"Terra Xplore: Wie viel fühlst du?" mit Jasmina Neudecker

Drei Folgen über Berührung und körperliche Grenzen

Wie viel Körperkontakt braucht man, um glücklich und gesund zu leben? Kann man zu viel fühlen, zu sensibel für die Umwelt sein? Und kann man lernen, die eigene und die fremde körperliche Grenze besser zu erfühlen und zu wahren? Jasmina Neudecker begibt sich in drei neuen Folgen von "Terra Xplore" auf eine spannende Erkenntnisreise durch die Welt der Sinnesreize und Gefühle. Sie trifft Menschen aus dem Spektrum der Hochsensibilität, einen Gefängnisinsassen, der ohne jegliche Berührung lebt, und eine junge Frau, die Grenzüberschreitungen erfahren hat.

  • ZDF, ZDF: sonntags, 4., 18. und 25. August 2024, 18.30 Uhr
  • ZDF Mediathek, ZDFmediathek: alle drei Folgen ab Montag, 1. Juli 2024, zehn Jahre lang

Texte

Stablisten

(Zu) viel Gefühl – Bist du hochsensibel? (1/3)

Presenterin: Jasmina Neudecker

Buch und Regie: Manuel Graubner

Ton: Manuel Brem

Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Guidon Lasch, Max Leitmeier

Montage: Chrissi Streichebier

Grafik: Olivia von Pilgrim, Marc Trompetter

Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Judith Römer, Matthias Falk

Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth

Redaktion (ZDF): Anne Hartmann, Philipp Gölter

Leitung der Sendung: Swea Schilling

 

Unterkuschelt – Wie viel Berührung brauchen wir? (2/3)

Presenterin: Jasmina Neudecker

Buch und Regie: Christian Schmidt

Ton: Manuel Brem

Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Tenzin Sherpa, Max Leitmeier

Montage: Daniel Bluhm

Grafik: Marc Trompetter

Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Matthias Falk, Judith Römer

Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth

Redaktion (ZDF): Anne Hartmann, Philipp Gölter

Leitung der Sendung: Swea Schilling

 

Bedrängt – Keine Nähe ohne Grenzen (3/3)

Presenterin: Jasmina Neudecker

Buch und Regie: Antje Behr

Ton: Manuel Brem

Mischung: Peter Riegel, Maik Siegle

Kamera: Tenzin Sherpa, Max Leitmeier

Montage: Thomas Hipp

Grafik: Marc Trompetter

Produktion (Bilderfest): Martin Schädl, Judith Römer, Matthias Falk

Produktion (ZDF): Antje Galonske, Yvonne Kalinowski, Moritz Bömicke

Redaktion (Bilderfest): Nikolaus Wirth

Redaktion (ZDF): Anne Hartmann, Philipp Gölter

Leitung der Sendung: Swea Schilling

(Zu) viel Gefühl – Bist du hochsensibel? (1/3)

ZDF: 4. August 2024, 18.30 Uhr
ZDFmediathek: Montag, 1. Juli 2024

Nicht alle Menschen erleben Umgebungsreize gleich. Einige fühlen mehr als andere –  und manchmal zu viel. Jasmina Neudecker will wissen: Gibt es Hochsensibilität überhaupt und was steckt dahinter?

Bei Thomas aus Berlin haben die Reize der Großstadt zu akutem Stress, Überforderung und schließlich zum Zusammenbruch geführt. Thomas entdeckt: Er ist hochsensibel. Seitdem hat er sein Leben geändert.

Was Thomas erlebt hat, passt zu dem Konzept der Hochsensibilität, das erstmals 1997 von der Psychologin Elaine Aaron beschrieben wurde. Doch was genau verbirgt sich dahinter und gibt es biologische Gründe dafür, dass manche Menschen mehr fühlen als andere? Antworten darauf sucht Jasmina beim Neuropsychologen Dr. Michael Schaefer von der Medical School Berlin. Er hat in mehreren Studien  die Reizverarbeitung von hochsensiblen Menschen untersucht.

Für die Psychologin Prof. Corina Greven ist das Konzept der Hochsensibilität ein Schlüssel zum Verständnis von Menschen wie Thomas. An der Radboud Universität im niederländischen Nijmegen erforscht sie, wie man betroffenen Menschen helfen kann, im Alltag besser zurecht zu kommen. Eine Option sind spezielle Achtsamkeitstrainings.

Aber müssen wir auch als Gesellschaft anders mit dem Thema Hochsensibilität umgehen? Das will Jasmina bei einem großen Sozialexperiment mit Menschen herausfinden, die sich als hochsensibel bezeichnen. Im Gespräch wird klar: viel zu fühlen, sensibel auf Reize zu reagieren, wird nicht nur als Last gesehen. Es birgt auch viel Potenzial. Es liegt an uns als Gemeinschaft, diese auch zu nutzen und auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen.

Unterkuschelt – Wie viel Berührung brauchen wir? (2/3)

ZDF: 18. August 2024, 18.30 Uhr
ZDFmediathek: Montag, 1. Juli 2024

Menschen brauchen Berührungen. Doch was, wenn wir zu wenig Körperkontakt haben? Jasmina Neudecker will wissen: Sind wir unterkuschelt und was können wir dagegen tun?

Jasmina Neudecker besucht einen Ort, an dem es nur wenig bis keine Berührungen gibt: die JVA Bruchsal. Sie trifft Hendrik, der zu 15 Jahren Haft verurteilt ist und bereits seit über zehn Jahre einsitzt. Was macht diese Isolation mit ihm, und wie erlebt er diesen extremen Berührungsmangel? Er erzählt Jasmina Neudecker, wie ein Alltag ohne positive Berührungen aussieht: Die Insassen des Gefängnisses erleben diesen extremen Berührungsmangel als psychischen Stress. Um ihn zu lindern und den Häftlingen eine positive Perspektive zu ermöglichen, nutzen die Gefängnispsychologinnen und -psychologen in Bruchsal eine Therapie mit speziell ausgebildeten Hunden. Studien zeigen, dass das die Kommunikation, Empathie und das Verantwortungsgefühl der Häftlinge stärkt und Stress abbaut.

Wie wichtig die richtige Art der Berührung ist, erfährt Jasmina Neudecker an der Uni Jena. Dort hat Psychologin Prof. Ilona Croy mit Hilfe eines "Streichelroboters" herausgefunden, dass es eine ideale Geschwindigkeit gibt, bei der unser Körper auf positive Berührungen reagiert. Bei Streicheleinheiten mit ein bis drei Zentimetern pro Sekunde springen spezielle Nervenzellen an, die zur Ausschüttung von Oxytocin führen, das wiederum im Körper Stresshormone abbaut.

Aber sind wir jetzt wirklich alle unterkuschelt und wenn ja, wie stillen wir diesen Hunger nach Körperkontakt? Eine Antwort darauf findet Jasmina Neudecker beim Besuch einer Kuschelparty. Die Teilnehmenden schwören auf die heilsame Wirkung dieses Körperkontakts, selbst wenn er von fremden Menschen kommt. Wird sich auch Jasmina davon überzeugen lassen?

Bedrängt – Keine Nähe ohne Grenzen (3/3)

ZDF: 25. August 2024, 18.30 Uhr
ZDFmediathek: Montag, 1. Juli 2024

Wie viel Berührung tut gut und wo sind die persönlichen Grenzen? Jasmina Neudecker will wissen, wie Nähe und Abgrenzung zusammengehören. Egal ob in der Bahn, im Gespräch, im Job oder beim Flirt in einer Bar – ständig ist man mit körperlicher Nähe und Distanz konfrontiert. Was kann man tun gegen Grenzverletzungen? Und wo liegt eigentlich die individuelle Grenze? Jasmina Neudecker geht auf Spurensuche.

In Hamburg trifft Jasmina Neudecker Cara, deren Grenzen in ihrem Leben immer wieder überschritten wurden, auch in Beziehungen. Mit Jasmina Neudecker spricht sie über ihre unmittelbare Reaktion darauf, welche teils traumatischen Folgen die Grenzverletzungen in ihr ausgelöst haben und was ihr geholfen hat, ihre Grenzen besser wahrzunehmen.

Wie genau Körper und Gehirn auf Grenzüberschreitungen reagieren, erforscht die Neurowissenschaftlerin Dr. Rebecca Böhme. Neben der physischen Körpergrenze gibt es auch eine unsichtbare Grenze: den sogenannten peripersonalen Raum. Dringt jemand hier ein, reagiert das Gehirn mit erhöhter Wachsamkeit und bereitet den Menschen auf eine Grenzverletzung vor.

Wie kann man verhindern, dass Grenzen verletzt werden? Für die Therapeutin Elisa Kopitzke ist ein Schlüssel die Kommunikation: Denn Nähe ist nur möglich, wenn ein Einverständnis erfolgt ist. Sie ist aber auch überzeugt, dass im alltäglichen Miteinander eine höhere Fehlertoleranz notwendig ist. Elisa Kopitzke sagt: "Das, was für mich vielleicht vor zwei Jahren noch in Ordnung ist, muss heute schon lange nicht mehr in Ordnung sein." So ähnlich sehen es auch viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bei einem Sozialexperiment mit Elisa und Jasmina mitmachen: Wir alle erleben Grenzverletzungen und (fast) alle haben auch schon Grenzen übertreten. Am Ende geht es um ehrliche zwischenmenschliche Beziehungen. Nähe und Grenzen gehören dabei fest miteinander zusammen.

Momente, die unter die Haut gehen – Interview mit Jasmina Neudecker

In der Staffel "Wie viel fühlst du?" triffst du Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Wie sehr hat dich das selbst berührt und was hast du mitgenommen?

"Wann hat dich jemand zuletzt liebevoll umarmt?", das war meine Frage an einen verurteilten Straftäter im Gefängnis. "Das ist über zehn Jahre her", war seine Antwort. Solche Momente gehen mir extrem unter die Haut. Es zeigt mir auch immer wieder, wie komplex das Leben ist. Denn Mitgefühl zu empfinden für einen Menschen, der eine schlimme Tat begangen hat, das ist ein seltsames, aber echtes Gefühl. Getroffen habe ich den Mann für die Folge, in der wir uns die Frage stellen, ob wir als Gesellschaft unterkuschelt sind.
In der ganzen "Fühlen"-Staffel habe ich spannende Menschen kennen lernen dürfen. Was mich immer berührt ist, dass sie mit uns vertrauensvoll ihre ganz persönlichen Geschichten teilen. Ganz oft wirken die Worte dieser Menschen noch sehr lange in mir nach, bringen mich selbst zum Nachdenken und ich hinterfrage meine eigenen Verhaltensweisen und Perspektiven auf die Welt. Ich glaube, dass genau das eine Stärke unseres Formats ist: Wir schauen durch die Augen von anderen Menschen auf unsere Welt und auf die Art, wie wir zusammenleben wollen.

Wie wichtig ist es, dass sich die Gesellschaft mehr mit solchen Themen auseinandersetzt? Gerade im Hinblick auf Grenzen setzen: Was denkst du, wo stehen wir da?

Wir haben uns in einer Folge dieser Staffel mit der sehr komplexen Frage der Grenzen zwischen uns Menschen beschäftigt. Also mit der Frage: Wann ist eine Berührung okay, ab wann beginnt ein Übergriff? Je tiefer man hier in die Recherche einsteigt, desto mehr spürt man: Es ist keine harte Linie, die wir hier verhandeln, sondern ein ziemlich großer Graubereich. Und da zu navigieren ist sicherlich nicht einfach, aber es lohnt sich. Weil es Menschen schützt und weil wir erst dann wirklich miteinander in Kontakt kommen und uns, im übertragenen Sinne, berühren, wenn wir das mit gegenseitigem Einverständnis tun. Und damit meine ich ein frei gegebenes und enthusiastisches: JA – ich möchte diesen Kontakt mit dir. Und da hilft eben offene Kommunikation, Empathie und auch der Wille sich mit dieser komplexen Frage überhaupt auseinander zu setzen. Ich denke, da können wir alle gemeinsam noch viel tun.

Du hast ja mit einigen Wissenschaftlern gesprochen. Welche Erkenntnisse haben dich besonders beeindruckt?

Eine Erkenntnis war für mich sehr eindringlich, nämlich, dass unsere Sensibilität gegenüber Reizen von außen, Sinneswahrnehmungen, aber auch zwischenmenschlichen Stimuli sehr unterschiedlich sind.  Es gibt den Begriff der Hochsensibilität, ein Konstrukt aus der Psychologie, das nicht ganz unumstritten ist und wo noch viel Forschungsbedarf besteht. Aber egal, wie man das letztlich bezeichnet und kategorisiert: Es gibt unterschiedliche Grade an Sensibilität. Und das ist eine Tatsache, die uns helfen kann, einander besser zu verstehen. Aber das ist nur ein Beispiel von vielen. Menschen berühren im Alltag sehr unterschiedlich oft beispielsweise mit ihren PartnerInnen. Und interessanterweise korreliert das NICHT mit ihrem Bedürfnis. Also es gibt Menschen, die viel Berührung bekommen, sich aber nach mehr sehnen und andere bekommen wenig und ihnen fehlt nichts. Das finde ich in jedem Fall sehr spannend, weil es hilft sich selbst im Vergleich zu anderen einzuschätzen.

Gab es bei den Dreharbeiten Momente, die ihr nicht vorhersehen konntet?

In dem speziellen Fall muss ich sofort an die Kuschelparty denken, die wir besucht haben. Und ja: Sowas gibt es. Tatsächlich immer mehr und ich dachte vorher: Ist doch toll, absichtslose Berührung – das bringt uns einander doch näher, auch unter Fremden. Denn rein wissenschaftlich betrachtet weiß ich, wie gut Berührungen uns tun, wie viele positive Effekte sie für uns haben – physisch und psychisch. Aber als ich dann dort war, war das für mich vielschichtiger als erwartet. Es gab wunderschöne Momente, aber auch solche, wo ich meine Grenzen extrem stark gespürt habe. Ich will mal nicht zu viel verraten, aber ich war von mir selbst sehr überrascht.

Die Fragen stellte Anne Hartmann, Redaktion Wissen "Terra Xplore".

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