Megacitys – Wenn es Nacht wird in ...

Dreiteilige Dokureihe

Glitzernde Fassaden, pulsierendes Leben und Menschen, die jeden Tag vor dem Abenteuer Überleben stehen. Die ZDF-Korrespondenten aus Afrika, Asien und Amerika porträtieren jeweils eine Megacity aus ihrem Berichtsgebiet.  Wie feiern, lachen, lieben die Menschen in einer solchen Stadt? Wie werden Probleme wie Wohnungsnot, Essensversorgung, Transport und Klimawandel gelöst – in Metropolen mit über zehn Millionen Menschen?

Miriam Steimer ist in Chongqing, Benjamin Daniel und Steffanie Riess sind in Mexico City und Susann von Lojewski ist in Lagos.

  • ZDF, Dienstag, 2. Januar, Mittwoch, 3. Januar und Donnerstag, 4. Januar 2024, jeweils 22.15 Uhr
  • ZDF Mediathek, voraussichtlich ab Donnerstag, 28. Dezember 2023, 12.00 Uhr

Texte

Folgentitel, Sendetermine und Stab (Auswahl)

ZDF: Dienstag, 2. Januar 2024, 22.15 Uhr
ZDFmediathek: voraussichtlich ab Donnerstag, 28. Dezember 2023, 12.00 Uhr
Megacitys – Wenn es Nacht wird in Chongqing – die größte Stadt der Welt
Film von Miriam Steimer

Kamera:                      Jannis Vieting, Mehmet Ulutas
Schnitt:                       André Störiko Matthias Heep
Redaktion:                  Malte Borowiack, Simone Müller
Redaktionsleitung:     Markus Wenniges

 

ZDF: Mittwoch, 3. Januar 2024, 22.15 Uhr
ZDFmediathek: voraussichtlich ab Donnerstag, 28. Dezember 2023, 12.00 Uhr
Megacitys – Wenn es Nacht wird in Mexico City – kreativ und kämpferisch
Film von Steffanie Riess und Benjamin Daniel

Kamera:                      Željko Pehar, Fabian Gatza
Schnitt:                       Katharina Kemmer, Matthias Heep
Producer                     Steffanie Riess, Andalusia Soloff
Redaktion:                  Malte Borowiack, Simone Müller
Redaktionsleitung:     Markus Wenniges

 

ZDF: Donnerstag, 4. Januar 2024, 22.15 Uhr
ZDFmediathek: voraussichtlich ab Donnerstag, 28. Dezember 2023, 12.00 Uhr
Megacitys – Wenn es Nacht wird in Lagos – Metropole der Extreme
Film von Susann von Lojewski

Kamera:                      Olof von Gawinski, Michael Habermehl, Daniel Theo Giesen
Schnitt:                       Matthias Heep
Producer:                    Joy Lusige, Dan Ikpoyi
Redaktion:                  Malte Borowiack, Simone Müller
Redaktionsleitung:     Markus Wenniges

Inhalt "Chongqing – die größte Stadt der Welt"

Unaufhaltsam wächst diese Megacity und ist nichts für Menschen mit Höhenangst oder empfindlichem Magen. Wer China erleben will, kommt nicht vorbei an Chongqing – der größten Stadt der Welt. Nach Sonnenuntergang jagen junge Chinesen in Häuserschluchten wie aus einem Science-Fiction-Film ihren Träumen nach. In Chongqing wirkt vieles freier als in Peking oder Shanghai. Promillefahrer, Livestreamer und deutsche Glücksritter zeigen ihre Stadt.

Chongqing im Südwesten Chinas ist in den vergangenen 30 Jahren explodiert: 32 Millionen Menschen leben auf einem Gebiet so groß wie Österreich. Damit ist Chongqing flächenmäßig die größte Stadt der Welt. Bei uns kennt bisher kaum jemand ihren Namen, doch das soll sich ändern. In China ist Chongqing bereits Touristenmagnet. Die Stadt ist bekannt für kuriose Fotospots – wie zum Beispiel die Bahn, die durch den achten Stock eines Hochhauses fährt, oder den Platz, der gar kein Platz ist, sondern an dessen Rand es 20 Stockwerke in die Tiefe geht. Influencer haben die Stadt, die früher vor allem als Zu- oder Abstieg von Kreuzfahrttouristen genutzt wurde, bekannt gemacht. Denn die Megacity wächst nicht nur in Breite, sondern auch in Tiefe und Höhe. Es heißt, die Menschen aus Chongqing seien so schlank, weil sie jeden Tag in einem Freiluftfitnessstudio verbringen: auf den vielen Treppen der Stadt.

Die Leute in Chongqing haben den Ruf, besonders warmherzig zu sein. Sie nehmen die Zuschauer mit durch die Nacht ihrer Megacity. Zum Beispiel Stadtführer Zhen Jili (48), der jeden Winkel der Stadt kennt und hautnah miterlebt hat, wie sein "großes Dorf" zur Megacity wurde. Er zeigt die verschiedenen Ebenen seiner Stadt, in der man mit GPS nicht weiterkommt, weil man nie weiß, in welcher Etage das Ziel ist.

Promillefahrer Shen Xun nimmt die Zuschauer mit in Chongqings Nachtleben, das immer bis zum nächsten Morgen dauert. Weil in China am Steuer ein striktes Alkoholverbot herrscht, können die, die etwas getrunken haben, Shen Xun anrufen. Er kommt dann mit seinem kleinen Klapprad, verstaut es im Kofferraum und chauffiert seine Kunden mitsamt deren Auto nach Hause. Er liebt Chongqing, findet die Stadt aber auch ganz schön anstrengend und teuer. Deshalb hat er auch zwei Jobs: Tagsüber arbeitet er in einem Restaurant, nachts als Promillefahrer. Dann fährt er die Autos, die er sich gern selbst einmal leisten können würde.

Livestreamer wie Paipai sieht man in Chongqing an jeder Straßenecke. Sie erklärt, warum das in China ein Milliardengeschäft ist, und nimmt die Zuschauer mit auf eines der höchsten Gebäude der Stadt. Dort steht man mitten in der Skyline. Eine Schaukel versetzt einen ordentlichen Adrenalinstoß, und man schaut auf die Stadt, in der Alt auf Neu trifft: Lastenträger mit ihren Bambusstangen auf selbstfahrenden Taxis.

Martin Hinkens aus Aachen erzählt, was ihn 2015 in diese Stadt gebracht hat, von der er vorher noch nie gehört hatte. Wie es ist, als einer der ganz wenigen Ausländer dort zu leben und wie er die Leute in Chongqing, die am liebsten dreimal am Tag den extrem scharfen Feuertopf essen, für deutsche Würste begeistern will.

Autorin Miriam Steimer über Chongqing und die Dreharbeiten

Ich kannte Chongqing bisher vor allem aus meinem Instagram-Feed, denn die Stadt ist ein Paradies für Leute, die auf der Jagd nach guten Fotos und Videos für ihre Social-Media-Kanäle sind. Kuriose Orte – zum Beispiel die Bahn, die durch den achten Stock eines Hochhauses fährt, oder der Platz, der gar kein Platz ist, sondern an dessen Rand es 20 Stockwerke in die Tiefe geht – haben die Stadt berühmt gemacht und locken immer mehr Touristen nach Chongqing, in erster Linie chinesische und asiatische. Ausländer, vor allem westliche, gibt es in der Megacity nur extrem wenige – seit der Corona-Pandemie noch viel weniger. In der Stadt wird deutlich, wie abgeriegelt China in weiten Teilen ist. Für viele Interviewpartner waren wir vom ZDF-Team die ersten Ausländer, die sie in ihrem Leben gesehen oder gesprochen haben. Es war für uns in Chongqing völlig alltäglich, angestarrt, fotografiert und gefilmt zu werden.

Wie bei allen Filmprojekten in China sind die Einschränkungen der Pressefreiheit eine große Herausforderung. Menschen, die nicht mit uns sprechen wollen, weil die Staatspropaganda behauptet, ausländische Medien hätten nur das Ziel, China in einem schlechten Licht darzustellen. Interviews, die in letzter Sekunde abgesagt werden, Interviewpartnerinnen und -partner, die von staatlichen Stellen kontaktiert und eingeschüchtert werden, weil der Staatsapparat kontrollieren will, mit wem wir sprechen und was wir filmen. Offizielle Stellen, mit denen wir wochenlang über Drehgenehmigungen verhandeln – um dann am Ende ohne Begründung eine Absage zu bekommen.

Das ganze ZDF-Team war seit dem ersten Drehtag begeistert von der "gestapelten" Stadt, in der das Leben auf mehreren Ebenen übereinander läuft. Von den vielen schönen Bildern, den vielen Treppen, den offenen Menschen, die uns so liebevoll ihre Stadt gezeigt haben, davon, dass in Chongqing zu jeder Tages- und Nachtzeit was los ist – und so viel und so scharf gegessen wird. Von der rasanten Entwicklung, denn die Stadt ist in den vergangenen Jahren explodiert – und davon, dass in dieser Stadt alt auf neu trifft, Tradition und Moderne nebeneinander existieren: vom Lastenträger mit seiner Bambusstange bis zu selbstfahrenden Taxen.

Inhalt: "Mexico City – kreativ und kämpferisch"

Früher war Mexico City gefürchtet, heute ist die Megacity ein Hotspot für Touristen. Ihren Kampfgeist hat sich die Stadt bewahrt – mancherorts für die große Show, anderswo zum Überleben. Mit der Dämmerung beginnt in Mexico City die Zeit der Sterneköche, der Künstler und der Lucha-Libre-Kämpfer. Das ZDF-Team folgt ihnen durch die Nacht und erlebt am Tag der Toten eines der weltweit spektakulärsten Feste.

 Mit rund 22 Millionen Menschen ist Mexico City die größte spanisch-sprachige Stadt der Welt. Nicht nur deshalb zieht sie jedes Jahr mehr Touristinnen und Touristen an. Im Jahr 2023 könnten es mehr als vier Millionen werden und damit so viele wie nie zuvor. Die Mega-Metropole hat so ziemlich alles zu bieten, was sich Reisende wünschen könnten: Geschichte, Kultur, Kunst, Musik, exzellentes Street-Food, Sterne-Restaurants, spektakuläre Natur und natürlich seine Einwohner, die für ihre offene, respektvolle und lebensbejahende Art bekannt sind.

Was macht die Großstadt im Herzen Mexicos besonders? Wo liegen die größten Probleme? Inwiefern können Mexico City und seine Bürgerinnen und Bürger Vorbild für andere Großstädte sein? Diesen und weiteren Fragen gehen ZDF-Autorin Steffanie Riess und ZDF-Autor Benjamin Daniel in ihrer Dokumentation nach und treffen auf ihren Reisen rund um den Feiertag Día de Muertos Menschen, die aus verschiedenen Perspektiven das Leben in dieser besonderen Stadt beschreiben.

Lalo Garcia, beispielsweise, ist Starkoch in der mexikanischen kulinarischen Szene. Er lebt den umgekehrten amerikanischen Traum: als Kind illegal eingewanderter Feldarbeitern in den USA aufgewachsen, als Erwachsener nach Mexico abgeschoben, in ein Land, das er kaum kannte. Er hat hier seinen Erfolg und sein Glück gefunden. Das ZDF-Team war im Morgengrauen mit ihm in der schon von den Azteken angelegten Kanallandschaft zu den schwimmenden Anbaugebieten im Süden von Mexico City unterwegs, wo er sich ebenso Inspiration holt, wie auch die frischesten Kräuter und das beste Gemüse. Außerdem hat das Team ihn einen Tag lang in seinem Szene-Restaurant Máximo begleitet – vom morgendlichen Briefing der Angestellten über die ansteigende Hektik in der Küche bis zum Ende eines mexikanisch-langen Abends.

Einen ganz anderen, aber nicht minder anstrengenden Alltag, erlebt tagtäglich Angel Palafox, ein ehemaliger Pilot. Er erkannte, dass man in Mexico City viel Geld machen kann mit dem Betreiben von privaten Krankenwagen. Denn: Es gibt viel zu wenig öffentliche Ambulanzen für die 22-Millionen-Stadt. Private Unternehmen füllen die Lücke und verdienen Geld damit. Manche, wie der von Angel, sind gut ausgestattet, haben Sanitäter oder Ärzte an Bord. Andere sind aufgemotzte Transporter, mit minimaler Ausstattung. Um möglichst schnell vor Ort zu sein, verfolgen sie den Polizeiscanner und suchen auf Facebook nach Posts von Unfällen. Vor Krankenhäusern verteilen sie Visitenkarten, falls ein Krankentransport benötigt wird. Es ist ein Geschäft mit der Not, aber auch ein wichtiger Service in einem unterfinanzierten Gesundheitssystem.

Außerdem hat die ZDF-Crew eine Transaktivistin begleitet, war mit der Fahrrad-Bürgermeisterin der Stadt unterwegs, war bei der Nacht der Museen dabei und bekam seltene und intime Einblicke in das Privatleben von mexikanischen Lucha-Libre-Kämpfern. Alle Protagonistinnen und Protagonisten stehen stellvertretend dafür, wie kreativ und kämpferisch die Menschen in Mexico City sind.

Fragen an die Filmautoren Steffanie Riess und Benjamin Daniel

Kannten Sie Mexico City schon vorher? Was macht aus Ihrer Sicht die Besonderheit dieser Megacity aus?

Benjamin Daniel: Anders als meine Kollegin, Steffanie Riess, die schon häufig in Mexico City gearbeitet hat, kannte ich die Stadt bisher noch nicht. Ich war lediglich ein paar Mal auf dem Flughafen zwischengelandet.

Steffanie Riess: Ich war schon viele Male in Mexico City und habe die Transformation der Stadt von einer, in der Wahrnehmung vieler, gefährlichen und eher unattraktiven Metropole in eine Lieblingsstadt von Digitalnomaden und Touristen mitverfolgt. Das gute Klima, das tolle Essen, das große kulturelle Angebot, gepaart mit vielen Grünflächen und einer entspannten Atmosphäre ziehen heute viele Menschen an. Die Stadt hat viele Herausforderungen, und einige davon zeigen wir in dieser Dokumentation auf. Doch die Menschen lassen sich davon nicht abhalten, ihrer Lebensfreude bei jeder Gelegenheit Ausdruck zu geben. Auch davon handelt der Film.

Was hat Sie bei der Recherche und bei den Dreharbeiten vor Ort überrascht oder besonders beeindruckt?

Steffanie Riess: Wir fanden sehr eindrucksvoll, wie in Mexico City Tradition und Moderne miteinander verwoben sind. Mexikaner sind stolz auf ihre Geschichte und ihre Kultur, sie sind ein wichtiger Teil ihrer Identität. Gleichwohl spürt man den modernen Puls der Metropole im Prinzip an jeder Ecke der Stadt.

Benjamin Daniel: Mich haben vor allem die modernen Seiten Mexico Citys überrascht. Manches hatte ich von der 22-Millionen-Hauptstadt eines Schwellenlandes nicht unbedingt erwartet. Beispielsweise haben wir mit einer landesweit bekannten Fahrrad-Aktivistin gedreht, die uns eindrücklich dargelegt hat, inwiefern sich die Stadt in den letzten Jahren hinsichtlich ihres Mobilitätskonzepts verändert hat. Trotz des dichten Verkehrsaufkommens haben viele Einwohner*innen kein Auto und bewegen sich ausschließlich mit dem Rad fort. Das ist auch relativ problemlos möglich, da zum einen die Infrastruktur angepasst wurde, es also viele Radwege oder autofreie Sonntage et cetera gibt. Zum anderen scheinen sich die Autofahrer aber auch gut daran gewöhnt zu haben, Rücksicht zu nehmen. Ich hatte den Eindruck, dass das deutlich besser funktioniert als in manchen deutschen Städten.

Was waren die Herausforderungen bei diesem Filmprojekt?

Steffanie Riess: Mexikaner gehen die Dinge gerne entspannt an. Das hat sehr angenehme Seiten, kann aber auch zu Herausforderungen führen, wenn man auf präzise Terminabsprachen angewiesen ist. Wir lernten schnell, flexibel zu bleiben und mussten des Öfteren auch mal kurzfristig umplanen.

Wie haben Sie die Menschen erlebt, mit denen Sie zu tun hatten?

Benjamin Daniel: Besonders beeindruckt hat mich die Hingabe und das große Verständnis unserer Protagonist*innen. Fast alle haben sich sehr viel Zeit für uns genommen und waren bereit, ihre Tagesabläufe für uns anzupassen. Da wir als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt unseren Gesprächspartner*innen keine Vergütung anbieten können, wir also darauf angewiesen sind, dass sie sich ohne Gegenleistung Zeit für uns nehmen, fand ich das schon bemerkenswert. Generell wirkten die meisten Menschen, die wir getroffen haben, sehr offen, respektvoll und herzlich.

Steffanie Riess: Auch mich hat besonders die Herzlichkeit beeindruckt, mit der uns Menschen aus ganz verschiedenen Lebenssituationen entgegentraten und die Offenheit, mit der sie uns einen Einblick in ihr Leben gewährten. Uns war wichtig, nicht nur die bekannte Seite der Stadt zu zeigen, das historische Zentrum, die Szeneviertel, sondern auch in die Außenbezirke dieser riesigen Stadt zu schauen und die Vielfältigkeit der Lebensumstände zu zeigen. Dementsprechend vielfältig waren auch die Perspektiven der Menschen – und das, was sie an ihrer Stadt schätzen.

Was schätzen die Einwohner von Mexico City an ihrer Stadt?

Benjamin Daniel: An Mexico City schätzen sie unter anderem das urbane Flair, das eine solche Megametropole bietet, mit all seinem breit gefächerten Kultur-, Sport-, und Freizeitangebot, aber auch, dass man in relativ kurzer Fahrzeit der Stadt "entkommen" kann. Ein sehr beliebter Entspannungsort für die Einwohner Mexico Cities sind beispielsweise die eindrucksvollen Chinampas, eine wunderschöne Sumpflandschaft vor den Toren der Stadt, auf der die Azteken im 14. Jahrhundert ihre Hauptstadt Tenochtitlan errichteten.

Steffanie Riess: Einig waren sich alle, dass die Nacht in Mexico City eine besondere Magie hat.

Inhalt: "Lagos – Metropole der Extreme"

Lagos wächst so schnell wie keine andere Stadt der Welt. Eine Megacity der Extreme: Während viele der 25 Millionen Einwohner in Armut leben, spielt Geld im legendären Club-Leben keine Rolle. Wenn es Nacht wird, beginnt im Chaos der Megacity für die Gangs und die Ärmsten ein Überlebenskampf – während andere glamouröse Träume leben. Die Doku zeigt die Stadt, die Afrikas Zukunft prägen wird, von ihrer schillerndsten und ihrer schmutzigsten Seite.

Rund 25 Millionen Menschen, so Schätzungen, leben in der zweitgrößten Stadt Afrikas nach Kairo – genau weiß es nicht einmal die Stadtverwaltung. 2050 soll sich die Zahl verdoppelt haben. Jeden Tag werden Hunderte von Kindern geboren, ziehen neue Menschen in Nigerias Megacity, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf einen Job, eine Perspektive.

Sein Name ist sein Markenzeichen, sein Karriere so typisch für die Hafenstadt Lagos: Whitemoney, bürgerlich Hazel Onoudunyi, gewann 2021 das Big-Brother-Finale Nigerias, seitdem lieben ihn die Massen. Seine Social-Media-Kanäle werden täglich millionenfach geklickt. Der 32-Jährige cruist nachts mit seinem Maybach durch die Straßen der riesigen Metropole und ist gern gesehener Gast auf den vielen Top-Events der Stadt. "In Lagos kannst Du deine Träume wahrmachen", sagt der Mega-Influencer, der bis vor seinem Karrierestart ein einfacher Verkäufer war. Das ZDF-Team hat ihn durch seine Nächte begleitet und dabei auch erfahren, wieso Menschen wie Whitemoney Lagos zu der Szenestadt Afrikas machen.

Nicht weit vom Luxusviertel Victoria Island wohnen Hunderttausende in einfachen Bretterbuden auf Stelzen, die in der Brake von Lagos stehen. Makoko Island ist einer der schlimmsten Slums Afrikas. Hunderttausende leben hier, die meisten von ihnen sind Fischer wie Banuso Kokpe. Eine Schule hat er nie besucht, das Geld für die Gebühren konnte seine Familie nicht aufbringen. Also wurde der 28-jährige Fischer wie Generationen vor ihm. Doch sein traditionelles Leben ist immer schwieriger zu bewältigen. Weil die Bevölkerungszahl in Makoko explodiert, ist der Kampf um die Ware Fisch hart geworden. Banuso Kokpe fürchtet um die Zukunft seiner drei Kinder. Er will nur eines – raus aus Makoko.

Auf der Suche nach neuem Wohnraum schreckt die Stadt Lagos vor nichts zurück: Die Häuser von Doyn Ajanlekoko und ihren Nachbarn haben Bulldozer über Nacht einfach plattgemacht. Der Verdacht: An der malerischen Lagune, an der jetzt einfache Menschen leben, sollen neue Luxuswohnungen entstehen. Doch die 63-Jährige und ihre Freundinnen wollen sich das nicht gefallen lassen. Sie zogen vor Gericht, der Abriss wurde gestoppt. Seitdem versucht Doyn Ajanlekoko auch andere Communitys zu ermutigen, sich im Kampf gegen die Behörden zusammenzuschließen.

Der Kameramann Bishop Kagho Idhebor ist ein Wanderer zwischen der Welten. Grade erst ist der 39-Jährige mit dem afrikanischen Oscar, dem African Movie Academy Award, ausgezeichnet worden. Seine Zeit aber verbringt er am liebsten mit dem Fotografieren der sogenannten Area Boyz – den Straßengangs, die jedes Viertel von Lagos im Griff haben. Wo die Area Boyz auftauchen, gibt es Krawall – so wollen sie es jedenfalls glauben machen. Dabei ist hinter ihrem lauten und gewaltbereiten Auftreten meist etwas ganz anderes verborgen: der Wunsch nach einem Zuhause, einer Familie, einem anderen Leben.

Fragen an die Autorin Susann von Lojewski

Was macht die Besonderheit von Lagos aus?

Lagos ist eine Stadt der Gegensätze: Menschen, die in bitterster Armut leben, und gleichzeitig andere, die ihren Reichtum offen zeigen, stolz darauf sind und im legendären Clubleben die Champagnerkorken knallen lassen. Dieser Mix macht Lagos zu einer vibrierenden Metropole, die immer in Bewegung ist.

Wie haben Sie persönlich die Stadt empfunden?

Wer einmal in Lagos war, kommt aus dem Staunen nicht raus. Alles hier ist extrem: Der Verkehr, das Klima, das Gewusel auf den Märkten und die pure Lebenslust in den Clubs – und das alles bei ohrenbetäubendem Lärm.

Was waren die Herausforderungen bei diesem Filmprojekt?

Ganz ehrlich: die Unzuverlässigkeit. Mit unserer genauen (deutschen) Planung kommt man in Lagos nicht weit. Hier funktioniert alles auf Zuruf – oder auch mal gar nicht. Jeder Tag wird für sich gelebt – wenn das Timing mit unserem ZDF-Team hereingepasst hat, prima, wenn nicht – morgen ist ein neuer Tag.

Was hat Sie bei der Recherche und bei den Dreharbeiten vor Ort überrascht oder besonders beeindruckt?

Wenn man ein genaues Drehvorhaben hat und nur begrenzte Zeit dafür, und man das dann schon an Tag eins über den Haufen werfen muss, ist das herausfordernd. Am Ende ist es aber wie so oft auf dem Kontinent: Es wird schon klappen und wenn nicht, dann klappt etwas anderes. Das alte Motto: AAW – Afrika Always Wins!

Wie haben Sie die Menschen erlebt, mit denen Sie zu tun hatten?

Selbst in den schlimmsten Verhältnissen sind die Menschen freundlich und aufgeschlossen. Sie freuen sich, dass wir in ihre Leben eintauchen und dass sie für uns interessant sind. Und sie sind stolz darauf, dass ihre Geschichten erzählenswert sind. Viele werden von ihrem Glauben getragen, dass Gott ihnen dieses Leben zugedacht hat. Das hilft ihnen vielleicht, ihren Alltag zu tragen. Dann gibt es aber auch die Anderen, die oft Millionen verdienen und für die wir nur ganz "kleine Lichter" waren.

Was schätzen die Einwohner von Lagos daran in dieser Megacity zu leben oder was wünschen sie sich?

Viele – gerade die aus ärmeren Vierteln – kennen nichts anderes als den Moloch Lagos. Sie halten sich gerade so über Wasser und träumen von einer besseren Zukunft für ihre Kinder – wie an so vielen Orten der Welt.
Eine vernünftige Infrastruktur – Strom, Wasser, Abfallentsorgung – das ist ihr Hauptwunsch. Stattdessen aber explodiert Lagos unkontrolliert, und die Probleme werden sich wohl eher verschärfen.

Fakten zum Thema Megacitys

Ab wann spricht man von einer Megacity?

Ab einer Größe von über zehn Millionen Einwohnern
Gegenwärtig gibt es weltweit 34 Megastädte mit jeweils mehr als zehn Millionen Einwohnern.

Wo gibt es Megacitys?

Asien: Tokio, Chongqing, Jakarta, Delhi, Dhaka, Seoul, Manila, Mumbai, Karatschi und Shanghai u. a.

Nordamerika: New York, Mexico City und Los Angeles

Südamerika: São Paulo, Buenos Aires, Rio de Janeiro und Lima

Afrika: Lagos, Kairo, Kinshasa

Europa: Moskau, Istanbul, Paris, London und die Metropolregion Rhein-Ruhr

Quelle: Wikipedia

Was sind die fünf größten Megacitys nach Einwohnerzahl?

1. Tokio (37,2 Mio.)
2. Delhi (32,29 Mio.)
3. Shanghai (29,2)
4. Dhaka (23,2)
5. São Paulo (22,6)

Chongqing in Asien ist gemessen an der Fläche die größte Stadt der Welt.

Quelle: UN World Urbanization Prospects 2018, Vorausberechnungen für 2023

Was sind die größten Städte in Europa?

Moskau (12,64 Mio.)
Paris (11,14 Mio)
London (9,54 Mio.)

Zum Vergleich: Berlin (3,57 Mio)

Quelle: Statistica 2023

Seit wann gibt es Megacitys, und wie sieht die zukünftige Entwicklung aus?

Der Begriff taucht im frühen 20. Jahrhundert auf. Die frühesten Nachweise findet man an der University of Texas (1904). Zunächst nutzten die Vereinten Nationen diesen Begriff für Städte mit acht Mio. Einwohnern. In den 50er-Jahren war New York City die einzige urbane Region mit über zehn Millionen Einwohnern.

Die Vereinten Nationen erwarten, dass die weltweite Zahl der Megastädte bis 2030 auf 43 steigen wird. Voraussichtlich wird Delhi mit dann knapp 39 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt sein.

Quelle: Statistisches Bundesamt

2025 wird es alleine in Asien 30 Megacitys geben

Quelle: Wikipedia

Die Slumentwicklung nimmt auch immer mehr zu 1,4 Milliarden Menschen leben 2020 in Slums. Das Leben wird besonders in den südlichen Megacitys immer schwieriger durch schlechte Luft, Abfälle und verdrecktes Wasser

Quelle: RESET Digital

Was sind Gründe für das Entstehen von Megacitys?

Sie entstehen durch hohe Zuwanderungsraten und steigende Geburtenraten. Oft entfliehen die Menschen dem Land wegen Enteignung und mangelnder Perspektive. Die Städte entstanden im Zuge der Industrialisierung.

Quelle: RESET Digital

Biografische Notizen

Benjamin Daniel ist seit 2021 Korrespondent im ZDF-Studio Washington D.C. mit dem Berichtsgebiet Nord- und Mittelamerika. Die Journalistin Steffanie Riess arbeitet im ZDF-Studio Washington als Producerin. Sie ist Co-Autorin des Films über Mexico City.

Hier finden Sie Infos über Miriam Steimer, Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Ostasien in Peking: https://presseportal.zdf.de/biografien/uebersicht/steimer-miriam

Hier finden Sie Informationen über die Leiterin des ZDF-Studios Nairobi Susann von Lojewski: https://presseportal.zdf.de/biografien/uebersicht/lojewski-susann-von

Weitere Informationen

Fotos über ZDF-Kommunikation: Telefon: 06131 – 70-16100 oder über https://presseportal.zdf.de/presse/megacitys

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