Am Puls mit Mitri Sirin

Am Tag der Deutschen Einheit im ZDF

Fünfte Ausgabe der "Am Puls"-Reihe – zum ersten Mal mit Mitri Sirin. Der "heute"-Moderator erkundet, warum sich viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte heute mitunter als Deutsche zweiter Klasse fühlen. Am Tag der Deutschen Einheit überträgt das ZDF zudem den Festakt zum Feiertag live aus Hamburg, und die Dokumentationen "Die Streitrepublik" und "Gutshausretter in Mecklenburg".

  • ZDF, Dienstag, 3. Oktober 2023, 12.00, 12.30, 17.30, 19.20 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Montag, 2. Oktober 2023, 19.00 Uhr

Texte

Tag der Deutschen Einheit im ZDF: Ein Festakt und drei Dokus

Der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit ist am Dienstag, 3. Oktober 2023, von 12.30 bis 14.00 live im ZDF mitzuerleben. Zuvor schildert ab 12.00 Uhr der zweite Teil der Dokumentation "Die Streitrepublik – Der nächste Zoff" anlässlich des Einheitstages, wie in Zeiten zunehmender Polarisierung trotzdem gepflegter Streit in einer Demokratie und in der Familie möglich ist. Wie historische Gutshäuser in Mecklenburg mit viel Eigeninitiative und oft geringen finanziellen Mitteln vor dem Verfall bewahrt werden, beleuchtet am Tag der Einheit ab 17.30 Uhr im ZDF die "hallo deutschland"-Dokumentation "Gutshausretter in Mecklenburg – Sanieren für den Lebenstraum". Dass für viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte der 3. Oktober kein wirklicher Feiertag ist, das zeigt ab 19.20 Uhr "Am Puls mit Mitri Sirin".

Festakt zum Tag der Deutschen Einheit
Das ZDF überträgt ab 12.30 Uhr den Festakt zum Tag der Deutschen Einheit aus der Elbphilharmonie in Hamburg. Kommentator der Live-Übertragung ist ZDF-Reporter Bobby Cherian. Hamburg hat 2023 den Vorsitz im Bundesrat inne und richtet deshalb den Festakt aus. Musikalisch umrahmt wird das Programm unter anderem vom Philharmonischen Staatsorchester unter der Leitung von Kent Nagano. Das Hamburg Ballett unter der Leitung von John Neumeier sowie Pianist Joja Wendt und die Hiphop Academy Hamburg gestalten das Programm ebenso mit wie die Alsterspatzen, der Kinder- und Jugendchor der Hamburgischen Staatsoper, der die Nationalhymne singt.

Die Festreden halten der Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Stephan Harbarth sowie der Erste Bürgermeister von Hamburg und aktuelle Bundesratspräsident Peter Tschentscher.

Die Streitrepublik – Der nächste Zoff

Dass Streiten ohne Schaum vor dem Mund geht, das zeigen die vier Protagonisten in der zweiten Folge von "Die Streitrepublik", einer Dokumentation von Melanie Haack, Leiterin des ZDF-Landesstudios Thüringen, und Peter Kunz, Leiter des ZDF-Landesstudios Niedersachsen. Die vier Protagonisten sind Mutter und Sohn aus dem Westen, sie Gründungsmitglied der Grünen, er bei der AfD, sowie Vater und Tochter aus dem Osten, er Protestwähler, sie Nichtwählerin. Die erste Folge von "Die Streitrepublik" sendete das ZDF am 24. August 2023. Die zweite Folge steht ab Sonntag, 1. Oktober 2023, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek zur Verfügung.

hallo deutschland: Gutshausretter in Mecklenburg

"hallo deutschland" zeigt am Tag der Deutschen Einheit, wie weit langjährige Gutshausretter mit ihren Projekten im Jahr 2023 gekommen sind und wie junge Gutshausretter ihr Riesenprojekt angehen. Besucht werden die Gutshäuser Thurow bei Schwerin, Kobrow bei Rostock und Dahlen, ganz im Osten Mecklenburgs. Die ZDF-Autorinnen Anne Stadtfeld und Anja Kapinos aus dem ZDF-Landesstudio Mecklenburg-Vorpommern schildern, was zu leisten ist, um sich den Traum vom Leben im Herrenhaus auf dem Land erfüllen zu können. Der Film ist ab Freitag, 29. September 2023, 9.00 Uhr, in der ZDFmediathek abrufbar.

Am Puls mit Mitri Sirin
Über drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung haben viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte noch immer das Gefühl, nicht wirklich angekommen zu sein. Sie fühlen sich mitunter unterrepräsentiert und von politischer Teilhabe ausgeschlossen. ZDF-Moderator Mitri Sirin fühlt Deutschland am Tag der Einheit den Puls und erzählt Geschichten von Frust und Ausgrenzung – aber auch von gelungener Gemeinschaft und Teilhabe. Der Film von Nico Schmolke und Viktoria Timkanicova ist ab Dienstag, 3. Oktober 2023, 8.00 Uhr, in der ZDFmediathek zu sehen.

Sendetermin und Stab

Dienstag, 3. Oktober 2023, 19.20 Uhr, ZDF
Ab Montag, 2. Oktober 2023, 19.00 Uhr in der ZDFmediathek

Am Puls mit Mitri Sirin
Wie viel Einheit haben wir erreicht? 

Film von Nico Schmolke, Viktoria Timkanicova und Mitri Sirin

Produktion: Bewegte Zeiten
Redaktion: Nina Behlendorf, Malte Borowiack
Länge: ca. 53 Minuten

 

Stab der Reihe "Am Puls"

Presenterinnen und Presenter: Jochen Breyer, Jana Pareigis, Christian Sievers, Mitri Sirin Sarah Tacke

Produktionsfirmen: Elbmotion, Nordend, Bewegte Zeiten
Redaktion: Nina Behlendorf, Ron Boese, Malte Borowiack, Simone Müller, Christian Wilk
Leitung: Markus Wenniges

Am Puls mit Mitri Sirin – Wie viel Einheit haben wir erreicht?

Tag der Deutschen Einheit? Von wegen. Für viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte ist der 3. Oktober kein wirklicher Feiertag.

Über drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung und nach Generationen von Einwanderungsgeschichte haben viele noch immer das Gefühl, nicht wirklich angekommen zu sein. Sie fühlen sich mitunter unterrepräsentiert und von politischer Teilhabe ausgeschlossen.

Wo steht Deutschland, und was muss sich ändern? ZDF-Moderator Mitri Sirin fühlt am Tag der Einheit Deutschland den Puls und erzählt Geschichten von Frust und Ausgrenzung – aber auch von gelungener Gemeinschaft und Teilhabe.

Über das Format "Am Puls"

Was treibt uns um, was macht so richtig Puls? ZDF-Moderatorinnen und Moderatoren wie Sarah Tacke, Jana Pareigis, Christian Sievers und Jochen Breyer wollen wissen, was Menschen in Deutschland besonders bewegt, aufregt oder ratlos macht: Warum werden plötzlich überall händeringend Mitarbeiter gesucht? Wieso ist es vielerorts praktisch unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden – und warum sind wir Deutschen eigentlich Bürokratie-Weltmeister? Diesen Themen geht das neue “Am Puls” auf den Grund, spricht mit denen, die es betrifft, sucht Lösungsansätzen und trägt Probleme zu Verantwortlichen.

Die Doku-Reihe ist eine Weiterentwicklung des Formats "Am Puls Deutschlands", in dem Jochen Breyer seit August 2017 in den Dialog mit Zuschauerinnen und Zuschauern getreten ist. Jetzt erweitert das ZDF das Team vor und hinter dem Format und damit auch die Schlagzahl der Sendungen. Die Filme werden gemeinsam mit den bildschirmbekannten Presentern konzipiert. Sie entscheiden, was sie auch persönlich bewegt und fragen: Wie betreffen die Nachrichten, die wir täglich präsentieren, die Menschen vor den Bildschirmen? Sie hören zu, tauchen in den Alltag der Zuschauerinnen und Zuschauer ein und beleuchten, welche Auswirkungen die Entscheidungen der Politik auf das Leben in allen Teilen der Gesellschaft haben. Und was dringend verbessert werden muss.

Am Puls mit Sarah Tacke: Kein Respekt! Wenn Jugendliche zuschlagen

"Ihr könnt mir nichts!" Polizisten und Co. bekommen das häufig zu hören. Seit der Neuköllner Silvesternacht wird diskutiert über fehlenden Respekt und gewaltbereite Jugendliche.

ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke geht dem Problem auf den Grund: Wer sind die Täter, was treibt sie an? Handelt es sich um Einzelfälle? Oder hat Deutschland ein strukturelles Problem mit Jugendgewalt? Welche Rolle spielt der Faktor Migrationshintergrund?

Auf ihrer Reise durch Deutschland trifft Sarah Tacke Jugendliche aus "Problemvierteln" und spricht mit ihnen über Vorurteile, fehlende Zukunftschancen und Perspektivlosigkeit. Sie ist unterwegs mit Sozialarbeitern, die nah dran sind an Familien, die der Staat nicht erreicht und trifft Jugendrichter, die tagtäglich die richtige Balance zwischen Härte und Empathie, zwischen Bestrafung und Prävention suchen.

Wie sinnvoll ist ein härteres gerichtliches Durchgreifen oder schürt es eher den Hass gegenüber staatlichen Institutionen und verleitet sogar zu noch mehr Wut und Gewalt? Was kann der Rechtsstaat tun, um Respekt und im besten Fall sogar Akzeptanz zurück zu erlangen?

Am Puls mit Christian Sievers: Stillstand und Regelwut – verspielt Deutschland die Zukunft?

Bürokratie, Föderalismus, Datenschutz – vieles von dem, was einmal als gute Idee angefangen hat, bremst die Deutschen inzwischen aus. Reguliert Deutschland sich in den Stillstand?

Lange waren die Deutschen Organisationsweltmeister, wurden um "German Gründlichkeit" beneidet. Gründlich sind sie immer noch, aber längst nicht mehr so effizient. ZDF-Moderator Christian Sievers reist durchs "Stillstandland" und sucht nach Ursachen und Auswegen.

Christian Sievers ist "unterwegs" – oder eben nicht. Mit Schritttempo geht es über Brücken, die nicht fertig werden und deren Kosten explodieren. Und die Autofahrer? Bewegen sich genervt im Stopp-and-Go-Takt. Das macht "Puls". Aber steht Deutschland im europäischen Vergleich wirklich so schlecht da, wie es sich anfühlt? Das möchte Christian Sievers von Experten wissen. Er schaut bei beeindruckenden Projekten in Italien hinter die Kulissen.

Nicht nur auf Autobahnen müssen die Deutschen derzeit kräftig auf die Bremse drücken. Eigentlich sollten alle 575 Verwaltungsdienstleistungen in Deutschland mittlerweile digital möglich sein. Derzeit sind es 33. In deutschen Ämtern stapeln sich weiterhin die Papierberge. Im Workshop des Hamburger Amt für IT und Digitalisierung planen sie die Zukunft der Verwaltung und Christian Sievers ist mit dabei. Die Motivation der Mitarbeiter ist zu spüren, aber sie geben auch zu: Der Weg zur digitalen Verwaltung in Deutschland ist noch sehr weit.

Das zeigt auch der Besuch im BAföG-Amt Halle. Zwar können Studenten ihre Anträge mittlerweile online einreichen, diese müssen dann im Amt aber wieder ausgedruckt werden. Zwischen Arbeitsplatz und Drucker legen die Mitarbeiter hier jeden Tag viele Meter zurück.

Steht Deutschland sich am Ende selbst im Weg? Ist alles vielleicht nur eine Mentalitätsfrage? Christian Sievers fährt über die Grenze, um mit etwas Abstand auf Deutschland zu schauen. Im Digitalisierungsland-Nummer-eins Dänemark fragt er nach: Warum scheinen die Dänen so offen gegenüber Innovationen, den Deutschen haftet dagegen der Ruf der ewigen Skeptiker an?

Zurück in Deutschland rät der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, der deutsch-dänische Politiker Claus Ruhe Madsen, zu mehr Gelassenheit. Die Deutschen wollen immer alles perfekt machen, aber wenn es mal nicht funktioniert, dann sei das auch ok. Im Dänischen gibt es dafür ein Wort: "pyt", das heißt so viel wie "ist nicht schlimm", "ist nicht von Bedeutung". Für Christian Sievers ist die Botschaft klar: Nicht ewig planen, sondern einfach mal machen, dann kommt wieder Bewegung ins "Stillstandland".

Was regt auf und macht so richtig Puls? Sarah Tacke, Jana Pareigis, Christian Sievers und Jochen Breyer wollen wissen, was Menschen in Deutschland besonders bewegt, antreibt oder ratlos macht. Die neue Doku-Reihe ist eine Weiterentwicklung des Formats "Am Puls Deutschlands", in dem Jochen Breyer seit August 2017 im Dialog mit Zuschauerinnen und Zuschauern drängende Probleme hierzulande aufgriff. Jetzt hat das ZDF das Team vor und hinter dem Format erweitert und damit auch die Schlagzahl der Sendungen erhöht. Die bildschirmbekannten Presenter gehen dem nach, was sie auch persönlich bewegt und fragen: Wie betreffen die Nachrichten, die wir täglich präsentieren, die Menschen vor den Bildschirmen? Sie hören zu, tauchen in den Alltag der Zuschauerinnen und Zuschauer ein und beleuchten, welche Auswirkungen die Entscheidungen der Politik auf das Leben in allen Teilen der Gesellschaft haben. Und was dringend verbessert werden muss.

Am Puls mit Jana Pareigis: Wohn-Desaster und Immobilien-Irrsinn

Deutschland steckt in der Wohnkrise! Mietwohnungen sind verzweifelt gesucht, Kaufen oder Bauen können sich nur noch wenige leisten. Jana Pareigis trifft Menschen mit besonderen Geschichten.

300 Bewerbungen verschickt und trotzdem keine Wohnung? Alltag bei der Wohnungssuche 2023. Viele Familien hängen auf zu engem Raum fest. Miet- und Baukosten explodieren. Statt schöner Träume vom Eigenheim haben Häuslebauer schlaflose Nächte.

Was sind die Alternativen? Der Empfehlung von Bundesbauministerin Klara Geywitz folgen und das Wohnglück jenseits der Metropolen auf dem Land suchen? Als Studierender wieder zu den Eltern ziehen? Sich trotz hoher Zinsen und Baukosten ein Eigenheim bauen? Jana Pareigis erfährt, dass es Menschen gibt, denen das alles egal sein kann, weil sie das Geld haben, sich ein Homeoffice in einer 500 Quadratmeter Villa am Starnberger See einzurichten – für einen zweistelligen Millionenbetrag. Und sie trifft Menschen, die auch im Alter noch einen radikalen Neustart in Sachen Wohnen wagen.

"Wohnen ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit" – Drei Fragen an Jana Pareigis

Die Bezahlbarkeit des Wohnens ist aktuell wieder ein großes Thema. Können wir uns Wohnen bald nicht mehr leisten?

Viele kennen diese Gespräche aus dem Freundeskreis, in der Familie, von der Arbeit: "Hat jemand etwas von einer bezahlbaren Wohnung gehört – ich finde einfach keine?". Oder: "Die Baukosten sind so gestiegen – wir können uns das nicht mehr leisten." Oder: "Ich habe Angst, meine Wohnung zu verlieren, es wurde luxussaniert." An vielen Orten in Deutschland gibt es auf dem freien Wohnungsmarkt kaum noch bezahlbare Mietwohnungen. Eine Eigentumswohnung oder ein Haus ist für immer weniger Menschen erschwinglich. Wir begleiten einen Studenten in Hamburg, der mit Anfang 20 wieder bei seinem Vater einziehen musste, weil er mit seiner Freundin keine gemeinsame Wohnung findet. Wir besuchen in Süddeutschland eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, die in einem Haus leben, das zur Hälfte eine Baustelle ist. Erleben wir gar Verhältnisse, die amerikanischen gleichen, in denen Menschen, die einen Job haben, sich keine Wohnung mehr leisten können und dann in Zelten leben müssen? Wir begleiten eine Frau in Berlin, die jeden Tag von der Arbeit ins Obdachlosenheim gefahren ist, wo sie schlafen musste, weil sie ihre Wohnung verloren hatte. Doch wir schauen auch, wie sich Wohnträume verwirklichen lassen: So besuchen wir eine selbst verwaltete Genossenschaft, in der mehrere Generationen unter einem Dach leben. Das sind einige unserer Geschichten. Wir sprechen mit Menschen über Ihre Wohnsituation, ihre Sorgen und Nöte und die Frage, was sich in Deutschland ändern muss.

Wird Wohnen also nur noch in Ausnahmefällen ein adäquater Ausdruck des eigenen Lebenskonzepts sein? Ist es angesichts der aktuellen Situation immer nur ein Abfinden mit den Gegebenheiten?

Das Thema "Wohnen" ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit. Wie wohne ich und wie würde ich gerne wohnen, hat alle Menschen beschäftigt, mit denen wir gesprochen haben. Aber viele können es sich finanziell schlichtweg nicht leisten, ihre Wohnsituation zu ändern, da vielerorts die Miet- und Immobilienpreise so stark gestiegen sind. Klar gibt es auch Orte mit Leerstand, also freien Häusern und Wohnungen, aber da fehlt es dann teilweise an einer guten Bahnverbindung, schnellem Internet, Ärztinnen und Ärzten. Oder es fehlt schlicht und ergreifend an Arbeit. Orte müssen eben auch attraktiv sein, damit Leute dorthin ziehen.

Hat die Arbeit an der Doku auch Erkenntnisse gebracht, wie Jana Pareigis am liebsten wohnen würde?

Ich würde gerne mit Freundinnen und Freunden in einem Mietshaus wohnen, aber das ist in vielen Städten so gut wie unmöglich: Erstens fehlt es in Deutschland an Wohnungen und zweitens sind die meisten nicht bezahlbar.

Interview: Thomas Hagedorn

Am Puls mit Sarah Tacke: Mitarbeiter gesucht! Das deutsche Job-Desaster

Überall fehlen Arbeitskräfte – ganz egal, wo man fragt: Kellner, Erzieherinnen, Lehrer, Ärztinnen, Lkw-Fahrer und andere mehr. Aber wo sind die denn plötzlich alle hin? Na klar, die Gesellschaft altert, die Baby-Boomer gehen in Rente. Doch ist das allein der Grund für das deutsche Job-Desaster? Zum Tag der Arbeit wirft ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke einen Blick in die Arbeitswelt im Jahr 2023.

"Das Wichtigste ist, dass die Leute in ihrem Job einen Sinn erkennen" – Drei Fragen an Sarah Tacke

Sind Corona und der demografische Wandel die alleinigen Ursachen dafür, dass heute Arbeitskräfte in so vielen unterschiedlichen Bereichen fehlen? Oder hält manchen auch anderes von der Arbeit ab?

Auf meiner Drehreise habe ich vor allem drei verschiedene Ursachen für den Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel erlebt. Zu viele Jugendliche starten nach der Schule nicht in eine Ausbildung oder ins Studium oder fangen an zu Jobben. Ich habe einen jungen Mann getroffen, der erst fünf Jahre nach seinem Schulabschluss jetzt eine Qualifikation macht, um dann eine Ausbildung machen zu können. Die Zahl der Jugendlichen, die es nicht schafft, in eine Ausbildung zu kommen, steigt seit Jahren. Würde man diese jungen Leute besser unterstützen, ergäbe sich ein enormes Potenzial, das noch nicht genügend genutzt wird. Und wenn alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so viele Stunden im Job arbeiten würden, wie sie Umfragen zufolge gerne möchte, dann hätten wir mit einem Schlag 840.000 Arbeitskräfte mehr in Deutschland. Wir haben eine dieser Frauen getroffen. Sie ist angehende Erzieherin, will ihre Ausbildung abschließen, findet aber selbst keinen Kita-Platz um ihr Kind betreuen zu lassen. Und dann gibt es natürlich Menschen, die noch arbeiten könnten, sich aber schon in den Ruhestand verabschieden. Wir begleiten einen Soldaten an seinem letzten Arbeitstag. Er ist einer von 80.000, die sich aktuell jedes Jahr aus dem Berufsleben verabschieden, obwohl sie länger arbeiten könnten. Diese Renten-Lawine ist ein entscheidender Grund für den immer stärker wachsenden Fachkräftemangel.

Hat sich der Stellenwert der Arbeit für das persönliche Lebensglück verändert? Ist Arbeit nicht mehr zwingend Mittelpunkt des Lebens?

Doch, ich habe viele verschiedene Menschen getroffen, die glücklich sind, auch und vor allem, weil sie tun, was sie lieben. Zum Beispiel eine Malermeisterin, die einen großen und erfolgreichen Betrieb aufgebaut hat. Sie hat aktuell mehr als 30 Bewerber auf der Warteliste, weil es ihr gelungen ist, mit besonders attraktiven Arbeitsbedingungen, besonderes qualifizierte Fachkräfte anzuwerben. Ich habe einen jungen Mann getroffen, der seine ganze Energie reinsteckt, sich für eine Ausbildung im Bordbistro der Deutschen Bahn zu qualifizieren. Und eine junge Frau hat mir mit leuchtenden Augen erzählt, dass sie auch am Wochenende und Feiertagen und bis weit nach Mitternacht arbeitet, weil sie Köchin werden will. Mein Eindruck ist, Arbeit hat einen sehr hohen Stellenwert, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Geschätzt werden ein kollegiales Team, ein wertschätzender Chef und eine Aufgabe die einem liegt und einen erfüllt. Und ja, für manchen ist nur Teilzeit möglich und andere arbeiten besonders produktiv in einer Vier-Tage-Woche. Aber unterm Strich bin ich nur Menschen begegnet, denen es wichtig ist zu arbeiten und was sie arbeiten. Das Wichtigste ist, dass Leute in ihrem Job einen Sinn erkennen.

Inwiefern könnte Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt von morgen noch einmal grundlegend verändern? Welche Jobs werden dann noch gefragt sein und könnte der aktuelle Arbeitskräftemangel die Veränderung beschleunigen?

Ich war beeindruckt, welche Möglichkeiten schon heute die Robotik bietet. Und zwar nicht in irgendwelchen großen Werkshallen, sondern auf der Baustelle nebenan. Ich durfte selbst auf einer Handwerksmesse ausprobieren, wie der Kollege aus Plastik und Metall in nicht ferner Zukunft etwa bei Hilfstätigkeiten zum Einsatz kommt. Ganz konkret wurde mir etwa gezeigt, wie der Roboter eine Deckenplatte nach oben stemmt, an der richtigen Position festhält – und der menschliche Handwerker schraubt das Teil dann fest. Diese Arbeitsteilung ist faszinierend und sicherlich auch ein möglicher Schritt, um dem Personalmangel zu begegnen.  

Interview: Thomas Hagedorn

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