ist Rapper im Stadtviertel Sankt Georg. Er rappt über sein Leben und seine Erfahrungen im Viertel. Ansu beschreibt das Viertel als zweigeteilt. Ein Teil wird beherrscht von Armut, Sucht und Prostitution. Der andere Teil ist über die Jahre schicker, hipper und vor allem teurer geworden. Und Ansu mittendrin. Mit Aminata spricht er darüber, dass man zuerst Knete braucht, um etwas verändern zu können.

Die hanseatische Art widerspricht dem protzenden Klischee von Reichtum, und auch die ärmeren Menschen in Hamburg leben unter dem Radar. Es bleibt eine Metropole, in der man in der Masse untertauchen kann, und trotzdem kann Aminata viele Einblicke gewinnen.

Fragen an die Filmemacherinnen Farah M’haimdat und Svaantje Schröder

Wie ist die Idee zu der Reihe entstanden?

Die Idee zur Reihe "Kiez & Knete" entstand aus einem tiefen Wunsch heraus. Hier in Wiesbaden sehen wir jeden Tag beide Seite. Ganz plump gesagt: Die Porschefahrer:innen und die Menschen, die Pfand sammeln. Wir wollten verstehen, was in Deutschland vor sich geht, warum die soziale Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Diese Thematik berührt uns persönlich und wir glauben, dass es wichtig ist, darüber zu sprechen.

Warum wurden zum Start der Reihe ausgerechnet Wiesbaden, Hamburg und Leipzig ausgewählt?

Warum haben wir uns für Wiesbaden, Hamburg und Leipzig entschieden? Weil diese Städte wie lebendige Mikrokosmen sind. Sie repräsentieren verschiedene Facetten unserer Gesellschaft und zeigen, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten sein können.

Welche Orte werden künftig nach welchen Kriterien ins Visier genommen?

Ganz einfach: Wir wollen dorthin gehen, wo die Geschichten erzählt werden müssen. Wo auch immer soziale Ungleichheit ein Thema ist, dort wollen wir sein.

Werden auch ländliche Regionen in den Blick genommen?

Ja, ländliche Regionen haben ihre ganz eigenen Geschichten zu erzählen. Wir schließen sie nicht aus, im Gegenteil, wir sind neugierig darauf, wie sich die Schere zwischen Arm und Reich auf dem Land manifestiert. Ländliche Regionen haben ihre eigenen Herausforderungen und Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.

Ist es schwerer, reiche oder arme Menschen zu finden, die bereit sind, vor die Kamera zu treten?

Das ist eine emotionale Achterbahn. Manchmal sind wohlhabende Menschen zögerlicher, weil sie zum Beispiel Sorgen um ihren Ruf haben. Aber diejenigen, die weniger haben, sind oft mutig und wollen ihre Geschichten erzählen, um Veränderungen anzustoßen. Es ist bewegend zu sehen, wie Menschen ihre Stimmen erheben, egal aus welcher sozialen Schicht sie kommen.

Warum ist Aminata Belli genau die richtige Presenterin für diese Reihe?

Aminata Belli ist unsere Presenterin, weil sie eine einzigartige Gabe hat. Sie kann auf Menschen zugehen, egal aus welchem sozialen Hintergrund sie stammen und ihre Geschichten einfühlsam und respektvoll einfangen. Aminata ist empathisch, charismatisch und schafft es auf ihre ganz besondere Art auf Augenhöhe mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

 

Die Fragen stellte Birgit-Nicole Krebs

Drei Fragen an Aminata Belli

Was reizt Sie an dem Format "Kiez & Knete?

Ich finde es spannend und reizvoll, genau da hinzuschauen, wo sonst niemand so gerne hinschaut. Wir treffen bei "Kiez und Knete" sehr privilegierte, sehr reiche Menschen und stark von Armut betroffene Menschen. Die Verteilung von Geld in Deutschland ist sehr ungerecht. Die Menschen haben nicht die gleichen Startbedingungen im Leben, es kommt darauf an, ob du eher reich oder eher arm geboren bist. Das ist nicht immer fair. Ich fand es beeindruckend, dass die Menschen – sowohl die reichen als auch die von Armut betroffenen – bereit waren, mit mir genau darüber zu sprechen und sich zum Teil auch selbst infrage zu stellen.

Welche Begegnungen haben Sie bislang besonders beeindruckt?

Ich hatte viele emotionale und traurige, aber auch unfassbar lustige und absurde Momente während des Drehs. Letztendlich konnte ich all unseren Protas etwas abgewinnen – egal aus welcher Welt sie kamen. Aber ich glaube, am meisten beeindruckt hat mich die Begegnung mit einem Studenten aus Hamburg, der partout keine Wohnung gefunden hat und nun zur Miete in einem Kellerabteil wohnt. Er hat es sich da unten zwar total schön gemacht, aber er bekommt überhaupt kein Tageslicht ab. Und eigentlich ist es auch nicht legal, einen Keller zum Wohnen zu vermieten. Wenn man im Kontrast dazu sieht, wie andere Menschen in Hamburg leben, macht einen das schon nachdenklich.

Sind Ihnen durch die ersten Reportagen Dinge klarer geworden, die Sie vorher in der Schärfe noch nicht gesehen haben? Wenn ja, welche?

Dass Eigentum in Deutschland ungerecht verteilt ist, war mir natürlich bewusst. Aber wenn dir zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter vorrechnet, wie sie sich und ihren Sohn jeden Monat mit 502 Euro Bürgergeld durchbringen muss und worauf der Kleine jetzt schon alles verzichten muss, dann wird mir das natürlich ganz anders bewusst.

Kurzvita von Aminata Belli

Aminata Belli (*1992) wuchs als Tochter einer deutschen Mutter und eines gambischen Vaters in einer Schaustellerfamilie in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf. Sie studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg und arbeitete als Modeassistentin für die internationale Frauenzeitschrift Grazia. Seit 2018 arbeitet sie vornehmlich als TV-Moderatorin und Journalistin.

Ihre Karriere als Moderatorin begann sie mit Red-Carpet- und Event-Berichterstattung für Warner Music und den NDR. Sie fungierte des Weiteren als Reporterin für die Funk-Onlineserie "follow me reports", für die sie 2021 den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises erhielt. Im selben Jahr nahm das Forbes Magazin Belli in die Liste "30 under 30" auf, in der die 30 einflussreichsten Menschen unter 30 Jahren ausgezeichnet werden. Belli moderiert die NDR-Talkshow "deep und deutlich" und war zuletzt in der NDR-Dokumentation "Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord" zu sehen.

Sie bewegt sich zwischen den verschiedenen Medien und geht an alle ihre Themen offen heran, ohne sich anzubiedern. In ihrer Arbeit widmet sich unter anderem Themen wie Rassismus, Diskriminierung und sozialer Gerechtigkeit.

Über die Vermögensverteilung in Deutschland / Von den Filmautorinnen Farah M'haimdat und Svaantje Schröder

Wie steht es um die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland? Und wieso lohnt es sich über Armut und Reichtum in "Kiez & Knete" zu sprechen? Das möchten wir anhand eindeutiger Zahlen veranschaulichen:

Deutschland weist in 2020 ein nominales Bruttoinlandprodukt (BIP) von ca. 3843 Milliarden auf und belegt damit nach den USA, China und Japan den vierten Platz auf der Weltrangliste (1), jedoch ist die Vermögensverteilung laut dem Verteilungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbunds von 2021 "sehr ungleich". Die reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung vereinen über 65 Prozent des gesamten Vermögens auf sich. Das reichste 1 Prozent besitzt sogar über 30 Prozent des gesamten Vermögens, das heißt mehr als die ärmsten 80 Prozent der Bevölkerung zusammen. (2)

Somit ist Deutschland eines der wohlhabendsten Länder der Welt, dennoch vereint ein sehr kleiner Bruchteil der Bevölkerung einen Großteil des gesamten Vermögens auf sich. Doch wie sind solche Zahlen im alltäglichen Leben zu deuten? Wer ist reich und wer ist arm in Deutschland? Es existieren viele Definitionen, ab wann man als wohlhabend oder ab wann man als armutsbetroffen gilt. Viele kennen diese Schwellenwerte aber nicht, wissen nicht zwischen Vermögens- und Einkommensverteilung zu unterscheiden. Dies untermauert auch das Ungleichheitsbarometer der Universität Konstanz, eine repräsentative Umfrage zur subjektiven Wahrnehmung von Ungleichheit und des eigenen Einkommens und Vermögens. (3)
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, über die Studie: "Das Ergebnis ist in dreierlei Hinsicht erstaunlich. Zum einen ordnen sich 80 Prozent der Menschen selbst der Mittelschicht zu. Eine Fehleinschätzung gibt es in allen Gruppen: Auch diejenigen mit den geringsten Einkommen stufen sich häufig falsch, nämlich deutlich höher, ein. Erstaunlich ist vor allem, dass sich Menschen mit den höchsten Einkommen besonders oft falsch zuordnen. Die Abweichung zur tatsächlichen Einkommensgruppe ist bei ihnen am stärksten ausgeprägt. Von den 20 Prozent der Menschen mit den höchsten Einkommen ordnet sich weniger als jeder und jede Siebte der eigenen Gruppe zu. Sechs von sieben sortieren sich dagegen deutlich niedriger ein, meist als Teil der Mittelschicht. Den Wunsch, vielleicht die Illusion, zur Mittelschicht zu gehören, gibt es also unten und oben." (4)

Aufgrund der enormen Ungleichheit innerhalb der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland und der objektiv falschen Wahrnehmung der Bevölkerung, was die eigene Einschätzung anbelangt, ist es äußerst wichtig, mit echten Menschen über ihre Lebensrealität und ihre finanzielle Situation zu sprechen. In "Kiez & Knete" möchten wir die verschiedensten Menschen außerhalb von Studien kennenlernen, mit Tabus und Stereotypen aufräumen und so ein klareres Bild der Situation in Deutschland abbilden.

 

Anmerkungen:

(1): International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, 2021

(2): DGB Verteilungsbericht 2021: Ungleichheit in Zeiten von Corona, in: DGB, 2021, [online] https://www.dgb.de/themen/++co++37f4eb9a-5bc3-11eb-ac48-001a4a160123 (abgerufen am 05.10.2023)

(3): Vgl. Busemeyer/Schönhage/Baute/Bellani/Schwerdt: Ungleichheitsbarometer – Ungleichheit und soziale Mobilität, in: Das progressive Zentrum, 2023, https://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2023/05/230510_UKZ004_Policy_Paper_12_Busemeyer-et-al_DE_RZ.pdf (abgerufen am 05.10.2023).

(4): Vgl. Fratzscher, Marcel: Fratzschers Verteilungsfragen / Einkommensungleichheit: Die Scham des Reichtums Eine Kolumne von Marcel Fratzscher, in: ZEIT ONLINE, 04.08.2023, https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-08/einkommen-vermoegen-ungleichheit-selbstwahrnehmung-umfrage (abgerufen am 05.10.2023).

Weitere Informationen

Fotos: über 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/kiezundknete

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