Die geheime Welt der Superreichen: das Milliardenspiel
Film von Julia Friedrichs und Jochen Breyer
Jochen Breyer taucht ein in die Welt der deutschen Superreichen: 237 Milliardäre zählt das Land, Tendenz steigend. Wie leben sie? Wie sind sie reich geworden? Wie blicken sie auf den Rest des Landes und die Debatten um Reichtum und Umverteilung? Der ZDFzeit-Film des Autorenteams Breyer und Friedrichs zeigt auch, wie sich eine ganze Branche von Beratern mit Kontakten bis in Regierungskreise um die Superreichen formiert hat. Und welche Steuertricks sie nutzen, um das Vermögen zu sichern und zu vermehren.
- ZDF Mediathek, ab Montag, 11. Dezember 2023, 19.00 Uhr, fünf Jahre lang
- ZDF, Dienstag, 12. Dezember 2023, 20.15 Uhr
Texte
Stab
Autoren: Julia Friedrichs und Jochen Breyer
Presenter: Jochen Breyer
Kamera: Matteuz Smolka, Nicolai Mehring
Schnitt: Florian Böttger, Filip Pampuch
Produktion: btf
Redaktion: Christian Wilk
Redaktionsleitung: Caroline Reiher
Sendelänge: 44 Minuten
Inhalt
Jochen Breyer taucht ein in der Welt der deutschen Superreichen: 237 Milliardäre zählt das Land, Tendenz steigend. Doch wer der reichste Deutsche ist, war lange geheim. Bis jetzt.
Ein Hotelzimmer für 17.000 Euro pro Nacht? Nichts besonderes für jemanden, der Milliarden hat. Und doch gibt es die Angst, das Vermögen zu verlieren. Deshalb beschäftigen viele Superreiche ganze Teams von Steuerprofis mit Kontakten bis in Regierungskreise.
Die Recherche des Autorenduos Julia Friedrichs und Jochen Breyer ("Geheimsache Katar") führt vom beschaulichen Rheinhessen bis ins mondäne Monaco. Sie begeben sich auf Spurensuche. Wer ist der reichste Deutsche? Und schnell erfahren sie: In den jährlich veröffentlichten Listen taucht ein Name seit Jahren nicht auf. Es ist der Name der Nummer eins des Rankings. Warum ist das so?
Die Welt der Milliardäre gilt als verschlossen, diskret. Julia Friedrichs und Jochen Breyer führen zahlreiche Vorgespräche mit Hochvermögenden, bis sie schließlich eingeladen werden, in die Welt der Superreichen einzutauchen. Präsentator Jochen Breyer darf mit an Bord eines Privatjets, mit dem sich ein bekannter deutscher Unternehmer von Termin zu Termin fliegen lässt. Er trifft auf Investoren, die gesamte Häuserkomplexe und Straßenzüge gekauft haben – so wie bei "Monopoly". Und er diskutiert mit Superreichen über Gerechtigkeitsfragen, aber auch über Steuern. Denn bei ihrer Recherche stoßen die Autoren auf große Kanzleien mit hoch spezialisierten Beratern, die für Hochvermögende hochkomplexe Steuersparmodelle konstruieren. Ein Informant aus der Branche sagt ihnen in einem anonymen Interview: Durch aggressive Steuergestaltung sei es auf legalem Wege möglich, den Steuersatz auf Vermögenserträge auf unter ein Prozent zu drücken. Breyer und Friedrichs machen sich auf einem Event, auf dem Steuerspartricks für Superreiche vorgestellt werden, selbst ein Bild – und bekommen tiefe Einblicke in ein Beratersystem, das auch mit guten Kontakten in die Politik das Beste für die rausholt, die eigentlich schon das meiste haben.
Über die Machart der Doku
Die Dokumentation von Julia Friedrichs und Jochen Breyer vereint – wie auch schon "Geheimsache Katar" – zweierlei: Zum einen den dokumentarischen Teil, in dem Jochen Breyer die geheime Welt der Supereichen erkundet. Er staunt in Monaco über teure Superyachten, auf denen sogar Platz für Millionen-teure Mini-U-Boote ist. Er fliegt mit im Privatjet nach Paris und speist in einem exklusiven Privatclub, in dem der Jahresbeitrag 3.000 Euro kostet. Vor allem aber stellt er einigen von Deutschlands Superreichen Fragen: Wie erleben sie die Debatten über Reichtum? Wie ist es mehr Geld zu haben, als man je wird ausgeben können? Ist es gerecht, wenn Wenige so viel mehr haben als der Rest?
In kurzen Spielfilmsequenzen spielt Schauspielerin Esther Schweins eine fiktive Vermögensverwalterin, die aber reale Rechercheergebnisse präsentiert: geheime Daten über Deutschlands Milliardäre oder Steuertricks für Hochvermögende wie die "Verschonungsbedarfsprüfung".
Von Redakteur Christian Wilk
Fragen an die Filmautoren Julia Friedrichs und Jochen Breyer
Wie haben Sie herausgefunden, wie viele Superreiche es in Deutschland gibt?
Julia Friedrichs: Das Wissen über Deutschlands Reiche ist lückenhaft, da es kein offizielles Vermögensregister gibt. Lediglich die Liste der 500 reichsten Deutschen, die die Zeitschrift "Manager Magazin" jedes Jahr veröffentlicht.
Jochen Breyer: Aber darauf, so unsere Recherche, fehlen Namen. Auch, weil sich das Printmagazin in früheren Rechtsstreitigkeiten verpflichtet hat, diese nicht zu nennen.
Julia Friedrichs: Uns liegen für den Film neue Daten zu den deutschen Milliardären vor. Demnach gibt es in Deutschland 237 Milliardärsfamilien, mehr als bisher bekannt. Auch ihr Vermögen ist – konservativ geschätzt – sehr viel größer als bisher angenommen: Wir gehen von 500 zusätzlichen Milliarden aus.
Was war ihr Antrieb für das Filmprojekt?
Julia Friedrichs: Wir kannten die Daten, wonach das Vermögen der reichsten Menschen in Deutschland nahezu unbeeindruckt von den vielen Krisen weiterwächst. Wir haben die Diskussion verfolgt, die, insbesondere, wenn es um den Konsum der Superreichen geht, sehr empört geführt wurde.
Jochen Breyer: In der Regel wird aber über und nicht mit diesen Menschen geredet. Das wollten wir ändern.
Was waren die Herausforderungen bei der Recherche und der Suche nach Gesprächspartnern?
Jochen Breyer: Daraus ergab sich auch gleich die größte Hürde bei der Recherche: Menschen, die wirklich reich sind, also mindestens mehrere hundert Millionen Euro besitzen, sind in der Regel nicht bereit, sich mit der Kamera begleiten und interviewen zu lassen.
Julia Friedrichs: Die Suche nach Protagonisten war ein echtes Geduldsspiel. Wir haben über Monate Anfragen verschickt, Vorgespräche geführt und sehr, sehr viele Absagen bekommen. Um so wichtiger aber, dass wir dann doch Superreiche gefunden haben, die bereit waren, offen zu reden. Einer von ihnen ist beispielsweise Hans-Peter Wild, Inhaber von Capri-Sun.
Wie sieht Ihre Arbeitsteilung als Autorenduo aus? Sind weitere Projekte geplant?
Julia Friedrichs: Wir recherchieren gemeinsam und tauschen uns permanent über all das, was wir erlebt und herausgefunden haben, aus. Das ist insbesondere bei komplexen Themen wichtig. Allein wäre es kaum möglich, das Ausmaß an Informationen und Eindrücken zu sortieren. Auch bei den Drehs sind wir in der Regel zu zweit: einer vor, eine hinter der Kamera. Allerdings braucht es ja immer weit mehr als zwei Personen, damit ein solcher Film entstehen kann: vor allem die Kameraleute und der Editor helfen wahnsinnig dabei, dass aus all den gesammelten Informationen eine Dokumentation wird, die sowohl spannend als auch verständlich und immer wieder auch äußerst unterhaltsam ist.
Jochen Breyer: Und weil das alles bis hierher in der Zusammenarbeit so gut funktioniert hat, wird der Film über die Superreichen ganz sicher nicht unser letzter gewesen sein.
O-Töne aus dem Film
Hans Peter Wild, Gründer "Capri Sun", über seinen Erfolg:
"Es gibt keinen Erfolg ohne harte Arbeit. Egal wo. Ich habe immer hart gearbeitet."
Rainer Zitelmann, Buchautor und Historiker, über den Kampf zwischen Staat und Vermögenden:
"Es gibt einen Kampf zwischen Staat und der Politik auf der einen Seite und den Vermögenden auf der anderen Seite. Da, wo der Staat versucht, immer mehr wegzunehmen. Und die anderen versuchen logischerweise, Mittel und Wege zu finden – ich spreche jetzt nur von legalen Wegen –, um das zu verhindern."
Harald Christ, Unternehmer, über gesellschaftliche Verantwortung von Vermögenden:
"Mir ist es wichtig, dass etwas passiert in diesem Land und dass Unternehmer und Vermögen, Menschen mit Wohlstand, Verantwortung übernehmen, Haltung zeigen, sich einbringen."
Biografische Notiz: Julia Friedrich und Jochen Breyer
2022 veröffentlichten Julia Friedrich und Jochen Breyer ihren ersten gemeinsamen Film, die viel diskutierte ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar", in der Jochen Breyer auch schon der Presenter war.
Julia Friedrichs arbeitet als Autorin von Dokumentationen für ARD und ZDF und schreibt für die ZEIT. Sie hat mehrere Bücher verfasst, darunter die Bestseller "Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht" (2015) sowie "Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können" (2021). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Grimme-Preis, den Otto-Brenner-Preis sowie 2022 den Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik.
Jochen Breyer ist seit 2007 für das ZDF als Redakteur, Reporter, Moderator und Presenter tätig. Weitere Informationen finden Sie unter: https://presseportal.zdf.de/biografien/uebersicht/breyer-jochen
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