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Höllental

Sechsteilige True-Crime-Serie

Die sechsteilige True-Crime-Serie "Höllental" rekonstruiert einen der berühmtesten Kriminalfälle Deutschlands: das Verschwinden der Peggy Knobloch.

  • ZDF, Ab Freitag, 8. Januar 2021, 23.10 Uhr
  • ZDF Mediathek, Ab Freitag, 8. Januar 2021, 10.00 Uhr

Texte

Statement von Redakteur Jörg Schneider

Mit "Höllental" präsentiert Das kleine Fernsehspiel eine sechsteilige True-Crime-Serie über einen der bekanntesten ungelösten Kriminalfälle in unserem Land.

Dokumentarfilme machen die Hälfte der Neuproduktionen aus, die wir jährlich fördern. Fast immer sind dies Einzelstücke, doch von Zeit zu Zeit initiiert die Redaktion besondere Formate, um neue Themen und formale Ansätze auch im Nachwuchsbereich zu etablieren. Denn nicht nur im Fiktionalen, sondern auch im dokumentarischen Genre erlebt das serielle Erzählen seit einigen Jahren einen Boom.

"Höllental" von Marie Wilke und der Kundschafter Filmproduktion interessierte uns sofort, da das Genre True Crime nicht nur eine spannende Erzählung über mehrere Folgen ermöglicht, sondern insbesondere auch jüngere Zuschauer begeistern kann, wie die Vielzahl von erfolgreichen internationalen TV-Formaten oder Podcasts belegt. Marie Wilke hatte mit den Dokumentarfilmen "Staatsdiener" und "Aggregat", der bereits in Koproduktion mit dem kleinen Fernsehspiel entstand, ihre filmische Handschrift und ihr Interesse für Institutionen in Deutschland beeindruckend gezeigt.

Die Recherche und Realisierung von "Höllental" hat länger als drei Jahre gedauert. Marie Wilke hat eine besondere visuelle Darstellung entwickelt, die sich von bekannten True-Crime-Formaten unterscheidet, auch da es in Deutschland beispielsweise keinen Zugang zu gefilmten Verhören oder Prozesse wie in den USA gibt. Bei "Höllental" war von Anfang an klar, dass Marie Wilke keinen filmischen Prozess führen will, der einen Täter benennt. Aus verschiedenen Perspektiven zeichnet Marie Wilke detailgenau die zwanzigjährige Geschichte des Falls mit vielen unvorhersehbaren Wendungen. Eine verzweifelte Suche nach dem Schuldigen, die tragischerweise nach fast zwanzig Jahren im Oktober 2020 ergebnislos eingestellt und damit zum "Cold Case" wurde.

Sendetermine

Freitag, 8. Januar 2021, 23.15 Uhr
Teil 1: Das Verschwinden
Freitag, 8. Januar 2021, 0.15 Uhr
Teil 2: Die Suche

Montag, 11. Januar 2021, 0.05 Uhr
Teil 3: Das Urteil
Montag, 11. Januar 2021, 0.50 Uhr
Teil 4: Der Einspruch

Montag, 18. Januar 2021, 0.10 Uhr
Teil 5: Die Spuren
Montag, 18. Januar 2021, 1.00 Uhr
Teil 6: Kein Ende

Stab, Mitwirkende, Inhalt

Ab Freitag, 8. Januar 2021, 23.15 Uhr, im ZDF
Ab Freitag, 8. Januar 2021, 10.00 Uhr, ein Jahr lang in der ZDFmediathek

Höllental
Sechsteilige True-Crime-Serie
Das kleine Fernsehspiel

Stab

Buch Marie Wilke
Regie Marie Wilke
Musik Uwe Bossenz
Schnitt Thomas Krause
Kamera Alexander Gheorghiu
Recherche Natalie Prinz
Ton Uwe Bossenz, Helge Haack, Lukas Lücke
Produzenten Dirk Engelhardt, Andreas Banz, Matthias Miegel
Produktionsleitung Natalie Prinz, Lena Raith, Claudia Wagner
Produktion Kundschafter Filmproduktion GmbH im Auftrag des ZDF/Das kleine Fernsehspiel mit Förderung des Medienboard Berlin-Brandenburg, der Film- und Medienstiftung NRW und nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen
Redaktion Jörg Schneider
Länge Folge 1: ca. 49 Minuten
Folge 2: ca. 45 Minuten
Folge 3: ca. 44 Minuten
Folge 4: ca. 47 Minuten
Folge 5: ca. 47 Minuten
Folge 6: ca. 41 Minuten

 

Mit: Gudrun Rödel (Betreuerin Ulvi Kulac), Michael Euler (Rechtsanwalt), Christoph Lemmer (Freier Journalist), Uwe Ritzer (Süddeutsche Zeitung) Otto Lapp (Nordbayerischer Kurier), Rainer Maier (Frankenpost), Willi Dürrbeck (Leitender Ermittler Soko Peggy) Klaus Bernhardt, (Polizeibeamter Soko Peggy), Norbert Rank (Einwohner Lichtenberg), Holger Knüppel (Bürgermeister Lichtenberg)

Inhalt

Am 7. Mai 2001 verschwindet die neunjährige Peggy Knobloch aus dem bayerischen Lichtenberg spurlos. Ein Mann gesteht den Mord, doch das Urteil muss zehn Jahre später revidiert werden. Am 2. Juli 2016 wird die Leiche des Mädchens gefunden. Das Verschwinden von Peggy Knobloch bleibt bis heute ein Rätsel und ist einer der berühmtesten Kriminalfälle Deutschlands. In der sechsteiligen dokumentarischen Serie "Höllental" wird der Fall genau rekonstruiert.

Folgeninhalte

Folge 1: Das Verschwinden

Am 7. Mai 2001 verschwindet die neunjährige Peggy Knobloch. Eine große deutschlandweite und internationale Suche nach dem Kind beginnt. Doch die Polizei kann keine Spur von Peggy finden.

Folge 2: Die Suche

Die Ermittler suchen in Lichtenberg und in Peggys familiärem Umfeld nach Verdächtigen. Schließlich gerät der Lichtenberger Gastwirtssohn Ulvi Kulac in den Fokus. Er legt ein Geständnis ab.

Folge 3: Das Urteil

Ulvi Kulac wird für den Mord an Peggy angeklagt und verurteilt. Doch schon bald regen sich Zweifel, vor allem in seinem Heimatort Lichtenberg: Ist Ulvi K. wirklich Peggys Mörder? Ganz besonders eine Frau, Gudrun Rödel, ist von seiner Unschuld überzeugt. 

Folge 4: Der Einspruch

Minutiös durchleuchten Gudrun Rödel und Rechtsanwalt Michael Euler den Fall und kommen zu dem Schluss, dass Ulvi Kulac unschuldig ist und Peggy nicht umgebracht haben kann. Sie tragen neue Erkenntnisse zusammen und erreichen ihr Ziel: ein Wiederaufnahmeverfahren wird eröffnet.

Folge 5: Die Spuren

Nach dem Freispruch von Ulvi Kulac im Wiederaufnahmeverfahren ist der Fall wieder offen. Die Ermittler und auch einige Journalisten gehen Spuren nach, die auf neue Verdächtige deuten. Dann, im Jahr 2016, geschieht etwas, womit niemand mehr wirklich gerechnet hat: Peggys Leichnam wird von einem Pilzsammler in einem Waldstück in der Nähe von Lichtenberg gefunden.

Folge 6: Kein Ende

Nachdem Peggys sterbliche Überreste in einem Wald entdeckt werden, werten die Ermittler die Spuren vom Fundort akribisch aus. Siebzehn Jahre nach dem Verschwinden tauchen dabei neue Erkenntnisse auf.

In einer sensationellen Pressekonferenz verkünden die Staatsanwaltschaft Bayreuth schließlich, dass sie einen neuen Verdächtigen im Fokus haben. Dessen Teilgeständnis zieht einen Mann wieder in den Fall hinein, der eigentlich als entlastet galt: Ulvi Kulac.

Chronologie im Fall Peggy Knobloch (Stand: 26. Oktober 2020)

7. Mai 2001: Die neunjährige Peggy Knobloch verschwindet spurlos in ihrem Heimatort, der kleinen bayerischen Stadt Lichtenberg. Sofort beginnt eine großangelegte Suche. Hundertschaften der Polizei, Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr, Taucher und schließlich sogar Tornados der Bundeswehr sind im Einsatz. Auch die Medien berichten bundesweit. Doch von Peggy gibt es keine Spur.

September 2001: Ulvi Kulac, der 23-jährige, kognitiv beeinträchtigte Sohn des Lichtenberger Gastwirtspaares, wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und anderen Kindern vergangen zu haben.

Oktober 2002: Die Ermittler verkünden auf einer Pressekonferenz, dass Ulvi Kulac den Mord an Peggy gestanden hat.

Oktober 2003: Der Prozess gegen Ulvi Kulac wegen Mordes an Peggy Knobloch und sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern in Lichtenberg beginnt vor dem Landgericht Hof.

April 2004: Ulvi Kulac wird zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Aufgrund einer weiteren Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern wird er nach dem Prozess in die forensische Psychiatrie in Bayreuth eingewiesen. Erst nach dem Ende der Therapie soll er die Gefängnisstrafe wegen Mordes antreten.

September 2010: Ein Mitpatient von Ulvi Kulac im Bezirkskrankenhaus Bayreuth widerruft seine belastende Aussage. Er hatte im Prozess ausgesagt, dass Ulvi Kulac ihm den Mord an Peggy ebenfalls gestanden habe. Damit war er ein Hauptbelastungszeuge gewesen. Nun gibt er zu, dass seine Aussage eine Lüge war.

April 2013: Ulvi Kulacs Anwalt, Michael Euler, reicht einen Antrag auf Wiederaufnahme des Falls ein. Ebenfalls im April 2013 werden Hof und Keller eines Mannes in Lichtenberg mit schwerem Gerät aufgesprengt und umgegraben. Der Besitzer des Hauses war Jahre nach Peggys Verschwinden wegen Kindesmissbrauchs in einem anderen Fall zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die Ermittler finden keine Spur von Peggy.

September 2013: Die Ermittler vernehmen einen weiteren Verdächtigen in Sachsen-Anhalt. Dieser Mann war im Jahr 2001 17 Jahre alt und einige Male in Lichtenberg zu Besuch, da er ein Verwandter des damaligen Nachbarn der Familie Knobloch war. Auch dieser Nachbar wird vernommen und gilt als verdächtig.

Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Falls gegen Ulvi Kulac an.

Januar 2014: Die Polizei öffnet ein Grab auf dem Friedhof in Lichtenberg auf der Suche nach Peggys Leiche. Hier wurde kurz nach Peggys Verschwinden im Jahr 2001 eine ältere Frau begraben. Man vermutet, dass Peggys Leiche in diesem Grab versteckt worden sein könnte. Doch auch hier finden die Ermittler keinen Hinweis auf Peggy.

April 2014: Vor dem Landgericht Bayreuth beginnt der Wiederaufnahmeprozess.

Mai 2014: Ulvi Kulac wird im Wiederaufnahmeverfahren vom Mord an Peggy freigesprochen.

2. Juli 2016: Ein Pilzsammler findet in einem Wald im thüringischen Saale-Orla-Kreis, 15 Kilometer von Lichtenberg entfernt, Teile eines kindlichen Skeletts.

4. Juli 2016: Polizei und Staatsanwaltschaft teilen mit, dass die gefundenen Knochen von Peggy stammen.

13. Oktober 2016: Am Fundort des Skeletts wird eine DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden. Die Spur wird auf einem Stofffetzen entdeckt, der in der Nähe der sterblichen Überreste von Peggy liegt.

8. September 2017: Die Polizei teilt mit, dass es sich bei der DNA-Spur von Uwe Böhnhardt um eine sogenannte "Trugspur" handelt. Sie schließt einen Zusammenhang zwischen dem Fall Peggy und Uwe Böhnhardt aus. Wie die DNA-Spur an den Fundort gekommen ist, bleibt weitgehend offen.

12. September 2018: Die Polizei führt eine großangelegte Razzia in dem Ort Marktleuthen durch: Es geht um Manuel S., einen 41-jährigen Mann aus Lichtenberg, der bereits nach Peggys Verschwinden im Fokus der Ermittlungen stand. Ulvi Kulac, der für den Mord an Peggy verurteilt worden war, hatte ihn damals in Vernehmungen als Mittäter genannt.

21. September 2018: Die Ermittler der SOKO Peggy geben eine Pressekonferenz und verkünden, dass der neue Verdächtige, Manuel S., ein Teilgeständnis abgelegt hat. Er hat gestanden, Peggys Leiche in ein Waldstück in Thüringen, dem späteren Fundort, gebracht zu haben.

Dezember 2018: Manuel S. wird festgenommen. Die Ermittler sehen nun einen dringenden Tatverdacht: Sie glauben, dass er als "Täter oder Mittäter" an Peggys Tötung beteiligt gewesen sein könnte. Ende Dezember 2018 widerruft Manuel S. sein Teilgeständnis und wird aus der U-Haft entlassen.

22. Oktober 2020: Die zuständige Staatsanwaltschaft Bayreuth stellt das Verfahren insgesamt ein, da dem Beschuldigten Manuel S. eine Täterschaft oder Beteiligung an der Herbeiführung des Todes der Peggy Knobloch nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann. Damit endet nach fast 20 Jahren eine der aufwendigsten Ermittlungen in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. Der Fall ist jetzt ein "Cold Case".

Regiestatement von Marie Wilke (Buch und Regie)

Während der gesamten Konzeption und Herstellung der Serie "Höllental" ist für mich der Gedanke an Peggy selbst zentral. Es war für mich selbstverständlich, dass mich der Respekt vor ihrem Schicksal und dem der Angehörigen leitet. Ich musste eine Haltung dazu finden, wie ich die Geschichte ihres Verschwindens erzählen kann und sie in eine angemessene filmische Form übersetze.

"Höllental" ist die vielstimmige Erzählung von beteiligten Personen – Polizisten, Journalisten, Betroffenen –, die alle ihre eigene Sicht auf den Fall und ganz unterschiedliche Perspektiven haben. Keine Sichtweise wird über die andere gestellt. Ich bin nicht mit einem investigativen oder journalistischen Anspruch an "Höllental" herangegangen.

Von Anfang an war der Fall Peggy ein Medienspektakel. Auch als Kontrapunkt dazu wollte ich die audiovisuelle Gestaltung der Serie reduziert und klar halten. In der Serie sind neben Material wie Fotos und Akten nur Originalschauplätze zu sehen. Wir zeigen diese Orte in einer von Menschen und Fahrzeugen entleerten Hyperrealität. Die Welt in "Höllental" ist für mich ein Modell der realen Welt, in der verschiedene Versionen der möglichen Wirklichkeit dargestellt werden. Die Form der Serie mit ihrer fortlaufenden Erzählung eignet sich besonders dafür, diesen komplexen Kriminalfall zu erzählen, in dem sich die Geschichten ineinander verschränken, sich gegenseitig widersprechen und im Kreis drehen.

Biografie von Marie Wilke

Marie Wilke, geboren 1974 in Berlin, studierte Kamera, Schnitt und Regie an der Zelig Filmschule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien in Bozen/Italien und an der Universität der Künste Berlin. Von 2004 bis 2014 war sie Dozentin für Dokumentarfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf im Studiengang Regie. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin und freiberufliche Dozentin. Mit dem Dokumentarfilm "Staatsdiener" feierte sie 2015 ihr vielbeachtetes Langfilm-Debüt. "Höllental" ist nach "Aggregat" (2017) die zweite Zusammenarbeit der Regisseurin mit der Redaktion Das kleine Fernsehspiel des ZDF.

Fotos

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information Telefon: 06131 – 70-16100, und unter https://presseportal.zdf.de/presse/hoellental

Weitere Informationen

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