Kampf um die Freiheit: Fünf Anläufe zur Demokratie

"Terra X History"-Dokumentation

70 Jahre nach dem DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und 175 Jahre nach der deutschen Revolution von 1848 zeichnet die Dokumentation den langen Weg Deutschlands zur Demokratie nach.

Presenter Mirko Drotschmann fragt: Welche Bedeutung haben die demokratischen Errungenschaften der Geschichte noch heute? Schlüsselmomente sind auch der Umsturz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik 1918/19, das Ringen um das Grundgesetz 1949 und die friedliche Revolution von 1989.

Flankiert wird der 90-minütige Film durch ein multimediales Zusatzangebot. Zur Sendung wird zudem Unterrichtsmaterial ins Netz gestellt.

  • ZDF, Dienstag, 13. Juni 2023, 20.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, ab Sonntag, 11. Juni 2023, 10.00 Uhr

Texte

Stab (Auswahl)

Autoren                                   Peter Hartl, Mario Sporn
Regie                                      Eva Schötteldreier, Robert Wiezorek
Schnitt                                     Christian Herold, Christoph Schuhmacher, Volker Gehrke
Komponist                              Ritchie Staringer
Graphic Novels                       Ali Soozandeh
Fachberatung                         Prof. Dr. Manfred Görtemaker
Producer, Co-Autor                Martin Carazo
Produzent                               Stefan Schneider, Gruppe 5 Filmproduktion
Redaktion                               Annette von der Heyde
Leitung und Konzept              Stefan Brauburger
Sendelänge                            circa 90 Minuten

Inhalt

Es brauchte mehrere Anläufe, bis 1990 die drei historischen Ziele erreicht wurden: Deutschlands Einheit, in Freiheit und in Frieden mit den Nachbarn. Die Dokumentation zeichnet die entscheidenden Wendepunkte auf dem Weg dorthin entlang bewegender Biografien nach. Sie bedient sich dabei auch szenischer Rekonstruktionen und Graphic Novels. Die Reise in die Vergangenheit will zeigen, was es bedeutet, eine Demokratie zu erkämpfen, sie aufzubauen, mit Leben zu erfüllen und ihre Akzeptanz zu sichern.

Der erste Anlauf zur Demokratie 1848/49 in der Frankfurter Paulskirche scheitert, als Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angetragene Kaiserkrone ablehnt, das Parlament an Rückhalt verliert und die Gegner erstarken. Aber die Ideen der Revolution legen ein Fundament für die spätere demokratische Tradition in Deutschland. Das Schicksal des Revolutionärs Carl Schurz spiegelt diese wechselvollen Entwicklungen.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 wird die erste demokratische Republik in Deutschland ausgerufen. Doch sie hat schwer an den Erblasten des Kaiserreichs und des Ersten Weltkriegs zu tragen und scheitert. Die Lehren daraus werden 1949 in das Grundgesetz einfließen. Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz vollzieht den spannungsreichen Wandel von der Monarchie zur Republik vor dem Hintergrund einschneidender persönlicher Erlebnisse.

Nach Jahren des Krieges und der NS-Diktatur beginnt 1949 ein "neuer Abschnitt in der Geschichte unseres Volkes", wie es Konrad Adenauer in seiner Ansprache zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland formuliert. Das neue "Grundgesetz" gilt als Provisorium, das Land ist geteilt, die Aussicht auf ein geeintes freiheitliches Deutschland liegt in weiter Ferne. Doch die Bonner Demokratie legt den Grundstein, bleibt stabil, anders als "Weimar". Edzard Reuter, Sohn des legendären Berliner Oberbürgermeisters Ernst Reuter, schildert zum Beispiel, welche Bedeutung die Berlin-Blockade 1948-1949 für die Republik-Gründung hatte.

Am 17. Juni 1953 erwächst aus einem Streik gegen erhöhte Arbeitsnormen ein Volksaufstand gegen das SED-Regime, der mit sowjetischen Panzern niedergewalzt wird. Es folgen Säuberungen und Verfolgungen. Doch der mutige Versuch der Menschen in Ostdeutschland, sich von der SED-Diktatur zu befreien, schreibt Geschichte und wirkt bis zum Ende des sozialistischen Einparteienstaats nach. Günter Dilling, der als Lehrling in Berlin mitdemonstriert, und der Student Herbert Priew, der in Halle/Saale dabei ist, berichten über ihre großen Hoffnungen an diesem Tag. Doch wie der Kameramann Albert Ammer, der den Aufstand ebenfalls in Halle erlebt, bezahlen sie mit langen Haftstrafen.

Am 9. November 1989 geschieht das Unglaubliche. Mit dem Mauerfall findet die friedliche Revolution in Ostdeutschland ihren glücklichen Höhepunkt. Mit dabei, als die Schlagbäume hochgehen, ist zufällig auch die Leipziger Studentin Katrin Hattenhauer. Als Mitglied einer Oppositionsgruppe aus dem Umfeld der Leipziger Nikolaikirche hat sie zuvor aktiv an der friedlichen Revolution in der DDR mitgewirkt. Der 9. Oktober ist im Herbst 1989 der Tag der Entscheidung. Während die Schauspielerin Franziska Hayner in Halle miterleben muss, wie die Staatsmacht Protestierende zusammenknüppelt, schreckt das Regime in Leipzig angesichts von mindestens 70.000 Demonstranten vor einem Blutbad gegen das eigene Volk zurück. In den folgenden Wochen und Monaten stoßen die DDR-Bürger das Tor zur Wiedervereinigung selbst auf. Auf "Wir sind das Volk" folgt schon bald "Wir sind ein Volk". Am 3. Oktober 1990 vollenden die Deutschen ihre staatliche Einheit.

ZDF-Presenter und MrWissen2go Mirko Drotschmann geht an historischen Orten auf Spurensuche, führt dort Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Experten und Expertinnen. Die Frankfurter Paulskirche, das Nationaltheater in Weimar, der Reichstag, das Brandenburger Tor und die Leipziger Nikolaikirche sind wichtige Stationen.

Multimediales Zusatzangebot

Begleitend zur Dokumentation "Kampf um die Freiheit: Fünf Anläufe zur Demokratie" (Sendung: Dienstag, 13. Juni, 20.15 Uhr) entsteht ein plattformübergreifendes Angebot, das sich vor allem an jüngere Zuschauer richtet.

 

ZDFmediathek

Ab Sonntag, 11. Juni 2023, 10.00 Uhr, wird die Schwerpunktseite zum Thema in der ZDFmediathek unter https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/kampf-um-die-freiheit-mit-mirko-drotschmann-100.html abzurufen sein.

 

TV 

ZDF: Sonntag, 11. Juni 2023, 23.45 Uhr
ZDFmediathek: ab Sonntag, 11. Juni 2023, 10.00 Uhr
"Terra X History": Deutschlands Kampf um die Freiheit. Der große Test

Mirko Drotschmann alias "MrWissen2go" ist für die Sendereihe "Terra X History" in Deutschland unterwegs und prüft das Wissen der Deutschen über die Geschichte ihrer Freiheit. Er stellt Bundestagsabgeordneten und ganz normalen Bürgerinnen und Bürgern 13 Wissensfragen zur deutschen Demokratie und zum Weg dorthin. In kurzen Erklärstücken erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer neben den richtigen Antworten auch den Hintergrund und den Kontext des historischen Geschehens. Anhand der Ergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen, die die Fragen in einer repräsentativen Umfrage gestellt hat, kann jeder sehen, mit wie vielen Deutschen er oder sie sein Wissen teilt.

 

YouTube

MrWissen2go Geschichte: Geschichts-Quiz im Bundestag
Publikation am Donnerstag, 18. Mai 2023, unter https://www.youtube.com/@MrWissen2goGeschichte

Mirko Drotschmann präsentiert seinen Wissenstest im Bundestag im kurzweiligen YouTube-Stil auf dem Kanal "MrWissen2go Geschichte" für seine (junge) Community: Wie tasten sich die Volksvertreterinnen und -vertreter an die richtige Antwort heran? Was wissen Bundestagsabgeordnete wie Philipp Amthor, Dietmar Bartsch oder Marie-Agnes Strack-Zimmermann über die Geschichte der deutschen Demokratie? Und was nicht?

MrWissen2go Geschichte: Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Publikation am Donnerstag, 15. Juni 2023, unter https://www.youtube.com/@MrWissen2goGeschichte

Etwa eine Million Menschen gehen im Juni 1953 in mehr als 700 Orten der DDR auf die Straße, für mehr Freiheiten und eine bessere Zukunft. Der Staat, den es erst seit vier Jahren gibt, droht zusammenzubrechen. Mirko Drotschmann erklärt der jungen Community von "MrWissen2go Geschichte", warum der "Volksaufstand vom 17. Juni" ausbricht, wie sowjetische Panzer ihn beenden, und weshalb dieses Datum vor 70 Jahren trotzdem ein einschneidendes Ereignis für die deutsche Demokratiegeschichte ist.

"Terra X History" auf YouTube: Revolution in Deutschland? Drei Anläufe zur Demokratie (AT)
Publikation am Sonntag, 18. Juni 2023, unter https://www.youtube.com/@TerraXHistory

Auf dem YouTube-Kanal "Terra X History" stellt ein Video drei Anläufe der Deutschen, ihre Freiheit zu erringen – 1848, 1918 und 1953 –, kompakt dar.

 

Instagram

Weitere Angebote werden auf dem Instagram-Kanal von "Terra X History" gepostet.

 

Unterrichtsmaterialien

Für den Unterricht haben die Geschichtslehrer Niko Lamprecht und Dr. Ralph Erbar vom Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands verschiedene Begleitmaterialien didaktisch aufgearbeitet, die den Schülerinnen und Schülern eine quellenkritische Auseinandersetzung mit den Themen des Demokratieschwerpunkts ermöglichen sollen. Die Unterrichtsmaterialien werden ab Sonntag, 11. Juni 2023, 10.00 Uhr, unter https:// www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/kampf-um-die-freiheit-mit-mirko-drotschmann-100.html abrufbar sein.

Über die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Dokumentation

Die Dokumentation erzählt die fünf Wendepunkte der deutschen Geschichte am Beispiel beteiligter Personen. Im Vordergrund stehen dabei Menschen, die versuchten, gegen Widerstand, Gewalt und Unterdrückung ihrer Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung Geltung zu verschaffen.

1. Die Revolution von 1848

Carl Schurz, 1829 geboren. Geschichts- und Germanistikstudent in Bonn. Als Aktivist, Redakteur und Freikorpsmitglied an der Revolution 1848/49 aktiv beteiligt. Nach den Kämpfen für die Verfassung im Juli 1849 aus der Festung Rastatt geflohen und emigriert. 1877 Innenminister der USA.

 

2. Der Umsturz von 1918

Käthe Kollwitz, 1867 geboren. Berliner Grafikerin, Malerin und Bildhauerin. Wandelte sich nach dem Tod ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg zu einer entschiedenen Pazifistin und Verfechterin der Demokratie.

 

3. Gründung der Bonner Republik 1949

Edzard Reuter, 1928 geboren in Berlin. 1946 Rückkehr nach Berlin aus dem Exil in der Türkei zusammen mit seinem Vater Ernst Reuter. Der SPD-Politiker regierte Westberlin in der Zeit der sowjetischen Blockade 1948/49 und arbeitete mit am Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Edzard Reuter war von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG.

 

4. Der 17. Juni 1953

Albert Ammer, 1916 in Gera geboren. Sohn einer Arbeiterfamilie. Nach 1945 Kameramann der DEFA in Thüringen und Halle. Filmte am 17. Juni 1953 ohne offiziellen Auftrag den Volksaufstand in Halle und wurde am folgenden Morgen verhaftet. Verurteilt zu drei Jahren Gefängnis, die er vollständig absitzen musste. Nach der Haftentlassung Flucht in den Westen und ab 1960 Kameramann beim Bayerischen Rundfunk in München. 1991 in München gestorben.

Herbert Priew, geboren 1930 in Dessau. Student der Landwirtschaft in Halle/Saale. Nach der Teilnahme am Volksaufstand des 17. Juni 1953 in Halle von der Staatssicherheit verhaftet. Verurteilt zu zwei Jahren Gefängnis und nachfolgenden fünf Jahren "Sühnemaßnahmen". Nach der Haftentlassung im Juli 1955 Flucht in den Westen. Wiederaufnahme des Studiums an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Abschluss mit Diplom 1956 und Promotion 1959. Landesbeamter in Baden-Württemberg und ab 1967 im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn, ab 1981 als Ministerialdirigent. Pensionierung 1993.

Günter Dilling, geboren 1934 in Berlin. Im Juli 1945 von russischen Truppen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, Rückkehr im Oktober 1948. 1949 Relegierung von der Oberschule und Beginn einer Lehre als Tischler. Nach der Teilnahme am Volksaufstand des 17. Juni 1953 in Berlin von der Staatssicherheit verhaftet und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach elf Monaten Entlassung und Zusage einer Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit, wenige Tage später Flucht nach West-Berlin. Berufstätigkeit als Tischlermeister in West-Berlin. Nach Qualifikation auf dem 2. Bildungsweg Studium des Bauingenieurswesen und Tätigkeit im Bauwesen. Schmuggelte 1972 als Fluchthelfer seine Schwester und seinen Schwager in den Westen.

 

5. Der 9. November 1989

Franziska Hayner, geboren 1961 in Magdeburg, als Tochter einer Tänzerin und Schauspielerin sowie eines Theaterdramaturgen. Nach einer Lehrausbildung 1979–1982 Besuch der Schauspielschule "Ernst Busch" in Berlin. 1982–1990 Engagement am Landestheater in Halle/Saale. Am Abend des 9. Oktober 1989 auf dem Marktplatz in Halle von der Staatssicherheit verhaftet und für eine Nacht festgehalten. 1990–2000 Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin, danach freie Schauspielerin. Seit 2021 wieder festes Ensemblemitglied am Neuen Theater Halle.

Katrin Hattenhauer, geboren 1968 in Nordhausen. Aus politischen Gründen vom Abitur ausgeschlossen. Ab 1988 Studium am "Theologischen Seminar" in Leipzig, einer theologischen Ausbildungsstätte unter dem Dach der evangelischen Kirche. Engagement in der unabhängigen Oppositionsgruppe "Arbeitskreis Gerechtigkeit" und im Umfeld der montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche. Am 4. September 1989 Mitinitiatorin und Teilnehmerin einer Demonstration auf dem Leipziger Nikolaikirchhof mit der Losung "Für ein offenes Land mit freien Menschen". Eine Woche später an gleicher Stelle von der Staatssicherheit verhaftet und bis 13. Oktober 1989 in Untersuchungshaft. Seit 1990 als Künstlerin und Bürgerrechtsaktivistin aktiv. Aktuelles Projekt: "Voices of Courage", Interviews mit Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten aus aller Welt.

Zitate der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen

Carl Schurz, 1829 geboren,
… zur Revolution in Berlin, Mitte März 1848:
"Bald sind die Straßen mit Barrikaden gesperrt und hinter ihnen Studenten, Kaufleute, Arbeiter hastig bewaffnet mit dem, was eben zur Hand ist (…). Ein Aufstand ohne Vorbereitung, ohne Plan, ohne System – scheinbar nur dem allgemeinen Instinkt folgend."

… zur Märzrevolution in Deutschland 1848:
"Plötzlich, nach langer innerer Gärung einem fremden Anstoß folgend, erhebt sich dieses Volk. Seine Fürsten gestehen ihm alles zu, was sie ihm früher verweigert, und es sieht sich im vollen Besitz einer ungewohnten Macht."

… zur Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848:
"Dem Parlament fehlt das Genie, das die Gelegenheit erkennt und rasch beim Schopf ergreift. Es vergisst, dass in gewaltsam bewegter Zeit die Weltgeschichte nicht auf Denker wartet. Und so wird ihm alles misslingen."

 

Käthe Kollwitz, 1867 geboren.
… zum Ersten Weltkrieg 1914-1918:
"Hat man die Fähigkeit der Jugend zur Hingabe benutzt, um den Krieg zustande zu bringen? Ist es ein Massenwahnsinn gewesen, und wann wird das Aufwachen sein?"

… zur Revolution in Berlin im November 1918:
"Aus dem Brandenburger Tor zieht ein Demonstrationszug. Ich trete mit ein. Man erlebt es und fasst es gar nicht recht."

… zu den Verfassungsberatungen in Weimar im Februar 1919:
"Heute an Peters Geburtstag wird die Nationalversammlung eröffnet in Weimar. Abends trinken wir Wein. Auf den Jungen. Und auf die Nationalversammlung!"

 

Edzard Reuter, 1928 geboren
…zur Blockadepolitik des sowjetischen Diktators Stalin in Berlin 1948:
"Stalins Versuch, sich einen Teil Berlins endgültig einzuverleiben, war eine auf Tod und Leben ausgerichtete politische Auseinandersetzung, die sich damals in Berlin dem Höhepunkt näherte. Es war ein Schock für alle Menschen in Berlin, die für Freiheit standen."

über die berühmtesten Worte seines Vaters am 9. September 1948:
"Ich habe ganz nah an dem Podium gestanden, wo mein Vater sprach. Es war eine dramatische Situation. Wir hatten Angst, dass sich die westlichen Alliierten zurückziehen könnten aus Berlin, und daher dieser Appell meines Vaters: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft."

…zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949:
"Ich bin fest davon überzeugt, dass der Freiheitskampf der Berlinerinnen und Berliner dazu geführt hat, dass Demokratie für uns alle eine selbstverständliche Lebensgrundlage geworden ist, die Überzeugung, dass es nur für freie Menschen nur lohnt, in einem freien, demokratischen Staatswesen zu leben."

 

Albert Ammer, 1916 geboren,
… im Stasi-Verhör wegen seines Filmens am 17. Juni 1953 in Halle:
"Ich wollte diese Vorkommnisse filmen, um ein Zeitdokument zu schaffen."
 "Ich konnte mich zu keiner Schuld bekennen, da ein Kameramann berechtigt ist, besondere Ereignisse festzuhalten, nachdem ich mich an keinen Ausschreitungen beteiligt hatte."

Herbert Priew, 1930 geboren
… über seine Hoffnungen am 17. Juni 1953:
"Die Stimmung war aufgeheizt, die Meinungsfreiheit war nicht gegeben. Wir hofften, dass durch den 17. Juni ein Umschwung kommt, der auch Schritte zur Wiedervereinigung bringen könnte. Die Wiedervereinigung war für uns alle sehr wichtig. In solchen Situationen lebt man in Hoffnung. Und die Hoffnung war am 17. Juni der ganz, ganz große Faktor."

… über die Stimmung am 17. Juni in Halle:
"Die Stimmung war wie ein Kochtopf, der auf dem Feuer steht und dessen Deckel fest zugehalten wird. Und auf einmal wird er losgelassen, und das Ganze spritzt raus. So ist mir das da vorgekommen. Die Leute konnten auf einmal laut reden und waren dadurch enorm fröhlich."

… über die Kundgebung am Abend des 17. Juni in Halle:
"Dann wurde das Deutschlandlied angestimmt, und rechts und links von mir, da liefen Tränen. Das war ein Ereignis. Wenn ich heute die Nationalhymne höre, dann bin ich sofort in Halle."

Günter Dilling, 1934 geboren 
… über Gewalt gegen die Demonstranten am 17. Juni:
"Ich hatte mir abends am 16. Juni die Verfassung angesehen. Und ich hatte gesehen, im Artikel 14 stand drin: Das Streikrecht der Gewerkschaften ist gewährleistet. Da habe ich gesagt: Wir haben nichts Verkehrtes gemacht. Warum prügeln die auf uns ein?"

… erinnert sich an die Eskalation am 17. Juni in Berlin:
"Die Panzer haben an der Spreebrücke gedreht, so dass ein Junge, vielleicht 14 Jahre alt, ans Geländer gequetscht wurde, der konnte nicht mehr wegrennen. Und als er zurückfuhr, war der Panzer voll Blut bespritzt und auf der Erde lag eine Menge Fleisch und Klamotten, die er anhatte. Da war es dann sehr, sehr unruhig, dann flogen die ersten Steine und von diesem Brückengeländer wurden die Stäbe herausgerissen, und dann schlugen sie auf die Panzer ein."

… über das Selbstverständnis der Demonstranten damals und heute:
"Viele meiner ehemaligen Kameraden, mit denen ich heute noch Kontakt habe, fühlten sich als Opfer. Nein, wir sind Sieger! Wir haben es geschafft, auch, wenn es lange gedauert hat, bis Deutschland wiedervereint wurde."

 

Franziska Hayner, 1961 geboren 
… über ihre Hoffnungen im Herbst 1989:
"Ich habe gehofft, wir schieben eine Demokratie an, die das Land verändert. Wir wollten Demokratie auf breiter Ebene, freie Wahlen."

… über ihre Festnahme am Abend des 9. Oktober 1989 in Halle:
"Ich hörte etwas wie 'Schlagstock los, Schlag frei!', und die Polizisten setzten sich in Bewegung. Ich habe dann gerufen: 'Hört auf zu schlagen! Das ist ja wie in diesen Nazifilmen!' Dieser Satz kam raus aus mir, ich konnte das gar nicht verhindern. Als ich ihn gerufen hatte, war der Marktplatz plötzlich leer, Polizisten waren hinter mir und dann hatten die mich auch schon links und rechts. Und dann rauf auf diese großen Lkws."

Katrin Hattenhauer, 1968 geboren
über ihre Hoffnungen im Herbst 1989:
"Was wir am meisten wollten, war Teilhabe in der Gesellschaft, demokratische Rechte, wählen gehen dürfen, gehört werden, sich versammeln dürfen und überhaupt zur Gesellschaft beitragen."

… über die Demonstration vom 4. September 1989 in Leipzig:
"Wir haben einen Slogan ausgesucht ‘Für ein offenes Land mit freien Menschen‘, der so verbindend sein sollte wie möglich, wo jeder sagt: Ja, das wünsche ich mir auch!"

… über Herausforderungen der Demokratie:
"Das ist auch Teil der Demokratie: Jeder kann sagen, was er denkt. Das beweist, dass wir eine haben. Es ist nur so, dass wir die Kraft finden müssen, uns immer wieder auseinanderzusetzen darüber, was ist eine Demokratie? Was ist Teilhabe? Was bedeutet das alles? Und gemeinsam zu lernen, was wir machen müssen, um es behalten zu können."

Interview mit Presenter Mirko Drotschmann

Das Thema von "Kampf um die Freiheit" ist die politische Geschichte Deutschlands. Alle "Fünf Anläufe zur Demokratie" liegen weit zurück. Was hat Sie gereizt, sich als Host diesem Thema zu widmen?

Ganz allgemein beschäftige ich mich gern mit Geschichte und besonders gern mit der Geschichte unserer Demokratie. Denn das, was wir heute für selbstverständlich nehmen, ist das, wofür unsere Vorfahren gekämpft und zum Teil ihr Leben gelassen haben. Ich finde es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was unternommen werden musste, damit wir heute in einem demokratischen Land leben können. Demokratie ist nichts Selbstverständliches. Wir sollten sie zu schätzen wissen und uns auch immer wieder fragen, was passieren musste, damit es heute so ist, wie es ist. Wir sollten alles tun, um das zu bewahren, was wir haben. Für mich war es spannend, mich mit den Etappen der Demokratiegeschichte zu beschäftigen und genau das zu reflektieren, was in der Vergangenheit dafür geleistet worden ist.

Heute ist der Jahrestag des Volksaufstands in der DDR nur noch den Wenigsten ein Begriff. Wie konnte es passieren, dass der 17. Juni 1953 zu einem verschütteten Datum wurde?

Bis 1990 war der 17. Juni ja ein Feiertag in der Bundesrepublik. Insofern war das Datum durchaus präsent, zumindest in Westen. In der DDR wurde der Aufstand natürlich nicht "gefeiert". Dadurch, dass nach der Wiedervereinigung der 3. Oktober als Feiertag in den Vordergrund gerückt ist, erinnert heute nur wenig an die Ereignisse des 17. Juni 1953. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert und dieser Tag wieder zu einem Feiertag gemacht wird, um an diesen Moment des Widerstands gegen das SED-Regime zu erinnern und uns zu mahnen, wie wichtig unsere Demokratie heute ist und dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen.

Im Film erzählen Sie von den historischen Demokratiebestrebungen der Menschen seit 1848. Welches Ereignis, welcher der fünf Anläufe, ist für Sie als Historiker am eindrucksvollsten?

Es ist sehr schwierig, etwas herauszustellen, denn alle Anläufe, die wir im Film beleuchten, waren bemerkenswert. Besonders allerdings ist für mich die Demokratiebewegung von 1848/49, weil sie heute kaum noch präsent ist und sozusagen ein schlechtes Image hat. Gelungen ist der Kampf damals ja leider nicht. Aber die Pionierarbeit der frühen Demokratinnen und Demokraten ist das, wovon wir heute profitieren. Einiges von dem, was damals in der Frankfurter Paulskirche beschlossen wurde, findet sich in unserer heutigen Verfassung wieder. Ich finde es enorm wichtig zu würdigen, was die Menschen damals geleistet haben. Der badische Revolutionär Friedrich Hecker wäre sicher stolz, wenn er wüsste, wie sich die Dinge von damals weiterentwickelt haben und zur Basis der heutigen demokratischen Bundesrepublik wurden.

Wurde die Demokratie in Deutschland in Stufen errungen?

Rückblickend wirkt das so, aber Geschichte passiert nicht linear. Geschichte ist etwas sehr Lebendiges. Wir haben die Bestrebungen für die Freiheit im Film kategorisiert und sprechen von fünf Etappen der Demokratiegeschichte. Aber zwischen diesen Etappen ist immer enorm viel passiert. Zum Beispiel gab es nach dem hoffnungsvollen Beginn der Weimarer Republik 1919 deutliche Rückschritte. 1933 war es dann mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vorerst vorbei mit der Demokratie auf deutschem Boden. Für jeden Fortschritt in der Demokratieentwicklung Deutschlands ging es auch immer wieder zwei, drei Schritte zurück, auch nach 1848/49. Insofern wäre ich vorsichtig, hier historisch von einer stufenweisen Abfolge zu sprechen.

Die Pandemie, Demonstrationen, Konflikte und Streiks – manche sprechen von einer Demokratie im Stresstest. Wie ist es aus Ihrer Sicht heute um die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland bestellt?

Ganz allgemein mache ich mir weniger Sorgen um unser demokratisches System. Wir sind sehr gut aufgestellt, was unser Grundgesetz, unsere Verfassung betrifft. Wir haben Gewaltenteilung, Institutionen, die sich gegenseitig kontrollieren, und gefestigte Demokratinnen und Demokraten in Deutschland. Aber es gibt tatsächlich immer wieder gefährliche Angriffe auf unsere Demokratie. Das Gefährliche ist nicht das Momentum, das Ereignis, sondern das Gift, das eingeträufelt wird in unsere Demokratie und das langsam wirkt und eine immer größere Delegitimierung und eine gefährliche Instabilität bewirken kann. Dieses Schleichende ist etwas, das wir bekämpfen müssen und dessen wir uns bewusst sein müssen. Der Nationalsozialismus kam auch nicht über Nacht. Die Nazis haben Anfang der 1920er-Jahre damit begonnen, was sie 1933 zu Ende gebracht haben. Insofern sollten wir uns als Freunde der Demokratie immer wieder entschieden den Feinden der Demokratie entgegenstellen und die Gefahren klar benennen und bekämpfen. Und: Es ist wichtig zu wissen, dass Demokratie nicht in Stein gemeißelt ist. Wir müssen offen sein für Updates der Demokratie. Die Demokratie muss mit der Zeit gehen.

Und wie wird die Demokratie von der Gesellschaft, aus Ihrer Sicht, wertgeschätzt?

Die Wahlbeteiligung ist ja zuletzt in vielen Fällen gestiegen, und man erlebt in der Gesellschaft auch einen engagierten demokratischen Diskurs. Auf der anderen Seite gibt es aber auch bewusste Diskurszerstörungen, Intoleranz und vieles mehr. Noch geht dies von einer Minderheit aus. Ich denke, im Großen und Ganzen wird die Demokratie wertgeschätzt. Aber eben nur dann, wenn sie lebendig gehalten wird und wenn sie regelmäßig aktualisiert und mit Leben gefüllt wird. Ja, es ist Wertschätzung da, aber es ist wichtig, das Wesen der Demokratie permanent frisch zu halten.

Als Host von TV- und Netzformaten widmen Sie sich verschiedensten Themen. Wie wichtig ist Ihnen die Vermittlung der Demokratiegeschichte?

Das ist mir enorm wichtig, insbesondere in Bezug auf jüngere Menschen, die es gar nicht anders kennen, als in einer Demokratie zu leben. Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, wissen, was eine Diktatur bedeutet. In der Zeit des Ost-West-Konflikts wurde auf die Verhältnisse jenseits des Eisernen Vorhangs verwiesen, um den Unterschied zur Demokratie klarzumachen. Heute ist das schwieriger. Ich finde es deshalb wichtig zu vermitteln, was damals passiert ist und was wir tun können, damit es nicht wieder passiert. Dazu gehört auch die stete Erinnerung an die NS-Zeit. Denn wir haben zwar keine Verantwortung für die Ereignisse der Vergangenheit, aber wir haben eine Verantwortung dafür, dass sie sich nicht wiederholen. Es ist mir ein großes Anliegen, Demokratiegeschichte zu vermitteln – und davon abgesehen fand ich Geschichte schon immer spannend.

Das Interview führte Barbara Gauer

Statement von Stefan Brauburger, Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte

Verblasste Erinnerung – es braucht mehr als Gedenktage

Ein 90-minütiger Film über die deutsche Demokratiegeschichte zur besten Sendezeit? Dafür gibt es Gründe. Da sind zum einen die Gedenktage 2023: Der Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren, am 17. Juni 1953, und die Deutsche Revolution von 1848, die sich zum 175. Mal jährt. Doch teilen beide Daten ein ähnliches Schicksal, sie haben keineswegs den Stellenwert in der öffentlichen Wahrnehmung, den sie verdienen. Die Ereignisse stehen in einer Reihe weiterer wichtiger historischer Wendepunkte, etwa der Republik-Gründungen von Weimar (1918/19) und Bonn (1948/49). Doch wie ist es um die Erinnerung daran bestellt? Allenfalls der Tag des Mauerfalls '89 oder der deutschen Einheit '90 sind als Wegmarken unserer Demokratiegeschichte noch einigermaßen fest im öffentlichen Bewusstsein verankert. Genügt das?

Gerade in unseren Tagen verdient das Thema Demokratie eine besondere Aufmerksamkeit. Unsere Gesellschaft ist gegenwärtig herausgefordert wie selten zuvor seit Bestehen der Bundesrepublik. Der Begriff "Zeitenwende" markiert längst mehr als nur außen- und militärpolitische Dimensionen. Selten waren Staat und Bürger einer solchen Anhäufung von Krisen-Faktoren ausgesetzt. Ob Frieden, Sicherheit, Wohlstand, Klima, Ressourcen, Gesundheit – alles scheint auf dem Spiel zu stehen. Die Demokratie gerät in die Defensive, muss ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Autokratische Systeme sind weltweit auf dem Vormarsch, werden immer selbstbewusster, fordern freiheitliche Systeme heraus.

Ein Blick in die Geschichte hilft da vielleicht zu verstehen, was es bedeutet, demokratische Verhältnisse zu erkämpfen, sie zu etablieren, zu gestalten und zu erhalten, dafür soll der Film historische Beispiele liefern. Es geht um Demokratie und Freiheit, die es zu verteidigen gilt, um Mut und Initiative von Bürgern, um Willensbildung, um das Erkennen von demokratischen Handlungsspielräumen und Fragen des Grundkonsenses. Es geht aber auch um die Kultur der Auseinandersetzung und des Kompromisses, um Toleranz und offenen Diskurs, anstelle von Fanatismus oder Diktatur. Dafür bietet die Geschichte reichlich Anschauungsmaterial.

Chronologie der fünf Demokratie-Etappen

1. Die Revolution von 1848

Vor 175 Jahre rangen Bürger in allen Teilen Deutschlands um Freiheit und nationale Einheit. In der Revolution von 1848 ging es nicht nur darum, den herrschenden Monarchen eine Beteiligung an der Macht abzuringen, sondern auch einen geeinten deutschen Staat zu schaffen. Es war wohl gerade diese zweifache Zielsetzung, die zum Scheitern der 48er-Revolution führte. Am Ende triumphierten die reaktionären Mächte, und der Nationalstaat kam erst Jahrzehnte später, gegründet "von oben", durch die Fürsten. Doch die Ideen der Paulskirche, des ersten gesamtdeutschen Parlaments, fanden später Eingang in der Weimarer Verfassung, prägten hundert Jahre später auch das Bonner Grundgesetz, legen ein Fundament für die demokratische Entwicklung in Deutschland.

24. Februar 1848: Nach der Februarrevolution in Frankreich dankt König Louis-Philippe ab, Frankreich wird Republik. Das Ereignis führt zur "Märzrevolution" im Deutschen Bund.

18. März 1848: Die Soldaten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gehen gewaltsam gegen Demonstranten vor. 254 Menschen sterben. Der König verneigt sich vor den "Märzgefallenen".

18. Mai 1848: Fast 600 Abgeordnete, erstmals gewählt in freien Wahlen, haben einen Sitz in der Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche tagt. Dort soll eine gemeinsame Verfassung für ein geeintes Deutschland ausgearbeitet werden.

April 1849: König Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm angebotene Kaiserkrone ab. Das preußische Militär beendet die Aufstände in den Rheinprovinzen und in Baden blutig.

 

2. Der Umsturz von 1918

105 Jahre ist es her, dass am 9. November 1918 die Monarchie in Deutschland zusammenbrach und die Republik ausgerufen wurde. Könige und Fürsten, allen voran Kaiser Wilhelm II., dankten ab und räumten ihre Throne. Den sozialdemokratischen Kräften, die der Hohenzollern-Monarch einst als "vaterlandslos" tituliert hatte, fiel die "Konkursmasse" des versinkenden Kaiserreiches zu. Vorausgegangen war ein dramatischer Machtkampf zwischen Militärs, Politikern und dem Adel um das Schicksal des monarchischen Systems vor dem Hintergrund der nahenden Kriegsniederlage. Es handelt sich um einen Schlüsselmoment der deutschen Geschichte, als Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstags aus die demokratische Republik hochleben ließ. Sie hatte jedoch vom ersten Tag an schwere Erblasten des Kaiserreichs und des Krieges zu tragen.

Oktober 1918: Tausende Matrosen meutern in Kiel und Wilhelmshaven, die Revolution begann.

9. November 1918: Abdankung des deutschen Kaisers Wilhelm II. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft die Republik aus.

19. Januar 1919: Erste Wahlen in der neuen deutschen Republik – "Weimarer Republik" genannt, nach dem ersten Tagungsort der Nationalversammlung. Es gilt das freie und allgemeine Wahlrecht, auch für Frauen.

 

3. Gründung der Bonner Republik 1949

"Heute, am 23. Mai, beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte unseres Volkes", so lauteten die ersten Worte der Ansprache Konrad Adenauers zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949. Nur vier Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches wurde nach zähem Ringen das Bonner Grundgesetz unterzeichnet. Die wenigen "Mütter" des Verfassungswerkes sorgten dafür, dass darin der wegweisende Grundsatz stand "Frauen und Männer sind gleichberechtigt". Die Staatsgeburt war indes von Skepsis begleitet. Würde Bonn die gleiche Entwicklung wie Weimar nehmen? Als das Grundgesetz verkündet wurde, war von einem Provisorium die Rede, denn das Land blieb geteilt, die Wiedervereinigung als Staatsziel lag in unabsehbar weiter Ferne. Doch dann nahm das Provisorium Formen an, der Aufstieg aus den Ruinen des Weltkriegs zum so genannten "Wirtschaftswunderland" erfolgte in einem rasanten Tempo. Mit zunehmendem Wohlstand wuchs in Westdeutschland auch die Stabilität der Demokratie und ihre Akzeptanz.

1. September 1948: In Bonn konstituiert sich der Parlamentarische Rat, mit dem Auftrag der Erarbeitung einer vorläufigen Verfassung für einen künftigen westdeutschen Staat.

23. Mai 1949: Das "Grundgesetz" der Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft. Erst am 12. Mai 1949 endete die fast ein Jahr dauernde Berlin-Blockade durch die Sowjetunion.

7. Oktober 1949: In der sowjetischen Besatzungszone wird die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet.

 

4. Der 17. Juni 1953

Es begann damit, dass Ostberliner Bauarbeiter in den Streik traten und gegen die erhöhten Arbeitsnormen des SED-Regimes protestierten. Binnen kurzer Zeit erwuchs daraus am 17. Juni 1953 ein Volksaufstand in der gesamten DDR, heute gilt er auch als "Versuch einer deutschen Revolution". Sowjetische Panzer walzten den Aufstand nieder, es folgen "Säuberungen" und Verfolgungen. In der DDR wurde der 17. Juni von nun an totgeschwiegen. Im Westen dagegen machte man ihn zum Gedenktag, zum "Tag der deutschen Einheit": Ein offizieller Feiertag, dessen eigentlicher Ursprung aber immer mehr in Vergessenheit geriet. Doch spätestens dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Volksaufstand, als die friedliche Revolution die Mauer zu Fall brachte, sollte sich rächen, dass das SED-Regime nie aus den Fehlern des 17. Juni gelernt hatte.

28. Mai 1953: Die DDR-Regierung gibt die Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 Prozent bekannt.

16. Juni 1953: Bauarbeiter aus der Stalin-Allee legen ihre Arbeit nieder und ziehen zum Regierungsviertel in Ost-Berlin. Der Aufstand wird zur Demonstration für Freiheit und Wiedervereinigung.

17. Juni 1953: Am Abend des 17. Juni wird der Aufstand durch Panzer der Roten Armee niedergewalzt.

4. August 1953: Der 17. Juni wird als "Tag der deutschen Einheit" Nationalfeiertag der Bundesrepublik.

 

5. Der 9. November 1989

Am 9. November 1989 geschieht das Unglaubliche. Mit dem Mauerfall fand die friedliche Revolution in Ostdeutschland ihren glücklichen Höhepunkt. Die DDR-Bürger stießen das Tor zur Wiedervereinigung auf. Hieß es zunächst "Wir sind das Volk", folgte schon bald darauf der Ruf "Wir sind ein Volk". Am 3. Oktober 1990 vollendeten die Deutschen ihre staatliche Einheit, die faktische Freigabe durch die sowjetische Vormacht, aber vor allem die Bürger in der DDR haben möglich gemacht, was Monate vorher noch undenkbar schien: die Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas, friedlich und in Freiheit. Doch die Hürden der inneren Vereinigung stellten die Demokratie auf die Probe, die Gesellschaft spaltete sich in Gewinner und Verlierer der Einheit, der demokratische Grundkonsens wurde immer wieder aus verschiedenen Richtungen angefochten. Was es bedeutet, eine Demokratie aufzubauen, sie mit Leben zu füllen, ihre Akzeptanz zu sichern, sind Fragen, die Deutschland auch in der Gegenwart vor große Herausforderungen stellen.

19. August 1989: Flucht Hunderter von DDR-Bürgern über Ungarn in den Westen, insgesamt fliehen Zehntausende im Sommer ‘89.

7. Oktober 1989: 40-Jahr-Feier der DDR, unter den Gästen der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow.

9. Oktober 1989: 70.000 Menschen demonstrieren in Leipzig

9. November 1989: Öffnung der Mauer.

3. Oktober 1990: Wiedervereinigung Deutschlands.

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