Hannes Jaenicke: Im Einsatz für das Schwein

Dokumentation

Der neue Einsatz von Hannes Jaenicke gilt dem Schwein. Ohne verstörende Schockbilder, mit sensiblen Einblicken gelingt es dem Schauspieler und Umweltschützer, die Entwicklung eines erschreckend effizienten Systems offenzulegen, das Deutschland zum größten Schweinefleischerzeuger Europas hat aufsteigen lassen. Mit Expertinnen und Experten sowie im Gespräch mit dem Philosophen Richard David Precht skizziert Jaenicke Lösungsansätze für einen Ausstieg aus diesem "Schweinesystem". Die Zuschauerinnen und Zuschauer lernen ein hochintelligentes und liebenswertes Tier kennen, das zu Unrecht einen schlechten Ruf hat.

  • ZDF, Dienstag, 31. Mai 2022, 22.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Montag, 30. Mai 2022, 22.15 Uhr

Texte

Sendedatum, Inhalt

Film von Judith Adlhoch und Eva-Maria Gfirtner

Redaktion: Susanne Hillmann
Länge: circa 45 Minuten

Schweine gehören zu den intelligentesten Säugetieren der Erde. Sie erkennen sich im Spiegel, hören auf ihren Namen und schließen Freundschaften, sind sozial und neugierig. Grundlegende Forschungsarbeit zum Verhalten und der Intelligenz von Schweinen leistet das Clever Pig Lab in Österreich. Hannes Jaenicke begleitet die Arbeit der Wissenschaftlerinnen rund um Marianne Wondrak und erfährt vieles über die erstaunlichen kognitiven Fähigkeiten von Schweinen. Nach sieben Jahren experimenteller Freilandforschung wünscht sich die Wissenschaftlerin vor allem eines, "dass Schweine als das gesehen werden, was sie eigentlich sind: keine Schnitzel auf vier Beinen, sondern ganz großartige Persönlichkeiten und wundervolle Tiere." Die Erkenntnisse aus dem Clever Pig Lab sollen helfen, die Bedürfnisse von Schweinen besser zu verstehen.

Die Haltungsbedingungen in der konventionellen Schweinezucht sind jedoch meilenweit von den Bedürfnissen der Tiere entfernt. Schweine werden von klein auf an den Stall angepasst und nicht umgekehrt. Hannes Jaenicke besucht einen Schweinehalter in Brandenburg, der das ändern will. Dafür baut Ralf Remmert seinen Betrieb Schritt für Schritt um – freiwillig. Hannes Jaenicke spricht mit Remmert über den Preisverfall bei der Massentierhaltung und darüber, wie Landwirte den Ausstieg aus der hocheffizienten Tierhaltung schaffen können.

Über 23 Millionen Schweine leben zurzeit abgeschottet in Massenställen. "Im Land der Tiere", einem Gnadenhof für ehemalige Nutztiere, ist das anders. Hannes Jaenicke begegnet zum ersten Mal ausgewachsenen Schweinen. Es sind imposante, kräftige Tiere. So kennt man sie nicht. In der Intensivtierhaltung werden Schweine bereits nach wenigen Monaten geschlachtet. Jaenicke lernt auf dem Gnadenhof Schweine auch als individuelle Persönlichkeiten kennen, zum Beispiel die fünfjährige Hanna. Als Zuchtsau 624 hat sie bis vor Kurzem ihr Leben zwischen Kastenstand und Abferkelbucht verbracht, über einhundert Ferkel geboren, die ihr alle nach nur wenigen Wochen weggenommen wurden. "Im Land der Tiere" bekommt sie einen Namen statt einer Nummer und darf zum ersten Mal ihren Nachwuchs selbst aufziehen.

In seinem Einsatz für das Schwein ist Hannes Jaenicke in Deutschland und Österreich unterwegs und skizziert Lösungsansätze. Viele wünschen sich mehr Tierwohl und schaffen es dennoch, das Fleisch auf dem Teller von dem Lebewesen zu entkoppeln, das es einmal war. Viele wissen, wie sensibel, neugierig und intelligent Schweine sind, wie komplex ihr Verhalten ist. Und: viele sind sich dessen bewusst, dass die Menschen vielen Schweinen das Leben zur Hölle machen. Doch wie lässt sich das ändern? Antworten darauf findet Hannes Jaenicke im Gespräch mit dem Philosophen Richard David Precht.

Hannes Jaenicke: "Im Einsatz für das Schwein zeigt klar und eindringlich, dass es so, wie es jetzt ist, nicht weitergehen kann. Es ist höchste Zeit, umzudenken. Und: Es gibt Lösungen."

"Wir müssen den Umgang mit Nutztieren überdenken"
Interview mit Hannes Jaenicke

Sie haben sich in der ZDF-Reihe "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …" schon für viele bedrohte Tiere eingesetzt. Was ist das Besondere am Schwein?

Schweine gehören mit den Milchkühen zu den sogenannten "Nutztieren", die zur Befriedigung unseres Appetits am grausamsten gequält werden. Sie gehören zu den intelligentesten Tieren, sind sozial, sensibel und neugierig, gelten als Glückssymbol. Trotzdem misshandeln wir sie im Kastenstand, auf viel zu engem Raum, in stinkenden Fabriken und kaufen sie als billiges Nahrungsmittel. Diesem Widerspruch wollen wir nachgehen.

Schweine gehören zu den Tieren, die mit vielen Vorurteilen belegt sind, zum Beispiel "Schweine sind dreckig", "Schweine sind dumm" … Wie sehr wirkt sich dieses Image auf unseren Umgang mit Ihnen aus?

Nichts davon stimmt. Schweine sind nur dreckig, wenn wir sie in der Massentierhaltung einpferchen. Sie lernen wesentlich schneller als beispielsweise Hunde. Und sind uns so ähnlich, dass man ihre Organe sogar in Menschen transplantieren kann, soeben geschehen bei einer Herztransplantation in den USA.

Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu Schweinen, und was fasziniert Sie an ihnen?

Ich bin seit 40 Jahren Vegetarier, sehe Schweine also eher als witzige, hochintelligente Tiere und als Glückssymbol und nicht als Billigprodukt aus Qualzucht an einer Fleischtheke.

Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten beeindruckt?

Wie sauber und reinlich Schweine sind, wenn man sie artgerecht, also im Freien, auf Wiesen anstatt in Mastanlagen hält.

Was sollen die Zuschauer aus der Dokumentation mitnehmen?

Schön wäre, wenn man endlich den Umgang mit sogenannten "Nutztieren" und unseren Fleischkonsum überdenken würde. Und wenn man Schweine nicht als billiges Lebensmittel, sondern als intelligentes, soziales Lebewesen betrachten würde.

Die Fragen stellte Magda Huthmann.

Audio-O-Töne/Audio-Interview (mp3) Hannes Jaenicke

Audio-O-Töne/Audio-Interview Hannes Jaenicke (mp3)

"Ich war völlig platt, was Schweine für unterhaltsame Zeitgenossen sind"

Hannes Jaenicke ist wieder für die ZDF-Dokureihe "Im Einsatz für …" unterwegs – diesmal für das Schwein

Interview mit Hannes Jaenicke 

Anmoderation:

"Du dummes Schwein!", "Da hast du aber Schwein gehabt" oder das gute alte Sparschwein – der Begriff "Schwein", aber auch seine Synonyme "Sau" oder "Ferkel", werden öfter in unserem Sprachgebrauch verwendet, als uns bewusst ist. Nicht zuletzt denken die meisten wohl ans Schweinefilet, Schweineschnitzel oder Schweinekotelett. Was die wenigsten von uns aber wissen: Schweine gehören zu den intelligentesten Säugetieren der Erde. Das zeigt Schauspieler und Umweltschützer Hannes Jaenicke in der ZDF-Doku "Im Einsatz für das Schwein". Ganz ohne schockierende Bilder aus Mastställen oder Schlachtbetrieben, sondern mit sensiblen Einblicken und positiven Beispielen, wie Schweine artgerecht gehalten werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lernen ein hochintelligentes und liebenswertes Tier kennen, das zu Unrecht einen schlechten Ruf hat.

Darüber haben wir mit Hannes Jaenicke gesprochen:

Herr Jaenicke, warum setzen Sie sich für das Schwein ein?

Weil wir kein Tier so bestialisch misshandeln und quälen, in solchen Massen, wie das arme Schwein. Aber ich finde es auch spannend, dass wir es einerseits als Glückssymbol benutzen, auch in der Sprache: Da habe ich aber saumäßiges Glück gehabt. Und gleichzeitig nehmen wir es als unfaire Beschimpfung. Das Tier wird auf so abartige Weise gezüchtet, gehalten und geschlachtet, dass ich darüber einen Film machen wollte. Und zwar eben ohne Schockbilder. (0:22)

Warum haben Sie auf Schockbilder verzichtet?

Ich glaube, dass der Zuschauer-Reflex ist, auszuschalten. Weil dann wird er sofort daran erinnert, was er da täglich tut, wenn er Fleisch und vor allem Schwein isst. Ich glaube, man stumpft ab und man hat einen Reflex. Ich verstehe, dass man sagt: Will ich nicht sehen, will ich nicht hören. Ich habe am Anfang auch noch auf Schockbilder gesetzt, aber ich will die Leute anders zum Umdenken bewegen und nicht mit dem Holzhammer. (0:21)

Wie machen Sie es in Ihrer Doku?

Wenn man den Leuten wirklich mal zeigt, was für ein intelligentes, soziales, neugieriges, unglaublich lustiges Tier Schweine sind. Ich habe mich vorher nicht mit Schweinen beschäftigt. Ich war völlig platt, was das für unterhaltsame Zeitgenossen sind. Dann, glaube ich, denken Leute eher um, wenn sie beim Discounter vor der Fleischtheke stehen und überlegen, wie dieses hochgiftige Produkt produziert ist. Weil, was ich auch nicht wusste, Schweine riechen ja viel besser als Hunde. Die sind ausgesprochen reinlich. (0:24)

Inwiefern reinlich?

Die gehen genau wie Katzen, wenn sie können, auf eine Toilette und schlafen ganz woanders. Da wo sie schlafen und leben, haben sie es gerne sauber. Das heißt, wenn die 24 Stunden pro Tag in diesem bestialischen Gestank ihres eigenen Kots stehen, ist das für die eine absolute Quälerei. Das kann kein gesundes Produkt sein. Tiere, die so gestresst werden, so eng gehalten werden, die nie aufstehen können, sich nie umdrehen können, im Kastenstand, in der Abferkelanlage… Ich glaube, das schaffen wir in dem Film rüberzubringen, dass man sowas nicht essen sollte. (0:28)

Heißt das, dass wir gar kein Schweinefleisch mehr konsumieren sollten?

Wenn diese Sau auf einer Weide gelebt hat, sich entscheiden konnte: Gehe ich heute in den Stall oder gehe ich lieber raus? Wenn die ein tolles Leben hatte, dann bitte, iss sie. Aber: Dann kostet das entsprechend. Fleisch essen muss wieder einen Wert bekommen. (0:12)

Was können wir denn tun, um die Lebensbedingungen für Schweine zu verbessern?

Die banale Antwort: unseren Fleischkonsum radikal reduzieren. Sodass die Züchter so viel Geld dafür bekommen, dass sie die Tiere besser halten können. Das sind ja nicht alles Tierquäler oder Sadisten. Das sind oft mittelständische oder Kleinbetriebe, wo der Druck durch die Großkonzerne wie Tönnies oder Wiesenhof so groß ist, dass die gar nicht anders können, als so schlecht und brutal zu produzieren. Also grundsätzlich alles kaufen, was irgendwie mit Bio zu haben ist. Ich sage ja nicht, dass jeder von uns sofort vegan oder so wie ich Vegetarier werden muss. Dieses drei Mal am Tag Aufschnitt, Fleisch, Wurst, Bifi essen müssen, das ist die Perversion eines Systems, was komplett gegen die Wand gefahren ist. Es muss sich was ändern und wir Konsumenten haben nun mal nur den Geldbeutel als Waffe, und die sollten wir einsetzen. (0:45)

Sie haben mit Richard David Precht darüber gesprochen, dass wir den Akt des Tötens ausblenden, wenn wir Fleisch essen. Warum schaffen wir das?

Der Mensch ist ein sehr begabtes Wesen, was Verdrängung und Abstraktion betrifft. Und dem Konsumenten wird vorgegaukelt, als käme das Fleisch von einem Fließband und nicht von einem Lebewesen, das gelitten hat und gequält wurde. Und das findet hinter hermetisch abgeriegelten Mauern statt, man kommt in diese großen Betriebe echt nicht rein. Das haben wir versucht. Der Precht hat eine großartige Idee. Er sagt, es müsste jeder Zehntklässler mit der Schulklasse einmal in einen Schlachthof geführt werden. Dann würden nur noch sehr wenige Menschen Fleisch essen. Er sagt auch mit Recht: Wenn ich dir oder wenn jemand mir oder irgendjemand ein Ferkel in die Hand drückt und sagt, so, dann schlachte das mal. Das könnten die wenigsten von uns. Es ist diese komplette Abstraktion. Die Abkopplung des Tötungsaktes vom Produkt. (0:44)

Für die Doku haben Sie ein Team aus Wissenschaftlern im niederösterreichischen Haidlhof begleitet. Dort findet eine weltweit einzigartige Intelligenz-Forschung mit Schweinen statt. Was haben Sie dort gelernt?

Also ich wusste nicht, dass Schweine tatsächlich fünf-, sechs-, zehnteilige Puzzle zusammenlegen können. Sie können Leute unfassbar präzise unterscheiden. Ob blond, braun, Mann, Frau. Ich hatte keine Ahnung, wie reinlich die sind. Die suchen sich Freunde aus, so wie wir Menschen. Es gibt Schweine, von denen halten sie sich eher fern, die interessieren sie nicht. Dann gibt’s Schweine, die sich komplett verbrüdern und Cliquen bilden. Also die sind, wie sehr viele Tiere, dem menschlichen Sozialverhalten erstaunlich ähnlich. Ich habe da ganz, ganz viel gelernt, von dem ich vorher noch nie gehört habe. (0:29)

"Im Einsatz für das Schwein" ist die 13. Folge der ZDF-Doku-Reihe. Für Sie als engagierten Tierschützer sicher eine tolle Bestätigung, dass das, was sie tun, gut ankommt, oder?

Der erste Dank geht erstmal an diesen Sender. Ich bin dem ZDF bis ans Ende meiner Tage dankbar, dass ich diese Plattform bekommen habe. Der zweite Dank geht an den Zuschauer. Die Leute schalten derartig zuverlässig ein, dass ich diese Filme jetzt seit 15 Jahren machen darf. Und das dritte ist, dass ich da ein Thema entdeckt habe vor langer, langer Zeit, das an Aktualität nur zunimmt. Ich könnte drei Filme im Jahr machen und würde immer noch auf neue Themen stoßen. (0:23)

Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Format?

Es gibt einen wunderschönen, sehr einfachen Satz vom Dalai Lama. Der hat gesagt, dass wir etwas sanfter mit unserem Planeten umgehen sollten. Und wenn ich das schaffen würde, dass wir mit Natur, Habitat, Tieren, Pflanzen anders umgehen, dann hätte unser Nest, in dem wir leben und von dem wir leben, wahrscheinlich eine sehr viel bessere Überlebenschance, als es das derzeit hat. Weil im Moment tun wir eigentlich so ziemlich alles, um diesen Planeten zu ruinieren. Wenn ich einen ganz kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass wir umdenken, was die Plünderung unseres Planeten betrifft, dann würde ich mich fühlen wie ein Gewinner. (0:29)

Abmoderation:

Hannes Jaenicke im Interview. Er ist zum 13. Mal „Im Einsatz“, diesmal für das Schwein. Ohne verstörende Schockbilder, mit sensiblen Einblicken gelingt es ihm, die Entwicklung eines erschreckend effizienten Systems offenzulegen, das Deutschland zum größten Schweinefleischerzeuger Europas hat aufsteigen lassen. Mit Expertinnen und Experten sowie im Gespräch mit dem Philosophen Richard David Precht skizziert Jaenicke Lösungsansätze für einen Ausstieg aus diesem „Schweinesystem“.

Die Doku läuft am 31. Mai um 22 Uhr 15 im ZDF und ist ab dem 30. Mai, ebenfalls um 22 Uhr 15, in der ZDFmediathek verfügbar.

Ansprechpartnerin:

all4radio, Leonie Linhoff, 0711 3277759 0 

Die Dokumentation in der ZDFmediathek und bei Facebook

Die Dokumentation "Hannes Jaenicke im Einsatz für das Schwein" steht ab Montag, 30. Mai 2022, 22.15 Uhr, in der ZDFmediathek zur Verfügung.

Auf "Terra X" Facebook facebook.com/ZDFterraX gibt es programmbegleitend einen zweiminütigen Film "5 Dinge, die Sie noch nicht über das Schwein wussten".

Die bisherigen Filme "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …"

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Orang Utans

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Haie

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Gorillas

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Elefanten

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Löwen

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Delfine

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Nashörner

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Geparden

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Vögel

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Lachs

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Wolf

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für das Schwein

Fotos

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