"Terra X: Was die Welt am Laufen hält" mit Harald Lesch

Dreiteilige Reihe über Energie, Kommunikation und Mobilität

Technologien zur Energie, Kommunikation und Mobilität stehen heute an einem Wendepunkt. Welche Ideen haben das Dasein des Menschen in diesen drei Bereichen am stärksten geprägt? Wie hat sich durch die enormen Fortschritte der Mensch selbst verändert? Und auf welche Weise werden Energie, Mobilität und Kommunikation auch in Zukunft die Welt am Laufen halten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Professor Harald Lesch in dem neuen "Terra X"-Dreiteiler.

  • ZDF, ut sonntags, ab 25. Februar 2024, 19.30 Uhr
  • ZDF Mediathek, ut Alle drei Folgen ab Mittwoch, 21. Februar 2024, 10.00 Uhr, zehn Jahre lang

Texte

Sendetermine und Folgen

ZDF: Sonntag, 25. Februar 2024, 19.30 Uhr
Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Energie (Folge 1)

ZDF: Sonntag, 3. März 2024, 19.30 Uhr
Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Kommunikation (Folge 2)

ZDF: Sonntag, 10. März 2024, 19.30 Uhr
Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Mobilität (Folge 3)


ZDFmediathek: Alle drei Folgen ab Mittwoch, 21. Februar 2024, zehn Jahre lang

Stablisten

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Energie (Folge 1)
Buch und Regie: Dorothea Nölle
Regie Moderation: Andreas Sawall
Moderation: Harald Lesch
Kamera: Ralf Gemmecke, Hans Jakobi
Kameraassistenz: Marvin Schneider, Lukas Hofmann
Ton: Aleksandr Chichon
Sounddesign & Tonmischung: Andreas Radzuweit, Aron Frankenberger
Schnitt: Claudia Spoden
Musik: Paul Rabiger
CGI/Animation: kawom!
Producer: Melanie Weiß
Produktionsleitung: Fynn Simoneit (IFAGE), Claudia Comprix (ZDF)
Mitarbeit ZDF: Frauke Gimbel
Produzenten: Andrea Haas-Blenske, Volker Schmidt-Sondermann
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Jens Soentgen
Redaktion: Georg Graffe, Claudia Moroni, Michael Petsch

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Kommunikation (Folge 2)
Buch: Dorothea Nölle
Regie: Dorothea Nölle, Robert Wiezorek
Regie: Moderation: Andreas Sawall
Moderation: Harald Lesch
Kamera: Ralf Gemmecke, Hans Jakobi, Panagiotis Costoglou
Kameraassistenz: Marvin Schneider, Lukas Hofmann
Ton: Aleksandr Chichon
Sounddesign & Tonmischung: Andreas Radzuweit, Aron Frankenberger
Musik: Paul Rabiger
Schnitt: Claudia Spoden
CGI/Animation: kawom!
Producer IFAGE: Melanie Weiß
Produktionsleitung Fynn Siemoneit (IFAGE), Claudia Comprix (ZDF)
Mitarbeit ZDF: Frauke Gimbel
Produzenten: Andrea Haas-Blenske, Volker Schmidt-Sondermann
Wissenschaftliche Beratung: Frank Gnegel
Redaktion: Claudia Moroni, Michael Petsch

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Mobilität (Folge 3)
Buch: Alexander Hogh
Regie: Alexander Hogh, Robert Wiezorek
Regie Moderation: Andreas Sawall
Moderation: Harald Lesch
Kamera: Ralf Gemmecke, Hans Jakobi
Kameraassistenz: Marvin Schneider, Lukas Hofmann
Ton: Aleksandr Chichon
Sounddesign & Tonmischung: Andreas Radzuweit, Aron Frankenberger
Musik: Paul Rabiger
Schnitt: Volker Gehrke
CGI/Animation: kawom!
Producer IFAGE: Melanie Weiß
Produktionsleitung Fynn Siemoneit (IFAGE), Claudia Comprix (ZDF)
Mitarbeit ZDF: Frauke Gimbel
Produzent*in: Andrea Haas-Blenske, Volker Schmidt-Sondermann
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel
Redaktion: Claudia Moroni, Michael Petsch

 

Eine Produktion der IFAGE Filmproduktion GmbH im Auftrag des ZDF

 

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Energie (Folge 1)

Energie ist der Motor unserer Zivilisation. Sie hat das Leben in der Moderne bequem gemacht. Aber der Verbrauch und die Umwandlung von Energie bleiben nicht ohne Folgen. Wie soll der enorme Bedarf zukünftig gedeckt werden, ohne die Umwelt zu schädigen? In der ersten Folge des "Terra X"-Dreiteilers "Was die Welt am Laufen hält" beleuchtet Harald Lesch die Geschichte der Energie und fragt nach Zukunftsvisionen.

Die wichtigste natürliche Energiequelle ist die Sonne. Sie ist der Garant für alles Leben auf der Erde. Doch erst die Beherrschung des Feuers revolutioniert die Menschheitsgeschichte und markiert den Beginn der Zivilisation. Der älteste feuerveränderte Stoff, den der Mensch nutzt, ist Ocker. Es folgen Erze, die in der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit zu Gegenständen aus Metall verarbeitet werden. Auch moderne Technologien funktionieren noch immer nach dem gleichen Prinzip: Mit der Energie des Feuers verändert der Mensch natürliche Rohstoffe und verwandelt sie in unterschiedliche Gegenstände des täglichen Lebens.

Als einer der ältesten Brennstoffe der Geschichte gilt Holzkohle. Sie liefert aber zu wenig Energie im Vergleich zur Braun- und Steinkohle, dem Holz aus der Tiefe des Erdreichs, das über Millionen Jahre zusammengepresst wurde. Kohle, Öl und Gas gehören zu den fossilen Brennstoffen. Mit ihrer Gewinnung gerät die Welt in einen Energierausch. Rund 80 Prozent des weltweiten Bedarfs wird heute durch Kohle, Öl und Gas gedeckt. Sie halten unsere Welt am Laufen, bringen sie allerdings auch ins Stolpern – denn das in fossilen Energieträgern gespeicherte CO2 wird bei ihrer Verbrennung freigesetzt.

Eine ganz andere Energiequelle, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Lösung aller Probleme gefeiert wird, ist die Atomenergie. Ihre Erfolgsgeschichte beginnt 1789, als aus einem unscheinbaren Gestein, der sogenannten Pechblende, ein neues Element isoliert wird: Uran. Die Entfesslung atomarer Energie hat ihre verheerende Zerstörungskraft in der Erfindung der Atombombe gezeigt. Doch auch die zivile Nutzung birgt große Risiken, eine der Herausforderungen ist der strahlende Atommüll. In einem unterirdischen Bauwerk in Finnland entsteht das weltweit erste Endlager für Atommüll. Es soll mindestens 100.000 Jahre halten.

Nachhaltiger erscheinen die sogenannten erneuerbaren Energien wie Wind- und Wasserkraft. Als Antriebsenergie für Mühlen und Bewässerungsanlagen schon seit Jahrtausenden bekannt, dienen sie heute vornehmlich der Stromproduktion. Die große Herausforderung neben der Speicherung ist das Problem der natürlichen Schwankungen. Das gilt auch für die Solarenergie. Eine der aufregendsten Visionen der Gegenwart ist die Energiegewinnung durch Kernfusion. Die ersten Großanlagen sollen in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts einsatzbereit sein, um den weltweiten Umbau der Energieversorgung voran zu treiben.

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Kommunikation (2)

E-Mail, Facebook, WhatsApp & Co – mehr als fünf Milliarden Menschen nutzen täglich digitale Nachrichtendienste. Harald Lesch erklärt in der zweiten Folge der "Terra X"-Dokumentation "Was die Welt am Laufen hält" die Welt der Kommunikation. Dabei schlägt er einen Bogen von der Entstehung der Sprache bis zur Künstlichen Intelligenz, gibt Einblick in Schlüsseltechnologien und liefert verblüffende Antworten auf die Frage, wie moderne Kommunikation das Menschsein beeinflusst hat.

Der Ursprung der menschlichen Kommunikation liegt in der Entstehung der Sprache. Alles, was das menschliche Gehirn an Ideen zutage bringt, lässt sich durch Sprache in die Welt tragen. Zunächst geschieht das in großer Varianz. Aus der Ursprache werden Zehntausende unterschiedliche Sprachen. Doch seit Beginn der Sesshaftigkeit geht ihre Vielfalt zurück, von den heute knapp 7.000 Sprachen werden Prognosen zufolge in 200 Jahren nur noch etwa 100 übrig sein.

Der Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes wirkt die Erfindung der Schrift entgegen. Anfänglich ausschließlich in der Verwaltung genutzt, werden bald erste Gesetzestexte und große Epen schriftlich festgehalten. Bibliotheken bewahren dieses gesammelte Wissen. Heute sind analoge Schriftträger in virtuellen Speichern untergebracht. Ob diese digitalen Daten aber die Jahrhunderte überdauern können, stellen Wissenschaftler weltweit infrage.

Eine der großen Herausforderungen in der Geschichte der Kommunikation ist der Transport von Informationen über große Distanzen. Die optische Telegraphie ist der erste Schritt zur Lösung des Problems, aber erst die Einführung der Elektrizität im 19. Jahrhundert bringt den Durchbruch in der schnellen Nachrichtenübermittlung. Schlag auf Schlag folgen die großen Kommunikationserfindungen der Moderne: das Telefon, das Radio und das Fernsehen.

Mit dem Internet ist der Mensch in eine Welt der unbegrenzten Information eingetreten. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. Wir können alles herausfinden, was wir wollen, gleichzeitig wird es aber immer schwieriger festzustellen, was richtig und was falsch ist. Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz befeuern diese Entwicklung weiter. Wie ein Mensch sprechen zu können, haben Forscher inzwischen auch Maschinen beigebracht. Werden wir in Zukunft immer häufiger mit Chatbots, Robotern und Avataren kommunizieren? Wo zwischen all den heutigen Kommunikationstechniken steht der Mensch? Fragen, die bereits den Alltag prägen und in Zukunft an Bedeutung zunehmen werden.

Terra X – Was die Welt am Laufen hält: Mobilität (Folge 3)

Vom ersten aufrechten Gang bis zur Eroberung des Weltraums – Menschen wollen mobil sein. Die dritte Folge der "Terra X"-Dokumentation "Was die Welt am Laufen hält" unternimmt eine Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität. Harald Lesch zeigt, wie sich der Radius des Menschen ständig erweitert und technische Entwicklungen es ihm ermöglichen, die Welt zu entdecken. Dabei ist der Wissenschaftler mit dem Fahrrad, einer Dampflok und auch mit dem dreirädrigen Patentmotorwagen von Carl Benz unterwegs.

Fossile Fußspuren in versteinerten Ascheschichten in Ostafrika belegen, dass bereits vor etwa 3,6 Millionen Jahren frühe Vorfahren des Menschen aufrecht gegangen sein müssen, möglicherweise sogar deutlich früher. Diese Art der Fortbewegung hatte enorme Vorteile, beispielsweise in der Nahrungsbeschaffung. Die Evolution des Menschen ist geprägt von unstillbarem Verlangen, Neues zu entdecken, Lebensbedingungen zu verändern, Berge, Wüsten und Meere zu überwinden.

Der Erfindergeist führt zu einem ersten Quantensprung durch die Erfindung des Rades, dann der Domestizierung des Pferdes und dem Einsatz von Fuhrwerken. Viele technische Revolutionen sind mit Mobilität verbunden: Das Fahrrad, die Eisenbahn und das Auto lassen Entfernungen auf dem Landweg schrumpfen. Auf den Weltmeeren sind es Schiffe, die Menschen fremde Kontinente erreichen lassen. Zusammen mit der Entwicklung verbesserter Navigationshilfen beginnt im 15. Jahrhundert von Europa aus die Globalisierung. Und der weltweite Handel findet bis heute vor allem auf den Weltmeeren statt: Rund 90 Prozent aller Warengüter werden auf dem Seeweg transportiert.

Mit dem Aufsteigen von Heißluftballons und rund ein Jahrhundert später mit der Erfindung des Flugzeugs erfüllt sich endlich auch der große Traum des Menschen vom Fliegen. Zunehmend wird allerdings klar, dass bei vielen technischen Entwicklungen Segen und Fluch eng beieinander liegen. Durch die zunehmende Belastung der Umwelt sind moderne Fortbewegungsmittel umstrittener denn je. Alternativen sind gefragt – wie beispielsweise solarbetriebene Flugzeuge. Wie könnte die Mobilität in der Zukunft aussehen? Auch damit befasst sich die Dokumentation.

Prof. Harald Lesch im Gespräch über Energie, Kommunikation und Mobilität

Energie:

Was ist das eigentlich, Energie?
Harald Lesch: Das Wort ist erst seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich und stammt ursprünglich von dem griechischen Energeia. Das heißt so viel wie "wirkende Kraft". Energie tritt in verschiedenen Formen auf. Zum Beispiel in einem Stahlwerk, wo bei Temperaturen mehr als 2000 Grad Celsius Eisenerz geschmolzen wird. Ein Beispiel unter vielen, die für den ungeheuren Energiehunger der modernen Zeit stehen. Wir brauchen Energie für unsere Maschinen, für unsere Fahrzeuge, für Licht, für Wärme, für die Produktion sämtlicher Konsumgüter. Den Weg geebnet dazu hat eine Entdeckung, die die Menschheit vor mehr als einer Million Jahren gemacht hat: nämlich, dass man Feuer nutzen kann.

Was ist die sogenannte Graue Energie?
Als Graue Energie wird die Summe der Energie bezeichnet, die für die Herstellung von Produkten aufgebracht werden muss. Das ist den meisten gar nicht bewusst, weil man sie nicht sieht. Beispiel Glas: Es wird bei hohen Temperaturen aus Quarzsand geschmolzen. Auch Kunststoffe gibt es ohne den Einsatz von Feuer und damit von Energie nicht. Aluminium toppt wirklich alles, denn bei seiner Herstellung muss 25 mal mehr Energie aufgewandt werden als zum Beispiel bei der Herstellung von Glas. Selbst im Garten lauern Produkte, die bereits vor ihrer Nutzung enorme Mengen an Energie verschlungen haben: Allein ein bis drei Prozent der weltweiten Energieproduktion gehen in die Herstellung von Kunstdünger! Das heißt: Wir leben in einer High-Fire-World.

Kernfusion gilt als die Energie der Zukunft. Ist sie die Lösung der emissionsfreien Energieversorgung?
Seit mehr als vier Milliarden Jahren macht uns die Sonne vor, wie Kernfusion funktioniert: In ihrem Inneren verschmelzen pro Sekunde Millionen Tonnen Wasserstoff zu Millionen Tonnen Helium. Dabei wird eine enorme Menge an Energie freigesetzt, die in Form von Licht und Wärme auf der Erde ankommen. Um aber Kernfusion auf der Erde auszulösen, muss man noch höhere Temperaturen als auf der Sonne erzeugen, nämlich über 100 Millionen Grad Celsius. Wissenschaftlern gelingt das zurzeit weltweit nur für wenige Sekunden. Ziel ist aber 24 Stunden und sieben Tage die Woche, denn nur dann kann man einen stabilen Kraftwerksbetrieb gewährleisten, der kontinuierlich Strom erzeugt. Fusionskraftwerke könnten theoretisch unendlich viel Energie produzieren. Und da kein Kohlenstoff im Spiel ist, entsteht auch kein CO2. Da aber auch in Fusionskraftwerken nur Wasser heiß gemacht wird, um damit per Turbine Strom herzustellen, sind Fusionskraftwerke thermische Kraftwerke mit hohen Wärmeverlusten. Klingt also zunächst wie eine gute Lösung, ist aber nicht wirklich gut, denn solche Kraftwerke weltweit würden zur Erwärmung beitragen. Außerdem: Wann es Fusionskraftwerke gibt, steht im wahrsten Sinne des Wortes, noch in den Sternen.

 

Kommunikation:

Was versteht man unter Kommunikation?
Harald Lesch:
Rein technisch gesehen ist Kommunikation nichts anderes als der Austausch von Informationen zwischen einem Sender und einem oder mehreren Empfängern. Gemeint ist aber die Verständigung untereinander. Seit es Menschen gibt, ist Kommunikation die Basis des Zusammenlebens. Sie kann das Überleben retten oder Kriege verhindern, es gibt viele Beispiele. Mithilfe von Sprache kann man Gedanken, Ideen oder Gefühle austauschen. Oder man verständigt sich mithilfe von Zeichen – also ohne Worte, dafür aber mit Gesten und Mimik. Kommunikation ist aber nicht nur eine menschliche Fähigkeit, auch viele Tiere verfügen über komplexe Kommunikationssysteme: Neben optischen Signalen verständigen sie sich mit Lauten und Duftstoffen. Aber kein anderes Lebewesen hat die Kommunikation so sehr perfektioniert, wie wir Menschen – denn wir können sprechen.

Jugendliche telefonieren immer weniger. Was ist da los?
Studien bei Jugendlichen zeigen tatsächlich sehr deutlich, dass sie immer weniger telefonieren. Stattdessen verschicken sie zum Beispiel Sprachnachrichten. Das heißt, im Grunde genommen führen sie so eine Art entzerrtes Telefonat. Man sendet etwas los und hat dann wieder Zeit, entsprechend auf die Antwort zu warten und nach eigenem Ermessen zu reagieren. Das sind so kleine, man könnte vielleicht sagen, Notwehrgesten in Zeiten des permanenten Bombardements mit Informationen und Gefühlswelten.

Die digitale Welt der Kommunikation – was macht das mit uns Menschen?
Das weltumspannende Kommunikationsnetz hat enorme Auswirkungen auf uns. Über die psychische Dimension sind wir uns noch gar nicht richtig bewusst. Früher war die Alltagswelt der Menschen eine kleine Insel der Gleichzeitigkeit, umgeben von einem großen Reich an Vergangenheit, denn alle Nachrichten, die aus großen Entfernungen kamen, die waren zwangsläufig alt – Tage, Wochen, Jahre sogar. Durch die globale Telekommunikation ist die ganze Erde ein Ort der Gleichzeitigkeit geworden. Das heißt eine Flut von Ereignissen, auch aus entfernten Regionen der Erde, drängt an den einzelnen emotional heran. Das kann eine Überforderung sein, daher: Wir müssen lernen, mit der täglichen Überdosis an Weltgeschehen umzugehen.

Wieviel Kommunikation braucht der Mensch?
Ich würde eher fragen: Wie viele Kommunikationsmittel braucht der Mensch? Und da gibt es eine gute Nachricht: Wir entscheiden selbst, wie viel Technik wir in unser Leben lassen, wann wir auf die Stopptaste drücken und sagen: Ich bin jetzt nicht mehr erreichbar. Ich bin jetzt nicht perfekt informiert, ich muss mich jetzt nicht darstellen, ich bin einfach nur ich, ein unvollkommener Mensch in einer nicht-digitalen Welt. Diese Freiheit haben wir. Und diese Freiheit, die sollten wir uns auch ab und zu mal nehmen.

 

Mobilität:

Was bedeutet es für uns, mobil zu sein?
Harald Lesch:
Mobilität ist Freiheit. Das weiß jeder, der sich ins Auto setzt, um sich auf eine Reise zu machen. Es zieht uns einfach immer weiter. Die Geschichte der Mobilität erzählt von unstillbarer Neugierde, Abenteuerlust, Mut, Ideen, Innovationen. Die Distanzen schrumpfen, das Tempo nimmt zu, die Freiheit wächst. Aber unsere Mobilität hat ihren Preis. Unser Wunsch nach Mobilität verändert die Welt unwiederbringlich. Aber das nicht nur zum Guten.

Welche Revolution in der Geschichte der Mobilität hat nach der Erfindung des Rades unser Leben umwälzend verändert?
Im 19. Jahrhundert ändert sich mehr an der menschlichen Mobilität als in 5000 Jahren zuvor. Tempo und die Individualität werden durch neue Fahrzeuge revolutioniert. Es ist die Dampfeisenbahn, die die Geschwindigkeit enorm steigert, etwas, das man bis dahin für völlig unmöglich gehalten hat.

Liegt der Rausch der Geschwindigkeit in der Natur des Menschen?
Wir sind alle Geschwindigkeitsjunkies, zumindest was unsere biologische Grundausstattung betrifft. Bei hohem Tempo sorgt ein Hormongemisch aus Adrenalin und Endorphin für einen Rausch. Also kein Wunder, dass Tempo und Mobilität als Fortschritt und Ruhen und Verharren als Rückschritt angesehen werden.

Was ist Ihre ganz persönliche Lieblingsform der Fortbewegung?
Ich halte es mit dem Dichter Johann Gottfried Seume, der 1802 zu Fuß von Grimma bei Leipzig bis nach Syrakus auf Sizilien spazierte. Er sagte: "Alles würde besser gehen, wenn man mehr ginge."

 

Die Fragen stellten Claudia Moroni und Michael Petsch, Redaktion "Terra X".

Weitere Informationen

"Terra X" in der ZDFmediathek: terra-x.zdf.de

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