PUSH

Dramaserie/ZDFneoriginal

Geplatzte Fruchtblasen, Babys in Beckenendlage, zu früh einsetzende Wehen – für die Hebammen Nalan, Anna und Greta ist der Ausnahmezustand an der Tagesordnung. "PUSH" erzählt in sechs Folgen tabufrei von Geburten und vom Klinikalltag der drei Hebammen.

  • ZDF Mediathek, ad ut ab Freitag, 1. März 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF neo, ad ut ab 10. März 2024, 20.15 Uhr, immer sonntags in Doppelfolgen

Texte

Statement aus der Redaktion

Selten gab es so viele leidenschaftliche Reaktionen, wenn ich von einem Film- oder Serienprojekt erzählt habe, wie zu der Hebammenserie "PUSH": meist von Frauen, aber auch von Männern, überwiegend von Eltern, aber nicht ausschließlich – jede und jeder hatte sofort eine Geschichte parat, ein Thema, eine Erfahrung, die unbedingt erzählt werden müsste – oder aber ein Vorurteil, das dringend widerlegt werden sollte.

Kein Wunder: Leben zu schenken zählt sicherlich zu den beeindruckendsten Erfahrungen, die die Welt zu bieten hat. Entsprechend viele Geschichten und Vorstellungen ranken sich um diesen "Magic Moment" der Geburt, inklusive aller Dos and Don'ts und Meinungen dazu, was richtig und was falsch ist.

Der Quell, aus dem wir schöpfen konnten, um Inspiration für diese Serie zu finden, ist unerschöpflich. Und der Bedarf, diese Geschichten ehrlich und ungeschönt zu erzählen, groß – ohne Tabus, ohne falsche Scham, ohne Weichzeichner.  

"PUSH" soll zeigen, wie facettenreich und vielfältig, schön und wunderbar, aber auch wie hart und herausfordernd, intensiv und individuell der Start ins Leben ist. 

Wir dürfen gemeinsam mit drei Hebammen unterschiedlichste Paare bei dem Abenteuer des Elternwerdens begleiten und sie in intimsten und emotionalsten Momenten erleben. Die Bilder sind zutiefst authentisch und die erzählten Geschichten äußerst berührend. Die Zeit war überreif für dieses mutige Programm.

 

Diana Kraus & Eva Klöcker
Fernsehfilm / Serie I

Stab

Gesamtkonzept

Luisa Hardenberg

Buch Luisa Hardenberg, Anne Katharina Roicke (Folge 4)

Regie

Katja Benrath (Folgen 1 bis 3), Mia Maariel Meyer (Folgen 4 bis 6)

Bildgestaltung

Carolina Steinbrecher (Folgen 1 bis 3), Lotta Kilian (Folgen 4 bis 6)

Schnitt

Nathalie Pürzer, Nina Meister (Folgen 1 bis 3), Jamin Benazzouz (Folgen 4 bis 6)

Musik

Elisabeth Kaplan, Florian Hirschmann

Kostümbild

Laura Yasemin Schäffler

Szenenbild

Anne Schlaich, Theresa Bischof

Produktion

Bantry Bay Productions

Produzent

Jochen Cremer

Producerin

Marie-Therese Dalke

Redaktion

Diana Kraus, Eva Klöcker

Koordination ZDFneo

Christiane Meyer zur Capellen

Länge

6 x ca. 45 min

 

"PUSH" wird im Auftrag von ZDFneo von Bantry Bay Productions in Zusammenarbeit mit NPO, SVT, VRT, DR, NRK, YLE und RUV produziert. "PUSH" ist ein Projekt der "New 8".

Besetzung

Nalan Arzouni

Mariam Hage

Anna Koch

Anna Schudt

Greta Malinger

Lydia Lehmann

Dr. Barbara Keller

Idil Üner

Irina Petrenko

Katja Hutko

Dr. Charlotte Mohn

Katia Fellin

Dr. Fritzi Hafer

Olga von Luckwald

Dr. Jan Pfeiffer

André Kaczmarczyk

David Mansour

Hassan Akkouch

und andere

 

 

Inhalt

Geplatzte Fruchtblasen, Babys in Beckenendlage, zu früh einsetzende Wehen – für die Hebammen Nalan (Mariam Hage), Anna (Anna Schudt) und Greta (Lydia Lehmann) ist der Ausnahmezustand an der Tagesordnung. Als wäre der Alltag nicht schon aufregend genug, sehen sie sich auch noch mit einer Klage konfrontiert: Vor einigen Monaten soll es bei einer Geburt zu einem Behandlungsfehler gekommen sein – bei einem Kind wurde eine Hirnschädigung diagnostiziert. Dabei hat Nalan ohnehin mit einer ganz anderen Herausforderung zu tun: Zwar erlebt sie täglich den magischen Moment, frischgebackenen Eltern ein neugeborenes Baby in die Arme legen zu dürfen, aber ihr eigener Kinderwunsch bleibt bislang unerfüllt. Da kann der Traumberuf zur emotionalen Achterbahnfahrt werden …

Inhalte der einzelnen Folgen

Folge 1: "Jedem Anfang", Sonntag, 10. März 2024, 20.15 Uhr, ZDFneo

Nalan hilft ihrer Gebärenden Kathi seit 20 Stunden, sich durch die Wehen zu kämpfen, aber die Geburt geht kaum voran. Als sich die Werte des Kindes verschlechtern, ist es für Oberärztin Dr. Charlotte Mohn eindeutig: Das Kind muss per Sectio geholt werden.  Daher hat Nalan keine Zeit für Hebammenstudentin Greta, die ihren ersten Tag im Helene-Klinikum hat. Dafür darf Greta bei der erfahrenen Beleghebamme Anna mitlaufen, die sie mit zu ihrer Patientin Lea nimmt.

Leas Baby liegt in einer Beckenendlage: mit dem Po nach unten. Keine geburtsunmögliche Position, aber in den meisten Kliniken wird das Kind in solchen Fällen per Kaiserschnitt geholt. Anna und Chefärztin Dr. Barbara Keller entbinden diese Babys allerdings noch vaginal. Doch im entscheidenden Moment der Geburt ist Dr. Keller nicht zu finden und Anna muss entscheiden, ob sie das Kind ohne sie zur Welt bringt. Am Ende bleibt die Frage: Warum werden Frauen fürs Kinderkriegen und Hebammen für ihre Arbeit eigentlich nicht als Superheldinnen gefeiert?

Zumindest für Anna und Nalan sieht die Realität anders aus: Sie und die Klinik werden wegen eines angeblichen Behandlungsfehlers verklagt.

 

Folge 2: "Männer", Sonntag, 10. März 2024, 21.00 Uhr, ZDFneo

Anna geht die Klage wegen eines angeblichen Behandlungsfehlers gegen sie und die Klinik sehr nahe. Egal wie oft sie es durchgeht, sie ist sich sicher, dass Dr. Keller und sie bei der Entbindung von Frau Fischer keinen Fehler gemacht haben – und genauso wenig Nalan bei der Vor- und Nachsorge. Aber warum ist bei dem Kind dann ein Hirnschaden diagnostiziert worden?  Neben all dem muss Anna auch die Trennung von ihrem Mann verdauen und zwischen einem streitenden Paar im Wochenbett vermitteln.

Greta lebt sich derweil immer besser in der Klinik ein und macht auch mal eine zusätzliche Schicht zusammen mit Krankenschwester Irina. Nalan hingegen gerät ans Limit mit dem werdenden Vater Paul, der es während und nach der Entbindung r etwas zu gut meint mit seinem Engagement. Nach der erfolgreichen Geburt dreht sich bei Nalan wieder alles um ihren eigenen Kinderwunsch.

 

Folge 3: "This is where the magic happens", Sonntag, 17. März 2024, 20.15 Uhr, ZDFneo

Nalas Periode ist seit ein paar Tagen überfällig. Aus Angst vor einer Enttäuschung traut sie sich aber nicht, einen Schwangerschaftstest zu machen. Auch an Anna nagen privaten Probleme und der ständige Stress. Dagegen nimmt sie heimlich Beruhigungstabletten aus der Klinik.

Sita ist in der 26. Schwangerschaftswoche und hat einen vorzeitigen Blasensprung. Noch hoffen alle, dass das Baby zumindest die Lungenreife erreicht. Anna ist währenddessen mit Caro im Kreißsaal. Der Muttermund hat sich noch nicht weiter geöffnet, und Caro stößt schon jetzt an ihre Grenzen.

Greta ist seit vier Monaten in der Klinik und hat das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Prompt wird sie von Dr. Mohn zum emotionalen, psychologischen Beistand, oder besser gesagt zum Händchenhalten, abgestellt. Die schwangere Melek hat mit Übelkeit zu kämpfen und bleibt eine Nacht zur Beobachtung. Greta kümmert sich die Nacht über um Melek, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat.

Noch in derselben Nacht verschlechtern sich die Werte von Sita und dem Baby, und es muss per Kaiserschnitt geholt werden. Durch Zufall errät Kinderarzt Dr. Jan Pfeiffer, dass Nalan glaubt schwanger zu sein und bestärkt sie, einen Bluttest zu machen.

 

Folge 4: "I judge, you judge, we judge", Sonntag, 17. März 2024, 21.00 Uhr, ZDFneo

Nalan ist schwanger. David und sie können es kaum glauben. Nalans Freude wird aber gedämpft, als sie wegen eines möglichen Behandlungsfehlers in den Fokus der Klage gerät. Kann es sein, dass Nalan in der Vorsorge etwas übersehen hat? Auf der Suche nach Antworten geraten Nalan und Anna aneinander. Anna lenkt sich wie immer mit Arbeit ab. Dieses Mal betreut sie die bald vierfache Mutter Nora. Fritzi versteht nicht, warum eine Frau überhaupt vier Kinder bekommen will. Dass sie selbst keine Kinder haben möchte, führt zum Konflikt mit ihrem Freund Dr. Pfeiffer.

Nalan hingegen hat Mühe, ihre Gebärende Alice bei einer Hausgeburt zu begleiten, weil Alices ältere Schwester mit ihren Bedenken gegen Hausgeburten für Unruhe sorgt. Greta freut sich zwar, dass sie dabei sein darf, aber ihre Gedanken wandern immer wieder zu Dr. Mohn und Irina, die irgendein Geheimnis zu haben scheinen.

Als Anna am nächsten Tag die Klinik verlässt, sieht sie Dr. Keller, wie sie sich hinter ihrem Auto übergibt. Anna ahnt Schlimmes.

 

Folge 5: "Stille", Sonntag, 24. März 2024, 20.15 Uhr, ZDFneo

Nalan und David sind wie paralysiert: Bei ihrem Baby ist kein Herzschlag mehr zu hören. Es lebt nicht mehr. Sie können den Verlust ihres Babys nicht begreifen. Als Anna davon erfährt, ist sie sofort für Nalan da und begleitet sie durch die schwersten Stunden. Nalan entscheidet sich für einen natürlichen Abgang und versucht, Abschied von ihrem Kind zu nehmen.

Zur selben Zeit vertraut sich Irina Greta an und erzählt, wie es zu ihrer Abtreibung gekommen ist, die sie illegal in Polen hat durchführen lassen. Bis heute hat Irina Schmerzen. Nach einer Operation kommt in Irina plötzlich alles wieder hoch.

Dr. Keller hat den Brustkrebs vorerst besiegt. Da aber eine genetische Veranlagung für Brustkrebs bei ihr festgestellt wurde, wird eine Mastektomie empfohlen. Dr. Keller muss sich entscheiden, ob sie ihre Brüste für immer abnehmen lässt und einen Brustaufbau machen lässt.

 

Folge 6: "Weitermachen. Irgendwie", Sonntag, 24. März 2024, 21.00 Uhr, ZDFneo

Nach ihrer Fehlgeburt fällt es Nalan nicht leicht, zu ihrer Arbeit zurückzukehren. Sie zwingt sich, nach vorne zu sehen. Anna wiederum will endlich von den Tabletten loskommen. Die Aussichtslosigkeit hinsichtlich der Klage gegen sie macht es ihr aber schwer. Gemeinsam mit Dr. Keller und Nalan versucht Anna auf eigene Faust eine Erklärung dafür zu finden, warum das von ihr zur Welt gebrachte Kind einen Hirnschaden hat.

In der Zwischenzeit betreut Greta für Anna die werdende Mutter Valeria, bei der trotz Einleitung die Geburt nicht in die Gänge kommen will. Bis es plötzlich schneller geht, als gedacht und Greta über sich hinauswachsen muss. Auch Melek, Gretas allererste Patientin, hat keine Wahl und muss sich nach der Geburt ihres Babys mit der Rolle als Alleinerziehende anfreunden. Zum Glück ist sie nicht so allein damit, wie zunächst angenommen.

"Es ist pure Magie, was der weibliche Körper da leistet" – Statement von Produzent Jochen Cremer und Producerin Marie-Therese Dalke

Als die Creatorin Luisa Hardenberg uns "PUSH" vorgestellt hat, waren wir gleich begeistert von dem völlig neuen Ansatz einer Medicalserie. Die Fülle an Geburtsgeschichten, Lebensumständen und Elternkonstellationen ist riesig. Von Beginn an war es unser aller Mission, den oftmals romantisierenden Krankenhausserien etwas Echtes gegenüberzustellen: Eine Geburt ist intensiv, drastisch und kraftvoll, und vor allem ist es pure Magie, was der weibliche Körper da leistet.

Eine Geburt ist ein sehr intimer und persönlicher Prozess und die Dreharbeiten zu einer Geburt daher ähnlich. Der große Druck, an einem Filmset diese Szenen zu drehen, hat den Regisseurinnen und den Schauspielerinnen viel abverlangt. Auch merkten wir schnell, dass unser moderner und realistischer Erzählansatz in der Umsetzung an seine Grenzen stößt. Wenn es zum Beispiel darum geht, eine BiPOC-Babypuppe oder einen Babybauch für eine BiPOC oder auch für Frauen mit unterschiedlichen Körperformen zu erhalten, mussten wir feststellen: Diese wurden schlichtweg in Deutschland noch nicht hergestellt, weil es in den letzten Jahren keine Nachfrage gab.

Wir wollen die Geburten authentisch und natürlich zeigen, gleichzeitig keine Ängste schüren oder mit Bildern schockieren. Hierfür waren wir auf der Suche nach den richtigen filmischen Mitteln und haben einen Kaiserschnitt dokumentarisch begleitet und Ausschnitte davon für die Serie benutzt. Wichtig war es auch, für die Umsetzung der Serie mit möglichst vielen, echten Babys zu drehen, um die natürlichen Bewegungen und Laute zu transportieren.

Wir sind stolz auf "PUSH" und die Arbeit der tollen Filmemacherinnen. Und: Eine Serie, die so ehrlich über Frauen erzählt, sollte auch Männer interessieren.

"Beim ersten Pitch blickte ich in ratlose Gesichter der überwiegend männlichen Zuhörer" – Statement von Creatorin und Autorin Luisa Hardenberg

Als Tochter einer Gynäkologin und eines Gynäkologen bin ich mit Geschichten um Schwangerschaft und Geburt aufgewachsen, und so war ich schon früh beeindruckt davon, wozu der weibliche Körper in der Lage ist. Die Idee zu "PUSH" habe ich 2019 im Rahmen des Serial Eyes Programmes entwickelt. Zunächst aus fast pragmatischen Gründen: Ich liebe Medicals, Geburts- und Heldinnengeschichten – "PUSH" machte sofort Sinn für mich.

Dann kam der erste Pitch, und ich blickte in ratlose Gesichter der überwiegend männlichen Zuhörer. Es schien kaum vorstellbar, wie man aus dem Thema eine Serie mit mehreren Folgen entwickeln kann. Sinngemäß hieß es: Was willst du nach ein, zwei Geburten noch erzählen? Dieses Unwissen darüber, wie umfangreich die Erfahrungswelt von Frauen ist, die Kinder bekommen oder – ob gewollt oder ungewollt – keine Kinder bekommen, hat mich nur noch mehr darin bestärkt, eine Serie wie "PUSH" zu erzählen.

Wie schön wäre es, wenn wir mit "PUSH" einen Teil dazu beitragen können, dass ein stärkeres Bewusstsein dafür wächst, was Frauen da leisten, was sie aushalten, was sie brauchen. Wie befreiend wäre es, wenn Frauen sich mit ihren Gefühlen rund um das Kinderkriegen nicht so allein gelassen fühlen oder gar schämen. Sowohl diese Motivation war ein starker Motor für meine Arbeit an der Serie als auch die für mich sehr dankbare Chance, im Vergleich zu anderen Formaten überdurchschnittlich viele weibliche Figuren und Perspektiven erzählen zu können.

"Ich hoffe, dass die Hebammentätigkeit mit der Serie eine größere Wertschätzung erhält" – Statement von Fachberaterin Christiane Hammerl

Ich bin Hebamme geworden, weil ich gern Familien bei der Geburt begleite. Ich versuche, sie während der gesamten Zeit zu stärken und ihnen eine positive Geburtserfahrung zu ermöglichen. Jeder Tag, jede Geburt ist anders, das macht diesen Prozess und für mich vor allem den Beruf so besonders und einzigartig. Ich hoffe, dass die Hebamme bzw. die Hebammentätigkeit mit der Serie eine größere Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhält.

Bei dem Projekt hatte ich das große Glück, von Anfang an mitwirken zu dürfen und Luisa Hardenberg in der Bucharbeit bei fachlichen Fragen zu beraten. Sie hatte durch die Berufe ihrer Eltern ohnehin schon ein breites Wissen. Wir haben uns während der Zusammenarbeit gut ergänzt und die realistische Hebammentätigkeit in die fiktionale Welt übertragen. Es ist der Serie wirklich gelungen, den Alltag von Hebammen authentisch darzustellen.

Nicht alle Schauspielerinnen hatten Geburtserfahrungen. Während der Dreharbeiten habe ich versucht, sie dort abzuholen, wo sie stehen, Fragen zu beantworten und Hilfestellungen zu geben. Eine Geburt wird in Serien oder Filmen meist unrealistisch dargestellt. Unrealistisch im Sinne von zu schnell oder zu dramatisch. Meist wird nicht dargestellt, dass die Hebamme auch rundum betreut – das heißt während der Schwangerschaft, der Geburt, im Wochenbett und in der Stillzeit. Diesen umfassenden Blick auf die Tätigkeit zu geben, schafft die Serie in jedem Fall.

"Der Hebammenberuf ist einer der schönsten der Welt!" – Interview mit Anna Schudt

Nirgendwo liegt Freud und Leid so nah beieinander wie auf der Geburtsstation – das zeigt "PUSH" eindringlich. Welchen Eindruck haben Sie während der Dreharbeiten vom Beruf der Hebamme gewonnen?

Vieles war mir bekannt, da ich mich schon seit beinahe 30 Jahren sehr interessiert mit dem Hebammenberuf auseinandersetze. Ich hoffe sehr, dass Hebammen irgendwann wieder stressbefreiter und mit angemessenem Lohn arbeiten und das Schöne an diesem wunderbaren Beruf wieder mehr genießen können. Denn es ist einer der schönsten Berufe der Welt!

In der Serie wird deutlich, unter welchem Druck und Stress die Hebammen arbeiten. Warum, glauben Sie, entscheiden sich Frauen dennoch für den Beruf der Hebamme?

Hebamme zu sein ist ein höchst wichtiger Daseinsgrund. Gebärende brauchen jemanden an der Seite, der weiß, wie man diesen Zustand begleitet. Der die Angst nimmt und Zuversicht gibt. Der zuhört und im richtigen Moment intuitiv handelt. Das ist wundervoll.

Anna muss sich neben ihrer alltäglichen Arbeit mit einer Ermittlung herumschlagen, die durchgeführt wird, weil es bei einer Geburt zu einem angeblichen Behandlungsfehler gekommen ist. Wie schafft man es, so viel Verantwortung zu schultern?

Das kommt zum Glück nicht oft vor, so eine Klage ist der Worst Case. Und bei einer Geburt liegt eben Vieles nah beieinander: Glück und Leid, Freude und Enttäuschung, Angst und Hochgefühl. Und es kann manchmal unvorhergesehenes passieren. Dieses Risiko müssen Hebammen auf sich nehmen. Und das tun sie jedes Mal aufs Neue.

Sie haben selbst drei Kinder. Welche Bedeutung hatten Hebammen für Sie während und nach der Geburt?

Meine Hebamme hat mir ein völlig neues Feld eröffnet. Ich wusste gar nichts über die Möglichkeiten einer Geburt. Ich habe zwei Kinder zuhause bekommen und eins aus Versehen im Krankenhaus. Die Hebammen waren für mich das Allerwichtigste, der Anker, der Arzt, die guten Hexen mit dem Urwissen und die, die ich buchstäblich immer anrufen kann. Ein Wahnsinnsluxus.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Es war sehr einfach, ich wusste, wer Anna ist und wie man Kinder bekommt. Zusätzlich habe ich viel mit meiner Hebamme von früher gesprochen und die Bücher von Michel Odent nochmal gelesen. Die kann ich übrigens sehr empfehlen, hochspannende Lektüre.

"Bei der Geburt wird nicht nur ein Baby, sondern auch eine Mutter geboren" – Interview mit Mariam Hage

Nirgendwo liegt Freud und Leid so nah beieinander wie auf der Geburtsstation – das zeigt "PUSH" eindringlich. Welchen Eindruck haben Sie während der Dreharbeiten vom Beruf der Hebamme gewonnen?

Hebammen sind unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft. Sie haben eine große Verantwortung und auch so ein immenses und essentielles Wissen und Können. Meine Bewunderung und mein Respekt für diese Berufsgruppe kennen, ehrlich gesagt, keine Grenzen. Das hat sich auch ein Jahr nach unserem Dreh nicht geändert.

Ein Punkt wurmt mich aber sehr. Und zwar, dass generell solche systemrelevanten Berufe, wie der der Hebammen oder andere Pflegeberufe, viel zu wenig Anerkennung in unserer Gesellschaft bekommen. Ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird und dass wir mit unserer Serie diese Held*innen ein wenig in den Mittelpunkt rücken können. Und dass eine Begleitung einer Hebamme vor und nach der Geburt irgendwann kein Luxus mehr, sondern Normalität ist.

In der Serie wird deutlich, unter welchem Druck und Stress die Hebammen arbeiten. Warum, glauben Sie, entscheiden sich Frauen dennoch für den Beruf der Hebamme?

Ich denke, Empathie und Menschlichkeit sind das Herzstück der Entscheidung und auch eine Faszination rund um das Thema Geburt. Das kann ich auch sehr nachvollziehen. Eine Geburt ist so etwas Kraftvolles, Archaisches und auch vom medizinischen Aspekt her sehr interessant. Wissen, wie man die Entwicklung eines Menschen begleiten und unterstützen kann, ist auch etwas sehr Mächtiges.

Ich empfinde den Beruf der Hebamme als einen sehr feministischen Beruf, weil er nicht nur die Geburt, sondern vor allem das Wohlbefinden der Gebärenden in den Mittelpunkt rückt. Es wird bei der Geburt nicht nur ein Baby, sondern auch eine Mutter geboren. Ich weiß nicht mehr, woher ich diesen Satz habe, aber er lässt mich nicht mehr los.

Nalan versucht seit zwei Jahren schwanger zu werden. Trotz ihres unerfüllten Kinderwunsches hilft sie täglich Babys auf die Welt. Wie geht sie damit um?

Es tut ihr wahnsinnig weh, und es fällt ihr nicht leicht, aber sie versucht das nicht zu zeigen, was ihr mal mehr und mal weniger gelingt. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, sei es zu den werdenden Müttern, ihren Kolleg*innen, ihrem Partner und Freund*innen, halten sie zusammen, geben ihr Kraft und pushen sie weiter. Und genau darum geht es auch in dieser Serie: ums Miteinander, Füreinander-da-sein und Weitermachen, auch in schmerzlichen Situationen. Einen unerfüllten Kinderwunsch oder eine Fehlgeburt haben viele. Aber da es noch immer ein Tabuthema ist, hat die betreffende Person zusätzlich zum Verlust meist noch Schamgefühle und fühlt sich allein. Deswegen ist es wichtig, Fehlgeburten zu enttabuisieren, sich darüber auszutauschen und sich vielleicht so ein bisschen weniger allein zu fühlen. Das macht den Schmerz zwar nicht weniger, aber verbindet Menschen durch die gemeinsame Erfahrung.

Inwiefern hat die Serie Ihren Blickwinkel auf das Thema Geburt verändert?

Ich hatte schon immer Respekt vor dem Thema, aber es hat mich sehr überrascht, wie wenig ich eigentlich über Geburten wusste. Noch mehr verwundert hat mich, wie wenig Platz ein Thema in unserer Allgemeinbildung hat, das wir alle in einer Form erleben, entweder als Geborene oder als Gebärende. Ebenso wie wichtig die Vor- und Nachbetreuung einer Gebärenden sind. Frauen haben eine riesige Wunde im Inneren nach der Geburt und viele müssen fast fließend wieder ins normale Leben zurück und kriegen nicht die nötige Zeit, Pflege und Unterstützung, um zu heilen. Absurd eigentlich.

Themen wie Wochenbett, Kinderwunsch, unbezahlte Hausarbeit, emotionale Arbeit, Stealthing, Abtreibungen, Frühgeburten, Sectio, Fehlgeburt sind auch alles Themen, die wir in unserer Serie abdecken und zu dem Thema der Geburt dazugehören.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Für mich ist Vorbereitung alles, denn so kann ich während der Dreharbeiten loslassen, im Moment sein und etwas passieren lassen. Ich stelle mir anfangs viele Fragen und finde heraus, wie nah die Figur an meiner Person ist. Wie geht die Figur durch die Welt, was sind ihre Geschichte, ihre Wünsche, ihre Ängste und vor allem wie verhält sie sich und weshalb?

Die Differenz zwischen mir als Mariam und der Figur Nalan fülle ich dann durch Recherchen aus Literatur, Filmen und in diesem Fall Austausch und Kontakt mit echten Hebammen und Frauen, die ähnliche Themen wie Nalan haben. Ich gehe wie eine investigative Journalistin an die Thematik heran und versuche, komplett in das berufliche und private Leben der Figur einzutauchen. Bei dem Projekt habe ich mir so viele Bücher, Filme und sonstiges zum Thema Hebammen und dem Beruf besorgt und studiert. Ich habe in Wien sowie Berlin Kontakt zu Hebammen aufgenommen, die ich in ihrem Berufsalltag begleiten durfte. Ich versuche auch, soweit es möglich ist, wie sie zu leben, zu essen, zu schlafen. Ich habe einfach eine immense Neugier und will so viel wie möglich über sie herausfinden und entdecken.

"Ich würde mich nicht wundern, wenn heute oder morgen die Hebammen auf die Straßen gingen" – Lydia Lehmann

Nirgendwo liegt Freud und Leid so nah beieinander wie auf der Geburtsstation – das zeigt "PUSH" eindringlich. Welchen Eindruck haben Sie während der Dreharbeiten vom Beruf der Hebamme gewonnen?

Ich bin beeindruckt von der Nervenstärke aller Hebammen, die im Kreißsaal zwischen dem Geruch und der Lautstärke klare Entscheidungen treffen und währenddessen auch noch ein beruhigendes Lächeln auf den Lippen tragen. Gesellschaftlich bekommen Hebammen kaum Wertschätzung – umso wichtiger ist es, ihre Geschichten zu erzählen.

In der Serie wird deutlich, unter welchem Druck und Stress die Hebammen arbeiten. Warum, glauben Sie, entscheiden sich Frauen dennoch für den Beruf der Hebamme?

"Junge und werdende Hebammen" im Deutschen Hebammenverband setzen sich mit vielen Ideen und Energie für bessere Arbeitsumstände ein. Ich würde mich nicht wundern, wenn heute oder morgen die Hebammen auf die Straßen gingen. Und wir sollten alle mitgehen.

Greta ist als Hebammen-Studentin ganz neu auf der Station und bekommt durch Oberärztin Mohn schnell zu spüren, welche Hackordnung im Krankenhaus herrscht. Haben Sie schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ja, im Studium. Ich war natürlich nicht alleine und konnte mich mit anderen Studentinnen zusammenschließen. Weil wir viele waren, konnten wir flachere Hierarchien einfordern, die dann auch umgesetzt wurden.

Inwiefern hat die Serie Ihren Blickwinkel auf das Thema Geburt verändert?

In der Vorbereitung habe ich viel von Hebammen gelernt. Unsere Körper sind stärker, als wir glauben. Ich trainierte viele Jahre als Leitungssportlerin und glaube, eine Geburt ist ähnlich. Für alle Beteiligten auf eine andere Art und Weise.

Ihre Schwester macht eine Ausbildung zur Hebamme. Hat Ihnen das bei der Vorbereitung für die Rolle geholfen?

Ja, ich hörte viele wilde und emotionale Geschichten. Und dann war alles noch viel aufregender, als ich selbst ein paar Tage die Hebammen im Kreißsaal begleitet habe.

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