Spreewaldkrimi - Die siebte Person

Der Fernsehfilm der Woche

Ein Ferienhaus am Fließ wird in Brand gesetzt und zerstört, und ein Politiker wird ermordet. Fichte, Luise Bohn und Krüger suchen auf unterschiedlichen Wegen Brandstifter und Täter. Sie stoßen in einer psychiatrischen Klinik auf eine Patientin, Maya Wiechmann, die an einer dissoziativen Identitätsstörung leidet und bei der beide Fälle überraschend zusammenlaufen.

  • ZDF, Montag, 30. Januar 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Samstag, 21. Januar 2023 bis Samstag, 20. Januar 2024

Texte

Stab, Besetzung, Inhalt

Stab

Buch: Nils-Morten Osburg
Buch-Mitarbeit: Wolfgang Esser
Regie: Lars-Gunnar Lotz
Schnitt: Stefan Stabenow
Kamera: Julia Daschner
Kostüme: Petra Fichtner
Musik: Matthias Weber
Szenenbild: Heike Wolf-Aury
Ton: Christoph Köpf
Producerin: Julia Lamp
Produktion: Network Movie Hamburg, Wolfgang Esser
Redaktion: Pit Rampelt

 

Besetzung

Thorsten Krüger - Christian Redl
Martin Fichte - Thorsten Merten
Luise Bohn - Alina Stiegler
Jenny Trumaschek - Birge Schade
Maja Wiechmann - Friederike Becht
Flüsterer - Philipp Hochmair
Toni - Yun Huang
Steffi - Anna Herrmann
Theresa Frida - Lovisa Hamann
Micha Zander - Oleg Tikhomirov
René Müller - Ludwig Blochberger
Gernwart Voss - Thomas Lawinky
und andere

 

Inhalt

Ein Ferienhaus am Fließ wird in Brand gesetzt und zerstört, und ein Politiker wird ermordet. Fichte, Luise Bohn und Krüger suchen auf unterschiedlichen Wegen Brandstifter und Täter. Sie stoßen in einer psychiatrischen Klinik auf eine Patientin, Maya Wiechmann, die an einer dissoziativen Identitätsstörung leidet und bei der beide Fälle überraschend zusammenlaufen. Eine geheimnisvolle Frau taucht bei Krügers Bauwagen auf und warnt ihn vor einer Gefahr. Am selben Tag wird die Leiche von Gernwart Voss gefunden, Lokalpolitiker des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, der für die Verteilung von Fördermitteln des Strukturwandels zuständig ist. Angesichts dieses Verbrechens informiert Krüger Luise Bohn und Fichte über seine mysteriöse "Warnerin". Luise und Fichte folgen allerdings der Spur eines Brandstifters, der in der Nähe der Leiche ein Ferienhaus angezündet hat. Krüger erkennt in Maya Wiechmann die geheimnisvolle Besucherin. Er befasst sich mit der Psyche von Maya, die laut ihrer empathischen Betreuerin, der Psychologin Jenny Trumaschek, in sechs verschiedene Persönlichkeiten aufgespalten ist. Doch nun scheint sich in der verstörten Maya eine siebte Person breitgemacht zu haben. Wer ist diese siebte Person? Als Fichte und Luise bei ihren Ermittlungen im Mordfall Voss über Umwege schließlich auch in der psychiatrischen Klinik landen, sorgt die Enttarnung der siebten Person für eine unerwartete Wendung und zur Aufklärung der beiden Fälle und ihrer Zusammenhänge.

Der "Spreewaldkrimi – Die siebte Person" ist bereits eine Woche vor der Ausstrahlung in der ZDFmediathek verfügbar.

Redaktionsnotiz

In diesem 15. Spreewaldkrimi wird das für diese Reihe typische Spiel mit Zeitebenen auf Ebenen der Wahrnehmung bei einer gar nicht so seltenen Persönlichkeitsstörung weitergeführt (siehe Interview mit der Psychotherapeutin Michaela Huber). Der Autor Nils Morten Osburg - unterstützt von dem Produzenten Wolfgang Esser - wollte diesen anspruchsvollen Stoff unbedingt als Spreewaldkrimi und mit einer sich daraus ergebenden speziellen Who-done-it-Variante schreiben. Mit dem Regisseur Lars-Gunnar Lotz, der Schauspielerin Friederike Becht und dem ganzen Ensemble und Stab wurden Kreative gefunden, die sich dieser Herausforderung mit großer Empathie und Intensität gestellt haben. 

Pit Rampelt, Redakteur

„Verzweiflung und Verunsicherung“ - Fragen an die Fachberaterin Michaela Huber

Im „Spreewaldkrimi – Die siebte Person“ spielt die Schauspielerin Friederike Becht die Rolle von Maya Wichmann, eine Frau mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung (kurz DIS). Was versteht man darunter? Wie äußert sich diese Krankheit bei den betroffenen Personen?

Eine multiple Persönlichkeit oder dissoziative Identitätsstörung, abgekürzt DIS, entsteht durch langjährigen extremen Stress, meist Vernachlässigung, Verwahrlosung und Gewalt seit frühester Kindheit. Dabei wachsen die Verhaltenszustände eines Kleinstkindes nicht zu einem zusammenhängenden Alltags-Ich zusammen, sondern das Kind „ist“ je nach Situation „jemand“, passt sich also an unterschiedlichste stressreiche Situationen an. Wenn diese Verhaltenszustände sich nicht integrieren, weil es keinerlei sicheres Bindungsangebot gibt, entsteht eine multiple Persönlichkeit. Was erst ein Anpassungsmechanismus war an unerträgliche Lebenssituationen, wird später zu Leid, denn dadurch hat die Person immer wieder Gedächtnislücken für das, was die anderen Teilpersönlichkeiten getan haben, hört diese innerlich als Stimmen und muss sich extrem bemühen, nach außen wie „eine einzige Person“ durchzugehen.

Wen betrifft dieses Krankheitsbild? Und wie sehr sind Betroffene in ihrem (Berufs-) Alltag eingeschränkt?

Eine DIS kann jedes Kind bekommen, das eine Fülle von Situationen wie Schocks, Verlusterfahrungen, Verlassenheit, körperliche, seelische, sexuelle Gewalt erfährt und dem niemand hilft. Später kann es „Berufs-Teilidentitäten“ geben, die bestimmte Funktionen wie Schreiben am Laptop, sich mit anderen Menschen unterhalten, spezifische Berufstools anwenden bzw. ausfüllen können – ohne von anderen alltäglichen Dingen wie Einkaufen, Kochen, Essen oder inneren Vorgängen, wie schlimme Erinnerungen, eine Ahnung zu haben. Manche können sich lange unauffällig verhalten, leiden aber unter Schlafstörungen, Alpträumen, Gedächtnislücken, Entfremdungserlebnissen, unerklärlichen Schmerzzuständen et cetera.

Sie haben den Regisseur, den Autor und Friederike Becht vor und während der Dreharbeiten unterstützt. Wie lief die Zusammenarbeit ab?

Regisseur, Drehbuchautor und Schauspielerin haben mich mit Fragen gelöchert, um zu verstehen, wie so ein Mensch lebt, denkt, fühlt, agiert. Wir haben uns zu mehreren Zeitpunkten während der Arbeit am Drehbuch und den Dreharbeiten per Zoom oder Telefon verabredet, und ich hatte den Eindruck, dass diese Zusammenarbeit nicht nur mir große Freude gemacht hat, sondern dem Spreewaldkrimi-Team auch Erkenntnisgewinn gebracht hat.

Welche Tipps konnten sie Friederike Becht für ihre Rolle geben?

Sie weiß selbst am besten, wie sie die Rolle anlegt, sie ist ja eine wunderbare Schauspielerin. Es kam eher darauf an, sich die innere Zerrissenheit, Unsicherheit und den Wechsel von „kleinen“, pubertären und „großen“ Persönlichkeitsanteilen vorstellen zu können.

Sie haben den Spreewaldkrimi schon gesehen. Wie authentisch ist die Darstellung von DIS in diesem Film?

Ich finde, es ist gut gelungen, die Verzweiflung und Verunsicherung der Protagonistin und mancher ihrer Innenanteile deutlich werden zu lassen.

Maya Wichmanns Persönlichkeit wechselt zwischen ihren unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen. Wann passieren solche Switches, Wechsel, und welche Trigger können sie auslösen?

Wechsel der Persönlichkeitsanteile werden ausgelöst durch starke Reize, mit denen der Anteil, der gerade „vorn“ oder „draußen“ im Bewusstsein ist, den Körper benutzen kann und nach außen agiert, nicht fertig wird und daher eine andere Teilpersönlichkeit „auf den Plan ruft“.

Der Flüsterer ist eine Persönlichkeitsabspaltung, die der Täteridentität am nächsten kommt und daher mit negativer, aggressiver Energie aufgetankt ist. Andere Abspaltungen, wie z.B. Toni, widersetzen sich gegen seinen Einfluss. Finden solche Auseinandersetzungen im Inneren statt oder haben sie auch immer eine äußere Ebene?

Das Entscheidende spielt sich innen ab. Manches davon kommt bis nach außen, aber keineswegs alles. Die im Innern streitenden oder sich anderweitig äußernden Stimmen der anderen Anteile machen den Großteil der Auseinandersetzungen aus.

Michaela Huber ist Psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin, Ausbilderin in Traumatherapie und Autorin zahlreicher Fachbücher. Als Expertin hat sie die Dreharbeiten des „Spreewaldkrimi – Die siebte Person“ unterstützt.

„Viel nachgedacht und ausprobiert“ - Fragen an Friederike Becht (Maya Wichmann)

Maya Wichmann ist nicht nur Maya, sondern sie trägt weitere Persönlichkeitsabspal­tungen in sich. Vor welche Herausforderungen hat Sie das gestellt?

Die Rolle war ein Fest für mich als Schauspielerin, aber auch eine echte Herausforderung. Normalerweise ist es schon Aufgabe genug, sich mit einer einzigen Rolle auseinanderzuset­zen. In diesem Fall musste ich gleich sieben Personen formen, von denen jede als Individuum zu betrachten ist. Ich habe mich bemüht, diesen sieben Personen, die sich einen Körper teilen, ihre jeweils ganz eigene Persönlichkeit und auch Körperlichkeit zu geben. Damit das gelingt, habe ich viel ausprobiert, um diese sieben Menschen in mir zu finden und sie körperlich und mental in mir zu verankern. Ich wollte auf jeden Fall vermeiden, mir selbst beim Spielen nicht zu glauben oder mit den verschiedenen Figuren durcheinander zu kommen.

Alle Persönlichkeitsanteile werden durch verschiedene Schauspieler*innen verkörpert und befinden sich als Figuren mit ihren unterschiedlichen Energien und Eigenschaften immer wieder miteinander oder sogar gegeneinander im Spiel. Klingt ausgesprochen herausfordernd für alle Beteiligten, oder?

Das war es auch, weil wir alle mehrgleisig fahren mussten. Schon die Vorbereitung lief anders, als es normalerweise der Fall ist, wenn jede*r Schauspieler*in die eigene Vorstellung von der zu spielenden Figur umsetzt. Wie sie spricht, wie sie geht, was ihre Gedanken sind und was sie antreibt. In diesem Fall war es anders. Denn alle spielten ja Anteile e i n e r Person. Wir mussten uns also intensiv abstimmen, uns detailliert über die jeweilige Figur unterhalten und miteinander einen Zugang zu ihrem Körper und ihrer Seele finden. Nur so konnten wir gemeinsam eine „Mehrere-Personen-Person“ formen, in der wir alle eins wurden.

Maya switcht zwischen ihren unterschiedlichen Persönlichkeitsabspaltungen. Welchen Weg haben Sie gewählt, um diese inneren Vorgänge für den Zuschauer greifbar zu machen?

Der Wechsel zur jeweiligen Frontperson, die gerade im „Besitz“ des Körpers ist und mit der Außenwelt agiert, kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Oft ist der „Switch“ für Außenstehende kaum wahrnehmbar. Der Regisseur Lars-Gunnar Lotz und ich haben viel darüber nachgedacht und auch viel ausprobiert. Das waren zum Teil sehr witzige Proben und ich wäre Lars dankbar, wenn er diese Aufnahmen niemandem zeigt (lacht). Am Ende habe ich einen Weg für mich gefunden – es war ein inneres Gefühl, das sich als eine Art kurzer Blackout oder Ohnmacht beschreiben lässt. Das darauffolgende Erwachen fühlt sich an wie ein tiefer Atemzug. So konnte ich mir vorstellen – und hoffentlich gut darstellen – wie eine Person in mir „zurücktritt“ und eine andere „nach vorne“.

Wie haben Sie sich vor dem Dreh mit dem Krankheitsbild DIS auseinandergesetzt?

Zuerst habe ich wie wild drauflos gegoogelt. Dann bin ich tiefer in die Recherche eingestiegen, habe Bücher gelesen und mir Dokumentationen angesehen. Darüber hinaus durfte ich mehrere Gespräche mit Betroffenen führen. Ihr Vertrauen und ihre Offenheit meinen Fragen gegenüber haben mich sehr berührt. Außerdem konnte ich mich mit der Psychologin Michaela Huber austauschen. Dieser Austausch ging auch während der Dreharbeiten weiter.

Welche Tipps konnte Ihnen die Psychologin geben? Was hat Ihnen darüber hinaus noch geholfen, Zugang zu Maya zu erhalten?

Über Frau Huber kam der Kontakt mit den DIS-Betroffenen zustande. Außerdem konnte ich ihr viele Fragen stellen und sie hat mich fachkundig in diese mir fremde Welt eingeführt. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, im Training mit meiner Coachin Brigitte Simons und im Austausch mit den Kolleg*innen sowie mit Lars habe ich „Maya und die anderen“ ergründet – und am Ende gespielt.

Haben Sie trotz der herausfordernden Dreharbeiten den Zauber des Spreewaldes gespürt – und wenn ja, wie hat er sich Ihnen präsentiert?

Den Zauber des Spreewaldes habe ich sofort gespürt. Es war früher Abend, als ich für die Dreharbeiten anreiste. Auf der Wiese hinter dem Hotel war ich für einen Moment völlig allein in dieser einsamen Weite. Mitten im Nebel, umgeben von Bäumen. Ich war verzaubert, noch bevor ich die Moorlandschaften und all die kleinen Flusslaufverzweigungen entdecken durfte.

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