Gib Frieden eine Chance: Drei Menschen im Einsatz für Verständigung

Film von Johannes Rosenstein

Kriege und Konflikte erschüttern die Welt. Was kann der Einzelne tun? Die Dokumentation stellt drei Menschen vor, die sich für den Frieden engagieren: Danilo arbeitet als Volontär in einem multireligiösen Krankenhaus in Jerusalem. Ulrike setzt sich für Jugendliche in einer der gewalttätigsten Gegenden Kolumbiens ein. Tobias engagiert sich für die "Schule des Friedens" in Berlin und versucht zudem auf politisch-religiöser Ebene in Konflikten zu vermitteln. Sie alle sind überzeugt davon, dass Frieden jederzeit eine Chance hat. Die Motivation, sich unermüdlich dafür einzusetzen, stammt nicht zuletzt aus ihrem christlichen Glauben.

  • ZDF Mediathek, ab Dienstag, 26. Dezember 2023, 8.00 Uhr, fünf Jahre lang
  • ZDF, Dienstag, 26. Dezember 2023, 18.15 Uhr

Texte

Stab

Buch und Regie:         Johannes Rosenstein

Kamera:                      Alexander Hein, Thomas Beckmann, Denis D. Lüthi

Ton:                             Konstantin Kirilow, Christoph Fleischer

Schnitt:                       Martin Kießling

Produktion:                 Ifage Filmproduktion im Auftrag des ZDF
                                   Katharina Bork, Melanie Weiß

Produktionsleitung:    Andrea Haas-Blenske

Produktion ZDF:         Claudia Comprix

Redaktion ZDF:          Harald Hamm

Redaktionsleitung:     Jürgen Erbacher

Sendelänge:               43.30 Minuten

Inhalt

Kriege und Konflikte erschüttern die Welt. Was kann der Einzelne tun? Die Dokumentation begleitet drei Menschen, die sich an ganz verschiedenen Orten der Welt mit Zuversicht für ein friedvolles Miteinander einsetzen. Die Motivation für ihre Friedensarbeit stammt nicht zuletzt aus ihrem christlichen Glauben.

Bis August 2023 hat Danilo (22) ein Freiwilliges Soziales Jahr in Jerusalem gemacht. Auslöser war eine Lebenskrise des jungen Berliners. Er absolviert seinen Friedensdienst am Jerusalemer St. Louis French Hospital. Das hat sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht "Menschen durch eine qualitativ hochwertige palliative, emotionale, soziale und spirituelle Betreuung zu unterstützen und zu trösten. Bei der besonderen Betreuung dieser Menschen werden ihre kulturellen, kommunalen und religiösen Unterschiede berücksichtigt."
Emad, ein palästinensischer Pfleger, nimmt Danilo während der ersten Wochen "an die Hand". Die beiden freunden sich an. Danilo lernt, mit Krankheit, Leid und Tod umzugehen, und versucht, sich auf alle Patientinnen und Patienten einzulassen, ihnen mit Mitgefühl und Herzlichkeit zu begegnen. Er lernt die Gastfreundschaft von Emads Familie in Bethlehem kennen. Zusammen mit Emad besucht Danilo auch die Geburtskirche – für ihn ein "heiliger Moment". Der Friedensdienst im Jerusalemer Krankenhaus begeistert ihn so sehr, dass der ausgebildete Klimatechniker zurück in Deutschland eine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnt.

Dann plötzlich gibt es den überraschenden Terrorangriff der Hamas gegen Israel am 7. Oktober, der die Welt erschüttert. Danilo, seit wenigen Wochen wieder in Berlin, kann seine Gefühle kaum in Worte fassen, so sehr belastet ihn die entfesselte Gewalt. Mit Emad hält er weiter Kontakt – sie skypen regelmäßig miteinander. Danilos Zeit in Israel war im Vergleich zu heute friedlich. Im St. Louis French Hospital hat er erfahren, wie auch in einer Konfliktregion Frieden im Kleinen gelebt werden kann. Aber ist das angesichts des aktuellen Kriegs jetzt alles obsolet?

Neben kurzfristigen Einsätzen gibt es die langfristigen Friedensdienste. Hier sind Fachkräfte gefragt, die über mehrere Jahre an einem Ort arbeiten und leben.

Ulrike (47) hat im Süden Kolumbiens ihr Lebensprojekt gefunden. In Tumaco engagiert sie sich seit zwölf Jahren für das Jugendhaus Centro Afro Juvenil. In einem Elendsquartier in einer von Drogenbanden umkämpften Nachbarschaft bietet es das einzige Alternativprogramm für junge Menschen an. Der Friedensvertrag von 2016 zwischen Regierung und FARC-Rebellen hat an vielen Orten Kolumbiens dafür gesorgt, dass rivalisierende Drogenbanden und Rebellengruppen um Macht und Einfluss ringen – auf Kosten der Zivilgesellschaft. Um diesen Teufelskreis der Gewalt zu brechen, ist Ulrike immer für ihre Nachbarn und die Jugendlichen da. Täglich öffnet sie das Jugendhaus für unterschiedliche Aktivitäten und Gruppen.
Der Film begleitet Ulrike in ihrem turbulenten Alltag, zu Hause, auf der Straße, bei Gesprächen mit den Menschen aus ihrem Viertel. Er stellt vielfältige Aktivitäten im Jugendzentrum vor. Jugendliche sprechen über ihren Alltag, die Gewalt, die Angst – und was sich für sie durch das Centro Afro verändert hat. Höhepunkt ist ein Straßenumzug samt künstlerischer Darbietungen der Jugendlichen. Dem Leid, der Gewalt und Armut setzen sie so ein starkes Zeichen friedvollen Miteinanders entgegen. Vor allem aber demonstrieren sie ihre eigenen Talente und Fähigkeiten. Empowerment, Selbstermächtigung sind für Ulrike ein Schlüssel für Friedensarbeit.

Tobias (34) aus Berlin engagiert sich seit Jahren für die Laiengemeinschaft Sant'Egidio in Berlin. Der Film begleitet ihn in die "Schule des Friedens". Jedes Wochenende treffen sich Jugendliche und Betreuer wie Tobias mit Kindern aus ärmeren Verhältnissen, um mit ihnen Hausaufgaben zu erledigen, gemeinsam zu spielen, zu singen und ab und zu einen Ausflug zu machen. Viele der Kinder haben aufgrund von Migrationsgeschichten oder prekären Familienverhältnissen die Erfahrung gemacht, am Rande zu stehen. In der "Schule des Friedens" geht es darum, jedem Kind zu vermitteln, dass es etwas kann und jemand für es da ist. Tobias hält sich die Wochenenden frei, ihm sind die Kinder ans Herz gewachsen und er betont, dass Beständigkeit notwendig ist, wenn man in der Friedensarbeit etwas erreichen möchte. Der lange Atem sei entscheidend und die Fähigkeit, sich von Misserfolgen und Rückschritten nicht zurückwerfen zu lassen.

Einmal im Jahr veranstaltet Sant'Egidio in einer europäischen Großstadt ein multireligiöses Friedenstreffen, um Verantwortliche aus Politik und Religion gemeinsam an einen Tisch zu bringen und Friedensnetzwerke zu stärken. Im Jahr 2023 ist Tobias einer der Organisatoren der dreitägigen Veranstaltung in Berlin.

"Diese Dokumentation soll den Blick weiten." / Von Filmautor Johannes Rosenstein

Die Kamera vermag es, Türen zu öffnen. Ich kann Menschen begegnen, die uns einen Einblick in ihre Lebensverhältnisse gewähren. Mich haben während der Dreharbeiten vor allem die Jugendlichen im Centro Afro in Tumaco beeindruckt. Wie sie der täglichen Gewalt und dem Unfrieden trotzen, wie sie es schaffen, in guter, gemeinschaftlicher Art und Weise eine Alternative zu dem Elend zu leben und auszuleben. Sie strahlen eine Zuversicht aus, die mich sehr demütig macht – denn angesichts der Armut und der Gewalt ist es so viel schwieriger, hoffnungsvoll zu bleiben. Die jungen Menschen in Kolumbien haben mich bestärkt, dass es immer möglich ist, sich für Frieden einzusetzen, egal, wie problematisch die Umstände sind.

Dreharbeiten in Israel und Kolumbien gehören nicht zum Alltag – in diesen Ländern gelten verschärfte Sicherheitsregeln. Einfach eine Kamera aufzustellen, ist nicht immer möglich und folgt anderen, für uns Deutsche oft nicht leicht durchschaubaren Regeln. In Jerusalem oder in der Westbank kann es sein, dass wir durch unsere Präsenz bereits eine Provokation darstellen. Hier ist es nötig, mit einheimischen Fachkräften zusammenzuarbeiten, die einerseits über die notwendige Erfahrung, anderseits über Sprachkenntnisse verfügen sowie Sitten und Gebräuche kennen, damit ein Dreh überhaupt funktionieren kann und vor allem ‒ sicher ist. Wir haben hier vor Ausbruch des Krieges mit Danilo gedreht.

Dies gilt umso mehr für ein Land wie Kolumbien, in welchem Pressefreiheit nicht sonderlich gut funktioniert, weil "bestimmte Menschen" kein Interesse haben, sichtbar zu werden. Auch nicht unbeabsichtigt. Gleichzeitig gibt es häufig eine Offenheit und eine große Lust, sich mitzuteilen und etwas aus dem Leben und Alltag zu erzählen.

Der Krieg gegen die Ukraine ist nicht mehr das nachrichtenbeherrschende Thema, weil es vom Hamas-Terror überlagert worden ist. Gleichzeitig gibt es neben diesen beiden Konflikten weltweit noch viel mehr Unfrieden. Diese Dokumentation soll den Blick weiten. Wir möchten zeigen, wie komplex Friedensverhandlungen und -bemühungen sind, wie langwierig und zäh sie sich gestalten. Gleichzeitig geht es immer darum, Vertrauen zu schaffen, um überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Dies ist die Grundlage für jedwede Friedensinitiative.

Über die drei Protagonisten des Films

Danilo Schumacher, 22

Danilo wächst in Berlin und Tampa/Florida auf. Nach dem Realschulabschluss wird er Klimatechniker. Job, Freundin, Freunde, Wohnung, Auto – er hat alles, was er sich wünscht. Doch dann bricht der Freundeskreis auseinander, seine Freundin trennt sich von ihm, und die Arbeit gefällt ihm nicht mehr. In dieser Krise empfiehlt ihm sein Pfarrer eine Auszeit.

2022 startet er, organisiert über den "Deutschen Verein vom Heiligen Land", einen Friedensdienst in Jerusalem und arbeitet als ungelernte Pflegekraft im St. Louis French Hospital. Nicht nur bei den Patientinnen und Patienten auch bei den Mitarbeitenden herrscht religiöse Pluralität – das Krankenhaus ist eine Oase im Konfliktland Israel. Danilo ist Christ, sein Glaube wächst vor Ort, und er ist überzeugt: "Gott hat mich hierher geschickt. Frieden ist möglich." Er richtet sein Leben neu aus.

 

Ulrike Purrer, 47

Ulrike stammt aus Rostock und kommt mit zwölf Jahren, kurz vor der Wende, in ein evangelisches Pfarrhaus in Bayern. Bereits als Jugendliche ist sie friedensbewegt und gerechtigkeitsliebend. Die Christin arbeitet für das kirchliche Hilfswerk "Adveniat" in Tumaco, Kolumbien. Hier hat sie ihr Lebensprojekt gefunden. Sie glaubt an den Sinn von Friedensarbeit und ist davon überzeugt, dass nur der stete Tropfen etwas ändern kann.

Ulrike sagt, das größte Problem in Tumaco sei die Gewalt der diversen Drogenbanden, die den Kokaanbau des Landes kontrollieren und vor allem Jugendliche rekrutieren, die nichts mehr zu verlieren haben. Seit zwölf Jahren lebt und arbeitet sie mit den Menschen vor Ort. In ihrer Holzhütte im Armenviertel gibt es kein fließendes Wasser und nicht immer Strom. "Ich sehe Jesus da schon als ein Vorbild. Er ist auch dorthin gegangen, wo es weh tut, an die Ränder der Gesellschaft. Ich kann das hier aushalten, weil ich es aus freien Stücken mache." Im Quartier Nuevo Millenio bietet Ulrike eine Alternative zu Gewalt und Elend an: mit einem Jugendzentrum macht sie jungen Menschen Mut, einen anderen Weg zu gehen. Es sei eine Konstante im unsicheren Alltag. Denn Frieden beginne hier mit Sicherheit. "Für die meisten hier ist das Centro Afro der einzige Ort in ihrem Dasein, wo sie sicher sind und wo sie ohne Angst sein können."

 

Tobias Müller, 34

Tobias wächst in einer atheistischen Familie in Ost-Berlin auf und verlebt eine sorglose Kindheit. Mit 13, 14 etwa hat er eine schlaflose Nacht: "Wenn es Weltkriege gibt, warum gibt es dann keinen Weltfrieden?" fragt er sich. Als er kurz vor dem Abitur von der Organisation Sant'Egidio erfährt, beginnt er mit seinem friedenspolitischen Engagement. Mittlerweile arbeitet er hauptberuflich für die katholische Laienorganisation und ließ sich taufen.

In Berlin-Marzahn arbeitet Tobias ehrenamtlich für die "Schule des Friedens", organisiert von Sant'Egidio. Dort kommen Kinder aus randständigen Milieus zusammen, um gemeinsam zu spielen, Hausaufgaben zu machen, um einen Tag in der Woche abschalten zu können. Dort sieht er eine Möglichkeit, etwas für eine bessere Welt zu tun: "Ich habe mit der Zeit gesehen, dass die Treue zu Situationen, die Treue zu den Kindern und den Familien etwas verändert haben, und ich habe angefangen, an das Unmögliche zu glauben. Dass Kinder, von denen man sagt, aus denen kann nie was werden, dass die zu unglaublichen Persönlichkeiten heranreifen können, die selbst sich wiederum für andere einsetzen. Jeder Mensch hat ein großes Herz, und jeden Menschen muss man auch eine Veränderung zugestehen."

Im September 2023 organisiert er mit einem Team aus Rom ein großes internationales Friedenstreffen in Berlin. Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz nehmen teil sowie wichtige politische und religiöse Menschen aus vielen Ländern.

Tobias engagiert sich zudem als Mittler im politisch-religiösen Konflikt im Südsudan. Er setzt auf Verständigung und Freundschaft: "Freundschaft ist die Basis für jeden Frieden."

Über die drei Entsendeorganisationen

Wer sich als Deutsche oder Deutscher im Ausland für Frieden engagieren möchte, kann nicht ohne weiteres in ein Land seiner Wahl ausreisen. Entsendeorganisationen sind nötig, um rechtliche Probleme sowie steuerliche und versicherungstechnische Belange zu klären.

Danilo hat sich für einen Freiwilligendienst beworben, der vom Deutschen Verein vom Heiligen Lande organisiert wird. 1855 wurde der DVHL von zwei deutschen Pilgern gegründet, um die katholische Kirche und deren Institutionen im Heiligen Land zu unterstützen. Heute betreut der Verein nicht nur Freiwillige wie Danilo, sondern kümmert sich als christliches Hilfswerk im Nahen Osten um Pilgerfahrten, unterstützt Schulen und Friedensprojekte, Begegnungsstätten und engagiert sich im Gesundheitsbereich ebenso wie in der pastoralen Arbeit.

Ulrike hat ihr Projekt über das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gefunden. Initiiert wurde es allerdings von drei Missionaren der Comboni-Gemeinschaft, die in Tumaco einen Ort für Jugendliche gründen wollten. Deren Idee, ein Jugendzentrum zu errichten, wurde von verschiedenen Hilfswerken und Entwicklungshilfeorganisationen ausgeschrieben, in Deutschland von der Bischöflichen Aktion Adveniat. Leitbild dieses Hilfswerk ist ein Menschenbild, das in jedem Armen und Bedürftigen Christus sieht: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan." Adveniat selbst begann als weihnachtliche Spendenaktion 1961 und ist mittlerweile die europaweit größte Initiative für Projekte in Lateinamerika und in der Karibik.

Sant'Egidio wurde im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils von Andrea Riccardi gegründet als katholische Laienbewegung von Schülerinnen, Schülern und Studierenden. Auf drei Säulen ruht die geistliche Gemeinschaft: dem Gebet, der Freundschaft zu und mit den Armen, dem Einsatz für Frieden, über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg. Mittlerweile gibt es in über 70 Ländern Gemeinschaften von Sant'Egidio, die sich jeweils vor Ort auf ehrenamtlicher Basis für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. Der Glaube, dass Frieden jederzeit möglich ist, ist zentraler Bestandteil der Gemeinschaft, die sich mittlerweile auch als internationaler Vermittler einen Namen gemacht hat. So durch den erfolgreichen Friedensabschluss in Mosambik oder aber durch die andauernden Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien im Südsudan.

Weitere Informationen

Fotos über ZDF-Kommunikation: Telefon: 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/gibfriedeneinechance

Impressum

ZDF-Hauptabteilung Kommunikation
Verantwortlich: Alexander Stock
E-Mail: pressedesk@zdf.de
© 2023 ZDF

Kontakt

Name: Dr. Birgit-Nicole Krebs
E-Mail: krebs.b@zdf.de
Telefon: (030) 2099 1096