Grönland – Leben mit den Inuit

Vierteilige Reihe in der ZDFmediathek und Kompaktfassung im ZDF

Qaanaaq ist die Metropole Nordgrönlands, 600 Menschen leben dort und trotzen der unwirtlichen Kälte ein Auskommen ab. Das Leben ist geprägt von Traditionen, von Generation zu Generation weitergegeben. Doch dieses Leben ändert sich rapide. Filmemacherin Josefin Kuschela verbrachte 2024 mehrere Monate mit den Inughuit, einer Gruppe von indigenen Grönland-Inuit, und dokumentiert in ihren Filmen den enormen Wandel, dem diese Gesellschaft ausgesetzt ist.

  • ZDF Mediathek, dgs ad ut Alle vier Folgen ab Dienstag, 17. Dezember 2024, 10.00 Uhr
  • ZDF, ad ut Dienstag, 17. Dezember 2024, 22.15 Uhr, 30-minütige Fassung

Texte

Sendedaten

ZDFmediathek: ab Dienstags, 17. Dezember 2024, 10.00 Uhr, vier Folgen je ca. 25 Minuten, ab Sendetermin

ZDF: Dienstag, 17. Dezember 2024, 22.15 Uhr, 30-minütige Version

Stabliste

Buch und Regie: Josefin Kuschela

Kamera und Ton: Josefin Kuschela, Bo-Christian Riedel-Petzold

Schnitt: Hendrik Gutmann, Josefin Kuschela

Sounddesign: Marco Schnebel

Mischung: Volker Armbruster

Farbkorrektur: Christian Scheunert

Grafik: Christian Selent

Musik: Julian Erhardt, Mirko Büchele, Victoria Hillestad

Produzentin: Josefin Kuschela

Produktion ZDF: Kerstin Schönborn

Redaktionelle Mitarbeit ZDF: Martina Frangenberg

Redaktion ZDF: Johannes Geiger

Grönland – Leben mit den Inuit, ZDF

Vor zwei Jahren strandete Filmemacherin Josefin Kuschela auf einer Reise in Qaanaaq, dänisch Thule, und verbrachte dort längere Zeit mit den Menschen in dem kleinen Ort. Beeindruckt und fasziniert von den einzigartigen Erlebnissen entschloss sie sich, das Leben der Inughuit, einer Gruppe von indigenen Grönland-Inuit, zu dokumentieren, und reiste mit ihrer Kamera zurück. Mehrere Monate verbrachte sie 2024 in Qaanaaq, tauchte ein in die Lebenswelt der Inughuit und hielt mit der Kamera fest, welchen enormem Veränderungen diese Gesellschaft ausgesetzt ist – durch den Klimawandel, aber auch durch den Wunsch nach einem westlichen Lebenstil.

Zwischen Technologie und Schlittenhund (1/4), ZDFmediathek

Nach drei Tagen Anreise kommt Filmemacherin Josefin Kuschela in Qaanaaq an. Sie trifft Menschen, die hin- und hergerissen sind zwischen jahrtausendealten Traditionen und dem Wunsch nach einem modernen Leben in einer größeren Stadt. Es ist eine Welt im Wandel. Aber auch eine Welt, in die junge Menschen aus der Ferne zurückkehren, um wie ihre Vorfahren zu jagen und zu fischen.
 

Auf Jagd mit den Inuit (2/4), ZDFmediathek

Eisbären sind nicht nur gefährlich für den Menschen, sondern stehen auch auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Doch das Tier ist ein wichtiger Faktor für die Versorgung der Inuit Nordgrönlands. Denn ein geschossener Eisbär bedeutet warme Kleidung und Nahrung. Die Jagd ist ausschließlich mit Hundeschlitten erlaubt, und nur innerhalb strenger Quoten dürfen die Inuit Grönlands Bären erlegen. Internationaler Handel mit Eisbärfellen ist verboten, Abschusslizenzen für Touristen gibt es nicht. Auch wenn der Bär seit mehreren tausend Jahren bejagt wird, gibt es hier keine Routine: Jede Jagd ist gefährlich – für Hunde und Jäger. Josefin Kuschela ist mit ihrer Kamera bei einer Eisbärjagd der Inuit dabei.I

In Urlaub mit den Inuit (3/4), ZDFmediathek

Das Leben der Inuit ist hart und voller Widrigkeiten. Bei hohen Minusgraden ringen sie der Natur ein Auskommen durch Fischerei und Jagd ab, jeder Fehler hat schwerwiegende Folgen. Bleibt der Jagderfolg aus, steigt der Druck auf die Familien. Jeder Tag des Jahres ist geprägt von der Sicherstellung des Lebensunterhalts. Doch eine Woche im Jahr ist anders: Dann packen die Familien aus Savissivik ihre Schlitten und machen sich auf eine abenteuerliche Reise zur Pituffik Space Base, einem US-amerikanischen Militärgebiet im Norden Grönlands. Wie ein Urlaub auf einer US-Base aussieht? Josefin Kuschela begleitet sie auf dieser Reise.

Unterwegs mit eigenem Hundeschlitten (4/4), ZDFmediathek

Während ihres monatelangen Aufenthalts in Nordgrönland hat Filmemacherin Josefin Kuschela den Zyklus von ewiger Polarnacht zu ewigem Polartag dokumentiert. Jetzt, nachdem sie die Inughuit so eng in ihrem Alltag begleiten durfte, macht sie sich selbst zur Protagonistin ihrer Dokumentation: Sie will mit einem eigenen Hundeschlitten, allein und ohne die Hilfe erfahrener Inuit, reisen. Mit Hunden, die ein wilder Haufen unterschiedlicher Charaktere sind. Ein nervenaufreibendes Unterfangen, wie sich herausstellt.

"Die Antwort auf fast jede Frage? 'Vielleicht'" - Drei Fragen an die Filmemacherin Josefin Kuschela

Wie kamen Sie auf die Idee, Filme über die Inuit Nordgrönlands zu machen?
2022 war ich in derselben Gegend, um einen Film mit und über einen Amerikaner zu drehen, der die Dörfer besuchte. Nach zwei Jahren Vorbereitung kamen wir damals ebenfalls im Januar an, mit dem Plan, einige Monate zu bleiben. Nach einer Woche entschied der Amerikaner, dass er doch keine Lust mehr hatte, einen Film zu drehen, und ich könne somit nach Hause fliegen. Da ich schon viel Arbeit hineingesteckt hatte und das Land und die Menschen unbedingt kennenlernen wollte, blieb ich auf eigene Faust da. An einem Ort, in dem man niemanden kennt, fast keiner englisch spricht, es um diese Jahreszeit immer dunkel ist und Minus 30 Grad herrschen, war das ein gar nicht so einfaches Unterfangen. Doch Woche für Woche habe ich neue Menschen kennengelernt, und es wurde eine so spannende Zeit, wie ich es mir zu Beginn nie vorgestellt hätte: Ich konnte mit auf Jagden gehen, wurde trotz Sprachbarriere zu den Leuten nach Hause eingeladen und hatte am Ende sogar eigene Hunde. Beeindruckt sowohl von der Natur, als auch von der Lebensweise, hatte ich vor, noch einmal dorthin zu fahren und dieses Leben möglichst nah an den Menschen in einem Film zu erzählen.

Was hat Sie an den Menschen am meisten beeindruckt?
Es gibt sehr viele Dinge, die man in dieser Gegend lernt. Neben dem Umgang mit der Kälte, der ewigen Dunkelheit und auch des ewigen Sonnenlichts, ist es vor allem die Mentalität der Leute. Zusammengefasst lautet diese: "Vielleicht". Das ist die Antwort auf fast jede Frage, die man stellt. Darf ich dich filmen? Fährst du morgen jagen? Kann ich mitkommen? – "Vielleicht". Für uns strukturgewohnte Deutsche zunächst eine schwer verdauliche Herangehensweise. Obwohl es jede Planung unmöglich macht, lehrt es doch, im Moment zu leben und mit dem "Flow" zu gehen.

Wie ist es, einen Eisbären zu jagen?
Bisher durfte ich bei drei Eisbärjagden dabei sein. Das ist immer wieder anders – und immer wieder spannend. Die Suche nach einem Bären kann Stunden oder auch Tage dauern. Wenn der Bär dann in Sicht- und Geruchsweite ist, werden die Hunde sehr aufgeregt. Sie sind auf Eisbären trainiert. Sobald sie ihn spüren, rennen sie in seine Richtung. Dabei ist egal, welche Eisbrocken im Weg liegen und wie der Schlitten herumgeschleudert wird. Man muss sich sehr festhalten an den zarten Seilen, mit denen das Gepäck am Schlitten befestigt ist. Man hört den Jäger rufen: "Halte dich fest, ich kann dich nicht einsammeln, wenn du runterfällst." Die Techniktasche musste dieses Schicksal erfahren, ich selbst glücklicherweise nicht. So fährt man Rodeo Richtung Eisbär, mit einer Hand am Seil, während die andere Hand versucht, die Kamera so zu halten, dass sie das Geschehen irgendwie einfängt. Während wir dem Bären näher kommen, werden die Rufe des Jägers an seine Hunde energischer, die Hunde immer schneller, die Fahrt immer rasanter. Dabei vor sich diesen Bär zu sehen und zu denken: "Wow, ich sehe gerade tatsächlich einen wilden riesigen Eisbären. Und wir jagen ihn, die Hunde werden ihn attackieren", das ist schon krass. Und die Gefühle sind zerrissen zwischen Adrenalin, Aufregung, einem Bären zu begegnen, dem Fokus, dabei zu filmen – und auch Mitleid für den Bären, weil man weiß, dass er es nicht überleben wird. Kurz bevor die Hunde nah genug sind und der Jäger schießen kann, muss ich in voller Fahrt vom Schlitten springen – dabei natürlich weiterfilmen –, da es sonst zu nah und gefährlich wird. Schlussendlich umzingeln die Hunde den Bären, er wird erschossen, zerlegt, und alle Teile des Tieres werden verwertet.

Die Fragen stellte Johannes Geiger, Redaktion "Terra X".

 

Josefin Kuschela, Jahrgang 1989, ist Diplom-Psychologin und hat ein Regie-Diplom von der Filmakademie Baden-Württemberg, Ludwigsburg.

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