Die Macht der Frauen

Film von Lars Becker

Anwältin Annabelle Martinelli (Natalia Wörner) berät Opfer häuslicher Gewalt. Doreen Markowitz (Nurit Hirschfeld) sucht Beistand, nachdem sie ihren Mann (David Schütter) wegen Körperverletzung und sexueller Gewalt angezeigt hat.
Vor Gericht wird der von Annabelles ehemaligem Chef John Quante (Fritz Karl) vertreten. Plötzlich zieht Doreen ihre Anzeige zurück und verschwindet aus dem Gericht. Annabelle ist überzeugt, dass ihre Klientin von ihrem Mann systematisch eingeschüchtert, geschlagen und zum Sex gezwungen wurde. Doch die Beweislage ist dünn. Lässt sich seine Schuld beweisen?

  • ZDF, ad ut Montag, 30. Oktober 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, ad ut Ab 21. Oktober 2023, 10.00 Uhr, für ein Jahr

Texte

Stab

Buch und Regie: Lars Becker
Szenenbild: Daniela Herzberg
Kamera: Alexander Sachs
Schnitt Sanjeev Hathiramani
Kostüme: Regina Tiedeken, Julia Kneusels
Musik: Hinrich Dageför, Stefan Wulff
Ton: Christian Wegner
Produzentin: Jutta Lieck-Klenke, Network Movie
Redaktion: Daniel Blum (ZDF), Martin Gerhard (ZDF/ARTE)

Besetzung

Anabelle Martinelli - Natalia Wörner
Doreen Markowitz - Nurit Hirschfeld
John Quante - Fritz Karl
Leon Markowitz - David Schütter
Zora Khalifa - Sabrina Amali
Victory Acheampong - Oceana Mahlmann
Branko Dragovic - Slavko Popadic
Monique Lorant - Mira Elisa Goeres
Mandy Novak Antonia Bill
Ramy Khalifa - Mohamed Achour
Claude Lorant - Tim Kalkhof
Duc Trang Ill - Young Kim
Grace Owusu - Thelma Buabeng
Adele Fürst - Clelia Sarto
und andere

Inhalt

Anwältin Annabelle Martinelli berät Opfer häuslicher Gewalt. Doreen Markowitz sucht ihren Beistand, nachdem sie ihren Mann Leon wegen Körperverletzung und sexueller Gewalt angezeigt hat. Vor Gericht wird Leon von Annabelles ehemaligem Chef John Quante vertreten. Leon erklärt, Doreens Verletzungen stammten von Suizidversuchen. Plötzlich zieht Doreen ihre Anzeige zurück, bezeichnet Leons Version als wahr und verschwindet aus dem Gericht. Annabelle ist überzeugt, dass ihre Klientin von ihrem Mann systematisch eingeschüchtert, geschlagen und zum Sex gezwungen wurde. Doch die Beweislage ist dünn. Lässt sich seine Schuld beweisen?

"Die Macht der Frauen" ist bereits am 21. Oktober 2023 in der ZDFmediathek verfügbar.

„Mit dem Herzen sehen“ Fragen an Natalia Wörner

Die Macht der Frauen ist der zweite Film, in dem Sie die Anwältin Annabelle Martinelli verkörpern. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf ein wichtiges Thema: Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt in ihrer aktuellen oder früheren Beziehung. Dennoch ist Gewalt gegen Frauen immer noch ein Tabuthema, oder?

Als Tabuthema würde ich es inzwischen nicht mehr beschreiben. Ich finde, dass sich das in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Ich würde sagen, die stigmatisierte Tabuzone ist langsam durchschritten, das Thema "Gewalt gegen Frauen" hat mittlerweile einen sehr viel größeren Resonanzraum in der Gesellschaft bekommen ‒ und in weiten Teilen auch einen differenzierteren Umgang der Medien damit. Es ist aber noch sehr viel Luft nach oben. Und was sicherlich hilft, ist, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen und genau zu analysieren, wo es mangelt und was es politisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich braucht und auch welche Rolle die Medien hier spielen und in welcher Verantwortung sie stehen.

Welche Hoffnungen oder Erwartungen knüpfen Sie an die fiktionale Verarbeitung dieses wichtigen gesellschaftlichen Themas in Form eines solchen Krimidramas?

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Menschen sich dann bewegen, wenn ihr Herz berührt wird. Der Kopf ist nicht minder wichtig, wenn es um das Verarbeiten von Schicksalen, Geschichten und schmerzhaften Momenten geht, aber die wirkliche Einsicht und das Aufbrechen von Automatismen erfolgt durch die Berührbarkeit des Herzens, das ist zumindest meine Lebenserfahrung. Wie bei allen Filmen, die sich mit gesellschaftlich relevanten und auch schwierigen Themen beschäftigen, gibt es die berechtigte Hoffnung, dass sich in den Herzen und in den Köpfen der Menschen etwas bewegt. Unsere Wahrnehmung für dieses wichtige Thema muss durch Lebensrealität geschärft werden, ein Film kann die Sprache und Bilder dafür finden. Die Grauzonen bekommen dann Namen und Koordinaten und überschreiten vielleicht auch Schmerzgrenzen. Beim Thema "Gewalt gegen Frauen" gilt es auch, eingespeicherte Narrative aufzulösen ‒ der Mythos der "lügenden Frau" zum Beispiel. Da helfen Filme wie "Die Macht der Frauen", die mit Klischees und stereotypen Erzählungen aufräumen und authentische Figuren schaffen. Dies ist schon eine Beschreibung meiner Rolle Annabelle Martinelli: Sie ist für mich eine moderne Heldin, dabei eine Einzelkämpferin, und die Front, an der sie kämpft, ist nicht lustig. Martinelli handelt mit Herz und Verstand. Grundsätzlich ist sie eine Verfechterin des "Mit-dem-Herzen-Sehens" ‒ und das wird immer Erfolg haben, davon bin ich überzeugt.

Die Macht der Frauen ist Krimi und Psychodrama zugleich. Welche Szenen waren bei diesem Film besonders herausfordernd (ohne zu viel verraten zu wollen)?

Was ich an dem Film sehr mag, ist, dass er nicht alle Ambivalenz auflösen will, sondern die Grauzonen ausleuchtet. Eine Erzählweise, die man bisher im deutschen Fernsehen bei diesem Thema so noch nicht gesehen hat. Es ist ein sehr trauriger, aber auch sehr warmer Film geworden, der es bis zum Schluss schafft, Fragen aufzuwerfen, über die jeder Zuschauer selbst nachdenken kann. Es kommen so viele unterschiedliche Frauenschicksale in dem Film zu Wort, und es gibt nicht für jede die richtige Lösung. Letztendlich scheitert auch meine Figur an ihrer Aufgabe, denn sie hat den Fall verstanden, aber nicht die Frau, die sie als Anwältin vertritt und für die sie sich verantwortlich fühlt! Auch meine Figur kommt an die Grenzen ihrer Macht und damit in ihre Ohnmacht. Ich denke, dass die Szenen, in denen sie sich ihr eigenes Scheitern eingesteht, in diesem Film die schwierigsten für mich als Schauspielerin waren.

Sie setzen sich persönlich in der Öffentlichkeit immer wieder für Gleichberechtigung und für die Beendigung der Gewalt gegen Frauen ein. Wo stehen wir heute?

Der kürzlich erschienene Bericht des Europarats zeigt, dass es in Deutschland noch an vielen Stellen hapert, was die Maßnahmen zur Prävention, Strafverfolgung, Schutz und Unterstützung von Betroffenen angeht. Es fehlt zum Beispiel bisher eine politische Gesamtstrategie und eine Herangehensweise, die alle Ressorts einbindet, die mit dem Thema inhaltlich verbunden sind, also Inneres, Soziales, Gesundheit, Familien- und Finanzministerium. Ganz entscheidend und unmittelbar für alle Betroffenen ist der Missstand, dass Unterstützungsangebote nach wie vor nicht bedarfs- und flächendeckend vorhanden sind. Es kommt darauf an, in welcher Region man lebt, ob man Zugang zu Frauenberatungsstellen oder einen Frauenhausplatz hat. Dies gilt insbesondere für Betroffene von sexualisierter Gewalt und für Frauen, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind. Konkret gesprochen: Auch in Sammelunterkünften für Asylsuchende ist die Sicherheit für Frauen und der Schutz vor Gewalt nicht gewährleistet.

"Die Macht der Frauen" wurde von Regisseur Lars Becker geschrieben und inszeniert. Es ist nach "Wahrheit oder Lüge" (2019), für den Lars Becker ebenfalls sein eigenes Buch inszenierte, ihre zweite Zusammenarbeit mit Filmen um die engagierte Anwältin Annabelle Martinelli. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit Lars Becker bei diesen Stoffen aus?

Lars Becker ist als Autor und Regisseur ein großes Geschenk. Er hat einen so eigenen und vielschichtigen Zugang zu den Figuren, die er selbst kreiert und inszeniert, und dabei bleibt Lars immer am Kern der Person und im Zentrum der Geschichte. Es ist bei ihm alles fokussiert auf die Essenz, das Wesentliche. Das liebe ich sehr ‒ niemand kennt seine Figuren besser als er, und er hat ein tiefes Verständnis für Schauspieler und deren Potential.

Die Medien spielen bei der Verbreitung und dem Abbau von Stereotypen rund um das Thema Gewalt gegen Frauen eine wichtige Rolle. Wir Kreativen haben alle eine Verantwortung, wie das Thema Gewalt gegen Frauen in der Fiktion dargestellt wird. Damit prägen wir die Wahrnehmung des Publikums und der Gesellschaft. Ich würde mit der Figur der Annabelle Martinelli gern noch ein paar Runden durch Berlin gehen, denn die Figur ist erst am Anfang ihrer Reise ‒ und es ist noch ein langer Weg zur Gleichstellung der Geschlechter.

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