Die Frau im Meer
Zweiteiliger Krimi
Nach "Tod eines Mädchens" (2015), "Die verschwundene Familie" (2019) und "Das Mädchen am Strand" (2020) ist "Die Frau im Meer" der vierte Zweiteiler von Thomas Berger, der in der fiktiven, an der Ostsee angesiedelten Kleinstadt Nordholm spielt.
- ZDF Mediathek, 24. Dezember 2022 – 23. Dezember 2023, beide Teile
- ZDF, Montag, 2. Januar und Dienstag, 3. Januar 2023, jeweils 20.15 Uhr
Texte
Stab und Besetzung
Stab
Buch und Regie Thomas Berger
Bildgestaltung Gunnar Fuss
Musik Florian Tessloff, Raffael Seyfried, Gregor Keienburg
Montage Maren Unterburger
Szenenbild Thorsten Lau
Kostümbild Natascha Curtius-Noss, Carola Neutze
Ton Benjamin Schubert, Christian Hermanns
Casting Rebecca Gerling
Produktionsleitung Andrea Bockelmann
Herstellungsleitung Roger Daute
Produzentin/Produzent Jutta Lieck-Klenke, Dietrich Kluge
Produktion Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, Hamburg
Redaktion Daniel Blum
Länge 2 x 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Hella Christensen Barbara Auer (als Gast)
Simon Kessler Heino Ferch
Silke Broder Anja Kling
Lena Jansen Isabell Polak
Volker Brecht Tom Radisch
Maria Haller Leslie Malton
Thomas Haller Stefan Kurt
Rebecca Petersen Ann-Kathrin Kramer
Dr. Jakob Claasen Max von Pufendorf
Rieke Lehwald Ulrike C. Tscharre
Paul Lehwald Hary Prinz
Charlotte Broder Lilly Barshy
Sven Christensen Nick Julius Schuck
Hauke Broder Patrick von Blume
Jan Wiese Max Landgrebe
Helene Claasen Lena Münchow
Anna Claasen Lieselotte Voß
Hannes Moritz Leu
Uwe Hahn Gustav Peter Wöhler
Tobi Pablo Striebeck
und andere
Allgemeiner Inhalt
Nach einem verpassten Anruf und einer beunruhigenden Mailboxnachricht seiner ehemaligen Kollegin Hella Christensen macht sich der Ermittler Simon Kessler auf den Weg nach Nordholm. Dem Kommissar ist klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss.
Als Hellas Segelboot auf dem Meer geborgen wird, finden sich darauf ihre Blutspuren und ihr Handy – von der ehemaligen Kommissarin selbst fehlt jede Spur. Eine Soko, geleitet von der neuen Kommissarin Lena Jansen, übernimmt die Ermittlungen. Das Ermittlerteam muss nicht nur Hellas Verschwinden aufklären, sondern auch den Tod der 15-jährigen Viviane, die von ihrer Freundin Charlotte Broder im Wald gefunden wurde und vermutlich an einer Medikamentenüberdosis starb.
Eigentlich hatte Kessler gehofft, aus rein privaten Gründen nach Nordholm zurückzukehren, um seine Beziehung mit Silke Broder zu festigen. Doch Silke hat mit ihrer pubertierenden Tochter Charlotte nach Vivianes Tod ganz andere Sorgen. Außerdem schaltet sich auch ihr Ex-Mann Hauke nach langer Abwesenheit wieder in das Familienleben ein.
Kessler wird klar, wie wenig er über das Leben seiner ehemaligen Kollegin wusste. So taucht nach Jahren plötzlich Hellas Schwester Rieke Lehwald mit ihrem Mann Paul auf. Haben die beiden etwas mit Hellas Verschwinden zu tun? Geht es um das Erbe des kürzlich verstorbenen Vaters, der Hella zur Alleinerbin machen wollte? Oder hat Hellas Geliebter Thomas Haller etwas mit dem Fall zu tun? Kessler will Hellas Verschwinden aufklären – koste es, was es wolle.
Nach "Tod eines Mädchens" (2015), "Die verschwundene Familie" (2019) und "Das Mädchen am Strand" (2020) ist "Die Frau im Meer" der vierte Zweiteiler von Thomas Berger, der in der fiktiven, an der Ostsee angesiedelten Kleinstadt Nordholm spielt.
Teil 1
Nach einem verpassten Anruf und einer beunruhigenden Mailboxnachricht seiner ehemaligen Kollegin Hella Christensen macht sich der Ermittler Simon Kessler auf den Weg nach Nordholm, um nach ihr zu schauen. Sein Instinkt sagt ihm, dass etwas nicht stimmt. Auch ihr Sohn Sven und ihre Schwester Rieke können sie nicht erreichen. Die Schwestern, die über Jahre keinen Kontakt hatten, haben nach dem Tod ihres Vaters einiges zu klären.
Kessler hatte eigentlich gehofft, endlich einmal aus rein privaten Gründen nach Nordholm zu kommen, um seine Beziehung mit Silke Broder zu festigen. Doch nachdem Silkes Tochter Charlotte die 15-jährige Viviane, mit der sie im Chor zusammen singt, tot im Wald an den Kreidefelsen gefunden hatte, steht ganz Nordholm erneut unter Schock. Besonders bei Charlotte und Silke kommen alte Gefühle hoch, vermissen sie doch Jenny, die sie vor Jahren verloren haben, immer noch jeden Tag. Charlotte vertraut sich weder ihrer Mutter noch ihrem Vater Hauke an. Vielmehr verheimlicht Charlotte etwas – und das schon seit längerem. Silke bitte deshalb ihren Ex-Mann Hauke nach Nordholm zu kommen und sich der gemeinsamen Tochter anzunehmen.
Die neue Kommissarin Lena Jansen übernimmt als Leiterin einer Soko die Ermittlungen zum Tod von Viviane. War es Selbstmord oder ein Unfall durch Medikamentenmissbrauch? Lena Jansen und ihr Kollege Volker Brecht kommen bei Charlotte auch nicht weiter und sind gleichzeitig sicher, dass das Mädchen etwas verschweigt.
Als Hellas Segelboot auf dem Meer geborgen wird, fehlt von der ehemaligen Kommissarin selbst jede Spur. Kessler schaltet sich in großer Sorge auf dem Kommissariat von Nordholm ein, doch Kommissarin Jansen hat Wichtigeres zu tun, als nach einer ehemaligen Kollegin suchen zu lassen, die einen Ausflug gemacht hat: Das ist erst mal Sache der Küstenwache.
Die Ermittler Jansen und Brecht suchen stattdessen nach Rebecca, der Mutter des toten Mädchens. Rebecca Petersen arbeitet in einer Seniorenresidenz. Mit dem Job dort konnte sie sich und ihre Tochter über Wasser halten, doch psychisch ist sie nicht stabil. Für ihre Tochter wäre es einfach gewesen, zu Hause an verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen. Es gibt nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden: Jemand muss Charlotte Broder dazu bringen, ihre Geheimnisse endlich zu erzählen. Jansen bietet deshalb Kessler eine Zusammenarbeit an, der Charlotte seit Jahren kennt.
Kessler wird indes klar, wie wenig er über das Leben seiner ehemaligen Kollegin Hella, die ihm über die Jahre zu einer Freundin geworden ist, wusste. Sie hatte nicht nur eine Schwester, über die sie nie etwas erzählt hat, sondern auch ein Verhältnis mit Thomas Haller, dem verheirateten Leiter der Seniorenresidenz.
Teil 2
Simon Kessler und Kommissarin Lena Jansen raufen sich nach anfänglichen Problemen in Nordholms Kommissariat zusammen und ermitteln gemeinsam gegen Thomas Haller und seine Frau Maria wegen des Verdachts auf Sozialbetrug im großen Stil. Es scheint über Jahre gefälschte Abrechnungen gegeben zu haben, die niemandem aufgefallen sind - außer Hella, die ein Verhältnis mit Thomas hatte. Die Hallers besitzen wie Hella ein Boot, mit dem Thomas oft auf der Ostsee unterwegs war. Könnte er sich auf offener See mit ihr getroffen haben? War ihm bewusst, dass seine Frau von seiner Beziehung zu Hella gewusst hat?
Kessler gerät mehr und mehr in die Verstrickungen von Nordholm. Auch er kann Silkes Tochter Charlotte nicht davon überzeugen, auszupacken, um den Tod der Mitschülerin Viviane aufzuklären. Nachdem ein Streit mit ihren Eltern eskaliert, verschwindet Charlotte. Silke und Hauke geben sich gegenseitig die Schuld, und die Situation zwischen Hauke und Kessler ist höchst angespannt. Zu viel ist unausgesprochen in diesem Beziehungsdreieck. Das merkt nicht nur Hauke, sondern auch Dr. Claasen, der Arzt von Nordholm. Er legt den Eltern nahe, ihre eigenen Beziehungen zu klären und über eine Therapie für ihre Tochter nachzudenken
Hellas Sohn Sven und Kessler arbeiten währenddessen zusammen die Probleme der Familie Christensen auf: Das Testament hat Hellas Vater erst kurzfristig geändert und sie damit zur Alleinerbin seines Millionenanwesens gemacht. Wussten Rieke und ihr Mann Paul davon? In den Verhören der Polizei verstricken die beiden sich zunehmend in Widersprüche.
Statement von Autor und Regisseur Thomas Berger
2014 haben wir das erste Mal einen Ort namens Nordholm betreten. Wir haben den kleinen fiktiven Küstenort mit Leben gefüllt, mit Menschen und deren Geschichten. Hella Christensen (Barbara Auer), Simon Kessler (Heino Ferch), Silke Broder (Anja Kling) und viele andere "Nordholmer" wurden in der Zwischenzeit zu Freunden. Menschen, mit denen wir viele Jahren gehofft und gebangt, Geschichten geteilt haben. Wir durften zum Beispiel mit Silke Broder ihre Tochter Charlotte großziehen. Die Schauspielerin Lilly Barshy war bei "Tod eines Mädchens" erst elf Jahre alt. Heute ist sie eine junge Frau. Nicht erst seit dem seriellen Erzählen von Netflix und Co sind wir es gewohnt, unsere Protagonisten über viele Jahre zu begleiten. Zuschauer empfinden es tatsächlich als einen Verlust, wenn das Leben ihrer Publikumslieblinge plötzlich endet. Erfunden oder nicht, sie sind ein Teil von uns geworden.
Natürlich hat Nordholm auch schon vorher existiert. Nur nicht in der Form wie unsere Zuschauer den Ort seit vielen Jahren kennen. Wir haben kleine Kuchenstücke, die wir an der Ostsee gesucht und gefunden haben, zu einem großen Kuchen zusammengesetzt. Und man kann sagen, es sind die Sahne-stücke der Ostseeküste. Daraus haben wir Nordholm geschaffen. Den Namen hat übrigens unsere Produzentin Jutta Lieck-Klenke erfunden.
Da Nordholm so typisch für die Ostsee ist, finden sich viele Ortschaften in unserer kleinen Küstenstadt wieder. Auf der Karte finden kann man Nordholm leider nicht, auch wenn viele Touristen nach ihm suchen. Es gibt tatsächlich einen regelrechten "Nordholm-Tourismus". Hoteliers werden immer wieder gefragt, wo man die Klippen findet. Oder den Buchladen, der von Silke Broder geführt wird. Vielleicht werden wir auch eines Tages die Geschichten anderer Bewohner weitererzählen.
Der Sohn von Hella Christensen (Nick Schuck) und die Tochter von Silke Broder (Lilly Barshy) sind inzwischen den Kinderschuhen entwachsen. Sie haben ein eigenes Leben, eigene Geschichten. Sie haben aufgehört, Anhängsel ihrer Eltern zu sein. Ihre Probleme stehen in keiner Weise denen ihrer Eltern nach. Dies spiegelt das Leben unserer Zuschauer. Auch deren Kinder sind während der acht Jahre "Nordholm" erwachsen geworden. Das war von Anfang an unsere Prämisse. Hinter dem spannenden Krimi Menschengeschichten zu erzählen. Vielleicht heißt es eines Tages auch: Nordholm, die nächste Generation.
Interview mit Heino Ferch
Kann man den Zweiteiler "Die Frau im Meer" schauen, ohne die drei anderen Nordholm-Zweiteiler gesehen zu haben?
Die Zweiteiler sind jeweils in sich abgeschlossene Geschichten, die den Zuschauer mit auf die Reise nehmen. In "Die Frau im Meer" geht es um eine Frau, die spurlos auf See verschwunden ist. Man kann diesen Zweiteiler – genau wie die anderen auch – ohne Probleme sehen, wenn man die anderen zuvor nicht gesehen hat. Es kommen kleine Reminder, so dass man sehr schnell durchsteigt, welche Figuren in welchem Verhältnis zueinanderstehen. Dennoch gibt es einen markanten Wiedererkennungswert für die Gemeinde an Zuschauer*innen, die seit 2015 in Nordholm dabei sind.
Was ist das Besondere an diesem Zweiteiler und der Reihe?
Die vier Zweiteiler ergeben nun eine sehr schöne Kette: Es sind intensive, komplexe Geschichten, die wir erzählen. Da wir zwei mal 90 Minuten haben, können wir in die Einzelschicksale und Hintergründe viel tiefer einsteigen als sonst üblich. Wir zeigen authentische Charaktere mit Bezug zur Ostseeküste, an der sie leben. Jeder, der mal in Skandinavien oder im Norden Deutsch-lands im Urlaub war, hat einen unmittelbaren Zugang zu dem besonderen Setting mit den Steilküsten und der wunderschönen Landschaft: Die Küstenregion hat ihren ganz besonderen Schau-wert. Seit 2015 gibt es ja insgesamt eine rasante Entwicklung, es hat sich ja sehr viel getan: Damals war das Format der Miniserie (6 mal 45 Minuten, Anmerkung der Redaktion) für Krimis noch ganz am Anfang. Heute ist es völlig normal – zum Beispiel auch diesen Zweiteiler – hintereinanderweg in der Mediathek zu "bingen". Ich selbst habe in diesem Zeitraum für einige weitere Miniserien verschiedener Genres gedreht. Die Zuschauer*innen mögen das sehr, und ich bin sicher, dass "Die Frau im Meer" sie auch wieder packen wird.
Wie haben Sie mit Thomas Berger zusammengearbeitet?
Ich habe mit Thomas Berger vermutlich schon mehr als 250 Drehtage verbracht (unter anderem auch zur "Allmen"-Reihe), daraus ist eine sehr enge Zusammenarbeit entstanden, die weit im Vorfeld beginnt. Da er die Drehbücher zu dieser Reihe selbst schreibt, stehen wir zu den Ideen schon sehr früh in Kontakt miteinander, vertrauen einander. Thomas Berger kennt mich mittlerweile gut: Er weiß genau, wann ich noch einen Take brauche. Da läuft viel auf der nonverbalen Ebene.
Kommissar Kessler kommt sofort nach Nordholm, als Hella Christensen verschwunden ist. Wieso schaltet er sich ein in die Arbeit der neuen Ermittler Lena Jansen und Volker Brecht?
Kessler hat als langjährige, geschulte Spürnase ein Bauchgefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt. Er übernimmt aus Furcht, dass seiner hochgeschätzten Ex-Kollegin Hella etwas passiert sein könnte und aus Sorge, dass ihr nicht schnell genug Hilfe zu Teil wird, intuitiv das Ruder bei der Suche. Mit seiner übergriffigen und dominanten Art eckt er zwar bei den neuen Kommissar*innen an, sie erkennen aber auch, dass der, der die Gegebenheiten in der Kleinstadt seit Jahren kennt und weiß, wie die Informations-kette läuft, schneller auf die Spur kommt. Man muss jemanden kennen, der jemanden kennt: so nämlich.
Wie würden Sie die Beziehung von Simon Kessler zu Silke Broder beschreiben?
Sie empfinden eine große Nähe zueinander und lieben sich, ohne dies richtig zu leben. Da sind zwei, die sich schützen wollen wegen der schwierigen Erfahrungen, die sie in vorangegangenen Beziehungen gemacht haben. Die Tochter von Silke Broder bringt das eigentlich am besten auf den Punkt: "Was seid ihr so kompliziert? Probiert halt aus, ob es funktionieren kann – dann wisst ihr es." Aber sie folgen ihrer Sehnsucht nicht.
Es scheint, als sei Vertrauen das übergeordnete Thema des Zweiteilers. Mehrere Paare sind in zerrütteten Beziehungen, Jugendliche vertrauen ihren Eltern nicht. Warum so dysfunktional?
Das ist der ganz alte Konflikt zwischen Leidenschaft und Sicherheit bei den Menschen – ein klassischer Konflikt. Ein Freund hat mal so schön gesagt: "Man kann nicht alles haben, es aber versuchen." Letztlich sind alle, die nicht resigniert haben, auf der Suche nach dem Glück, in welcher Form auch immer. Manche suchen dabei in der allgemeinen Zufriedenheit des Alltags nach riskanten Manövern, um einen Kitzel zu haben, sich lebendiger zu fühlen. Allmen, eine meiner Lieblingsfiguren neben Kessler, hat mal so schön gesagt: "Risiko ist gewissermaßen das Gewürz, das dem Gleichmut des Alltags den Hauch der Ewigkeit verleiht."
Können Sie eigentlich segeln?
Ich fühle mich auf dem Wasser sehr wohl, bin aber kein gelernter Skipper, sondern nur Mitsegler, zum Beispiel früher mal bei der Regatta "Admiral's Cup".
Nach all den Drehorten an der Ostsee: Was gefällt Ihnen am besten dort?
Ich persönlich mag den Weißenhäuser Strand am liebsten und die Steilküste, den Kreidefelsen auf der Insel Møn in Dänemark – sechs Kilometer lang, bis zu 128 Meter hoch: ein magischer Ort. Unten führt nur ein schmaler Kiesstrand entlang, der verschwindet, wenn auflandiger Wind herrscht. Da mussten wir mit dem Team mal ganz schnell verschwinden, als Sturm aufkam.
Die Fragen stellte Claudia Maxelon.
Interview mit Anja Kling
Das Mädchen im ZDF-Zweiteiler "Tod eines Mädchens" (2015) war die Tochter von Silke Broder, die Sie in ihrer Trauer eindrucksvoll verkörpert haben. Ihre zweite Film-Tochter Charlotte ist jetzt ein Mädchen in der Pubertät. Wie ist die Beziehung zwischen Mutter und Tochter nach all den Jahren?
Ja, Charlotte ist größer geworden, inzwischen eine junge Frau. Silke hat nach Jennys Tod die alleinige Verantwortung für Charlotte übernommen, und sicher war das nicht leicht. Denn Silke musste den Tod des eigenen Kindes, die Trennung von ihrem Mann Hauke und die schwerwiegende Last der Schuld, mit dem Mörder von Jenny eine heimliche Beziehung gehabt zu haben, verkraften und trotzdem eine möglichst frohsinnige und feinfühlige Mutter für Charlotte bleiben. Auf diesem schweren Weg müssen automatisch Fehler passieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass in dieser Situation die Verlustangst anfängt, eine überbordende Rolle zu spielen, was in der Konsequenz dazu führt, das verbliebene Kind über alle Maßen beschützen zu wollen. Dabei werden dann schnell Grenzen überschritten. Kontrolle statt Vertrauen schadet jeder zwischenmenschlichen Beziehung.
Charlotte findet eine Freundin tot im Wald. Was bedeutet dieser Todesfall und das Verschwinden von Silkes Freundin Hella Christensen für die Familie?
Silke muss sich abermals mit dem Tod befassen, ihre Tochter scheint in irgendeiner Form involviert zu sein, und Silkes Freundin wird vermisst. Natürlich vermutet sie irgendeinen Zusammenhang. Doch ihre Tochter spricht nicht mit ihr. Deshalb bittet Silke Hauke um Hilfe. Ein Verzweiflungsakt. Ein Anker in der Not. Und eine erneute Belastung für den Seelenfrieden der Familie. Zumal Silke inzwischen ein kompliziertes Liebesverhältnis zum leitenden Kommissar Kessler unterhält. Es könnte also nicht verzwickter sein.
Wie ist das Verhältnis zwischen Kessler und Silke derweil?
Kesslers Haltung zu Silke ist ambivalent, worunter Silke mehr und mehr leidet. Aus meiner Sicht, das stand so nicht im Drehbuch, krankt die Beziehung zwischen Kessler und Silke an unausgesprochenen Wahrheiten und der Unfähigkeit, über wahre Gefühle offen sprechen zu können. Kessler überlässt die Verantwortung allein Silke, sie soll die Angelegenheit mit Hauke klären, sich klar zu Kessler bekennen. Er selbst aber verhält sich äußerst zurückhaltend, kommt nur immer mal vorbei und benimmt sich alles andere als verliebt. Das verunsichert Silke, und sie fühlt sich, trotz der großen Zuneigung zu Kessler, immer wieder allein gelassen.
Sie haben selbst zwei Kinder. Können Sie nachvollziehen, dass sich Jugendliche ihren Eltern auch bei ernsten Problemen nicht anvertrauen? Was raten sie Eltern in so einer Situation?
Auf gar keinen Fall Druck machen. Da sein, signalisieren, dass es für alles eine Lösung gibt und ganz viel Liebe. So abgedroschen es klingt: keine Fragen stellen, keine Antworten einfordern. Das Herz sprechen lassen, nicht den Kopf.
Sind Sie eigentlich überzeugte "Landpflanze", oder hat sich das Landleben für Sie und Ihre Familie eher zufällig ergeben?
Ich selbst wohne in einem noch kleineren Ort, als wir es in dem fiktiven Städtchen Nordhorn darstellen. Man kennt sich hier, ich bin hier schon aufgewachsen und zur Schule gegangen. Mag sein, dass das nicht jedermanns Sache ist. Meine schon. Ich liebe diese familiäre Atmosphäre, den Plausch auf der Straße und das Gefühl, bei all meinen Freunden in fünf bis zehn Minuten zu Fuß sein zu können. Hier kann ich atmen, frei sein und spüre keine Enge. Als ich 20 war, liebte ich die Anonymität einer Großstadt wie Berlin, heute kann ich mir das nicht mehr schön vorstellen.
Silke Broder ist Buchhändlerin, was lesen sie gern?
Neben Drehbüchern lese ich am liebsten Biografien oder Geschichten mit wahrem Hintergrund.
Die Fragen stellte Claudia Maxelon.
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