Lillys Verschwinden
Zweiteiliger Thriller
Anna und Robert Bischoff machen mit ihrer Freundin Johanna Pohlmann und den Kindern Familienurlaub auf einer idyllischen Mittelmeerinsel. Tagsüber verbringen sie die Zeit am Meer, die Abende lassen die Eltern gemeinsam mit dem Ehepaar Sarah und Niklas Grothe in der nahegelegenen Tapasbar ausklingen. Als eines Abends die fünfjährige Lilly aus dem Ferienapartment der Bischoffs verschwindet, beginnt eine verzweifelte Suche auf der ganzen Insel. Wollte das kleine Mädchen zu ihren Eltern in die Tapasbar und hat sich in der Dunkelheit verlaufen? Oder ist jemand in das Apartment eingedrungen und hat Lilly entführt?
- ZDF Mediathek, ad ut ab Samstag, 11. Januar 2025, 10.00 Uhr, ein Jahr lang
- ZDF, ad ut Montag, 17. und Mittwoch, 19. Februar 2025, jeweils 20.15 Uhr
Texte
Stab und Besetzung
Stab
Buch und Regie Thomas Berger
Bildgestaltung Hannes Hubach
Musik Christoph Zirngibl
Montage Maren Unterburger
Szenenbild Marcus A. Berndt
Kostümbild Natascha Curtius-Berger
Ton Siegfried Fischer, Juan Diego Sánchez
Casting Rebecca Gerling, Lina Behr
Produktionsleitung Karsten Kilian
Herstellungsleitung Roger Daute
Produzentin/Produzent Jutta Lieck-Klenke, Dietrich Kluge
Produktion Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, Hamburg
Redaktion Daniel Blum
Länge 2 x 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Robert Bischoff Heino Ferch
Anna Bischoff Jessica Schwarz
Johanna Pohlmann Natalia Wörner
Sara Grothe Petra Schmidt-Schaller
Niklas Grothe Felix Klare
Antonio Gomez Mohamed Achour
Isabell Navarro Mona Pirzad
Peter Maiwald Andreas Lust
Bo Eilers Regula Grauwiller
Birte Jansen Miriam Maertens
Heike Bischoff Barbara Focke
Noah Bischoff Leonard Stettnisch
Lilly Bischoff Minou Troll
Chief Editor Marek Erhardt
und andere
Inhalt
Allgemeiner Inhalt
Anna und Robert Bischoff machen mit ihrer Freundin Johanna Pohlmann und den Kindern Familienurlaub auf einer idyllischen Mittelmeerinsel. Tagsüber verbringen sie die Zeit am Meer, die Abende lassen die Eltern gemeinsam mit dem Ehepaar Sarah und Niklas Grothe in der nahegelegenen Tapasbar ausklingen. Als eines Abends die fünfjährige Lilly aus dem Ferienapartment der Bischoffs verschwindet, beginnt eine verzweifelte Suche auf der ganzen Insel. Wollte das kleine Mädchen zu ihren Eltern in die Tapasbar und hat sich in der Dunkelheit verlaufen? Oder ist jemand in das Apartment eingedrungen und hat Lilly entführt?
Die örtliche Polizei sucht trotz Großaufgebots vergeblich nach dem verschwundenen Mädchen. Mögliche Tatverdächtige müssen aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden. Die Journalistin des Inselmagazins, Bo Eilers, überzeugt die Bischoffs von einer Zusammenarbeit mit dem Boulevardblatt. Denn solange man über Lilly spricht, sei die Polizei gezwungen, weiter nach ihr zu suchen.
Teil 1
Es sollte eine entspannte Zeit mit Kindern und Freunden am Mittelmeer werden. Doch der Familienurlaub wird für Anna und Robert Bischoff zum Albtraum als ihre fünfjährige Tochter Lilly verschwindet.
Tagsüber verbringen die Bischoffs den Tag mit ihrer Freundin Johanna Pohlmann und den Kindern am Meer, den Abend lassen sie mit Ehepaar Sarah und Niklas Grothe in der nahegelegenen Tapasbar ausklingen, während die Kinder im Ferienapartment schlafen. Doch bei einem Kontrollgang ist Lillys Bett leer.
Es beginnt eine verzweifelte Suche auf der ganzen Insel. Wollte das kleine Mädchen zu ihren Eltern in die Tapasbar und hat sich in der Dunkelheit verlaufen? Oder ist jemand in das Apartment eingedrungen und hat Lilly entführt? Die örtliche Polizei sucht trotz Großaufgebots vergeblich nach dem verschwundenen Mädchen. Mögliche Tatverdächtige, wie der Künstler Peter Maiwald, müssen aus Mangel an Beweisen von den Kommissaren Isabell Navarro und Antonio Gomez wieder freigelassen werden. Die Journalistin des Inselmagazins Bo Eilers überzeugt die Bischoffs von einer Zusammenarbeit mit dem Boulevardblatt. Denn solange man über Lilly spricht, sei die Polizei gezwungen, weiter nach ihr zu suchen.
Teil 2
Die großangelegten Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Die Boulevardjournalistin Bo Eilers überredet daraufhin Anna und Robert Bischoff zu einer Zusammenarbeit mit der Presse. Seither dominiert der Fall "Lilly Bischoff" die Schlagzeilen. Die hilflosen Eltern erhoffen sich dadurch Hinweise auf den Verbleib ihrer Tochter.
Inzwischen hat die spanische Polizei jedoch eine andere Spur aufgenommen, und auf einmal geraten Lillys Eltern selbst in den Fokus der Ermittlungen. Und die Indizienlage spricht gegen sie. Um einer Verhaftung zu entgehen, flüchten die Bischoffs zurück nach Deutschland, das verschwundene Kind wird zur Belastung für die Familie. Anna verdächtigt nun auch Personen aus dem eigenen Umfeld, wie das Ehepaar Grothe, das sie auf der Insel kennengelernt hatten. Doch plötzlich weist alles auf einen anderen Verdächtigen hin. Die Bischoffs kehren heimlich auf die Ferieninsel zurück und nehmen den Fall selbst in die Hand.
Interview mit Autor und Regisseur Thomas Berger
Von Nordholm nach Mallorca. Was an dem Zweiteiler schließt an Ihre "Nordholm"-Krimireihe an?
Alles, gleichzeitig aber auch nichts. Wir haben seit 2014 vier "Nordholm"-Zweiteiler für das ZDF produziert. Fast alle Drehbücher stammen aus meiner Feder. Ich habe bei allen Filmen Regie geführt. Die Geschichten waren immer eine Mischung aus Familiendrama und Krimi. Diese Elemente finden unsere Zuschauer auch im neuen Zweiteiler "Lillys Verschwinden" wieder. Ein Kind verschwindet während eines Urlaubs in einem fremden Land. Hat das Mädchen sich verlaufen? Handelt es sich um eine Entführung? Oder schlimmer noch um einen Mord? In dem Film werden die Eltern selbst zu Ermittlern, geraten plötzlich unter Verdacht, versuchen verzweifelt, das Schicksal ihres verschwundenen Kindes aufzuklären. Oder die Tat zu verwischen? Nach über zehn Jahren "Nordholm" hatten das ZDF, die Produzenten und ich den Wunsch, das Setting für eine weitere Geschichte neu zu gestalten. Einen Aufbruch in eine neuen Welt könnte man es nennen. Aber natürlich hatte die Wahl des "Tatortes" in erster Linie einen inhaltlichen Grund.
Sie erzählen eine fiktive Mittelmeerinsel. Fans von Mallorca wird aber nicht verborgen bleiben, dass "Lillys Verschwinden" dort gedreht worden ist.
Die Geschichte, die wir erzählen, könnte überall passieren, in jedem anderen Ferienort, auf jeder anderen Insel. So steht Mallorca für einen universellen Ort. Das Mallorca, das wir zeigen, entfernt sich von den bekannten Touristenhotspots, ist ein in den Medien unbekanntes Mallorca, dessen beeindruckende Landschaft für die Handlung eine spannende Kulisse schafft. Uns war wichtig, dass unsere Protagonisten fern von ihrem Zuhause aus dem bisherigen Leben gerissen werden, dass sie in dieser fremden Welt einen nur eingeschränkten Handlungsspielraum haben, dass sie den Behörden aus einem anderem Land ausgeliefert sind. Natürlich wäre das unseren Figuren in Griechenland, Italien, der Türkei oder an den arabischen Ferienorten ähnlich passiert. Dass die Wahl auf Mallorca gefallen ist, hat einen persönlichen Grund.
Ist das auch der Grund, warum Sie auf die Geschichte des Films gestoßen sind?
Ja, alles begann mit einem Urlaub und – wie soll es anders sein – mit einem verschwundenen Kind. Vor vielen Jahren konnten wir unsere Tochter auf einem der größten Plätze von Palma de Mallorca nicht mehr finden. Sie war auf einer Art Weihnachtsmarkt plötzlich spurlos verschwunden. Einfach verschluckt von einer unüberschaubaren Menge aus dicht gedrängten Leibern. Jeder, der Kinder hat, kennt so eine Situation, hat sie vielleicht schon selbst erlebt, oder sie sich vorgestellt. Es ist eine Art Ur-Situation. Wir haben unser Kind kurz danach an einem Stand für bunte Armbänder wiedergefunden. Aber was wäre gewesen, wenn uns das nicht gelungen wäre? Wenn sie sich nicht nur verlaufen, wenn sie jemand mitgenommen hätte? Was hätten wir in einem fremden Land tun können? Natürlich fragt man sofort nach der eigenen Schuld. Hat man nicht gut genug aufgepasst? Hätte man in der Dämmerung diesen vollen Markt mit einem kleinen Kind lieber nicht besuchen sollen? Das war die Ausgangssituation, aus der sich auch unsere Geschichte entwickelt hat. Menschen, auch viele Kinder, verschwinden jeden Tag, überall auf der Welt. Manche dieser Geschichten schaffen es in die Medien, die meisten von ihnen bleiben jedoch unerwähnt. Diese Geschichten gehören wohl zu den berührendsten und spannendsten, die man erzählen kann, auch weil ihr Ausgang nie vorherzusagen ist.
Wie ist es Ihnen wieder einmal gelungen, einen so hochkarätigen Cast zusammenzubringen?
Die meisten im Ensemble haben Kinder, sind Eltern. Alle waren sofort von der Geschichte berührt, konnten sich innerhalb von Sekunden mit ihrer Figur identifizieren, mit deren Ängsten und Nöten. Wir haben von Anfang an viel geredet, uns gegenseitig aus unserem Leben erzählt, weil wir das Gefühl hatten, dass uns das Thema alle angeht. Die Ausnahmesituation, in die das Drehbuch unsere Figuren stürzt, das plötzliche Verschwinden des eigenen Kindes ist in dem Zweiteiler aber auch der Katalysator, unausgesprochene Spannungen innerhalb und zwischen den Familien an die Oberfläche zu spülen. Ein weiterer Punkt, der diesen Zweiteiler mit "Nordholm" verbindet. Nicht nur der Krimi, die Suche nach dem Kind, die Ermittlungen der Eltern sind spannend, sondern auch die Familiengeheimnisse, die zum Beispiel in der Ehe der Eltern plötzlich sichtbar werden. Wenn ich ehrlich sein darf: Am liebsten hätte ich den Darstellern die Drehbücher ohne die letzten Seiten, ohne das Ende der Geschichte gegeben, und sie alle bis zum Schluss der Dreharbeiten in Spannung gehalten, wie die Geschichte wirklich ausgeht. Was steckt hinter dem Verschwinden von Lilly Bischoff? Hat sie sich einfach nur verlaufen? Ist sie entführt oder gar ermordet worden? Stecken die Eltern selbst hinter der Tat? Leider ist das aufgrund der Logistik von Dreharbeiten nie wirklich möglich.
Interview mit Heino Ferch
Nach den vier "Nordholm"-Zweiteilern, die Sie mit Thomas Berger gedreht haben, nun ein Wechsel von Kommissar Kessler zu einem Vater, dessen kleine Tochter im Urlaub verschwindet. Was hat Sie an dem Stoff besonders interessiert?
Ich war diesmal nicht in die Drehbuchentwicklung involviert, wusste aber sehr früh, dass Thomas Berger einen Stoff entwickelt, indem ich einen Vater spielen soll. Da ich selbst Vater von vier Kindern bin, habe ich mich sehr gefreut auf diese Rolle: Ein sehr emotionaler, sensibler, sehr verzweifelter und hilfloser Vater, der mit dem Schicksal seines verschwundenen Kindes konfrontiert ist. Er ist das Gegenteil von Kommissar Kessler: nicht cool, kalt und knapp, sondern weich, warm und hilflos. Er bekommt von allen Seiten maximalen Druck. Nicht nur seine Tochter ist verschwunden, er und seine Frau haben auch miteinander ein Päckchen in der Beziehung zu verarbeiten. Da bricht einiges wieder auf, da sie fremdgegangen ist. In seiner Arztpraxis läuft es auch nicht rund für ihn, da er in letzter Zeit so viel Unsicherheit in der Ehe hatte. Als ihr Kind weg ist, gerät vollends alles aus den Fugen. Die Eltern sind gewissermaßen blank wie weißes Papier, können sich nicht schützen, sind ihren Emotionen voll ausgeliefert. Wir können uns alle sicher nicht ausmalen, was das eigentlich heißt, wenn dein Kind plötzlich weg ist. Ich konnte nur versuchen, so gut es geht, einzutauchen und Szene für Szene zu ergründen. Das habe ich mit Thomas Berger in der Form noch nicht gedreht, obwohl wir seit der Lenz-Literaturverfilmung "Der Verlust" viel miteinander arbeiten.
Was erwartet das Publikum?
Es war der herausforderndste Stoff, den ich je gedreht habe. Man ist sehr nah dran an den Eltern, die verzweifelt versuchen, einen Weg zu finden, auf dieser Mittelmeerinsel ihr Kind zurückzubekommen. Sie fühlen sich dort besonders allein, kennen die Rechtslage nicht, wissen nicht, wie die Polizei dort arbeitet, befinden sich also in besonders schwierigen Umständen. Im eigenen Land hast Du ein Netz, dass Dich auffängt, aber im Ausland, mit einer Sprache, die Du nicht verstehst, ist es ungleich schwieriger, weil du auch isoliert bist. Es ist eine Familiengeschichte, sehr spannend, sehr dicht. Und es gibt unerwartete Wendungen. Die Eltern geraten in Verdacht und müssen um ihre eigene Freiheit kämpfen. Und wie werden sie dem älteren Sohn gerecht?
Wie bereitet man sich auf die emotionalen Szenen vor?
Es war meine erste Zusammenarbeit mit Jessica Schwarz, und es war wirklich sehr gut und intensiv. Sie ist eigentlich immer fröhlich – auch wenn wir uns inhaltlich mal gestritten haben, konnten wir uns gut verständigen. Ebenso mit den anderen, also Petra, Felix, Natalia und Regula. Für mich ist das kein Job nach Stechuhr: Große Szenen lerne ich Tage vorher auswendig, abends allein. Wenn der Text gelernt ist, stehe ich da wie ein Maler mit seiner Farbe und es kann losgehen. Thomas Berger und ich kennen uns so gut, dass er mich erstmal machen lässt. Ich mache ihm ein Angebot, er korrigiert, dann korrigiere ich. Wir haben viel geredet, viel gesucht nach der Temperatur und Tonalität der einzelnen Bilder. Wie viel Drama verträgt die Geschichte? Denn wir konnten ja schlecht in allen Szenen weinend durchs Bild laufen, das entspricht auch nicht der Realität und wäre langweilig gewesen. Menschen gehen in Notsituationen mit großer Tapferkeit immer weiter den nächsten Schritt, wir sehen das immer wieder. Das Leid kommt in Wellen, aber die Menschen bleiben in Bewegung, sie suchen die Initiative. Wir haben versucht, uns da hineinzudenken. Wann brechen Emotionen auf, wann macht sich Erschöpfung breit, wann Pragmatismus? Intellektuell ist das schwer zu greifen, ich mache das intuitiv und bin bei Thomas damit sehr gut aufgehoben und kann mich auf ihn verlassen. Er hat das größte Wissen über seinen eigenen Stoff. Aber ganz ehrlich, der Dreh war dennoch in einem gewissen Sinne durch das Thema eine deprimierende Zeit. Es klappt bei so einem belastenden Thema nicht so richtig, abends abzuschalten, aber der mallorquinische Wein hat etwas geholfen.
Wie halten Sie die Angst um die eigenen Kinder in Schach? Sind diese Zeiten unsicherer, oder ist es eher ein Gefühl aufgrund der Verfügbarkeit von Informationen?
Die allumfassende Verfügbarkeit von Informationen für Kinder, die mit zehn Jahren Handys mit Insta und TikTok haben und dort beeinflusst werden, ist schon schwierig. Obwohl man dadurch vielleicht andererseits auch ein Gefühl entwickeln kann, was eine unsichere Situation sein könnte. Aber für mich selbst formuliere ich es mal so: Wenn einer einen Plan hat, kannst Du nicht viel dagegen machen. Eine andere Frage ist, ob sich im digitalen Zeitalter die Suche auch digital, sprich schneller und umfassender gestalten könnte, wenn Kinder weg sind.
Kannten Sie Mallorca bereits vor dem Dreh? Wo hat es Ihnen besonders gefallen?
Ich habe Mallorca sehr genossen, mich in die Insel verliebt, samt Sehnsucht. Ich war schon mal da, habe es dort aber noch nie so intensiv kennengelernt wie bei diesem Dreh. Die Insel bietet alles: alle Möglichkeiten, Ärzte, Sicherheit. Ich verstehe jeden, der dort leben möchte und sich dorthin bewegt. Neben der großartigen Landschaft, die wir im Film sehen und die ja auch was mit der Handlung macht, habe ich auch das "gechilltere Tempo" im Gegensatz zum gehetzten Deutschland genossen. Es war fast ein Kulturschock, zurückzukommen. Sie haben dort einfach eine ruhigere Art zu arbeiten, sehr freundlich, sehr liebevoll.
Interview mit Jessica Schwarz
Was ist Ihre Figur Anna Bischoff für eine Frau?
Anna Bischof ist eine feinfühlige, nachdenkliche Frau. Sie ist Lehrerin und führt mit ihrem Mann Robert, der Arzt ist, und ihren beiden Kindern ein gut situiertes Leben in Hamburg. Anna liebt ihre Tochter Lilly und ihren Stiefsohn Noah sehr. Von außen betrachtet haben sie alles. Doch Robert und Anna haben schon länger ernsthafte Eheprobleme. Irgendwie ist ihre Liebe etwas abhanden gekommen, durch Vertrauensbruch und die folgenden Diskussionen. Um den Kindern weiter Halt und Liebe zu geben, haben sie sich zusammengerauft und in einem funktionierenden Alltag eingerichtet, der sie einander aber nicht wirklich wieder näherbringt. Anna möchte mehr vom Leben und denkt viel darüber nach. Im Urlaub versucht sie, zurück in dieses Gefühl für ihren Mann zu kommen, Nähe herzustellen, die Sonne zu genießen und den Alltag irgendwie auszuschließen. Sie möchte herausfinden, ob da noch genug Liebe ist seitens Robert. Bis das Unglaubliche passiert und Lilly verschwindet. Ihre Welt gerät komplett aus den Fugen.
Wie bereitet man sich auf das Thema "mein Kind verschwindet" vor?
Ich habe mir diverse Dokumentationen über Kinder, die verschwinden, angeschaut. Und auch selbst schon Momente gehabt, wo zum Beispiel mein Neffe auf einer Kirmes verschwunden ist und wir fast eine halbe Stunde verzweifelt nach ihm gesucht haben. Da habe ich gespürt, wie groß und wie schnell so eine Panik heranwachsen kann, wenn ein Kind plötzlich weg ist. All diese Szenarien, die man nicht erleben möchte, schießen einem innerhalb von Millisekunden durch den Kopf und dir bleibt einfach die Luft weg.
Die Dreharbeiten haben Ihnen einiges abverlangt. Was war Thomas Bergers wichtigster Rat, die wichtigste Regieanweisung an Sie?
Leider hatte ich vor "Lillys Verschwinden" noch nicht mit Thomas Berger gearbeitet. Aber ab jetzt: immer wieder gerne! Bei dieser Thematik, wo man ja auch jemanden braucht, der diese Emotionalität versteht und sieht, ist es großartig, einen Regisseur wie ihn an seiner Seite zu haben. Ich habe mich sehr aufgehoben gefühlt. Ganz toll fand ich, dass Thomas mich an vielen Stellen einfach gelassen hat. Er hat genau erklärt, worum es in der Szene geht, was passiert. In einer ruhigen Ecke habe ich dann einen Potpourri von Musik gehört, die in mir viele Gefühle auslöst. Wirklich erst auf "bitte" bin ich wieder ins Bild gegangen. Nach den Takes haben wir gemeinsam geschaut, ob die Szene die richtige Intensität und Temperatur hat. Dass da Platz und Zeit gegeben wurde, dass ich mich einfühlen konnte, dafür bin ich sehr dankbar. Er weiß einfach genau, was sein Film wann braucht, wie der Spannungsbogen aufgebaut wird und am Ende auch, wie die Emotionen am besten eingesetzt werden.
Wie bekommt man nach solchen Drehtagen Abstand zu all dem Schmerz?
Schwimmen, ganz viel schwimmen. Nach Drehschluss und an den Wochenenden habe ich gefühlt Stunden im Wasser verbracht. Aber ich habe mich auch mit den Kolleg*innen getroffen, was immer sehr schön war. Wir waren zum Beispiel auf dem Filmfest dort, wir haben uns ein Theaterstück angeschaut und viele tolle Menschen kennengelernt. In der Kunstgalerie-Nacht waren wir auch unterwegs und haben uns viele verschiedene Künstler angeschaut. Und meine Ziehtochter aus Wien war eine Woche zu Besuch. Das war vertraute, schöne Ablenkung und hat Kraft gegeben für schwierige Szenen. Trotzdem habe ich sechs Kilo abgenommen während des Drehs. Die Figur Anna und der Dreh haben mich wirklich emotional sehr mitgenommen. Und ich habe ziemlich lange gebraucht, um das wieder loszulassen.
Kannten Sie Mallorca bereits vor dem Dreh? Was gefällt Ihnen dort am besten?
Ja, ich kannte Mallorca vorher schon, durfte es aber nun von einer weiteren Seite kennenlernen. Es gibt ganz wunderbare Ecken dort: gerade im Norden und Nordwesten, das Tramuntana Gebirge, Cala Sant Vicente, wo wir lange gedreht haben. Es gibt Orte, die einfach so ruhig und so schön sind, auch im Landesinneren. Man lernt beim Dreh noch mal ganz tolle andere Ecken kennen, die man in einem Urlaub vielleicht nicht entdeckt hätte. Es ist eine fantastische Insel. Allerdings verstehe ich, dass die mallorquinische Bevölkerung von den vielen Menschen auf der Insel gestresst ist.
Natalia Wörner, Felix Klare und Regula Grauwiller über …
… ihre Rollen
Natalia Wörner: Ich spiele Johanna Pohlmann, eine enge Freundin der Bischoffs, die die Figur Robert Bischoff schon seit Studentenzeiten kennt. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die im modernen Sinne Teil der Wahlfamilie ist. Eine Freundin, die das Elternpaar gut kennt, deren Kind entführt wurde – und die keinen Zweifel daran zulässt, dass die Geschichte, die erzählt wird, wahr ist. Zum anderen eben auch eine Mutter, die sofort empfinden kann, welcher Abgrund sich auftut, und wie es sich anfühlt, in diesen Abgrund zu blicken, wenn ein Kind verschwindet. Mir war wichtig, dass die Figur eine Freude am Leben versprüht und einfach da ist, wenn es eng wird – jemand, auf den man zählen kann, wenn alles andere wegbricht.
Felix Klare: Meine Figur Niklas Grothe ist ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der mit seiner Frau Urlaub auf Mallorca macht, dort das Ehepaar Bischoff kennenlernt und sich mit ihnen anfreundet. Kinder haben Niklas und seine Frau im Gegensatz zu den Bischoffs nicht. Auch das macht sie verdächtig, mit dem plötzlichen Verschwinden der kleinen Lilly Bischoff etwas zu tun zu haben.
Regula Grauwiller: Ich gehe als Journalistin Bo Eilers für eine Schlagzeile skrupellos über Leichen, andererseits will ich wirklich dieses verschwundene Mädchen finden. Die Hauptfigur Anna Bischoff sagt irgendwann: "Ich weiß überhaupt nicht mehr, wem ich noch trauen kann!“ Kann man der Journalistin der auflagenstärksten Zeitung der Insel trauen? Die Ambivalenz zwischen den Eltern des Mädchens und meiner Rolle, fand ich am spannendsten.
… Mallorca
Natalia Wörner: Ich kenne die Insel aus vielen Urlauben, aber auch von diversen Dreharbeiten. Da wir für diesem Zweiteiler auch im Norden der Insel gedreht haben, bin ich in meiner Freizeit auf ganz viele Wanderungen gegangen in dem wunderschönen Gebirge Serra de Tramuntana. Außerdem habe ich mir ein Rennrad gemietet und bin die legendäre Strecke zum Cap Formentor gefahren. Die Aussicht auf dieser Strecke ist spektakulär. Man fährt zum Leuchtturm, das ist dann buchstäblich das Ende der Straße und gleichzeitig Höhepunkt einer Fahrt über die Halbinsel. Der 22 Meter hohe Turm liegt auf einer Klippe, 167 Meter über dem Meeresspiegel. Es ist ein Ausflug, den man nie vergisst. "Der Treffpunkt der Winde", wie das Cap genannt wird.
Felix Klare: Die Drehorte auf Mallorca waren ein Geschenk. Ich kannte die Insel noch gar nicht und hatte hauptsächlich die üblichen Ballermann-Geschichten gehört. Als ich nun selbst vor Ort war, und das über mehrere Wochen, durfte ich viele Eindrücke sammeln, die mich sehr begeistert haben. Ich kann nun verstehen, dass so viele Deutsche und auch Prominente, besonders meiner Zunft, hierher ausgewandert sind.
Regula Grauwiller: Wir waren für die Dreharbeiten an vielen bezaubernden Orten, auch jenseits des Tourismus – zum Beispiel in einem riesigen uralten privaten Olivenhain. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein kleines Fischerdorf, Puerto de Valldemossa, das man nur über ewige Serpentinen erreichen konnte. Dort suchen Heino Ferch und ich im Film nach dem Mädchen. Ende Oktober war dieses Dorf wie ausgestorben und hatte dadurch einen ganz besonderen Charme. Auch die schmale Steinbrücke, die in dieses Dörflein führt, ist sehr hübsch. Dass ich allerdings mit seitlich angebrachter Kamera und abgeklebten Scheiben in Eile darüber brausen musste und rechts und links nur zehn Zentimeter Platz blieben, war schon eine Herausforderung. Mein höherer Puls passte glücklicherweise zur Szene, die wir dabei drehten, und es war von Vorteil, dass ich eine gute Autofahrerin bin und weder Kamera noch Brücke beschädigt habe.
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