New York, New York

Ein Film von Johannes Hano

New York – jeder glaubt die Stadt zu kennen und doch kann kein Film oder Roman ihr gerecht werden. Ständig erfindet sie sich neu und arbeitet an ihrem Mythos, die Welthauptstadt zu sein.
Der Film von ZDF-New York-Korrespondent Johannes Hano ist ein Streifzug durch die Stadt und ihre Geschichte. Für seine Reportage trifft er Menschen, deren Schicksale eng mit New York verknüpft sind. Sie kommen aus Kuba, Deutschland, Taiwan, der Dominikanischen Republik, Harlem, Oregon, und es eint sie etwas, das den Charakter und den Erfolg von New York bestimmt: Der Wille es hier zu schaffen und niemals aufzugeben.

  • ZDF, Montag, 2. Januar 2023, 19.25 Uhr
  • ZDF Mediathek, ab Dienstag, 27. Dezember 2022, 15.00 Uhr, zwei Jahre lang

Texte

Stab

ZDF: Montag, 2. Januar 2023, 19.25 Uhr
ZDFmediathek: ab Dienstag, 27. Dezember 2022, 15.00 Uhr, zwei Jahre lang
New York, New York

Ein Film von Johannes Hano

Producer                     Susanne Lingemann, Scott Filipski
Kamera                       Brian Dentz, Matthias Röckl, Markus Langen
Schnitt                         Karen Hinkelmann, Georg Petzold
Produktion                  Florian Gerhartz, Sawan Kakkor
Redaktion                   Paul Amberg
Leitung der Sendung  Markus Wenniges
Sendelänge                45 Minuten

Inhalt

"New York, New York" ist ein Streifzug durch die Stadt und ihre Geschichte. ZDF-New-York-Korrespondent Johannes Hano begegnet Menschen, deren Schicksale eng mit dem der Stadt verknüpft sind. Er trifft HipHop- und Street Art-Legenden, Drogenhändler, Influencer und Banker.

Sie kommen aus Kuba, Deutschland, Taiwan, der Dominikanischen Republik, Harlem, Oregon, und es eint sie etwas, das den Charakter und den Erfolg der Stadt bestimmt: Der Wille es hier zu schaffen und niemals aufzugeben.

Mit der Legalisierung von Marihuana werde New York schon bald auch Welt-Marihuana-Metropole sein, meint der ehemalige Finanzberater und verurteilte Drogenhändler Alex aus Kuba. Und er werde daran seinen Anteil haben. Nirgendwo auf der Welt gebe es mehr Geld und Knowhow, um das Geschäft professionell zu organisieren als in New York.

Andrew, der mit seinen Eltern aus Taiwan kam und von dem manche behaupten, er hätte 2008 die weltweite Kernschmelze an den Finanzmärkten mitausgelöst, hat sich als Fremdenführer und Tourismusunternehmer neu erfunden. Einwanderer seien es, die den Erfolg der Stadt ausmachen würden, meint er, denn sie hätten gelernt, bei null anzufangen.

Die Tänzerin und Choreographin Phoebe Berglund kommt aus einer Fischerfamilie in Oregon an der US-Westküste. New York, sagt sie, sei auch die Tanzmetropole der Welt. Auch wenn sie am Existenzminimum lebe – aufgeben sei keine Option, denn wer New York verlasse, der käme nicht mehr zurück und müsse alle Hoffnungen begraben.

Curtis Blow war 1979 der erste HipHopper, der einen Vertrag mit einer großen Plattenfirma bekam. Auf den Trümmern der "Burning Bronx" in den 70iger Jahren ist eine Urbane Popkultur entstanden. Mit Rap, HipHop und Street Art habe sich die schwarze New Yorker Jugend gegen Rassismus und Armut aufgelehnt, sagt er. Heute ist die "Burning Bronx" Geburtsstädte eines weltweiten Milliardengeschäfts.

"Wenn Du es hier schaffst, dann schaffst Du es überall, wenn Du es in Berlin schaffst, dann schaffst Du es in Berlin", sagt Sebastian Steinau, der als Makler aus dem Sauerland nach New York gekommen ist. Er wollte sich mit den besten messen. Heute gehört er zu den Top Maklern für Luxusimmobilien in New York. 9/11, Finanzkrise und Covid hätten den Immobilienmarkt immer wieder in die Knie gezwungen – aber das seien nur weitere Herausforderungen gewesen.

Die Influencerin Corinne Monson arbeitet jeden Tag daran mit, den Mythos New York neu zu beleben. Auch sie musste sich neu erfinden, als die Finanzkrise über die Stadt hereinbrach. Für ihren FOMO Blog (Fear of Missing Out) auf Instagram durchstreift sie die Stadt auf der Suche nach den neusten Trends in Kunst, Kultur und in der Clubszene. Um in der Stadt aufzufallen, müsse man sich immer etwas Besonderes einfallen lassen. Die Konkurrenz sei groß im Buhlen um die Aufmerksamkeit der Instagrammer, denn die würden mit ihren Selfies weltweit millionenfach kostenlose Werbung schalten.

So grausam der Anlass gewesen sei, die Anschläge vom 11. September 2001 hätten die New Yorker zusammengeschweißt, egal ob schwarz oder weiß. Die Stadt sei in der Krise zusammengerückt, erzählt Ramona Diaz, die sich großflächig die Stars and Stripes auf ihren Rücken hat tätowieren lassen. Ramona ist Bauarbeiterin und hat als eine der ersten den Mut gefasst und mit ihren eigenen Händen die Überreste des World Trade Centers aufgeräumt. Sie sei das auch ihrem Vater schuldig gewesen, denn der habe als Einwanderer und Schweißer aus der Dominikanischen Republik die Türme mit aufgebaut.

Die Reportage "New York, New York" ist eine Hommage an die Menschen, die diese Stadt erst zu dem machen, was sie immer noch für viele ist – ein Leuchtturm der Hoffnung in einer sich verdunkelnden Welt.

Fragen an Johannes Hano, Leiter des ZDF-Studios New York

Wie ist die Idee zu dieser Doku ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt entstanden?

New York, als einzige echte Weltstadt, ist immer einen Film wert. Jeden Tag entsteht hier Neues in einer Geschwindigkeit, mit der andere Städte nicht mithalten können. Oft wurde die Stadt nach schweren Krisen totgesagt und immer wieder ist sie auferstanden. So wie jetzt nach der Coronapandemie, die die Stadt wirklich auch ökonomisch in die Knie gezwungen hat. Uns hat die Frage interessiert: Woran liegt das? Um die Antwort vorwegzunehmen: Es sind besondere Menschen, die in dieser Stadt leben. Vor allem auch Einwanderer aus aller Welt, die nicht bereit sind, schnell ihre Träume aufzugeben.

Seit acht Jahren sind Sie Leiter des ZDF-Studios New York: Welchen Wandel haben Sie in New York erlebt?

Der augenfälligste Wandel hat sich in der Skyline vollzogen. Vor allem in Midtown am Central Park wurden neue Hochhäuser gebaut, die mehr als 400 Meter in den Himmel ragen bei einem extrem kleinen Grundriss. Nadeln werden diese Wolkenkratzer genannt, die die New Yorker Skyline neu definieren. Das besondere an ihnen ist, dass sie keine Bürotürme sind, sondern Wohntürme für Superreiche. Im Steinway Tower direkt am Central Park South, der gerade fertiggestellt wurde, gibt es nur 47 Wohnungen auf 72 Stockwerken. Exklusiver und teurer geht es nicht. Und dann riecht die Stadt mittlerweile an fast jeder Ecke nach Marihuana, seit die Strafverfolgung kleiner Drogendelikte praktisch ausgesetzt wurde. Manchmal steigt mir so viel Rauch in die Nase, wenn ich nur mal kurz um den Block gehe, dass ich das Gefühl bekomme, selbst gleich high zu sein. Außerdem sieht man immer noch viele Obdachlose auf den Straßen. Das hat sich seit der Coronapandemie nochmal deutlich verschärft.

Was waren in dieser Zeit bislang die größten Herausforderungen, denen sich New York zu stellen hatte? Und inwiefern ist das gelungen oder nicht gelungen?

Das war ganz klar die Covid-Pandemie. Wir hatten hier Wochen im Frühling 2020, da sind mehr als 1.000 Menschen am Tag an Covid-19 gestorben. Wenn man das mal auf die Bevölkerungszahl in Deutschland hochrechnet, wären das 10.000 Tote am Tag! Das muss man sich mal vorstellen. Es waren so viele Leichen, dass man nicht mehr wusste, wohin mit ihnen. Massengräber, Kühllaster zur Zwischenlagerung. Grauenhafte Bilder, die den Menschen hier wirklich sehr große Angst gemacht haben. Nachdem New York zu Beginn der Pandemie relativ langsam und unkoordiniert auf die Herausforderung reagierte, hat man dann mit unbändigem Willen die Welle gebrochen. Wir hatten hier einen der weltweit härtesten Lockdowns überhaupt, der die Stadt an den Rand des wirtschaftlichen Kollapses gebracht hat. Aber auch hier hat sich einmal mehr der besondere Charakter der New Yorker gezeigt. Während es fast überall in den USA politisch extrem aufgeladene Diskussionen über Maskenplicht, Lockdowns, Tests und die Impfung gab, haben die New Yorker, ganz pragmatisch, wie sie sind, Chancen und Risiken abgewogen. Lockdown, Maskenplicht und so weiter waren kein Thema hier. Den allermeisten war klar, die Stadt wird ökonomisch extrem unter den Maßnahmen leiden. Ohne Maßnahmen aber wird alles noch viel schlimmer. Der Grundtenor war: Wir ziehen das jetzt voll durch, um möglichst schnell da wieder rauszukommen. Und das hat einigermaßen funktioniert.

Was sind die Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft? Wie geht New York damit um?

Die größte Herausforderung für eine Stadt, die quasi von Wasser umspült wird, ist der Anstieg des Meeresspiegels. Wie verheerend das im Zusammenspiel mit den mächtigen Hurrikans, die die Stadt immer wieder heimsuchen, sein kann, wissen die New Yorker spätestens seit 2012 Hurrikan Sandy die Region verwüstet und große Teile von Downtown unter Wasser gesetzt hat. Aber auch mit dem Thema Klimawandel gehen die New Yorker eher pragmatisch als ideologisch um. Das Wasser steigt und wird weiter steigen. Wir liegen am Wasser, also müssen wir unsere Stadt schützen, und genau das passiert bereits seit Jahren. Das beginnt mit dem Anlegen von Austernbänken in der Bucht von New York, die Sturmfluten bremsen sollen, bis hin zu der Erhöhung der Schutzwälle rund um die Stadt. Wenn ein Problem erkannt ist, dann wird hier gehandelt, um keine Zeit zu vergeuden.

Brutal allerdings ist die Einkommensschere, die hier immer weiter auseinander geht. Das ist zwar ein Problem fast überall auf der Welt, aber hier in New York ist es besonders augenfällig und ausgeprägt. Die Stadt ist extrem teuer. Ein Anwalt einer Sozialeinrichtung in der Bronx hat mir einmal erzählt, dass man als Single in New York mindestens 100.000 Dollar verdienen muss, um nicht zu den "working poor" zu gehören, also jenen die trotz Arbeit arm sind. Das muss man sich mal vorstellen! Deswegen leben viele Menschen, besonders die letzte Einwanderergeneration mit Großfamilien in kleinen Wohnungen. Sie legen alles zusammen, um es zu schaffen und hier nicht unterzugehen. Covid hat diese Menschen besonders hart getroffen und die riesigen sozialen Probleme der Stadt offenbart. Allerdings will trotzdem kaum jemand die Stadt verlassen. Die Antwort, warum die Menschen trotz allem hierbleiben, ist praktisch immer die gleiche: Bei aller Ungerechtigkeit – in New York gibt es Jobs und Chancen, die es woanders nicht gibt.

In welcher Hinsicht hat Sie New York bislang am meisten überrascht?

Ich habe gedacht, dass New York sehr viel länger brauchen wird, um nach der Coronapandemie wieder auf die Füße zu kommen. Aber ich habe die Kraft der New Yorker und ihren ungeheuren Willen niemals aufzugeben völlig unterschätzt. Unser Film "New York, New York" ist eine kleine Hommage an diese Menschen, die aus der ganzen Welt hierherkommen, um ihren Träumen nachzujagen und das mit einem oft unerschütterlichen Mut, weil Sie wissen: New York ist ganz oben. Weiter geht es nicht.

Die Fragen stellte Birgit-Nicole Krebs

Biografie von Johannes Hano

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