Ein Tag in der DDR
Dreiteilige Terra X History-Dokureihe
Die Dokureihe erzählt Geschichte aus drei persönlichen Perspektiven, die überraschende Einblicke in die DDR der 1980er-Jahre gewähren. Im Fokus stehen drei Tage und ihre Schlüsselereignisse: der spektakuläre Sturz des Politbüromitglieds Konrad Naumann (1985), der letzte Coup einer ganzen Reihe von Diebstählen fabrikneuer Trabis durch einen Arbeiter (1988) und die waghalsige Flucht mit einer Planierraupe über die deutsch-deutsche Grenze (1982). Interviews mit Zeitzeugen und Historikern, historisches Film- und Fotomaterial, aktuelle Drehs von den Originalschauplätzen werden ergänzt durch szenische Darstellungen der Ereignisse.
- ZDF Mediathek, Alle Folgen ab 17. Juni .2023, 10:00 Uhr, fünf Jahre lang
- ZDF, So, 25. Juni 2023, 23.45 Uhr / Di, 27. Juni 2023, 20.15 Uhr / Di, 4. Juli 2023, 20.15 Uhr
Texte
Sendetitel und -termine
ZDFmediathek: ab Samstag, 17. Juni 2023, 10.00 Uhr, fünf Jahre lang
ZDF: Sonntag, 25. Juni 2023, 23.45 Uhr
Ein Tag in der DDR – Der Politbüro-Skandal (1/3)
Terra X History-Dokumentation von Mario Sporn und Thomas Grimm
ZDFmediathek: ab Samstag, 17. Juni 2023, 10.00 Uhr, fünf Jahre lang
Dienstag, 27. Juni 2023, 20.15 Uhr
Ein Tag in der DDR – Der Trabi-Krimi (2/3)
Terra X History-Dokumentation von Friedrich Scherer
ZDFmediathek: ab Samstag, 17. Juni 2023, 10.00 Uhr, fünf Jahre lang
Dienstag, 4. Juli 2023, 20.15 Uhr
Ein Tag in der DDR – Die Flucht mit der Raupe (3/3)
Terra X History-Dokumentation von Oliver Halmburger und Steffi Lischke
Tage in der DDR, drei Schicksale in ihrer Zeit / Von Stefan Brauburger, Leiter der Redaktion Zeitgeschichte
Auch das ZDF erinnert in diesen Wochen an den 17. Juni 1953, den Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren. Die dreiteilige Dokureihe "Ein Tag in der DDR" wird zum Jahrestag in die Mediathek gestellt, noch vor dem Sendestart. Die Filme knüpfen insofern an das Erinnerungsdatum an, weil sie verdeutlichen, wie sich in den 1980er-Jahren zeigte, dass das SED-Regime die Gründe des Aufstandes von 1953 nie selbstkritisch aufgearbeitet, geschweige denn daraus gelernt hatte.
Die Filme widmen sich drei sehr verschiedenen persönlichen Geschichten aus den 1980er-Jahren. Es geht um – vor allem für die Protagonisten – folgenreiche Tage (in der DDR), die weniger bekannt, aber doch kennzeichnend sind für ihre Zeit: "Der Trabi-Krimi" dreht sich um einen spektakulären Autoklau durch einen Trabi-Werksangehörigen. "Das Flucht-Drama" zeigt die unglaubliche wie gefährliche Flucht mit einer Raupe über die innerdeutsche Grenze. Und der "Politbüro-Skandal" schließlich die Demontage und Absetzung eines populären Spitzengenossen. Die drei Filme gewähren Einblicke in einen Staat und seine Lebenswelten, die mit Schlagworten wie "Unrechtsregime", "Mangelwirtschaft" oder "Mauerstaat" nicht zu fassen sind. Alle Akteure der Filme lebten an ihrem Platz auf eigene Weise eingebunden in das DDR-System, waren Teil von dessen Alltag: Der Trabi-Dieb als Arbeiter im VEB-Sachsenring, die anderen als abenteuerlustiger Freundeskreis im grenznahen Raum und schließlich das bekannte Politbüro-Mitglied Konrad Naumann, das durch Eskapaden immer öfter aus der Rolle fiel.
Der Autoklau fand in einem volkseigenen Betrieb statt, der Dieb war Teil des Milieus, wollte aber ein Leben mit mehr Luxus. Die drei Freunde, die später fliehen, genießen eigentlich ihr Dasein als Hobbyschrauber und Bastler, fühlen sich frei, wenn sie mit ihren Motorrädern auf Tour gehen. Eher aus einer Bierlaune heraus treffen sie schließlich die Entscheidung zur Flucht. Der Fall Naumann gewährt schließlich Einblicke in einen Machtapparat, der den DDR-Bürgern seinerzeit verschlossen blieb, und dessen Geschichte immer noch Überraschungen bietet. Konrad Naumann forderte Erich Honecker heraus – und stürzte. Der Staats- und Parteichef bereute dann allerdings später – nach der Wende –, dass er den populären SED-Chef von Ost-Berlin abgesetzt hatte.
Die drei Episoden eröffnen den Blick auf das letzte Jahrzehnt der DDR, spiegeln Entwicklungen, die schließlich auch zum Untergang des Staates führten: Die zunehmend vergreisende SED-Führungsebene verschloss sich allen Reformen, verkannte den Freiheitswillen der Bürger. Als sich dann 1989 erste Schlupflöcher im Eisernen Vorhang auftaten und der Umbruch in anderen Ländern des "Ostblocks" begann, kam es zu einer Sogwirkung, die das Regime ins Wanken brachte. So geben die drei besonderen Tage Einblicke in das "andere Deutschland", das am Ende seinen zentrifugalen Kräften nicht mehr standhielt und an sich selbst zerbrach.
"Der Politbüro-Skandal": Stab, Besetzung und Inhalt
Ein Tag in der DDR – Der Politbüro-Skandal (1/3)
Stab:
Autoren Mario Sporn und Thomas Grimm
Darsteller Uwe Lach als Konrad Naumann
Fanny Staffa als Vera Oelschlegel
Szenische Regie Oliver Halmburger
Kamera Anthony R. Miller und Tobias Corts
Schnitt Christoph Schuhmacher
Grafik KAWOM
Produktionsleitung Philipp Müller
Redaktion Stefan Mausbach
Leitung Stefan Brauburger
Inhalt
Die Dokumentation schildert den spektakulären Sturz des Politbüromitglieds Konrad Naumann am 5. November 1985, der dem obersten Gremium der Staatspartei SED seit 1973 angehörte und seit 1971 Bezirksparteichef von Ost-Berlin war. Sie wirft dabei tiefe Schlaglichter in den Alltag im Machtzentrum der DDR. Wie lebte und dachte man im innersten Zirkel der Macht? Wer kam hinein, wer nicht? Wie wurden Entscheidungen getroffen? Wie einflussreich waren die mächtigsten Funktionäre der DDR wirklich?
Der Film richtet den Fokus auf die Hintergründe und Ursachen, die dazu führten, dass Konrad Naumann im November 1985 von einem Tag auf den anderen aus dem Politbüro ausgeschlossen wurde. Wollte Honecker tatsächlich einen Konkurrenten um die Macht ausschalten oder gab es andere Beweggründe für Naumanns Kaltstellung?
Naumann hat den Ruf eines Trinkers und Frauenhelden, hat durch sein betont "proletarisches" Auftreten viele Anhänger an der Parteibasis, gilt dadurch und wegen seines guten Verhältnisses zu Honecker als nahezu unantastbar. 16 Jahre jünger als der SED-Chef, versteht er sich als natürlicher "Kronprinz" und designierter Nachfolger. Das führt zu Konflikten, vor allem, als Krenz 1983 ins Politbüro einzieht und wichtige Posten zugewiesen bekommt.
Egon Krenz, damals jüngstes Politbüro-Mitglied, kommt in dem Film zu Wort. Er ist einer der Wenigen, die noch Auskunft geben können über Interna aus dem höchsten Parteigremium. Mit Konrad Naumann macht Krenz bereits Bekanntschaft, als er Anfang der 1960er-Jahre als junger FDJ-Funktionär nach Ost-Berlin kommt. Dass Naumann sich abhebt vom üblichen Typ des SED-"Apparatschiks", weckt Argwohn gerade auch in deren Kreisen. Erst als der wortgewaltige Bezirkschef mit allzu kritischen Rundumschlägen auch Honecker gegen sich aufbringt, sind seine Tage als Spitzenfunktionär gezählt.
Über Naumanns Privatleben berichtet seine damalige Ehefrau Vera Oelschlegel, eine in der DDR bekannte Schauspielerin – heute 84 Jahre alt. Sie lebt ab 1977 mit dem einflussreichen Funktionär zusammen in der "Waldsiedlung" Wandlitz, der abgeschotteten Wohnsiedlung des Politbüros, wo sich ein ganzes Heer von Hausangestellten um das Wohl der Bewohner kümmert, die aufgrund ihrer prominenten Stellung in den Genuss einer "Sonderversorgung" kommen – Westwaren inklusive.
Die Kulissen des Dramas sind noch vorhanden. Aus der "Waldsiedlung" wurde nach dem Mauerfall ein Reha-Zentrum, die Wohnhäuser der ehemaligen Politbüro-Elite wurden umgebaut und vermietet. Seit 2017 steht das Areal unter Denkmalschutz. Das ehemalige ZK-Gebäude ist heute Teil des Auswärtigen Amtes. Beim Umbau sind einige Räume im Originalzustand belassen worden, darunter der Politbüro-Saal, wo sich 1985 das Schicksal von Konrad Naumann entschied.
"Der Politbüro-Skandal": Zitate aus dem Film
Egon Krenz, SED-Politbüromitglied
… über die Sitzungen des SED-Politbüros, das jeden Dienstag tagte:
"Die Politbüro-Sitzungen waren unter Honecker relativ kurz, die dauerten meistens nur zwei, zweieinhalb Stunden. Als Ulbricht Generalsekretär, war – oder Erster Sekretär, wie es damals hieß – waren die wesentlich länger, weil es wesentlich mehr Diskussionen gegeben hat."
… über Konrad Naumann, der Ende 1985 durch das Politbüro all seiner Ämter enthoben wurde:
"Naumann hatte auch selber Stellung genommen, versuchte sich zu entschuldigen, aber die Verfehlungen sowohl allgemeiner als auch persönlicher Art waren so groß, dass man sein Bleiben im Politbüro nicht verantworten konnte."
Lothar Kant, Arzt im DDR-Regierungskrankenhaus
… über die Gründe für die Beliebtheit Konrad Naumanns:
"Naumann war einer der wenigen im Politbüro, die den Kontakt zu Leuten gesucht haben. Ich habe mehrere Großveranstaltungen mit ihm mitgemacht. Er war derjenige, der angefangen hat, zwei Minuten vom Blatt zu reden und dann hat er frei geredet und hat die Leute mitgenommen.
Bernd Brückner, Leiter "Sicherungskommando Honecker"
… über den Alkoholkonsum von Konrad Naumann:
"Er konnte mächtig einen heben, wenn irgendetwas eingeweiht wurde. Da war klar, der Junge steht da an dem berühmten Tisch und da geht er auch nicht weit weg. Und da musste man ihm am Ende zum Fahrzeug führen, wo er dann in die Wohnung gefahren wurde. Das war nicht besonders schön, stand der Partei nicht gut zu Gesicht."
Vera Oelschlegel, Ehefrau Naumanns und populäre DDR-Schauspielerin
… über die Folgen des Machtverlusts nach der Absetzung Naumanns von seinen Ämtern:
"Ich glaube, das ist auch wahnsinnig schwer, wenn einer so eine Überfülle an Macht gehabt hat, wenn überall der rote Teppich ausgerollt wird, wohin man auch kommt. Wenn man kriegt, was man will. Naumann war ja wirklich der Fürst von Berlin. Und von heute auf morgen 08/15 zu sein, das ist nicht einfach."
"Der Trabi-Krimi": Stab, Besetzung und Inhalt
Ein Tag in der DDR – Der Trabi-Krimi (2/3)
Stab:
Autor Friedrich Scherer
Darsteller Sebastian Thiers als Thomas B.
Szenische Regie Oliver Halmburger
Kamera Anthony R. Miller und Tobias Corts
Schnitt: Christian Herold
Grafik KAWOM
Produktionsleitung Philipp Müller
Redaktion Stefan Mausbach
Leitung Stefan Brauburger
Inhalt
Im Frühjahr 1988 sorgt nicht nur in Zwickau eine Nachricht für Wirbel: Ein Mitarbeiter des VEB Sachsenrings hat aus dem Autowerk 25 nagelneue Trabis gestohlen: Gesamtwert eine Viertelmillion Mark. Der 40-jährige Kfz-Mechaniker Thomas B., ein bislang unbescholtener Familienvater, entpuppt sich als Meisterdieb, der über Jahre hinweg ein perfektes Doppelleben führte. Weder seine Familie noch seine Kollegen ahnten offenbar das Geringste, obwohl Thomas B. seit Jahren weit über seine Verhältnisse lebte. Nur durch einen Zufall kommt ihm die DDR-Volkspolizei bei seinem letzten Diebstahl auf die Schliche. Als die Beamten ihn verhaften, fallen seine Kollegen und seine Familie aus allen Wolken.
"Ein Tag in der DDR – Der Trabi-Krimi" konstruiert anhand der Prozess-Akten und Aussagen von Kollegen und der Anwältin von Thomas B. minutiös den Ablauf seines letzten Diebstahls am 31. März 1988. In den Verhörprotokollen hat er seine Handlungen und Motive den Ermittlern detailliert geschildert: Er habe "ohne Mühe zu Geld kommen" wollen, um seinen Eltern zu zeigen, dass er zu wirtschaften verstehe. Außerdem sei die Gefahr, erwischt zu werden, gering gewesen. Tatsächlich raubt Thomas B. acht Jahre lang ein Auto nach dem anderen, bevor seine Diebstähle auffliegen.
Thomas B. hat eine einfache, aber hoch effektive Methode entwickelt, um frisch produzierte Autos der Marke Trabant aus dem Werk zu schmuggeln und zu verkaufen. Er nutzt dafür systemimmanente Mängel des volkseigenen Betriebs Sachsenring und die riesige Nachfrage nach Neuwagen, die seine Kunden manche Ungereimtheiten übersehen lässt. Über 12 Jahre muss ein DDR-Bürger in der Regel warten, bevor er einen neu bestellten Trabanten tatsächlich erhält. Bei Thomas B. kann er ihn binnen Wochen bekommen.
Der Trabant, auch Trabi genannt, ist das Volksauto der DDR schon mangels Alternative. 1988 ist jeder zweite Pkw in der DDR ein Wagen dieses Typs. Über 30 Jahre lang, von 1958 bis zum Ende der DDR, wird er im Wesentlichen unverändert produziert.
Als Thomas B. im Frühjahr 1988 auffliegt und ins Gefängnis wandert, ist die DDR fast schon Geschichte. Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung bedeuten auch für den Autodieb eine glückliche Wende. Seine Haftstrafe wird reduziert und er kommt auf Bewährung frei. Fast zeitgleich endet auch die Ära des Autos, das er 25-mal entwendet hat. Im April 1991 läuft in Zwickau der letzte Trabi vom Band. In der Erinnerung vieler ehemaliger DDR-Bürger hat er bis heute einen Ehrenplatz.
"Der Trabi-Krimi": Zitate aus dem Film
"Der Trabi-Krimi": Zitate aus dem Film
Thomas B., Trabi-Dieb und Kfz-Schlosser im VEB Sachsenring
… über die Leichtigkeit des Autoklaus:
"Wenn ich das Risiko bei einem Autodiebstahl im VEB Sachsenring vergleiche, so muss ich sagen, dass die Gefahr des Erwischtwerdens bei einem Kaufhallendiebstahl bedeutend größer ist. Ich kann ehrlich sagen, dass ich nie den Mut gefunden hätte, irgendeinen Kaufhallendiebstahl auszuführen, davor hätte ich zu viel Angst."
… über seine Motive für die dreisten Diebstähle:
"Durch meine Straftaten wollte ich schnell und ohne Mühe zu Geld kommen. Das hängt in gewissem Sinn damit zusammen, dass mir von meinen Eltern meine anderen Verwandten als Vorbild hingestellt wurden. Nun wollte ich beweisen, dass ich mir auch etwas schaffen kann, dass ich zu wirtschaften verstehe. Ich fühlte mich durch dieses ständige Gerede an meinem Ehrgeiz gepackt."
Jürgen Schiebert, Leiter Öffentlichkeitsarbeit VEB Sachsenring
… über die Bedeutung des Trabis für die Menschen in der DDR:
"Wir haben schon an unserem Trabi gehangen. Der gehörte als Auto praktisch mit zur Familie – fast wie ein Haustier. Erstens mal hat er viel Geld gekostet. Zweitens musste man zwölf Jahre darauf warten. Man war dem irgendwie verbunden und den hat man gehegt und gepflegt."
Peter Lorenz, Ingenieur, VEB Sachsenring
… über nachhaltiges Wirtschaften beim Trabant:
"Ein Trabant ist nicht verschrottet worden zu DDR-Zeiten. Also jedes völlig verschlissene Fahrzeug ist wieder neu aufgebaut worden. Das heißt, man hat sich irgendwo eine Karosse besorgt oder man hat die alte Karosse wieder hergerichtet.
... hat dem Trabi viel zu verdanken:
"Aber eins ist mir dem Trabant gelungen. Mit ihm ist immerhin der Automobilbau in Zwickau am Leben erhalten worden. Durch den Einstieg von VW haben wir jetzt hier unten ein großes Volkswagen-Werk stehen und eine ganze Menge Zuliefererindustrie. Und deswegen kann man eigentlich sagen: 'Danke Trabant!'"
"Die Flucht mit der Raupe": Stab, Besetzung und Inhalt
Ein Tag in der DDR – Die Flucht mit der Raupe (3/3)
Stab:
Autoren Oliver Halmburger und Steffi Lischke
Darsteller Andruscha Hilscher als Wolfgang Hilgert
Florian Donath als Hans Joachim Zorn
Michael Sosna als Jürgen Zorn
Szenische Regie Oliver Halmburger
Kamera Tobias Corts undFlorian Epple
Schnitt Jan-Philipp Stahl (BFS)
Grafik KAWOM
Produktionsleitung Philipp Müller
Redaktion Stefan Mausbach
Leitung Stefan Brauburger
Inhalt
Es ist der 29. April1982, der Tag einer unglaublichen wie gefährlichen Flucht dreier Freunde über die innerdeutsche Grenze. Die Dokumentation nimmt Bezug auf eine Grunderfahrung des Lebens in der DDR: Das Gefühl, eingeschlossen zu sein. Die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten galt als die tödlichste in Europa, bestehend aus Wachtürmen, Stacheldraht und Todesstreifen, 1400 km lang, nahezu unüberwindbar.
1952 wurde das Bollwerk errichtet, mehr als zehntausend Menschen mussten dafür ihre Heimat verlassen. Ein Sperrgebiet im Umkreis von fünf Kilometern sollte jede Flucht verhindern. Die einen arrangierten sich damit oder wollten die Gedanken daran verdrängen, andere suchten nach Wegen, auszureisen oder die Grenze zu überwinden. Dies genau wollte der Staat mithilfe eines gigantischen Grenzregimes verhindern, ließ den "Eisernen Vorhang" mit großem Aufwand sichern. Bis zu 40.000 Mann dienten in den DDR-Grenztruppen. Geschätzt sterben rund 1000 Menschen bei dem Versuch, die DDR illegal zu verlassen.
Drei Wagemutige aus einem kleinen Dorf bei Magdeburg riskierten es trotzdem: Wolfgang Hilgert und die Brüder Hans-Joachim und Jürgen Zorn leben eigentlich ganz zufrieden in der DDR. Die drei Tüftler haben ein lukratives Hobby. Durch das Schrauben und Schweißen an Motorrädern können sie Tauschgeschäfte betreiben, kommen so an heiß begehrte Luxusartikel. Trotzdem wächst der Frust über den Sozialismus. Und das Westfernsehen verheißt mit verlockenden Bildern ein Eldorado jenseits der Grenze. Die Drei haben die Nase voll von Mangelwirtschaft, Bevormundung und Restriktionen. Aus einer Bierlaune heraus planen die jungen Männer schließlich die lebensgefährliche Flucht über den Todeszaun. Mit einem äußerst ungewöhnlichen Fluchtfahrzeug: einer klapprigen und schwerfälligen Planierraupe. Die drei Freunde riskieren alles, um im Westen ein freies Leben führen zu können. Der spektakuläre Coup mit der Raupe glückt. Doch ihre Familien lassen sie in der DDR zurück, sie haben künftig unter den Schikanen der Stasi zu leiden. Republikflucht ist in den Augen des Regimes ein schweres Verbrechen. Dementsprechend zeigt sich der Staat unerbittlich und bestraft die Angehörigen in der Heimat. War es das wert? Das fragen sich die Drei am Ende selbst. Sieben Jahre danach fällt die Mauer.
Der Film lässt die Protagonisten selbst zu Wort kommen, zudem einen ehemaligen Grenzsoldaten, der heute mit dem Unrechtsregime, dem er damals dienen musste, hadert. Wie für alle Grenzsoldaten galt auch für ihn der Schießbefehl.
"Die Flucht mit der Raupe": Zitate aus dem Film
Jürgen Zorn, floh 1982 über die innerdeutsche Grenze
… über unerfüllte Wünsche als Bürger der DDR:
"Wenn man Fernsehen geguckt und gesehen hat, wo die Leute Urlaub machen, ist das Herz schon weich geworden. Man konnte da ja nicht hin."
… über seine Motivation für die Flucht:
"Was nimmt man nicht alles in Kauf für die Freiheit. Da kriegt man bisschen Gänsehaut, wenn man darüber nachdenkt."
Wolfgang Hilgert, floh 1982 über die innerdeutsche Grenze
… hatte keine Vorstellung von den Gefahren eines Grenzdurchbruchs:
"Ich dachte: Mein Gott, das kann doch gar nicht so schwer sein, in den Westen abzuhauen. Ist doch nicht viel, den kleinen Zaun, den kriegt man doch umgeschubst."
Hans Joachim Zorn, floh 1982 über die innerdeutsche Grenze
… würde nicht noch einmal fliehen, weil die Stasi die Familie ins Visier nahm:
"Im Nachhinein, was wir den Eltern und die Schwester angetan haben. Nein, das tut mir richtig, nicht leid, das tut mir weh!"
Thomas Schwarz, diente damals als NVA-Offizier an der innerdeutschen Grenze
… über seine Pflichten als Grenzoffizier:
"Natürlich hätte ich geschossen, um den Grenzdurchbruch zu verhindern. Das war meine Aufgabe."
… sieht seinen Aufgaben als Grenzoffizier heute kritisch:
"Das war Willkür. Und letzten Endes muss ich auch ganz klar sagen, dass ich als Soldat diese Willkür dann an der Grenze umgesetzt habe."
Weitere Informationen
Fotos: über 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/terraxhistory
Impressum
ZDF-Hauptabteilung Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2023 ZDF