Überlebt! Tsunami 2004

Terra X History-Dokumentation

Der Tsunami 2004, die gigantischen Flutwellen am zweiten Weihnachtsfeiertag, waren ein Schock für die Welt. Zum 20. Jahrestag erinnert die Dokumentation an die verheerende Tragödie. Zeitzeugen berichten eindringlich, wie sie die Katastrophe überlebten und wie dieser Tag ihr Leben veränderte. Der Film verzichtet fast vollständig auf Kommentare. Die bewegenden Erinnerungen von Menschen im Ausnahmezustand stehen im Vordergrund. Zudem kommen renommierte Naturwissenschaftler zu Wort. Animationen visualisieren die Entstehung des Tsunamis auf Grundlage wissenschaftlicher Daten.

  • ZDF Mediathek, ab Samstag, 23. November, 5.00 Uhr, fünf Jahre lang
  • ZDF, Dienstag, 26. November 2024, um 20.15 Uhr

Texte

Stab und Kurzinhalt

Dienstag, 26. November 2024 um 20.15 Uhr

Buch                Dirk Kämper
Regie               Sonja von Behrens
Kamera            Anthony R. Miller, Jan Prillwitz, Christian Baumann, Hendrik Weimar
Schnitt              Christoph Schuhmacher
Grafik               Kawom!
Produktion        Philipp Müller, Achim Seegebrecht
Redaktion         Stefan Mausbach, Ursula Nellessen
Leitung              Stefan Brauburger
Sendelänge       90 Minuten

 

Zum 20. Jahrestag des Tsunamis erinnert die 90-minütige Dokumentation an die Jahrhundertkatastrophe am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Vor allem deutschsprachige Zeitzeugen berichten eindringlich, wie sie die zerstörerische Flut überlebten und wie dieser Tag ihr Leben veränderte. Auch Helfer, Ärzte und Notfallseelsorger kommen zu Wort. Es sind bewegende und berührende Erzählungen von Menschen in einer Extremsituation. Der Film verzichtet zugunsten persönlicher Schilderungen weitgehend auf Kommentare.

Renommierte Wissenschaftler klären auf, wie es zu der Monsterwelle kam, welche unvorstellbare Kraft sie entfesselte und wie man sich vor solch einer gigantischen Naturkatastrophe besser schützen kann. Computer-Animationen auf der Basis wissenschaftlicher Forschungen rekonstruieren und visualisieren Genese und Dimensionen des Tsunamis.

Über den Tsunami vom 26. Dezember 2004

26. Dezember 2004, 7.58 Uhr Ortszeit: Als sich der Meeresgrund vor der indonesischen Insel Sumatra um zehn Meter hob, ahnte niemand, dass eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren Menschheitsgeschichte hier ihren Anfang nahm. Vergleichbar mit der Energie von 15.000 Hiroshima-Bomben schlug das Beben mit einer Stärke von 9,1 auf der Richterskala aus. Es war eines der stärksten Beben, das je auf der Welt gemessen wurde. Eine über 1000 Kilometer lange Flutwelle raste ungebremst auf die Küsten der Anrainerstaaten zu und hinterließ Tod und Verwüstung. Als Erstes traf der Tsunami die Provinz Aceh im Norden Sumatras. Am Strand von Lhoknga türmte sich eine wahre Monsterwelle von über 30 Metern auf. Sie erreichte sogar Stellen, die unfassbare 50 Meter über normaler Meereshöhe lagen. In diesem Bezirk wurde nahezu die gesamte Bevölkerung ausgelöscht. In der 13 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Banda Aceh schob sich das Wasser in Schüben in die Stadt, "nur" zwei, vielleicht drei Meter hoch, aber mit ungeheurer Kraft. Es riss Autos und Wohnhäuser mit und tötete über 25.000 Menschen. Zwei Stunden später erreichte die Welle Sri Lanka. Auch hier drang das Wasser weit ins Landesinnere und hinterließ ein Bild der Zerstörung. In Thailand registrierten die Behörden die Gefahr, aber sie gaben keine gezielten Warnungen heraus. Ein fataler Fehler, der Tausende Menschen das Leben kostete. Darunter auch viele Deutsche, die mit ihren Familien Weihnachten am Strand feiern wollten. Viele Urlauber sahen regungslos zu, wie sich das Meer plötzlich zurückzog – ein Vorbote der heranrasenden Tsunamiwelle. Doch sie wussten es nicht einzuschätzen, machten noch Fotos, filmten das Naturschauspiel. Minuten später wurden sie fortgerissen.

Insgesamt starben an diesem zweiten Weihnachtstag ca. 230.000 Menschen, darunter über 500 Deutsche. Fast zwei Millionen Flutopfer wurden obdachlos. Neben den direkt betroffenen Staaten verloren an die 50 Nationen Staatsangehörige, meist Urlauber. Jene, die überlebten, lässt die Erinnerung an das Ereignis nicht mehr los.

Über Protagonisten des Films

Die Eltern von Siegfried Lutz, der am Bodensee lebt, waren nie begeistert, wenn ihr Sohn und dessen Freundin Sylvia an Weihnachten verreisten. Siegfried fand es gut, auch, weil er keine Geschenke kaufen musste. Doch vor allem hatte er Sehnsucht nach Wärme. In diesem Jahr sollte es ganz weit in den Süden gehen. Die Wahl fiel auf Bentota, Sri Lanka.

Für die Kinder des österreichischen Schriftstellers Josef Haslinger war es das letzte Jahr vor der Matura. So wollten er und seine Frau noch einmal mit der ganzen Familie einen schönen Urlaub auf der thailändischen Insel Kho Phi Phi verbringen. Denn wer konnte schon wissen, ob die Kinder nach dem Abi überhaupt noch Lust hätten, mit den Eltern in die Ferien zu fahren.

Mitte Dezember erfuhr Dr. Buddhike, dass bald ein wohlbeleibter VIP-Gast aus Europa in seine Ayurveda-Klinik nach Talpe käme. Er wusste nicht, um wen es sich handelte, aber er ließ spezielle Räume und auch Anwendungen für den Prominenten vorbereiten.

Die Schweizerin Petra Stelzer und ihr Freund kehrten in der Nacht zum 26. Dezember von einem Ausflug nach Bangkok mit dem letzten Flieger in ihr Feriendomizil nach Khao Lak zurück. Es war ein wunderschöner Abend. Vollmond. Die beiden gingen noch baden und legten sich dann schlafen.

Die Schauspielerin Natalia Wörner und ihr Freund hatten ihre letzten Urlaubstage im thailändischen Khao Lak verbracht, die meiste Zeit schnorchelnd im Wasser. Am Morgen des 26. Dezember sollte es mit einem Mietwagen nach Phuket gehen, um von dort aus nach Bangkok zu fliegen. Doch ihre Abreise verzögerte sich.

Die Winter verbrachte Helga Bertele immer in Unawatuna, Sri Lanka, der Heimat ihres Mannes. Am Morgen des 26. Dezember kam sie mit einer frohen Botschaft nach Hause. Sie war wieder schwanger. Und dann stellte sich auch noch ihr Erstgeborener Manuel auf die Füße und fing an zu laufen.

Rainer Stelzer und seine Frau Christine machten Ferien in Khao Lak, in einem Hotelbungalow direkt am Strand. Seit 24 Jahren waren die beiden ein Paar. An diesem Weihnachtsmorgen wartete Rainer ein paar Kilometer südlich auf ein Boot, das ihn zum Tauchen abholen sollte. Christine blieb im Hotel.

Die kleine Nethmini aus Sri Lanka war aufgeregt, nicht nur weil endlich Ferien waren. Sie durfte an diesem Tag mit dem großen Zug "Königin der Meere" von Colombo nach Matara zu ihren Großeltern fahren. Immer am Meer entlang.

Haysim Mulyadi arbeitete als Fotograf in Banda Aceh, Indonesien. Das erste Beben versetzte ihn in Angst, denn es war nicht wie sonst. Dann kam das zweite Beben, das noch viel stärker war. Er geriet in Panik, rannte zurück ins Haus und nahm seine Kamera.

Stuart Weinstein vom Tsunami Pacific Warning Center auf Hawaii registrierte schon wenige Minuten nach dem Beben die ersten Ausschläge auf seinen Instrumenten. Er versuchte die Behörden in den Küstenstaaten des Indischen Ozeans zu erreichen. Doch weil es dort keine klaren Ansprechpartner gab, keine einstudierten Ablaufpläne, kamen seine Warnungen nicht an.

Es war eine globale Katastrophe. Sie forderte 230.000 Tote und richtete die größten Zerstörungen seit dem Zweiten Weltkrieg an. Die Weltpresse berichtete. Reporter Luten Leinhos war für das ZDF vor Ort in Khao Lak.

Der Fotograf Saman Weera Ambanage wohnte in Ambalangoda, Sri Lanka, etwas weiter im Landesinneren. Als er zum Unglücksort nach Peraliya kam, fand er ein kleines weinendes Mädchen. Es beruhigte sich erst, als er es in seine Arme nahm. Saman fotografierte die Kleine, zeigte das Foto herum und fragte die Überlebenden, ob jemand dieses Kind vermisse. Erst als eine Mutter kam und ihm genau die Fehlbildung am Ohr ihrer Tochter beschreiben konnte, übergab er ihr das Mädchen. Denn viele Menschen waren so verzweifelt, dass sie auch fremde Kinder als ihre eigenen zu erkennen glaubten.

Für Rechtsmediziner Rüdiger Lessig kam die Anforderung vom BKA schnell. Er solle vor Ort in Khao Lak bei der Identifizierung der Toten helfen. Doch er hatte überhaupt keine Vorstellung davon, was auf ihn zukam.

Notfallseelsorgerin Beate Rindfleisch landete am 29. Dezember in Phuket. Einen Tag später wurde sie 39 Jahre alt. Ein Geburtstag wie keiner zuvor und keiner danach.

Nach zwei Wochen inmitten der Zerstörung und des Leids war Gregor Nithardjo, dem Direktor der SOS-Kinderdörfer in Indonesien, klar, dass er den Kindern von Banda Aceh helfen musste. Auch wenn in der Region zudem noch ein Bürgerkrieg tobte.

Tankred Stöbe von "Ärzte ohne Grenzen" half ebenfalls in indonesischen Banda Aceh. Ihm war schnell klar, dass er als Arzt dort nicht das letzte Wort hatte. Denn überall war schwer bewaffnetes Militär.

Die kleine Mistahuna Janna verlor im Tsunami fast ihre gesamte Familie. Als die Straßen wieder passierbar waren, holte ihr Großvater sie zu sich. Ein Jahr lebte sie bei ihm, bis der Großvater nicht mehr in der Lage war, für seine Enkelin zu sorgen. Da brachte er sie nach Banda Aceh zum neu errichteten SOS-Kinderdorf.

Kerstin Thorwart, zu dieser Zeit Governor von Rotary International, bat die Ärzte in Galle (Sri Lanka) um eine Liste der dringend benötigten Dinge. Schon am 10. Januar hob das erste Flugzeug mit zwei Tonnen Hilfsgütern von Frankfurt Richtung Colombo ab. Heute versorgt das neu errichtete "Baby Hospital Galle" pro Tag im Schnitt 500 Frauen und hilft bei rund 1.500 Geburten im Monat.

Jörn Lauterjung vom Deutschen GeoForschungZentrum in Potsdam traf sich mit seinen Mitarbeitern am Morgen nach der Katastrophe im Institut. Ihnen war klar, dass es an Frühwarnkapazitäten im Indischen Ozean gefehlt hatte. Nach einem unglaublichen Kraftakt, an dem zwanzig nationale und internationale Partner beteiligt waren, konnte 2011 ein Gesamtsystem an die indonesische Regierung übergeben werden.

Zitate von Schauspielerin Natalia Wörner

Über die Wassermassen:

"Wir fuhren eine kleine Anhöhe hoch, und vor uns war auf einmal nur Wasser. Und zwar in einem Ausmaß, bei dem auch Nicht-Ortskundige wussten, irgendwas ist hier anders. Und das waren schon die Ausläufer der ersten, also der großen Welle. Und dann waren eben in diesen Wassermassen auch Menschen und Geröll – Menschen, die aufstanden, aber auch Menschen, die nicht mehr aufstanden. Zunächst dachte ich, es wäre irgendein Damm gebrochen."

Die Psyche im Ausnahmezustand:

"Ich erinnere mich noch gut an ein Mädchen, mit der ich heute noch Kontakt habe, 20 Jahre später, die schwer verletzt war. An ihrer Hüfte hatte sie so tiefe Verwundungen, dass man an einer Stelle sogar den Knochen sah. Und da waren dann irgendwann Ameisen drin, und während ich mich mit ihr unterhielt, pulte ich ihr hinten mit dem Fingernagel die Ameisen aus der Wunde. Medizinisch bestimmt auch keine gute Lösung, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte machen können. Sie hat es nicht mal gespürt, und das war für mich ein Moment, wo ich dachte, wie geht das alles, wie verhält sich die Psyche, der Körper, die Seele in so einem Moment?"

Chaos in den Krankenhäusern:

"Wir wollten dann mit unserem Fahrer fünf Schwerverletzte in ein Krankenhaus bringen und die haben uns schon beim Abbiegen auf das Gelände abgewiesen, weil es ein großes Chaos gab. Es war alles voller Menschen und wirklich, wie in einem Film, jeder Millimeter an Platz vor und in dem Krankenhaus war belegt. Die haben uns gar nicht mehr aufs Gelände gelassen."

Über die Beziehung zu Wasser:

"Ich hatte nie Angst vor dem Wasser. Ich habe das Wasser immer lesen können und bin da gerne rein. Und das hat sich nach dem Tsunami tatsächlich komplett verändert. Ich konnte erst mal eine Zeit lang gar nicht in der Nähe von Wasser sein. Und nicht nur das Wasser selbst, sondern auch die Geräusche waren für mich fast unerträglich."

Über Schuldgefühle:

"Es war für mich an dem Tag schon kaum zu ertragen, diese Menschen zu sehen, deren Leid zu sehen und die vielen Leichen. Und gleichzeitig nicht zu verstehen, warum man selber unversehrt ist und nicht mal einen Kratzer hat. Schuldgefühl weil? Weil man selber unversehrt in einer Situation ist, die für viele Menschen tödlich war."

Zitate von Experten

Jörn Lauterjung, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum

Über die Entstehung des Tsunamis am 26. Dezember 2004:
"Das Erdbeben hatte eine Stärke von 9,1 und war damit das drittstärkste, das wir seit Einführung der Instrumente gemessen haben. Das Erdbeben fand in der Kollisionszone zwischen der Indo-Australischen Platte, die im Indischen Ozean nach Nordwesten driftet, und der Eurasischen Platte, die im Norden liegt, statt. Diese Platten bewegen sich gegeneinander und an manchen Stellen wird eine Platte unter die andere heruntergezogen, subduziert. Und bei diesem Vorgang können stärkere Erdbeben entstehen. Genau das ist im Indischen Ozean passiert. Die Erdkruste ist gerissen als Folge dieses Bebens – über 1000 Kilometer bis nach Norden, bis kurz südlich von Myanmar. Das Ganze hat etwa sieben bis acht Minuten gedauert. Und als Folge dieses Erdbebens ist die Platte, die oben auf der subduzierenden Platte liegt, praktisch senkrecht nach oben geschnellt. Die vertikale Bewegung dieser Platte betrug an manchen Stellen zehn Meter, fünf Meter, drei Meter, je weiter wir nach Norden gehen. Und durch diese vertikale Bewegung des Ozeanbodens ist das Wasser angehoben worden, über die normale Meeresoberfläche. Und dieses Wasser ist dann hinterher in Form einer Welle auseinandergelaufen. Und das nennen wir dann einen Tsunami."

Über geologische Folgen des Erdbebens:
"Aus Messungen mit dem Global Positioning System GPS wissen wir, dass sich die Nordspitze von Sumatra, also die Region um Aceh, um bis zu zehn Meter nach Westen bewegt hat. Was sich dann natürlich auch auf die Küstenlinie auswirkt. Sumatra hat sich quasi um einige Meter, mindestens Zentimeter, aus dem Meer gehoben."

 

Stuart Weinstein, Pacific Tsunami Warning Center, Hawaii

Über fehlende Tsunami-Warnsysteme 2004:
"Das Tsunami Pacific Warning Center gibt es seit 1949. 2004 waren wir die einzige Tsunami-Warnzentrale der Welt. Der Pazifische Ozean ist von drei Seiten von einem Vulkangürtel eingeschlossen, dem pazifischen Feuerring, und 90 Prozent aller Erdbeben der Welt finden hier statt. Ein internationales Warnsystem gab es damals noch nicht."

Über die Geschwindigkeit eines Tsunamis:
"Grundsätzlich bewegt sich ein Tsunami in tiefem Wasser mit der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeugs".

Prognose für die Zukunft:
"Die Katastrophe von 2004 war ein Weckruf, dass wir Tsunami-Warnsysteme auch im Indischen Ozean, im Mittelmeer und im Atlantik brauchen. Denn es ist keine Frage, ob ein weiteres Mega-Erdbeben einen zerstörerischen Tsunami auslösen wird. Es ist nur eine Frage des Zeitpunkts."

 

Jörn Lauterjung, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum:

Über die Tsunami-Gefahr im Mittelmeer:
"Das Mittelmeer ist, was Tsunamis angeht, ähnlich gefährdet wie der Indische Ozean. Wir haben im Mittelmeer die Situation, dass Afrika nach Norden drückt und praktisch unter Europa subduziert wird und es eben auch dadurch im Mittelmeer zu größeren Erdbeben kommen kann, die Tsunamis auslösen können. Der Santorin ist zum Beispiel einer, der jetzt wieder Aktivitäten zeigt und wo man in Zukunft damit rechnen könnte, dass er ausbricht. Wir haben das aber auch mit dem Stromboli, mit dem Ätna. Also mit all diesen Vulkanen, die nahe am Wasser liegen, die dann auch zu Tsunamis führen können. Und wir haben, wie damals in Indonesien, überall sehr kurze Laufzeiten, bis der Tsunami auf die Küste auftritt. Aus diesem Grund hat die UNESCO schon 2005 angefangen, Strukturen im Mittelmeerraum aufzubauen. Das ist ein System, das genauso im Indischen Ozean auch aus verschiedenen Frühwarnzentren besteht. In Portugal, Frankreich, in Italien, in Griechenland und in der Türkei."

Über den Stand der Computertechnologie bei der Tsunami-Simulation:
"Mittlerweile sind wir in der Computertechnologie und in der Leistungsfähigkeit selbst eines PCs so weit, dass Modelle direkt aus den gemessenen Daten des Erdbebens simuliert werden können. Und innerhalb weniger Sekunden eine komplette Tsunami-Simulation für die kurze Laufzeit von dem Erdbeben bis zur Küste vorhanden ist. 'On the fly' – sozusagen in Echtzeit."

Über den Nutzen von Frühwarnsystemen:
"Es ist anhand des Tsunamis 2004 berechnet worden –  indem man alle Schäden addierte – dass jeder Euro, den man in ein Frühwarnsystem investiert, sich hinterher um das Sieben- bis Zwanzigfache auszahlt. (..)Das ist doch etwas, was uns zu denken geben sollte. Insbesondere weil die Gesellschaft mit ihren Werten, mit ihren Menschenleben, mit ihrem Wachstum einfach jedes Jahr mehr gefährdet wird, auch durch solche Naturkatastrophen. "

Wundersame Geschichten inmitten der Katastrophe

Kritseda Sahangam ist Elefantenführer in der Nähe des thailändischen Khao Lak. Gegen fünf Uhr morgens stellten sich seine Elefanten plötzlich auf die Hinterbeine und brüllten, die Mäuler weit aufgerissen, die Rüssel nach oben gestreckt. Ganze drei Stunden bevor das große Beben kam, über vier Stunden vor dem Tsunami. Als der Mahut dann gegen zehn Uhr mit einem der Tiere die erste Tour begann, lief der tonnenschwere Elefant samt panischen Touristen auf dem Rücken laut trompetend einen steilen Berg hinauf. Dann blieb er stehen, als sei nie etwas passiert. Niemand kam zu Schaden oben auf dem Berg während unten an der Küste das große Wasser kam und den Menschen das Leben nahm.

Der Fischer Prayoon Damrongsiri aus der Nähe von Khao Lak erhielt gegen halb zehn einen Anruf von seiner Tochter, einer Mitarbeiterin des Meteorologischen Dienstes in Bangkok. Die Tochter riet, er solle auf keinen Fall zum Fischen fahren, es könne eine große Welle kommen. Aber seit wann hören Väter auf ihre Töchter? Der Vater fuhr zum Fischen raus. Das Bemerkenswerte an dieser Geschichte: Es war die beste Entscheidung, denn draußen auf dem Meer passierte ihm nichts. Wäre er an Land geblieben, wäre er sehr wahrscheinlich ums Leben gekommen.

Tilly Smith aus England war zehn Jahre alt. Mit ihren Eltern machte sie Urlaub in Thailand. Am Morgen des Tsunamis spazierten sie am Strand von Phuket. Tilly fiel der brodelnde Ozean auf und dass das Wasser sich zurückzog. Anzeichen für einen Tsunami. Genau das hatte Tilly zwei Wochen zuvor in der Schule gelernt, also schlug sie Alarm. Das eigentliche Wunder war, dass die kleine Tilly ihre Eltern so lange nervte, bis die ihr schließlich glaubten. Und die wiederum nervten dann die Hotelangestellten so lange, bis diese den Strand räumen ließen. Es wird geschätzt, dass etwa einhundert Menschen Tilly ihr Leben verdanken.

Während des Tsunamis fiel im Mahamodara Maternity Krankenhaus in Galle, Sri Lanka, von einer Sekunde auf die andere der Strom aus – mitten in einer Kaiserschnitt-Operation. Die Notstromaggregate waren bereits geflutet und sprangen nicht an. Niemand konnte mehr die Hand vor Augen sehen. Der Arzt Dr. Samarasinghe ließ Fackeln organisieren und brachte die OP im Wasser stehend zu Ende. Ein gesundes Mädchen namens Anjala kam auf die Welt. Das Krankenhaus aber wurde fast völlig zerstört.

Im Krankenhaus Kalmunai auf Sri Lanka wurde nach der Katastrophe ein zweimonatiger Säugling eingeliefert. Gerettet aus dem Schlamm, den der Tsunami hinterließ. Das Baby war an diesem Tag der "Zugang" Nummer 81. Von da an nannte man den Jungen auf der ganzen Welt nur noch Baby 81. Innerhalb kurzer Zeit meldeten sich neun Elternpaare, die das Baby als ihr Kind beanspruchten. Keines der Elternpaare besaß noch eigene Papiere. Auch die tatsächlichen Eltern nicht. Niemand konnte die Elternschaft nachweisen. Die echten Eltern von Baby 81 waren verzweifelt, als man ihnen ihr Kind nicht aushändigen wollte. Der Vater drohte mit Selbstmord und besetzte mit Freunden die Klinik. Vergebens. Erst ganze zwei Monate später bestätigte ein DNA-Test die Elternschaft. Die Nachricht ging um die ganze Welt.

Der Tsunami erfasste in Banda Aceh, Indonesien, den Bauarbeiter Ari Afrizal auf einem Gerüst und spülte ihn ins Meer. Ganze fünf Tage lang klammerte er sich an ein Stück Treibholz und betete. Kein Land, kein Schiff war in Sicht. Am Ende des fünften Tags konnte er sich in ein unbemanntes Fischerfloß retten, in dem er einige Flaschen Wasser fand. Aus dem Meer fischte er Kokosnüsse, die er mit den Zähnen aufbrach. Und er betete weiter. So trieb er weitere neun Tage einsam im Meer. Nach insgesamt zwei Wochen mitten im Indischen Ozean wurde die Besatzung des Frachters "Al Yamamah" auf das hilflose Tsunami-Opfer aufmerksam. Der tiefgläubige Ari Afrizal dankt Allah bis heute für seine Rettung.

Septi and Jamaliah Rangkuti fanden nach zehn Jahren erst ihre Tochter und kurz darauf ihren Sohn wieder. Der Tsunami hatte die Familie getrennt. Zunächst die Kinder von den Eltern, dann die Geschwister voneinander. Fischer hatten die beiden gerettet, konnten es sich aber nur leisten, das Mädchen aufzunehmen. Nach zehn Jahren erkannte ein Onkel unterwegs zufällig die Tochter. Im folgenden Presserummel wurde dann auch der Sohn, der auf der Straße lebte, darauf aufmerksam und meldete sich bei den Eltern. Seit nunmehr zehn Jahren ist die Familie wieder vereint. Und bis heute soll es immer noch zu Wiedervereinigungen von Angehörigen kommen, die sich im Tsunami verloren haben.

Multimediale Begleitung

Die Dokumentation wird flankiert von Beiträgen für die Social-Media-Kanäle des Terra-X-Web (Terra X YouTube, Terra Xplore, Terra X History), die das Thema gezielt für eine junge Zielgruppe aufbereiten und weiterführen.

Weitere Informationen

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