Katharina Tempel – Was wir begehren
Der Fernsehfilm der Woche
Kriminalkommissarin Katharina Tempel bekommt es in ihrem neuen Fall mit einem gefährlichen Serienvergewaltiger zu tun. Ein Alptraum für Katharina, denn auch ihr Mann Volker, Pressesprecher der Polizei, zählt zu den Verdächtigen. Während Katharinas Privatleben immer wieder von den Gewaltausbrüchen ihres Mannes überschattet wird, versucht sie Volker aus den offiziellen Ermittlungen herauszuhalten und alleine gegen ihn zu ermitteln – um ihn zu überführen oder seine Unschuld zu beweisen.
Fotos
Texte
Stab
Buch Elke Rössler
Regie Jens Wischnewski
Bildgestalter Frank Küpper
Musik Hannah von Hübbenet
Ton Benjamin Schubert
Casting Rebecca Gerling, Lina Behr
Szenenbild Janika Streblow
Kostümbild Nana Kolbinger
Editor Tim Berens
Produktion ZDF/ARTE-Auftragsproduktion von Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, Hamburg
Produzentin/Produzent Lydia-Maria Emrich, Lasse Scharpen
Herstellungsleitung Roger Daute
Produktionsleitung Christoph Hasse
Redaktion Daniel Blum (ZDF), Martin Gerhard (ZDF/ARTE)
Länge 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darstellerinnen und Darsteller
Katharina Tempel Franziska Hartmann
Georg König Stephan Szász
Dela Tahiri Hanife Sylejmani
Volker Tempel Florian Stetter
Teresa Tempel Petra Zieser
Golda Hopkins Davina Donaldson
Dr. Marita Rubesch Jessica McIntyre
Dr. Hannes Rubesch Golo Euler
Miriam Fehrmann Julischka Eichel
Paul Berkens Shenja Lacher
Lena Winkler Inga Birkenfeld
Helmut Flatek Holger Daemgen
Linus Tempel Michel Hoppe
und andere
In ihrem dritten Fall bekommen es Katharina Tempel und ihr Kollege Georg mit einem gefährlichen Serienvergewaltiger zu tun. Die Ermittlungen werden schnell zu einem Alptraum für Katharina, denn auch ihr Mann Volker, Pressesprecher der Polizei, zählt zu den Verdächtigen.
Nach den privaten Erschütterungen rund um ihren letzten Fall ist das Privatleben von Katharina Tempel scheinbar etwas zur Ruhe gekommen. Seit geraumer Zeit kam es zu keinen physischen Übergriffen mehr, und Katharina und Volker besuchen regelmäßig die Therapiestunden bei ihrer Paartherapeutin Dr. Marita Rubesch. Mit Marita Rubesch und ihrem Mann Hannes hat Katharina gerade auch beruflich zu tun: Maritas Schwester Lena wurde mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne ihrer Wohnung gefunden.
Es sieht nach Suizid aus, doch Katharina und Georg haben Zweifel. Kurz vor ihrem Tod hat die Frau ein einsames Haus fotografiert. Dort finden Katharina und Georg eine verstörte junge Frau. Als Katharina sich ihrer emphatisch annimmt, erzählt Miriam Fehrmann zögernd, in der Nacht von einem maskierten Unbekannten überwältigt, gefesselt und vergewaltigt worden zu sein. Miriams Schicksal geht Katharina zu Herzen. Auch weil sie schnell versteht, dass diese sich gerade aus einer toxischen Beziehung befreit hat. Deren Ex-Partner Paul Berkens gerät schnell unter Verdacht, und überraschenderweise meint er zur Tatzeit Volker, Katharinas Ehemann, getroffen zu haben. Doch Volker will davon nichts wissen.
Die Ermittlungen ergeben indes, dass der Vergewaltigungsüberfall und der, wie sich zeigt, nur vermeintliche Suizid zusammenhängen und vom gleichen Täter verübt worden sein müssen. In der Wohnung von Lena Winkler kann eine DNA-Spur gesichert werden, die nicht im System ist. Doch es ist nicht die von Berkens. Volker verstrickt sich indes immer mehr in Widersprüche. Katharina gleicht schließlich heimlich Volkers DNA mit der unbekannten Spur ab – mit einem schockierenden Ergebnis.
Solange es geht, versucht Katharina Volker aus den offiziellen Ermittlungen herauszuhalten und alleine gegen ihn zu ermitteln – um ihn zu überführen, oder seine Unschuld zu beweisen.
Der Film handelt von sexualisierter Gewalt und ihren Folgen. Welche Verantwortung sehen Sie in der Erzählung solcher Geschichten?
Wenn ich höre, dass die ohnehin erschreckenden Zahlen seit Corona noch gestiegen sind – jede dritte Frau in Deutschland hat in ihrem Leben schonmal häusliche Gewalt erlebt – und das Gefühl nicht loswerde, dass Gewalt gegen Frauen mit dem Rechtsruck in der Gesellschaft und der Rückkehr zu konservativen Werten und Geschlechterrollen salonfähiger wird, wird mir ganz anders. Ich bin sehr froh, dass wir mit unserer Reihe ein Einzelschicksal sichtbar machen und damit Aufmerksamkeit auf dieses große Thema lenken. Der Satz "Die Scham muss die Seite wechseln" von Gisèle Pericot geht mir nicht aus dem Kopf. Katharina Tempel ist nicht in der Lage, sich aus dieser gewaltvollen Beziehung zu lösen, doch die Verantwortung liegt bei ihrem Ehemann, der sie schlägt. Wir müssen aufpassen, dass keine Täter-Opfer-Umkehr stattfindet, und es ist mir auch wichtig, dass wir die Figuren und Konstellation in ihrer ganzen Komplexität erzählen.
Was bedeutet es für Katharina, wenn der Mensch, dem sie vertraut, Gewalt an ihr ausübt und plötzlich selbst zum möglichen Täter wird?
Hartmann: Katharina lebt ja sowieso in einem großen Zwiespalt und inneren Konflikt. Nun, da ihr Mann unter Verdacht steht, gerät ihre ganze Welt ins Wanken. Nicht nur die schmerzhafte Vorstellung, dass Volker zu so etwas unsagbar Schrecklichem fähig ist. Auch der Gedanke, dass sie Dinge hätte verhindern können, wenn sie früher zur Gewalt in ihrer Ehe gestanden hätte, lässt ihr keine Ruhe.
Katharina und Volker wollen ihren Sohn schützen und doch bekommt er die Gewalt zwischen ihnen mit. Was dürfen Kinder Ihrer Meinung nach an Konflikten ihrer Eltern miterleben? Wovor müssen sie geschützt werden?
Der Konflikt, zu wissen, dass sie in einer toxischen Beziehung lebt, die ihr nicht guttut, und aus der sie eigentlich aussteigen müsste, das aber nicht schafft, wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass Katharina ihren Sohn schützen will. Sie bemüht sich, dass er von den Abgründen ihrer Beziehung nichts mitbekommt. Auch der Verdacht, dass Volker vergewaltigt und gemordet haben könnte, ist so monströs, dass sie mit ihrem Sohn nicht darüber sprechen kann. Sie weiß, dass sie auch ihm zuliebe aus dem System ausbrechen müsste. Gleichzeitig möchte sie ihn vor dem Auseinanderbrechen der Familie bewahren.
"Was wir begehren" ist der dritte Film der Reihe. Wie erleben Sie Katharinas Entwicklung – gerade in Bezug auf ihre Stärke, ihre Verletzlichkeit, ihre Zweifel?
Es ist uns wichtig, Katharina über einen langen Zeitraum in ihrer verzweifelten, ambivalenten Situation zu zeigen, denn das ist ja das Vertrackte. Durch das ständige Wechselbad der Gefühle – das Auf und Ab, die Anziehung und Abstoßung – entsteht eine starke Abhängigkeit. Außerdem hat Katharina auf eine Art sogar Verständnis für Volkers Selbsthass und die daraus resultierende Gewalt. Die Hoffnung, ihm helfen zu können, spielt auch eine große Rolle. Zu akzeptieren, dass auch sie Hilfe braucht, um aus diesem Geflecht ausbrechen zu können, ist ein langer Prozess, der sich über mehrere Filme zieht und ziehen wird.
Die Ehe der Tempels ist von Gewalt, Misstrauen und zugleich von Liebe geprägt. Was möchten Sie, dass die Zuschauenden daraus mitnehmen?
Ich freue mich, wenn wir es schaffen, dass die Zuschauer*innen die Geschichte durch Katharinas Augen in ihrer ganzen Kompliziertheit erleben und weit mit der Figur mitgehen können. Natürlich werde ich oft gefragt, warum sie sich nicht einfach trennt. Aber es ist eben nicht einfach. Mir ist wichtig, dass man das spürt und auf einer tiefen Ebene begreift, auch wenn der Verstand einem vielleicht eine vermeintlich einfache Lösung präsentiert.
Der von Ihnen gespielte gewalttätige Ehemann wird zum Verdächtigen. Im Raum stehen eine Vergewaltigung und ein Mord. Was macht dieser Verdacht mit ihrer Figur?
Das Besondere in unserem Film ist, dass der Verdächtige kein Unschuldiger ist, dass er oft genug Täter war und jetzt zum ersten Mal auch ein Opfer ist. Das ist neu. Die Herausforderung war, einen Täter zu spielen, der plötzlich ein echtes Opfer ist und spürt, was es heißt, unschuldig angeklagt und geächtet zu werden. Und gleichzeitig zu merken, dass er von so einer Tat gar nicht weit entfernt ist und fähig wäre, so etwas zu tun. Diese plötzliche Erkenntnis über sich selbst. Darum ging es für mich. Dieses Sich-Erkennen in der Gewalt des anderen. Ich glaube, das hat so eine Fassungslosigkeit bei ihm ausgelöst, so eine Angst vor sich selbst, dass ihm klar war, dass er so nicht mehr weiterleben kann, dass er krank ist und etwas ändern muss. Dieses brutale In-den-Abgrund-schauen war vielleicht sein einziger Weg. Die Hoffnung, dass sich etwas ändert an ihm, gibt es jetzt zumindest. Ob es dazu kommt, wissen wir noch nicht.
Katharina und Volker wollen ihren Sohn schützen und doch bekommt er die Gewalt zwischen ihnen mit. Was dürfen Kinder Ihrer Meinung nach an Konflikten ihrer Eltern miterleben? Wovor müssen sie geschützt werden?
Eltern müssen ihre Kinder immer vor der Gewalt schützen, die Erwachsene sich antun. Dass dies nicht immer gelingt, ist eine Tragödie, aber leider Realität. Aber der Anspruch sollte immer da sein. Es gibt in dieser Hinsicht kein "nur ein bisschen", "macht doch nichts, war doch nur kurz" oder "war doch nicht so schlimm". Das Kind hat immer das Recht, zuerst geschützt beziehungsweise aus dem Schussfeld genommen zu werden. Dass Kinder oft trotzdem viel mehr mitkriegen, als Eltern sich das wünschen, ist klar. Das kann man nicht verhindern. Aber man kann zumindest verhindern, dass Kinder inmitten des Austragungsortes sind. In unserer Geschichte gelingt dem Paar das mal mehr, mal weniger gut. Aber sie versuchen es zumindest.
Volker sagt zu Katharina: "Danke, dass du mich gestoppt hast. Ich wünschte, das hätte jemand bei meinem Vater gemacht." Das klingt nach Gewalt als generationsübergreifendem Muster. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ich habe nicht das Fachwissen, um Gewissheit darüber zu haben, ob Gewalt wirklich generationsübergreifend weitergegeben werden kann. Ich glaube an eine bestimmte kindheitsspezifische Prägung. Dass man das, was man früh erlebt hat, egal ob positiv oder negativ, im Erwachsenenleben durchaus wieder suchen kann, in Beziehungen et cetera. Dass manche Menschen negative Dinge in einer Partnerschaft akzeptieren, manchmal sogar der positiven Alternative vorziehen – zum Beispiel Missbrauch, Gewalt und andere Abartigkeiten des Partners oder der Partnerin – weil sie es von früher kennen, weil es ihnen vertraut ist. Das ist auch ein Gesicht unserer menschlichen Natur, ein grausames. Aber so scheinen wir leider zu funktionieren. Aber zum Glück nicht immer.
Die Aussage, wenn Gewalt mal da war, ist Gewalt garantiert auch in der nächsten Generation wieder vorhanden, scheint mir dann aber doch zu einfach. Daran glaube ich nicht. Dafür ist der Mensch dann doch zu komplex, zu individuell – zum Glück.
Was erzählt Volkers Geschichte Ihres Erachtens über Schuld und Verantwortung in Partnerschaften?
Ich denke, in einer Partnerschaft ist es immer wichtig, dass man unterscheidet zwischen der Phase des Verliebtseins und dem echten Interesse, miteinander leben zu wollen und das dann auch zu tun. Das sind zwei fundamental verschiedene Dinge für mich. Man muss genau hinschauen, welche Signale der Partner, die Partnerin einem gibt, wie es mit Verbindlichkeit ausschaut, was sich einlöst und was nicht. Alles zu Beginn so positiv Geglaubte, aufregend Andersartige kann sich ja ganz schnell in etwas Negatives drehen, etwas Fremdes, was man nicht möchte. Natürlich will man die ersten Anzeichen dafür erstmal nicht sehen – ich kenne das auch von mir selbst. Je früher man sich aber überwindet und diese in einer Beziehung erkennt und die Beziehung beendet, desto besser. Eine Abhängigkeit kann ansonsten schnell entstehen. Man fängt an, in den anderen zu projizieren, Defizite auszugleichen. Was natürlich nicht funktioniert. Bei unserem Paar in der Geschichte ist es eine emotionale Abhängigkeit, die für beide negativ ist. Das begreifen sie zwar, aber sie schaffen den Absprung nicht. Sie saugen aneinander wie Ertrinkende. Das ist leider eine Realität von Beziehung und ich bin froh, dass wir das so offen und ungemütlich erzählen.
Die Ehe der Tempels ist von Gewalt, Misstrauen und zugleich von Liebe geprägt. Was möchten Sie, dass die Zuschauenden daraus mitnehmen?
Wachsamkeit.
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