Blutholz

Der Fernsehfilm der Woche

Mit einem zwielichtigen Auftrag versehen, sucht der ehemalige Elite-Soldat Hans Schüssler (Joachim Król) in seiner alten Heimat Siebenbürgen/Rumänien den vermissten deutschen Manager eines internationalen Holzkonzerns. Die Ermittlungen führen Hans zu seiner Jugendliebe Sylvia (Désirée Nosbusch) und auf die Spur illegaler Rodungsgeschäfte in den Karpaten. Die Suche wird für Hans eine emotionale Reise in seine verdrängte Vergangenheit. Er stößt bei seinen Nachforschungen auf massive Widerstände.  

  • ZDF, Montag, 15. Mai 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, ab 6.Mai 2023 bis 5. Mai 2024 in der ZDFmediathek

Texte

Joachim Król gegen die Holzmafia | Von Redakteur Pit Rampelt

Der Thriller "Blutholz" hat mit der "Holzmafia", dem illegalen Kahlschlag in den siebenbürgisch-rumänischen Karpaten, ein brandaktuelles Thema. Die "Ware" Holz wird durch die drohende Klimakatastrophe und aufgrund der Coronapandemie immer wertvoller. Und in unserer globalisierten Welt landet Holz, auch aus den Karpaten, zum Beispiel als Regal in deutschen Wohnungen.

Die Initiative zu diesem Filmprojekt ging von dem Produzenten Martin Lehwald aus. Als der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis 2014 zum Präsidenten Rumäniens gewählt wurde, schlug Martin Lehwald der ZDF-Redaktion Fernsehspiel vor, einen Film in Siebenbürgen zu drehen, der Rumänien nicht – wie so mancher Hollywoodfilm – als Kulisse benutzt und sich dort billiger Arbeitskräfte bedient, sondern der ein brisantes Thema aus dem heutigen EU-Land Rumänien aufgreift, das mit Deutschland verbunden ist. Nach einer intensiven Recherche vor Ort, einer langen Buchentwicklung und aufgrund der Coronapandemie verzögert fanden die Dreharbeiten schließlich im Herbst 2021 statt. Gedreht wurde  hauptsächlich in Kronstadt/Brasov – einer Stadt in Siebenbürgen, die im 13. Jahrhundert von Deutschordensrittern unter dem Namen 'Corona' gegründet wurde.

Joachim Król zeigt hier mit seiner dramatisch-ernsten Seite seine Verwandlungsfähigkeit. Und Désirée Nosbusch in der weiblichen Hauptrolle ist nicht nur aufgrund der historisch bedingten Ähnlichkeit des siebenbürgischen Dialektes mit ihrer luxemburgischen Heimatsprache eine Idealbesetzung der Bürgermeisterkandidatin. Neben diesen beiden wurden auch rumänische Schauspieler besetzt, so sind in diesem Film neben der deutschen auch vereinzelt die rumänische Sprache und der siebenbürgisch-sächsische Dialekt zu hören. Rumänien ist nicht nur landschaftlich attraktiv, sondern tatsächlich ein international bemerkenswertes Filmland, das vielfältige Geschichten und Themen bietet, die uns in Europa alle angehen.

"Blutholz" hatte Ende August 2022 Premiere auf dem Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen und lief im Herbst 2022 auch auf den neu gegründeten Oberschwäbischen Filmtagen in Ravensburg.

Stab und Besetzung

Stab

Buch                      Torsten C. Fischer, Alexander Buresch
Regie                     Torsten C. Fischer
Kamera                  Hannes Hubach
Schnitt                   Kai Minierski
Musik                     Fabian Römer
Ton                         Dragos Stanomir
Szenenbild             Jörg Prinz
Kostümbild             Anne-Gret Oehm
Produzenten           Martin Lehwald, Marcos Kantis
Redaktion               Pit Rampelt
Länge                     circa 90 Minuten

Eine ZDF-Auftragsproduktion mit Schiwago Film GmbH
 

Besetzung

Hans Schüssler      Joachim Król
Silvia Dancu           Désirée Nosbusch
Katja Schöne          Alina Levshin
Rednic                    Geo Dobre
Karin Baumann       Anja Schneider
Michael                   Peter Franke
Dr. Gerd Sasse        Alexander Beyer
Chivu                      Orodel Olaru
und andere

 

Inhalt

Der ehemalige Elitesoldat Hans Schüssler sucht in seiner alten Heimat Siebenbürgen/Rumänien den vermissten deutschen Manager eines internationalen Holzkonzerns. Trotz Vorbehalten übernimmt er diesen Job, der ihn mit seiner traumatischen Vergangenheit konfrontiert – eigentlich wollte er nie wieder in seine Geburtsstadt Kronstadt/Brasov zurück.

In seiner Vergangenheit war Hans als Soldat in Afrika auf das Suchen von verschollenen Personen spezialisiert, mittlerweile jobbt er als schlecht bezahlter Sicherheitsmann. Der Auftrag, den spurlos verschwundenen Manager des Holzkonzerns Sasse ausfindig zu machen, ist zwar ein zwielichtiger, aber lukrativer Auftrag. So macht er sich etwas widerwillig auf den Weg nach Rumänien. Die junge Anwältin des Konzerns, Katja Schöne, wird Hans bei seiner Suche in Siebenbürgen an die Seite gestellt. Sie treibt ebenso ein undurchsichtiges Spiel wie der rumänische Kommissar Chivu und der Bauunternehmer Rednic.

Bei seinen Ermittlungen stößt Hans auf Widerstände und wird massiv bedroht. Er trifft seine alte Jugendliebe Silvia wieder, die mit ihrem guten Ruf als Deutschstämmige ausgerechnet im idyllischen Kronstadt am Fuße der Karpaten als Bürgermeisterin kandidiert und sich in ihrem Karrierebestreben suspekt verhält. Trotz anwachsender Anfeindungen besucht Hans unbeirrt die Ehefrau des Managers, die in der Umweltbewegung aktiv ist, und befragt den Förster sowie eine deutsch-ungarische Geologie-Professorin. Sonähert er sich dem Geheimnis um das Verschwinden des wichtigen Managers. Ein Erdrutsch infolge der Abholzungen in den Karpaten, dem größten Urwald Europas, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hans erfährt bittere, überraschende Wahrheiten sowohl über dubios eingesetzte EU-Gelder, eine skrupellos agierende Holzmafia als auch über das abrupte Ende seiner Jugendliebe und über seinen eigenen Lebenslauf.

Die Suche nach Sasses Manager wird für Hans zu einer emotionalen Reise in seine verdrängte Vergangenheit, in der er sich die Schuld am Tod seines damals besten Freundes Christian gegeben hatte. Er lernt zu verstehen, was damals wirklich geschah, dass sich Land und Menschen dieser Region verändert haben, wie wichtig die Urwälder der Karpaten für das europäische Klima sind und wie profitgierige, internationale Interessen diese schöne, schützenswerte Landschaft zerstören. Und Hans lernt, sich selber und seine eigene Geschichte wahrzunehmen und anzunehmen.

"Auf Zehenspitzen durch Rumänien" | Interview mit Produzent Martin Lehwald

Wie kam es zu der Idee zum Film "Blutholz"?

Praktisch alle meiner besten Freunde, die ich seit 50 Jahren kenne, kommen aus Siebenbürgen. Die Kultur, die ich durch sie kennenlernte, stellte ein unglaublich warmes Gegenmodell zu dem "Preußischen Eisschrank" dar, in dem ich groß geworden bin. Seither hatte ich den Wunsch zu sehen, wie das "Wunderland" ihrer Kindheit aussieht, aus dem sie in den Siebzigern durch ein Erdbeben "vertrieben" oder "freigekauft" worden sind. Aber meinem besten Freund ging es Jahrzehnte lang wie unserem Hans:  Er hatte eine riesige innere Barriere und Wut auf all die, die ihm seine Heimat, das Wunderland seiner Kindheit, gestohlen hatten. Da er es bis heute nicht geschafft hat, mit mir gemeinsam dorthin zu fahren, habe ich mich selbst sehr intensiv mit der Materie und den Mentalitäten beschäftigt, dieses Projekt dorthin entwickelt.

Durch Kahlschläge in großem Ausmaß werden in Rumänien Europas letzte Urwälder bedroht. Wie wurde es dort aufgenommen, dass das deutsche Fernsehen dieses Politikum als Spielfilm in Szene setzen lässt?

Sehr, sehr positiv. Auch wenn wir von Anfang an auf Zehenspitzen durch Rumänien gegangen sind, uns mit praktisch allen relevanten Umweltschützern und Aktivisten des Landes getroffen und abgestimmt haben, auch die Siebenbürgersächsische Community in Deutschland und Rumänien einbezogen haben, waren wir erstaunt, dass dieses Thema in Rumänien an breiter Front sehr hoch hängt! Der Erhalt des Waldes ist (inzwischen) ein Politikum, aber darunter schwelen halt immer noch die wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Nöte der regionalen Politik und Wirtschaft. Politisch geht es nicht, nichts dagegen zu machen, aber es scheint auch nicht zu gehen, alle Schlupflöcher zuzumachen. Klaus Johannis, der (siebenbürgische) Staatspräsident, hat zu Amtsantritt sinngemäß mal gesagt, dass du in diesem Land zur Bekämpfung der Korruption erstmal ein Teil von ihr werden musst, um all ihre Facetten und Finessen kennenzulernen.

Die Crew und das namhafte Ensemble waren international aufgestellt. Was waren für Sie als Produzent die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?

Man könnte meinen, es waren die unterschiedlichen Mentalitäten, aber das ist nicht wahr: Die Rumänen haben hervorragende Filmarbeiter, die auf internationalem Standard arbeiten, Siebenbürgen ist eine verhältnismäßig gut erschlossene Touristengegend, Setsprache Englisch war kein Problem, allenfalls das Essen und die unterschiedlichen Ansprüche. Es war in der Tat der Grätschschritt zwischen den Begehrlichkeiten und Ängsten, die die Rumänen anders empfunden haben als wir. Sie waren insgesamt noch deutlich ängstlicher, was das Grundthema und Anliegen des Films anging. Aber trotzdem wir die realen Namen fiktionalisiert und auch die rumänische Fassung "bereinigt" haben, haben wir haufenweise Absagen, gerade für die Darstellung der Abholzungen, bekommen. Vor dem Hintergrund, dass Wochen vor unserem Dreh Aktivisten angeschossen worden sind, alle paar Monate immer wieder Leute krankenhausreif geprügelt werden, oder schon zu Tode gekommen sind, war ich selbst auch beim Scouting in der Nähe von illegalen Abholzungen auf der Flucht, weil wir verfolgt wurden. Ohne die Hilfe des sehr erfahrenen österreichischen Paares Promberger, die sich in Realität den Lebenstraum eines Karpaten-Parks aufbauen, hätten wir kaum den Zugang zu dieser gigantischen Fläche gefunden, die im Film zu sehen ist.

Statement von Autor und Regisseur Torsten C. Fischer

Hans Schüssler – verkörpert von Joachim Krol – ist Siebenbürger Sachse, wie mein zuständiger Redakteur beim ZDF, Pit Rampelt. Diese Gruppe war nach dem ersten Weltkrieg zahlenmäßig von Bedeutung, heute leben von den einst 800.000 Rumäniendeutschen gerade noch einmal 36.000 im Land. Die Dörfer in Siebenbürgen liegen heute teils verweist, ihre alten Häuser sind oft Ruinen. Die berühmten Kirchburgen werden häufig von der einzig noch im Ort verbliebenen deutschsprachigen Familie betreut. Hans Schüsslers Generation wächst auf in einer Zeit starker Unterdrückung durch die kommunistische Regierung, die zur Emigration zwingen sollte und darin erfolgreich war. Harte Zensur herrschte, Spitzel überall. In der Schrift eines siebenbürgischen Heimatverbandes stieß ich auf einige solcher unglücklich verlaufenden Lebensgeschichten, Erzählungen über die Jugendszene eben in dieser Zeit. Dort erfuhr ich von ihren kleinen, unschuldigen Versuchen gegen das System zu rebellieren. Ein Foto aus der Heimatschrift haben wir im Film direkt nachgestellt: Die als "unschuldige Engel und Götter" verkleidete Freundesclique mit ihren sarkastischen Protestplakaten. Und wie in der DDR gab es eben einen regen Schmuggel von Westware, der gefährlich war und mit drakonischen Strafen sanktioniert wurde.

Das gewaltige Ausmaß der Zerstörung und Abholzung war auch mir zu Beginn der Recherche und Bucharbeit nicht bekannt. Die illegalen Rodungen, auch durch große europäische Konzerne, sind bei uns kaum wirklich publik geworden, obwohl zum Beispiel ein österreichischer Konzern maßgeblich daran beteiligt war. In den letzten Wochen jetzt erscheinen vermehrt Artikel zu der Vernichtung der Wälder dort. Nirgendwo in Europa stehen noch solch große Gebiete mit unberührten Wäldern, Urwald eben. Und nirgendwo werden sie so gewissenlos vernichtet. Es ist ein großes korruptes und mafiöses System, das dahintersteht, das auch immer gewalttätiger wird. Förster, die nicht selbst mitverdienten und sich den Abholzungen entgegenstellten, kamen ums Leben. Viele wollen verdienen, viele schauen weg und kassieren. Unsere rumänischen Teammitglieder sagten kritisch: "Hier schmiert man von der Wiege bis zur Bahre." Versuche, all dies einzudämmen, gibt es aus dem eigenen Land wie durch die EU. Von den sehr engagierten rumänischen Umweltaktivisten, die uns berieten, erfuhren wir zum Beispiel, dass ein digitales Überwachungssystem mit Hilfe der EU entwickelt und installiert wurde, um den Weg jedes einzelnen geschlagenen Baums kontrollieren zu können. Es ging nur ganz kurze Zeit ans Netz, dann hieß es aus den offiziellen Amtsstuben, die Verträge mit der Softwarefirma seien "mangelhaft". Und das bedeutete: Das System wurde sofort wieder abgeschaltet.

 

Ungute Erinnerungen | Interview mit Joachim Król

Mit dem Auftrag in Rumänien begibt sich Schüssler auf eine Reise in die eigene Vergangenheit. Mit welchen Gefühlen reist er in seine alte Heimat? Was meint er damit, wenn er sagt: „Hierhin gibt es kein Zurück“?

Wir begegnen Hans Schüssler am Tiefpunkt seines Lebens. Das ist auch der Grund, warum er das lukrative Angebot des Holzkonzerns Sasse nicht ausschlägt. Zwar gibt es massive Blockaden, die ihm seit Jahrzehnten den Weg in die alte Heimat versperrt haben. Aber jetzt braucht er das Geld. Viele Erinnerungen kommen nun zurück, vor allem in dem Moment, in dem er auf die alte Jugendliebe Silvia Dancu trifft. Die Freude, sie zu sehen, mischt sich mit unguten Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, die von Unterdrückung geprägt war, und der Trauer um den verstorbenen besten Freund Christian.

In den Karpaten ist der Manager eines deutschen Holzkonzerns spurlos verschwunden. Schüssler, der früher als Zielfahnder gearbeitet hat, soll ihn finden. Warum ist er der richtige Mann für den Job?

Einerseits hat er die Erfahrungen aus seiner Zeit als Zielfahnder, andererseits hat er nichts mehr zu verlieren. Schüssler legt jegliche Empathie bei Seite und konzentriert sich voll und ganz auf die Sachverhalte. Er spricht die Sprache, kennt Land und Leute, genauso wie das System, das nicht nur mit ehrlichen Mitteln operiert. Seine Herausforderung besteht darin, sich seiner Vergangenheit zu stellen, und sich dabei gleichzeitig in Selbstkontrolle zu üben.

Seit vielen Jahren werden die rumänischen Wälder in großem Stil illegal abgeholzt. Wie haben Sie die Dreharbeiten zu „Blutholz“ in Siebenbürgen erlebt – ein großer Teil der Crew kam ja aus Rumänien? Inwiefern war der Kahlschlag dort ein Thema?

Dazu kann praktisch jeder Taxifahrer in Rumänien etwas sagen, weil es gesellschaftlich wie politisch schon lange ein Thema ist. Tatsächlich hat sich in Sachen Umweltschutz viel getan, jedoch kommt die Lokalpolitik ohne die großen Investoren auf dem Sektor einfach nicht klar. So entstehen immer neue Wege, unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung weiter den Raubbau an den Ressourcen der Karpaten voranzutreiben. Immer wieder sickerten gerade im rumänischen Team Geschichten über verletzte Aktivisten oder verschwundene Forstbeamte durch. Ab und an bekam man mit, dass es der Film nicht leicht hat mit Genehmigungen von der staatlichen Forstbehörde.

"Das Holz von dort landet teilweise in deutschen Baumärkten" | Interview mit Désirée Nosbusch

Zu Zeiten der Diktatur waren sie jung und wollten frei sein – jetzt begegnen sich Hans und Silvia nach vielen Jahren wieder. Was ist von ihren Idealen von damals übriggeblieben?

Ideale von damals wie zum Beispiel Freiheit bei Meinungsäußerung, Berufswahl, beim Denken, Reisen, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung der Frauen: Silvia hat als Juristin den Weg durch die Instanzen gewählt und ihre Ideale nicht verraten, sondern in vielen Kompromissen einen Weg gesucht, sich selbst im Spiegel noch anschauen zu können und dabei auch ein privates Glück zu leben. Sie weiß, dass sie sich auch verbiegen musste und manch faulen Kompromiss eingegangen ist und, dass ihr Ehrgeiz und ihr verständlicher Wunsch nach einem persönlich guten Leben sie zu manch fragwürdiger Entscheidung verführt hat. Aber sie bildet sich ein, dass sie sich nicht völlig angepasst hat, und das Glas dennoch zumindest halb voll ist. Die Grenze zwischen Sich-Selbst-Belügen, Schuld eingestehen und Sich-Selbst-Treusein, Selbstidealisierung, Selbstrechtfertigung ist von außen viel einfacher zu ziehen als aus dem eigenen subjektiven Verständnis heraus. Und Hans gegenüber hat sie sicher ambivalente Gefühle, weil sie ihm ja aus ihrer Sicht damals geholfen hat.

 In "Blutholz" geht es auch um Korruption und alte Seilschaften. Silvia Dancu ist Staatsanwältin und will Bürgermeisterin werden. Wie versucht sie sich als Politikerin in diesem Umfeld zu behaupten?  

Silvia will ja Bürgermeisterin werden, weil sie es schon ernst meint, die große Korruption zu bekämpfen – und geht dabei eben "notwendige" Seilschaften ein. Das große Ziel passt zu ihrem Ehrgeiz und rechtfertigt "kleine" Sünden. Eben "Realpolitik"… Sie hat keine Kinder, sie hat so mehr Zeit, sich um ihre Karriere zu kümmern und um Wahlkampf zu führen. Sie will nicht weiter als Staatsanwältin die Scherben aufsammeln, sondern Scherben verhindern. Sie will gestalten, etwas bewegen und geht ihren Weg voller Kompromisse. Die Wiederbegegnung mit ihrer Jugendliebe Hans reißt eine alte Wunde auf, und sie wird mit sich selbst konfrontiert. Und reagiert schon angefasst und sogar geschockt, als sie merkt, dass sie nur eine Marionette im Machtspiel der Männer ist. Silvia versucht auch selbst, die Fäden zu ziehen. Und bleibt dabei angreifbar, verletzbar, berührbar… Es gibt ja in der Realität die paradox anmutende Tatsache, dass das "Balkanland" Rumänien einen Siebenbürger Deutschen als Präsidenten hat, Klaus Johannis, der als Bürgermeister von Herrmannstadt/Sibiu (Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2007 zusammen mit der Stadt Luxemburg!) so einen guten Ruf erworben hatte, dass er 2014 zum Präsidenten Rumäniens gewählt wurde. Vielleicht ein Vorbild für Silvia.

Rumänien ist Mitglied der Europäischen Union. Warum geht uns das, was mit der Abholzung in den Karpaten passiert, alle etwas an?

Die zumeist illegalen Abholzungen in den Urwäldern der Karpaten auf rumänischer Seite haben in unserer global vernetzten Welt natürlich auch Auswirkungen auf Deutschland, sei es klimatisch oder ökonomisch. Das Holz von dort landet teilweise in deutschen Baumärkten und als Möbel in deutschen Wohnzimmern. Wir reden immer von den fürchterlichen Rodungen im Regenwald des brasilianischen Amazonas, dabei passiert hier in Europa, bei uns quasi um die Ecke, ein ebenso dramatisches Unheil.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der Silvia Dancu und den Dreh in Rumänien vorbereitet?

Ich durfte mit einem wunderbaren Sprachcoach, Thomas Oyntzen, wochenlang Rumänisch und Siebenbürgisch lernen. Ich war überrascht und fasziniert davon, wie ähnlich sich das Siebenbürgische und meine Luxemburgische Sprache sind. Mit diesem Moselfränkischen Dialekt hatte ich keine Probleme, das Rumänische hat mehr Stunden in Anspruch genommen.

Audio-File Désirée Nosbusch

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