Mein Kind

Familiendrama

"Mein Kind" erzählt die Geschichte eines kinderlosen Münchener Ehepaars, dessen Engagement einer Leihmutter in der Ukraine mit den völlig unerwarteten politischen Ereignissen des russischen Überfalls auf das Land zusammenfällt.

  • ZDF Mediathek, ad ut Ab Samstag, 19. Oktober 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, ad ut Montag, 28. Oktober 2024, 20.15 Uhr

Texte

"Der Krieg wirkt wie ein Katalysator" – von Matthias Pfeifer

Mit Beginn des Ukraine-Krieges gingen auch Bilder um die Welt von den zahlreichen Babys der Leihmutteragenturen in den Kiewer Schutzkellern, die von ihren ausländischen Wunscheltern nicht abgeholt werden konnten. Erst da rückte ein neues Geschäftsmodell der modernen Reproduktionsmedizin und die Dimensionen, die es bis dahin schon angenommen hatte, ins öffentliche Bewusstsein.

In Deutschland ist Leihmutterschaft wegen ethischer Bedenken gesetzlich verboten. Mutter ist hierzulande rechtlich immer die Frau, die das Kind zur Welt gebracht hat. Über den Umweg Ukraine erfüllen sich auch deutsche, ungewollt kinderlose Paare den urmenschlichen Wunsch nach einem eigenen Baby.

In diesem Spannungsfeld spielt unser Film. Er erzählt die Geschichte der Wunscheltern Judith und Niclas und ihrer jungen ukrainischen Leihmutter, die aufgrund des Krieges zu ihnen nach München geflüchtet ist. So lernen sie sich viel näher kennen, als das laut Vertrag vorgesehen ist. Der beginnende Krieg wirkt dabei wie ein Katalysator und zwingt alle dazu, sich noch intensiver den Konsequenzen der eigenen Entscheidung zu stellen. Obwohl sich Judith und Niclas lange überlegt haben, ob sie diesen Weg gehen, um ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen, und sich auch Oksana freiwillig auf diesen für ukrainische Verhältnisse sehr gut bezahlten Deal eingelassen hat, werden sie doch mit wuchtigen Emotionen, Zweifeln und Ängsten konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet waren.

"Mein Kind" – das fühlen Judith und Niclas von Beginn an, seit die befruchtete Eizelle erfolgreich übertragen wurde. "Mоя дитина" – das fühlt auch Oksana, die das Baby neun Monate lang austrägt und es nach der vertragsgemäß in Kiew erfolgten Geburt im Schutzkeller versorgen muss. Es gibt beim aufwühlenden Thema Leihmutterschaft keine einfachen Antworten und Lösungen. Und gerade deshalb erzählt der Film davon.

Matthias Pfeifer
Redaktion Fernsehspiel II

Stab, Besetzung, Inhalt

Familiendrama

Buch                                  Katrin Bühlig

Regie                                 Christine Hartmann

Kamera                              Alexander Fischerkoesen

Schnitt                               Cosima Schnell

Ton                                     Ivica Slivarić

Szenenbild                         Matthias Kammermeier, Dubravko Duran

Kostüme                            Stefanie Schroeter

Musik                                 Fabian Römer, Michael Lauterbach

Casting                              Siegfried Wagner

Producerin                         Luisa Lioi

Produzentin                       Anna Oeller

Redaktion                          Matthias Pfeifer, Eva Katharina Klöcker

Länge                                 89 Minuten

Eine ZDF-Auftragsproduktion der Bavaria Fiction GmbH; unterstützt vom
Croatian Audiovisual Centre's Filming in Croatia lncentive Programme

 

Die Rollen und ihre Darsteller*innen

Judith Koch                        Lisa Maria Potthoff

Niclas Koch                        Maximilian Brückner

Oksana Smirnova                Alina Danko

Heidi Kaczmarek                 Suzanne von Borsody

Liudmyla Portova               Liudmyla Vasylieva

Nele Böhmer                      Karolina Horster

Henning Böhmer                Johannes Klaussner

Micha Komarow                 Oleksandr Koval

Gynäkologin                      Sanne Schnapp

Peter Liersch                      Harald Windisch

Dr. Dmytro Leonov             Oleksandr Rogovskyi

Nadja Smirnova                 Mariia Kasianenko

Malea Böhmer                   Marta Bilandzija

Mia Böhmer                       Lana Rupić

und andere

Judith und Niclas erfüllen sich ihren Kinderwunsch über eine Leihmutter in der Ukraine. Der Schock ist groß, als dort der Krieg ausbricht. Die Angst um Oksana und das Baby wächst.

Das Paar bietet der Leihmutter an, zu ihnen nach München zu fliehen. Tatsächlich steht die schwangere Oksana mit ihrer neunjährigen Tochter ein paar Tage später vor ihrer Tür. Doch die Sicherheit in Deutschland währt nicht lange.

Die Agentur pocht auf Einhaltung der Verträge und droht mit juristischen Problemen. Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Das Kind muss in Kiew zur Welt kommen. Oksana kehrt in ihre Heimat zurück, und Judith und Niclas brechen kurz nach der Geburt des Babys auf zu einer gefährlichen Reise in den Krieg, um ihr Kind abzuholen.

"Die Rolle der Leihmutter sollte auf jeden Fall von einer Ukrainerin gespielt werden" – Statement von Produzentin Anna Oeller

Die Idee zu unserem Film entstand vor zwei Jahren. Es war gerade Kriegsbeginn, über den wir natürlich auch sprachen. ZDF-Redakteur Matthias Pfeifer hatte zum Thema Leihmutterschaft bereits viel gelesen und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ich erinnere mich gut an eine SZ-Geschichte, die Fotos von den Leihmüttern mit deren Babys in den Kellern von Kiew zeigte, die wegen des Krieges nicht abgeholt werden konnten. Wir entschlossen uns, darüber eine Geschichte zu erzählen. Ein schweres Thema. Bei der Frage, wer es schreiben könnte, kamen wir ganz schnell auf Katrin Bühlig, die auch im Dokumentarischen arbeitet. Mit Christine Hartmann als Regisseurin waren wir zu diesem besonderen Projekt auch schon sehr früh im Gespräch. Die perfekten Voraussetzungen für uns. Es galt, mit aller Behutsamkeit und Sensibilität für alle Beteiligten zu erzählen.

Uns war klar, dass wir " Mein Kind" wegen des aktuellen Themas mit dem fertigen Drehbuch schnell umgesetzt bekommen wollten. Wir alle hofften damals noch, dass der Krieg bald vorbei ist. Wir drehten im September 2023, im Sommer standen Lisa Maria Potthoff und Maximilian Brückner fest.

Der Casting-Prozess für die ukrainische Leihmutter Oksana dauerte ein bisschen länger, denn von Anfang an stand für uns fest, dass die Rolle auf jeden Fall von einer Ukrainerin gespielt werden sollte. Siegfried Wagner nahm bundesweit Kontakt zu Agenturen, Theatern, Schauspielschulen und Theaterakademien auf, um ukrainische Schauspielerinnen zu finden. Wir begannen mit E-Castings, später gab es Live-Castings – und wir entschieden uns dann für Alina Danko: Für sie war es ihre erste große Rolle in Deutschland. Während des Krieges 2022 war sie nach Salzburg gekommen und konnte dort am Mozarteum ihre Schauspielausbildung abschließen.

Unser Film spielt in drei Ländern: Deutschland, Polen und die Ukraine. Einen Großteil davon haben wir in Zagreb abbilden können. Wir hatten aber auch einen Drehtag in München und einen Drehtag in Kiew mit einer Service-Produktion, die für uns in Absprache mit der Regie Szenen filmte. Als diese Bilder dann bei uns gegen Ende der Produktion ankamen, berührte uns das nochmal ganz besonders.

"Die Ukraine hat sich zum weltweiten Zentrum für Leihmutterschaften entwickelt" – Statement von Autorin Katrin Bühling

Rund 15 Prozent aller deutschen Paare sind ungewollt kinderlos. Für sie bleibt nach deutschem Recht nur die Adoption oder ein Pflegekind aufzunehmen. Aber eine Adoption dauert oft Jahre und die Aufnahme eines Pflegekindes trauen sich viele Paare nicht zu. Dazu kommt, dass die Wunscheltern nach jahrelangen vergeblichen Versuchen, ein eigenes Kind zu bekommen, oft schon Ende 30 oder Anfang 40 sind. In diesem Alter ist die Chance, ein Baby zu adoptieren oder aufzunehmen, gleich null. Was bleibt, ist die Leihmutterschaft, doch die ist in Deutschland verboten.

Seit 2015 hat sich die Ukraine zum weltweiten Zentrum für Leihmutterschaften entwickelt, weil der Ablauf dort professionell, unkompliziert und vor allem preiswert ist. Agenturen vermitteln Leihmutterschaften schon ab 40.000 Euro im Standardpaket, ein sogenanntes VIP-Paket (man kann sich hier das Geschlecht des Kindes aussuchen) kostet zirka 65.000 Euro. In Amerika zahlen Wunscheltern dafür das Dreifache. Die Leihmutter selbst erhält für das Austragen eines Babys ungefähr ein Drittel der Summe.

Die kommerzielle Leihmutterschaft ist umstritten. Die Ukraine ist eines der wenigen Länder, in denen sie erlaubt ist. Im Gegensatz zu einer altruistischen Leihmutterschaft (eine Frau trägt ein Kind für jemanden aus, der ihr nahesteht, bezahlt wird sie dafür nicht) fallen bei einer Leihmutterschaft gegen Bezahlung sofort die Begriffe: Ausbeutung, Kinderhandel und moderne Sklaverei.

Tatsächlich entscheiden sich aber junge Ukrainerinnen freiwillig, als Leihmutter zu "arbeiten", weil sie damit viel Geld verdienen, oft das Dreifache eines durchschnittlichen Jahresgehaltes. Mit diesem Geld finanzieren sie ein eigenes Haus oder die Zukunft ihrer leiblichen Kinder. Für sie selbst ist es keine Ausbeutung, sondern ein Geschäft.

Beim Thema kommerzielle Leihmutterschaft erhitzen sich immer wieder die Gemüter. Für die einen ist es ein Segen, die letzte Möglichkeit, ein eigenes Kind zu haben, eine Familie zu gründen, dem Leben einen "wirklichen" Sinn zu geben. Die moderne Reproduktionsmedizin hat längst auch alle Möglichkeiten dazu.

Aber muss alles, was medizinisch möglich ist, auch angewendet werden? Was ist mit ethischen Bedenken? Eine Schwangerschaft verlangt dem Körper einer Frau viel ab, die Geburt ist alles andere als schmerzarm. Welche Frau würde sich dafür ohne Not entscheiden?

Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Ich habe versucht, beide Seiten einer Branche zu zeigen, die vor der Corona-Pandemie und bis Kriegsbeginn völlig unter dem öffentlichen Radar lief. Wenn wir es schaffen mit unserem Film, die Wünsche und Nöte beider Seiten sensibel zu thematisieren, damit die Schwarz-Weiß-Malerei bei diesem heiklen Thema aufhört und ein Gespräch beginnen kann, hätten wir alles erreicht, was ich mir wünsche.

"Nah an den Figuren" – Statement von Regisseurin Christine Hartmann

Seit Februar 2022 ist Krieg in der Ukraine. Hunderttausende sind gestorben, und wir haben uns immer wieder gefragt, ob man diesen "Zustand" als Rahmenhandlung für diese Geschichte verwenden kann und darf.

Aber letztlich ist die kommerzielle Leihmutterschaftsindustrie ein Geschäftszweig, der jährlich mehrere Hundert Millionen generiert – oder um es weniger abstrakt auszudrücken, es werden jährlich zirka 2.500 Babys von ukrainischen Leihmüttern ausgetragen. Das ist relevant. Der Krieg stellt den ohnehin prekären Status dieser Frauen und der gesamten Industrie noch mehr infrage, was es umso relevanter macht, diese Geschichte in genau diesem Kontext zu erzählen.

Eine der größten Herausforderungen bei der Regie dieses Films bestand dabei für mich darin, den unterschiedlichtiven und Emotionen sowohl des deutschen Paares als auch der ukrainischen Leihmen Perspekutter gerecht zu werden und sie auf ehrliche und respektvolle Weise darzustellen, ohne dabei in Klischees oder Urteile zu verfallen. Daran habe ich sowohl in der Inszenierung mit meinem Schauspieler-Ensemble gearbeitet als auch in der Visualisierung mit meinem Kameramann Alexander Fischerkoesen. Wir entschieden uns für eine eher zurückhaltende Ästhetik. Die Kamera sollte nah an den Figuren sein, um die emotionale Intensität einzufangen und den Zuschauerinnen und Zuschauern die Möglichkeit zu geben, sich sowohl mit dem deutschen Paar als auch mit der ukrainischen Leihmutter zu verbinden.

"Mutter oder Vater werden zu wollen, kann eine sehr archaische Sehnsucht sein" – Interview mit Lisa Maria Potthoff

Judith Koch durchlebt eine ganze Flut an Emotionen: nach erfolglosen Kinderwunschbehandlungen nun die Freude über die geglückte Leihmutterschaft, bis der Kriegsausbruch in der Ukraine alles verändert und neue Ängste auslöst. Wie haben Sie sich Ihrer Rolle genähert?

Als Mutter weiß ich, dass Mutterliebe nicht erst beginnt, wenn man sein Kind das erste Mal im Arm hält. Sie fängt oft schon in jenem Moment an, wenn das kleine Wesen in einem wächst. Oder, wie bei Judith, wenn man erfährt, dass das Kind fern von einem im Entstehen ist. In diesem Moment beginnt sofort die Sorge um dieses Wesen und die Gewissheit, dass man sein letztes Hemd für dieses Würmchen geben würde. Es entsteht eine tiefe Hoffnung auf eine glückliche Zukunft für und mit diesem neuen Menschen. Diese Gefühle wollte ich Judith schenken. Ich habe mich auch mit ihrem Schuldgefühl auseinandergesetzt, nicht fruchtbar zu sein und sich verantwortlich dafür zu fühlen, dass ihr Mann und sie in dieser Lage sind.

Wie sehr verändern die Erlebnisse Judith? Ist sie am Ende eine andere als zu Beginn des Films?

Mit Sicherheit. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass der vermeintlich Glaube, dass nun alles gut wird, immer wieder erschüttert werden kann. Das Leben bietet wenig Gewissheiten.

Sie sind selbst Mutter von zwei Töchtern. Wie sehr hat Sie das Filmthema berührt?

Sehr. Es hat mich noch dankbarer gemacht, dass mein Kinderwunsch so problemlos in Erfüllung gegangen ist und ich selbst zwei gesunde Kinder in die Welt setzen konnte. Was den Krieg in der Ukraine betrifft, erschüttert mich die Tatsache, dass dort Eltern ihre Kinder nicht mehr beschützen und ihnen den Wunsch, in Frieden groß zu werden, nicht erfüllen können.

Können Sie Paare verstehen, die sich sehnsüchtig ein Kind wünschen und als letzten Ausweg eine Leihmutter engagieren?

Ja, ich kann sie verstehen. Auch mein Wunsch, Kinder zu bekommen, war sehr groß. Ich weiß nicht, ob es mein Weg gewesen wäre, aber Mutter oder Vater werden zu wollen, kann eine sehr archaische Sehnsucht sein.

Der Film schildert den russischen Angriff auf die Ukraine, mittlerweile dauert der Krieg zweieinhalb Jahre. Sehen Sie mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen?

Natürlich. Die Welt verändert sich. Vermeintliche Sicherheiten wie "Kein Krieg in Europa" sind weg. Das löst auch bei mir Ängste aus.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Maximilian Brückner und Alina Danko empfunden? Gab es Gespräche über die Filmthemen auch über die Dreharbeiten hinaus?

Maxi kenne ich schon 20 Jahre. Wir haben als junge Schauspieler unsere ersten Schritte vor der Kamera gemeinsam gemacht, damals mit dem Kinofilm von Sherry Hormann "Männer wie wir". Ich habe mich sehr gefreut, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten nach so langer Zeit. Und natürlich haben wir auch mit Alina über die Situation in der Ukraine gesprochen. Sie kam ja selbst als Geflüchtete nach Österreich und musste sich dort ein neues Leben aufbauen.

"Dieses Buch brachte schlagartig die unfassbare Ungerechtigkeit dieses Angriffskriegs zurück" – Interview mit Maximilian Brückner

Wie haben Sie reagiert, als man Ihnen die Rolle des Niklas Koch anbot, und was haben Sie beim Lesen des Drehbuchs empfunden?

Dieses Buch brachte schlagartig die unfassbare Ungerechtigkeit dieses Angriffskriegs zurück.

Niklas und Judith durchleben mit dem Kriegsausbruch völlig neue Situationen, auch mit persönlichen Konsequenzen und Gefahren. Verändert sich ihre Ehe in dieser Zeit?

Niklas verliert in dieser Zeit fast die Verbindung zu seiner Frau. Am Anfang vom Glück des möglichen Elternwerdens getragen, zerbricht ihr vermeintliches Glück nach Ausbruch des Krieges Stück für Stück. Während Judith versucht, unbeirrt ihren gemeinsamen Wunsch zu erzwingen, stellt Niklas das Ganze immer mehr in Frage. Genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich dieser Film.

Wie herausfordernd waren die Dreharbeiten für Sie – gab es eine Szene, die Sie besonders berührt hat?

Nein. Mir wurde nur klar, wie gut ich mich in meiner Welt schon wieder eingerichtet hatte, und der Krieg in der Ukraine Teil des Alltags wurde. Das hat mich zutiefst erschüttert.

Der Krieg in der Ukraine dauert mittlerweile zweieinhalb Jahre. Machen Sie sich Sorgen um die aktuellen Entwicklungen?

Natürlich. Vor allem weil der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet.

Hat der Fernsehfilm Sie auch nach den Dreharbeiten noch beschäftigt – oder waren Sie schnell wieder Maximilian Brückner und im Alltag angekommen?

Ich versuch‘, mich in Diskussionen über den Ukrainekrieg, gerade in meinem Umfeld, noch mehr einzusetzen. Man merkt leider, dass in Deutschland die Solidarität, die Ukraine gegen den russischen Aggressor zu unterstützen, immer mehr bröckelt. Leider werden diese Diskussionen bei den Leuten, die dieses Land nicht unterstützen wollen, immer aggressiver geführt. Das macht einem Angst.

Sie sind selber Vater.Können Sie nachvollziehen, dass kinderlose Paare ihren sehnlichen Kinderwunsch mit Hilfe einer Leihmutter erfüllen?

Ja, kann ich. Ob man es deswegen tun sollte, weiß ich nicht. Es verkommt halt zum Geschäft. Denn nur Leute, die sich das auch wirklich leisten können, kommen in den zweifelhaften Genuss dieser Transaktion. Wenn man dann auch noch sieht, mit welchem Spottbetrag die Leihmütter von den Agenturen abgespeist werden, ist es eigentlich nicht mehr zu rechtfertigen – wenn das überhaupt möglich ist.

Welche Zuschauerreaktionen erhoffen Sie sich auf diesen Film?

Wieder mehr Empathie für die Ukraine und ihren Kampf. Leider hab ich das unbestimmte Gefühl, dass die Menschen gerade das am meisten verloren haben und sich eine Art "Germany First" eingeschlichen hat. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

"Es ist die Gegenwart meines Landes" – Interview mit Alina Danko

Warum entscheidet sich Oksana dafür, für ein fremdes Paar das Baby auszutragen?

Der Hauptgrund: Weil sie Geld braucht – aber warum hat sie beschlossen, es auf diese Weise zu bekommen? Darauf würde Oksana sagen: Warum nicht? Sie weiß, wie viele Frauen aus verschiedenen Gründen keine Kinder bekommen können. Sie hat bereits eine eigene Tochter und kann daher beurteilen, was das bedeutet und was es wert ist. Einerseits weiß sie, wie schwierig es sein kann, ein Kind zu gebären, und andererseits, was für eine Freude es ist. Als sich also eine scheinbar so gute Möglichkeit bot, gleichzeitig die richtige Menge Geld zu bekommen und jemandem den Traum seines Lebens zu schenken, entschied sich Oksana mit Leichtigkeit dafür – die "Leichtigkeit" und den Erfolg dieser Option allerdings naiv und leicht überschätzend. Sie war sich nicht ganz im Klaren darüber oder wollte es nicht wahrhaben, dass das Austragen des Kindes eines anderen nicht das Schwierigste sein würde. Und dabei ist noch nicht einmal die Tatsache berücksichtigt, dass der Krieg begonnen hatte. Es ist vor allem auch ein Moment des Abschieds vom Baby. Dies ist ein neues Element eines scheinbar bekannten Weges.

Wie groß war für Sie die Herausforderung, als gebürtige Ukrainerin eine Ukrainerin zu spielen, die hautnah den Kriegsausbruch miterleben muss?

Ich würde nicht sagen, dass es eine Herausforderung war. Es gab mir ein Gefühl der Zuversicht, dass ich genau wusste, wovon ich sprach, was ich "spielte". Manchmal war es aber schwer, und gleichzeitig konnte ich die Tatsache nicht begreifen, dass ich das, was ich spielte, vor einiger Zeit selbst erlebt habe. Dass dies nicht nur meine Phantasie ist, sondern leider auch eine Realität. Leider, zu der Zeit. Und dank dieses Films habe ich es in meinem Kopf immer und immer wieder erlebt, als wäre es das erste Mal. Es war schwer, denn es ist nicht Vergangenheit, es ist die Gegenwart meines Landes und meines Volkes. Das ist meine Realität.

Wie haben Sie insgesamt die Dreharbeiten erlebt, und welche Szene ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Die Dreharbeiten selbst waren sehr angenehm. Ich hatte unglaublich nette Kollegen. Alle waren sehr freundlich und halfen mir, wenn ich etwas brauchte. Wir hatten einen guten Kontakt zur Regisseurin, so dass die Arbeit angenehm war und Spaß machte. Auch der Kameramann hat wunderbare Arbeit geleistet, mir alles erklärt, falls ich etwas nicht wusste. Am Set herrschte immer eine gute und fröhliche Atmosphäre. Die Szene, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die, als Oksana die Nachricht über Butscha sah und ihr Mann nicht ans Telefon ging, und alles in ihr kalt wurde. Dies ist für mich der wortreichste Moment. Derjenige, der keiner Übersetzung oder Erklärung bedarf.

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