Shooting Stars 2024 - Junges Kino im Zweiten
Fünf Komödien aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel
Zum zwölften Mal präsentiert die ZDF-Nachwuchsredaktion Das kleine Fernsehspiel die Reihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" – diesen Sommer mit den fünf Komödien "Das schwarze Quadrat", "Sweet Disaster", "The Ordinaries", "Karigula-Monster der Liebe" und "Alle wollen geliebt werden". Ab 11. Juli 2024 sind alle fünf Filme in der ZDFmediathek, ab 12. August 2024 im ZDF. Die Reihe ist Teil des Komödien-Premieren-Sommers in der ZDFmediathek.
- ZDF Mediathek, ad ut Ab Donnerstag, 11. Juli 2024, 10.00 Uhr, alle fünf Filme in der ZDFmediathek.
- ZDF, ad ut Montag, 12. August 2024, 20.15 Uhr, "Das schwarze Quadrat", weitere Filme 12., 13., 19. und 20. August 2024
Texte
Shooting Stars – Junge Komödien im Sommer | Statement von ZDF-Redakteur Christian Cloos
In diesen Zeiten gibt es nichts zu lachen. Außer in der Komödie. Wann also braucht man sie mehr als jetzt? Zwischen allen Nachrichten von Kriegen und Krisen, aber auch den kleinen und großen Dramen unseres ganz banalen Alltags gibt sie uns Entlastung gegen das Gefühl von Überforderung und Ohnmacht. Doch Komödien bestehen nicht nur aus komischen Figuren in komischen Situationen, deren Geschichten mit komischen Einfällen gewürzt werden. Sondern sie machen uns wie unter einem Brennglas unsere ganz menschlichen Schwächen bewusst. Laut Comedy-Altmeister John Vorhaus besteht gute Komik aus Wahrheit und Schmerz. Aus dem befreienden Gefühl des Erkennens gewinnen wir Hoffnung – und lassen uns dabei bestens unterhalten. Eigentlich ein super Konzept.
Das dachten sich wohl auch die fünf jungen Regie-Talente, die ins Risiko gingen und für ihre ersten langen Spielfilme ausgerechnet dieses schwierigste aller Filmgenres wählten. Ihre Filme entstanden als Abschluss an Filmhochschulen, als Debüt danach oder als Autodidakten-Erstling. Bei der Entwicklung ihrer Drehbücher und der Realisierung ihrer Filme wurden sie jeweils früh von der ZDFRedaktion Das kleine Fernsehspiel unterstützt und über den ganzen Prozess bis zur Fertigstellung begleitet. Komödie braucht neben Witz und Originalität besonders sorgfältiges Handwerk. Wenn der Gag schlecht geschrieben, gespielt, inszeniert oder geschnitten ist, lacht niemand mehr.
Für ihre Langfilmdebüts haben die fünf Talente sehr unterschiedliche Spielarten der Komödie gewählt und widmen sich dabei durchaus Themen, die man auch als Drama hätte erzählen können. Aber die fünf haben sich dem Humor verschrieben, wollen uns vor allem Spaß machen und zum Staunen bringen. Sie wollen uns mal rasanter, mal tragikomischer unterhalten und berühren, mal philosophischer und mal abgründiger, oder alles gleichzeitig.
Bereits ab dem 11. Juli 2024 sind alle Filme in der ZDFmediathek zu sehen, ab dem 12. August 2024, 20.15 Uhr, dann auch im Programm des ZDF, wo wir mit der schwarzen Verwicklungskomödie "Das schwarze Quadrat" starten.
Bei diesen ersten Langfilmen lassen die jungen Talente schon mächtig die Funken fliegen und werden bestimmt weiter auf sich aufmerksam machen!
Sendetermine im Überblick
Ab Donnerstag, 11. Juli 2024, sind alle fünf Filme der "Shooting Stars"-Reihe 2024 in der ZDFmediahek verfügbar.
Das schwarze Quadrat
ZDFmediathek ab Donnerstag, 4. Juli 2024, für sechs Monate
ZDF Montag, 12. August 2024, 20.15 Uhr
Sweet Disaster
ZDFmediathek ab Donnerstag, 11. Juli 2024, für sechs Monate
ZDF Montag, 12. August 2024, 23.55 Uhr, im ZDF
The Ordinaries
ZDFmediathek ab Donnerstag, 4. Juli 2024, für sechs Monate
ZDF Dienstag, 13. August 2024, 23.15 Uhr, im ZDF
Karigula – Monster der Liebe
ZDFmediathek ab Montag, 8. Juli 2024, für ein Jahr
ZDF Montag, 19. August 2024, 0.30 Uhr, im ZDF
Alle wollen geliebt werden
ZDFmediathek ab Montag, 8. Juli 2024, für ein Jahr
ZDF Dienstag, 20. August 2024, 22.45 Uhr, im ZDF
Das schwarze Quadrat
Das schwarze Quadrat
Spielfilm, Deutschland 2021
ZDFmediathek ab Donnerstag, 4. Juli 2024, für sechs Monate
ZDF Montag, 12. August 2024, 20.15 Uhr
Stab
Buch und Regie Peter Meister
Kamera Felix Novo de Oliveira
Ton Nick Friedrich
Schnitt Jan Ruschke
Szenenbild Tim Tamke
Kostümbild Kathrin Aschendorf
Maskenbild Tim Scheidig, Petra Herzler-Grossmann
Musik Andreas Lucas
Produzenten Manuel Bickenbach, Alexander Bickenbach
Produktion Frisbeefilms GmbH & Co. KG in Koproduktion mit ZDF/Das
kleine Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit ARTE mit
Unterstützung der Hessenfilm, Filmförderung Hamburg,
Schleswig-Holstein, Nordmedia, Deutscher Filmförderfonds
Redaktion Christian Cloos (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Olaf Grunert (ZDF/ARTE)
Daniela Muck (ARTE)
Länge 89 Minuten
Besetzung
Vincent Kowalski Bernhard Schütz
Martha Sandra Hüller
Nils Forsberg Jacob Matschenz
Mia Pheline Roggan
Levi Staude Christopher Schärf
Helen Caracas Victoria Trauttmansdorff
Bernhard Lossa Wolfgang Packhäuser
Harald Sibelius Tobias van Dieken
und viele andere
Inhalt
Schwarze Verwicklungskomödie, in der ein Duo von Kunstdieben einem berühmten Gemälde auf einem Kreuzfahrtschiff hinterherjagt.
Der alternde Kunstdieb Vincent Kowalski hat das berühmte, millionenschwere Gemälde "Das schwarze Quadrat" gestohlen – sein wirklich letzter Coup vor dem Ruhestand. Das Bild soll auf einem Kreuzfahrtschiff an die Käufer übergeben werden. Vincent und sein junger Partner Nils warten vergeblich am Kreuzfahrtterminal auf ihren dritten Komplizen, der Tickets und gefälschte Pässe mitbringen soll. Um auf das Schiff zu kommen, überwältigen sie kurzerhand zwei Männer. An Bord stellt sich heraus: Die Ausgeraubten waren Teil des Showprogramms im Kreuzfahrtschiff. Vincent und Nils müssen nun deren Rollen einnehmen und als David-Bowie- und Elvis-Presley-Doubles auftreten. Trotz ihrer verzweifelten Bemühungen, nicht aufzufliegen, bekommen bald mehrere Crewmitglieder Wind von der wahren Identität der beiden und dem Wert ihres Diebesgutes. An Bord entbrennt eine wilde Katz-und-Maus-Jagd um "Das schwarze Quadrat", in deren Verlauf Vincent sich in Martha, die Komplizin der russischen Käufer, verliebt. Eine Komödie über Kunst, Liebe, Freundschaft und die große Frage: Wer hat das echte "Das schwarze Quadrat"?
Regiestatement Peter Meister (Buch und Regie)
Für meinen Debütfilm habe ich mir vorgenommen, einen Film zu machen, der einfach extrem unterhaltsam ist. Eine Kunst, die seltsamerweise immer wieder in Verruf gerät, obwohl sie denkbar schwer herzustellen ist. So wie schon in meinen Kurzfilmen sperre ich meine Figuren in einen abgeschlossenen Raum, dem sie nicht entkommen können. Im Bauch des Kreuzfahrtschiffes entwickelt sich ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel, das meinen Protagonisten alles abverlangt. Bei der Drehbuchentwicklung ist viel Energie in die Psychologie meiner Figuren geflossen. Sie sind so eigen, so skurril, dass sie einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen: da ist zuallererst Vincent, dessen Selbstbild und Fremdbild keinerlei Deckungsgleichheit mehr haben. Als schmerzhaft gescheiterter Künstler ist sein Wirken als Kunsträuber für ihn mehr als nur ein Job: es ist die/seine verbissene Rache an der Kunstwelt, die ihn einst so kalt abserviert hat. Er richtet sein ganzes Wissen und seine Energie nun gegen die Kunstelite, zu der er eigentlich gehören wollte. Am Ende muss er sich aber doch eingestehen, dass er sich selbst damit am meisten verletzt. Neben ihm Nils, der naive Kleinkriminelle, den bisher seine zurückhaltende Höflichkeit durchs Leben getragen und vor schwerwiegenden Lebensentscheidungen geschützt hat. Kunsträuber wird er nicht bleiben, bemerkt er doch auf der Reise, dass sein Herz so richtig erst auf der Bühne zu schlagen beginnt. Oder Martha, die ehemalige Mitarbeiterin einer internationalen Kunstgalerie, die wie Vincent die Seiten gewechselt hat und nun für russische Oligarchen arbeitet. Sie und Vincent treffen sich in ihrer an Thomas Bernhard erinnernden Verachtung für den Kunstbetrieb und sind eigentlich füreinander bestimmt ... käme nicht auch ihnen Malewitschs Quadrat in die Quere. Klingt alles allzu abwegig? Ist es nicht. Erst 2019 wurde bekannt, dass sich "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Luxusyacht des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman befindet. Oder Malewitschs "Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat", das vor wenigen Jahren noch in einer großen Ausstellung der Kunstsammlung NRW zu sehen war, sich mittlerweile als Fälschung aus den 1970er Jahren entpuppte. Irrsinnig! Und für mich deshalb sehr filmisch ... Das großartige Schauspieler-Ensemble hat es geschafft, dieser skurrilen Geschichte eine solch glaubwürdige Ernsthaftigkeit zu verleihen, dass die komödiantischen Elemente in meinen Augen besonders komisch sind, weil sie nie platt, sondern immer dramaturgisch fundiert sind. Bei aller Groteske ist "Das schwarze Quadrat" für mich immer Komödie, nie Comedy.
Festivals, Nominierungen und Auszeichnungen – eine Auswahl
Auszeichnungen
- Deutscher Filmpreis 2022: Beste weibliche Nebenrolle (Sandra Hüller)
- Internationale Hofer Filmtage 2021: Hofer Kritiker Preis, Beste Produktion
- Förderpreis Neues Deutsches Kino: Bester Film
- Tankred-Dorst-Preis 2018: Bestes Drehbuch
Nominierungen
- Bild-Kunst Förderpreis: Bestes Kostümbild (Katrin Aschendorf), Bestes Szenenbild (Tim Tamke)
Biografie von Peter Meister (Buch und Regie)
Peter Meister wurde 1987 in Bonn geboren und ist im südhessischen Bensheim aufgewachsen. Er absolvierte sein Studium der Filmwissenschaft, Literatur und Philosophie mit Abschluss Magister Artium in Mainz und begann nach Regie-Assistenzen und Aufnahmeleitungen an Filmsets und im Theater als freier Autor und Regisseur zu arbeiten. Seine Kurzfilme wurden vielfach ausgezeichnet und liefen auf zahlreichen Festivals weltweit. "Menschenjagd" (20 Minuten) gewann 2018 den Hessischen Filmpreis und "Es war feucht, dunkel und roch nach Holz" (13 Minuten) erhielt die Lobende Erwähnung der Jury auf dem interfilm Festival Berlin. 2020 startete der Dreh seines Spielfilmdebüts "Das schwarze Quadrat", produziert von Frisbee Films mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel und ARTE. 2024 führt Peter Meister Regie bei der Vampir-Comedy-Serie "Der Upir" (Arbeitstitel "Joyn"), bei der er auch für die Idee und das Drehbuch verantwortlich ist. Für Das kleine Fernsehspiel entwickelt er gerade ein neues Spielfilmprojekt.
Sweet Disaster
Sweet Disaster
Spielfilm, Deutschland 2022
ZDFmediathek ab Donnerstag, 11. Juli 2024, für sechs Monate
ZDF Montag, 12. August 2024, 23.55 Uhr
Stab
Buch Ruth Toma
Regie Laura Lehmus
Kamera Anne Bolick
Schnitt Andreas Menn
Ton Claudio Demel
Licht Timon Dangel
Musik Boris Goltz
Kostüm Sabrina Krämer
Szenenbild Mona Cathleen Otterbach
Casting Susanne Ritter
Produzentin/
Produzenten Markus Kaatsch, Nina Poschinski, Michael Grudsky
Produktion Zeitgeist Filmproduktion in Koproduktion mit
Field Recordings Filmproduktion, Laura Lehmus,
Fantomfilm und ZDF/Das kleine Fernsehspiel
in Zusammenarbeit mit ARTE
Förderer Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (DKM),
Deutscher Filmförderfonds (DFFF), Film- und Medienstiftung NRW,
Filmförderungsanstalt (FFA)
Redaktion Christian Cloos (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Doris Hepp (ZDF/ARTE)
Daniela Muck (ARTE)
Länge 85 Minuten
Besetzung
Frida Friederike Kempter
Felix Florian Lukas
Yolanda Lena Urzendowsky
Anna Mareile Blendl
Jack Lasse Myhr
Dora Katharina Behrens
Jonny Oliver Jamrath
Anke Ries Gina Haller
Margit Friederike Frerichs
Josephine Priscilla Wittman
Elsa Veronika Nowag-Jones
Berta Chun Mei Tan
Lore Elisabeth Clarke-Hasters
Marvin Milo Eisenblätter
Nicki Jennifer Haas
Jannick David Vormweg
Natalie Schmidt Diana Ebert
Chefin Daniela Berit Künnecke
Frau Akkus Denise Owono
Hugo Dominik Lindhorst-Apfelthaler
Hebammer Hadi Khanjanpour
und als Special Guest David Hasselhoff als er selbst
Inhalt
Frida ist verliebt in Felix und wird mit 40 schwanger. Als er sie verlässt, versucht Frida alles, ihn zurückzugewinnen. Dabei werden ihre Aktionen immer absurder. Eine späte Schwangerschaft und das abrupte Ende einer Beziehung sind jedes für sich genommen noch keine Katastrophe. Aber beides zusammen wirkt wie Brandbeschleuniger auf Grillkohle.
Die 40-jährige Frida ist Maltherapeutin und plötzlich schwanger. Genauso unerwartet wird sie von Kindsvater Felix verlassen, noch bevor sie ihm die frohe Botschaft mitteilen kann. Felix ist zurück bei seiner Ex, doch Frida benutzt bunte Farben nicht nur in ihren Malkursen, sondern auch zum Verschönern unangenehmer Wahrheiten: Sie will die Trennung nicht akzeptieren und versucht mit zum Teil absurden Mitteln, ihn zurückzugewinnen. Unterstützt wird sie dabei von Yolanda, einem fünfzehnjährigen Technik-Wunderkind, das Frida mit selbstgebauten Drohnen und Kameras die nötige Spionage-Ausrüstung liefert. Als Frida ihren Job verliert, das Amt ihre Wohnung nicht bezahlen will und Fridas Attacke auf Felix' Freundin zu einer weiteren Katastrophe führt, schlittert sie mit einer Risiko-Schwangerschaft ins Krankenhaus.
Unkontrollierbare Erwachsene, rebellische Teenies, Helikoptereltern und fünf Omas bevölkern den Debütfilm der Deutsch-Finnin Laura Lehmus. Mit einer Fülle bunter Ideen verwandelt sie das Drama einer verlassenen Schwangeren zur märchenhaft bunten Feelgood-Komödie mit Independent-Charme. Der Film lief auf über 140 Festivals weltweit und gewann über 60 Preise.
Regiestatement Laura Lehmus
Es gibt keinen Moment in meinem Leben, der sich mir stärker eingebrannt hat als dieser: In der letzten Februarwoche 2012, gut zehn Jahre nach meinem Abschluss an der KHM, erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Ich war 40 Jahre alt. Und allein. So fühlte ich mich zumindest, denn von meinem damaligen Partner war keinerlei Unterstützung zu erwarten. Das musste ich mir schmerzhaft eingestehen: Mein Baby und ich würden allein ohne den Vater besser aufgehoben sein. Und ich würde von Berlin, wo ich nach einem teils sehr steinigen Weg erfolgreich als Motion-Designerin und in On-Air-Produktionen selbständig tätig war, in meine Heimat nach Finnland zurückziehen müssen, wenn ich meinem Sohn das bieten wollte, was mir als werdende Mutter am wichtigsten war: Ein stabiles, unterstützendes Umfeld. Ich hatte mir zuvor niemals im Traum ausgemalt, was das wirklich bedeutet: eine Alleinerziehende zu sein. Plötzlich saß ich umgeben von Händchen haltenden, verliebten Paaren in Geburtsvorbereitungskursen. Und während die werdenden Väter mit ihren Frauen schmusten, war ich damit beschäftigt, meinen Trennungsschmerz zu verarbeiten. Wer würde bei der Geburt mit mir im Krankenhaus sein? Wer würde einspringen, wenn ich selbst mal krank werden würde? Würde es meinem Kind ohne Vater gut gehen? Lauter Ängste plagten mich und niemals zuvor in meinem Leben war ich mit einer dermaßen existentiellen Einsamkeit konfrontiert worden. Dann kam selbstverständlich alles ganz anders.
Meine Mutter zog bei uns ein. Und mit ihr mein zehnjähriger Neffe, der ins Kinderheim ziehen sollte, da er zu Hause nicht die Fürsorge bekommen hatte, die er als Zehnjähriger brauchte. So konnte es nicht weiter gehen und ich musste einfach reagieren. Ich habe das Sozialamt angerufen und vorgewarnt, dann mein Baby in den Kinderwagen gesetzt und bin los, um meinen Neffen zu mir zu holen. Nun sorgte ich nicht nur für mein eigenes, sondern auch noch für ein "Special-Need-Kid". Wenn mich mein Leben eines gelehrt hat, dann dieses: Nichts ist planbar. Aber mit Kraft, Mut, Fantasie und der Unterstützung lieber Menschen kann man jede noch so prekäre Schieflage im Leben meistern. Heute lebe ich zusammen mit meinem Sohn und einem Mann, der uns liebt, im schönen Rheinland, in Düsseldorf. Und auch mein Neffe wird jetzt mit sechzehn Jahren seine eigenen Wege gehen und es sieht recht gut für ihn aus. Wenn das mal keine unvorhergesehene Wendung ist!
Ich hatte nach dem Erfolg meines Kurz-Animationsfilms "Alienation", mit dem ich 2015 den Deutschen Filmpreis, die GOLDENE LOLA gewann, endlich die Möglichkeit, meinen ersten Spielfilm zu drehen! Und wusste, als ich damals auf Ideensuche ging, sofort, wovon ich erzählen wollte: meine eigene, schmerzhafte Geschichte als werdende Alleinerziehende – aber ins Leichte, Positive gewendet! Denn ich liebe ungewöhnliche und unkonventionelle, starke und kämpferische Frauenfiguren! Genauso wie verspieltes Design und Ästhetik, die das Leben und jede noch so ausweglose Situation "schöner" machen. Ich wollte einen herzerwärmenden und lustigen Film wie "Little Miss Sunshine" im Stil von Michel Gondry über die Lebenskraft und den Mut von Frauen unterschiedlicher Generationen machen. Ich wollte von der unfassbaren Solidarität unter Frauen, die ich selbst in meinem Leben erfahren habe, erzählen.
Als es mit der Stoffentwicklung losging, wusste ich sofort, dass meine Geschichte nur eine schreiben kann: Ruth Toma, die ich schon lange für ihre ebenso humorvollen wie berührenden Filme bewunderte. Zusammen erschufen wir unsere Protagonistin Frida, die im Film vor ähnliche Herausforderungen gestellt wird wie ich selbst. Eine Protagonistin, deren blühende Fantasie sowohl Ängste schafft als auch diese mittels positiver Tagträume und Kreativität überwindet! Frida ist als Schwangere wie meine animierten Pubertierenden in "Alienation" ein Alien: eine von Hormonen durchrüttelte, sehr eigene Spezies mit besonderer Vorliebe für fliegende Drohnen und Sekundenkleber. Mit "Sweet Disaster" wollte ich ein sommerliches und herzerwärmendes Großstadtmärchen schaffen, einen Film voller Lebensfreude und Optimismus. Einen Film, der Qualität und beste Unterhaltung für ein breites Publikum in sich vereinen soll.
Festivals, Nominierungen und Auszeichnungen – eine Auswahl
Auszeichnungen
- Int'l Brightlight Film Festival 2022: Best Director
- Malta Film Festival 2022: Best Actress
- Cotton City International Film Festival 2022: Best Director
- Pendance Festival2022, Kanada: Best Director Award
- Jaipur International Film Festival 2022: Best Visual Effects Award, Jaipur
- Omaha Film Festival 2022: Best Narrative Feature Film, Omaha
- New Delhi Filmfestival 2022: Best Film Award, New Delhi
- Northeast Pennsylvania Filmfestival 2022, Best Feature Film, Pennsylvania
- Presidents Award for the Ensemble Cast 2022, Riverside, Californien
- Massachusetts International Film Festival 2022: Best International Feature, Massachusetts
- International Brightlight Film Festival, Los Angeles 2022: Best Feature Film, Best Director
- Shenzhen Intern. Film Festival/China 2022, Best Debut Film
- The Black Sea Film Festival 2022: Best Debut Film
Nominierungen
- Raindance Filmfestival in London 2021 (Weltpremiere)
- Max Ophüls Preis 2022: Bester Spielfilm (Deutschlandpremiere)
- Film Festival Cologne 2022: Manfred Stelzer Preis
- Deutscher Filmmusikpreis 2022: Beste Musik im Film
- Filmfestival Türkei Deutschland 2022: Bester Spielfilm
- Achtung Berlin Filmfestival 2022: Bester Spielfilm
- Santa Barbara Int'l Film Festival 2022, USA
- Sincine Film Festival 2022, San Francisco
- Beirut International Women Film Festival 2022, Libanon
Laura Lehmus (Buch und Regie)
Laura Lehmus ist 1972 in Finnland geboren und studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln, wo 2001 ihr Abschlussfilm "Not going down" entstand. Nach dem Studium lebte sie in Berlin, wo sie als On-Air-Produzentin und Art-Direktorin für Film und Fernsehen (ARTE, Nickelodeon, Solarfilms Helsinki) arbeitete. Nebenbei entstand der Kurzfilm "Versuch das mal mit Plastik" (1. Preis Deutsche Umwelthilfe 2009). Ihr international erfolgreicher Animations-Kurzfilm "Alienation" wurde 2015 mit einer goldenen Lola beim Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. "Sweet Disaster" ist ihr Debütfilm, der auf autobiografischen Erfahrungen basiert. Der Film hatte seine Uraufführung 2022 beim Raindance Filmfestival in London, lief weltweit auf über 150 Festivals und wurde mit 50 Preisen bedacht. Laura Lehmus lebt und arbeitet in Deutschland und Finnland.
The Ordinaries
The Ordinaries
Spielfilm, Deutschland 2023
ZDF Dienstag, 13. August 2024, 23.15 Uhr
ZDFmediathek ab Donnerstag, 4. Juli 2024, für sechs Monate
Stab
Regie Sophie Linnenbaum
Buch Sophie Linnenbaum, Michael Fetter Nathansky
Kamera Valentin Selmke
Ton Leonard Aderhold
Schnitt Kai Eiermann
Szenenbild Josefine Lindner, Max-Josef Schönborn
Kostümbild Sophie Peters
Maskenbild Elena Ziegler
Musik Fabian Zeidler
Produzentinnen Laura Klippel, Britta Strampe
Produktion Eine BANDENFILM Produktion In Koproduktion mit
DF/Das kleine Fernsehspiel und
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
mit Unterstützung von Medienboard Berlin Brandenburg,
nordmedia, Die Beauftragte der Bundesregierung
für Kultur und Medien, Filmförderungsanstalt)
Redaktion Jörg Schneider (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Länge 113 Minuten
Besetzung
Paula Feinmann Fine Sendel
Elisa Feinmann Jule Böwe
Hausmädchen HildeHenning Peker
Simon Noah Tinwa
Hannah Cooper Sira Faal
Frau Dr. Cooper Denise M'Baye
Herr Cooper Pasquale Aleardi
Elio Cooper Noah Bailey
und viele weitere
Inhalt
In einer fabelhaften Welt, streng unterteilt in Haupt-, Nebenfiguren und Outtakes, steht Paula vor der wichtigsten Prüfung ihres Lebens: Sie muss beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat.
Paula will ein Leben mit einer eigenen Storyline, mit aufregenden Szenen und voller Musik – nicht wie ihre Mutter, die als Nebenfigur im Hintergrund arbeitet, mit limitierten Dialogen und ohne Emotionen. Deswegen besucht sie die Schule für Hauptfiguren und steht kurz vor der Abschlussprüfung, bei der sie beweisen muss, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat. Sie ist Klassenbeste im Klippenhängen, beherrscht Zeitlupe und panisches Schreien im Schlaf – nur das Erzeugen emotionaler Musik will ihr einfach nicht gelingen.
Um ihr Herz zum Klingen zu bringen, macht sie sich auf die Suche nach großen Emotionen und stößt dabei auf immer mehr Ungereimtheiten zum Tod ihres Vaters, einer heldenhaften Hauptfigur. Ihre Nachforschungen führen sie in die Abgründe der filmischen Welt hinein, in den Morast der verrohten Outtakes am Rande der Gesellschaft. Aber anstatt grausamer Rebellen trifft Paula auf verhuschte Gestalten, Figuren mit Filmfehlern, die in der ständigen Angst leben, aus der Story herausgeschnitten zu werden. Paula beginnt zu zweifeln. An sich. An ihrem Platz in der Geschichte. Und an denen, die sie erzählen.
Sophie Linnenbaums Abschlussfilm "The Ordinaries" ist nicht nur eine originelle Spielart von "Film im Film", sondern vor allem ein ungewöhnlicher Film über gesellschaftliche Ausgrenzung und den Druck zur Anpassung.
Regiestatement Sophie Linnenbaum (Buch und Regie)
In unseren Zeiten definiert sich das "Wir" einer Gesellschaft mehr denn je über die Betonung kultureller Gemeinsamkeiten und die Abgrenzung vom sogenannten "Anderen": wir sind wir, da wir nicht sie sind. Durch Ab- und Ausgrenzung wird eine vermeintlich stabile Identität geschaffen. Das Resultat ist eine künstlich geschaffene Mitte einer Gesellschaft, und Menschen, die nicht dieser gesellschaftlichen Norm entsprechen, werden an die Peripherie gedrängt, stigmatisiert und ausgegrenzt. "The Ordinaries" greift diese Themen spielerisch in einer filmischen Meta-Welt auf,
die aus drei gesellschaftlichen Klassen von Hauptfiguren, Nebenfiguren und Outtakes besteht. An der Seite unserer Protagonistin erleben wir den Kampf um eine Existenzberechtigung aus der Innenperspektive heraus und ihren Versuch, sich selbst neu zu definieren – schwankend zwischen Eigenwahrnehmung und Zuschreibungen, um am Ende die gegebene Handlung grundsätzlich in Frage zu stellen. Change the Story – Change the World.
Festivals, Nominierungen und Auszeichnungen – eine Auswahl
Auszeichnungen
- Filmfest München 2022: Förderpreis Neues Deutsches Kino
- First Steps Award 2022: Bester Abendfüllender Spielfilm
- Bayerischer Filmpreis 2023: Nachwuchs-Regiepreis (Sophie Linnenbaum)
- New Faces Award 2022: Bester Debütfilm
- Exground Filmfest 2022: "Made in Germany" Preis
- FILMZ - Festival des deutschen Kinos 2022: - Bester Langfilm
- Filmfestival Türkei Deutschland 2023: Bester Spielfilm
- Golden Rooster Film Festival, Peking 2022: Audience Award, Best International feature
Nominierungen
- Deutscher Filmpreis 2023: Bestes Szenenbild, Beste visuelle Effekte
- Jupiter Awards 2023: Bester Film
- SI STAR 2024: Beste Regie
- International Filmfestival Karlovy Vary, Tschechien (Internationale Premiere) 2022: Christal Globe Competition
- Thessaloniki Film Festival, Griechenland 2022
- PÖFF Tallinn Black Nights I Best of Fest, Estland 2022: Best of Fest
- Les Arcs Film Festival, Frankreich, 2022
Biografie Sophie Linnenbaum (Buch und Regie)
Regisseurin und Autorin Sophie Linnenbaum wurde 1986 in Nürnberg geboren. Nach ihrem Psychologiestudium arbeitete sie als Theaterautorin, bevor sie ihr Regiestudium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf aufnahm. Sie dreht Serien und Dokumentarfilme, wie unter anderem für das ZDF die Serien "Druck" und "Deutscher". Ihre spielerisch-pointierten Kurzfilme wurden vielfach ausgezeichnet und liefen auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals, darunter der mehrfach preisgekrönte "[Out of Fra]me" und der mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnete "PIX". Zuletzt war sie mit ihrem Dokumentarfilm "Väter unser" unterwegs, der unter anderem mit dem FFF Förderpreis Dokumentarfilm beim DOK.fest München prämiert wurde und für den Deutschen Dokumentarfilmpreis nominiert war.Mit "The Ordinaries", ihrem ersten Langspielfilm, schloss sie ihr Regiestudium ab. Aktuell entwickelt sie weitere Kinofilme und eine Serie.
Karigula – Monster der Liebe
Karigula – Monster der Liebe
Spielfilm, Deutschland 2024
ZDF Montag, 19. August 2024, 0.30 Uhr
ZDFmediathek ab Montag, 8. Juli 2024, ab 22 Uhr (FSK16), für ein Jahr
Stab
Buch und Regie Carsten Unger
Kamera Julian Atanassov
Ton Rüdiger Fleck
Schnitt Zoe Dahmen, Stefan Kobe
Szenenbild Pierre Brayard
Kostümbild Josephin Thomas
Maskenbild Claudia Koch
Musik Martina Eisenreich, Johannes Rothenaicher
Produzenten Rüdiger Heinze, Matthias Miegel
Produktion Eine Produktion von Zum Goldenen Lamm und Kundschafter
Filmproduktion In Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Förderer MFG Baden-Württemberg, FISA+
Redaktion Lucia Haslauer (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Länge 80 Minuten
Besetzung
Charly Ben Becker
Karla Sabine Timoteo
Rebecca Saskia Rosendahl
Orlando Farba Dieng
Vera Claudia Lorentz
Heidi Bachmann Gisela Hahn
Prostituierte Marie-Joelle Blazejewki
Moderator Pierre M. Krause
Junge Karla Lila Widmann
Erste Liebe Anselm Haderer
Produzent Sven Prietz
Und viele andere
Inhalt
Die schwarze Komödie erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einem suizidalen Clown und einer Serienkillerin.
Charly hat etliche Selbstmordversuche hinter sich, weil er verlernt hat, die Menschen zum Lachen zu bringen. Als er die Serienmörderin Karla trifft, hofft er, dass diese ihm seinen Todeswunsch erfüllen kann. Doch Karla kann nur töten, wen sie liebt. So lässt Charly nichts unversucht, sich ihre Sympathien zu erkämpfen, denn allein schafft er es nicht, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Serienkillerin erkennt währenddessen, dass Charly ein perfekter Strohmann für ihre bisherigen Taten ist. Die beiden entwickeln eine skurrile Freundschaft in Crime und kämpfen bald schon Seite an Seite gegen die rachsüchtige Pathologin Rebecca, die der Serienkillerin hart auf den Fersen ist. Am Ende gibt es nicht für jeden ein Happy End in dieser tragischen Liebeskomödie.
Regiestatement Carsten Unger (Buch und Regie)
"Was ist Liebe?" Seit der deutschen Romantik prägt die Liebe unsere Kulturgeschichte und unser individuelles Gefühlsleben wie kaum ein anderes Motiv. Ist es möglich, über die Liebe zu erzählen, ohne sich inhaltlich, formal und ästhetisch zu wiederholen? Ich wollte genau das versuchen – Karigula hat seine Wurzeln in der phantastischen Romantik und aus seiner strengen Prämisse entspinnt sich eine Anatomie der Liebe, wie wir sie so noch nicht gesehen haben. Wir folgen instinktiv dem expressionistischen Film der 20er Jahre, suchend, experimentierend, manchmal auch unbeholfen und doch ausdruckstark im Kammerspiel. In der Umsetzung habe ich zu Beginn unterschätzt, wie sehr uns Genre-Motive und Genre-Vokabular Orientierung und Halt in der Erzählung geben. Über die Figur der Pathologin konnte ich die konventionelle Erzählung schärfen, bis in der Spielkammer die nötige Zündenergie erreicht ist, um die aberwitzige Liebesgeschichte zwischen der einsamen Lustmörderin und dem traurigen Clown zu entfesseln und in großen Spielszenen mit allen Kapriolen voll auszuspielen. Umso dankbarer bin ich Sabine Timoteo und Ben Becker für die Naturgewalt mit der sie ihre abstrakten Figuren mit brodelndem Leben und wahrhaftigen Gefühlen füllen. Ihre Gesichter und die Wucht der Filmmusik bilden den Anker, an dem sich das Kammerspiel immer wieder in aberwitzige Höhe schwingt, bis der filmische Raum aufbricht und alle Genrekonventionen plötzlich überwunden sind, um eine eigenartige und aufrichtige Geschichte über die Liebe zu erzählen.
Biografie Carsten Unger (Buch und Regie)
Carsten Unger studierte Regie Szenischer Film an der Filmakademie Baden-Württemberg und schloss 2007 sein Studium mit dem Diplomfilm "Der Blaue Affe" ab, eine Koproduktion mit dem Hessischen Rundfunk. Parallel dazu absolvierte er die Masterclass "The Hollywood Perspective" an der UCLA in Los Angeles. Seit 2008 arbeitet Carsten Unger als freiberuflicher Regisseur und Drehbuchautor für Film und Fernsehen. 2013 startete sein Debütfilm "Bastard" (Buch und Regie) in den deutschen Kinos. "Bastard" eröffnete die 47. Internationalen Hofer Filmtage und wurde auf zahlreichen Filmfestivals ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Deutschen Filmkritik für die beste Schauspielerin, dem Baden-Württemberg Filmpreis für den besten Spielfilm und dem Preis für das beste Drehbuch auf dem Festival des Polizeifilms in Liege. Nach "Bastard" entwickelte Carsten diverse Kino und Fernsehfilme und schrieb die Drehbücher zu verschiedenen TV-Krimiformaten unter anderem für das ZDF ("Letzte Spur Berlin", "Soko Stuttgart") und den SWR.
Alle wollen geliebt werden
Alle wollen geliebt werden
Spielfilm, Deutschland 2022
ZDFmediathek ab Montag, 8. Juli 2024, für ein Jahr
ZDF Dienstag, 20. August 2024, 22.45 Uhr, im ZDF
Stab
Buch Florian Plumeyer, Katharina Woll
Regie Katharina Woll
Kamera Matan Radin
Schnitt Kai Minierski
Ton Tobias Rüther, Simon Konrad-Vayne
Szenenbild Winnie Christiansen, Anne Storandt
Kostümbild Elena Gaus
Maskenbild Stefanie Kinzel
Musik Moritz Krämer
Produzentinnen/
Produzenten Markus Kaatsch, Nina Poschinski, Michael Grudsky, Katharina Woll
Produktion Eine Produktion von Deutsche Film- und
Fernsehakademie Berlin (DFFB) und Zeitgeist
Filmproduktion GmbH & Co. KG in Koproduktion
mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel und Katharina Woll
gefördert durch Medienboard Berlin-Brandenburg
Redaktion Christian Cloos (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Länge 77 Minuten
Besetzung
Ina Anne Ratte-Polle
Elli Lea Drinda
Tamara Ulrike Willenbacher
Reto Urs Jucker
Tarek Adel Hassan Akouch
Hannes Jonas Hien
Reinhard Frieder Venus
Tamaras Freundin Shouko Akiko Hitomi
Dr. Feldmann Robin Gooch
und viele andere
Inhalt
Tragikomödie um die Psychotherapeutin Ina, deren Leben an einem heißen Sommertag immer mehr aus den Fugen gerät.
Die 43-jährige Ina Lorenz ist eine gebildete, moderne Frau in Berlin. Für ihre Patientinnen und Patienten möchte sie eine gute Psychotherapeutin sein und ihnen helfen, mit ihrem Leben besser zurechtzukommen. Für ihr eigenes Leben gelingt ihr das nicht wirklich. Ihr Freund Reto, der seine Karriere über alles stellt, möchte mit ihr für einen Professoren-Job nach Finnland auswandern. Ina muss sich entscheiden. Aber wie sollte sie einen solchen Umzug ihrer rebellischen Teenager-Tochter Elli vermitteln, für die sie eine gute Mutter sein will? Elli spielt Ina bei jeder Gelegenheit gegen den getrennt lebenden Vater aus. Ihre egozentrische Mutter Tamara bedrängt Ina mit Aufträgen für die Abendparty zu ihrem 70. Geburtstag. Und bei ihren Patientinnen und Patienten muss sich Ina plötzlich Unzufriedenheit und Unverschämtheiten anhören. Dazu kommen gesundheitliche Symptome, die sie nicht mehr länger ignorieren kann – hat sie eine ernsthafte Krankheit? Ina hetzt getrieben durch die Hitze der Stadt und versucht, es allen recht zu machen – außer sich selbst. Binnen 24 Stunden geraten ihr gesamtes Leben und Selbstbild ins Wanken. Bei der Gartenparty der Mutter kulminieren die Ereignisse.
"Alle wollen geliebt werden" ist der Abschlussfilm von Katharina Woll an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Zusammen mit ihrem Drehbuchautor Florian Plumeyer erzählt sie von einem zeittypischen Phänomen: Einer überforderten modernen Frau und Mutter, die zerrissen ist zwischen Familie, Beruf und Liebe und vor allem versucht, die Erwartungen anderer zu erfüllen, statt ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. So greift der Film mit seiner Alltagsheldin aktuelle Diskurse zu Rollenbildern und Familiensystemen auf und verdichtet sie in einer kurzweiligen Tragikomödie. Der Film lief auf zahlreichen nationalen und internationalen Filmfestivals und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Interview mit Regisseurin Katharina Woll (Buch und Regie)
Wie bist Du auf die Geschichte "Alle wollen geliebt werden" gekommen?
Der Autor Florian Plumeyer und ich hatten vor "Alle wollen geliebt werden" schon einen Kurzfilm zusammen gemacht. In "Ihr Sohn" ging es um eine Mutter-Sohn-Beziehung, die sich im Angesicht des nahenden Todes der Mutter verändert. Familiengeschichten und Beziehungen interessieren uns und wir wollten wieder etwas über eine Mutter-Kind-Beziehung erzählen, aber diesmal über Mutter und Tochter. Bei der Entwicklung des Films kam dann noch eine dritte Generation dazu, wodurch wir die Mutter-Tochter-Beziehung auf zwei Ebenen spiegeln konnten.
Würdest Du sagen, dass "Alle wollen geliebt werden" eine Emanzipationsgeschichte ist?
Das werde ich öfter gefragt. Ich glaube, dass muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Ich werde auch oft gefragt, ob der Film feministisch ist. Das würde ich auf jeden Fall bejahen. Nicht nur eine starke Frau ist eine gute Feministin, sondern auch eine vielschichtige, komplexe Frau. Und das ist Ina. Das Ende des Films ist bewusst sehr offen gestaltet. Ina ist da zum ersten Mal alleine, sie nimmt sich Zeit, findet hoffentlich einen Weg zu sich und ihren Gefühlen und schafft es, sich von den anderen, die sie permanent bedrängen, abzugrenzen.
Im Mittelpunkt steht Ina, gespielt von Anne Ratte-Polle. Wie würdest Du sie beschreiben, was macht sie besonders?
Anne bringt als Schauspielerin eine sehr interessante Grundspannung mit. Oft wird sie deshalb für verrückte und durchgeknallte Frauenrollen besetzt. Ich fand es interessant, sie einmal in einer ganz anderen Rolle zu sehen. Ina ist ja ein bisschen spießig und ein "peoples pleaser", das ist jetzt nicht das erste, was man mit Anne assoziiert. Aber genau diesen Gegensatz fand ich spannend. Außerdem habe ich Anne noch nie in einer komischen Rolle gesehen. Bei uns vermischt sich Tragik und Komik, weshalb sie für mich die ideale Besetzung war.
Du hast drei Generationen von Frauen vor der Kamera: Lea Drinda, Anne Ratte-Polle und Ulrike Willenbacher. Wie kam der Cast zusammen?
Anne, die ja auch die Hauptfigur ist, war als erste da. Gleichzeitig haben wir Teenager für die Rolle der Tochter gecastet. Es ist schwierig, an gute Teenager-Darstellerinnen ranzukommen, weil sie oft noch nicht in einer Agentur sind. Wir haben während der Coronazeit viele E-Castings gemacht. Lea Drinda wurde mir von einem Freund empfohlen, der mit Lea "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" gedreht hat. Damals kannte man Lea noch nicht, "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" war noch nicht erschienen, Lea stand noch relativ am Anfang ihrer Karriere. Wir haben dann mehrere Castings mit ihr gemacht, ich fand sie von Anfang an toll. Sie ist herausgestochen aus der Menge. Und als wir sie mit Anne zusammengebracht haben, hat das sehr gut funktioniert. Ulrike Willenbacher wurde mir von Tanja Schuh, unserer Casterin, empfohlen. Sie hatte Ulrike als Geheimtipp auf Lager. Ulrike kommt eigentlich vom Theater, war lange im Ensemble des Residenztheaters in München und hat erst in den letzten Jahren den Film für sich entdeckt. Ulrike war für mich eine totale Neuentdeckung. Sie verleiht der Rolle Tamara noch ganz andere Facetten. Es macht einfach Spaß, ihr zuzuschauen. Alle drei Schauspielerinnen sind verschieden, aber ergänzen sich super und ich denke, sie haben sich auch gegenseitig inspiriert. Es hat sehr Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten.
Die Männer spielen in Deinem Film eher Nebenrollen, obwohl sie dramaturgisch die Szenerie beherrschen.
Die Männer sollten in dem Film immer schon nur Nebenrollen spielen und auf keinen Fall den großen Platz auf der Leinwand einnehmen. Männliche Erzählperspektiven, verkörpert von männlichen Schauspielern, haben wir ja zur Genüge. Mir war es wichtig, drei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Zukunft ist weiblich.
"Alle wollen geliebt werden" ist ein Großstadtfilm. Könnte die Geschichte auch auf dem Land spielen?
Der Film ist schon sehr stark von der Großstadt geprägt. Die Menschen darin sowie Inas Beruf als Psychotherapeutin, sind sehr typisch für das Leben in der Stadt. Trotzdem glaube ich, dass sich auch viele Frauen damit identifizieren können, die aus kleineren Städten kommen. Es ist ein universelles Thema in eine Rolle reingepresst, von allen bedrängt zu werden und keinen Platz zum Atmen zu haben.
"I believe in miracles" singt Ina auf der Party. Was hat der Song für eine Bedeutung für dich, glaubst du an Wunder?
Ja, ich glaube an Wunder. Ich glaube an die Magie des Kinos. Der Song funktioniert für mich auf mehreren Ebenen. Textlich passt er gut. Und dann habe ich nach einem Song gesucht, von dem Tamara denkt, er würde sie repräsentieren. Die Mutter sieht sich ja als wilde, lockere Frau, obwohl sie gar nicht so ist. Der Song erinnert sie an ihre wilden Jahre, die ihre Tochter ihr geraubt hat. Dass gerade ihre Tochter dann den Song kapert, passt natürlich gut.
Festivals, Nominierungen und Auszeichnungen – eine Auswahl
Auszeichnungen
- Filmfest München 2022: Förderpreis Neues Deutsches Kino (Drehbuch)
- Festival des deutschen Films 2022, Ludwigshafen: Preis für Schauspielkunst (Anne Ratte-Polle)
- Female Filmmakers Festival Berlin 2022: Best Performance (Anne Ratte-Polle)
- Diorama International Film Festival 2022, Dubai: Golden Sparrow Award for Best Int’l Feature Film
- Durango Independent Film Festival 2023: "Best Actress" (Anne Ratte-Polle)
- Wyoming International Film Festival 2023: Beste Darstellerin (Anne Ratte-Polle)
- Richmond International Film Festival 2023: Bestes Casting (Tanja Schuh)
- Borrego Springs Film Festival 2024: "Best Feature Film"
Nominierungen
- Filmfest München 2022: Förderpreis Neues Deutsches Kino (Produktion, Schauspiel)
- Festival des deutschen Films Ludwigshafen 2022: Bester Film, - Bestes Drehbuch, Beste Regie, Rheingold Publikumspreis
- Jupiter Awards 2023: Bester Film, Beste Hauptdarstellerin (Anne Ratte-Polle), Beste Darstellerin (Kino) national (Lea Drinda)
Biografie Florian Plumeyer (Buch)
Florian Plumeyer wurde 1983 geboren, schloss sein Abitur in Hannover ab und beendete 2010 sein Studium der Theater- und Medienwissenschaft in Erlangen und Athen mit der Abschlussarbeit zum Thema "Folter als filmischer und kultureller Exzess im Gegenwartskino". Danach folgten ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) im Bereich Drehbuch und Dramaturgie Hospitanzen unter anderem am Theater Freiburg, am Schauspielhaus Hannover und am Maxim Gorki Theater Berlin. Seit 2016 arbeitet Florian Plumeyer als freier Autor für Film und Fernsehen. Aus seiner Feder stammen unter anderem die Kinofilme "Ungeduld des Herzens" (Regie: Lauro Cress, 2023) und "Bis ans Ende der Nacht" (Regie: Christoph Hochhäusler, 2023) sowie die SOKO Köln-Folge "Die Mörder kamen in der Nacht" (2023). Für sein Drehbuch zu "Alle wollen geliebt werden" erhielt er (zusammen mit Katharina Woll) beim 39. Filmfest München 2022 den Preis für das "Beste Drehbuch".
Biografie Katharina Woll (Buch und Regie)
Katharina Woll wurde 1984 in München geboren. Nach dem Abitur lebte sie in Quito (Ecuador) und assistierte dort im Dokumentarfilmbereich. Sie studierte Film- und Theaterwissenschaft in Erlangen, München und Buenos Aires. Nebenbei arbeitete sie bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen (unter anderem Claus Strigel, DENKmal Film; Armin Petras, Thalia Theater Hamburg; René Pollesch, Münchner Kammerspiele). Während ihres Regiestudiums an der DFFB realisierte sie mehrere kurze Spiel- und Dokumentarfilme, die auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt wurden. 2014 studierte sie zwei Monate an der Columbia University New York. 2021 drehte sie mit "Alle wollen geliebt werden" ihren ersten langen Spielfilm, für den sie beim 39. Filmfest München im Juni 2022 unter anderem für "Beste Regie" nominiert wurde. 2023 führte sie Regie für den ARD-Prime-Time-Film "Servus, Euer Ehren".
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Komödien-Premieren im ZDF: Komödien und Spielfilme - ZDFmediathek
Alle "Shooting Stars 2024"-Filme sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz abrufbar.
Weitere Infos: https://www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel
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