Hungry

Drama-Serie/Instant Fiction/ZDFneoriginal

In der sechsteiligen Instant Fiction wird die 17-jährige Ronnie von ihrer Mutter gegen ihren Willen in die Kinder- und Jugend-Psychiatrie eingewiesen. Von Anfang an ist Ronnie klar: Hier wird sie nicht bleiben, sie braucht keine Hilfe. Doch ausgerechnet in den anderen Patientinnen und Patienten findet Ronnie eine Familie von selbsternannten Losern, die sie ermutigen, gesund werden zu wollen.

  • ZDF Mediathek, Ab Donnerstag, 28. November 2024, ab 10.00 Uhr alle Folgen
  • ZDF neo, Ab Dienstag, 3. Dezember 2024, ab 22.40 Uhr alle Folgen im Binge

Texte

Stab, Besetzung und Inhalt

Stab

Buch    Zoe Magdalena (Headautorin), Jasmina Wesolowski, Momo Sinner   
Regie   Eline Gehring       
Kamera   Laura Hansen
Schnitt    Jan von Rimscha 
Kostüme   Markus Brockhaus
Szenenbild     Melanie Opitz
Ton      Michael Arens 
Produktion    Network Movie 
Produzentin/Produzent    Bettina Wente, Wolfgang Cimera       
Producer    Robert Schaefer     
Redaktion    Elke Müller, Michelle Rohmann
Koordination ZDFmediathek   Theresa Schreiber
Länge         

6 x ca. 15 Minuten

Die Produktion wurde von folgenden Institutionen beraten: Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität zu Köln, Bundesverband Essstörungen ANAD und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

 

Die Darsteller*innen und ihre Rollen

Ronnie    Zoe Magdalena    
Esta     Saron Degineh
Melly    Felina Zenner  
Kimmi    Evelin Schwarz   
Gina    Daria Vivien Wolf      
Milan   Amadin Piatello
Nick    Alessandro Schuster    
Frau Jakobsen   Minna Wündrich
Claudia    Azizè Flittner 
Cateringmann Tim    Felix Lobrecht
Sporttherapeut Schuste   Julian Sark        
Kunsttherapeut Franzl   Dominik Klingberg
Ronnie (jung)   Waris Leonhardt   
365Tom   Twenty4Tim   

und andere

   

 Inhalt

Die 17-jährige Ronnie wird von ihrer Mutter gegen ihren Willen in die Kinder- und Jugend-Psychiatrie eingewiesen. Von Anfang an ist Ronnie klar: Dort wird sie nicht bleiben. Nicht bei diesen Psychos und nicht bei dieser ach so verständnisvollen Therapie-Tante. Ronnie braucht keine Hilfe. Ganz im Gegensatz zu diesen Psychos hier. Auf Ronnies Station ist alles vertreten: Von Magersucht und Depression über Angststörung bis Borderline. Es gibt klare Regeln: unter anderem Süßstoffverbot und keine Beziehungen zu Mitpatientinnen und -patienten. Gar nicht mal so einfach, wenn es eine geheime Süßstoffmafia gibt und den bipolaren Nick ...  

Immer hat irgendwer auf der Station eine Schraube locker: Doch ausgerechnet in den anderen Patientinnen und Patienten findet Ronnie eine Familie von selbsternannten Losern, die sie ermutigt, gesund werden zu wollen. Und Hilfe anzunehmen. Stück für Stück schafft Ronnie es, sich auf die Therapie einzulassen und sich ins Leben zurückzukämpfen.  

Folgeninhalte

Folge 1: "Willkommen in der Klapse"

Die magersüchtige Ronnie wird gegen ihren Willen von ihrer Mutter in die Kinder- und Jugend-Psychiatrie eingewiesen. Ronnie hasst alles dort: ihre Therapeutin, die Essbegleitung und die anderen "Psychos". Ronnies Zimmerpartnerin und selbsternannte Social-Media-Queen Kimmi, die nicht ohne ihre Schminke leben kann, treibt Ronnie in den Wahnsinn und von der depressiven Esta, der essgestörten Gina und dem bipolaren Nick mit den schönen Augen will sie auch nichts wissen. Ronnie bekommt in der Essbegleitung erst mal eine Panikattacke und fasst einen Plan: Sie braucht zwei Verwarnungen, um aus der Klinik zu fliegen. Das schafft sie locker.

 

Folge 2: "Trigger" 

Ronnie möchte das tägliche Wiegen verweigern, um eine Verwarnung zu bekommen. Leider fällt sie dabei aufgrund von Unterzuckerung in Ohnmacht. Aber immerhin: Melly, die magersüchtige Möchtegern-Mafiosa der Station, gibt ihr einen Tipp, wie man am besten eine Verwarnung kassiert. Als Gegenleistung verlangt sie, dass Ronnie ihren verbotenen Süßstoff bei sich im Zimmer lagert. Deal.

Ronnie setzt Mellys Tipp in die Tat um und bereut es sofort. Zwar hat Ronnie nun eine Verwarnung, doch warum fühlt sich das so schlecht an? Erst recht als Ronnie merkt, dass ihre "Mitpsychos" gar nicht so übel sind und Gesundwerden tatsächlich eine Option ist. 

 

Folge 3: "Crush"  

Ronnie geht zur Therapie und lässt sich freiwillig wiegen. Sie isst sogar. Die Freundschaft zwischen Gina, Ronnie und Esta wächst. Doch just darf Gina raus aus der Essbegleitung. Ronnie freut sich für sie, hat aber gleichzeitig Angst. Ihr gelingt es nicht, ohne Gina zu essen, und sie kommt sich vor wie eine Versagerin. Unerwarteten Halt bekommt sie vom keimphobischen Milan, mit dem sie einen Deal eingeht. 

Gleichzeitig ist die Planung für die anstehende Halloween-Party in vollem Gange, und Nick und Ronnie kommen sich dort näher. Außerdem findet Ronnie heraus, dass sie nicht etwa Süßstoff für Melly bunkert, sondern etwas ganz anderes. Klar stehen genau heute die Zimmerkontrollen an. Noch eine Verwarnung und Ronnie fliegt – ausgerechnet jetzt, wo sie zum ersten Mal in der Klinik bleiben möchte.

 

Folge 4: "Feelings" 

Ronnie kann sich gerade noch so aus der Affäre ziehen. Kimmi hat andere Sorgen: Ihre Schminke ist leer. Sie kann unmöglich ungeschminkt mit zum Auswärtsessen. Ronnie freut sich darauf und hat gleichzeitig Angst. Was ist, wenn ihr die Pizza so gut schmeckt, dass sie nicht mehr aufhören kann zu essen? Ihre Therapeutin macht ihr Mut. Ronnie beschließt, dass nichts und niemand sie mehr vom Gesundwerden abhalten wird. Ronnie konfrontiert Melly mit dem "Süßstoff" und wirft die Pillen ins Klo, woraufhin die taffe Melly unerwartet zusammenbricht. Ronnie merkt langsam: Sie ist hungrig. Auf das Leben! Auf Essen, Lust, Freude, Freundschaft und ... Nick. Aber das ist verboten. Doch Ronnie kann ihre Gefühle nicht mehr unterdrücken.  

 

Folge 5: "Chaos"  

Zum ersten Mal in Ronnies Leben ist alles gut. Aber sie traut diesem Gefühl nicht.  

Ronnie gesteht Gina und Esta, dass sie Nick geküsst hat – Gina ist entsetzt. Will Ronnie wirklich ihren Klinikaufenthalt für einen bipolaren Crush riskieren? Auf der Halloween-Party überschlagen sich bei allen die Ereignisse und Gefühle: absolutes Chaos. Ronnie findet die schockierende Wahrheit über Gina heraus und ist fassungslos. Nichts ist, wie es scheint. Am Ende eskaliert alles: Die Freundinnen trennen sich im Streit, und Ronnie lässt ihre Wut an Nick aus und bricht ihm das Herz.  

 

Folge 6: "Glitzer" 

Ausgerechnet die oberflächlich wirkende Kimmi baut die weinende Ronnie auf und überzeugt sie zum Weitermachen. Daraufhin erfährt Ronnie, dass Gina sich selbst entlassen hat. Wütend stellt sie Esta zur Rede, doch diese will sich mit ihrer People-Pleaser-Rolle nicht mehr zufriedengeben, sondern endlich für sich selbst einstehen. Auch Nick fühlt sich von Ronnie auf seine Krankheit reduziert. Ronnie resigniert, doch Milan schafft es, Ronnie aufzumuntern. 

Ronnie schafft ihre ganze Portion in der Essbegleitung. Doch dann folgt eine schwere Panikattacke. Nur durch die Hilfe ihrer Freunde schafft sie es durch diesen harten Moment. Sie gesteht ihrer Therapeutin, dass sie versucht hat, sich zu übergeben. Eigentlich ein Verwarnungsgrund. Wird sie die Klinik nun verlassen müssen? 

Kommt alles wieder ins Lot, und schafft sie das finale Abendessen? 

"Mental Health ist ein Thema, das breit und angstfrei besprochen und bespielt werden muss" - Statement von Produzentin Bettina Wente

Der psychische Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist laut einer neuen Studie der Krankenkasse DAK besorgniserregend. Besonders bei Mädchen nahmen Angst- und Essstörungen sowie Depressionen 2024 im Vergleich zu 2019 erheblich zu. Die Coronapandemie wirkt nach, doch sie ist es nicht allein: Angesichts weiterer psychischer Belastungen durch Krisen wie die Klimakatastrophe, den Krieg in der Ukraine, den Konflikt in Gaza und den aktuellen Rechtsruck in Deutschland sehen Experten wachsende Zukunftsängste bei jungen Menschen – und warnen vor einer "Mental-Health-Pandemie". Umso wichtiger ist es, die Resilienz zu stärken und eine flächendeckende Prävention zu etablieren.

Mental Health ist ein Thema, das breit und angstfrei besprochen und bespielt werden muss. Das fällt schwer. Denn Krankheiten machen Angst, den Betroffenen ebenso wie den Angehörigen. Psychische Krankheiten besonders – vielleicht weil ihnen etwas Mysteriöses anhaftet, und es für den Umgang mit ihnen keine einfache Rezepturen gibt.

Ich bin eine Angehörige. Und fand mich in Zoes Magdalenas Erzählung sofort wieder: Dieser Cocktail aus Sorge, Ohnmacht und Verzweiflung ‒ das Gefühl, dass alles den Bach runter geht. Aber eben nicht nur: Zoes Texte machen auch den Blick frei dafür, dass eine Diagnose nicht das Ende bedeutet. Dass wir mit Krankheiten leben und sie sogar überwinden können. Mich beeindruckt Zoes starke, positive Stimme. Ihre social-media-affine, niedrigschwellige Realisation als Instant Fiction birgt meines Erachtens die große Chance, die Themen Prävention und Resilienz für das Zielpublikum greif- und nahbarer zu machen. Und ich glaube wirklich, dass es Zeit ist für Geschichten wie diese, die uns trotz Krisen zuversichtlich in die Zukunft blicken lassen. Oder, um es wie Musiker Gener8ion zu sagen: "Watch me go to heaven, babe!"

"Endlich beginnen auch Unterhaltungsmedien das große Potenzial zu bieten, psychische Erkrankungen dem Publikum näherzubringen" - Kurzinterview mit Regisseurin Eline Gehring

Warum wollten Sie die Serie unbedingt umsetzen?

Als der Pitch von "Hungry" zum ersten Mal auf meinem Schreibtisch lag, hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. Zoe Magdalena schreibt auf eine Weise, die mich durch ihre Ehrlichkeit und Authentizität tief berührt. Sowohl als Zuschauerin als auch als Regisseurin funktioniere ich ausschließlich über Identifikation. Wenn mich eine Figur berührt, gehe ich kompromisslos bis zum Ende mit ihr mit. In diesem Fall haben mich gleich sechs Figuren in ihren Bann gezogen. Ich bin unglaublich dankbar, die Regie für diese besondere Serie übernommen haben zu dürfen.

 

Warum ist das Thema psychische Gesundheit gerade jetzt so wichtig?

Immer mehr Menschen leiden an psychischen Krankheiten, die ihren Alltag erschweren. Trotzdem ist das Thema mentale Gesundheit nach wie vor mit Stigmata behaftet, das viele Betroffene davon abhält, sich Hilfe zu suchen. Umso wichtiger ist es, dass Unterhaltungsmedien Vorbilder schaffen, mit denen sich psychisch erkrankte Menschen identifizieren können. Endlich beginnen auch Unterhaltungsmedien das große Potenzial zu bieten, psychische Erkrankungen dem Publikum näherzubringen.

 

Was sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Serie mitnehmen beziehungsweise lernen?

Dass sie nicht allein sind. Dass es immer Auswege gibt. Dass Therapie eine große Stütze sein kann, die in Krisensituationen, die wir alle durchlaufen müssen, um wachsen zu können, den lebensbejahenden Unterschied macht. Unsere Generation weiß zum Glück, dass wir einander brauchen, um gesund zu werden oder es zu bleiben. Es gehört viel Mut dazu, sich mit den eigenen Widersprüchen auseinanderzusetzen.

 

Welche Rolle spielt das Voice Over der Serie?

Gefühle in Worte zu fassen, fällt den meisten Menschen schwer ‒ auch jenen ohne psychische Erkrankung. Häufig verfallen wir stattdessen in ironische Distanz, helfen uns mit zynischen Witzen über den Tag oder verschließen uns ganz. Für unsere Hauptfigur Ronnie ist es natürlich ein Grauen sich auf Menschen einzulassen und sich zu öffnen. Die Voice Over ermöglichen es, unsichtbare Prozesse greifbarer zu machen. Viele Symptome von psychischen Erkrankungen bleiben dem bloßen Auge in der realen Welt verborgen. Das geht in einer Serie, die vor allem über Identifikation funktioniert, nicht lange gut. Die Zuschauenden möchten ja wissen, was Ronnie fühlt und denkt. Aus diesem Grund haben wir uns für die so genannte "vierte Wand" entschieden, durch die Ronnie sich direkt an die Zuschauenden wenden kann. Wenn sich dadurch ein paar Zuschauende an die Hand genommen fühlen, haben wir alles richtig gemacht.

 

Was war Ihnen bei der Umsetzung besonders wichtig?

Authentizität und Identifikation sind für mich die wichtigsten filmischen Elemente. Der Handlungsstrang kann noch so dramatisch gebaut, die filmischen Mittel noch so spannend gesetzt sein, ohne tief in sich stimmige Figuren, zwischenmenschlich berührende Beziehungen und den Mut aller Beteiligten tief in den Spiegel hineinzuschauen, bleibt eine Erzählung an der Oberfläche.

"Ich möchte anderen helfen. Und sie mit der Serie zum Weinen bringen und gleichzeitig zum Lachen" - Kurzinterview mit Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Zoe Magdalena

Wie ist die Idee zur Serie entstanden?

Die Idee zu der Serie "Hungry" entstand, als ich selbst vor einigen Jahren wegen Essstörungen in der Klinik war. Die Zeit dort war so prägend – ich habe selten einen Ort erlebt, an dem so viel Schmerz, aber auch Liebe, Absurdität, Humor und Sarkasmus zugleich existierte. Die Zeit dort war im tragischsten und besten Sinne komplett irre.

Schon während meines Aufenthaltes war mir klar, irgendwann, wenn es mir besser geht, möchte ich darüber schreiben. Denn wenn es mir besser gehen kann, dann anderen auch. Ich möchte anderen helfen. Und sie mit der Serie zum Weinen bringen und gleichzeitig zum Lachen.

 

Haben Sie darüber hinaus noch recherchiert?

"Hungry" ist eine Serie, die von Betroffenen geschrieben worden ist.

Ich habe extra darauf geachtet, dass auch meine Staffautor*innen aus eigener Erfahrung wissen, wovon sie schreiben. Allzu oft empfindet man als Betroffene*r, Dialoge oder Szenen in Serien, die sich mit Mental Health und Therapie auseinander setzen als "geschrieben" oder "unrealistisch". Das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Ich wollte, dass Betroffene die Serie schauen und sagen Genau so ist es. So fühlt sich Therapie an, so fühlen sich all die traurigen, zerstörerischen, beschämenden, sarkastischen oder gefühlt verbotenen Gedankengängen und Handlungen, die damit einhergehen, an. Die Serie soll nicht pädagogisch sein, sondern echt. Roh. Ironischerweise hilft sie genau dadurch.

Egal ob Anorexie, Bipolarität, Depressionen, Panikattacken, das "Hungry"-Team hat, auch über den Writers Room hinaus, hat alles selbst oder mit nahstehenden Personen erlebt. Nicht nur aus der Teenager-, sondern auch aus der Erwachsenenperspektive.

Natürlich muss dennoch recherchiert werden, und das haben wir auch. Vor allem zu Abläufen. Klinikalltag an sich ist ein fragiles Konstrukt, was Recherche bedarf. Wir haben auch alles von Fachärzt*innen gegenlesen lassen. Dennoch speist sich das Drehbuch in erster Linie aus unserem eigenen Erfahrungshorizont. Es gibt Dinge, die kann man nicht recherchieren. Authentizität, vor allem bei Gefühlen, macht sich in den kleinen Details bemerkbar; die kennt man nur, wenn man sie selbst erlebt hat. Ein klassischer Fall von "da muss man dabei gewesen sein".

 

Warum ist das Thema psychische Gesundheit gerade jetzt so wichtig?

Das Thema Mental Health war schon immer wichtig. Im Gegensatz zu früher wird es heute jedoch anerkannt und besprochen. Früher gab es den Begriff "Mental Health" ja gar nicht und Therapie war etwas für vermeintlich Irre und Schwache. Gerade bei jüngeren Generationen hat sich da zum Glück viel getan. Unabhängig von den eigenen Koffern und Päckchen, die jeder Mensch und jede Familie tragen müssen, und die oftmals auf unbearbeiteten Traumata älterer Generationen beruhen, brennt unsere Welt. Klimawandel, Corona, Krieg, Gewalt und vieles mehr – die Nachrichtenlage unserer Zeit ist zum Teil nur schwer auszuhalten. Dazu kommt unsere schnelllebige Welt. Daher sind wir gezwungen noch mehr auf unsere Psyche zu achten, um nicht zu zerbrechen.

 

Was sollen Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Serie mitnehmen, vielleicht sogar von der Serie lernen?

Ich wünsche mir, dass Zuschauer*innen um die Realität von Mental-Health-Struggles lernen. Dass sie verstehen, was für ein harter, täglicher Kampf das ist. Ich wünsche mir, dass sie einen Umgang lernen, entweder mit sich selbst und/oder mit Betroffenen im eigenen Umfeld. Ich wünsche mir, dass sie lernen, wie viel Arbeit Therapie ist, aber auch, wie befruchtend sie sein kann. Dass sie sich lohnt. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer*innen Therapie für sich als Option sehen oder sogar einen Klinikaufenthalt. Und vor allem wünsche ich mir, Betroffenen mit unserer Serie zeigen zu können: Du bist nicht alleine. Wir kennen die Realität deines Schmerzes, deiner Ängste, deiner Verzweiflung, und wir zeigen diese ehrlich, und wir nehmen sie ernst. Wir nehmen dich ernst.

Ich wünsche mir, dass die Serie sich für Betroffene anfühlt wie eine Umarmung. Eine Umarmung, die verspricht: Egal wie düster, hart, aussichtlos die eigene Situation auch sein mag, wir glauben an dich. So wie ich an meine Figuren glaube.

 

War Ihnen schon bei der Entwicklung der Serie klar, dass sie auch die Hauptrolle übernehmen werden?

Nein. Als ich die Pitchmappe schrieb und später die Folgen, war mir das nicht bewusst. Ich glaube, das hat der Serie aber gut getan. Man tendiert ja immer dazu, sich selbst schützen und nicht aus der eigenen Komfortzone treten zu wollen. Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich die Hauptfigur Ronnie spielen würde, ich hätte mir als Zoe Magdalena möglicherweise mehr Komfort gegeben und Ronnie dementsprechend in nicht ganz so unbequeme, so schonungslos realistische Situationen gepackt. Darunter hätte jedoch die Figur und die Serie gelitten. Ironischerweise sind eben diese unbequemen, schonungslos realistischen Szenen jedoch auch die, die mir ganz klar gezeigt haben: Ich will und kann Ronnie spielen. Weil ich weiß, was sie durchmacht.

 

Wie ließ sich ihre Doppelrolle als Autorin und Hauptdarstellerin vereinbaren?

Es war ein Balanceakt. Wenn ich als Headautorin am Set bin, fällt mir alles auf. Nicht nur meine eigene Figur betreffend, sondern wirklich alles. Szenenbild, Regie, Requisite, Kamera, etc.: alles. Als Schauspielerin hingegen muss man sich voll und ganz auf seine Rolle konzentrieren. Da kann man nicht gleichzeitig checken, ob das Kostüm der Nebenrolle den eigenen Vorstellungen entspricht. Denn natürlich hatte ich beim Schreiben bestimmte Vorstellungen von Figuren und Szenen im Kopf. Aber Film und Serie funktioniert nur durch Teamarbeit, und Teamarbeit heißt vertrauen und bedeutet für mich als Headautorin, sich von bestimmten Vorstellungen und Erwartungen an Szenen zu lösen, um Raum zu schaffen für das, was entstehen kann. Meist wird es dadurch besser. Viele kreative Köpfe denken eben noch kreativer. Die Kunst als Headautorin am Set zu sein, besteht darin, Ego von Story zu trennen. Wann interveniere ich und sage der Regie, die gerade inszeniert, wirklich etwas? Und wann ist es nur mein Ego, das sich nicht von bestimmten Vorstellungen an Dialoge, Figuren oder Szenen lösen kann? Dasselbe galt auch für die Erwartungen an die Hauptfigur, die ich in meinem Kopf hatte. Ich musste lernen mich von ihnen zu lösen und loszulassen und einfach zu schauen, wie sich die Figur im Spiel entwickelt. Manchmal habe ich als Headautorin einen Satz geschrieben und ihn für literarisches Gold befunden. Als Schauspielerin habe ich den Satz zu spielen versucht und mir nur gedacht, wer zum Teufel hat das denn geschrieben?

 

Wieviel Ronnie steckt in Ihnen?

Ronnies Geschichte ist nicht die meine. Dennoch steckt wahnsinnig viel Ronnie in einer alten Version von mir. Die junge Zoe Magdalena kennt Ronnie nur allzu gut. Auch damals schon waren wir nicht ein und dieselbe Person. Dennoch haben wir zum Teil ähnliche Erfahrungen gemacht und Gefühle durchlebt. Aber Ronnie und die Zoe Magdalena von heute sind ganz anders. Ein wenig so, als würde man ein altes Tagebuch von sich lesen: Man kennt die damalige Version von sich, die die Einträge geschrieben hat, aber die damalige Version kennt einen heute nicht. Und man liest die Gefühle und Erlebnisse des vergangenen Ichs und manchmal weiß man noch genau, was gemeint war und bei manchen Menschen oder Situationen, weiß man gar nicht mehr, worum es überhaupt ging und fragt sich, warum genau das sieben Seiten dramatischer Einträge wert war.

In der Hinsicht steckt doch wahnsinnig viel Ronnie in mir, wie auch wahnsinnig viel der Zoe Magdalena von früher in mir steckt. Auch wenn ich diese Version meiner Selbst nicht mehr bin ‒ und darüber auch sehr froh bin ‒ habe ich sie unfassbar lieb und bin ihr dankbar. Dank ihr bin ich heute ich. Man muss aber sagen, Ronnie ist cooler als ich es damals war. Ronnie würde auch niemals Tagebuch schreiben. Oder es zumindest nicht öffentlich in einem Interview zugeben.

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