Tschernobyl – Die Katastrophe

Vierteilige ZDFinfo-Dokuserie

In der Nacht vom 26. April 1986 explodiert Reaktorblock 4 im Kernkraftwerk Tschernobyl. Bis heute ist es der schwerste Atomunfall in der Geschichte der Menschheit. Die Bilder vom Ende Tschernobyls haben sich in das kollektive Gedächtnis der Welt eingebrannt, doch die wahre Geschichte hinter der Katastrophe kennen nur wenige. Die vierteilige Dokuserie in ZDFinfo bietet ein Panorama aus Technik, Gesellschaft und Politik über die Ursachen und Folgen des Atomunglücks.

  • ZDF Mediathek, ab Freitag, 14. April 2023, 5.00 Uhr
  • ZDF info, Dienstag, 25. April 2023, ab 20.15 Uhr

Texte

Über die Dokuserie

Die vierteilige Dokuserie "Tschernobyl – Die Katastrophe" zeigt ein Panorama aus Technik, Gesellschaft und Politik über die Ursachen und Folgen des Atomunglücks – exklusiv erzählt von Männern und Frauen, die das Jahrhundertdrama hautnah miterlebt haben. Ihre persönlichen Geschichten werden ergänzt von den Betrachtungen internationaler Expertinnen und Experten zur sowjetischen und ukrainischen Atomgeschichte. Neue Bilder aus der atomaren Sperrzone, in großen Teilen unveröffentlichtes Archivmaterial aus der Sowjetepoche sowie aufwändig hergestellte Technikanimationen verweben die Geschichten der Menschen mit dem folgenschweren Schicksal des Kernkraftwerks. Die Dokuserie spannt dabei einen Bogen über ein halbes Jahrhundert. Vom beginnenden Aufbau des Kernkraftwerks Anfang der 1970er Jahre über den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 bis zu den Vorboten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

Stab (Auswahl)

Buch und Regie          Dirk Schneider, Ariane Riecker
Kamera                       Johannes Imdahl, Marc Voigt, Frank Menzel und andere
Montage                     Claudia Nagel
Animation                   Ronald Grüner
Grafik                          Martin Pfeiffer, Lumalenscape
Fachberatung             Dr. Anna Veronika Wendland, Dirk Egelkraut
Creative Producer      Andreas Fauser
Produzenten               Regina Bouchehri (LOOKSfilm), Gunnar Dedio (LOOKSfilm), Roman Martynenko (MMD Pro)
Redaktion                   Annette Harlfinger, Silvia Menzel
Sendelänge                4 x circa 45 Minuten

Folgentitel und Termine

ZDFinfo: Dienstag, 25. April 2023, ab 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Freitag, 14. April 2023, 5.00 Uhr
Teschernobyl – Die Katastrophe
Vierteilige ZDFinfo-Dokuserie

ZDFinfo: Dienstag, 25. April 2023, ab 20.15 Uhr
Teschernobyl – Die Katastrophe: Paradies (1/4)

ZDFinfo: Dienstag, 25. April 2023, ab 21.00 Uhr
Teschernobyl – Die Katastrophe: Unfall (2/4)

ZDFinfo: Dienstag, 25. April 2023, ab 21.45 Uhr
Teschernobyl – Die Katastrophe: Lügen (3/4)

ZDFinfo: Dienstag, 25. April 2023, ab 22.30 Uhr
Teschernobyl – Die Katastrophe: Vermächtnis (4/4)

Inhalt der Folgen

"Paradies" (1/4)
Eine Utopie wird wahr. 1970 beginnt die Sowjetunion mit dem Bau des Atomkraftwerks Tschernobyl und der Atomstadt Prypjat, eine Traumstadt des Kommunismus. Tschernobyl soll das größte Atomkraftwerk der Welt werden – dank des geheimen sowjetischen Superreaktors RBMK.
1971 trifft der junge Atomingenieur Nikolai Steinberg auf der gigantischen Baustelle von Tschernobyl ein. Im Studium in Moskau hat er erstmals von dem geheimen Reaktor RBMK erfahren, der die Wirtschaft der Sowjetunion in eine "glorreiche Zukunft" führen soll. Die junge Stadtplanerin Maria Protsenko wird bald Chefarchitektin von Prypjat.
Die Atomstadt Prypjat wird für die neu ankommenden Sowjetbürger ein Paradies: ein Kosmos der Gleichheit, mit Schulen, Schwimmbädern, Kindergärten, Kultur- und Einkaufszentren. Aus der Stadt verkehrt täglich sogar ein superschnelles Tragflächenboot über die Flüsse Prypjat und Dnjepr in die Metropole Kiew.
Im Atomkraftwerk Tschernobyl erweist sich der RBMK-Reaktor als schwer zu kontrollierendes Monstrum. Ingenieure und Agenten des Sowjet-Geheimdienstes KGB warnen die Moskauer Regierung vor tödlichen Konsequenzen. 1983 kommt es zu einem ernsten Störfall in Tschernobyl, der erstmals demonstriert, welche Gefahr vom RBMK tatsächlich ausgeht.

 

"Unfall" (2/4)
Die Katastrophennacht als Kammerspiel: Die Protagonisten der Serie rekonstruieren detailliert die Ereignisse der Nacht des 26. April 1986, in der Block 4 von Tschernobyl explodiert. Was als routinemäßiger Sicherheitstest beginnt, endet im ersten offen liegenden Atomreaktor der Welt.
Chefarchitektin Maria Protsenko und ihre Tochter Natascha sind am 25. April wie alle Bewohner der Atomstadt Prypjat voller Vorfreude auf den 1. Mai. Der junge Atomingenieur Oleksij Breus trifft an diesem Tag zum letzten Mal seinen Freund, den Reaktorfahrer Leonid Toptunow. Toptunow muss später mit ansehen, wie die Konstruktionsfehler des RBMK den Reaktor zur Bombe machen.
Der 26-jährige Boris Stoljartschuk ist in der Katastrophennacht Schichtingenieur. Er erlebt die Explosionen auf Block 4 und ist sich sicher, dass er die Nacht nicht überleben wird. Der junge Arzt Alexander Bugar wird frühmorgens ins Krankenhaus von Prypjat gerufen, um die akuten Strahlen- und Brandverletzungen der ersten Opfer aus dem Atomkraftwerk zu behandeln. Der Atomingenieur Nikolai Steinberg – der Mann, der Tschernobyl mit aufgebaut hat, hört am Morgen des 26. April – gut 1000 Kilometer von Tschernobyl entfernt – vage Gerüchte über einen Unfall. Doch zu diesem Zeitpunkt ist das Geheimhaltungssystem der Sowjetunion bereits in Aktion getreten. Die Wahrheit über das, was im nordukrainischen Atomkraftwerk wirklich passiert ist, scheint wieder einmal vertuscht zu werden.

 

"Lügen" (3/4)
Der erste offene Atomreaktor der Welt ist eine Gefahr für das ganze Sowjetsystem. Doch selbst nach der Entdeckung einer radioaktiven Wolke über Schweden schweigt Moskau weiter. Erst 36 Stunden nach der Katastrophe lässt die Regierung die verstrahlte Atomstadt Prypjat evakuieren.
Helikopterpilot Sergej Wolodin ist am Morgen des 26. April 1986 der erste, der den explodierten Reaktor überfliegt. Er misst tödliche Strahlungsdosen. Die von Moskau eingesetzte Kommission wagt nicht, eine Evakuierung zu beschließen, die Regierung selbst zögert. Erst in der Nacht erhält Prypjats Chefarchitektin Maria Protsenko den Befehl, die Räumung der Stadt zu planen.
Der Atomingenieur Oleksij Breus versucht am Unglücksort, den havarierten Reaktor zu kühlen und realisiert: Tschernobyl ist das Ende der Atomkraft. Boris Stoljartschuk wird nach Moskau in eine Spezialklinik für Strahlenopfer gebracht, wo die ersten Männer der Katastrophennacht sterben – darunter Oleksij Breus Freund, der Reaktorfahrer Leonid Toptunow. Als die Sowjetunion den 1. Mai mit riesigen Paraden feiert, ahnen ihre Bürger noch immer nicht, was im ukrainischen Tschernobyl geschehen ist.

 

"Vermächtnis" (4/4)
Die Welt fordert von der Sowjetunion Aufklärung über den Unfall von Tschernobyl. Die Sowjet-Führung in Moskau macht das Kraftwerkspersonal zu den Sündenböcken der Katastrophe. Unterdessen setzt Nikolai Steinberg alles daran, die Unschuld seiner ehemaligen Kollegen zu beweisen.
Als Nikolai Steinberg in Tschernobyl ankommt, gleicht der Ort einer Kriegszone. Dennoch erhält er den Befehl, das Kraftwerk so schnell es geht wieder in Betrieb zu nehmen, die Sowjetunion braucht dringend Strom. Die Region wird indessen immer stärker radioaktiv verseucht, Tausende Menschen werden umgesiedelt, auch die Familie von Prypjats Chefarchitektin Maria Protsenko.
Im Sommer 1986 wagt Steinberg ein gefährliches Experiment am Reaktor von Block 1: Er will endlich nachweisen, dass der RBMK aufgrund seiner Konstruktion tödlich werden kann. Moskau aber hält weiter an der Theorie fest, das Personal trage die alleinige Schuld an der Havarie. Während die Sowjet-Regierung der Weltgemeinschaft die Wahrheit weiter vorenthält, wird den vermeintlich Schuldigen von Tschernobyl der Prozess gemacht. Erst vier Jahre nach dem Unfall kann Steinberg die ganze Wahrheit über den einstigen sowjetischen Vorzeigereaktor RBMK öffentlich machen – doch seine Erkenntnisse scheinen in den Wirren der zusammenbrechenden Sowjetunion unterzugehen.

O-Töne aus den Filmen

Über die Rolle der Atomwissenschaft in der UdSSR
Nikolai Steinberg, der das Atomkraftwerk Tschernobyl aufbaute:

"In der UdSSR galt die Atomwissenschaft als die höchste Errungenschaft."

 

Über die Nacht des 26. April 1986, in der Block 4 von Tschernobyl explodiert
Oleksij Breus, Atomingenieur in Tschernobyl:

"An meinem Arbeitsplatz, dem Steuerungspult von Block 4, wurden 800 Mikroröntgen pro Sekunde gemessen. Das war eintausend Mal höher als der zulässige Wert."

Boris Stoljartschuk, Atomingenieur in Tschernobyl:
"Es war dunkel, und wir konnten einen purpurroten Schein sehen. Er stieg hoch in den Himmel. Dann hatten wir verstanden, dass es keinen Reaktor mehr gibt."

Sergej Wolodin, Hubschrauberpilot:
"Als wir Block 4 überflogen, sagte der Bordtechniker zu mir: 'Kommandant, das Strahlungsdosimeter ist am Anschlag!'"

 

Über gesundheitliche Folgen
Petr Chmel, Feuerwehrmann aus Prypjat:

"Nach ungefähr einer halben Stunde begannen die Feuerwehrleute das Bewusstsein zu verlieren."

Robert Gale, Arzt:
"Man muss die Knochenmarkstransplantation bei Strahlenopfern innerhalb der ersten zwei Wochen durchführen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit."

 

Über die Bewohner von Prypjat direkt nach der Explosion
Waleri Jewtuschenko, Kriminalpolizist:

"Es war erschreckend zu sehen, dass die Bewohner von Prypjat nicht informiert wurden, besser zu Hause zu bleiben. Aber was sollte man tun? Schreien?"

Maria Protsenko, Chefarchitektin von Prypjat:
"Meine Nachbarn sagten: Weißt du denn nicht, dass das Atomkraftwerk explodiert ist? Wir haben entschieden, uns gegen die Atome zu schützen: 'Komm, trink einen Schnaps mit uns.'"

 

Über den Versuch, die Wahrheit zu vertuschen
Oleksij Breus, Atomingenieur in Tschernobyl:

"Ich musste beim KGB unterschreiben, dass ich über die wahren Ursachen der Katastrophe von Tschernobyl nicht sprechen werde."

Produktionsnotitz von Creative Producer Andreas Fauser

Moskau an einem winterlich-kalten Mittwoch im Februar 2022. Der finale Drehtag der Doku-Reihe "Tschernobyl" steht bevor. Für die letzte Folge der Serie braucht es speziell Bilder des Hauptquartiers von Rosatom, Russlands staatlicher Atom-Agentur. Seit ein paar Jahren steht vor ihrem Haupteingang eine Bronzestatue des sowjetischen Atom-Bosses Efim Slawski. Der übermächtige Minister hatte in den 1980er-Jahren sämtliche Warnungen über die Gefahren des Atomreaktors RMBK, des Unglücksreaktors von Tschernobyl, in den Wind geschlagen. Kritik am sowjetischen Atomprogramm galt als Verrat am Land, als Verrat an der Zukunft der UdSSR. Im Gegensatz zu vielen anderen, die beschuldigt wurden, ist Efim Slawski also tatsächlich mitverantwortlich für die Katastrophe von Tschernobyl. In Russland hat man ihm trotzdem ein Denkmal gesetzt. Dort gelten die mehrheitlich ukrainischen Kraftwerksarbeiter, denen Schlamperei und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen wird, noch immer als die Hauptschuldigen am Super-GAU von 1986.

Jener Moskauer Drehtag findet am 16. Februar 2022 statt. Acht Tage später, am 24. Februar, wird Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine befehlen. Der Beginn der russischen Invasion stellt auch die Beendigung der gesamten Doku-Produktion in Frage. Das Projekt ist als deutsch-ukrainische Koproduktion konzipiert, mit Ko-Produzenten in Kiew, Roman und Olga, und einem ukrainischen Freelancer-Team bestehend aus Komponisten, Kamera- und Tonleuten, Übersetzern und Rechercheuren. Über mehrere Wochen im Frühjahr 2022 ruht das Projekt vollständig, die ukrainischen Archive sind geschlossen. Was allein zählt, sind das Wohlergehen und die Sicherheit der Partner und Partnerinnen vor Ort. Bald erfährt man nicht nur aus den Medien, sondern in persönlichen Nachrichten von Zeitzeugen und Team-Mitgliedern über Raketenalarme, über einen näher rückenden Militär-Tross, über zerstörte Häuser und Geschäfte mitten in Kiew. Maria Protsenko, die frühere Chefarchitektin der Atomstadt Prypjat flieht mit ihrer Tochter Natascha beim Angriff auf Kiew über Polen nach Deutschland. Artem, ein Kameramann der Produktion und junger Familienvater, wird sich in den Dienst der ukrainischen Streitkräfte stellen. Er kämpft im Donbass und erlebt damals die Schlacht um Bachmut mit. Yevhen, der Komponist des Titelsongs und Mitglied der ukrainischen Pop-Band Onuka ist heute Freiwilliger bei einer Heimatschutz-Brigade in Kiew. Alexander, Inhaber eines privaten Foto- und Filmarchivs über Tschernobyl, lebt seit vielen Jahren in einer Siedlung am Rande der Sperrzone in der Nordukraine. In buchstäblich letzter Minute gelingt es ihm, einen Großteil seiner Sammlung auf Festplatten zu Freunden ins Ausland zu schicken, um sie vor der Zerstörung durch die russischen Truppen zu bewahren. Ohne die außergewöhnliche Unterstützung aller Beteiligten, aller Kolleginnen und Kollegen vor Ort in der Ukraine, würde diese Serie nicht existieren. Ihnen ist die Produktion zu tiefem Dank verpflichtet.

Chronologie der Ereignisse

Februar 1970: Spatenstich für das Atomprojekt Tschernobyl im äußersten Norden der Ukraine. Es umfasst das Kernkraftwerk mit Reaktoren des sowjetischen Typs RBMK-1000 sowie die Atomstadt Prypjat für die Arbeiterinnen und Arbeiter des AKW.

September 1977: Fertigstellung von Reaktorblock 1.

Dezember 1978: Fertigstellung von Block 2.

Dezember 1981: Fertigstellung von Block 3.

September 1982: In Block 1 von Tschernobyl kommt es zu einer partiellen Kernschmelze, bei der radioaktive Strahlung austritt. Der Unfall wird geheim gehalten und vertuscht. Das Kraftwerkspersonal, das direkt involviert gewesen ist, muss beim Sowjet-Geheimdienst KGB ein Redeverbot unterschreiben.

Dezember 1983: Fertigstellung von Block 4, dem späteren Unglücksreaktor.

25. April 1986: Im Reaktorblock 4 ist ein Sicherheitstest geplant. Es soll überprüft werden, ob die Turbine bei einem Stromausfall in der Lage ist, die Zeit bis zum Anlaufen der Notstromaggregate – knapp eine Minute – mit ihrer Restleistung zu überbrücken. Der Test wird an diesem Tag mehrmals verschoben, da Kiew Strom benötigt.

26. April 1986, 01:23:00 Uhr: Der stellvertretende Chefingenieur des Kraftwerks, Anatoli Djatlow, ordnet den Start des Testlaufs an.

26. April, 1986, 01:23:40 Uhr: Der Test gerät außer Kontrolle. Der junge Atomingenieur Leonid Toptunow drückt den Notabschaltknopf. Daraufhin fahren alle Steuerstäbe in den Reaktorkern ein, um die Reaktion zu stoppen. Doch das Gegenteil geschieht, der Reaktor explodiert.

27. April 1986: Prypjat mit seinen knapp 50.000 Einwohnern wird evakuiert. Bis heute ist der Ort eine Geisterstadt.

28. April 1986: Im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark wird bei Routinemessungen eine erhöhte Radioaktivität festgestellt. Die sowjetische Nachrichtenagentur Tass gibt am Abend bekannt, dass sich im Atomkraftwerk Tschernobyl ein Unglück ereignet hat.

6. Mai 1986: Das Moskauer Parteiorgan Prawda nennt erste Einzelheiten zum Unglück. In Deutschland verbieten mehrere Bundesländer den Verkauf von Freilandgemüse und untersagen die Benutzung von Sport- und Spielplätzen.

14. Mai 1986: Kremlchef Michail Gorbatschow informiert mit einer Fernsehansprache zu Tschernobyl die Öffentlichkeit.

14. Mai 1986: Leonid Toptunow, der 25 Jahre alte Reaktorsteuerungsingenieur, der in der Katastrophennacht den Notabschaltknopf gedrückt hatte, stirbt in einer Strahlenklinik in Moskau.

25. August 1986: Die Sowjetunion präsentiert bei der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien ihren offiziellen Bericht zum Unfall von Tschernobyl. Dabei wird dem Kraftwerkspersonal die Hauptverantwortung für die Katastrophe zugeschrieben.

September 1986: In Tschernobyl geht Reaktorblock 1 wieder in Betrieb, die Blöcke 2 und 3 folgen im November.

November 1986: Der Betonsarkophag als Schutzmantel um die Reaktorruine von Block 4 ist fertig. Regen, Frost und Sturm setzen dem 65 Meter hohen Provisorium zu. Später bilden sich Risse und Löcher, tragende Wände drohen einzustürzen.

Juli 1987: In der Sperrzone findet der Prozess gegen die vermeintlichen Hauptschuldigen statt, darunter der stellvertretende Chefingenieur Anatoli Djatlow und Kraftwerksdirektor Wiktor Brjuchanow. Sie werden zu zehn Jahren Haft in einem Arbeitslager verurteilt.

Oktober 1991: Block 2 wird nach einem Feuer in der Turbinenhalle endgültig abgeschaltet.

November 1996: Block 1 wird abgeschaltet.

Dezember 2000: Als letzter Reaktorblock geht Block 3 vom Netz.

Februar 2011: Die Ukraine öffnet die Sperrzone um das zerstörte Kraftwerk für den Tourismus. Bis zum russischen Überfall auf die Ukraine kommen jährlich bis zu 120.000 Besucher in das Sperrgebiet.

November 2016: Die neue Schutzhülle aus Edelstahl, das sogenannte "New Safe Confinement", über dem mehrfach notdürftig sanierten Sarkophag wird eingeweiht. Die bis zu 108 Meter hohe Hülle soll die Umgebung 100 Jahre lang vor Strahlung schützen.

Februar/März 2022: Russische Truppen halten die Atomruine Tschernobyl und die Sperrzone über mehrere Wochen besetzt.

März 2023: Nach einer zeitweiligen Öffnung 2022 ist Tschernobyl für Besucher derzeit nicht zugänglich. Die Sperrzone um Tschernobyl gilt weiterhin als mögliches Einfallstor für eine erneute russische Offensive auf die Hauptstadt Kiew.

Weitere Informationen

Fotos: über 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/Tschernobyl

Hier finden Sie ZDFinfo in der ZDFmediathek

Impressum

ZDF-Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2023 ZDF

Kontakt

Name: Dr. Birgit-Nicole Krebs
E-Mail: krebs.b@zdf.de
Telefon: (030) 2099 1096