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Doktor Ballouz

Sechsteilige Primetime-Serie

Knittriger Trenchcoat, kleiner Trabi und ein großes Herz sind das Markenzeichen von Dr. Ballouz (Merab Ninidze), dem ungewöhnlichen Chefarzt einer kleinen Klinik in der Uckermark. Gemeinsam mit seinem Team kämpft er für das Wohl der Patienten in dem idyllischen, aber strukturschwachen Landstrich und gegen die eigene Vergangenheit.

  • ZDF Mediathek, Alle Folgen noch bis 31. März 2022 abrufbar

Texte

"Eine besondere Serie zur rechten Zeit"
Von Heike Hempel, stellvertretende ZDF-Programmdirektorin

"Doktor Ballouz" ist der Arzt, auf den wir gewartet haben in diesen Zeiten: Warmherzig und aufrichtig, empathisch, klug, kompetent und vertrauenswürdig – einer der leisen, zurückhaltenden Art, der nicht viel Worte macht, aber bleibt, wenn es eng wird. Eine Primetime-Serie mit der klaren Handschrift von Conni Lubek als Autorin, die zusammen mit Uwe Urbas als Produzent (X-Filme) entstanden ist. Wir freuen uns Ihnen mit "Doktor Ballouz" eine besondere Serie zur rechten Zeit zu präsentieren.

Ein Herz für Menschen
Von Redakteur Bastian Wagner

Kilometerlange Alleen, in der Sonne glitzernde Seen, pittoresk gelegene Höfe. Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, warum sich Doktor Amin Ballouz in die Uckermark verliebt haben könnte, als er vor langer Zeit aus seinem Heimatland fliehen musste. Und doch sind es vor allem die Menschen, die ihn haben bleiben lassen in diesem idyllischen Landstrich nahe der polnischen Grenze. Stolze, bodenständige Menschen mit großem Herz und rauem Charme. Gleichzeitig sind sie zerrissen zwischen Heimatliebe und Abwanderungsgedanken, zwischen Strukturwandel und der Bewahrung des Bekannten, zwischen ostdeutscher Vergangenheit und gesamtdeutscher Gegenwart. Für diese Menschen setzt sich Doktor Ballouz in seiner täglichen Arbeit im Krankenhaus ein – mit ganzem Herz und seiner sehr besonderen Art.

Merab Ninidze gibt diesem ungewöhnlichen Arzt mit seinem feinfühligen Spiel ein Gesicht. Conni Lubek als Headautorin und Uwe Urbas als Produzent ist es gelungen – trotz erschwerten Drehbedingungen inmitten einer Pandemie –, eine emotionale, ergreifende Serie zu schaffen, die relevante Themen aufgreift, Wärme ausstrahlt und Hoffnung macht. Hoffnung, dass es wieder besser wird – ein Gefühl, dass uns derzeit allen gut tut.

Mut und Hoffnung
Statement von Produzent Uwe Urbas

Vor zwei Jahren hat mein bester Freund aufgrund einer Nierenerkrankung beide Beine verloren. Seither sitzt er im Rollstuhl, und ich bewundere ihn und seine Frau, wie sie gemeinsam ihren Alltag meistern. Ich habe fast jeden Tag im Krankenhaus verbracht und fühlte mich hilflos, da mir die Worte fehlten. Krankheiten oder auch der Tod kommen meist völlig unerwartet, treffen einen mit voller Härte. Man kann sich selten darauf vorbereiten. Ich habe lange gezögert, Geschichten aus einem Krankenhaus zu erzählen, sah aber die Chance, Menschen Mut zu machen, ihnen Hoffnung zu geben. Unsere Klinik ist sicherlich eine Utopie, aber in Zeiten von Corona, in der wir Kontakte reduzieren und Abstand halten müssen, wünscht man sich vielleicht genau das: einen Ort der Nähe, der Zuversicht.

Conni Lubek und ihrem Team ist es gelungen, von diesem Ort zu erzählen. Von einem Arzt, der Trost spendet, obwohl er selbst trauert, der Worte für das Unaussprechliche findet. Von Patienten, die sich ihrem Schicksal entgegenstellen und Geschichten, die Mut machen und Hoffnung geben.

Ich bin dankbar, dass Merab Ninidze und all die großartigen Schauspielerinnen und Schauspieler unseren Figuren ihr Gesicht geliehen haben und durch ihr Spiel eine Serie entstanden ist, die mitreißt und berührt und würde mir wünschen, dass unsere Serie den Weg zu den Zuschauern findet. Die Hoffnung ist groß.

Sendetermine, Stab und Besetzung

Donnerstag, 8. April 2021, 20.15 Uhr (Folge 1+2)
Donnerstag, 15. April.2021, 20.15 Uhr (Folge 3+4)
Donnerstag, 22. April 2021, 20.15 Uhr (Folge 5+6)
ZDFmediathek: Alle Folgen ab Donnerstag, 1. April 2021, 10.00 Uhr

Doktor Ballouz
Sechsteilige Primetime-Serie

Stab
Buch_____Conni Lubek, Kerstin Laudascher, Silja Clemens Headautorin_____Conni Lubek
Regie_____Andreas Menck, Philipp Osthus
Kamera_____Julian Landweer, Christof Wahl
Schnitt_____Claudia Klook, Julia Dupuis, Mark Broszeit
Musik_____Boris Bojadzhiev
Ton_____Andreas Walther
Szenenbild_____Jurek Kuttner
Cast_____Marc Schötteldreier
Kostüm_____Gitti Fuchs
Maske_____Irmela Osswald, Judith Müller
Music-Supervision_____Kai Schoormann
Produktionsleitung_____Christa Lassen, Jörg Kuhlmann
Produktion_____X Filme Creative Pool, Berlin
Produzent_____Uwe Urbas
Producerin_____Jana-Maria Kreutzer
Teamleitung ZDF_____Johannes Frick-Königsmann
Redaktion_____Bastian Wagner, Anna Ellmann
Länge_____6 x 45 Minuten

Die durchgehenden Rollen und ihre Darsteller*innen
Dr. Amin Ballouz_____Merab Ninidze
Dr. Barbara Forster_____Julia Richter
Dr. Mark Schilling_____Daniel Fritz
Dr. Michelle Schwan_____Nadja Bobyleva
Vincent Patzke_____Vincent Krüger
Mara Ballouz_____Clelia Sarto
Schwester Irina_____Monika Anna Wojtyllo
Prof. Frey_____Michael Kind
Tankstellenbesitzerin Cindy_____Barbara Philipp
und andere

Episodendarsteller*innen
Andrea Sawatzki, Jörg Schüttauf, Inka Friedrich, Dietrich Hollinderbäumer, Monika Lennartz, Julia Wachowiak, Anna Hausburg, Sophie Lutz, Mavie Meschkowski, Jonas Laux, Matthias Ziesing, Stefan Rudolf, Holger Franke, Leonhard Rosik, Lennart Betzgen, Farina Flebbe, Anton Spieker, Bejamin Kramme, Ludwig Senger, Lea Freund, Oleg Tikhomirov, Ruth Reinecke und weitere.

Inhalt

Dr. Amin Ballouz, Chirurg und Chefarzt einer kleinen Klinik in der Uckermark, ist kein gewöhnlicher Doktor. Knittriger Trenchcoat, kleiner Trabi und vor allem ein großes Herz im Umgang mit den Patienten sind seine Markenzeichen. Gemeinsam mit seinem Team ist er die letzte Bastion der medizinischen Versorgung in dem idyllischen, aber strukturschwachen Landstrich an der polnischen Grenze.

Als junger Mann ist er aus seiner Heimat geflohen und genau dort, in der Uckermark, hängen geblieben. Aus Liebe zu seiner Frau Mara, aber ebenso zu dem Land und seinen Menschen, die ihn aufgenommen haben. Für ihn sind seine Patientinnen und Patienten und seine Kolleginnen und Kollegen seine Familie. Erst recht, seit Mara nicht mehr bei ihm ist. Ballouz ist Witwer. Seither arbeitet er noch mehr und verlässt die Klinik meist spät nachts.

Zu Ballouz' Team gehören die Neurologin Dr. Barbara Forster, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verbindet, Dr. Mark Schilling, ein zielstrebiger Oberarzt, sowie die Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan, die in Ballouz ebenso einen Mentor findet, wie der rebellische Außenseiter Vincent, der im Krankenhaus als Reinigungskraft Sozialstunden leistet.

Die Patientenfälle, mit denen es Dr. Ballouz zu tun bekommt, sind dramatisch und hochemotional. Und gleichzeitig spiegeln sich in ihnen aktuelle gesellschaftliche Themen wider.

Die Serie "Doktor Ballouz" ist eine fiktive Geschichte, auch die kleine Klinik in der Uckermark ist fiktiv. Die Serie beruht auf Motiven des Sachbuchs "Deutschland draußen: Das Leben des Dr. Amin Ballouz, Landarzt".

 

Folge 1: Willkommen zurück
Donnerstag, 8. April 2021, 20.15 Uhr

Nach dem Tod seiner Frau Mara kehrt Chefarzt Dr. Ballouz in seine Klinik zurück. Doch schon bald holen ihn schmerzliche Erinnerungen ein. War es zu früh, zurückzukehren?

Auf einer Allee verunglückt die hochschwangere Christina mit ihrer sechsjährigen Tochter Flori. Dr. Ballouz leistet erste Hilfe und kehrt mit Christina und Flori an seine alte Wirkungsstätte, einer kleinen Klinik in der Uckermark, zurück. Gemeinsam mit Neurologin Dr. Barbara Forster kämpft Ballouz um Christinas Leben und das ihres ungeborenen Babys. Und auch die kleine Flori, von der Ballouz erst dachte, sie sei unverletzt, braucht seine Hilfe. Bei ihr ist es die Seele, die Wunden trägt. Als schmerzliche Erinnerungen ihn einholen, zweifelt Ballouz, ob seine Rückkehr richtig war.

In der Ambulanz behandelt Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan einen jungen Familienvater, dessen Arm beim Fußballspielen mit seinen Söhnen gebrochen ist. Der Unfallhergang macht Dr. Michelle Schwan stutzig und schon bald nimmt der Fall eine dramatische Wendung.

 

Folge 2: Grüßen Sie meine Frau
Donnerstag, 8. April 2021, 21.00 Uhr

Herr Schenk hat Krebs und wird die Klinik nicht mehr lebend verlassen. Seine größte Sorge gilt seiner Katze, die er auf dem Hof zurücklassen musste. Als Schenk eine Lungenentzündung bekommt, will Dr. Michelle Schwan ihn behandeln. Doch Ballouz weiß, dass Schenk sich danach sehnt, zu sterben und dass es nur eines gibt, was er noch für ihn tun kann. Allerdings hat Ballouz eine Katzenphobie.

Ohne Bewusstsein wird Wachmann Rosin in die Klinik eingeliefert. Die Aufnahmen zeigen ein Aneurysma im Kopf. Neurologin Dr. Barbara Forster will den Schädel öffnen, um den Hirndruck zu senken – die einzige Chance, Rosins Leben zu retten. Doch seine Frau verweigert die Zustimmung zu der OP.

 

Folge 3: Workaholic
Donnerstag, 15. April 2021, 20.15 Uhr

Ballouz wird schmerzlich bewusst, dass es Probleme in seiner Ehe mit Mara gab. Vor allem hatte er nie Zeit für sie, die Arbeit war immer wichtiger.

Dr. Michelle Schwan wird von Schwester Irina in einen Loyalitätskonflikt gebracht, als diese nicht zum Dienst erscheint und kurz darauf in Begleitung ihres Sohnes Alexander mit dem Rettungswagen eingeliefert wird. Dr. Schwan macht sich große Sorgen um ihre Kollegin und Freundin, doch der Unfallhergang und das Verhalten gegenüber ihres Sohnes machen sie stutzig und sie forscht nach.

Dr. Ballouz behandelt in der Klinik zwei Teenager, die eines verbindet: die Aussicht auf ein Leben im Rollstuhl. Während Cara bereits auf diesen angewiesen ist, werden die Symptome des an Multipler Sklerose erkrankten Lukas zunehmend schlechter, so dass auch er sich plötzlich im Rollstuhl befindet. Die Vorstellung, nicht mehr laufen zu können, reißt ihn in ein tiefes Loch. Dr. Ballouz bringt die beiden zusammen, da er glaubt, dass sie einander helfen können. In ihrem Schicksal vereint, finden Cara und Lukas Halt. Doch als Lukas sich Cara körperlich annähern will, bricht sie das Date ab.

Nebenbei sucht Ballouz für die Katze des verstorbenen Herrn Schenk händeringend ein neues Zuhause.

 

Folge 4: Unzertrennlich
Donnerstag, 15. April 2021, 21.00 Uhr

Noch bevor er seiner Braut Vivian das Ja-Wort geben kann, bricht Bräutigam Freddy vor dem Altar zusammen. Zwar geht es ihm in der Klinik schnell wieder gut, doch Ballouz findet heraus, dass es nicht die Nervosität war, die zu Freddys Zusammenbruch führte. Freddys Herz ist aufgrund einer verschleppten Krankheit geschädigt, seine einzige Chance ist eine sofortige OP. "Bis dass der Tod euch scheidet" – dieses Versprechen, das Freddy vorher furchterregend lang erschien, gilt nun vielleicht beängstigend kurz. Vivian und Freddy geben es sich vor der Operation trotzdem und hoffen, dass sie sich wiedersehen.

Oberarzt Dr. Mark Schilling stellt bei der achtzigjährigen Wilma ein Leberkarzinom fest. Doch Wilma verweigert die Behandlung, da sie ihre an Alzheimer erkrankte Schwester Luise versorgen muss. Die beiden gehen seit jeher Hand in Hand durchs Leben und waren noch nie getrennt. Wilma sieht nur einen Ausweg. Doch sie hat Luises Lebenswillen unterschätzt.

 

Folge 5: Eine lange Nacht
Donnerstag, 22. April 2021, 20.15 Uhr

Nach einer Explosion in der nahegelegenen Erdölraffinerie werden zahlreiche Verletzte in die Klinik eingeliefert. Leben und Tod, Liebe und Leid, Glück und Tragödien – alles kulminiert in einer einzigen langen Nacht, in der die Ärztinnen und Ärzte um das Überleben der zahlreichen Verletzten kämpfen. Als Dr. Ballouz seinen Patienten Manfred nach dessen OP zum Hergang der Explosion befragt, kann dieser sich zunächst an nichts erinnern. Doch bei der Suche nach seinem vermissten Freund Axel kehren Manfreds Erinnerungen zurück. Ist er schuld an dem entsetzlichen Unglück?

Als Feuerwehrmann Christian mit starken Verbrennungen in die Klinik eingeliefert wird, stockt Neurologin Dr. Barbara Forster der Atem. Kennt sie den schwerverletzten Feuerwehrmann? Ist er der Mann, den sie zumindest erwogen hatte kennenzulernen, als sie sein Foto kurz zuvor auf einem Datingportal gesehen hat? Dr. Forster und der Feuerwehrmann flirten miteinander. Wer weiß, vielleicht kann aus den beiden ja mal was werden. Doch sie wissen längst, dass der Verletzte diese Nacht nicht überleben wird.

Der Anblick der zahlreichen Schwerverletzten bringt Dr. Michelle Schwan an ihre Grenzen. Sie bittet ihren Kollegen Mark, sich um die leichten Fälle kümmern zu dürfen. Doch als es bei einem vermeintlich leicht verletzten Patienten zu einer dramatischen Komplikation kommt, ist Dr. Schwan plötzlich ganz auf sich allein gestellt.

 

Folge 6: Mara
Donnerstag, 22. April 2021, 21.00 Uhr

Die Kinder in einer Kita glauben, ihre Erzieherin wäre nur eingeschlafen – doch Marlene ist tot. Hirntot, das zeigen die Untersuchungen in der Klinik. Die Eltern der Erzieherin wollen nicht akzeptieren, dass das dasselbe ist. Und auch nicht das, was ihre Tochter sich für diesen Fall gewünscht hat. Ballouz, der bei Maras Tod vor genau derselben Entscheidung stand, die Organe eines geliebten Menschen zu spenden oder nicht, durchlebt den Tag ihres Unfalls und sein Trauma ein zweites Mal. Doch darin liegt auch die Chance, Mara loszulassen.

Um ihren altersstarrsinnigen und ihrer Ansicht nach nicht mehr fahrtüchtigen Ehemann Norbert aus dem Verkehr zu ziehen, hat Eva Willeke dessen Autoschlüssel verschluckt. Doch Norbert ist sein Leben lang Auto gefahren und hat nicht vor, damit aufzuhören. Jetzt fordert er seinen Autoschlüssel zurück und bringt Dr. Mark Schilling und Dr. Barbara Forster an den Rand ihrer Geduld.

Der Arzt, den wir uns wünschen
Statement von Headautorin Conni Lubek

Dr. Ballouz ist der Arzt, den wir uns alle wünschen – und den wir, solange unser Gesundheitssystem ist, wie es ist, wahrscheinlich nie bekommen. Sorry. Ein Arzt, der sich einen Stuhl nimmt und sich im Krankenhaus an dein Bett setzt. Der seelenruhig in dein schwitzendes Käse-Brötchen beißt, das da noch vom Frühstück liegt, und mit warmer, freundlicher Stimme kauend fragt: "Wie kann ich Ihnen helfen?" Ein Arzt, der sogar die Güte besitzt, dich sterben zu lassen, wenn das Leiden dank der Möglichkeiten der Medizin einfach kein Ende nehmen will. Und der auch die OP nicht mehr macht, die nur noch der Bilanz der Klinik guttun würde. In der Realität, in der Krankenhäuser gewinnorientiert arbeiten, würde einer wie Dr. Ballouz nicht Chefarzt, sondern gefeuert werden.

"Umso größer war das Vergnügen, diese Figur zusammen mit Produzent Uwe Urbas und den Autorinnen Kerstin Laudascher und Silja Clemens entwickeln zu dürfen." Unendlich dankbar sind wir auch Merab Ninidze, der sie nun so wunderbar sanft und melancholisch verkörpert.

Ach ja, und Dr. Ballouz ist Migrant, aber darum geht es nicht. Die Tatsache, dass wir das nicht besonders ausstellen, ist durchaus als Statement zu verstehen.

Gedanken zu "Doktor Ballouz"
Von Regisseur Andreas Menck

Am meisten hat mich an Ballouz gereizt, dass wir die Geschichte eines ausländischen Arztes in der Uckermark erzählen, ohne dass wir auf dieses Thema eingehen. Es ist einfach so gesetzt und entspricht damit der Wirklichkeit in Deutschland. Nur ins Fernsehen hat es die Tatsache, dass es ausländische Ärzte gibt, bisher nicht geschafft.

Anstatt also mal wieder die Geschichte eines armen Ausländers, der sich seinen Platz in einer ablehnenden Umgebung erkämpfen muss, zu erzählen, zeigen wir die Geschichte eines Menschen, der die Trauer über den Tod seiner Frau überwinden muss. Wo dieser Mensch geboren ist, spielt hier zum Glück keine Rolle.

"Ein überzeugter Idealist"
Fragen Schauspieler Merab Ninidze

Sie spielen in zahlreichen deutschen Fernsehproduktionen ebenso wie in internationalen Serien und Kinofilmen wie "McMafia" und "The Courier". Was hat Sie an der Rolle des Dr. Ballouz gereizt?

Merab Ninidze: Ballouz ist ein guter Mensch. Offen und neugierig. Er nimmt sich Zeit für seine Patienten und glaubt an das Gute im Menschen. Der Verlust seiner Frau prägt ihn und macht ihn zu einem noch größeren Menschenfreund. Ballouz ist unkonventionell und eigen – ein überzeugter Idealist, der in unserer Zeit fast altmodisch wirkt. Das hat mich an dieser Figur gereizt.

Dr. Ballouz kommt nur schwer über den Verlust seiner Frau hinweg. Warum kann er nicht loslassen?

Merab Ninidze: Ballouz hatte eine sehr innige Beziehung zu seiner Frau Mara. Als sie nach einem Autounfall schwerverletzt in die Klinik eingeliefert wurde, konnte er ihr selbst als erfahrener Arzt nicht mehr helfen. Dieses Trauma verfolgt ihn. Er kann Mara nicht aus seinem Leben gehen lassen. Das Loslassen ist eine der schwierigsten Aufgaben. Und wir erleben ihn in diesem Prozess.

Er kommt einem häufig einsam vor. Welche Rolle spielt für ihn die Katze, die wohl oder übel an ihm hängenbliebt?

Merab Ninidze: Ballouz hat keine Chance: Die Katze wählt ihn sich als neuen Partner aus. In einem Moment der tiefen Trauer tritt sie in sein Leben. Fast wie eine Fügung. Er lässt wieder Nähe zu, lernt, sich auf ein neues Lebewesen einzulassen. Ballouz fühlt sich mit dem Tier verbunden und entwickelt ein Verantwortungsgefühl für die Katze – auch wenn sie ihn nervt.

"Doktor Ballouz" spielt in der Uckermark. Wie sehr prägt die Landschaft auch die Geschichten der Reihe?

Merab Ninidze: Ich bin gerne in der Natur, genieße die Ruhe. Die Landschaft in der Uckermark ist sehr idyllisch und sorgte für eine besondere Atmosphäre beim Dreh. Die raue Natur prägt die wenigen Menschen, die dort leben, die nicht weggezogen sind und treu zu ihrer Heimat stehen – ein zentrales Thema dieser Serie. Ballouz musste aus seiner Heimat fliehen und hat in der Uckermark eine neue Familie gefunden.

Sie kommen aus Georgien, gibt es Parallelen oder Erfahrungen, die Sie mit Dr. Ballouz teilen?

Merab Ninidze: Ein Fremder in einem fremden Land zu sein, ist eine Erfahrung, die mich persönlich mit Ballouz sehr verbindet.

Glauben Sie, dass unser durchkomponiertes Gesundheitssystem mehr Menschlichkeit vertragen könnte?

Merab Ninidze: Hahaha … ich glaube, nicht nur das Gesundheitssystem könnte mehr Menschlichkeit vertragen, sondern vor allem politische Systeme sollten hier mehr Solidarität zeigen.

Die Fragen stellte Ana Radica.

Interview mit Merab Ninidze als Audiodatei

Hier finden Sie ein Interview mit Merab Ninidze als Audiodatei sowie eine pdf-Datei mit der Abschrift des Interviews.

Statements der Schauspieler*innen
Julia Richter, Daniel Fitz, Nadja Bobyleva, Vincent Krüger

Julia Richter (Rolle: Dr. Barbara Foster)

… über das Casting:

"Das Casting von Marc Schötteldreier für "Doktor Ballouz" mit Merab Ninidze und Regisseur Andreas Menck war für mich ein sehr besonderes Treffen. Ich wollte sofort mit beiden weiterarbeiten. Andreas Menck suchte zwischen Dr. Ballouz und der Ärztin Dr. Forster die Ebene, die hinter den Worten liegt, die kleinen Momente und verpassten Augenblicke – einer öffnet sich, der andere macht gerade dicht, der eine nimmt es persönlich und schützt sich, da öffnet sich der andere wieder. Das galt es herauszuarbeiten. Beide Figuren gehen in ihrem Beruf auf, beide sind sehr starke Persönlichkeiten, haben aber privat auch einsame Seiten."

... über ihre Rolle:

"Barbara Forster wollte immer Ärztin werden: Menschen helfen, Leben retten, Gutes tun, Verantwortung übernehmen, im Team arbeiten. Sie weiß, dass sie eine gute Ärztin ist. Sie genießt, dass jeder Arbeitstag sie neu fordert. Sie arbeitet gern – straight und lösungsorientiert. Sie ist im Osten aufgewachsen und muss nicht mehr über Emanzipation reden, sie lebt sie ganz selbstverständlich."

... über ihre Beziehung zu Ballouz:

"Zu Ballouz hat sie eine besondere Verbindung, eine Vertrautheit über die nicht gesprochen wird. Beide schätzen sich gegenseitig, sie vertrauen sich, sie wissen viel voneinander. Vielleicht zu viel? Ob sie mehr als befreundet sein wollen beziehungsweise können? Darüber reden Ballouz und Barbara Forster nicht."

... über die Herausforderung des Drehs:

"Vor dem Dreh wurden wir fachlich eingewiesen und hatten medizinische Berater am Set, was uns sehr geholfen hat. Zudem hat Regisseur Andreas Menck als Rettungssanitäter gearbeitet, kennt sich im medizinischen Bereich aus und geht routiniert mit Fachbegriffen um. Für mich war und ist es eine große Herausforderung, sich das spezielle Wissen einer Ärztin zu erspielen: die Fachsprache, die Handgriffe oder das fachliche Blicken auf Monitore mit CT- und Ultraschallbildern."

... über Emotionen:

"Als ich Mitte der 90er-Jahre begann, zu arbeiten, gab es vor allem männliche Regisseure, die sich genierten, wenn sie über emotionale Spielmomente sprachen, oder sich für kitschige Szenen entschuldigten.
Für mich ist Emotion kein Kitsch, wenn man die Gefühle ernst nimmt. Und was macht es mit uns, wenn wir Jemanden dabei zusehen und ihm glauben? Es berührt uns. Das ist für mich mit das Spannendste an diesem Beruf – welche Emotionen kommen in welchen Augenblicken hoch und warum?"

… über die "kleinen Geschichten" dahinter:

"Wir wollen die "kleinen Geschichten" suchen, hinter den Schicksalen der Patienten, und genau hinschauen, was die Menschen bewegt, welche Emotionen entstehen – gerade auch, weil es diese Art von Klinik in der Realität nicht gibt."

 

Daniel Fritz (Rolle: Dr. Mark Schilling)

... über Gänsehaut beim Drehbuchlesen:

"Als ich die Drehbücher der Serie zum ersten Mal las, fiel mir gleich ins Auge, wie dicht die Dialoge und Szenen geschrieben sind. Gänsehaut und ab und an ein feuchtes Auge haben mich aufhorchen lassen. Es war mir gleich klar, dass in diesen Büchern persönliche Geschichten, Herzblut und viel Ahnung von zwischenmenschlichem Verhalten stecken. Zwischen den oft sehr emotionalen Szenen und Dialogen gibt es wenig Luft zum Atmen, was nicht nur mich als Schauspieler, sondern vor allem auch Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine schöne Weise fordern wird."

... über die Serie und die Umstände beim Dreh:

"Ich denke, es ist uns gelungen, eine Krankenhausserie zu produzieren, in der wir den Menschen sowohl im Arzt als auch im Patienten sowie deren Beziehung zueinander in den Vordergrund stellen. Natürlich waren die Umstände bei diesem Dreh auch durch die momentanen Ereignisse besonders. Trotzdem oder gerade weil wir alle noch mehr als sonst aufeinander achten mussten, ist es uns gelungen, eine Serie zu schaffen, die Nähe und Menschlichkeit vermittelt.

 

Nadja Bobyleva (Rolle: Dr. Michelle Schwan)

... über die Herausforderung, eine Ärztin zu spielen:

"Ich spiele Michelle, eine junge Assistenzärztin, die mit ihrem Beruf hadert. Michele ist recht neu an der Klinik und tritt ihren Beruf mit einer gewissen Idealisierung an. Sie will Menschen helfen und ist schnell überfordert mit dem harten Krankenhaus-Alltag. Infolgedessen stellt sie sich in diesem Beruf infrage. Für mich war es sehr spannend, den Beruf der Ärztin durch diese Rolle zu erleben. Vor allem, weil eine meiner engsten Freundinnen Ärztin ist, und ich im Vorfeld einiges durch sie über diesen Beruf erfahren habe.

... über die Zusammenarbeit mit Merab Ninidze:

"Es war mir eine Ehre, mit einem so großartigen Schauspieler wie Merab Ninidze zu arbeiten. Merab ist so authentisch in seinem Spiel, dass man oft das Drumherum vergisst – man ist völlig bei ihm und lebt die Situation, anstatt diese zu spielen. So ein Kollege ist ein großes Geschenk."

 

Vincent Krüger (Rolle: Vincent Patzke)

... über seine Rolle:

"Vincent ist ein sympathischer, hilfsbereiter Typ mit einem großen Herzen am richtigen Fleck. Nur wenn es sein muss, geht er manchmal einen Schritt zu weit. Im Grunde seines Herzens ist er ein feiner Kerl, genau das hat mir an der Rolle besonders gefallen. Vincent muss den Job in der Klinik von Dr. Ballouz annehmen, um eine Sozialstrafe abzuarbeiten. Dadurch, dass er dort kranke Menschen sieht, macht er eine Entwicklung durch und lernt, was wirklich im Leben zählt."

... über die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen:

"Nadja Bobyleva ist eine sehr professionelle Kollegin. Ich finde es sehr beeindruckend, dass sie schon mit Steven Spielberg gedreht hat. Dazu habe ich sie gleich befragt. Und mit Merab Ninidze zusammenzuarbeiten, ist absolut großartig. Er ist ein toller Typ."

... über die Dreharbeiten:

"In der Uckermark habe ich ein paar Mal gedreht – und landschaftlich gibt es da so viel zu entdecken, wenn man gerade nicht dreht. Für mich am schönsten war es, wieder mit Uwe Urbas als Produzenten drehen zu dürfen, den ich seit "Familie Braun" menschlich sehr schätze."

Die Fragen stellte Ana Radica.

Weitere Informationen

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