Unsichtbarer Angreifer

Die Turguts sind eine moderne, technikaffine Familie: Emma, ihr Mann Amir und ihr Sohn Malik leben in einem Smart Home nach neuestem Standard. Nicht nur im Haus, auch bei ihrer Arbeit als Psychotherapeutin setzt Emma auf smarte Technologien. Um immer mehr Menschen helfen zu können, wirkt sie mit an der Entwicklung einer KI-basierten Therapie-App. Doch mit dem Beginn der ersten Praxisphase ereignen sich zunächst kleinere, bald aber gravierende Zwischenfälle mit der vernetzten und omnipräsenten Technik.

  • ZDF, Montag, 13. Mai 2024, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Samstag, 4. Mai 2024, für ein Jahr

Texte

Stab

Buch: Willi Kubica
Regie: Martina Plura
Kamera: Monika Plura
Szenenbild: Bertram Stauß
Kostüm: Wiebke Kratz
Maske: Jens Bartram, Anna Vinogradova
Ton: Miroslav Babić
Musik: Daniel Hoffknecht
Herstellungsleitung: Ralf Krawanja
Produktionsleitung: Susanne Bille-Wastian
Produzenten: Eric Bouley, Christopher Sassenrath (UFA Fiction)
Redaktion: Julia Sattler, Alexandra Staib

Besetzung

Emma Turgut - Emily Cox
Amir Turgut - Denis Moschitto
Malik Turgut - Eren M. Güvercin
Georg Bohr - Golo Euler
Amanda Lund - Paula Conrad Hugenschmidt
Lukas Heller - Casper von Bülow
Maria Marquardt - Yodit Tarikwa
Celine Lehdorn - Luna Jordan
Herbert Mahler - Jens-Uwe Bogadtke        
Paketbote - Lucas Lentes

Inhalt

Die Turguts sind eine moderne, technikaffine Familie. Emma, ihr Mann Amir und ihr Sohn Malik leben in einem Smart Home nach neuestem Standard der Firma SAMIRA, für die Amir im Marketing arbeitet. Nicht nur im Haus, auch bei ihrer Arbeit als Psychotherapeutin setzt Emma auf smarte Technologien, denn der gewaltige Andrang von Patienten will geschickt optimiert werden. Um immer mehr Menschen helfen zu können, entwickelt sie zusammen mit dem Chefentwickler von SAMIRA, Georg Bohr, eine KI-basierte Therapie-App. Doch mit dem Beginn der ersten Praxisphase ereignen sich zunächst kleinere, bald aber gravierende Zwischenfälle mit der vernetzten und omnipräsenten Technik.

Aber ist es wirklich die Technik oder sind es Emmas Nerven, die für die Komplikationen sorgen? Denn Emma quält der Selbstmord einer jungen Patientin, für den sie sich die Schuld gibt. Seitdem versucht sie möglichst vielen Menschen zu helfen, obwohl sie hoffnungslos überarbeitet ist und immer mehr den Kontakt zu ihrer Familie, ihrer besten Freundin und ihren Patienten verliert. Die Komplikationen machen sie misstrauisch: Will jemand ihr Leben manipulieren? Oder ist ein Hacker am Werk?

The future ist now - Vorwort von Julia Sattler und Alexandra Staib (Redaktion)

The future is now! Der Kühlschrank schickt die digitale Einkaufsliste direkt auf die Smartwatch, mit der wir im Supermarkt sofort bezahlen können. Mit dem selbstfahrenden Auto wieder zu Hause angekommen, hilft der Haushaltsroboter beim Ausräumen der Einkäufe. All das ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern für manche Menschen längst Realität. Der Einfluss intelligenter Technologien in all ihren Formen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und das fasziniert, beschäftigt, aber besorgt auch viele von uns. Wie viel Technik soll und darf in unser Leben und ab wann wird es übergriffig und zu viel?

Im Team hatten wir schnell essenzielle und kontroverse Diskussionen und haben das spannende Filmpotenzial in dem Stoff gleich gespürt. Es war uns eine besondere Freude, dieses zeitgeistige Thema für unseren Primetime-Sendeplatz am Montagabend mit einem jungen Team rund um den Autor Willi Kubica, das Regie & Kamera Duo Martina Plura und Monika Plura und die beiden Produzenten Eric Bouley und Christopher Sassenrath umzusetzen. Mit Emily Cox, Denis Moschitto, Eren M. Güvercin, Golo Euler, Paula Conrad Hugenschmidt und allen anderen haben wir einen modernen und frischen Cast, der uns mit seiner Darstellung berührt und aus unterschiedlichen Perspektiven mitfiebern lässt.  

Mit der vorangehenden WISO-Doku „Die Zukunft der Medizin – Kann KI heilen?“ haben wir die Chance, das Publikum thematisch einzustimmen, um dann mit ihm in eine fiktionale Welt einzutauchen und im besten Fall zur Diskussion anzuregen.

 

 

Sensibilisieren, nicht werten - Statement der Produzenten Eric Bouley & Christopher Sassenrath

Kaum ein anderes Thema wird derzeit so heiß diskutiert und besitzt ein so großes Disruptionspotenzial wie das Thema "Künstliche Intelligenz". Es gehen sowohl Chancen als auch große Herausforderungen von KI aus. Dabei reicht die Argumentationsspanne von der heilsbringenden Technologie, die sogar den Krebs besiegen kann, bis hin zu dystopischen Untergangsszenarien von automatisierten Robotern, die die Menschheit auslöschen werden. Unbestritten ist, dass KI unseren Alltag radikal verändern wird. Wir erleben gerade die vierte industrielle Revolution und dank KI hat die Digitalisierung ihre nächste Stufe erreicht. Intelligente Systeme vernetzen sich in Echtzeit, sind in der Lage, mit Alltagssituationen umzugehen und entwickeln Kreativität. Und das ist erst der Anfang!
In unserem Film beleuchten wir die Ambivalenz der immer selbständiger werdenden Technik, die immer mehr unseren Alltag bestimmt. In einem spannend verpackten Psychothriller wollen wir die Zuschauer dazu anregen, sich über den Umgang mit Technik Gedanken zu machen.
Als sehr technikaffine Menschen war uns das Thema schon lange vor ChatGPT ein Begriff, und wir wussten, dass wir unbedingt einen Film dazu machen wollen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen war aufgrund der großen gesellschaftlichen Relevanz und Brisanz des Themas von vornherein unser Wunschpartner für diesen Film. Wir nahmen an, der Film habe die Möglichkeit zu polarisieren und eine Diskussion anzuregen. Gemeinsam mit unserem Drehbuchautor Willi Kubica haben wir uns dann mit einem kurzen Pitchpapier an das ZDF gewandt. Dort wurde die Chance gesehen, mit diesem Thema einen modernen Film schaffen zu können, der trotz seines damals noch sehr fremd anmutenden Sujets eine breite Zuschauerschaft abholen kann. Dass das Thema im Laufe der Zeit immanent wurde, haben wir damals zwar noch nicht absehen können – dem Film verleiht das aber eine größere Relevanz, was uns natürlich sehr freut. Wir haben in der Regisseurin Martina Plura und ihrer Zwillingsschwester und Kamerafrau Monika Plura das perfekte Kreativduo gefunden: Mit ihrem kreativen Input, ihrer Detailverliebtheit und hohen Genre-Affinität haben die beiden das Drehbuch in einen spannenden und besonderen Psychothriller verwandelt.
Wir wollen mit unserem Film für das Thema KI sensibilisieren, aber nicht werten: Wir können die aktuell stattfindende technische Revolution nicht aufhalten. Aber es liegt an uns, wie wir mit dieser neuen Technik umgehen und welchen Einfluss sie auf unser Leben haben wird.

 

Thriller im Hier und Jetzt - Statement von Autor Willi Kubica

Thriller über Künstliche Intelligenz sind häufig dystopische Zukunftsvisionen, die von den meisten Menschen weit weg sind und die wir leicht von uns wegschieben können. Daher wollte ich unbedingt einen Thriller entwickeln, der ganz nah am Hier und Jetzt ist. Heutzutage verarbeitet ein Mensch ein Vielfaches mehr an Informationen als vor der digitalen Ära. Wir sind vernetzt und extrem produktiv. Doch diese Hypereffizienz treibt viele auch in einen permanenten Überforderungszustand. Die neuen Möglichkeiten komplexer Algorithmen, smarter Apps und KI-Tools sollen uns das Leben erleichtern, aber sie erzeugen auch den Stress, den so viele von uns spüren. Das ist der eigentliche "unsichtbare Angriff" der Maschine. Neben der Cyber-Sicherheit sollte im Zuge der digitalen Lebensstils also auch unsere mentale Gesundheit im Blick behalten werden. Deswegen steht im Mittelpunkt des Films die Psychotherapeutin Emma Turgut. Sie setzt alles daran, eine Therapie-App zu entwickeln, um mehr Menschen helfen zu können und auf diese Weise sogar eine eigene, tiefe seelische Verletzung zu heilen. Sie ist überzeugt, dass die Möglichkeiten der Technik die Welt verbessern werden. Auch andere Haltungen greift der Film auf: Emmas Ehemann will der Technik weniger Raum in seinem Leben geben und ihre beste Freundin lehnt die modernen Verheißungen völlig ab. So kann sich das Publikum in einer oder mehrerer dieser Perspektiven wiederfinden. Unser Film soll Smarttech, KI und Co. dabei weder glorifizieren noch verteufeln, sondern unseren Umgang damit auf spannende Weise hinterfragen.

Fluch und Segen zugleich - Interview mit Martina Plura (Regie) und Monika Plura (Kamera)

"Unsichtbarer Angreifer" ist ein Psychothriller, der seine Wirkung auf die Zuschauer auf vielen Ebenen entwickelt – nicht zuletzt durch ein spannendes Kamerakonzept. Wie haben Sie sich dem Film angenähert? Was war Ihnen für die Inszenierung und Bildsprache wichtig?

Martina: Wir lieben Psychothriller, und es war uns eine große Freude, nach all den Komödien, endlich mal wieder ein düsteres Stück zu verfilmen. Zumal unsere Filmkarriere im zarten Alter von elf Jahren mit Horrorfilmen begonnen hat.

Monika: Gerade bei den etwas düsteren Stoffen kann man sich visuell so richtig schön austoben. Und so auch hier. Nach dem ersten Drehbuchlesen hatten Martina und ich viele Ideen und Bilder im Kopf, die erst einmal gesammelt werden mussten. Wir erstellten Kollagen, sogenannte Moodboards, wie wir uns die Bilderwelt des Films vorstellen. Wir entwickelten ein Farbkonzept und ein visuelles Konzept für all die Grafikelemente, die im Film auftauchen.

Martina: Man muss wissen, der Film spielt in großen Teilen in einem Smart Home. Das Haus hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Bildgestaltung und die Inszenierung. Und so war es uns bei der Motivsuche sehr wichtig ein Haus zu finden, das eine besondere Atmosphäre hat und trotz Modernität sympathisch rüberkommt. Kein futuristischer Kubus, sondern nahbar. Kein Reihenhaus, sondern ein einsames Haus am Waldrand. Mit großen Fenstern, so dass man von draußen jederzeit beobachtet werden könnte.

Monika: Es war uns wichtig, eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Kamerafahrten ziehen sich durch den ganzen Film. Die Kamera "kriecht über den Boden", das Böse kommt schleichend. Das Haus "erwacht". Jeden Tag aufs Neue. Große Weiten versus Makro-Shots. Das Spiel von Licht und Schatten. Es war uns wichtig, Spannung zu kreieren und mit Gegensätzen zu arbeiten. Die Ambivalenz zwischen dem heimeligen Zuhause, in dem man sich wohl und sicher fühlt, das sich jedoch immer mehr zu einem Ort der Bedrohung verwandelt. Und dabei wollten wir immer aus der Perspektive unserer Hauptfigur Emma erzählen. Mit ihr mitfühlen. Mit ihr die Vergangenheit hinter sich lassen, gemeinsam mit ihr diesen Traum erleben, der Traum der eigenen App, der sich mehr und mehr in einen Albtraum verwandelt.

Martina: Ganz besonders war bei diesem Projekt, dass wir den Soundtrack schon sehr früh entwickelten. Bereits in Drehbuchphase holte ich unseren Komponisten Daniel Hoffknecht mit an Bord. Wir haben schon einige Filme zusammen gedreht, und er kennt genau unseren Geschmack. Während wir also noch in der Buchentwicklung gemeinsam mit dem Autor Willi Kubica und dem Produzenten Eric Bouley von UFA Fiction steckten, hat Daniel schon den Soundtrack kreiert und angefangen, uns erste Melodien zu schicken. Und damit genau ins Schwarze getroffen. Das hat mir als Regisseurin später auch sehr in der Inszenierung geholfen, weil ich stellenweise einfach die Musik anmachen konnte und sich dadurch die Stimmung und das Gefühl auf den Cast übertragen haben.

Monika: Wir hatten den Soundtrack am Set dabei, und es war super! Am Anfang des Films gibt es sehr viele Kamerafahrten, die das Haus einführen. Damit Timing und Länge stimmen, stellten wir die Musik laut und machten die Fahrten direkt zur späteren Filmmusik. Es hat riesigen Spaß gemacht, so zu arbeiten.

Sie sind Zwillingsschwestern und seit vielen Jahren in der Filmbranche tätig. Häufig arbeiten Sie im Duo, wie auch hier bei "Unsichtbarer Angreifer". Wie gestaltet sich Ihre Arbeit generell im Zusammenspiel?

Martina: Wir haben mit elf Jahren mit der Filmerei angefangen und sind von klein auf als Duo und natürlich auch als eineiige Zwillingsschwestern unterwegs. Die Arbeit bei unserem Zusammenspiel unterscheidet sich von anderen wahrscheinlich darin, dass Monika von Anfang an immer mit dabei ist. Das geht schon beim Drehbuchprozess los. Selbst beim Cast bin ich neugierig auf ihre Meinung. Wir lieben es, gemeinsam vorzubereiten und rumzuspinnen, wie der Film später aussieht. Wir machen gemeinsam die Auflösung und überlegen uns mit kleinen selbstgezeichneten Storyboards oder Floor-Flänen, wie wir die jeweilige Szene umsetzen wollen. Wir sind einfach eingespielt. Am Set müssen wir nicht viel sprechen. Monika weiß direkt, was mir gefällt und was nicht. Und auch andersrum, da reicht ein Blick aus, um Feedback zu bekommen. Das ist Gold wert. Ich kann mich komplett auf die Inszenierung konzentrieren und Monika auf die Bildgestaltung.

Monika: Wir haben beide mittlerweile zwei Kinder. Mein jüngstes Kind war gerade mal dreieinhalb Monate alt, als wir gedreht haben. Mit einer anderen Regie an der Seite hätte ich mir das nicht vorstellen können, so kurz nach der Geburt schon wieder zu drehen. Bei der Vorbereitung war der Kleine immer in der Babytrage dabei. Wir hatten den Luxus, dass wir bei diesem Projekt "on location" auflösen konnten. Das heißt, wir konnten schon einige Wochen vor den Dreharbeiten ins Haus und haben vor Ort die Szenen durchgespielt, die dort spielen. Wir haben uns überlegt, wie das Staging ist, aus welchen ungewöhnlichen Perspektiven und Einstellungen wir erzählen, Szenen angepasst und teilweise in andere Zimmerverlegt und die Einteilung von Tag und Nacht angepasst, damit es besser ins Gesamtkonzept passt.

Im Film wirkt es, als wäre die Technik den Menschen immer einen Schritt voraus – wie wirkt sich der Einsatz technischer Neuerungen und KI mittlerweile auf Ihre beiden Gewerke aus?

Monika: Auf das Gewerk Kamera wirkt es sich schon aus. Es ist noch nicht ausgereift, was Bewegtbild angeht, aber gerade bei der Findung von Moods, also von Beispielbildern, da kann die KI mittlerweile schon ganz gut helfen. Obwohl es dennoch immer noch ein Glücksgriff ist, ob genau das rauskommt, was man sich vorstellt. Man braucht auf jeden Fall Geduld und Zeit, um alle "Prompts" so zu setzen, bis wirklich die gesuchten Bilder generiert werden. Ich denke, in der Zukunft kann die KI Fluch und Segen zugleich sein.

Martina: Ich habe bei der Titelfindung ChatGPT benutzt, aber leider kam da auch kein besserer Vorschlag heraus.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit Emily Cox und Denis Moschitto beschreiben, was zeichnet die beiden aus?

Martina: Die Zusammenarbeit mit beiden war einfach nur fantastisch. Sie sind nicht nur hervorragende Schauspieler, sondern auch eine absolute Bereicherung fürs Team. Ich glaube, das kann jedes einzelne Teammitglied bestätigen. Emily war von 21 Drehtagen jeden Tag im Einsatz und zwischen uns ist eine richtig enge Freundschaft entstanden. Wir telefonieren mehrmals die Woche und haben schon gesagt, wir möchten kein Projekt mehr ohne einander drehen.

Zuverlässiger Kollege - Interview mit Emily Cox

Wie würden Sie Ihre Rolle der Emma Turgut beschreiben – was macht sie aus, was treibt sie an?

Emma ist sehr idealistisch und auf eine gewisse Art getrieben, spätestens seit sie seit einigen Jahren an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Sie hat den Wunsch, anderen zu helfen, und sie fühlt sich schnell verantwortlich.

Die technikaffine Psychotherapeutin Emma erhofft sich viel vom Einsatz einer neuen KI-basierten Therapie-App, muss jedoch feststellen, dass der Fortschritt auch mit großen Unwägbarkeiten einhergeht. Wie ist Ihr persönlicher Umgang mit technischen Neuerungen und wie stehen Sie zum Einsatz von KI in immer mehr Bereichen unseres Lebens? Hat der Film Ihre Sicht auf das Thema beeinflusst?

Ich finde die technischen Neuerungen faszinierend und gleichzeitig sehr beängstigend, weil wir noch nicht wissen, was da genau auf uns zukommt. Ich denke, die Entwicklungen an sich sind aufregend und toll. Ich entdecke gerne neue Dinge. Die Gefahr allerdings sind einerseits Menschen, die die KI für falsche Zwecke einsetzen könnten, und andererseits, dass die KI eine Form von Eigenleben entwickeln könnte. Bei Letzterem weiß ich aber nicht, ob das stimmt, oder nur Phantasien von Menschen sind, die sich nicht wirklich damit auskennen – so wie ich!

Emma liebt ihren Job und geht darin auf, auch wenn teilweise die Grenzen zwischen Beruf und privatem Einsatz verschwimmen. Was ist Ihnen wichtig für Ihre persönliche Work-Life-Balance?

Emma und ich haben eine große Parallele: Wir lieben beide unseren Beruf und gehen darin auf! Ich habe das Glück, einen Job ergriffen zu haben, der sich oft so anfühlt, als würde ich gar nicht arbeiten, sondern spielen. (lacht) Da kann es allerdings natürlich auch mal passieren, dass man zu viele Projekte zusagt und irgendwann feststellt: Ich habe den Großteil meiner Zeit gearbeitet. Das versuche ich gerade zu ändern. Ich nehme mir inzwischen bewusster Zeiten für mich und sage mehr ab.

Sie haben in einem echten Smart Home mit einem Roboter gedreht. Wie war diese Erfahrung? Nutzen Sie selbst bereits in Alltag und Beruf eine Form von smarter Technik, und gab es im Film Technik-Gadgets, bei denen Sie sich vorstellen könnten, diese zu verwenden?

Der Roboter war unglaublich süß. Ich hatte mir den beim Drehbuchlesen ganz anders vorgestellt, und ich war positiv überrascht davon, wie lieb er aussah. Manchmal hat er uns auch Lachanfälle beschert, wenn er mitten in einer Szene zum Beispiel angefangen hat, sich wild im Kreis zu drehen und wirre Sachen zu sagen, wenn er eigentlich nur still dastehen sollte. Die meiste Zeit allerdings hat er echt gut funktioniert und war ein zuverlässiger Kollege.

Die sehr authentische Dynamik und Darstellung aller Schauspielerinnen und Schauspieler überträgt sich auf die Zuschauer. Was hat Ihnen in der Zusammenarbeit mit Denis Moschitto, Eren M. Güvercin, Golo Euler u. a. am meisten Spaß gemacht? An welchen Drehmoment erinnern Sie sich am liebsten?

Absolut! Das waren wirklich großartige Kollegen, mit denen ich da spielen durfte, ich finde jeden Einzelnen von ihnen sehr authentisch und herausragend gut. Besonders hervorheben möchte ich auch die exzeptionell schöne Zusammenarbeit mit der Regisseurin Martina Plura und der Kamerafrau Monika Plura, ihrer eineiigen Zwillingsschwester. Ich habe selten so viel Feinfühligkeit, Entspanntheit, Offenheit und Humor von Regieseite erlebt. Das hat die Stimmung am Set sehr positiv beeinflusst und mich nachhaltig beeindruckt.

Wohin die Reise geht - Interview mit Dennis Moschitto

Wie würden Sie Ihre Rolle des Amir Turgut beschreiben – was macht ihn aus?

Karriere, Erfolg, finanzielle Unabhängigkeit, ein Haus und eine Familie – Amir Turgut führt eigentlich ein beneidenswertes Leben und ist dennoch unglücklich. Mit dem Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt sieht er sich plötzlich mit völlig neuen Sinnfragen konfrontiert, die sein geordnetes Leben ins Wanken bringen. Effizienz und analytisches Denken reichen zur Lösung seines Problems auf einmal nicht mehr aus; Amir muss tief in sich gehen und sich auf seine emotionale Intelligenz verlassen, um diese Krise zu bewältigen.

Amir arbeitet in der Marketingabteilung einer Technikfirma, die Smart Homes und künstliche Intelligenz entwickelt. Er persönlich steht dem Ganzen immer skeptischer gegenüber, im Gegensatz zu seiner Frau Emma. Wie ist Ihr persönlicher Umgang mit technischen Neuerungen und wie stehen Sie zum Einsatz von KI in immer mehr Bereichen unseres Lebens? Hat der Film Ihre Sicht auf das Thema beeinflusst?

Ich verfolge die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz mit großer Faszination. Trotz meiner Begeisterung bin ich mir der Gefahren dieser neuen Technologien aber bewusst. Die potenziellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Möglichkeit, ganze Gesellschaften zu manipulieren, sind besorgniserregend. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass wir uns in unserem Denken zu sehr auf künstlich intelligente Systeme verlassen könnten. Sollten wir uns vollständig von KI-Beratern leiten lassen, die uns womöglich besser verstehen, als wir uns selbst, stehen wir vor dem Risiko, unsere Entscheidungsfreiheit einzubüßen.

Sie haben in einem echten Smart Home und mit einem Roboter gedreht. Wie war diese Erfahrung? Nutzen Sie selbst bereits in Alltag und Beruf eine Form von smarter Technik und gab es Technik-Gadgets bei denen Sie sich vorstellen könnten, diese zu verwenden?

Der Einsatz eines Roboters im Drehprozess stellt derzeit noch eher ein Problem dar. Immerhin ist "Pepper" ein Service-Roboter und kein ausgebildeter Schauspieler. Doch Entwicklungen wie "Atlas" von Boston Dynamics oder "Optimus" von Tesla zeigen deutlich, wohin die Reise gehen wird. Wer weiß, vielleicht erlebt der Heimroboter schon bald einen ähnlichen Aufschwung wie einst das Auto. Eine Maschine, die Termine koordiniert, den Haushalt führt und Einkäufe erledigt, ist zu verlockend, als dass wir sie, trotz eventueller Vorbehalte, nicht irgendwann in unsere Häuser integrieren würden.

In ihrer Jugend waren Sie in der Hackerszene tätig und schrieben zwei Bücher zu diesem Thema. Was faszinierte Sie daran, und wie wirkte sich Ihr Background in dem Bereich auf das Projekt aus?

Seit meiner Kindheit bin ich von den unzähligen Möglichkeiten fasziniert, die neue Technologien und besonders auch Computer eröffnen. Wie damals hat Technologie für mich noch immer etwas Magisches. Genau diese Faszination sowie die Aktualität und die drängenden Fragen, die der Film "Unsichtbarer Angreifer" aufwirft, machen das Projekt für mich besonders relevant. Diese Themen berühren mich nicht nur wegen meines technischen Hintergrunds; sie sind auch für Menschen wichtig, die sich vielleicht als nicht besonders technikaffin betrachten. Der Film fordert uns alle heraus, uns mit diesen wichtigen Fragen auseinanderzusetzen.

Die sehr authentische Dynamik und Darstellung aller Schauspielerinnen und Schauspieler überträgt sich auf die Zuschauer. Was hat Ihnen in der Zusammenarbeit mit Emily Cox, Eren M. Güvercin, Golo Euler und den anderen am meisten Spaß gemacht? An welchen Drehmoment erinnern Sie sich am liebsten?Obwohl man für eine glaubwürdige Darstellung nicht zwangsläufig befreundet sein muss, erleichtert eine gute Chemie die Arbeit enorm. Mit Emily Cox, Eren M. Güvercin, Golo Euler, Yodit Tarikwa, Lucas Lentes und allen weiteren Beteiligten vor sowie hinter der Kamera war dies ausnahmslos der Fall. Wir hatten eine wunderbare Zeit während der Dreharbeiten, geprägt von viel Humor und guten Gesprächen. Dass dabei ein Film entstanden ist, der sowohl spannend als auch gesellschaftlich relevant ist, empfinde ich ganz persönlich eher als Zugabe zu dieser Erfahrung.

WISO-Doku: Die Zukunft der Medizin – kann KI heilen? (Montag, 13. Mai 2024, 19.25 Uhr)

Künstliche Intelligenz revolutioniert auch die Medizin. Das birgt Chancen und Risiken: Während Skeptiker vor Ausgrenzung und Datenschutzproblemen warnen, sprechen Befürworter von lebensrettendem Fortschritt.

So kann KI Ärzte zum Beispiel bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten unterstützen. Immer häufiger wird sie daher in Kliniken und Facharztpraxen eingesetzt. Wo Patienten bereits heute von KI profitieren, welche Entwicklungen in Zukunft zu erwarten sind und was es dabei zu beachten gilt – all dem geht die WISO-Doku am Beispiel verschiedener neuer Behandlungsmöglichkeiten nach.

Annie Einhäuser ist heilfroh, dass ihr Hautarzt Künstliche Intelligenzbei der Hautkrebs-Vorsorge einsetzt. Als sie vor knapp drei Jahren einen merkwürdigen Fleck am Dekolletée entdeckte, wurde dieser in der KI-Sofortsprechstunde ihres Hautarztes mit einer speziellen Kamera gecheckt. Die Künstliche Intelligenz schlug Alarm: Der sekundenschnelle Abgleich des Fotos mit Hunderttausenden anderer in einer Hautkrebs-Datenbank ergab einen maximal hohen Risikowert. Der Verdacht: Es handele sich um ein gefährliches Melanom. Bereits am nächsten Tag wurde der damals 17-jährigen Annie der verdächtige Fleck entfernt. Die anschließende Gewebeuntersuchung ergab, dass sich bereits Mikro-Metastasen gebildet hatten, ein sehr frühes Stadium von Krebs. Dass Annie Einhäuser sich für das Angebot der KI-Sofortsprechstunde entschied, rettete ihr möglicherweise das Leben. Denn bei ihrer Form des schwarzen Hautkrebses zählt jeder Tag, um die Ausbreitung von Metastasen im Körper zu verhindern.

Für ihren Hautarzt Phillip Buck ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zukunftsweisend. "Die KI ist jederzeit einsatzbereit; lange Wartezeiten für einen Behandlungstermin entfallen also. Sie erinnert sich auch nach Jahren noch an jeden einzelnen Leberfleck, registriert Veränderungen sofort und destilliert daraus einen Risikowert. Das ist eine Revolution in der Diagnostik."

Ein Klinikum der Zukunft beim Einsatz von Künstlicher Intelligent ist die Universitätsklinik in Essen, wie die Autoren Oliver Koytek, Norman Laryea und Jovanna Weber in der WISO-Doku zeigen. In Essen unterstützt KI Ärzte bei schwierigen OPs. Klinikchef Jochen Werner bewertet seine zehnjährige Erfahrung mit dem Einsatz von KI positiv: "Eine KI ist nie unausgeschlafen oder gestresst. Natürlich kann auch sie sich mal irren. Aber insgesamt machen Menschen deutlich mehr Fehler als eine Künstliche Intelligenz." Deshalb werden im Klinikum Essen zum Beispiel komplizierte OPs vorher mithilfe von KI simuliert. Während des Eingriffs liefert die Künstliche Intelligenz dem Chirurgenteam wichtige Hinweise für den optimalen Verlauf der Operation.

In Berlin erfahren die Autoren der WISO-Doku, dass nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche mit KI-Unterstützung therapiert wird: Der KI-Roboter "Robbie" wird beispielsweise bei der Behandlung von Kindern mit Autismus eingesetzt. Bei autistischen Kindern lösten ihnen unbekannte menschliche Therapeuten häufig Stress und Angst aus. Über den Roboter können die Therapeuten leichter und spielerisch mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Damit die Künstliche Intelligenz schnell und sicher Analysen und Empfehlungen liefern kann, muss sie allerdings ständig trainiert werden. Hierfür werden Patientendaten aus aller Welt in riesigen Rechenzentren zusammengeführt und aufbereitet. "Wenn eine KI nicht präzise genug trainiert wurde, kann sie falsche Empfehlungen geben.", warnt Matthias Spielkamp von AlgorithmWatch. Spielkamp kennt Beispiele, bei denen Patienten nach KI-Empfehlungen grundlos länger auf Operationen warten mussten. Die Schlussfolgerung daraus ist für ihn klar: "Wie und mit welchen Daten KI trainiert wird, muss genau geprüft werden. Nur dann kann sie wirklich die Medizin voranbringen."

Dass KI für die Zukunft der Medizin eine Rolle spielen kann und wird, das zeigt unter anderem eine der größten Medizinmessen der Welt: die Medica in Düsseldorf. Fast 5.300 Aussteller präsentierten hier Ende 2023 ihre neusten Produkte und Dienstleistungen. Bei vielen Firmen spielt KI dabei die Hauptrolle. Das Versprechen der Branche: Künstliche Intelligenz macht medizinische Behandlung schneller und effizienter. Ein Versprechen, das Begehrlichkeiten weckt und die Branche boomen lässt. Experten schätzen, dass sich der weltweite Umsatz von KI im Gesundheitswesen in absehbarer Zeit verzehnfachen wird: von zurzeit/im Moment/im Augenblick 6,9 auf 67,4 Milliarden Euro.

 

Statement von Marcus Niehaves, WISO-Redaktionsleitung

"Die enorme Geschwindigkeit, mit der künstliche Intelligenz in unseren Alltag vordringt, beschäftigt uns sehr. Die Entwicklung ist faszinierend, aber gerade im Bereich der Medizin wirft sie auch viele Fragen auf. Wir wollen wissen, was mit unseren Daten passiert, ob am Ende Menschen oder Maschinen die Entscheidung über Behandlungen treffen und wer am Ende wirklich von KI profitiert. In dieser spannenden WISO Doku wollen wir zeigen, was heute schon möglich ist, wohin die Reise geht und wo die Gefahren liegen."

 

Experten Statements:

Phillip Buck, Hautarzt

"Wenn Arzt und Künstliche Intelligenz gemeinsam an der Diagnostik von Hautkrebs arbeiten wird praktisch jedes gefährliche Melanom frühzeitig erkannt. KI kann Leben retten, weil sie erwiesenermaßen viel frühere Diagnosen ermöglicht. Frühere Diagnose heißt bessere Prognose, bessere Prognose heißt mehr Überlebende. Der Einsatz von KI bei der Diagnostik spart enorm viel Zeit. Und Zeit ist bei Krebs häufig der limitierende Faktor."

Narges Ahmidi, KI-Forscherin beim Fraunhofer-Institut

"Künstliche Intelligenz ist eine Black Box, die wir Menschen nicht verstehen können. KIs denken in fünf Millionen Dimensionen, Menschen haben schon Probleme mit der dritten oder vierten Dimension."

"Ärzte werden durch die Zusammenarbeit mit einer KI gestärkt. Im Moment werden sie quasi mit Heugabeln in den Kampf gegen eine zehnköpfige Hydra geschickt. Wir sagen: Leg die Heugabel weg und gehe mit einem passenderen Werkzeug gegen das Monster vor."

"Wenn es nur darum geht, Daten zu sammeln wird die KI immer besser sein als der Mensch. Aber wir können ihr den Menschen zur Seite stellen, und dann hast du menschliche Empathie und Superkräfte bei der Datensammlung – perfekt!"

Simone Kirst, Psychiaterin

"Ein Roboter hat eine sehr reduzierte Mimik und Gestik und ist vom Verhalten her einfach vorhersehbar. Deshalb ist er bei der Therapie von autistischen Kindern ein idealer Eisbrecher."

Prof. Jochen Werner, Leiter des Klinikums Essen

"KI wird die Abläufe im Krankenhaus revolutionieren, von der Diagnostik über die Pflege bis hin zur Verwaltung. Sie macht alle Prozesse schneller, sicherer und letztendlich besser."

"Eine Künstliche Intelligenz ist nie unausgeschlafen oder gestresst. Natürlich kann auch sie sich mal irren. Aber insgesamt machen Menschen deutlich mehr Fehler als eine KI."

"Wir werden in Zukunft Krankheiten heilen können, von denen wir es uns heute nicht vorstellen können. Aber das geht nur mit einer datenbasierten Medizin. Ohne KI ist diese Revolution nicht möglich."

Bert Heinrichs, Ethiker und KI-Forscher

"Wir müssen eine KI sehr präzise und möglichst vielseitig trainieren, sonst werden ihre Empfehlungen verzerrt. Und gleichzeitig müssen wir das ärztliche Personal trainieren, die Ergebnisse der KI immer wieder kritisch zu betrachten."

"Wir brauchen ein ethisches, rechtliches, soziologisches Regelwerk, das die Weiterentwicklung von KI begleitet, um Diskriminierung durch eine Künstliche Intelligenz zu verhindern."

Matthias Spielkamp, NGO AlgorithmWatch

"In die Trainingsdaten einer KI für Nierentransplantationen wurde ein Faktor eingebaut, der besagt, dass bei Schwarzen der Kreatininwert grundsätzlich höher sei als bei Weißen. Dafür gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Für schwarze Patienten kann das aber lebensbedrohliche Folgen haben. Das ist reiner Rassismus, der da zum Tragen kommt."

"Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass gerade in der Entwicklung viel geschlampt wird. Das heißt, es sind Systeme entwickelt worden, die tatsächlich diskriminierend sind. Vorurteile und Ungleichbehandlungen, die in der Welt schon existieren, werden in solchen KI-Modellen fortgesetzt und im schlimmsten Fall sogar verstärkt."

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