Ausgerechnet Norwegen

Leben zwischen Fjorden und Gletschern

Christian, Jan, Annika und Oliver sind nicht die Einzigen, die es nach Norwegen zieht: Jedes Jahr reisen etwa 1,7 Millionen Deutsche in das skandinavische Land, rund 30.000 leben dort dauerhaft. Warum ausgerechnet Norwegen? Mit seiner einmaligen Natur verdankt das Land der Fjorde und Gletscher seinen Wohlstand der Erdölindustrie. Lebenserwartung, Bildungsniveau und Durchschnittseinkommen sind hoch und machen es zusätzlich attraktiv. Der Film begleitet die vier Auswanderer, die in Norwegen schon heimisch geworden sind.

  • ZDF, Mittwoch, 25. Dezember 2019, 13.35 Uhr

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Sendedatum, Stab, Inhalt

Mittwoch, 25. Dezember 2019, 13.35 Uhr

Ausgerechnet Norwegen

Leben zwischen Fjorden und Gletschern

Film von Jeannine Apsel

Kamera: Florian Kössl
Schnitt: Jana Siegfriedsen
Sprecher: Constantin von Westphalen
Produktion: Andreas Vennewald (Doclights), Petra Ziegler (ZDF)
Produzentin Doclights: Michaela Hummel
Redaktion: Susanne Hillmann
Länge: 43'30'' 

Müsste man sich das Ende der Welt als einen Ort vorstellen, es sähe wahrscheinlich ein bisschen aus wie Longyearbyen: Graue und weiße Felsen umringen die kleine Gemeinde, die als nördlichste Stadt der Welt gehandelt wird. Die Temperaturen klettern dort nur selten über den Gefrierpunkt. Straßen, die aus der Stadt führen, enden nach wenigen Kilometern in der Wildnis. Ausgerechnet diesen Ort auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen hat sich Christian Bruttel (36) ausgesucht. Er und sein Geschäftspartner Marcel Schütz arbeiten als "Arctic Guides". Auf Kajak-Touren zeigen sie Urlaubern die polare Landschaft, von deren Schönheit sie selbst immer wieder beeindruckt sind.

Etwas weiter im Süden, aber immer noch nördlich des Polarkreises, unternimmt Jan Klaudiussen (40) eine außergewöhnliche Bootsfahrt. In einem kleinen Segelboot transportiert er eine Rentierherde aufs Festland. Die Tiere haben, wie jedes Jahr, einige Monate auf der Insel Ljøsøy verbracht. Diese Insel gehört seit über 150 Jahren der Familie seiner norwegischen Frau Ane (39). In Norwegen darf nur das indigene Volk der Samen Rentiere auf freien Weideflächen halten und züchten, Nicht-Samen benötigen ein entsprechend großes Privatterritorium wie Ane und ihr Mann. Jan hat dort sein Paradies gefunden und glaubt nicht, dass er nach Deutschland zurückkehren wird.

Im "Süden", in Oslo, lebt Annika Caro-Valenzuela (26). Die gelernte Hotelkauffrau ist mit ihrem Freund Oliver Serve (28) von Köln in Norwegens Hauptstadt gezogen. Oliver arbeitet in einem Osloer Sternerestaurant als Koch und lernt dort die "Neue Nordische Küche" kennen. Ein Trend unter Kochprofis, bei dem vergessene norwegische Gerichte wiederbelebt werden. Irgendwann wollen Annika und Oliver sich ihren Traum erfüllen und eine eigene kleine Kochschule eröffnen.

Zitate der Protagonisten aus dem Film

Der Schwarzwälder Jan Klaudiussen lebt seit 20 Jahren in Norwegen:

"Norweger haben diese Kultur, die sie 'Friluftsliv' nennen. Das inkludiert alles – vom Kajak fahren bis zum Bergsteigen. Das zieht nicht nur mich an, sondern auch andere Deutsche. Für mich ist das ein Traum."

Christian Bruttel bietet Sommertouren mit Kajaks an:

"Ich hab eigentlich mal Lehramt (...) an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg studiert, und dann war klar: Jetzt ist entweder Verbeamtung auf Lebenszeit oder nochmal raus in die Welt angesagt (...). Ich hätte nie gedacht, dass ich sechs Jahre später immer noch hier bin."

"Diese Welt, in der bis zum Horizont keine Straße, kein Hochhaus, nichts Menschliches zu sehen ist, nichts, was einem den Blick versperrt, diese Freiheit für das Auge, für den Geist, das macht süchtig. Das kann man gar nicht so einfach wieder loslassen, wenn man es eine Weile erlebt hat."

Der Schweizer Marcel Schütz ist Christians Freund und Geschäftspartner:

"Ich bin seit acht Jahren hier, und man erlebt immer etwas Neues. Es ist eigentlich eine karge Landschaft, aber man findet so viele Details. Die Geologie ändert sich von Fjord zu Fjord. Wir haben eine unglaublich ausgeprägte Flora und Fauna, schon allein in diesem Gebiet gibt es über 60 verschiedene Vogelarten. Das ist faszinierend. Man muss nicht weit gehen, es liegt alles vor der Haustür."

Aber auch vor Norwegen macht das Plastikproblem nicht Halt. Vor allem an der Westküste wird viel Müll angeschwemmt, so viel wie in kaum einer anderen Region der Erde. Jan Klaudiussen:

"Jedes Jahr sammelt sich viel Müll an den Stränden. Das ist ein großes Problem, und die Familie versammelt sich hier immer einmal im Jahr und macht richtig sauber. Sonst vermüllt alles total."

Seine Frau Ane ergänzt: 

"Die Hauptsache ist das, was man nicht sieht, das kleine Zeug, das von Vögeln und Fischen gegessen wird und so in die Nahrungskette gelangt. Das ist sehr ernst."

Christian Bruttel:

"Der Tourismus bietet die Chance, Menschen dieses sehr sensible Ökosystem zu zeigen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es so nicht mehr allzu lange existieren wird, wenn alles so weiterläuft wie bisher. Diese Gefühle, die wir für diese Natur haben, diese Bewunderung, kann man über den Tourismus verbreiten, damit die Menschen den Gedanken mit nach Hause nehmen, dass es hier oben Wunderschönes und Schützenswertes gibt."

Der 28-jährige Koch Oliver Serve aus Deutschland wollte eigentlich gar nicht nach Skandinavien. Überzeugt hat ihn seine Freundin Annika Caro-Valenzuela:

"Mein größter Traum hier in Norwegen ist, dass Olli und ich uns selbstständig machen mit einer kleinen Kochschule, in der die norwegische Identität zum Vorschein kommt."

Oliver Serve:

"Aufgrund der klimatischen Bedingungen ist man sehr auf Saisonalität und Regionalität angewiesen, mehr als in Deutschland. Tomaten oder Beeten werden eingelegt oder geräuchert, damit sie haltbar gemacht werden."

Laut Weltglücksreport, der Anfang 2019 bei den Vereinten Nationen in New York vorgestellt wurde, belegt Norwegen immerhin Platz drei. Aber die Landeskinder sind nicht gerade Frohnaturen, findet Rheinländerin Annika:

"Wenn man die Norweger mit den Kölnern vergleicht, ist das hier schon eher mau. In Köln tanzen und singen alle zusammen und hier sitzen alle nebeneinander, sind zwar gut gelaunt, aber doch irgendwie sehr still."

Fotos

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